Titel: | Ein Beitrag zur Geschichte der Mangan-Legirungen; von Dr. A. R. v. Schrötter. |
Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. LVII., S. 355 |
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LVII.
Ein Beitrag zur Geschichte der
Mangan-Legirungen; von Dr. A. R. v. Schrötter.
Vorgelegt in der Sitzung der k. Akademie der
Wissenschaften zu Wien am 23. März 1871.Um. Hrn. v. Gersdorff gerecht zu werden, reproduciren
wir diese Mittheilung des Hrn. Prof. Dr. v. Schrötter
aus dem LXIII. Bande der Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften,
II. Abth., Märzheft 1871.A. d. Red.
Schrötter, Beitrag zur Geschichte der Manganleitungen.
In Dingler's polytechn. Journal Bd. CXCVIII S. 517 (zweites Decemberheft
1870) findet sich eine Abhandlung von J. F. Allen
„über Legirungen von Kupfer, Zinn, Zink und Blei mit Mangan,“
in welcher derselbe zwar nicht die Entdeckung dieser Legirungen überhaupt, sondern
nur, wie er sich ausdrückt, beansprucht, das Verfahren das Mangan für technische
Zwecke zu reduciren, zuerst aufgefunden zu haben. Ohne nun das Verdienst des Hrn.
Allen beeinträchtigen zu wollen, diesem für die
Industrie nicht unwichtigen Gegenstande einen Impuls gegeben zu haben, der bei den
in England vorhandenen günstigen Umständen bewirken dürfte, daß einige dieser
Legirungen bald eine allgemeine Anwendung finden werden, sehe ich mich doch
veranlaßt zu constatiren, daß der eigentliche Entdecker eines im Großen ausführbaren
Verfahrens, das Mangan
zu Legirungen zu verwenden, der um die Nickelindustrie hochverdiente im Jahr 1849
verstorbene Hofrath bei der damaligen Hofkammer in Münz- und Bergwesen,
Rudolph Ritter v. Gersdorff war.
Als ich im Jahr 1848 aus anderer Veranlassung mit Hrn. v. Gersdorff öfter in Berührung kam, zeigte er mir eine ziemlich weiße, etwas
in's Röthliche spielende Metalllegirung, von der er behauptete, sie werde noch eine
ausgedehnte Verwendung finden. Er theilte mir mit, daß dieselbe aus Mangan und
Kupfer nahe im Verhältnisse wie 1 : 4 bestehe, ohne jedoch etwas über ihre
Darstellung anzugeben, da er diese noch geheim zu halten beabsichtigte. Ich
bemerkte, daß sich dieses Geheimniß wohl nicht lange werde bewahren lassen, und
fügte bei, obwohl mir die Schwierigkeiten bekannt waren, die man bis dahin gefunden
hatte beide Metalle zu verbinden, daß ich selbst, mit seiner Erlaubniß, mich bemühen
werde diese meine Ansicht zu rechtfertigen, was er etwas ungläubig lächelnd
hinnahm.
Da mich die Sache interessirte, nahm ich bald nachher die Versuche in Angriff und da
ich wohl vorhersehen konnte, daß mit dem so leicht oxydirbaren Mangan direct nicht
viel anzufangen seyn werde, dachte ich an den so mächtig wirkenden status nascens und beschloß Manganoxyduloxyd mit
Kupferoxyd und der entsprechenden Menge von Kohle gemengt einer starken und
anhaltenden Glühhitze auszusetzen. Der rohe Braunstein welcher zur Darstellung des
Oxyduloxydes diente, wurde vorher durch Behandeln mit verdünnter Schwefelsäure
einigermaßen von Eisen und anderen Beimengungen befreit.
Schon mein erster Versuch ergab ein günstiges Resultat, indem ich größere und
kleinere Körner der gewünschten Legirung erhielt.
v. Gersdorff freute sich über den Erfolg und indem er mir
die ganze Sache zur Weiterführung überließ, übergab er mir noch eine gegossene
Platte der Legirung von etwa 3 Kilogrm. im Gewichte.
Ich erzeugte nun, und zwar immer in Graphittiegeln, größere Mengen der neuen
Metallverbindung, und es befinden sich noch aus jener Zeit in meinem Besitze
ungefähr 14 Kilogrm. dieser Legirungen von verschiedenem Mangangehalt und zwar von
80 Theilen Kupfer und 19 Th. Mangan, ferner von 89 Th. Kupfer und 10 Th. Mangan. Das
auf 100 Th. Fehlende besteht größtentheils aus Eisen, Kohle, Schwefel, Kiesel und
minimalen Mengen anderer Metalle.
Die schon zu jener Zeit, als ich diese Legierungen darstellte, aus denselben
angefertigten verschiedenen Gegenstände, und zwar auch die aus den manganreicheren,
zeigen deutlich, daß dieselben, ungeachtet ihres hohen Mangangehaltes, sich allen
Arten von Bearbeitungen, wie dem Walzen, Drehen, Drücken etc. leicht fügen. Ich erlaube mir
einen Theil dieser Gegenstände vorzulegen und zwar ganz in dem Zustande, den sie
nach 21 Jahren angenommen haben. Silber und Pakfong würden kaum ein besseres
Aussehen nach dieser Zeit beibehalten haben.
Ungeachtet meiner Bemühungen ist es mir aber doch nicht gelungen, Techniker für diese
Legirungen zu interessiren, daher die Sache liegen blieb und fast in Vergessenheit
gerieth.
Erst in neuerer Zeit, und zwar lange bevor Hr. Allen seine
Versuche bekannt machte, fand ich Veranlassung mich wieder mit diesen Legirungen zu
beschäftigen. Ich setzte nämlich der Legirung mit dem größeren Mangangehalt auch
noch Zink zu und zwar bis zu 20 Proc. Die so erhaltene Legirung enthält also außer
diesem noch 64 Proc. Kupfer und 16 Proc. Mangan. Sie nimmt, wie eine vorliegende
Probe zeigt, eine schöne Politur an, ist weiß, wie gutes Pakfong, und an der Luft
nur sehr wenig veränderlich.
Das Angeführte dürfte wohl geeignet seyn, um Hrn. v. Gersdorff die Priorität bezüglich der Darstellung der Manganlegirungen im
Großen zu sichern; ich bin aber noch in der Lage einen Zeugen namhaft zu machen, der
die an der bestandenen ärarischen Spiegel- und Schmaltefabrik in Schlögelmühl
bei Wien angestellten Versuche, diese Legirungen im Großen darzustellen, unter der
Leitung des Hrn. v. Gersdorff, durchführte. Es ist dieß
der gegenwärtig am k. k. Hauptmünzamte als Obergoldscheider fungirende,
ausgezeichnete Beamte, Hr. A. Jaworsky, der als tüchtiger
Hüttenmann, dem Hofrathe v. Gersdorff im Jahr 1845 bei
seinen Versuchen, Schmiedeeisen unmittelbar aus den Erzen, mit Umgebung des
Hohofenprocesses, bei alleiniger Benutzung von Braunkohlen zu erzeugen, als
Verwalter beigegeben war, und von v. Gersdorff zugleich
mit der Darstellung der Manganlegirungen betraut wurde.
Nach seinen Mittheilungen wurden 2 Theile Kupferhammerschlag mit 1 Th. geglühtem
Braunstein und so viel Kohle als zur Reduction nothwendig war, gut gemengt, dann
zuerst in einem Graphittiegel durch 6 bis 8 Stunden in einem Windofen stark geglüht
und endlich erst, um einen Regulus zu erhalten, in einen Gebläseofen eingesetzt. Es
wurden so Legirungen von 10 bis 30 Proc. Mangan dargestellt.
Herr v. Gersdorff verfuhr also gerade sowie Allen jetzt, 25 Jahre später angibt, und auch ich habe
denselben Weg 22 Jahre früher betreten. Daß ich aber bei dieser Gelegenheit auch
meiner Versuche Erwähnung thue, geschieht nur um meine Beziehung zu der besprochenen
Angelegenheit und
die Veranlassung zu dieser Reclamation darzulegen.
v. Gersdorff beabsichtigte, um bei der Bereitung des
Pakfong einen Theil des theuren Nickels zu ersparen, dieses durch Mangan zu
ersetzen. Er fügte zu diesem Behufe dem aus Nickeloxyd bestehenden Röstgut einige
Procente Braunstein bei und erzeugte dann erst das Pakfong mit diesem manganhaltigen
Nickel.
Er bildete sogar für dieses Manganpakfong nach den Anfangsbuchstaben der verwendeten
Materialien, nämlich Zink, Braunstein, Eisen, Nickel, Kupfer den Namen
„Zbenk,“ der jedoch so wenig in Gebrauch kam als die so
erzeugte Legirung selbst, da deren Eigenschaften einer leichten Verarbeitung
entgegenstanden. Vielleicht war es auch nur der Gehalt an Eisen, Blei und etwas
Kiesel, welcher die Sprödigkeit dieser Legirung bedingte und es wäre nicht ohne
Interesse, diese Versuche mit reineren Materialien, wie man sich dieselben
gegenwärtig im Großen verschaffen kann, zu wiederholen.
Ich möchte nur noch erwähnen, daß die Legirung welche 80 Th. Kupfer und 18 Th. Mangan
enthält, von Schwefelsäure, die mit ihrem zweifachen Volumen Wasser verdünnt ist,
selbst beim Kochen nur sehr wenig angegriffen wird. Auch Salzsäure wirkt wenig
darauf. In Salpetersäure jedoch löst sich dieselbe mit Leichtigkeit. Vom Quecksilber
wird sie nur langsam angegriffen.
Die Legirung, welche auch noch Zink enthält, und zwar auf 64 Proc. Kupfer, 16 Proc.
Mangan und 20 Proc. Zink, verhält sich fast ebenso wie die ohne Zink.