Titel: | Ueber die Anwendung des zweifach-schwefelsauren Kalis zur Erkennung des Bleiglanzes in gemengten Erzen; von E. Jannettaz. |
Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. XXX., S. 188 |
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XXX.
Ueber die Anwendung des
zweifach-schwefelsauren Kalis zur Erkennung des Bleiglanzes in gemengten Erzen;
von E.
Jannettaz.
Aus den Comptes rendus, t. LXXVII p. 838; October
1873.
Jannettaz, über Erkennung des Bleiglanzes mittelst
zweifach-schwefelsauren Kalis.
Kürzlich untersuchte ich ein der Hauy'schen Sammlung
angehörendes Mineral, welches als Tellurerz bezeichnet war. Der hexaedrische
Blätterdurchgang dieses Exemplares und seine dunkle Farbe ließen mich die Gegenwart
von Silber, vielleicht auch von Blei, vermuthen. Vor dem Löthrohre auf Kohle erhielt ich den
charakteristischen Beschlag dieses letzteren Metalles. Schwefelsäure, mit einer
geringen Menge der fein gepulverten Substanz versetzt, nahm die rothe Färbung an,
welche die Gegenwart von Tellur nachweist. Nachdem ich
mich versichert hatte, daß Silber in großer Menge zugegen
sey, wollte ich das Mineral auf einen Gehalt an Selen
prüfen. Kaum hatte ich das Mineralpulver mit ein wenig
zweifach-schwefelsaurem Kali gemengt, so bemerkte ich sofort, daß sich aus
demselben Schwefelwasserstoffgas entwickelte. Ich begab mich in das von Fremy geleitete chemische Laboratorium, zu welchem mir
der freie Zutritt gestattet ist, und unternahm dort im Verein mit Terreil eine Reihe von Untersuchungen, deren erste
Resultate ich hier mittheile.
Wirft man auf gröblich zerriebenen Bleiglanz ein Bruchstück oder einen Krystall von
zweifach-schwefelsaurem Kali, so tritt sogleich eine sehr merkliche
Entwickelung von Schwefelwasserstoff ein. Reibt man beide Substanzen zusammen, so
wird der Geruch fast unerträglich. Wird das Kalisalz geschmolzen und eine halbe
Stunde lang in Fluß erhalten, so zeigt sich noch dieselbe Wirkung, vielleicht mit
etwas geringerer Intensität. Bekanntlich findet eine merkliche Entwickelung von
Schwefelwasserstoffgas nicht statt, wenn man Bleiglanz mit Schwefelsäure versetzt,
selbst nicht, wenn man beide Substanzen mit einander erhitzt.
Als ein Stück reine durchscheinende Zinkblende von hellgelber Farbe ebenfalls mit
zweifach-schwefelsaurem Kali zusammengerieben wurde, entwickelte sich ein
ziemlich deutlicher, aber wenig intensiver Geruch, welcher ebenfalls von einer
Schwefelwasserstoffentwickelung herrührte. Mit Schwefelantimon (Antimonglanz),
Schwefeleisen (Pyrit, Markasit, Magnetkies), Schwefelquecksilber (Zinnober),
Schwefelsilber (Silberglanz) konnte ich eine solche Reaction, d.h. einen
wahrnehmbaren Geruch nach Schwefelwasserstoff nicht erhalten.
Boulangerit, Zinkenit, Bournonit, im Allgemeinen diejenigen geschwefelten Erze, in
denen Schwefel und Blei keine isolirte Verbindung bilden, geben ihren Schwefel an
das zweifach-schwefelsaure Kali nicht ab; setzt man aber einer beliebigen
derartigen Verbindung, nachdem dieselbe gepulvert worden, ein Stückchen freies
Schwefelblei zu, und reibt dann das Ganze mit zweifach-schwefelsaurem Kali
zusammen, so entwickelt sich sofort Schwefelwasserstoffgas. Dieses merkwürdige
Verhalten ist meines Wissens bisher noch nicht beobachtet worden.