Titel: | Ueber Prüfung und Zusammensetzung von Fleischextract; von Dr. E. Reichardt in Jena. |
Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. LXIII., S. 390 |
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LXIII.
Ueber Prüfung und Zusammensetzung von
Fleischextract; von Dr. E. Reichardt in Jena.Aus dem Archiv der Pharmacie, 1873, Bd. III S. 399, vom Verfasser
mitgecheilt.
Reichardt, über Prüfung und Zusammensetzung von
Fleischextract.
Das Fleischextract hat in der That eine solche Bedeutung in der Haushaltung und als
Nahrungsmittel erworben, daß es wohl angezeigt ist, auch die Prüfung von Zeit zu
Zeit zu erneuern und Bericht darüber zu geben.
Auf meine Veranlassung wurde im Jahre 1869 (man vergleiche polytechn. Journal, 1869,
Bd. CXCIV S. 505) das Fleischextract der Herren Buschenthal in Montevideo in den deutschen Handel eingeführt und Hr. Emil
Meinert in Leipzig als Generalagent gewonnen. Bis
dahin war das Liebig'sche Fabricat fast das einzige, von
Fray Bentos zu uns gelangende. Gewiß sind wir dem großen deutschen Chemiker zu Danke
verpflichtet, daß er mit unermüdlichstem Eifer für das Nationalwohl zu sorgen
Pflegte und seinen bedeutenden Einfluß nicht allein in dieser Beziehung, sondern
allseitig ausnutzte, um neue Quellen für Nahrung der Pflanzen, Thiere und Menschen
zu suchen.
Die Bereitung des Fleischextractes geht nun darauf hinaus, die in Wasser löslichen
Theile des Fleisches zu erhalten, dagegen Fett, Eiweiß zu entfernen, da sie die
Haltbarkeit des Präparates wesentlich in Frage stellen würden. Hierbei gehen
allerdings gerade die sogen. Nährstoffe, welche in dem Fleischsafte enthalten sind,
verloren, und das Fleischextract erhält die Bedeutung als Verdauungsmittel. Ueber den Werth
desselben als solches zu reden, ist jetzt nicht mehr nöthig, da die kurze Zeit der
Einfuhr schon hinlänglich die Brauchbarkeit erwiesen hat und der Verbrauch sich von
Tag zu Tag steigert.
Im Jahr 1869 habe ich auch die Prüfung von Bouillontafelmasse aus Rußland bekannt
gegeben (polytechn. Journal Bd. CXCIII S.
311) und diese gab Anlaß, nachzuweisen daß dem Alkaligehalt ein besonderer
Werth bei der Beurtheilung zuerkannt wurde. Die Fleischflüssigkeit enthält fast nur
Kali, oder nur wenig Natron neben Kali; die Abkochung leimgebender Materien, die
hier leicht zugefügt werden könnte, bietet dagegen vorwaltend Natron und kein oder
sehr wenig Kali.
Die Veröffentlichung einer neuen Untersuchung des von Buschenthal in Montevideo bereiteten Extractes folgt namentlich deßhalb,
um einen Anhalt zu geben, wie gleichmäßig ein derartiges Präparat zu beschaffen ist
und gehe ich deßhalb genau dem Gange der früheren Untersuchung nach.
In Weingeist lösliche
Theile.
Nach Liebig sollen mindestens 60 Proc. in Weingeist von 80
Proc. lösliche Theile vorhanden seyn.
Fleischextract von Fray Bentos ergab mir früher 81,5 Proc.
lösliche Stoffe, das Fleischextract von Buschenthal 1870
= 80,76 bis 81,24 Proc.
1873 gaben 4,336 Grm. Fleischextract von Buschenthal 0,841
Grm. in Weingeist von 80 Proc. unlösliche Theile = 19,85 Proc. oder 80,15 Proc.
lösliche.
Wasser.
1870 wurden durch Austrocknen bei 110° Cels. 16–17,0 Proc. Wasser aus
dem Fleischextracte von Buschenthal erhalten, bei
demjenigen von Fray Bentos 16,0 Proc.; 1873 ergab das
erstere bei 4,432 Grm. Extract 0,706 Grm. Wasser = 15,92 Proc.
Fett und Eiweiß.
Beide konnten überhaupt nicht nachgewiesen werden, sollen auch nicht vorhanden
seyn.
13,582 Grm. Extract gaben an Aether nur 0,026 Grm. lösliche Theile ab = 0,19 Proc.;
1870 wurden 0,2 Proc. erhalten, größtentheils flüchtige Substanzen.
Stickstoff.
Extract aus Fray Bentons ergab Vogel = 9,51 Proc.
Extract von Buschenthal ergab mir 9,56–9,99 Proc.
1870.
Extract von Buschenthal ergab mir 9,47 Proc. 1873.
Asche.
2,487 Grm. Fleischextract von Buschenthal gaben 0,528 Grm.
Asche = 21,3 Proc., die frühere Untersuchung hatte 21,36 Proc. geliefert.
Die weitere Prüfung der Asche ergab, auf das Extract bezogen, 5,92 Proc. Phosphorsäure, 8,87 Proc. Kali und 2,46 Proc. Natron; früher wurden gefunden = 6,1 Proc. Phosphorsäure, 2,3 Proc. Natron und 9,0 Proc. Kali.
Eine zweite wiederholte Untersuchung des Fleischextractes auf Asche ergab 21,37 Proc.
Asche und darin, auf das Extract bezogen, 8,89 Proc. Kali, 2,10 Proc. Natron und
6,09 Proc. Phosphorsäure.
Die Resultate ergeben so übereinstimmende Zahlen gegenüber den vor drei Jahren
gewonnenen, daß dadurch der unläugbare Beweis der Reinheit und Gleichmäßigkeit des
Fabricates erhalten wird; eventuell sind durch gleiche Untersuchungen leicht
Verfälschungen und Verunreinigungen zu erfahren.