Titel: | Ueber das Reinigen des Wassers und über die Wirkung des Eisenschwammes auf unreines Wasser; von Dr. Gustav Bischof, Professor der technischen Chemie an der Universität zu Glasgow. |
Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. VII., S. 40 |
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VII.
Ueber das Reinigen des Wassers und über die
Wirkung des Eisenschwammes auf unreines Wasser; von Dr. Gustav Bischof, Professor der technischen Chemie an
der Universität zu Glasgow.
Vorgetragen in der Philosophical Society zu Glasgow am 22.
Januar 1873. – Der Redaction vom Verfasser im englischen Originale
mitgetheilt.
Bischof, über das Reinigen des Wassers und über die Wirkung des
Eisenschwammes auf unreines Wasser.
Die Beobachtungen und die Resultate von Versuchen, welche ich der Gesellschaft
hiermit vorlege, haben nur auf Wasser, welches für häusliche Zwecke bestimmt ist,
nicht aber auf die Reinigung und die Verwerthung von Cloaken- und Canalwasser
Bezug. Vielleicht müßte ich mich wegen der Wahl dieses Gegenstandes entschuldigen,
da derselbe für die Bewohner von Glasgow kein unmittelbares Interesse hat, insofern
wir so glücklich sind, Wasser zu unserer Verfügung zu haben, welches des Reinigens
nicht bedarf. Indessen ist diese Frage von hoher Wichtigkeit für bei weitem die
Mehrzahl der Städtebewohner, unserer Mitmenschen welche keinen Loch Katrine haben und die ihre Wasserzufuhr, aus
mindestens zweifelhaften Quellen beziehen.
Bekanntlich wurde im Jahre 1852 ein Gesetz erlassen, welches eine wirksamere
Filtrirung des Wassers städtischer Wasserleitungen bezweckte.
Dieses Gesetz hat jedoch eine der Londoner Gesellschaften, wie von ihrem eigenen
Ingenieur bei einer amtlichen Untersuchung im Jahre 1869 zugestanden wurde, nicht
verhindert, circa eine Million Gallons Fluthwasser,
welche bei Battersea aus der Themse genommen wurden, an die Bewohner Londons zur
Vertheilung zu bringen. Ebenso wenig vermochte, wie wir aus einem Bericht von Dr. Frankland vom 24. April
1871 erfahren, jenes Gesetz zu verhindern, daß sich auf dem Boden eines der
Wasserbehälter welche jenen Gesellschaften angehören, eine mindestens zwei Fuß hohe
Schlammschicht anhäufte, deren gröbere Antheile nach vollständigem Austrocknen 13,72
Procent stickstoffhaltiger organischer Substanz in faulendem Zustande enthielten.
Vor einigen Monaten ereigneten sich Fälle von typhösem Fieber mit tödtlichem
Ausgange von London bis Leamington. Eine auf Veranlassung der Ortsbehörde von Dr. Letheby ausgeführte
Analyse des Wassers der letztgenannten Stadt wies einen übermäßigen Gehalt an
organischer Substanz nach, welcher dem Berichte des Genannten zufolge möglicher
Weise von zeitweiser Ueberschwemmung herrührte.
Diese Fälle, welche sich leicht noch sehr vermehren dürften, werden mir hoffentlich
zu genügender Entschuldigung dienen, daß ich diesen Gegenstand vor der Gesellschaft
bespreche. Die Verunreinigungen des Wassers, auf welche der analytische und
praktische Chemiker seine Aufmerksamkeit ganz besonders zu richten hat, sind
suspendirte, also im Zustande mechanischer Vertheilung vorhandene Stoffe, ferner
aufgelöste gährungsfähige organische Substanz, und gewisse mineralische Stoffe.
Das Reinigen des Wassers kann entweder von Seite der Wasserleitungsgesellschaften
(Water Companies) vollständig ausgeführt, oder aber
von den Consumenten selbst auf kleinen für den Hausbedarf bestimmten Filtern,
gänzlich oder theilweise besorgt werden.
Gegenwärtig ist Sand das einzige, von den Wasserleitungsgesellschaften in
ausgedehnterem Maaßstabe angewendete Filtrirmittel. Selbst mittelst des
sorgfältigsten Filtrirens des Wassers durch Sand können aber nur suspendirte, im
Wasser schwebende Verunreinigungen entfernt werden. Die größere oder geringere
Trübheit des Wassers gibt ein genügendes Zeugniß zur Beurtheilung der Wirksamkeit
einer solchen mechanischen Filtrirung. Die in Auflösung im Wasser enthaltenen
Beimengungen entziehen sich unter den jetzigen Verhältnissen in der Praxis der
Controlle jener Gesellschaften, wofern diese sich für ihre Anstalten nicht anderes
Wasser verschaffen können. Ich sage „in der Praxis“, denn
selbst mittelst des Filtrirens durch Sand läßt sich eine chemische Reinigung des
Wassers von in aufgelöstem Zustande vorhandenen Verunreinigungen erzielen; zur
Erreichung dieses Zweckes müßte aber, Frankland's
Untersuchungen zufolge, das Filtrirbett eine solche Dicke haben, oder die Filtrirung
so äußerst langsam bewerkstelligt werden, daß das Verfahren in der Praxis
unausführbar ist.
Bei Gelegenheit eines Besuches, den ich vor Kurzem dem Ingenieur einer der Londoner
Wasserleitungsgesellschaften machte, kam mir der Gedanke daß der Sand, welcher,
nachdem er gewaschen worden, immer wieder zum Filtriren verwendet wird, eine der
Ursachen der offenbaren Verschlechterung des Wassers bilden möchte. Die Einrichtung
dieser Sandfilter ist allgemein bekannt. Auf den Boden des Filtrirbeckens kommen
Schichten von Rollkieseln zu liegen, deren Größe nach oben zu allmählich abnimmt bis
zu der des groben, scharfen Sandes, welcher oben aufliegt. Wird durch ein solches
Filter Wasser passirt, so lagern sich fast sämmtliche in demselben suspendirten
Substanzen oben auf dem Sande ab, wo sie allmählich das Filter verstopfen. Alsdann
wird die oberste Sandschicht sammt dem abgelagerten Schmutze in der Stärke von
ungefähr einem halben Zolle weggenommen und mit Wasser ausgewaschen; sie gelangt aus einem Behälter,
in welchem durch das unter Druck am Boden eintretende Wasser ein aufwärts
gerichteter Strom erzeugt wird, auf ein schräg liegendes Sieb, auf welchem die
gröberen Verunreinigungen zurückbleiben. Aus dem Siebe fällt der Sand in einen
gleichfalls geneigt stehenden Trog, oder ein Gerinne, über welches das aus dem Siebe
kommende Wasser hinwegläuft. Die gröberen Antheile des Sandes werden mittelst einer
Schaufel beständig auf die schiefe Ebene des Gerinnes zurückgeworfen, während die
feinen Sandpartikel und die Schlammtheilchen weggespült worden. Der auf diese Weise
wiedergewonnene Sand wird von Neuem zum Filtriren verwendet. Ich konnte nicht in
Erfahrung bringen, ob derselbe in gewaschenem Zustande jemals auf seine Reinheit
chemisch untersucht wurde und nahm daher eine Probe von diesem Material, welches,
wie mir mitgetheilt wurde, mehr als zwanzigmal gebraucht worden war, sowie eine
zweite Probe des Sandes von derselben Qualität, der jedoch, wie man mir versicherte,
zum Filtriren noch nicht gedient hatte. Das Resultat meiner Untersuchung fiel
befriedigend aus, indem dieselbe mir bewies, daß von dieser Seite her keine Gefahr
zu befürchten ist.
Beide Proben wurden bei 100° Cels. getrocknet und dann zum Rothglühen erhitzt.
Der frische, noch ungebrauchte Sand verlor dabei 1,0 Proc.; bei dem bereits
wiederholt benutzt gewesenen betrug der Glühverlust sogar noch weniger, nämlich 0,9
Procent. Der erstere entwickelte beim Erhitzen einen Geruch nach Schwefligsäure,
färbte sich aber nicht schwarz; die Probe von dem gebrauchten und gewaschenen Sande
hingegen zeigte jenen Geruch nicht, wurde aber schwarz. Hierauf wurden fünfzig
Gramme von jeder Probe mit 1/2 Liter Wasser aus dem Loch
Katrine angerührt und im Verlaufe von vierundzwanzig Stunden häufig
geschüttelt. 100000 Theile des Extractes von dem frischen, noch nicht gebrauchten
Sande, durch Papier filtrirt, gaben 0,41 freies Ammoniak und 0,48
Albuminoid-Ammoniak (in Form von Albuminoidsubstanzen vorhandenes Ammoniak);
die andere Probe gab 0,31 vom ersteren und 0,36 vom letzteren.
Ungeachtet dieses Verhaltens erscheint es, gegenüber den oben angeführten Thatsachen,
dennoch fraglich, ob man sich lediglich auf die Filtrirung des Wassers durch Sand
verlassen darf, wenigstens sofern die Quelle aus der das Wasser herrührt, nicht ganz
unverdächtig ist.
Wenn wir bedenken, daß der Wasserbedarf Londons allein auf ca. einhundertundzehn Millionen Gallons
innerhalb vierundzwanzig Stunden sich beläuft, so ist es nicht leicht zu begreifen,
wie ein Verfahren zur wirksamen und praktisch vortheilhaften Reinigung so gewaltiger
Wassermassen erfunden werden kann. Berücksichtigen wir überdieß die Schwierigkeiten, welche mit
jeder in großem Maaßstabe auszuführenden chemischen Reinigung des Wassers verbunden
sind, so wird man es nicht zweckentsprechend finden, daß das zum Ausspülen von
Waterclosets und dergleichen ähnlichen Zwecken dienende Wasser zugleich mit dem zum
Trinken bestimmten Wasser ebenfalls von den Gesellschaften gereinigt werden soll,
denn unter allen Umständen würde eine chemische Reinigung der ganzen Wassermenge von
Seite der Wasserleitungsgesellschaften wahrscheinlich mit einer unvollkommenen Reinigung endigen. In den Händen der
Consumenten können aber viele Reinigungsmethoden ganz wohl als ausführbar sich
erweisen, die, wenn sie auf das gewaltige Wasservolum, mit welchem die Water Company zu thun hat, angewendet werden sollten,
ganz unausführbar seyn würden, und der Verbraucher kann den Reinigungsproceß auf die
verhältnißmäßig geringe Menge Wasser beschränken, die er für seine häuslichen
Bedürfnisse nöthig hat.
Behufs der chemischen Reinigung des Wassers von Seite der
Wasserleitungsgesellschaften sind nur wenige Methoden mit einiger Aussicht auf
Erfolg in Vorschlag gebracht worden. Zu denselben gehört das Verfahren des Chemikers
Dr. Clark in Aberdeen zum
Weichmachen harten Wassers (softening process) und Spencer's Verfahren mit Anwendung von künstlichem
Magneteisen, der sogen. Magnetic Carbide process. Die
erstgedachte dieser Methoden fand einen Fürsprecher in Dr. Frankland, welcher in den vom Londoner
Select Committee on Metropolis Water (Bill No. 2 vom 28. Juni 1871) aufgenommenen
Beweisprotokollen die Erklärung abgab, Clark's Verfahren
bestehe darin, das Wasser bei seinem Eintritte in die Reservoirs mit einer
bestimmten Quantität Kalkmilch zu versetzen, das Gemisch etwa zwölf bis
vierundzwanzig Stunden lang zum Absetzen sich selbst zu überlassen und es dann,
falls das in Behandlung genommene Wasser Flußwasser war, durch die beschriebenen
Sandfilter zu filtriren. Mittelst dieses Verfahrens bewirkt man, daß die Härte des
Wassers auf etwa ein Viertel seiner ursprünglichen Härte, der Gehalt an organischer
Substanz, nach Frankland's Angabe, auf weniger als ein
Neuntel und der Gesammtgehalt an beigemengten festen Verunreinigungen (oder nach der
gewöhnlichen Sprechweise an „festem Rückstande“ bedeutend unter
die Hälfte seines ursprünglichen Betrages reducirt wird. Diese reinigende Wirkung
des Clark'schen Verfahrens schrieb Frankland einer Flächenanziehung zu; seiner Ansicht nach haftet der in
sehr feinem Zustande niedergeschlagene kohlensaure Kalk an der organischen Substanz
sehr innig, fällt mit derselben gewissermaßen als ein Farblack nieder. Der aus dem
Themsewasser
niedergeschlagene kohlensaure Kalk ist von kaffeebrauner oder ähnlicher Farbe, in
Folge der ihm beigemengten organischen Verunreinigungen, welche sich mit ihm
absetzen.
Da die aus einem Wasser, vor und nach dem Weichmachen desselben erhaltene Menge von
Albuminoid-Ammoniak mit Sicherheit einen Fingerzeig geben muß bezüglich des
Mengenverhältnisses in welchem die organische Substanz durch Clark's Verfahren vermindert wird, so behandelte ich kürzlich eine Probe
des Wassers der Southwark and Vauxhall Water Company auf
die angegebene Weise, bis das Curcumapapier mit demselben eben eine ganz schwach
alkalische Reaction gab. Die Bedingungen waren dann günstiger, als sie beim
praktischen Betriebe seyn können. Als Resultat ergab sich, daß jenes Wasser in
100,000 Th. enthielt:
vor dem Weichmachen
nach dem Weichmachen
Albuminoid-Ammoniak
0,0307
0,0229
Aus diesen Zahlen ergibt sich, daß die Menge des Albuminoid-Ammoniaks um etwa
25 Procent vermindert worden war.
Clark's Verfahren wurde in beschränktem Maaßstabe
versuchsweise von verschiedenen Wasserwerken angewendet; die einzigen Oertlichkeiten
aber, wo es wirklich im Gebrauche ist oder wenigstens im Jahre 1871 im Gebrauche
war, sind meines Wissens Tring und Caterham, zwei kleine Orte.
Bei Berücksichtigung der obigen Resultate können wir uns nur schwierig erklären,
weßhalb dieses Verfahren, obschon dasselbe offenbar bedeutende Vortheile darbietet,
nicht allgemeinere Anerkennung und Aufnahme gefunden hat. Wenn ich eine Ansicht
aussprechen darf, so will ich darauf hindeuten, daß ein großes Hinderniß der
Ausführung dieses Processes in großem Maaßstabe in der Schwierigkeit liegt, ein so
immenses Wasservolum weitere vierundzwanzig Stunden aufzubewahren, eine
Schwierigkeit welche bei jenen Londoner Gesellschaften, deren Werke beinahe im
Mittelpunkte der Stadt liegen, fast ganz unüberwindlich seyn würde. Wollte man die
zur Behandlung des Wassers mit Kalk und zum Absetzenlassen des letzteren
erforderlichen Reservoirs flach angelegen, so würden sie einen außerordentlich
großen Flächenraum einnehmen; wollte man ihnen hingegen zu viel Tiefe geben, so
würde die Ablagerung des Kalkschlammes eine entsprechend längere Zeit erfordern.
Wenn aber das Absetzen in diesen Behältern nur unvollständig stattfindet, so kann die
Ausscheidung des fein zertheilten kohlensauren Kalkes im oberen Theile der
beschriebenen Sandfilter die Leistungsfähigkeit des Apparates erheblich gefährden.
Einige Notizen über diesen Punkt finde ich in dem Berichte über eine von der juristischen
Kommission des Geheimen Rathes geführte Untersuchung. Hr. Harper, Secretär der Southport Water Works
Company, berichtete, daß nach neunmonatlicher Anwendung des Clark'schen Verfahrens die Wasserleitungsröhren der
genannten Gesellschaft sich durch einen Kalkabsatz verstopft hatten, so daß sie ganz
unbrauchbar geworden waren und das Unternehmen vollständig mißlang. Es bedarf wohl
nicht noch der besonderen Bemerkung, daß, wenn bei weichem Wasser, wie bei dem
Wasser aus dem Loch Katrine, eine Reinigung von
organischer Substanz nöthig ist, Clark's Proceß in keinem
Falle anwendbar seyn würde.
Das Verfahren der Reinigung mit (kohlehaltigem) Eisenoxydul-Oxyd (magnetic
carbide process) wurde von Thomas Spencer
erfunden. Nach demselben wird durch vierundzwanzigstündiges Glühen eines innigen
Gemenges von Rotheisenstein (vorzugsweise von cumberländischem Hämatit) mit einer
bestimmten Quantität Kohlenstoff in Retorten bei Dunkelrothgluth ein künstlicher
Magneteisenstein (magnetisches Eisenoxyd) dargestellt, welches große Porosität besitzt. Dieses Product wird zum Filtriren des Wassers
benutzt und zu diesem Zwecke mit grobem Sand gemengt; auf dieses Gemenge kommt eine
etwa drei Zoll starke Schicht von feinerem Sande, durch welche etwa vorhandene
mechanische Verunreinigungen beseitigt werden. Nach Spencer's, durch die Aussagen mehrerer Zeugen bestätigter Angabe, ist eine
sechs bis zwölf Zoll dicke Schicht von dem magnetischen Material in der Regel zur
Beseitigung aller organischen, im Zustande von Fäulniß
vorhandenen Verunreinigungen genügend, wohingegen frisch gelöste (noch unzersetzte)
organische Substanz ein längeres Filtriren erfordert. Die Producte der Zersetzung
der organischen Substanzen sind nach Spencer
Salpetrigsäuresalze, oder Salpetersäuresalze und Kohlensäure.
Als einer der größten Vorzüge des in Rede stehenden
Filtrirmateriales wird angegeben, daß das Reinigungsvermögen desselben
unerschöpflich ist. Dieß ist nach zwölfjähriger Anwendung vielfach durch Zeugen
erwiesen, so durch den Secretär der Southport Water Works
Company und den Inspector der Wakefield Water
Works, aber vergeblich suchte ich nach chemisch-analytischen Angaben
zur Bestätigung jener Erfahrungen. Bei den erstgenannten Werken enthielt das aus
einem im Rothsandstein abgeteuften, bei Southport abgesunkenen Brunnen erhaltene
Wasser außer organischen Verunreinigungen eine bedeutende Menge Eisen in Lösung,
welches mittelst der Filtration durch das Eisenoxyduloxyd-Filter gleichfalls
vollständig beseitigt wird. In Wakefield wird das erforderliche Wasser aus dem
Calderflusse entnommen, welcher seit ungefähr dem Jahre 1860 durch die Cloaken einer
Bevölkerung von etwa 70,000 Menschen und durch die Abfälle verschiedener
Fabriketablissements sehr verunreinigt wurde. Nach der Angabe des Leiters der
dortigen Wasserwerke wurde dieses Wasser seit Einführung von Spencer's Verfahren im Jahre 1864 vollkommen rein und ist seitdem immer so
geblieben. Auch hier suchte ich vergebens nach analytischen Daten. Ich selbst habe
mit dem Eisenoxyduloxyd-Filter nur einige wenige Versuche abgeführt. Ich
stellte mir das Material in der Weise dar, daß ich Rotheisenstein (Hämatit), mit
Holzkohle gemengt, in einem großen Schmelztiegel erhitzte, bis die ersten Spuren der
Reduction des Eisenoxydes zu metallischem Eisen wahrzunehmen waren. Die durch dieses
Product bewirkte Reinigung des Wassers war nicht sehr bedeutend; dagegen gaben
verschiedene, mit einem Spencer'schen Filter ausgeführte
Versuche, auf welche ich ausführlich zurückkommen werde, bessere Resultate. Dieß
rührt wahrscheinlich von dem besonderen Verfahren her, welches der Erfinder bei der
Darstellung seines „magnetischen Carbids“ beobachtet.
Wasserreinigungsfilter für den Hausgebrauch müssen so
eingerichtet seyn, daß sie von Seite der Konsumenten nur sehr geringe Aufmerksamkeit
erfordern; das Filtrirmaterial soll keiner öfteren Erneuerung bedürfen, und wie der
Filtrirapparat selbst billig zu beschaffen seyn. Von diesen für häusliche Zwecke
bestimmten Filtern sind dem Publicum zahlreichere Arten dargeboten worden, als den
Wasserleitungsgesellschaften von den Methoden zum Filtriren des Wassers im großen
Maaßstabe. Lassen wir alle diejenigen Filter unberücksichtigt, welche lediglich eine
mechanische Reinigung durch Badeschwamm und dergleichen zu vermitteln im Stande
sind, so finden wir, daß das Filtrirmaterial bei den meisten Arten von Hausfiltern
in thierischer Kohle (Knochenkohle) besteht. Mit einem
solchen Filter, welches täglich kaum einen Gallon (10 Pfund) Wasser lieferte, habe
ich drei Monate lang experimentirt; das Wasser, zu dessen Reinigung ich es
verwendete, war sicherlich reiner, als jedes Londoner Wasser. Im Anfange fiel die
Reinigung zur größten Zufriedenheit aus, wurde aber sehr bald unvollkommen, und nach
drei Monaten war das Filtrat um einen guten Theil unreiner geworden, als es vor dem
Filtriren gewesen war.
Die von mir mit Filtern von geformter Kohle erzielten Resultate waren noch weit
unbefriedigender, indem das durch sie filtrirte Wasser von Anfang an beinahe nur
mechanisch gereinigt wurde. Aus der bekannten Thatsache, daß die reinigende Wirkung
der Knochenkohle, welche bei dieser Art von Filtern das einzige Reinigungsmaterial
bildet, zum größten
Theile von der besonderen Structur dieser Substanz bedingt wird, hätte sich ein
solches Resultat im Voraus erwarten lassen, wenn man sich die Behandlung, welcher
die Knochenkohle bei ihrer Zubereitung für diese Art von Filtern unterworfen wird,
vergegenwärtigt hätte. Prof. Clark's Verfahren, in der im
Jahre 1841 vom Erfinder beschriebenen ursprünglichen Form, war zur Anwendung für
Hausfilter nicht anwendbar, da es die Benutzung von Büretten, Probeflüssigkeiten,
Reagenspapieren etc. erforderte. Eine im Jahre 1864 von Danchell beschriebene VorrichtungPolytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXIII S. 157. durch deren Anwendung ein beinahe ganz selbstthätiger Zufluß einer
constanten Menge von Kalkwasser zu dem weich zu machenden oder zu klärenden Wasser
ermöglicht wurde, ließe sich wohl bei Hausfiltern, welche nach Clark's Methode eingerichtet wären, in einer einfachen Weise anbringen.
Mittelst dieser Vorrichtung wird ein bestimmtes Verhältniß des dem Filter
zugeführten Wassers durch einen, überschüssigen Kalk enthaltenden Raum oder Behälter
hindurchgeleitet. Die dabei entstandene concentrirte Aetzkalklösung wird wieder mit
dem übrigen Wasser vereinigt. Dadurch wird der in Lösung vorhandene kohlensaure Kalk
niedergeschlagen und dann durch ein, eine mechanische Filtrirung vermittelndes
Medium zurückgehalten. Die Menge des durch den Aetzkalkbehälter hindurchtretenden
Wassers kann nach Bedürfniß regulirt werden.
Im Jahre 1867 wurden die meisten der von den Patentinhabern öffentlich zum Verkauf
ausgebotenen Filter von Seite der Redaction des „Lancet“ einer genaueren Untersuchung bezüglich der durch
sie erzielten Wasserreinigung unterworfen. Diese Filter waren folgende: – das
Siphonfilter (Heberfilter) der London Water Purifying
Company (Danchell's Erfindung), bei welchem das
filtrirende Material in Knochenkohle besteht; das Filter mit
gekieselter Kohle (silicated carbon filter) von
Atkins u. Sohn, das Filter mit geformter Kohle (moulded carbon filter) von Dahlke, und das Filter mit kohlehaltigem Eisenoxyduloxyd (magnetic carbide filter) von Spencer.
Die Untersuchung wurde in nachstehender Weise ausgeführt:
Eine bestimmte Menge des von einer der Londoner Wasserleitungsgesellschaften
gelieferten Wassers wurde durch ein jedes von den genannten Probefiltern filtrirt;
von dem Filtrate wurde je ein Liter aufgefangen und in einer Platinschale zur
Trockne eingedampft. Gegen Ende dieser Operation wurde etwas kohlensaures Natron
zugesetzt, um das etwa vorhandene Chlormagnesium zu zersetzen; der trockene
Rückstand wurde auf 120
bis 130° Cels. erhitzt und unter Beobachtung der gewöhnlichen
Vorsichtsmaßregeln gewogen. Hierauf wurde er eingeäschert und nochmals in gleicher
Weise gewogen. Dabei wurden folgende Zahlen erhalten:
Fester, bei 120 bis 130° Cels.getrockneter
Rückstand in100,000 Th. Wasser
Glühverlust
Nichtfiltrirtes Wasser
29,10
1,80
Wasser, durch Danchell's Cisterne
filtrirt
14,90
0,45
Wasser, durch das Filter mit geformter Kohle filtrirt
31,27
1,10
Wasser, durch das Filter mit gekieselter Kohle
filtrirt
27,65
0,90
Wasser, durch das Filter mit Eisenoxyduloxyd filtrirt
28,45
0,05
Diese Zahlen standen mit den während des Abdampfens bezüglich des von den Proben
entwickelten Geruches und ihres Verhaltens beim Erhitzen gemachten Beobachtungen in
Uebereinstimmung, mit Ausnahme des in dem Filter mit gekieselter Kohle behandelten
Wassers.
Außerdem wurden die Proben nur noch mit übermangansaurem Kali geprüft. Von den
angegebenen Zahlen abgesehen, stellte sich als Resultat heraus, daß das durch Danchell's Cisterne filtrirte Wasser, wenn das Filter
ganz neu war, die geringste Sauerstoffmenge zur Oxydation der in ihm enthaltenen
organischen Substanz bedurfte. Nachdem das Filter aber einige Zeit in Gebrauch
gewesen war, zeigten sich seine Wirkungen weniger kräftig. Dann kam das Filter mit
Eisenoxyduloxyd und darnach das durch das Filter mit gekieselter Kohle passirte
Wasser; das letztere erforderte zweimal so viel Sauerstoff als das erstere. Das
Filter mit geformter Kohle gab in einem Falle etwas bessere Zahlen als das
unfiltrirte Wasser, in einem anderen Falle aber dieselben Resultate wie das
letztere.
Die Bill des Select Committee of
the Metropolis Water (No. 2), 1871, enthielt
den Beschluß, „daß das Comité es ablehne auf die vergleichsweisen
Vorzüge der verschiedenen Processe zum Reinigen oder Filtriren des Wassers näher
einzugehen.“
Andere Berichte dieser Art sind mir nicht bekannt geworden. Ich will hier einige von
mir erhaltene vergleichende Resultate bezüglich der mit verschiedenen Filtern
eigener Construction erzielten Wasserreinigung mittheilen, bemerke jedoch, daß es in
Hinsicht auf die bedeutenden Einrichtungen der verschiedenen
Wasserreinigungsgesellschaften von größtem Werthe seyn würde, wenn die Vorzüge der
von mir hiermit empfohlenen Filter durch irgend eine unparteiische Körperschaft von
hinreichender Autorität eingehend und gründlich geprüft würden. Meiner Ansicht nach
würde unsere Gesellschaft dem Publicum einen großen Dienst erweisen, wenn sie zu
diesem Zwecke einen Ausschuß wählen und denselben mit der Aufgabe betrauen wollte,
die Eigenschaften dieser Filter in Bezug auf ihr Reinigungsvermögen genau zu
untersuchen und die Resultate dieser Untersuchungen in einem Berichte zu
veröffentlichen.
Ich könnte die vorstehenden Bemerkungen über Filtrirapparate und Filtrirmittel im
Allgemeinen noch weiter ausdehnen, beschränke mich jedoch für heute darauf, der
Gesellschaft einige von mir vor Kurzem ausgeführte Versuche
über die Einwirkung von metallischem Eisen auf unreines Wasser
mitzutheilen.
Die Eigenschaft des metallischen Eisens, unreines Wasser zu
reinigen, ist schon lange bekannt. Man hatte beobachtet, daß, wenn Schiffe
durch die Umstände sich genöthigt sahen faules Wasser einzunehmen, die
Beschaffenheit desselben sich bedeutend verbesserte, wenn es genügend lange Zeit in
eisernen Behältern aufbewahrt wurde. In Folge des „Rollens“ des
Schiffes wird die Berührung des Wassers mit den Eisenwandungen der Behälter
fortwährend erneuert und dadurch wird die reinigende Einwirkung des Metalles auf den
Inhalt der Behälter, welche am Lande außerordentlich langsam vor sich geht,
wesentlich beschleunigt. Dr. Medlock machte im Jahre 1857 zuerst den Vorschlag, Eisen als
Reinigungsmittel für Wasser anzuwenden und empfahl zu diesem Behufe, in den das zu
reinigende Wasser enthaltenden Reservoirs oder Cisternen mittelst durch dieselben
hindurchgehender Eisenstangen Eisendraht von ungefähr 1/16 Zoll Stärke, zu Bunden
oder Spiralen lose aufgewickelt, in dem Verhältnisse von etwa 1 Pfund Eisen auf je
100 Gallons (1000 Pfd.) Wasser aufzuhängen und das Wasser mit dem Drahte
vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden in Berührung zu lassen. Halten wir diese
Zahlenangaben fest, so ergibt uns eine einfache Berechnung, daß für den Wasserbedarf
der Stadt London allein ungefähr tausend Tonnen von
solchem Drahte erforderlich seyn würden. Diese ungeheure Drahtmenge würde für den in
Rede stehenden Zweck angefertigt und bei den unvermeidlichen Kosten solch feinen
Drahtes wegen seiner Corrosion öfter erneuert werden müssen. Ueberdieß ist selbst
der von einer so großen Metallmenge dargebotene Contact zur Erreichung des
angestrebten Zweckes offenbar noch unzulänglich; denn als ich die von Medlock vorgeschriebene Menge Eisendraht verdoppelte und
dieselbe mit dem zu reinigenden Wasser 48 Stunden in Berührung ließ, fand ich die
Wirkung nur sehr geringfügig. Wollten Wasserleitungsgesellschaften das Mittel im
Großen anwenden, so würde die erforderliche achtundvierzigstündige Aufspeicherung
des Wasserbedarfes eine anderweitige unüberwindliche Schwierigkeit bilden.
Nach Dr. Medlock wäre die
Wirkung des Eisens in der Weise zu erklären, daß das Metall die im Wasser enthaltene
stickstoffhaltige Substanz nebst dem vorhandenen Ammoniak zu Salpetrigsäure und
Salpetesäure umwandelt.
Bereits bei einer früheren Gelegenheit deutete ich in der chemischen Section dieser
Gesellschaft auf diejenige Form des metallischen Eisens hin, welche ich zum Zwecke
der chemischen Reinigung von unreinem Wasser in Vorschlag bringe. Es ist dieß das
sogenannte schwammförmige Eisen oder der Eisenschwamm, d. i. metallisches Eisen, welches aus
Eisenoxyd reducirt worden ist, ohne geschmolzen zu seyn, und daher in einem
lockeren, schwammartigen Zustande sich befindet. Der Eisenschwamm wird jetzt aus
„gebrannten“ oder abgerösteten Erzen dargestellt, welche
den Rückstand von spanischen und anderen Kiesen bilden, deren Schwefel für Zwecke
der Sodafabrication gewonnen und deren Kupfergehalt durch den Chlorirungsproceß auf
nassem Wege extrahirt worden ist. Dieses Verfahren wird bekanntlich, auf den Werken
der Tharsis Copper Company und auf vielen anderen
brittischen Werken angewendet. Gegenwärtig ist der Preis des Eisenschlammes bei der
abnormen Steigerung der Eisen- und Steinkohlenpreise, ziemlich hoch; unter
normalen Verhältnissen dagegen kann dieses Product für 2 Pfd. Sterl. 5 Shill. bis 2
Pfd. St. 10 Sh. per Tonne erzeugt werden. Es existiren
übrigens noch verschiedene andere Materialien, aus denen ich Eisenschwamm zu
billigerem Preise zu fabriciren mir getraue, welcher letztere aller
Wahrscheinlichkeit nach zum Reinigen von Wasser sogar noch besser geeignet seyn
würde, als das aus abgerösteten und ausgelaugten Erzen dargestellte schwammförmige,
Eisen.
Ein Kubikfuß Eisenschwamm in dem lockeren Zustande, in welchem er zum Wasserreinigen
am besten geeignet ist, wiegt nur 70 bis 80 Pfd. (eng!.). Es liegt demnach auf der
Hand, daß diese Substanz bei gleicher Gewichtsmenge dem Wasser eine ganz
unvergleichlich größere Oberfläche darbieten muß, als Eisen in jeder anderen Form.
Wenn wir uns überdieß gewisse Eigenschaften des schwammförmigen Platins – seine Einwirkung auf Alkohol, welchen es
oxydirt und zu Essigsäure umwandelt – in's Gedächtniß zurückrufen, so dürfte
die Annahme, daß Eisenschwamm gleichfalls Eigenschaften besitzen mag, welche von
denen des Eisens in geschmolzenem Zustande abweichen, nicht unwahrscheinlich
erscheinen.
Ich selbst habe auf experimentellem Wege nachstehende
Eigenschaften des schwammförmigen Eisens festgestellt:
1) Der Eisenschwamm zersetzt Wasser, selbst destillirtes
welches vorher gekocht
worden ist; diese Zersetzung erfolgt beim Siedepunkte mit größerer Energie.
2) Der Eisenschwamm reducirt Salpetersäure zu Ammoniak.
Dieß wurde auf folgende Weise nachgewiesen:
Ein Fresenius'scher (tubulirter) Gaswaschcylinder wurde
mit Eisenschwamm gefüllt und letzterer mit ammoniakfreiem destillirtem Wasser
ausgewaschen. In dem Waschwasser konnte mittelst des Nessler'schen Reagens (Jodquecksilber-Jodkalium) kein Ammoniak
nachgewiesen werden; hierauf wurde eine Lösung von salpetersaurem Kali, welche im
Liter 0,005 Grm. Stickstoff enthielt und von Ammoniak frei war, durch den
Eisenschwamm langsam in der Weise hindurchfiltrirt, daß ein dem Volum des im Filter
befindlichen Eisenschwammes gleiches Volum Flüssigkeit binnen drei Stunden das
Filter passirte. Das Filtrat enthielt 0,0014 Grm. Stickstoff per Liter im Zustande von Ammoniak oder 28 Proc. von der äquivalenten
Menge der in der Flüssigkeit enthaltenen Salpetersäure.
3) Aus der Thatsache, daß die Menge des organischen Stickstoffes und des
Albuminoid-Ammoniaks nach der Filtration durch Eisenschwamm stets sehr
vermindert ist, muß der Schluß gezogen werden, daß schwammförmiges Eisen stickstoffhaltige organische Substanz zu zersetzen
vermag. Auch der organische Kohlenstoff wird, wie
ich im Folgenden nachweisen werde, beim Filtriren durch Eisenschwamm sehr
beträchtlich vermindert.
4) Eine geringe, beinahe constante Quantität Eisen,
ungefähr 10 Milligrm. per Liter, wird von der im Wasser
enthaltenen Kohlensäure beim Filtriren desselben durch
Eisenschwamm aufgelöst, indem sich kohlensaures
Eisenoxydul bildet. Letzteres oxydirt sich sehr bald und schlägt sich nieder; es
läßt sich dann mittelst Filtrirens durch Papier oder Sand oder durch Absetzenlassen
vom Wasser so vollständig trennen, daß mittelst Kaliumeisencyanid keine Spur mehr
davon nachzuweisen ist.
Wenn das Wasser, welches Eisen in Lösung enthält, durch eine Schicht von fein
zertheiltem Marmor oder gewöhnlichem Kalkstein filtrirt wird, so wird das Eisen im
Zustande von Eisenoxydhydrat vollständig zurückgehalten.
Das Wasser des Loch Katrine zeigt ein eigenthümliches,
ganz ausnahmsweises Verhalten, wenn es durch Eisenschwamm filtrirt wird. Tritt es
sehr langsam durch das Filter, so läuft es ganz klar aus demselben ab; wird es aber
mit derselben Geschwindigkeit wie gewöhnliches Wasser filtrirt, so zeigt es eine
gelbliche Färbung, ohne jedoch, selbst nach Verlauf von Monaten, einen
Eisenniederschlag abzusetzen. Auf Zusatz von Salpetersäure wird das derartig
gefärbte Wasser farblos; fügt man dann Ammoniak hinzu, so erscheint die gelbliche Färbung wieder und nach
einiger Zeit scheidet sich eine geringe Menge von Eisenoxydhydrat aus, welches zu
Boden sinkt. Auf Zusatz von kohlensaurem Natron wird die Flüssigkeit opalisirend,
gibt aber keinen Niederschlag, selbst nicht nach mehrtägigem Stehen, wogegen die
Flüssigkeit nach dem Filtriren durch fein gepulverten Marmor farblos erscheint. Ein
Tropfen einer sehr verdünnten Lösung von übermangansaurem Kali erzeugt eine rothe
Färbung, welche sich mindestens eine halbe Stunde lang erhält. Wird eine geringe
Menge Kohlensäure in die gelbe Flüssigkeit hineingeleitet, so entsteht nach Verlauf
einiger Stunden ein Niederschlag von Eisenoxydhydrat und das Wasser wird vollkommen
farblos. Dieselbe Erscheinung tritt ein, wenn man eine mäßige Quantität Kohlensäure
in Wasser aus dem Loch Katrine leitet, bevor man
dasselbe durch Eisenschwamm filtrirt. Rhodankalium erzeugt, wie sich erwarten ließ,
keine Rothfärbung, und mit Schwefelammonium erhält man eine Reaction auf Eisen nur,
wenn man das Wasser vor dem Zusatze des Reagens mit einigen Tropfen Salpetersäure
zum Sieden erhitzt hat.
Wird reines, destillirtes Wasser durch Eisenschwamm filtrirt, so löst es weder Eisen,
noch färbt es sich gelb.
Offenbar rührt diese gelbe Färbung von irgend einer Eisenverbindung her, welche sich
bei einem ungenügenden Kohlensäuregehalt des Wassers bildet; ich bin jedoch nicht im
Stande, irgend eine bekannte Verbindung anzugeben, welche das beschriebene Verhalten
zeigt, namentlich eine solche, aus der das Eisen durch Kohlensäure, die doch sonst in der Regel ein Lösungsmittel für dieses
Metall ist, niedergeschlagen wird. Unter gewöhnlichen Umständen läuft das Wasser
vollkommen farblos durch das Filter, und opalisirt erst dann, wenn das Eisen sich
niederzuschlagen beginnt; die Fällung des letzteren wird verzögert, wenn man in das
Wasser vor dem Filtriren einen Ueberschuß von Kohlensäure leitet. Die Menge des in
Lösung vorhandenen Eisens ist für die Wasserreinigung insofern von praktischem
Interesse, als der Reinigungsproceß mit größerer Energie erfolgt, wenn durch
Einleiten von Kohlensäure in ein Wasser die Menge des aufgelösten Eisens vermehrt
wird. Ich habe mich von dieser Thatsache durch directe Versuche überzeugt.
5) Die Reinigung des Wassers nimmt in den ersten fünf bis sechs Stunden nach
beendigter Filtration durch Eisenschwamm in geringem Grade zu.
6) Verhindert man die Auflösung der erwähnten geringen Menge Eisen durch Zusatz einer
kleinen Quantität von kohlensaurem Natron zu dem Wasser vor dem Filtriren desselben, so wird dadurch
das Reinigungsvermögen des Eisenschwammes beträchtlich vermindert.
7) Die reinigende Wirkung des Eisenschwammes in Bezug auf die Beseitigung der
organischen Substanz ist bei heißer Witterung energischer als im Winter, wo die
Temperatur häufig unter den Punkt sinkt (5 bis 8°), bei welchem Gährung fast
gänzlich aufhört. Diese Thatsachen bestätigen offenbar meine bereits bei früheren
Gelegenheiten ausgesprochene Ansicht, daß die Wirkung des Eisenschwammes auf
unreines Wasser eine zweifache ist, nämlich eine mechanische und eine chemische. Die
letztere müssen wir in seinem Vermögen, das Wasser zu zersetzen, suchen, durch
welches wahrscheinlich, wenigstens zum Theil, die Zersetzung der salpetersauren und
salpetrigsauren Salze sowie die directe Verbindung des nascirenden Wasserstoffes mit
dem freigewordenen Stickstoff zu Ammoniak bedingt wird. Die am nächsten liegende
Erklärung für die Zersetzung des Wassers ist der innige Contact zwischen
elektropositiven und elektronegativen Körpern, wie metallischem Eisen und
Kohlenstoff oder selbst metallischem Eisen und einem der Reduction entgangenen
Antheile Eisenoxyd, und es läßt sich wohl annehmen, daß in Folge des auf diese Weise
hervorgerufenen galvanischen Stromes der im Wasser gelöste atmosphärische Sauerstoff
ozonisirt und als kräftig oxydirendes Agens zu wirken befähigt wird. Zu diesem
Schlusse drängen mich die Ergebnisse zahlreicher Analysen, welche vor und nach dem
Filtriren des zu reinigenden Wassers durch Eisenschwamm ausgeführt wurden, indem
dieselben ungeachtet der stattgefundenen Reduction salpetersaurer und
salpetrigsaurer Salze, eine oxydirende Wirkung durch die Zunahme an
Salpetersäuresalzen nach dem Filtriren klar nachweisen. Diese Zunahme ist meistens
eine bedeutende – sie beträgt bis zum Doppelten der ursprünglichen Menge;
zuweilen ist auch eine Abnahme zu bemerken. Die Menge des
Albuminoid-Ammoniaks wird, wie schon bemerkt, durch das Filtriren
beträchtlich vermindert. Bezüglich der Zunahme oder Abnahme des Gehaltes an freiem
Ammoniak vor und nach dem Filtriren, welche offenbar von dem Vorherrschen gewisser
Agentien abhängt, läßt sich eine bestimmte Regel nicht aufstellen.
Auf die Mitwirkung des beim Filtriren in Lösung gehenden Eisens bei dem Reinigen des
Wassers habe ich bereits hingedeutet. Diese Wirkung kann entweder eine chemische seyn und alsdann darin bestehen, daß das auf
einer niederen Oxydationsstufe stehende Eisen durch Vermittelung der organischen
Verunreinigungen zu einer noch niedrigeren Oxydationsstufe reducirt wird, während
diese Verunreinigungen in Folge davon oxydirt werden; das auf diese Weise reducirte
Eisen kann sich dann
wieder oxydiren entweder durch Vermittelung des im Wasser gelöst vorhandenen oder
des von der Zersetzung des Wassers herrührenden Sauerstoffes. Oder aber jene Wirkung
des beim Filtriren in Lösung gehenden Eisens kann gänzlich oder theilweise eine mechanische seyn, nämlich in einer Flächenanziehung
aufgelöster organischer Substanz seitens des flockigen Niederschlages von
Eisenoxydhydrat bestehen, ähnlich der Wirkung des gefällten kohlensauren Kalkes bei
Clark's Verfahren zum Weichmachen des Wassers, oder
ähnlich derjenigen der Thonerde und anderer Körper. Daß das Eisenoxydhydrat eine
solche mechanische Wirkung wenigstens theilweise auszuüben vermag, wird aus der
Thatsache wahrscheinlich, daß seine reinigende Wirkung verringert wird, wenn man
seine Fällung durch Erhitzen bis zum Sieden beschleunigt.
Ich muß mein Bedauern darüber aussprechen, daß ich mehrere nur hypothetische
Erklärungen bezüglich der Theorie der Wirkung aufstellen konnte; es ist aber, wenn
auch fernere Untersuchungen mehr Licht über diese Frage verbreiten werden, leicht
einzusehen, daß die Wirkungen so complicirter Körper auf einander, von denen manche
nur in äußerst geringer Menge vorhanden sind, einigermaßen in Geheimniß gehüllt
sind. –
Außer organischer Substanz kommt im Wasser nicht selten noch eine andere
gesundheitsgefährliche Substanz vor, nämlich Blei.
Bekanntlich ist diese Frage zu verschiedenen Zeiten Gegenstand sorgfältiger
Untersuchungen seitens einer Anzahl wissenschaftlicher und praktischer Autoritäten
gewesen, und da dieselbe, wie ich nachweisen werde, für uns in Glasgow von localem
Interesse ist, so glaube ich mir einige Bemerkungen über diesen Gegenstand erlauben
zu dürfen.
Im Jahre 1851 bemerkten Graham, Miller und Hofmann in ihrem Berichte über die chemische
Beschaffenheit des Londoner Trinkwassers, sie seyen zu dem Schlusse gelangt, daß die
weiche Beschaffenheit eines Wassers allein keineswegs in erheblichem Grade die
Ursache ist, daß Blei aus den bleiernen Röhrenleitungen aufgelöst wird. Der durch
die späteren Untersuchungen von Dr. Medlock unterstützten Ansicht der genannten Chemiker
zufolge wird die Oxydation des Bleies hauptsächlich, wenn nicht gänzlich durch den
Gehalt des Wassers an Salpetersäuresalzen veranlaßt, welche entweder aus Gesteinen
ausgelaugt wurden, oder das Product der chemischen Zersetzung organischer Substanz
seyn können. Nach der Ansicht jener Chemiker wird das Wasser durch den Mangel eines
Gehaltes an kohlensaurem, in freier Kohlensäure gelöstem Kalk eines kräftigen
Schutzmittels gegen die Auflösung des Bleies beraubt.
J. Smith fand im Jahre 1857, daß, sobald die Corrosion des
Bleies begonnen hat,
oder sobald dieses Metall abwechselnd der Einwirkung von Wasser und von Luft
ausgesetzt ist, die corrodirende Wirkung des Wassers zunimmt.
Im Jahre 1864 stellte Pettenkofer
Polytechn. Journal, 1865, Bd. CLXXV S. 233. experimentelle Untersuchungen über diesen Gegenstand an und gelangte zu der
Schlußfolgerung, daß das Blei der Wasserleitungen ausschließlich durch die Wirkung
des im Wasser gelösten Sauerstoffes oxydirt werde. Daher theilt er Smith's Ansichten, daß eine abwechselnde oder
gleichzeitige Berührung von Wasser und Luft die Corrosion der bleiernen
Wasserleitungsröhren am meisten begünstige. Er ist ferner der Meinung, daß die so
häufig beobachtete Wirkung von weichem Wasser auf Bleiröhren durch die Absorption
von Sauerstoff seitens des Regenwassers bedingt wird. Von derselben Ursache mag die
Wirkung von weichem Flußwasser herrühren, während hartes Wasser, welches, wenn es Mineralstoffe aufnimmt,
mehr oder weniger von dem in ihm gelösten Sauerstoffe in Folge der Oxydation von
organischer und anderer Substanz verliert, eine weniger corrodirende Wirkung
hat.
In der Versammlung der British Association vom Jahre 1861
theilte Dr. Crace Calvert das
Resultat der Analysen von circa 300 Proben von Wasser
der Stadt Manchester mit, welche er in einem Zeitraume von mehr als zwölf Monaten
untersucht hatte. Er gelangte zu den Folgerungen, daß die corrodirende Wirkung des
Wassers auf Bleiröhren in den ersten vier Tagen am stärksten ist und dann allmählich
abnimmt, wenn man nicht das Wasser in den Röhren stehen
läßt oder wenn die Bleiröhren nicht eine Zeit lang unbenutzt bleiben und dann wieder
gebraucht werden. Er fand ferner, daß auch weiches, von organischer Substanz beinahe
freies Wasser ebenfalls unter gewissen Umständen die bleiernen Röhren sehr stark
corrodiren kann.
Bekanntlich machte im Jahre 1862 Prof. H. Schwarz den
Vorschlag, das Zerfressen der Bleiröhren dadurch zu verhindern, daß man das Innere
derselben mittelst einer heißen concentrirten Lösung von Schwefelnatrium
oberflächlich in Schwefelblei umwandelt. Er wies nach, daß in so präparirten Röhren
nicht die mindeste Spur von Blei aufgelöst wird, selbst wenn man destillirtes Wasser
vier Wochen lang in ihnen stehen läßt. Es ist mir nicht bekannt, ob mit diesem
Verfahren praktische Versuche abgeführt wurden und es würde wohl große
Schwierigkeiten haben, einer bereits vorhandenen Corrosion abzuhelfen, indem die gelegten Röhren entfernt
werden müßten, was wohl kaum ausführbar seyn dürfte.
Ich würde auf diese Einzelheiten nicht eingegangen seyn, wenn ich mich nicht durch
einen Versuch davon überzeugt hätte, daß auch das Wasser unseres Loch Katrine unter geeigneten Umständen beträchtliche
Mengen von Blei aufzulösen vermag. Ich ließ zwei Gallons dieses Wassers in einer
großen Abdampfschale achtundvierzig Stunden lang mit zwei Stücken von einem alten
Bleirohre in Berührung. Die Berührungsfläche war unter diesen Umständen sicherlich
bei weitem nicht so groß als in Bleiröhren von größerem Durchmesser, und doch fand
ich, daß per Liter beinahe 2 1/4 Milligrm. oder 0,175
Grains Blei per Gallon gelöst worden waren. Das Blei
ließ sich leicht bestimmen, ohne daß zuvor ein Eindampfen des Wassers stattfand,
indem dasselbe nach dem Filtriren durch Papier mit einem oder zwei Tropfen Salzsäure
und dann mit etwas Schwefelwasserstoffwasser, wie Persoz
empfohlen, versetzt wurde. Die so erhaltene Flüssigkeit wurde dann mit einer eine
bekannte Bleimenge enthaltenden Normallösung verglichen.
Ich filtrirte das Wasser welches Blei in Lösung enthielt, durch ein
Eisenschwammfilter. In dem Filtrate vermochte ich durch Anwendung des eben
angegebenen Verfahrens keine Spur von Färbung hervorzurufen und selbst nachdem ich
es auf den dreißigsten Theil seines Volums eingedampft hatte, konnte die Gegenwart
von Blei nicht nachgewiesen werden. Dieses Resultat ließ sich, der bekannten
Thatsache zufolge, daß Bleifalze durch metallisches Eisen gefällt werden und daß
Eisenschwamm ein weit kräftigeres Fällungsmittel ist, als Eisen in jeder anderen
Form, von vorn herein erwarten. Diese Eigenschaft des Eisenschwammes ist eine
wichtige und willkommene Zugabe für seine Anwendung zum Reinigen des Wassers.
Zum Schlusse mögen mir einige Bemerkungen über die praktische
Verwendung des Eisenschwammes zum Reinigen des Wassers gestattet seyn.
Eine der wichtigsten Fragen bezüglich jedweden Filtrirmateriales ist die, wie lange
dasselbe wirksam bleibt und wann, nach Verlauf welcher Zeit es der Erneuerung
bedarf? Bei Beantwortung dieser Frage übergehe ich meine auf dieselbe bezüglichen
Laboratoriumsversuche, will aber bemerken, daß in London, auf den Wasserwerken der
Southwark and Vauxhall Company, seit Ende October
1872 ein Versuchs-Eisenschwammfilter in Thätigkeit ist, welches einen
Flächeninhalt von 50 Quadratfuß und eine Eisenschwammstärke von 1 Fuß hat. Die Menge
des per Stunde das Filter passirenden Wassers ist auf
300 Kubikfuß berechnet;
wie ich jedoch vernommen habe, ist der Wasserzufluß in Folge der Dimensionen des
Zuflußhahnes etwas mangelhaft. Die letzte Probe von dem filtrirten und dem
unfiltrirten Wasser erhielt ich, als die Meßvorrichtung 100000 Kubikfuß oder das
Zweitausendfache vom Volum des im Filter befindlichen Eisenschwammes angab; ich fand
dann, daß die Reinigung trotz der ungünstigen Wirkung der kalten Witterung, der beim
ersten Gebrauche des Filters erzielten gleich war.
Selbstverständlich können diese 2000 Volume nicht als ein für die Praxis direct
verwerthbares Resultat gelten, sofern der Eisenschwamm von
Wasserleitungsgesellschaften angewendet werden soll; aus den oben entwickelten
Gründen möchte ich aber dieses Filtrirmaterial lieber bei kleinen, für den
Hausbedarf bestimmten Filtern angewendet sehen und in diesem Falle würde, wenn ein
derartiges Filter mit einem Gallonmaaß Eisenschwamm versehen wäre (im Gewicht von 10
bis 12 Pfund), ein Ausbringen von 2000 Gallons gereinigten Wassers bei
ungeschwächter und unverminderter Wirkung des Eisenschwammes einem praktisch
verwerthbaren Ergebnisse näher kommen. Nehmen wir den täglichen Bedarf an Wasser zum
Kochen und Trinken zu 10 Gallons (100 Pfd.) an, so würde ein solches Hausfilter,
soweit die Wirkung des Eisenschwammes in Betracht kommt, nach Verlauf von 200 Tagen
noch eben so kräftig wirken, wie am ersten Tage seiner Benutzung, so daß es vor
weniger als sechs Monaten ununterbrochenen Gebrauches einer Erneuerung sicherlich
nicht bedürfen würde, und diese würde einen Kostenaufwand von kaum einem Shilling
(zehn Silbergroschen oder einer deutschen Reichsmark) bedingen. Selbstverständlich
kann das Filtriren in solchen Hausfiltern weit langsamer ausgeführt und somit eine
vollständigere Reinigung des Wassers erzielt werden, als dieß bei Wasserwerken im
Großen möglich seyn würde. Meiner Ansicht nach würde ein Gallon per Halbstunde, oder selbst per Stunde, eine für Hausfilter genügende Geschwindigkeit seyn.
Bei der Construction dieser Hausfilter nach meinem eigenen
Entwurfe bin ich durch die HHrn. Murray und Comp. von der Caledonian
Pottery zu Rutherglen unterstützt worden.
Der Eisenschwamm, durch den das zu filtrirende, bezüglich zu reinigende Wasser zuerst
passirt, ist in einem aus Steinzeug bestehenden Gefäß mit schwach gewölbtem Boden
enthalten. Oben auf diesem Boden liegt ein Siebboden, auf welchem der Eisenschwamm
ruht. Eine im gewölbten Boden angebrachte Oeffnung steht mit einer thönernen Röhre
in Verbindung, welche an der Außenseite des Steinzeuggefäßes ein wenig über das
Niveau des Eisenschwammes hinaufreicht. Hier communicirt dieses Rohr mit einem zweiten
Rohr, welches an der Außenseite des Eisenschwammgefäßes von dessen oberem Ende bis
zur Mitte seines geschlossenen Bodens hinabreicht. Letzteres Rohr ist oben und unten
offen; denn wenn es oben geschlossen wäre, so würde es als Heber wirken und das
Wasser vom Eisenschwamm abziehen, welcher fortwährend von Wasser bedeckt bleiben
muß; denn in Folge abwechselnder Berührung mit Luft und Wasser würde sich der
Eisenschwamm oxydiren und dadurch mehr oder weniger von seinem Reinigungsvermögen
einbüßen. Ein am unteren Ende dieses zweiten Rohres angebrachter Schraubenhahn
gestattet den Durchfluß des Wassers durch das Filter zu reguliren.
Man stellt das Eisenschwammgefäß in das Gehäuse eines gewöhnlichen Steinzeugfilters
mit perforirtem Boden, unter welchem ein Behälter zur Aufnahme des filtrirten
Wassers angebracht ist. Auf dem durchbrochenen Boden ruht eine etwa vier Zoll starke
Schicht von fein gepulvertem Marmor oder gewöhnlichem Kalkstein, auf welche das
filtrirte, aufgelöstes Eisen enthaltende Wasser durch den Schraubenhahn hinabfließt.
Durch die Wirkung des Kalksteines wird das Wasser vom Eisen befreit und gelangt dann
zum Gebrauche fertig in den Sammelbehälter.
Der ganze Filtrirapparat ist wie gewöhnlich mit einem Deckel versehen.
Die Eisenschwammschicht ist etwa acht Zoll stark und zwar empfehle ich, unten etwa
sechs Zoll gröberen Eisenschwamm und darüber zwei Zoll feineren einzufüllen, so daß
der letztere auch mechanisch als Sieb oder Seiher wirken und etwa im Wasser
suspendirte Verunreinigungen zurückhalten kann. Enthält das Wasser viel von diesen
letzteren, so soll die Schicht von feinerem Eisenschwamm von Zeit zu Zeit erneuert
werden.
In meinem Laboratorium erhielt ich beim Filtriren eines durch ein wenig Abzuchtwasser
schwach verunreinigten Wassers, unter Anwendung von Spencer's Filter mit kohlehaltigem Eisenoxyduloxyd, Dahlke's Filter mit gekieselter Kohle und meinem Eisenschwammfilter, die
in der nachstehenden kleinen Tabelle verzeichneten analytischen Resultate. Alle
diese Filter wurden, bevor ich die Probe sammelte, mit dem filtrirten Wasser gut
gewaschen und dieselbe wurde sogleich analysirt, da ich gefunden hatte, daß das
durch das Eisenschwammfilter passirte Wasser sich beim Stehen in seiner Qualität
verbessert. Dieses letztere Filter lieferte binnen fünfundzwanzig Minuten einen
Gallon, die übrigen, etwas kleineren Filter binnen neunzig Minuten dieselbe
Quantität, so weit dieß bei ihrer Neigung sich zu anstopfen möglich war.
QualitätdesWassers
FreiesAmmoniak
Albuminoid-Ammoniak
OrganischerKohlenstoff
OrganischerStickstoff
Gesammtmengedes
gebundenenStickstoffes
gefunden(1)
(2)
gefunden(1)
(2)
gefunden(1)
(2)
gefunden(1)
(2)
gefunden(1)
(2)
Unfiltrirtes Wasser
0,0694
100
0,0225
100
0,2499
100
0,0843
100
0,1414
100
Dasselbe, durch Spencer's
Filter filtrirt
0,0602
87
0,0108
48
0,1045
42
0,0431
51
0,0927
65
Dasselbe, durch Dahlke's
Filter filtrirt
0,0389
56
0,0102
45
0,0558
22
0,0764
90
0,1084
76
Dasselbe, durch
das Eisenschwammfilter filtrirt
0,0522
75
0,0056
25
0,0216
10
0,0216
26
0,0646
46
(1) In 100,000 Theilen Wasser.
(2) Diese Columne gibt den im filtrirten Wasser noch enthaltenen Procentgehalt an,
das unfiltrirte Wasser = 100 gesetzt.