Titel: | Ueber Gewinnung von Oxalsäure aus Sägespänen und aus Kleie, sowie aus Lignose; von William Thorn in Stuttgart. |
Autor: | William Thorn |
Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. VI., S. 24 |
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VI.
Ueber Gewinnung von Oxalsäure aus Sägespänen und
aus Kleie, sowie aus Lignose; von William
Thorn in Stuttgart.
Thorn, über Gewinnung von Oxalsäure aus Sägespänen, Kleie
etc.
I.Ueber Gewinnung von Oxalsäure aus
Sägespänen.
Nach den Angaben, welche über diesen Gegenstand existiren, wird bei der fabrikmäßigen
Darstellung der Oxalsäure ein bestimmtes Gemenge von Kali- und Natronlauge
mit Sägespänen erhitzt.
Es ist längst constatirt, daß bei diesem Proceß Natronhydrat das Kalihydrat nicht
vollständig ersetzen kann, was auch Possoz (Wagner's Jahresbericht der chemischen Technologie für
1858, S. 119; polytechn. Journal Bd. CL S.
382) besonders hervorgehoben hat. Es bilden sich bei der Einwirkung von
Natronhydrat allein auf Holz, geringere Mengen Oxalsäure, manchmal nur Spuren. Doch
hat Possoz durch Vermehrung des Natronhydrates bei der
Einwirkung, z.B. bei Anwendung von 4 Theilen NaOH auf 1 Theil Holz und Erhitzen auf
nur 150–180°, größere Mengen von Oxalsäure erhalten; aber welche
Ausbeute bei Anwendung
von Holz erhalten wurde, ist nicht angegeben. Bei Anwendung von Kleie statt Holz
erhielt er 90 Proc. Oxalsäure auf getrocknete Kleie berechnet, glaubt jedoch im
Großen nur auf 50 Proc. rechnen zu können. Ob die Anwendung von Kleie in den
Fabriken sich Eingang verschafft hat, ist mir nicht bekannt, ich glaube aber kaum
daß dieß der Fall ist, wegen der geringen Ausbeute gegenüber der verwendeten Menge
Natron, und der kostspieligen Wiedergewinnung des letzteren, neben dem relativ hohen
Preise der Kleie. Dagegen ist bekannt, daß Sägespäne von mehreren Fabriken zur
Gewinnung von Oxalsäure verwendet werden, aber nur wenig ist über die Verhältnisse
in die Oeffentlichkeit gedrungen, unter welchen man am zweckmäßigsten die Alkalien
auf die Sägespäne einwirken läßt. Es scheint mir daher angezeigt, Resultate von
darauf bezüglichen Versuchen, die ich anstellte zu veröffentlichen. Bei Herstellung
der Schmelzen wurde zunächst ein rundes eisernes Gefäß von 5 Centimeter Höhe, 10
Centimeter unterem und 13 Centim. oberem Durchmesser angewendet; das Gesammtquantum
der Sägespäne wurde in die siedende, 30–42° Baumé starke Lauge
eingetragen und weiter über freiem Feuer unter fleißigem Umrühren erhitzt. Bei
Anwendung einer concentrirteren, 42° Baumé starken Lauge wird dieselbe
von dem Holz aufgesaugt und das sonst lästige Umherschleudern der Masse verhindert.
Im Laufe meiner Versuche wurde ich darauf aufmerksam, daß sich Differenzen in der
Ausbeute ergeben, je nachdem man beim Erhitzen in dickerer oder dünnerer Schicht
operirt; es wurde deßhalb eine zweite Versuchsreihe ausgeführt, bei welcher die
Erhitzung auf flacher Eisenblechschale vorgenommen wurde, so daß das Material nur in
einer Dicke von 1–1 1/2 Centimeter aufgetragen war. Die zu den Versuchen
verwendeten Sägespäne waren solche von Tannenholz mit 15 Proc. hygroskopischem
Wasser. Zur Bestimmung der gebildeten Oxalsäure wurde je 1 Grm. der Schmelze mit
warmem Wasser behandelt, die Lösung mit Essigsäure angesäuert, durch Kochen die
Kohlensäure verjagt und die Oxalsäure mit Chlorcalcium gefällt; der erhaltene
Niederschlag wurde nach dem Auswaschen und Trocknen als Calciumsulfat zur Wägung
gebracht und aus dem Ergebniß auf krystallisirte Oxalsäure
C²H²O⁴ + 2H²O pro 100 Holz berechnet.
1. Oxalsäurebildung durch Schmelzen
von Sägespänen mit Natronhydrat allein.
Es wurde 1 Gewichtstheil Holz in so viel Natronlauge eingetragen, daß auf 1 Gwth.
Holz 2 Gwth. Natronhydrat, andererseits 4 Gwth. Natronhydrat kamen. Hierbei
wurden folgende Resultate erhalten.
Beim Schmelzen im eisernen Gefäß gaben 50 Grm. Holz mit 100 Grm. NaOH bei:
200°
Cels.
36,0
Proc.
Oxalsäure
auf
Holz
berechnet
240°
„
33,2
„
„
„
„
„
Beim Erhitzen in dünner Schichte bei:
200°
Cels.
34,68
Proc.
Oxalsäure
auf
Holz
berechnet
220°
„
31,60
„
„
„
„
„
Als 25 Grm. Holz auf 100 Grm. NaOH angewandt wurden, im eisernen Gefäß
geschmolzen bei:
240°
Cels.
42,30
Proc.
Oxalsäure
auf
Holz
berechnet.
In dünner Schichte erhitzt bei:
240°
Cels.
52,14
Proc.
Oxalsäure
auf
Holz
berechnet.
Die Farbe der Schmelze ging von Braun in schön Corcumagelb über; über 180°
erhitzt, nahm die Masse eine grüne bis braungrüne Färbung an; bei noch höherer
Temperatur treten leicht unangenehm riechende Dämpfe auf, welche eine
weitergehende Zersetzung befürchten lassen. Das Erhitzen über 200° mußte
sehr sorgfältig überwacht werden, weil überaus leicht beim schnellen Steigen der
Temperatur dieselbe zu hoch wird und die anfangs gebildete Oxalsäure sich wieder
zersetzt; es ist dieß besonders der Fall bei den Versuchen mit der geringeren
Menge Natronhydrat.
2. Oxalsäurebildung durch Schmelzen
von Sägespänen mit einem Gemenge von Kalihydrat und Natronhydrat in dickeren
Schichten.
Wenn bei Herstellung der Schmelzen ein Gemenge von Kalihydrat und Natronhydrat in
einem bestimmten Verhältniß genommen wird, so soll nach früheren Angaben die
Ausbeute an Oxalsäure ebenso groß oder selbst größer seyn als mit Kalihydrat
allein.
Das Verhältniß welches die günstigsten Resultate liefern soll, wird aber sehr
verschieden angegeben. Nach einem Berichte von Fleck
(Wagner's Jahresbericht der chemischen
Technologie für 1862, S. 515; polytechn. Journal Bd. CLXII S. 281) wurde in der Fabrik von
Roberts, Dale u. Comp.
in Warrington (Lancashire) ein Gemenge von 1 1/2 Th. KOH und 1 Th. NaOH
angewendet; nach einer anderen Angabe (Wagner's
Jahresbericht für 1864, S. 492) wird 1 Aequivalent Kalihydrat auf 2 Aequivalente
NaOH, entsprechend nahezu 1 Theil KOH auf 1 1/2 Th. NaOH genommen; in der Fabrik
von Kuhnheim in Berlin soll ein atomistisches Gemenge
von KOH und NaOH als das günstigste gebräuchlich seyn, welches Verhältniß wieder
nahezu mit der ersten der obigen Angaben übereinstimmt.
Von einem Gemenge aus 10 Th. KOH, 90 Th. NaOH und 50 Holz ausgehend, beobachtete
ich daß bei diesem Verhältniß der Alkalien zu einander die Masse einer
eigenthümlichen Zersetzung unterworfen ist. Die Farbe der Masse geht beim
langsamen Erhitzen sowohl als auch beim raschen Steigern der Temperatur von
Braungelb in Grünlichgelb über und hatte, als das Thermometer 180°
zeigte, Dickteig-Consistenz angenommen, es zeigte sich nun ein starker
Nebel über der Schmelze; die Temperatur stieg nach Entfernung der Flamme zuerst
langsam, dann rascher innerhalb einiger Minuten über 360°; die Masse
blähte sich auf und zeigte kraterähnliche Bildungen unter Entwicklung großer
Mengen brennbarer Gase; schließlich trat Verkohlung ein. Selbst durch Aufblasen
eines kräftigen Stromes kalter Luft ließ sich die Zersetzung nicht
aufhalten.
So oft ich diesen Versuch mit demselben Gemenge wiederholte, beobachtete ich
dieselbe Erscheinung. Bei Anwendung eines Gemenges von 20 Th. KOH, 80 Th. NaOH
und 50 Th. Holz, konnte dagegen die Temperatur schon weit eher über 200°
gesteigert werden, ohne daß eine so weitgehende Zersetzung eintrat.
In dem Verhältniß als man die Kalimenge vergrößert, geht die Farbe der fertigen
Schmelze von Gelb mehr und mehr in Braun über und ist für gleiche Consistenz der
Masse ihre Temperatur höher; allerdings variiren die Schmelzen auch etwas in
ihrem Verhalten je nachdem man schnell oder langsam erhitzt. Ueber 200°
wird die Schmelze wieder dünnflüssiger und bläht sich stark auf, so daß sie
leicht aus dem Gefäß übersteigt ehe sie beim weiteren Erhitzen wieder
dickflüssiger wird, daher ich Schwierigkeiten hatte, die Masse auf eine höhere
Temperatur zu bringen; ich erreichte dagegen leicht eine solche, wenn ich die
auf 200° erhitzte Masse auf 60–80° erkalten ließ und
während des Erkaltens öfters durchrührte um Klumpenbildung zu verhüten und mehr
eine erdige lockere Masse zu erhalten; erhitzt man hierauf zum zweitenmal, so
ist die Masse bei derselben Temperatur viel dickflüssiger und läßt sich leicht
auf 240–250° bringen. Bei dieser Temperatur zersetzt sich wohl ein
Theil der Humuskörper, was ich aus der helleren Farbe des wässerigen Auszuges
der Schmelze schließe, gegenüber der Farbe des Auszuges aus weniger stark
erhitzter Schmelze; dagegen steigert sich die Bildung von Oxalsäure bei dieser
hohen Temperatur, was die folgenden Versuche zeigen, bei welchen je 50 Grm. Holz
mit 100 Grm. Alkalihydrat in wechselnden Verhältnissen von KOH und NaOH
zusammengeschmolzen wurden. Die Schmelzdauer war 3/4–1 Stunde.
Verhältniß vonKOH zu NaOH
TemperaturGrade Cels.
Zahl der Versuche
Procent Oxalsäure
20 : 80
190
2
19,78
„
200
1
21,50
„
240
2
30,04
30 : 70
190
3
21,38
„
240
4
38,89
40 : 60
190
1
14,00
„
200
3
30,35
„
240–245
4
43,70
50 : 50
200
2
25,76
„
240–245
4
39,04
60 : 40
200
3
30,57
„
240–245
4
42,67
80 : 20
200–220
4
45,59
„
240
3
61,32
90 : 10
240
2
64,24
100 : 0
240–245
3
65,51
Nach diesen Versuchen war in keinem Fall die Ausbeute an Oxalsäure bei Anwendung
eines Gemenges von Kalihydrat und Natronhydrat eben so groß als bei Anwendung
von Kalihydrat allein. Wesentlich andere Resultate aber wurden erhalten beim
Erhitzen in dünner Schichte auf der Eisenschale.
3. Oxalsäurebildung durch Erhitzen
von Sägespänen mit einem Gemenge von Kalihydrat und Natronhydrat in dünnen
Schichten.
Die Sägespäne wurden wieder in die siedende, 42° Baumé starke Lauge
eingetragen und zwar 50 Grm. Holz auf 100 Grm. Alkalihydrat, so daß alle Lauge
vom Holz aufgesaugt wurde, dann die Mischung auf der eisernen Platte in circa 1 Centimeter dicker Schichte erhitzt. Durch
häufiges Umrühren wurde ein Schmelzen der Masse möglichst verhindert. Ueber
200° tritt dasselbe immer mehr oder weniger auf, wobei die grobpulverige
Masse in eine feuchte, bröcklige übergeht, was mehr der Fall ist, wenn ein
Gemenge der Alkalien, als wenn nur Kalihydrat allein zur Anwendung kommt, in
welch letzterem Fall auch die Farbe des Endproductes eine dunklere ist. Die
Masse bleibt beim Erhitzen in dünnen Schichten viel poröser als in dickerer
Schichte, wodurch die Luft besser mit der Masse in Berührung kommen kann. Diese
vermehrte Berührung mit Luft wirkt deßhalb günstig, weil die Verdunstung des
Wassers erleichtert, sowie die Oxydation der Holzfaser wesentlich befördert
wird, womit auch die vermehrte Oxalsäurebildung im Zusammenhang steht, worauf
die folgenden Resultate hinweisen. Es wurden wieder auf 50 Grm. Holz 100 Grm. Alkalihydrat
verwendet; das Erhitzen dauerte 1 bis 1 1/2 Stunden.
Verhältniß vonKOH zu NaOH
TemperaturGrade Cels.
Zahl der Versuche
Proc. Oxalsäure
0 : 100
200–220
2
33,14
10 : 90
230
2
58,36
20 : 80
240–250
4
74,76
30 : 70
240–250
3
76,77
40 : 60
240–250
6
80,57
60 : 40
240–250
6
80,08
80 : 20
245
4
81,24
100 : 0
240–250
6
81,23
Bei dieser Methode des Erhitzens in dünner Schichte unter möglichster Vermeidung
des Schmelzens der Masse, war nach diesen Versuchen die Ausbeute an Oxalsäure
bedeutend größer. Zugleich ergeben die Versuche, daß sich ein Gemenge von 40 KOH
und 60 NaOH gleich wirksam erweist wie 100 KOH allein, welches Verhältniß nahezu
übereinstimmt mit 1 Aequivalent KOH auf 2 Aequivalente NaOH. Bei geringeren
Mengen KOH fällt aber die Ausbeute an Oxalsäure rasch mit Verminderung
desselben.
4. Oxalsäurebildung durch Erhitzen
von Sägespänen und Alkalihydrat in dünnen Schichten bei gleichzeitiger
Zuführung von erwärmter Luft.
Das Ergebniß der zuletzt angegebenen Versuche führte mich zu Versuchen, über die
in dünner Schichte erhitzte Masse einen schwachen Strom erwärmter Luft zu
blasen. Die Masse blieb lange pulverig, erst bei 220° fieng sie an weich
zu werden. Es traten in der Masse, welche bis zu dieser Temperatur gleichmäßig
braun gefärbt war, einzelne schwarze Flecken auf, welche sich schnell in der
ganzen Schmelze verbreiteten. Bei Anwendung von auf 100° erwärmter Luft
wurde bis 215° erhitzt; die Temperatur stieg dann von selbst auf
240° unter gleichzeitigem Dunkelbraunwerden der Masse. Als ich ein
Gemenge von KOH und NaOH anwandte, trat die Reaction nicht so stark ein und
blieb die Masse weit Heller als bei Anwendung von KOH allein. Bei Anwendung von
Luft, welche auf 120° erhitzt war, stieg die Temperatur rasch von
190° auf 250° und es kürzte sich durch Aufblasen von erwärmter
Luft die Zeit des nöthigen Erhitzens bedeutend ab. Die Versuche zu welchen 50
Grm. Holz auf 100 Grm. KOH genommen wurden, ergaben folgende Resultate:
Temperatur derübergeblasenenLuft
Temperatur aufwelche erhitztwurde
Temperaturwelche die Massenach dem
Erhitzenannahm
Zahl der Versuche
Proc. Oxalsäure
120°
220°
250°
2
78,27
100
215
240
2
82,08
100
200
240
2
82,60
100
190
240
2
79,52
100Die Mischung bestand aus 40 Grm. KOH, 60 Grm. NaOH und 5 Grm.
Holz.
190
250
2
80,64
Die Ausbeute an Oxalsäure war hierbei nicht größer als bei den Versuchen ohne
Ueberblasen von erwärmter Luft, dagegen genügte eine kürzere Erhitzungszeit zur
Bildung der Oxalsäure.
5. Oxalsäurebildung unter
Mitanwendung von Braunstein.
Possoz nahm im Jahr 1858 für England ein Patent, nach
welchem zur Vermeidung der Bildung von ulminsauren, essigsauren, ameisensauren
und kohlensauren Salzen 100 Th. Kleie oder sonstige organische Substanz mit 100
Th. Kalihydrat und 500 Th. mangansaurem Kali auf 160–204° erhitzt
werden sollen, wobei die Schmelztemperatur nicht über 260° steigen darf.
Diese Methode könnte wohl nur dann eine Anwendung finden, wenn wirklich eine
viel größere Ausbeute an Oxalsäure erhalten würde als ohne Anwendung von
mangansaurem Kali, im anderen Fall wäre dieselbe jedenfalls zu kostspielig.
Statt mangansaures Kali anzuwenden, versuchte ich, ob nicht durch Aufstreuen von
Braunstein auf das erhitzte Gemenge von Sägespänen und Alkalihydrat die
Oxalsäureausbeute sich erhöhe. Es wurden die Sägespäne mit dem Alkali in dünner
Schichte erhitzt und bei 150° pro 50 Grm. Holz 10 Grm. Braunstein
übergestreut. Bei Anwendung von 50 Grm. Holz, 100 Grm. KOH und 10 Grm.
Braunstein erhielt ich als Mittel aus 4 Versuchen die wenig in ihren Ergebnissen
von einander abwichen, 78,74 Proc. Oxalsäure. Der Zusatz von Braunstein war bei
diesen Versuchen also von keinem Einfluß auf die Ausbeute an Oxalsäure. Eine
Bildung von mangansaurem Kali war bei der niedrigen Temperatur nicht zu
beobachten, es schien überhaupt der Braunstein unverändert geblieben zu
seyn.
6. Ausbeute an Oxalsäure bei
Anwendung verschiedener Holzarten.
Zu diesen Versuchen wurden auf 50 Grm. Holz 40 Grm. KOH und 60 Grm. NaOH
angewendet und in dünner Schichte auf 240 bis 250° erhitzt, wobei
die folgenden Resultate als Durchschnitt von je 4 ziemlich übereinstimmenden
Versuchen erhalten wurden.
Proc. hygroskopischesWasser
Proc. Oxalsäure
Proc. Oxalsäureauf bei
100°getrockn. Holz ber.
Tannenholz
15,0
80,50
94,70
Föhrenholz
15,0
80,50
94,70
Pappelholz
14,0
80,10
93,14
Buchenholz
8,6
79,00
86,43
Eichenholz
6,5
75,12
83,42
Es gaben somit die weichen Hölzer eine größere Ausbeute als die harten.
7. Ausbeute an Oxalsäure bei
Vergrößerung des Holzquantums auf dieselbe Menge Alkali.
Mit Vergrößerung der Holzmenge tritt während der Bildung der Oxalsäure noch
andere Zersetzung des Holzes ein; man bemerkt deutlich, daß eine trockene
Destillation und endlich Verkohlung des Holzes vor sich geht. Als auf 100 Grm.
KOH 75 Grm. Holz genommen wurden, fing die Masse erst bei 210° an zu
schmelzen, bei 215° traten einzelne schwarze Flecken in der hellbraunen
Masse auf. Die Temperatur stieg langsam von selbst auf 250° bei welcher
die Masse ganz schwarz geworden war. Bei 100 Grm. KOH auf 100 Grm. Holz trat
schon unter 200° dunklere Färbung der Masse ein. Versuche, welche nach
dieser Richtung in Beziehung auf Oxalsäureausbeute angestellt wurden und bei
welchen ich je 100 Grm. KOH anwandte und bis auf 250° erhitzte, lieferten
folgende Resultate.
Holzmengein Grammen
Proc. Oxalsäureauf 100 Holz
Proc. Oxalsäure auf 100 KOH
50607580100
65,5054,5652,0047,1236,15
32,7532,7339,0037,7036,15
in dickerer Schichte geschmolzen,
50607580100
81,0076,3068,9066,7754,14
40,4945,7851,7653,4154,14
in dünner Schichte erhitzt.
Beim Erhitzen in dicker Schichte fällt nach obigen Versuchen die Ausbeute an
Oxalsäure, auf Holz wie auf Alkali berechnet, bei bedeutender Vergrößerung der Holzmenge
und stellte sich ein Verhältniß von 75 Holz zu 100 KOH, auf KOH berechnet am
günstigsten, während beim Erhitzen in dünner Schichte die Oxalsäureausbeute auf
KOH berechnet um so größer war, je mehr Holz angewendet wurde. Hinsichtlich des
meist billigen Preises der Sägespäne, gegenüber dem Preise des Alkalis, wäre es
bei der Oxalsäuregewinnung angezeigt, nicht auf eine große Ausbeute an Oxalsäure
in Beziehung auf das angewendete Holz, sondern auf eine solche in Beziehung auf
das verwendete Alkali hinzuarbeiten; es stellen sich jedoch praktische
Schwierigkeiten bei der Leitung des Schmelzprocesses und bei der nachherigen
Gewinnung der Oxalsäure aus der Masse ein, welche verbieten das Verhältniß von
50 Grm. Holz auf 100 Alkalihydrat weit zu überschreiten.
Darstellung der Oxalsäure aus der
Schmelze.
Die weitere Verarbeitung der Schmelze kann auf zweierlei Art vorgenommen werden:
entweder wird der wässerige Auszug der Schmelze direct mit Kalkmilch gekocht, um
die Oxalsäure als oxalsauren Kalk abzuscheiden, oder wenn ein Gemenge von Kali
und Natron angewendet worden ist, läßt sich die Oxalsäure durch Krystallisation
von oxalsaurem Natron aus der Flüssigkeit abscheiden.
Nach der ersten Methode erhält man neben dem oxalsauren Kalk eine große Menge
Calciumcarbonat gefällt, welche zur nachherigen Zersetzung eine äquivalente
Menge Schwefelsäure erfordert, also überhaupt einen größeren Aufwand an Kalk und
Schwefelsäure verursacht; außerdem werden größere Apparate und mehr
Brennmaterial nothwendig, da man mehr Niederschlag und deßhalb beim Filtriren
und Auswaschen mehr Flüssigkeit erhält.
Abgesehen hiervon, ist es schwierig reine Oxalsäure aus der so erhaltenen Fällung
zu erhalten, da die in der Lauge enthaltenen Humuskörper hartnäckig von den
Kalksalzen zurückgehalten werden und bei der nachherigen Zersetzung mit
Schwefelsäure eine viel dunkler gefärbte Oxalsäurelösung geben. Das Alkali wird
alles wieder im caustischen Zustand in der Lauge erhalten, aber diese Lauge kann
wegen der vielen organischen Stoffe, welche sie enthält, nicht direct wieder zum
Schmelzen verwendet werden, sondern muß eingedampft, calcinirt und wieder mit
Kalk caustisch gemacht werden, so daß also durch den Kalk eine zweimalige
Causticirung bei diesem Vorgehen nothwendig wird. Weit rationeller ist es daher,
die Oxalsäure als oxalsaures Natron abzuscheiden, wodurch allerdings eine
Operation mehr nöthig wird, dagegen die oben angeführten Nachtheile umgangen
werden. Bei dieser letzteren Methode zerfällt der Proceß der Gewinnung der Oxalsäure aus
der Schmelze in folgende fünf Hauptoperationen.
1. Darstellung der
Lauge.
Es wird die Schmelze mit Wasser gekocht, bis sich dieselbe nahezu gelöst hat,
die erhaltene Flüssigkeit alsdann concentrirt bis auf ungefähr 38°
Baumé = 1,35 spec. Gew.
2. Abscheidung des oxalsauren
Natrons aus der Lauge.
Da die Schmelzen eine große Menge Humussubstanzen enthalten, so nimmt die
Lösung derselben bei der Concentration eine sehr schmierige Beschaffenheit
an, was die Trennung des feinkörnig krystallisirenden Natronsalzes aus der
Lauge schwierig macht. Als auf 4 Th. Alkali nur 1 Th. Holz genommen wurde,
schied sich aus der 38° Baumé starken Lauge beim Erkalten fast
sämmtliche Oxalsäure als oxalsaures Natron aus und ließ sich die Mutterlauge
leicht durch Abgießen von dem Salz trennen, so daß unmittelbar ein
verhältnißmäßig reines oxalsaures Natron erhalten werden konnte. Weit
ungünstiger gestalten sich die Verhältnisse bei Vergrößerung der Holzmenge.
Bei Anwendung von 2 Th. Alkalihydrat auf 1 Th. Holz ist die Lauge nach der
Concentration sehr dickflüssig, so daß dieselbe nicht durch Abgießen oder
gewöhnliches Filtriren von dem Krystallbrei getrennt werden kann, sondern
besondere Vorrichtungen für die Trennung beider nothwendig werden. Ich
benutzte hierzu für meine Versuche im Kleinen eine Bunsen'sche Filtrirpumpe. Es wurde die Mutterlauge von dem
Krystallbrei möglichst abgesaugt und letzterer mit kleinen Quantitäten
kalten Wassers so lange nachgewaschen bis im Filtrat deutlich Oxalsäure
nachgewiesen werden konnte; es wurde so ein ziemlich reines hellbraunes
oxalsaures Natron erhalten. Bei der fabrikmäßigen Gewinnung ließen sich wohl
zweckmäßig Filterpressen oder Centrifugen zur Trennung des Krystallbreies
von der Mutterlauge verwenden.
Das oxalsaure Natron scheidet sich in Form eines sandigen Pulvers aus,
welches keine bestimmte Krystallform erkennen läßt; es bildet runde Körner
in der Größe von Rübsamen, die größeren Körner sind häufig hohl und
namentlich am Rande des Krystallisationsgefäßes beobachtet man häufig
schalenartige, den Hülsen von Hanfkörnern ähnliche Ausscheidungen.
In Wagners Jahresbericht 1862 ist folgende
Gewinnungsmethode des oxalsauren Natrons aus der Schmelze beschrieben:
Man behandle die Schmelze mit Wasser von 16° Celsius, wodurch kohlensaure und
ätzende Alkalien sich auflösen, während das oxalsaure Natron ungelöst
zurückbleibt. – Nach meinen Versuchen bleibt allerdings der größte
Theil des oxalsauren Natrons zurück, aber doch befindet sich eine nicht
unbeträchtliche Menge Oxalsäure in Lösung, ohne Zweifel als oxalsaures Kali,
welche durch Kalk abgeschieden werden müßte.
Wenn man dagegen die Schmelze durch Kochen vollständig auflöst und nach
gehöriger Concentration das oxalsaure Natron krystallisiren läßt, so gelingt
es, eine nahezu oxalsäurefreie Mutterlauge zu erhalten, wohl weil in der
Schmelze vorhandenes oxalsaures Kali sich beim Kochen vollständig in
oxalsaures Natron umsetzt.
3. Umsetzung des oxalsauren
Natrons in oxalsauren Kalk.
Das nach der angegebenen Weise erhaltene Natronsalz wird in kochendem Wasser
gelöst und in die Flüssigkeit allmählich Kalkmilch, einen kleinen Ueberschuß
über die berechnete Menge Kalk enthaltend, gegeben und circa 2 Stunden gekocht. Es ist rathsam die
Flüssigkeit ziemlich verdünnt anzuwenden, weil sonst die Umsetzung langsam
vor sich geht und mehr Kalk zur vollständigen Zersetzung zugesetzt werden
muß. Gibt eine filtrirte Probe, mit Essigsäure angesäuert und mit
Chlorcalcium versetzt, noch einen Niederschlag, so setzt man noch kleine
Quantitäten Kalkmilch zu; ist die Umsetzung eine vollständige, so zieht man
die caustische Lauge ab, kocht den Niederschlag einigemal mit Wasser aus und
filtrirt.
4. Zersetzung des oxalsauren
Kalkes mit Schwefelsäure.
Hierzu ist immer ein großer Ueberschuß von Schwefelsäure nothwendig. Nach
einer Angabe in Wagner's Jahresbericht 1864, S.
492 sind für 1 Aequivalent oxalsauren Kalk 3 Aequivalente Schwefelsäure
erforderlich, was meine Versuche auch bestätigten. Es ist hierbei wichtig,
die Masse mit viel Wasser zu versetzen, um eine gleichmäßige Einwirkung der
Säure zu erzielen. Der oxalsaure Kalk wird mit Wasser zu einem dünnen Brei
angerührt und allmählich die erforderliche Menge Schwefelsäure von
15–20° Baumé unter Umrühren zugesetzt. Unter Bildung
von Gyps wird die Masse ziemlich steif, nach einigem Stehen aber wieder
dünner und läßt sich dann leicht durchrühren; man setzt hierauf noch soviel
Wasser zu, daß ein dünner Brei entsteht und erhitzt unter häufigem Umrühren
gelinde 1–2 Stunden; zu starkes Erhitzen ist zu vermeiden, da dadurch
die Lösung leicht eine dunkle Farbe bekommt. Ist die Zersetzung beendigt, so
filtrirt man die Flüssigkeit ab und wäscht den ausgeschiedenen Gyps nach; ein öfteres
Durcharbeiten des Gypses ist nothwendig, weil sich derselbe leicht
zusammensetzt.
5. Abscheidung der Oxalsäure aus
der schwefelsäurehaltigen Lösung.
Die erhaltene Lösung enthält neben Oxalsäure und Schwefelsäure auch Gyps. Sie
wird auf 15° Baumé = 1,116 specif. Gewicht concentrirt; so
scheidet sich nach 3–4stündigem Stehenlassen Gyps in kleinen
asbestähnlichen Krystallen aus. Nach Entfernen desselben concentrirt man
weiter auf 30° Baumé = 1,261 specif. Gewicht; so scheidet sich
beim Erkalten die Oxalsäure in langen Krystallen aus, welche, um sie rein zu
erhalten, noch einigemal umkrystallisirt wird. Die Schwefelsäure wird bei
der folgenden Operation wieder verwendet; falls dieselbe endlich zu reich an
organischen Stoffen ist, wird dieselbe durch Concentration gereinigt.
Regeneration des
Alkalis.
Bei dem verhältnißmäßig hohen Preise der Alkalien sind die Laugen wieder in die
Fabrication einzuführen, sie sind aber sehr reich an organischen Stoffen, von
welchen sie durch Eindampfen und Calciniren zu befreien sind. Werden die Laugen
direct eingedampft und calcinirt, so will es trotz hoher Temperatur nicht
gelingen, die organische Substanz zu zerstören, weil das Alkali mit der
organischen Substanz zu schlackenartigen Bildungen zusammenschmilzt. Weit
leichter gelangt man auf folgende Art zum Ziel:
Man concentrirt die Laugen auf 40° Baumé = 1,380 specif. Gewicht
mischt mit soviel Sägespänen, daß alle Lauge von ihnen aufgesaugt wird und
bringt die Masse auf Eisenplatten oder in einen Flammofen und calcinirt in
dünner Lage, bis die mit warmem Wasser erhaltene Lauge nur noch schwach gefärbt
ist.
Die calcinirte Masse ist ein Gemenge, hauptsächlich aus Kohle, kohlensaurem und
caustischem Alkali von grauschwarzer Farbe, ist sehr porös und läßt sich deßhalb
leicht auslaugen. Zu diesem Auslaugen kann statt Wasser die bei der Zersetzung
des oxalsauren Natrons mit Kalk erhaltene verdünnte Lauge benützt werden.
Nachdem die Lauge mit Kalk caustisch gemacht ist, wird sie auf 42°
Baumé = 1,407 specif. Gewicht concentrirt, um wieder in die Fabrication
zu gelangen.
II.Ueber Gewinnung von Oxalsäure
aus Kleie.
Die Angaben von Possoz (Wagner's Jahresbericht 1858 S. 119), durch Erhitzen von Kleie (Weizenkleie)
mit Kalihydrat 150 Oxalsäure auf 100 verwendete Kleie berechnet erhalten zu haben,
schienen mir bei weitem zu hoch und veranlaßten mich hierüber Versuche
anzustellen.
Die Versuche wurden in derselben Weise, wie früher bei Anwendung von Holz angegeben,
ausgeführt. Es wurden pro Versuch 50 Grm. Kleie (mit 15
Proc. hygroskopischem Wasser) und 100 Grm. Alkalihydrat angewendet und folgende
Resultate erhalten.
Verhältniß vonKOH zu NaOH
TemperaturGrade Cels.
Zahl der Versuche
Proc. Oxalsäure auf 100 Kleie
berechnet
30 : 70100 :
0„„„
190185200220245
21124
18,5627,7640,0061,6079,47
in dickerer Schichtegeschmolzen
„„ 40 : 60
245240–270240
312
82,1071,0879,80
in dünner Schichteerhitz
Man erhält eine weiße oder nur schwachgelb gefärbte Masse, aus welcher durch
Auflösen, Concentration und Krystallisation reineres oxalsaures Natron ausgeschieden
wird als wenn Holz angewendet wurde, dadurch bedingt, daß die Lauge nicht so viele
Humuskörper enthält und deßhalb das ausgeschiedene Salz leichter von der Mutterlauge
getrennt werden kann. Bei der nachherigen Umsetzung des oxalsauren Natrons mit
Schwefelsäure erhält man eine weniger dunkel gefärbte Oxalsäurelauge und deßhalb bei
der ersten Krystallisation schon reinere Oxalsäure.
In Bezug auf Ausbeute hat nach meinen Versuchen Kleie vor dem Holz nichts voraus,
abgesehen davon, daß dieselbe ein ziemlich kostspieliges Rohmaterial ist; in
Süddeutschland kostet Weizen- oder Dinkelkleie 2 fl. 48 kr. pro Ctr. und ist auch in Quantitäten von 100 Ctr. nicht
leicht billiger zu erhalten.
Einfluß der Temperatur auf die
Ausbeute an Oxalsäure.
Zu diesen Versuchen wurden 250 Grm. Holz resp. 250 Grm. Kleie mit 200 Grm.
Kalihydrat und 300 Grm. Natronhydrat auf eiserner Platte in dünner Schichte
erhitzt und als Durchschnitt von je zwei Versuchen folgende Resultate
erhalten.
Temperatur
Proc. Oxalsäure berechnet auf
Proc. Oxalsäure in der Masse bei
Grade Cels.
Kleie
Holz
Kleie
Holz
120
10,14
5,00
5,56
1,15
140
15,13
10,11
8,56
2,60
160
25,64
19,00
9,26
4,82
180
40,00
39,10
15,62
13,24
200
46,15
47,50
18,74
17,14
220
66,16
67,00
22,05
21,00
240
80,65
81,80
24,09
25,01
Hiernach ist die Ausbeute an Oxalsäure unter 180° bei Anwendung von Kleie
bedeutend höher als bei Anwendung von Holz, über 180° ist diese Differenz
weit geringer und geht bei 240 Proc. so ziemlich auf 0 herab.
III.Darstellung von Lignose und
Bildung von Oxalsäure durch Erhitzen von Lignose mit Natronhydrat.
Die Holzfaser enthält hauptsächlich zwei verschiedene Substanzen, die eigentliche
Cellulose und die zwischen den einzelnen Zellen liegende incrustirende Substanz. Die
Menge der letzteren ist bei Kernholz, namentlich altem Holz, weit größer als bei
jungem Holz und dem Splint.
Zur Fabrication von Papierzeug wurde früher empfohlen (Payen in den Comptes rendus t. LXIV p. 1167), die Holzfaser zuerst mit verdünnter Salzsäure
zu behandeln. Durch Kochen oder Erhitzen mit verdünnter Salzsäure werden
hauptsächlich die festen Zellen gelockert, die incrustirende Substanz gelöst und in
Traubenzucker übergeführt, während eine reinere Faser (Fasercellulose oder Lignose)
zurückbleibt, welche von Alkalien leichter angegriffen und gelöst wird.
Da beabsichtigt wurde, mit der Präparirung der Holzfaser die Gewinnung von
Traubenzucker resp. Alkohol zu verbinden, so war zunächst das Verhältniß von Holz
und Salzsäure und die passendste Concentration der letzteren festzustellen, um mit
dem Minimum von Salzsäure das Maximum von Zucker zu erhalten.
Zu diesem Zweck stellte ich folgende Versuche an:
1) 200 Grm. Sägespäne (Tannenholz mit 15 Proc. hygroskopischem Wasser) wurden mit 2
Liter Salzsäure von 5° Baumé = 1,040 specif. Gewicht entsprechend
162,2 Grm. HCl, 1–2 Stunden gekocht. Die Sägespäne, welche hierdurch eine
braunrothe Farbe angenommen hatten, wurden bis zur neutralen Reaction ausgewaschen,
die Flüssigkeit mit Natronlauge neutralisirt, mit Bleiacetat versetzt und filtrirt.
Nach Bestimmung mit Fehling'scher Kupferlösung ergaben sich 18,12 Proc.
Traubenzucker (Glycose) auf die angewandte Holzmenge berechnet. Die bei 100°
getrocknete Lignose von graubrauner Farbe wog 129 Grm. entsprechend 64,50 Proc. des
angewandten Holzes. Erdmann (Annalen der Chemie und
Pharmacie 1867) gibt für Lignose die Formel
C¹⁸H²⁶O¹¹ an und erhielt 60–65
Proc. Lignose; derselbe stellt für die Zersetzung der Cellulose folgende Formel
auf:
C³⁰H⁴⁶O²¹ + 2H²O
= C¹⁸H²⁶O¹¹ +
2C⁶H¹²O⁶,
wornach aus reiner Cellulose 56,33 Proc. Lignose erhalten
würden.
2) 100 Grm. Sägespäne mit 1 Liter Salzsäure von 10° Baumé = 1,075
specif. Gewicht, entsprechend 150 Grm. HCl, in derselben Weise behandelt gaben 25
Proc. Glycose und 51,60 Lignose.
Die Farbe der Lignose glich in nassem Zustand der von faulem Eichenholz, trocken war
dieselbe rothbraun. Beim schließlichen Auswaschen der Lignose mit sehr verdünnter
Sodalösung, war die abfließende Flüssigkeit stark braun gefärbt, was bei
gewöhnlicher Holzfaser nicht eintrat.
Indem die Sodalösung in die einzelnen mit Salzsäure getränkten Zellen eindringt,
wirkt die entwickelte Kohlensäure zerreißend auf die Faser, wodurch vielleicht
zweckmäßig die Holzfaser für die weitere Bearbeitung vorbereitet werden könnte.
3) 180 Grm. Sägespäne mit 800 Kubikcentimet. Salzsäure von 6,5° Baumé =
1,048 specif. Gewicht entsprechend 76,8 Grm. HCl mehrere Stunden gekocht, gaben
20,83 Proc. Glycose und 62,22 Proc. Lignose.
Mit feinen Eichenholzsägespänen (6,5 Proc. Wassergehalt) gaben zwei Versuche:
Proc. Glycose
Proc. Lignose
13,22
62,75
15,43
66,11
Die Bildung von Glycose war nach den drei Versuchen mit Tannenholz folgende:
Menge HCl auf100 Holz verwendet
Proc. Glycose auf100 Holz berechnet
Proc. Glycose auf100 HCl berechnet
1.
81,10
18,12
22,37
2.
150,00
25,00
16,66
3.
42,60
20,83
48,89
Nach einer Notiz im Engineer vom 29. November 1872 (aus
dem (Scientific American) soll das Verhältniß 3) in
Amerika in Anwendung seyn und soll man, nachdem die saure Zuckerlösung mit Kalk bis
auf 1/2° des Lüdersdorff'schen Säure-Aräometers neutralisirt
worden ist, nach 24stündiger Gährung, durch Destillation der Masse aus 9 Ctr.
Sägespänen 26,5 Liter 50procentigen Alkohol frei von jeglichem Terpenthingeruch und
vorzüglichem Geschmack erhalten.
Oxalsäurebildung durch Erhitzen von
Lignose mit Natronhydrat.
Bei der Einwirkung von Natronhydrat auf Lignose ist die Masse dunkler gefärbt;
die Schmelzen sind dünnflüssiger als bei Anwendung von Holz und haben dieselben
mehr Aehnlichkeit mit den Producten bei welchen ein Gemenge von KOH und NaOH
benutzt wurde.
Dieß erklärt sich dadurch, daß nach Bachet und Machard (Zeitschrift des Vereines deutscher
Ingenieure, 1869 S. 204) durch die Behandlung mit Salzsäure die den Einschlag
der incrustirenden Substanz bildende, weniger dichte schwammige Cellulose
aufgelöst, die Menge der incrustirenden Substanz hierdurch in der rückständigen
Masse vermehrt und die von der schwammigen Cellulose befreite
Incrustationssubstanz in Folge hiervon in Alkalien leichter löslich wird.
Die Versuche, zu welchen je 100 Grm. Natronhydrat verwendet wurden, gaben
folgende Resultate:
Lignoseäquivalent50 Grm.Holz
TemperaturGrade Cels.
Zahl derVersuche
Oxalsäureper
100Lignose
Proc. Oxalsäure per 100 Holz
32,725,831,131,431,1
190„„„240
23212
23,6720,7922,1626,4047,66
15,3910,3714,0916,5829,64
in dickerer Schichte geschmolzen
31,431,4
205240
32
31,0349,36
22,5831,00
in dünner Schichte erhitzt.
Nach diesen Versuchen war die Ausbeute an Oxalsäure bei Anwendung von Lignose
nicht größer als wenn gewöhnliche Sägespäne genommen wurden, wie ich erwartet
hatte, sondern es stellte sich sogar die Ausbeute ca. 33–38 Proc. niedriger als wenn Natronhydrat und Holz angewandt
wurde. Es darf hiernach angenommen werden, daß hauptsächlich die schwammige
Cellulose mehr zur Bildung von Oxalsäure beiträgt, als die nach der Behandlung
mit Salzsäure zurückbleibende, an incrustirender Substanz reichere und in
Alkalien leichter lösliche Lignose.
Laboratorium des Prof. Dr. Marx in Stuttgart.