Titel: | Ueber die quantitative Bestimmung des Eisenoxydes mittelst unterschwefligsauren Natrons; von J. M. Crafts. |
Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. IV., S. 17 |
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IV.
Ueber die quantitative Bestimmung des Eisenoxydes
mittelst unterschwefligsauren Natrons; von J. M. Crafts.
Aus dem Bulletin de la Société chimique de
Paris, t. XX p. 50; Juli 1873.
Crafts, über Bestimmung des Eisenoxydes mittelst
unterschwefligsauren Natrons.
Das beste Lösungsmittel für das in den Erzen enthaltene Eisenoxyd ist
durchschnittlich die concentrirte Salzsäure; man hat aber in neuerer Zeit gefunden,
daß in einer solchen Solution das Eisen sich nicht so genau volumetrisch durch
übermangansaures Kali bestimmen läßt, als in einer schwefelsauren; dahingegen eignet
sich für die volumetrische Analyse des Eisens in der salzsauren Lösung ganz
vorzüglich gut das unterschwefligsaure Natron. Indessen besitzt letztere Methode
doch nicht die wünschenswerthe Genauigkeit wenn man die in den Lehrbüchern
angegebenen Vorsichtsmaßregeln befolgt. Ich habe mich daher bemüht, die diesem
Verfahren, welches sich durch Raschheit der Ausführung, sowie durch die leichte
Herstellung und Haltbarkeit der dazu erforderlichen Reagentien empfiehlt, noch
anklebenden Fehlerquellen zu erforschen und zu beseitigen.
Man überzeugt sich bald, daß die Endreaction die wünschenswerthe Genauigkeit besitzt,
und daß die einzige Ursache der Ungenauigkeit auf der zersetzenden Wirkung beruht,
welche die freie Säure der Eisenlösung auf das unterschwefligsaure Natron ausübt,
man daher namentlich dahin trachten muß, den Ueberschuß der Säure bis zu dem Punkte
zu vermindern, wo ihre störende Einwirkung aufhört.
Das nachstehende Verfahren liefert so genaue Resultate, als man sie von einer
volumetrischen Methode erwarten kann und ist zugleich rasch und leicht ausführbar.
Man bedarf dazu folgender Solutionen:
Unterschwefligsaures Natron. – Das gereinigte
käufliche Salz muß bei gewöhnlicher Temperatur ausgetrocknet werden. Zu diesem Zweck
breitet man es zerkleinert dünn zwischen Papierbogen aus und wendet es täglich um,
nachdem man es jedesmal vorher wieder aufs Neue zerrieben hat, bis kein
Gewichtsverlust mehr stattfindet. Es bleibt nunmehr ganz luftbeständig, und nachdem
man seinen Gehalt ermittelt hat, kann man damit jederzeit eine normale Lösung
herstellen. Ist das Salz chemisch rein, so setzt es sich mit dem Eisenchloride nach
folgender Gleichung um:
2 (NaO + S²O²), Fe²Cl³ = NaO +
S⁴O³, 2FeCl, NaCl.
Um also 1 Liter Zwanzigstel-Normal-Lösung des Salzes herzustellen,
bedarf man 248/20 = 12,4 Grm. desselben. Gewöhnlich muß man mit einem Coefficienten
multipliciren, welcher durch eine Vergleichung der Hyposulfit-Lösung mit
einer Zwanzigstel-Normal-Lösung von Eisenchlorid ermittelt worden ist,
wie ich das weiter unten angeben werde.
Ich habe mich durch mehrere Versuche überzeugt, daß eine Lösung des
unterschwefligsauren Natrons ihren Titer bis auf zwei oder drei
Zehntel-Procent einen Monat lang behält, wenn man sie vor dem Tageslicht
geschützt aufbewahrt. Ein ziemlich reines Salz hatte selbst nach einem halben Jahre
noch keinen Schwefel abgesetzt.
Eisenchlorid. – Die Eisenchloridlösung, welche zum
Ausgangspunkte dieser Versuche diente, wird dargestellt durch Behandeln reinen
Eisens von bekanntem Kohlenstoffgehalte mit starker reiner Salzsäure. Nach erfolgter
Lösung wird mit Salpetersäure oxydirt und dann soweit verdunstet, bis Eisenoxyd sich
auszuscheiden beginnt.Man erkennt diesen Zeitpunkt daran, daß ein herausgenommener Tropfen der
Flüssigkeit sich eben noch ganz klar mit Wasser vermischt. Auf diese Weise ist man sicher, daß die Flüssigkeit keinen zu großen
Ueberschuß von Säure enthält.
Um eine Zwanzigstel-Normal-Lösung zu bereiten, d.h. eine solche welche
56/20 × 100/99,65 Grm. Eisen enthält, mußte man zu einem Liter 2,8098 Grm.
eines Eisendrahtes verwenden, welcher 99,65 Proc. metallisches Eisen enthielt.
Anstatt den Ueberschuß an Salzsäure durch Verdunsten zu entfernen, kann man ihn auch
mit kohlensaurem Natron abstumpfen; aber diese Operation muß mit ganz besonderer
Sorgfalt ausgeführt werden, und man darf sich nicht damit begnügen, die gewöhnliche
Vorschrift zu befolgen, welche verlangt, mit dem Alkali bis zur Bildung eines
permanenten Niederschlages zu neutralisiren und diesen Niederschlag in möglichst
wenig Säure wieder aufzulösen, denn, wenn man in diesem Falle nur so viel Säure
verwendet hat, als gerade erforderlich war, so bekommt man eine röthlichgelbe
Lösung, welche durch das Hyposulfit nicht vollständig reducirt wird, weil es an der
dazu mit erforderlichen Säure fehlt; will man diesen Mißstand durch Zusatz voll mehr
Säure verbessern, so bedarf man eines genauen Merkmales, woran man erkennt, wenn man
mit dem Säurezusatze aufhören muß, denn ein Ueberschuß daran schadet ebenso sehr,
wie ein Mangel. Dieses Merkmal besteht in der Farbenveränderung der Flüssigkeit aus
dem Röthlichgelben in's Goldgelbe mit einem leisen Stich in's Grünliche. Sobald also
diese Farbenveränderung eingetreten ist, muß man mit dem Zutröpfeln der Säure
aufhören. Erst nachdem dieß geschehen ist, wird mit Wasser bis zum Liter
verdünnt.
Immerhin habe ich es aber bequemer gefunden, den Ueberschuß an Säure durch Verdunsten
zu beseitigen, als durch Neutralisiren.
Ich habe mich vielfach überzeugt, daß man mit concentrirteren Lösungen keine so guten
Resultate erhält; dagegen schadet es nichts, wenn die Verdünnung über 1/20 hinaus
geschieht. So z.B. waren 25 Kub.-Centimeter einer
Zehntel-Normal-Lösung äquivalent den folgenden K. C.-Zahlen
Hyposulfitlösung:
25,29 – 25,27 – 25,28 – 25,20. –
Mittel: 25,25.
Dieselben Lösungen, durch Verdünnen mit Wasser auf Zwanzigstel gebracht, bedurften 50
K. C. der Eisenlösung
50,84 – 50,78 – 50,74 – 50,82. –
Mittel: 50,80
Hyposulfitlösung. Auf Zehntel-Lösung zurückgeführt,
ergeben sich für 25 K. C. Eisenlösung 25,40 K. C. Hyposulfitlösung, statt 25,25 der
ersten Reihe.
In einer zweiten Versuchsreihe bedurfte man
25,18 – 25,21 – 25,14 – 25,12 –
25,29. – Mittel: 25,19.
Dieselben Lösungen bedurften, mit 100 K. C. Wasser verdünnt, 25,39, und, mit 200 K.
C. Wasser verdünnt, 25,41.
Diese letzteren Zahlen stimmen vollständig mit denjenigen überein, welche mit
Zwanzigstel-Lösungen erhalten worden waren.
Um nun wieder auf den zu ermittelnden Coefficienten zurückzukommen, so versetzt man
eine bestimmte Menge der Eisenlösung mit etwas mehr Hyposulfitlösung, als zur
Reduction erforderlich ist, und ermittelt den Ueberschuß der letzteren durch Jod.
Ich habe bei meinen Versuchen auf 50 K. C. Eisenlösung immer 60 K. C.
Hyposulfitlösung angewandt. Die Reduction ist in 5 bis 6 Minuten erfolgt, und das
Ende derselben erkennt man mittelst Rhodankaliums, welches nicht die leiseste
Röthung mehr hervorrufen darf. Sodann wird der Ueberschuß des Hyposulfites mit Jod
und Amylum auf bekannte Weise zurücktitrirt.
In den nachstehenden Versuchsreihen bedurften 50 K. C.
Zwanzigstel-Normal-Eisenlösung an K. C.
Zwanzigstel-Normal-Hyposulfitlösung:
A. 50,84 – 50,78 – 50,74 – 50,82.
– Mittel: 50,80.
B. 50,88 – 50,72 – 50,72 – 50,84
– 50,78. – Mittel: 50,80.
C. 50,78 – 50,82. – Mittel: 50,80.
D. 50,84 – 50,82 – 50,78 – 50,88
– 50,88 – 50,88 – 50,92. – Mittel: 50,86.
E. 50,82 – 50,76 – 50,80 – 50,70
– 50,76 – 50,82 – 50,80 – 50,88 – 50,78 –
50,82 – Mittel: 50,80.
F. 50,88 – 50,82 – 50,86 – 50,80
– 50,78 – 50,82 – 50,88 – 50,88 – 50,86. –
Mittel: 50,84.
G. 50,86 – 50,80 – 50,78 – 50,70.
– Mittel: 50,78.
Aus diesen Resultaten ergab sich der Coefficient 1,016, mit welchem die 12,4 Grm.
Hyposulfit multiplicirt werden mußten, um zu der für die
Zwanzigstel-Normal-Solution erforderlichen Quantität des vorliegenden
Salzes zu gelangen, welche also 12,5984 Grm. betrug.
Bestimmung des Eisens in seinen Erzen. – In den
nachstehenden Analysen wurde eine Salzlösung angewandt, welche per Liter 12,5984 Grm. unterschwefligsaures Natron
enthielt.
Das feingepulverte Erz wird, wie bekannt, mit starker Salzsäure digerirt, ein etwa
vorhandener Oxydulgehalt mittelst Salpetersäure in Oxyd übergeführt, und die
Solution auf die oben angegebene Weise entweder durch Abdampfen oder durch
Saturation mit kohlensaurem Natron von der freien Säure befreiet. Man verwendet
zweckmäßig zu jeder Analyse 1,4 Grm. Erz und verdünnt die Lösung mit so viel Wasser,
daß sie 1/2 Liter beträgt; alsdann drückt die Anzahl K. C. der Hyposulfitlösung,
welche 100 K. C. Eisenlösung entspricht, die procentische Menge metallischen Eisens
in dem Minerale aus.
Die erste Titration dient zur approximativen Bestimmung der Quantität Hyposulfit,
welche 100 K. C. Eisenlösung äquivalent ist; und in den folgenden Operationen nimmt
man von dieser Quantität Hyposulfitlösung immer 20 Procent mehr.
Drei Analysen eines Limonits aus Maryland in den Vereinigten Staaten lieferten:
1.
Analyse:
51,35 – 51,35 – 51,30. – Mittel: 51,33 Proc.
Eisen.
2.
„
51,20 – 51,30 – 51,35 – 51,20. – Mittel: 51,26
Proc. Eisen.
3.
„
51,32 – 51,25 – 51,35 – 51,27. Mittel: 51,30 Proc.
Eisen.
Eine andere Probe desselben Erzes gab in sechs Analysen:
1.
Analyse:
52,24 – 52,28 – 52,20 – 52,18. – Mittel: 52,23
Proc. Eisen.
2.
„
52,17 – 52,15 – 52,11 – 52,18. – Mittel: 52,15
Proc. Eisen.
3.
„
52,20 – 52,19 – 52,17. – Mittel: 52,19 Proc.
Eisen.
4.
„
52,27 – 52,25. – Mittel: 52,26 Proc. Eisen.
5.
„
52,33 Proc. Eisen.
6.
„
52,32 – 52,30 – 52,33. – Mittel: 52,32.
Beträchtliche Mengen Sulfate, Phosphate und im Allgemeinen die Gegenwart aller
derjenigen Säuren, welche mit dem Eisen Niederschläge in nahezu neutralen Lösungen
bilden, bereiten der in Rede stehenden Analysirmethode Schwierigkeiten; indessen
kommen dergleichen Körper in den Eisenerzen doch immer nur in sehr geringer Menge
vor.
Es muß noch hervorgehoben werden, daß während der Titrirung, d. i. während der
Einwirkung des Hyposulfits auf das Eisenoxyd, von einem störenden Einflusse des
atmosphärischen Sauerstoffes keine Rede seyn kann.
Bemerkenswerth ist auch, daß die durch das Hyposulfit entstandene Chlorürlösung 24
Stunden der Luft ausgesetzt bleiben kann, ohne sich wieder höher zu oxydiren; erst
nach ein paar Tagen fängt sie an sich zu röthen (in Folge der Reaction des als
Indicator angewandten Rhodankaliums auf das entstandene Chlorid).