Titel: | Der Rechtsbestand des Hoffmann'schen Ringofenprivilegiums. |
Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. XII., S. 70 |
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XII.
Der Rechtsbestand des Hoffmann'schen Ringofenprivilegiums.
Seger, über den Rechtsbestand des Hoffmann'schen
Ringofenprivilegiums.
In dem Aufsatze unter obigem Titel im Jahrgang 1872 dieses Journals, Band CCV Seite 205 und 311, in welchem ich die im österreichischen
Ingenieur- und Architektenverein zu Wien durch Herrn Prokop gelieferte Beweisführung für die Hinfälligkeit der Hoffmann'schen Ringofenprivilegien zu widerlegen suchte,
sind unter Anderen als Quellen, aus denen Hr. Prokop
seine Wissenschaft geschöpft und als Solche, welche in ihren Schriften Beweismittel
gegen die Neuheit des Hoffmann'schen Ringofens
beibringen, die HHrn. Prof. Dr. Gottgetreu in München und Paul Löff in Berlin
genannt.
Gegen einige Stellen in dem genannten Aufsatze, namentlich Seite 211 und S. 315, in welchen
hiernach die Ansicht meinerseits ausgesprochen wird, daß die genannten beiden Herren
ein Interesse daran nehmen, Constructionen zu vertheidigen, welche durch die
preußischen Gerichte als Plagiate verurtheilt seyen, und dieß mit Mitteln welche als
Wortklaubereien zu betrachten sind, erhebt Hr. Prof. Dr.
Gottgetreu Widerspruch, sowie vor Allem gegen den
Schimpf, der seiner wissenschaftlichen Ehre dadurch angethan sey, daß sein Name mit
dem eines Mannes auf gleiche Stufe gestellt ist, welcher durch die Genialität, mit
der er die Ideen Anderer auf technischem Gebiet assimilirt und als die Seinigen
ausgibt, sich in den letzten Jahren eine gewisse Berühmtheit erworben hat.
Beim Durchlesen der Stellen, auf welche sich die oben genannten Aeußerungen beziehen
(Gottgetreu's Baumaterialienlehre Seite 186 bis 193
und Seite 205 bis 210) glaubte ich allerdings aus verschiedenen Auslassungen, in
welchen einerseits die Priorität der Ringofenerfindung dem Ofen von Maille in
Villeneuve-le-Roi zugesprochen und dieser im Princip mit dem Hoffmann'schen Ringofen identisch erklärt wird, und
namentlich auch die Widersprüche, welche im Text der angezogenen QuelleFörster's Bauzeitung, Wien 1857. in Betreff der Anlage der Roste und der Befeuerung „von
Oben“ sich finden, ohne Kritik aufgenommen sind, andererseits aus der
Art, wie er die Beschreibung der Bührer-Hamel'schen Oefen durchführt, annehmen zu müssen, als ob Hr.
Prof. Dr. Gottgetreu die
Eigenthümlichkeiten der Befeuerungsweise des Maille'schen
wie Hoffmann'schen Ofens nicht erkannt, sowie an dem Bührer-Hamel'schen Ofen ein ganz besonderes
Interesse nehme.
Wenn nun, wie mir Hr. Prof. Dr. Gottgetreu erklärt, er in letzterer Beziehung dem Kampf der materiellen
Interessen völlig fern gestanden und seine wissenschaftliche Ueberzeugung allein die
Richtschnur gewesen ist, durch welche er sich hat leiten lassen, so hat er die Sache
hiermit auf das Gebiet einer wissenschaftlichen Streitfrage gebracht, auf welchem
sie sich auch für den unterliegenden Theil in ehrenvoller Weise auskämpfen läßt.
Hr. Löff hat einen anderen Weg betreten; er hat es
vorgezogen auf die von mir geführte Kritik mit SchmähungenPaul Löff: Entwürfe zum Bau von Kalk-,
Cement-, Gyps- und Ziegelbrennereien. Leipzig 1873, in Gebhard's Verlag. und Verläumdungen, die der Wissenschaft und eines Mannes, der sich seines
Rechtes bewußt ist, unwürdig sind, zu antworten und haben mich diese in den von mir
über ihn ausgesprochenen Ansichten lediglich bestärkt und mir die Möglichkeit genommen, mich ihm
gegenüber auf weitere wissenschaftliche Erörterungen einzulassen.
Dagegen halte ich es für meine Pflicht, einem Manne gegenüber, welcher, wie Hr. Prof.
Dr. Gottgetreu, wenn ich
auch fachlich mit den von ihm ausgesprochenen Ansichten nicht in allen Punkten
übereinstimme, doch auf dem Gebiete der Wissenschaft, welches er bebaut, einer
Autorität genießt, und auf die Reinheit seiner wissenschaftlichen Ehre Gewicht legt,
die Genugthuung nicht versagen zu dürfen, daß ich mich in Bezug auf die Motive,
welche bei der Betheiligung an dem Streite um die Priorität der Ringöfen ihn
geleitet, geirrt haben kann und deßwegen bedauere, ihn dem Verdachte ausgesetzt zu
haben, als ob diese nicht ganz ehrenhafte gewesen seyen; ich thue dieß um so lieber,
als mir eine solche Erklärung Gelegenheit gibt zu constatiren, daß Männer von
wissenschaftlichem Rufe dagegen protestiren, mit solchen in eine Reihe gestellt zu
werden, welche die Wissenschaft zur Erreichung ihrer egoistischen Zwecke
herabwürdigen.
Dr. H. Seger.