Titel: | Die feuerfesten Thone wie Fabricate, oder dahin gehörige Materialien, namentlich die hervorragenden, auf der Wiener Weltausstellung; von Dr. Carl Bischof. |
Autor: | Carl Bischof [GND] |
Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. XVIII., S. 105 |
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XVIII.
Die feuerfesten Thone wie Fabricate, oder dahin
gehörige Materialien, namentlich die hervorragenden, auf der Wiener Weltausstellung; von
Dr. Carl Bischof.
Bischof, über die feuerfesten Thone u. Fabricate auf der Wiener
Weltausstellung.
Kein Material trifft wohl überhaupt auf der Wiener Weltausstellung 1873 mehr der
Mißstand, und zwar in noch höherem Grade als dieß schon auf der letzten Pariser
allgemeinen Industrie-AusstellungPolytechn. Journal Bd. CLXXXVI S.
454. der Fall war, allenthalben verstreut zu seyn,
– als die Thone. Je nachdem dieselben unter Bergbau und Hüttenwesen (Gruppe
I) oder als Anhängsel zu irgend einer ihrer bedürftigen Fabrication verwiesen, oder
im günstigeren Falle das Fabricat als selbstständige Gruppe IX (Stein-, Thon- und
Glaswaaren) meist in einem Annex, einem Hofe oder versteckten Winkel oder irgend
einem Separatgebäude untergebracht wurden, nimmt dieses Rohmaterial nebst den
Producten daraus, einen völlig verschiedenen Standort ein, dessen Aufsuchen zu einem
labyrinthartigen wird, wenn der leitende Faden gar zu leicht unwillkürlich und damit
eine voraus noch so gut gemachte Disposition verloren geht.
Ein vollständiges und übersichtliches Bild ist daher, wie schon von Dr. Seger in seinen
sachkundigen keramischen Ausstellungsberichten und Anderen wiederholt ausgesprochen
wurde, unendlich schwierig zu erlangen. Wenn, im Ganzen cursorisch durchgehend, ich
es dennoch unternehme auf das Beachtungswerthe dieses speciellen Gebietes näher
einzugehen, so thue ich dieß in der Ueberzeugung, wenigstens keine größere
Collection übersehen zu haben. Es befindet sich darunter manches bis jetzt allgemein weniger Bekannte gegenüber den älteren bereits
traditionell berühmten Vorkommnissen feuerfester Thone in England, Belgien und
Deutschland, welche beiden ersteren Länder, namentlich England, verhältnißmäßig sehr
wenig ausgestellt haben, so wie Deutschland lange nicht vollzählig vertreten
ist.
In um so mehr überraschender Weise leuchten hervor Oesterreich und Ungarn durch einen
großen, mannichfaltigen Reichthum vortrefflicher feuerfester Thone und denselben
entsprechend durch ausgezeichnete Erzeugnisse, aber nicht allein den Rohstoffen
nach, sondern auch durch eine nicht selten, augenscheinlich sorgfältigste
Bearbeitung wie eine so rationelle Zusammensetzungsweise, daß die genannten Momente
wohl auf die vollste Würdigung Anspruch haben. Feuerfeste Thone resp. wenigstens
Kaoline, finden sich ausgestellt mit Ausnahme von Schweden und Norwegen und der
Niederlande, von allen vertretenen Ländern.
So, um die einzelnen Länder in der bekannten geographischen Ordnung von Westen nach
Osten in dem Ausstellungspalaste mit seinen Galerien und Höfen durchzunehmen, finden
sich:
in Brasilien (nordwestliche
Ecke)
unter Glas wohl verwahrt, aber dadurch einer genaueren
Untersuchung entzogen, große Schmelztiegel, Esberard F.
A. M. Söhne, Rio de Janeiro, [A. D.Bedeutet Anerkennungsdiplom, welches von der Jury
zuerkannt wurde.]
Nicht fern davon befindet sich ein weißes, erdiges Mineral mit muschligem Bruche, dem
Ansehen nach Bauxit nicht unähnlich; ferner Thon aus der Province Amazones;
in Süd-Amerika
aus Venezuela Thonerde gen. Sabon de
Guarumen,Zur Unterscheidung vom übrigen Texte führe ich specielle Beschreibung oder
die Resultate der pyrometrischen Bestimmungen von
mir stets mittelst Gedankenstrichen – – an. eine leichte, röthliche, sehr klebende Thonmasse, wenig schwer schmelzbar,
und Kaolin von Carácas.
Nord-Amerika,
Utah, feuerfester Thon – röthlichweiß mit röthlich
gelben Schattirungen, knirscht unfühlbar, recht bindend; ausgestellt durch Professor
Kustel – in Platin-Schmelzhitze leise
aufgebläht, hellgelblich, feinstporig – kommt gleich den
30-procentigen feuerfesten Thonen.
Thon ausgestellt durch Tempest, Brockmann u. Comp.,
Cincinnati, Ohio.
Feuerfeste Steine wie Thon ausgestellt durch die Laclede, fire
brick Comp., in St. Louis, Missouri; ferner C. E. Holden, Mineral-Point, Ohio.
Im amerikanischen Annex finden sich zwei größere Tafeln Itacolumit „capable of resisting the effects of heat by reason of its
composition“, and „ball- and
socket-joint-arrangement of its particles“
– ein feinkörniger Sandstein, wenig fest, außen gelb, innen weiß,
glimmerhaltig – in Platin-Schmelzhitze leise emaillirt, –
erreicht chemisch reinen Quarz in pyrometrischer Beziehung nicht. Wie auch Ganister for furnace hearths von Indianapolis, Indiana U. St. – grauer, feinkörniger Sandstein,
glimmer- und merklich kalkhaltig. In Platin-Schmelzhitze völlig zu
einer eisenfarbigen Schlacke zerflossen. Itacolumit wie Ganister sind ausgestellt
durch Bunting Brothers in New-York. Daselbst
liegen auch feuerfeste Ziegel – hellgelbe Thonchamottemasse. – In
Platin-Schmelzhitze gut erhalten, die Chamottekörner bis zur Größe eines
Pfefferkornes sind noch unterscheidbar – hervorragend feuerfest.
Graphittiegel, dickwandige mit Ausguß und Deckel, meist, namentlich außen, hell
gebrannt, röthlich-gelb in theils außergewöhnlicher Größe angefertigt von J.
Dinon, Crucible
Comp, Jersey-City,
New-Jersey. [V. M.Bedeutet Verdienst-Medaille, von der Jury
zuerkannt.]
Der blätterige, theils recht großblätterige Graphit stammt aus den Minen Tinconderoga, New-York.
Großbritannien
von Doulton u. Comp., Lambeth,
London, Schmelztiegel, Graphittiegel, Muffeln und sogen. Pariser Schmelzöfen. [V. M.]
Von John Hynam, Finsbury, London, Graphittiegel [A. D.] – bläulich grau gebrannt mit schwach
eingeschnittenem Ausguß, in verschiedenen Formen: rund, faßförmig und dreieckig
nebst sonstigen Schmelztiegeln und Chamotte-Glühöfen. Unter den
Graphittiegeln sind bemerkenswerth mehrere bereits gebrauchte, die 48 Metall-
ja 55 – 60 Kupferschmelzungen ausgehalten haben. [Als ganz vorzüglich auf der
Pariser Ausstellung anerkannt.]
Ferner als Muster englischer Importartikel in Triest finden sich feuerfeste Ziegel
(mattoni ingl. refrattari mit der Marke Lanchester,
Ramsay, E. M. u. R. B. u. Comp.) von dem bekannten hellgelben Aussehen in der
Separatausstellung des k. k. Handelsministeriums sowie ferner daselbst
Graphit-Schmelztiegel (crogiuoli).
Indien.
Ceylon – derber Block blätterigen Graphits – des bekanntlich besten zur
Tiegeldarstellung – bestimmt für das k. k. mineralogische Hofcabinet.
–
Kaolin und Thone unter Glas, darunter derb glimmerhaltige
in der Sammlung palæontologica indica von Dr. F. Stoliczka.
–
Neuseeland.
Ein bläulicher, sandiger Thon, bindend. In Platin-Schmelzhitze außen stark
glasirt, innen löcherig.
Queensland by A. Walker Bingera Coal mine, feuerfester
Schieferthon – ist gelblich-grau mit Kohleneindrücken und
Glimmerblättchen. In Platin-Schmelzhitze bläht er sich bienenzellenförmig auf
– ist wenig feuerfest. –
Portugal und Spanien.
Weiße Handstücke mit schieferiger Textur aus dem Districte Lisbonne und Beja –
ziemlich festes Gestein, reinweiß, knirscht wenig. In Platin-Schmelzhitze
außen glänzend, innen kaum, dicht, weiß – gleich schwerschmelzbar mit dem besten Rohkaolin. Fetter, röthlich-grauer Thon aus
den Minen De Enraoko Cabo Mondego nebst einem derben
recht gut erhaltenen Stück eines gebrauchten Glashafens.
Der Thon – fühlt sich fettig und zart an, schneidet sich glatt, die Schnittfläche ist leise
glänzend, knirscht wenig. In Platin-Schmelzhitze porzellanartig, außen
glänzend, innen kaum, porig, weiß – ausgezeichnet schwerschmelzbar. –
Feuerfeste Steine (bez. Isabel), Tiegel – von
theils stark glimmerhaltiger, röthlich-gelber Thonmasse mit eingemengten
Quarzkörnchen. In Platin-Schmelzhitze Form erhalten, erweicht; doch sind die
Quarztheile noch erkennbar. Retorten und sogenannte Pariser Oefen von Cucuray P. in Barcelona. [V.
M.]
Separatgebäude Nr. 10. Proben der mines de Madrid.
Aehnliche weiße Schiefer wie oben und davon verschiedene, welche – merklich
knirschen, quarzhaltiger, schwarz punktirt und in weniger zersetztem Zustande sind.
In Platin-Schmelzhitze außen lebhaft glänzend, innen höhlig – nicht
schwerschmelzbar.
Valencia, verschiedene Rohkaoline.
Frankreich.
Neben dem Modell eines eigenthümlichen Schmelzofens (Vertreter Lesueur in WienDer Name des Ausstellers war nicht angegeben und auch im
General-Katalog nicht aufzufinden.) sind zur Ausstellung gebracht darin geprüfte resp. zusammengeschmolzene
feuerfeste Ziegelproben. Nr. 1 Bauxitziegel, matière
première de la
Compagnie Parisienne.
Nach dem Schmelzversuche – haben sich die Kanten scharf erhalten, der Stein
ist mit einer schwarzen, cinterigen Kruste umzogen, Bruch steingutartig, doch nicht
völlig homogen.
In der von mir angewendeten Platin-Schmelzhitze – Form erhalten, Bruch
homogen, krugartig. Andere Steinproben aus Chamottemasse sind – völlig
erweicht und ausgebaucht und im Begriffe zu zerfließen; noch andere aus Thonmasse
mit Quarzkörnern – sind eben so stark erweicht, zusammengesunken, gerissen
und verbogen.
Ferner sind eingesandt Gas-Chamotteretorten von zwei Ausstellern und
feuerfeste Producte von einem Aussteller.
Algerien – Kaolin sevice
des mines.
Schweiz.
Jac. Brühlmann, Thon von Schaffhausen –
gelblich-weiß, stark glänzend, eigenthümlich specksteinartig. In
Platin-Schmelzhitze außen nicht glänzend, innen porzellanähnlich, löcherig,
blaugrau – sehr schwerschmelzbar. [A. D.] Heinrich Maag in Schaffhausen, Graphittiegel in ursprünglicher
Färbung, meist in runder Form mit eigen gewölbten Deckeln. Darunter große Exemplare.
[V. M.]
A. Amoudouz und Comp. in Genf
– sandiger Thon – bläulich-grau. – In
Platin-Schmelzhitze außen völlig glasirt – schwerschmelzbar in Folge
des körnigen Sandgehaltes. Nebst Tiegeln und feuerfesten Ziegeln; erstere sandig und
letztere rissig, gelb. [A. D.]
Chr. Claus in Genf, Schmelztiegel, Muffeln, besonders
verschiedenartige Gasöfen von weißer, schwach gelblicher Chamottemasse, recht gut
gearbeitet. Ein Stück Deckelmasse – hellgelbliches Thongemenge mit
eingebetteten nicht häufigen Quarzkörnchen. In Platin-Schmelzhitze ist es
homogen erweicht bis auf die Quarztheile.
Italien.
Römischer Kaolin in großen Stücken, verwendet zu Porzellan und feuerfesten Steinen
von hübschem Aussehen, vertreten durch Bondi
et
Comp., Roma – sehr zart und fettig, knirscht unfühlbar. In Platin-Schmelzhitze
gleich dem besten geschlämmten Normalkaolin – vorzüglich schwerschmelzbar und
dabei gut bindend. Das Bindevermögen ist = 8, d.h. ein großes. – Ein ganz ausgezeichnetes Material.
Ferner im Hof feuerfeste Steine von Colfa Prov.: Roma.
Dänemark.
Kaolin von Bornholm, größeres Stück – graulich-weiß, rauh
anzufühlen.Eine zur vergleichenden pyrometrischen Bestimmung reservirte Probe ging mir
leider verloren. Ebendaselbst Grönkaolin, Walkerde – eine zersetzte, leicht
zerreibliche Steinmasse, grünlich mit überall durchleuchtenden weißen Stellen,
bindend. In Platin-Schmelzhitze zerflossen zu einer schmutziggrauen Schlacke
– pyrometrisch ohne Werth.
Belgien.
Smat-Smat und Comp., die
bekannten feuerfesten Thone von Andennes – theils fette theils sandige, roh
und gebrannt, in verschiedenen Schattirungen hellgrau bis dunkel- und
schwarzblau nebst centner-schweren, recht stark gebrannten
Hohofenchamottesteinen mit mäßig-grobem Korn, ohne Risse und selbst Rißchen
– außen wie innen und
überhaupt in der
gewohnten mustergültigen, ebenso sauberen wie
sorgfältigen Bearbeitung.Man vergl. Dr. Seger,
Töpfer- und Ziegler-Zeitung Nr. 20.
Unter den bezeichneten Thonen ist am strengflüssigsten – der dunkelste, fast
schwarze mit lebhaft glänzenden Ablösungen wie Eindrücken, welcher auch zugleich höchst bindend. In Platin-Schmelzhitze ohne Glanz,
feinstporig, gelb – vorzüglich schwerschmelzbar. [V.
M.]
Société des terres platiques, durch Pastor und Bertrand –
noch reichere Thoncollection, auch solche von braungrauer Farbe. Außer ebenso
vorzüglich exacten Fabricaten feuerfester Steine, darunter solche mit Feder und Nuth
(wie der Schreiner sie in Holz anfertigt), Gasretorten von bedeutender Länge und großartige Cylindergefäße. Die Hohofensteinmasse
beschreibe ich näher: in gelber Grundmasse sind dicht eingeknetet hellgelbliche,
flache Chamottekörner bis zur Größe einer viertel Linse. In
Platin-Schmelzhitze emaillirt besonders die äußerste
geglättete Schicht, die einzelnen gröberen Körner sind noch zum Theil
erkennbar. [V. M.]
DeLattreAndré et Comp., deßgleichen Hohofensteine,
Gasretorten etc. Außer Thon auch Quarzstücke.
Dor. Nic. J. Ampsin bei Huy, Thonröhren zur
Zinkdestillation, – dem Anscheine nach ausgezeichnet gepreßt mittelst einer
hydraulischen Presse.
Société de produits refractaires de St.
Ghislain. Rohmaterialien und alle die verschiedenen Fabricate für die
höchsten pyrotechnischen Verwendungen. Die Hohofensteine sind – von fast
weißer Thonmasse, in welcher Chamotte und auch Sandkörner bis zur Größe eines halben
Pfefferkornes eingeknetet und gut dicht verarbeitet sind.
In Platin-Schmelzhitze beginnt das Material zur homogenen Masse zusammen zu
schmelzen.
Ist ein wenig leichtflüssiger als obige Hohofensteinmasse. Eine Auswahl von
Gasretorten nach verschiedenen Systemen – schön glatt gearbeitet, ohne irgend
welche Risse, unglasirt. Vorherrschend Chamottewaare; doch ist auch Quarz, Quarzite
nebst Pouddingstein und sich chamotteartig brennender feinkörniger Sandstein (Silex) zu bemerken. Letzterer ist recht fest, springt
kantig.
In Platin-Schmelzhitze von leisem Schmelz durchdrungen. [F. M.Bedeutet Fortschritts-Medaille.]
Ferner durch A. Bodart, Lovegnée bei Huy, neben
Erzen und Mineralien die verschiedenen recht lebhaft, fettig glänzenden belgischen
Thonsorten. Darunter eine helle Sorte, welche dem besten belgischen Normalthone
pyrometrisch sehr nahe gleich zu setzen sind.
Schweden und Norwegen.
Trotz der vielen massenhaft vorliegenden Eisenerze und auch Thonwaaren treffen wir
auffallender Weise keine Thone an.
Deutschland. (Hof. 7. B.)
Vygen und Comp. in Duisburg a.
Rh. Auf das Vortheilhafteste in die Augen fallende, sehr reichhaltige Ausstellung
feuerfester Fabricate.
Gasretorten, besonders schön geglättet und accurat gearbeitet, gleich den belgischen
ohne irgend welche Risse, von klingender Festigkeit;
ebenso schwere Hohofensteine mit ausgezeichnet dichtem, festem Bruch, welcher nicht
sehr grobe und verschiedenartige Chamottekörner zeigt; Steine für Gußstahl-,
Puddel-, Schweißöfen, Platten-, Gewölbe-, Convertersteine etc.
etc. Die Hohofensteinmasse besteht aus – einem gelblichweiß, gebrannten
Thonmaterial, in dem allerinnigst und reichlich
eingebettet liegen kantige Chamottekörner bis zur Größe nahezu eines Pfefferkornes.
Auch einzelne quarz- oder hornsteinartige Körner finden sich darin.
In Platin-Schmelzhitze innere Masse nicht glänzend, die äußere, namentlich die
geglättete emaillirt; die gröberen Körner sind noch unterscheidbar. Gleich heftigst
geglüht die im Wesentlichen ähnliche Masse der kleineren Steine – erscheinen
die Zusatzkörner in noch völligerem Grade erhalten.
Von demselben Aussteller finden sich ferner Graphit-Gußstahlschmelztiegel,
lebhaft graphitisch glänzend, fein gearbeitet mit mäßiger Wandstärke, darunter
solche, die bereits viermal zum Stahlschmelzen gedient haben. Außerdem finden sich
in einfacher Prüfungsweise die bekannten, dem heftigsten Feuer ausgesetzten
Kreuzproben von Dr. Otto
beigefügt, je zwei kleinere Steine; die je beste belgische und je beste englische
befinden sich kreuzweise mit den besten Vygen'schen auf
derselben Unterlage befestigt. Die Probe mit den belgischen läßt die pyrometrische
Superiorität am entschiedensten erkennen. [F. M.]
Rudolph Keller zu Stolberg bei Aachen.
Feuerfeste Producte nebst Rohmaterial, feinkörniger dem Ansehen nach sehr reiner und
vorzüglicher Sandstein. Außer Hohofensteinen – Dinassteine, – ziemlich
fest, in zwei Sorten von feinerem und gröberem Korn, wovon erstere der von mir
früherim „Berggeist“ (daraus in den Miscellen dieses
Journalheftes). beschriebene „höchst schwerschmelzbare deutsche
Dinasstein,“ welcher die besten englischen pyrometrisch übertrifft
und dabei gegen Temperaturwechsel weniger empfindlich ist.
Schon ungebrannt, wie vorliegende Proben von sehr feinem Korn zeigen, ist der
bezügliche Dinasstein recht compact.
Converterschmiermasse und Quarzmörtel zur Einmauerung der Dinassteine sind auch
beigelegt. Die Schmiermasse ist dem Anscheine nach – ein Gemenge aus kantigen
und splitterigen Sandsteinstückchen bis zur Größe eines viertel und halben
Pfefferkornes, und bläulichem Thonmehl, welches ziemlich formbar ist. In
Platin-Schmelzhitze ist die Schmiermasse außen glasirt, körnig; innen porig
und fast homogen erweicht.
Der Quarzmörtel, bestehend aus feinen Sandsteinkörnchen bis zur Größe des Rübsamens
mit demselben Thonmehl, ist formbar und noch leichter schmelzbar. In
Platin-Schmelzhitze bereits löcherig-höhlig ausgefressen. [V. M.]
Ferner finden sich von derselben Firma Hohofensteine, gelbliche reine Chamottemasse,
bei den Producten der Zinkhütte von Moresnet.
Haupt und Lange, Dinasstein-Fabrik in Brieg
(Schlesien). Dinassteine – von Hellem, fast fleckenfreiem Ansehen, meist ohne
Risse, recht fest, Bruch dicht. In zuckerartiger, weißer
Grundmasse liegen theils schwach-röthliche, theils glasig-glänzende
Quarzkörner bis zur Größe eines kleinen Pfefferkornes eingebettet. In
Platin-Schmelzhitze feinstes Durchschnittspulver völlig emaillirt, innen glasig verdichtet. Quarzschiefer –
Faserquarz – als Rohmaterial und krystallinische Quarzstücke liegen bei,
sowie ersterer in roh behauenen Stücken, größer und kleiner, plattenförmig zur directen Vermauerung für Puddel-, Schweiß- und
Gasöfen etc.
Der Quarzschiefer zerreibt sich leicht und brennt sich besonders mürbe. In
Platin-Schmelzhitze überzieht sich die fein pulverisirte Probe außen mit
einem Schmelz, innen ist sie glänzend, glasirt. [V.
M.]
Thonwaaren-Fabrik zu Schwandorf an der bayerischen
Ostbahn. Eine Anzahl hellgelber feuerfester Steine, theils stark quarzhaltige,
theils nicht ohne Risse, nebst Collection von leider durcheinander geworfenen
Thonproben: Hafen-, Steinzeugthon und Rohmaterialien, auch gebrannt, in
verschiedener Korngröße. Darunter – ein hellblauer, sehr wenig knirschender,
fetter Thon, welcher dem 45 procentigen feuerfesten Normalthon gleichkommt. Auch Schwandorfer Kaolin. Derselbe ist – reichlich
quarzhaltig, zerrieben kaum bindend. In Platin-Schmelzhitze sind die gut
erhaltenen Quarzkörner durch Schmelz fest verkittet.
Ein derbes Stück Thon unter Glas findet sich ausgestellt
(deutsches Reich Gruppe I) durch H. Escherich in
Schwandorf, nebst gröberen und feineren Sandsorten, darunter ein weißer Glassand mit
99 Procent Kieselsäure.
Daselbst befindet sich ein großes compactes Stück des bekannten Klingenberger Thones
Sorte I in Form einer größeren Geldschatulle. [A.
D.]
In der Nähe erscheint beachtungswerth ein Block
kaolinartiger Sandstein von Hirschau, ausgestellt vom k. bayerischen
Ober-Bergamt in München. In Platin-Schmelzhitze: Form völlig erhalten,
Quarzkörner noch deutlich erkennbar, – recht strengflüssig.
Feuerfeste Steine nebst Thon in verschiedenen Qualitäten von Wolfg. Kallmünzer zu Schwarzenfeld.
Unter den Graphittiegeln machen sich bemerkbar durch ihre
feine Politur und durch Formen welche von großer Fabricationsfertigkeit zeugen, rund
und dreieckig, von geringer Wandstärke, solche aus der sehr alten Fabrik von J. Kaufmann in Hafnerzell bei Passau. Ein kegelförmiger
Tiegel von nahezu 1 Meter Höhe ist wohl der größte der
Weltausstellung. Proben dieses Graphites unter Glas in
derben, schönen Stücken, auch eisenhaltig, körnig, geschlämmt, finden sich unter
Gruppe I, Annex des deutschen Reiches, nebst einem
künstlich ausgearbeiteten Graphit-Meilenstein [A.
D. für Graphit und Graphittiegel.]
Ferner ist Graphit ausgestellt von W. Simson in
Passau.
Saxinger Georg, Obernzell bei Passau.
Graphitschmelztiegel – bleigrau, von dicker Wandung. Nebst Graphit –
unrein, stark eisenhaltig, deßgl. geschlämmt und gereinigt. [A. D.]
Adolph Bessel in Dresden – Graphittiegel von mattem
Bleiglanze, bedeutender Wandstärke, derb, der größte ca.
2/3 Meter hoch für Messing und Gußstahl. [Ausgezeichnet durch die
Verdienst-Medaille.]
Gebrüder Gundlach in Groß-Almerode. Tiegel
graphitfarben, von mittlerer Wandstärke. Ferner feuerfeste Steine, größere und
kleinere, darunter solche welche auffallend leicht,
theils rissig sind. Thon aus eigenen Gruben. [A. D.]
Wilh. Gundlach und Sohn zu Groß-Almermode. Die
bekannten hessischen Schmelztiegel in Sätzen, rund und dreieckig nebst Kelchtuten
und einem größeren Thongefäß in Retortenform. [A.
D.]
Daneben ein Würfel des bekannten dunkelblauen gut feuerfesten und vorzüglich
bindenden Mühlheimer Thones, 5 Kubikfuß in einem Stück
gestochen, von Michael Flöck, Thongrubenbesitzer in Kärlich bei Neuwied a. Rh.
Eine Thonprobe von demselben Vorkommen ist ausgestellt durch Hommer und Speich in Weißenthurm.
Außerdem begegnen wir einigen gleichfalls nicht Prämiirten (deutscher Annex, Gruppe
I) daselbst, aber die Objecte leider überall unter
Glas.
Heinrich Schenkelberger, Jägersfreude und Ottweiler bei
Saarbrücken, feuerfeste Steine, welche doch einige dankenswerthe Einsicht gestatten,
da sie soweit wenigstens sachverständig ausgestellt sind, als sie zur Beurtheilung
der Bruchfläche durchgeschlagen daliegen, für Kohks- und Schweißofenhitze
weiß bis gelblich, scharf und glatt geformt und ohne irgend welche Risse. –
Bruch ziemlich dicht, eingeknetete Quarzkörner bis zu halber Erbsengröße bemerkbar.
Zugefügtes Rohmaterial – ein grobkörniger Sandstein (ähnlich manchen
geschätzten Kohlensandsteinen) mit thonigem Bindemittel.
Rhein- und Ahrthaler Gewerkschaft in Bonn.
Feuerfeste Form-, Basis-, Kessel-, Blend-,
Kuppel-, Gußstahl- und Schweißofen-Steine, alle leider ohne
exponirte Bruchfläche. Außerdem Dinassteine – körnig, compact gearbeitet,
ohne Risse. Ferner Gußstahlgraphittiegel, graphitfarben, von mittlerer
Wandstärke.
Bergwerks-Gesellschaft von Giesche's Erben, Paulshütte,
Breslau. Kleine Chamottesteine verschiedener Qualität, Nr. 00 Bruch weiß,
dicht mit glasigen Punkten; geringere Sorte mit gröberem,
gelblich-röthlichem, schieferigem Chamottekorn. Nebst Rohmaterialien: Mirower
Thon zur Fabrication der Bleimuffeln, der bekannte weiße und blaue Saarauer Thon,
Schieferthon, und der vorgenannte Quarzschiefer.
Bruck in Frankenstein. China-clay, Krystallquarz, dieser auch gemahlen, Quarzsand.
In der hervorzuhebenden sehr instructiven Ausstellung selbst gearbeiteter Modelle und
Zeichnungen der Zinköfen, Muffeln etc. von Gustav Schneider zu Kattowitz in Oberschlesien treffen wir an: Muffelthone von
Petrikau in Polen – röthlich-grau,
fettig, Chamotte gelblich-weiß. Von Grojecz bei
Alweria im Krakauischen – blaugrau. Von Twardowice
in Polen – röthlich, Chamotte gelblich; ebendaher Kappenthon – gelb
und röthlich-gelb. Vorlagethon – schmutzig-gelblich und
röthlich, grau von Chorzow bei Königshütte. Unter den
genannten Thonen ist – der Petrikauer Muffelthon ein sehr feuerfester. In
Platin-Schmelzhitze ist die Form der nicht glänzenden Probe noch völlig
erhalten. Der von Grojecz ist dagegen – wenig schwer schmelzbar, er beginnt
in demselben Hitzegrade zu zerfließen.
Auswärts zu beiden Seiten des Nordportals.
J. R. Geith in Coburg. – Großartige Ausstellung von
namentlich Gasretorten, theils außerordentlich lang, innen emaillirt, Muffeln,
Röhren, Oefen, Säuregefäßen, größeren und kleineren feuerfesten Steinen etc. nebst
Rohmaterial. Die gut gearbeiteten und eine recht
durchgebildete Fabrication bezeugenden grobkörnigen
Chammotte-Fabricate sind – von dunkelröthlich-gelber Färbung,
fleckig, kreuzrissig. In gelber Grundmasse liegen zahlreiche und über erbsengroße
Chamottekörner verschiedener Art, theils damit verbunden und theils davon abgelöst.
– Erweicht in Platin-Schmelzhitze: zur grauen, außen glänzenden, innen
löcherigen, homogenen Masse. Das Rohmaterial – ein zerfallener und theils
fester, steinartiger Thon, ein milder, blaugrauer Schiefer, beginnt in
Platin-Schmelzhitze zu zerfließen. [V. M.]
Carl v. Kulmitz, Ida und Marienhütte, Saarau, Schlesien
– Gasretorten hellröthlich-gelb, wenig fleckig und wenig rissig.
Gewölbsteine, solche von eigenthümlicher Form, größere und kleinere, weiße Chamotten
nebst dem wiederholt genannten blauen und weißen Saarauer Thon, sowie gebranntem
Schieferthon in derben Stücken – höchst feuerfest,
selbst in Platin-Schmelzhitze ohne Zeichen von Schmelzung. [V. M.]
Gräflich v. Saurma'sche Chamotte- und
Thonwaaren-Fabrik, Ruppersdorf in Schlesien. – Kleine feuerfeste
Ziegel mit eingemengten Quarzstücken, rissig. Beiliegend Faserquarz.
Freiherrlich v. Waitz'sche Bergwerksverwaltung Hirschberg
bei Großalmerode. Feuerfeste Steine, größere und kleinere, sandig-thonig sich
anfühlend. Nebst Converterdüsen. [A. D.]
Steinberger Chamotte-Fabrik bei Großalmerode.
Aehnliche größere und kleinere feuerfeste Ziegel. [A.
D.]
Fürstberg bei Simbach in Bayern, Kaolingrubenwerke:
feuerfeste Ziegel, rissig, quarzhaltig.
H. Schomburg, Margarethenhütte bei Bautzen. Gasretorten,
– weiß, rissig, innen dick emaillirt. Pariser Oefen – von weißer,
dichter Thonmasse mit gelben Chamottestückchen und vereinzelten Quarzkörnchen. In
Platin-Schmelzhitze – unter Erhaltung der Form außen emaillirt, innen
homogen porzellanartig erweicht – recht schwer schmelzbar.
Chamotte-Fabrik Stettiner, Stettin. Gasretorten
– stark rissig, innen emaillirt. Bruch zeigt sehr grobes Chamottekorn nebst
Quarztheilen. Platten, kleinere und größere Steine von ähnlicher nur etwas feinerer
Masse.
Letztere in Platin-Schmelzhitze Form erhalten, weiß, außen leise glasirt,
Gemengtheile noch erkennbar. Zeichnung von Gasretortenöfen beigefügt. [Ausgezeichnet
durch die Verdienst-Medaille.]
In dem Generalkatalog sind noch angeführt:
Werner Woldemar, Mittweida, Sachsen. Chamottewaaren.
Schimmelpfennig G., Stadt Königshütte, Schlesien.
Thonchamotte, Chamottesteine.
Im nördlichen Annex des deutschen Reiches. Stets unter
Glas.
Gabriel, Bergenthal u. Comp. Germaniahütte bei
Grevenbrück. Eigenthümliche Ziegel-Thonmasse, in der sehr regelmäßig dunkle
Körner von Stecknadel- bis Pfefferkorngröße eingeknetet sind.
Zeche Erin, Westphalen.
Verschiedene feuerfeste Ziegel nebst Thon. Erste Qualität – ungebrannt
bläulich, gebrannt gelblich, Bruch sehr dicht,
chamotte- und quarzhaltig. Ein Probestein erscheint nach 60stündiger
Schweißhitze gut erhalten.
Zeche Hansa, Westphalen.
Feuerfester Schieferthon – bläulich mit Kohlenabdrücken, gebrannt –
gelblich.
Zinkhütte Moresnet.
Rohe und gebrannte Retortenmasse, in welcher Quarz bis 1/4 Pfefferkorngröße
eingeknetet ist.
Sandsteine und Sand in seltener Reinheit aus mehreren
verschiedenen Gruben zu Herzogenrath bei Aachen. Darunter
enthält nach vorliegender Analyse ein Sand der Société des Sablières et Carrières reunies aus
der Grube zu Nievelstein nur:
0,0091
Eisenoxyd und Thon,
0,0095
Kalk,
0,0060
Magnesia
99,9754
Kieselsäure
––––––––
100,0000
Weiter sandte gemäß des General-Katalogs Sand etc. ein aus dem Aachener-Eifel-Bezirk:
Dunkel Paul, Worm bei Herzogenrath. Weißer Quarzsand und
Sandstein.
Ferner Arnstein S. S. in Sulzbach. Quarzsand.
Zinkhütte bei Stolberg, verwendete Thone von
Andennes.
Rhein. Nass. Bergwerks- und
Hütten-Actien-Gesellschaft zu Stolberg bei Aachen eine
Zinkmuffel – röthlichgelb, ohne Risse, der Bruch zeigt grobes,
verschiedenartiges Korn.
Eisen- und Stahlwerk zu Osnabrück. Eigenes
Fabricat zur Bessemerstahl-Fabrication, unter Glas und
ohne Bruchfläche:
Düsen, Stopper, Ausgüsse, Trichter, Steine, – anscheinend Thon und Chamotte
von mittlerem Korn nebst blauem, fettem Thon (Mühlheimer oder belgischer), gebrannt
– gelblich-röthlich.
In der Separat-Ausstellung des Herzogs August von
Sachsen-Coburg-Gotha fällt in die Augen – ein weißer, zarter
Thon (Feilek) von der
Herrschaft Murany, welcher aber in Platin-Schmelzhitze völlig zu einem
weißen, durchsichtigen Glase zerfließt.
(Fortsetzung, – die österreichischen und ungarischen Thone etc. eingehender
besprechend, – folgt nach.)
Wiesbaden, Ende September 1873.