Titel: | Polirgold; von Paul Weißkopf. |
Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. X., S. 65 |
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X.
Polirgold; von Paul Weißkopf.
Weißkopf, über Polirgold.
In Nachstehendem mache ich auf ein Verfahren aufmerksam, welches umsomehr Beachtung
verdient, als es viele Vortheile vor anderen, bisher üblichen Arten der
Polirgoldbereitung bietet, und wenn auch anscheinend complicirt, doch wenige
Schwierigkeiten in der Ausführung hat.
1) Man erzeugt auf gewöhnliche Weise Chlorgold; (1 Ducaten wird zerschnitten, mit 10
Grm. Salzsäure und 5 Grm. Salpetersäure in einem Kochfläschchen überschüttet und so
lange gelinde erwärmt, bis Alles gelöst ist. Die Lösung wird in einer
Porzellanschale abgedampft, bis sich starke Ränder ansetzen, dann vom Feuer genommen
und für diesen speciellen Zweck sofort mit 750 Kub. Cent. destillirten Wassers
verdünnt und filtrirt).
2) Man löst 12 Grm. käufliches Aetznatron in 200 Kub. Cent. Wasser.
3) Man löst 0,5 Grm. Stärke- oder Milchzucker in 6 Kub. Cent. Wasser, gibt
dazu 6 Kub. Cent. 80proc. Alkohol und 6 Kub. Cent. Aldehyd.
Hierauf vermischt man in einem hohen Glase bei möglichstem Ausschlusse des Lichtes
die Flüssigkeiten 1, 2 und 3, schüttelt um und läßt sie stehen. Die Flüssigkeit wird
sofort schwarz, später bläulich durchscheinend werden, und nach einer Viertelstunde
hat sich alles Gold in Gestalt eines sehr lockeren, schwarz erscheinenden Pulvers
abgesetzt. Die überstehende Flüssigkeit wird abgegossen und das Gold so lange mit
Wasser gewaschen, bis es zimmtbraun erscheint, dann in gelinder Wärme getrocknet.
Wie schon vorher gesagt, erscheint dieses Verfahren für den ersten Augenblick
complicirt; jedoch kann man sich in jeder Apotheke die Flüssigkeiten 2 und 3
bereiten lassen, wodurch die Manipulation sehr vereinfacht wird. Die Vortheile
dieses Fällungsverfahrens sind: Von allen mir bekannten Fällungsarten des
Polirgoldes gibt diese das feinste und weichste Pulver. Das Gold ist so fein zertheilt, daß es
beim Waschen und
Aufrühren dem Wasser die vorher erwähnte blaue Farbe ertheilt. Durch seine Feinheit
bedingt, kann es auch sehr leicht polirt werden und ist auch außerordentlich
ausgiebig. 6 Grm. desselben mit 1 Grm. Wismuthfluß vermischt, gaben nach dem
Einbrennen eine so dichte und ebenso gut deckende Schicht, wie 10 Grm. gewöhnliches
(mit Eisenvitriol gefälltes) Gold mit 1 Grm. Wismuthfluß. – Die Farbe ist
weniger messingartig, und durch leichtes Reiben mit dem Rehleder läßt sich ein sehr
schönes Mattgold erzeugen. Mit dem Elfenbeinstift kann man die glänzendsten
Radirungen anbringen. (Kunst und Gewerbe S. 214.)