Titel: | Die Fettwaaren auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Dr. Heinrich Schwarz, Professor in Graz. |
Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. LXXVI., S. 457 |
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LXXVI.
Die Fettwaaren auf der Wiener Weltausstellung
1873; von Dr. Heinrich Schwarz,
Professor in Graz.
(Schluß von Seite 380 des vorhergehenden
Heftes.)
Schwarz, über die Fettwaaren auf der Wiener
Weltausstellung.
Die rohen Wachssorten sind meistens grünlich, gelblich, bräunlich bis dunkelbraun
gefärbt, um so dunkler, je älter die Waben waren, aus denen sie gewonnen wurden. Zur
Bleichung wendet man selten chemische Mittel (Weinsäure, verdünnte Schwefelsäure,
Chlorgas oder Chlorkalk) an, da das so erzeugte Wachs, das wahrscheinlich Chlor in
die Zusammensetzung aufnimmt schlecht brennt, sondern benutzt die uralte
Bleichmethode durch Luft und Sonnenlicht. Die Wachsbleicher, ich nenne Masotti, Altmann
jun. und F. Dollinger in
Wien, Fischer in Bistritz, Montalard in Lyon u.a., stellten meistens rohes und gebleichtes Wachs in
der Form feiner, gekräuselter Späne aus, was eben die sogenannte Naturbleiche
charakterisiren soll. Es wäre freilich leicht, durch nachträgliches Bändern eines
chemisch gebleichten Wachses eine Täuschung hervorzurufen. Professor Cavaliere Zinno aus Neapel stellte eine Probe gebleichten Wachses
aus, bei der er angab, sie sey ohne Chlor und chlorige Säure gebleicht.
Wahrscheinlich liegt hierin die Andeutung, daß es sich um eine andere chemische
Bleichmethode, vielleicht mit übermangansaurem oder chromsaurem Kali handelt.
Dem Bienenwachs am nächsten steht das Pflanzenwachs, Myricawachs vom Cap der guten
Hoffnung, chinesisches Wachs, Carnauba und Ocubawachs von Brasilien, und sind diese
Wachssorten auf den Ausstellungen dieser Länder vertreten. Solche wachsartige
Ueberzüge auf Früchten und Blüthen kommen auch bei uns in minimalen Mengen auf
vielen Pflanzen vor, ich erinnere nur an den Hauch der Pflaumen, und die tropischen
Pflanzen, welche zur Gewinnung der genannten Wachssorten dienen, charakterisiren
sich eben nur durch das massenhafte Auftreten des Wachsüberzuges. Die
Pflanzenwachse, an und für sich schon ziemlich hell gefärbt, werden doch noch einem
Bleichprocesse unterworfen und kamen auch hiervon Proben zur Ausstellung.
Als dritter mächtiger Concurrent des Bienenwachses ist endlich in neuester Zeit das
Erdwachs oder der Ozokerit aufgetreten, was für uns um so mehr Interesse hat, als
dieses Product fast ausschließlich Oesterreich angehört. Das Erdwachs kommt
bekanntlich in Galizien am Nordrande der Karpathen zu Drohobycz und Boryslaw
nesterweise im Salzthon vor und wird theils durch Tagebau, theils durch
unterirdischen Betrieb gewonnen. Sein Vorkommen hängt sicher einerseits mit dem des
Petroleums, andererseits mit dem des Salzes zusammen. In der sehr großartigen
Ausstellung der galizischen Erdöl- und Erdwachs-InteressentenDie Aussteller Hochstetter in Wien, Dingler in Mährisch-Ostrau stellten, wie
es schien, das Erdwachs nur als Rohmaterial ihrer Fabrication aus. Auch aus
Rumänien (Georgescu Petrache u.a.) und
Transkaukasien (Gebrüder Siemens) lagen
Erdwachs-Proben vor. lag dasselbe im rohen Zustande mit Einschlüssen von faserigem Gyps und
hellen, farblosen Steinsalz-Krystallen, ebenso aber auch in dem Zustande vor,
wie man es nach dem Schmelzen und Abschöpfen von den erdigen Bestandtheilen durch
Eingießen in schwach conische Formen erhält. Dabei ist die dunklere Farbe, die sich
leicht durch das Austreiben der Luft erklärt, die starke Zusammenziehung beim
Erkalten, die sich durch das Einsinken der Oberfläche zeigt, endlich der dem rohen
Bienenwachse sehr ähnliche Bruch zu bemerken. Aus diesem dunkelbraunen, fast
schwarzen Material wurden schon frühzeitig in Galizien Kerzen gefertigt, die trotz
ihrer unschönen Farbe mit gutem Lichte brannten. Als nun die Gewinnung größere
Dimensionen annahm, gerieth man zuerst auf den Abweg, das Erdwachs als ein
Rohmaterial zur Paraffinerzeugung zu verwenden. Wenn man es der zerstörenden
Destillation unterwirft, erhält man in der That ein Destillat, das neben Photogen
und Solaröl reichliche Mengen eines schwer schmelzbaren Paraffins liefert. Während
aber das rohe Erdwachs zu seiner Verflüssigung eine Temperatur von circa 60° C. bedarf, ist das gesammelte Destillat
bei gewöhnlicher Temperatur nur butterartig und verflüssigt sich bei circa 35° C. vollkommen. Man opfert also dem
Bestreben, das Material zu entfärben, die bei Lichtmaterial hochgeschätzte
Eigenschaft der Schwerschmelzbarkeit. Es ist daher als ein ungemeiner Fortschritt zu
betrachten, da es in neuester Zeit gelungen ist, das Erdwachs direct zu bleichen.
Man erhält dadurch eine vom besten weißen Wachse kaum zu unterscheidende Masse, wie
es scheint, mit geringem Verluste. Diese Bleichung brachte in der ausgezeichnetsten
Art J. C. Otto in Frankfurt an der Oder in der deutschen chemischen
Abtheilung zur Anschauung. Aus Erdwachs in den verschiedenen Stadien der Bleichung
war ein Postament aufgebaut, auf dem sich eine Säule von dem reinsten,
gelblichweißen Material erhob. Es wäre interessant zu wissen, ob die Dimensionen der
einzelnen Bestandtheile etwa den Procenten des gewonnenen Productes entsprachen.
Gustav Wagemann in Wien, die galizische
Aktiengesellschaft für Naphtafabrication, Dingler in
Mährisch-Ostrau stellten übrigens gleichfalls gebleichtes Erdwachs aus. Aus
England brachte J. C. und J. Field in Lambeth (London)
gebleichten Ozokerit und daraus gefertigte Kerzen zur Ausstellung, welche nach
Professor Letheby's Untersuchungen sehr günstige
Lichteffecte geben sollen, indem 75,4 Gewichtstheile derselben ebenso viel Licht
liefern, als 100 Gewichtstheile Wallrath. Der Schmelzpunkt, mit 59° C.
angegeben, kommt dem des Wachses sehr nahe und erlaubt daher auch in tropischen
Ländern den Gebrauch der Ozokeritkerzen, wo die gewöhnlichen Paraffinkerzen sich
biegen würden. Es handelt sich augenscheinlich hier ebenfalls nur um gebleichtes
Erdwachs. Die Art der Bleichung wird übrigens bis jetzt als Geheimniß behandelt.
Die Erzeugung von sogenanntem Ceresin war durch eine Ausstellung der k. k. priv.
Fabrik in Stockerau repräsentirt. Es handelt sich hier um eine Vermischung des
gewöhnlichen Bienenwachses mit mehr oder weniger weichem Paraffin. Die Aehnlichkeit
mit reinem Wachs, sowohl im rohen als gebleichten Zustande ist frappant, der Preis
natürlich bedeutend niedriger.
Von den Fetten, als Rohmaterialien betrachtet, gehen wir nunmehr zu den daraus
producirten Fabricaten, den fetten Säuren und Glycerin einerseits und den Seifen
andererseits über.
In den meisten industriell entwickelten Staaten existiren Stearinfabriken, die fast
ohne Ausnahme in den verschiedenen Abtheilungen vertreten waren. Ich nenne da Price Patent Candle Works, Battersea London,
ferner Souffrine und Comp. in
St. Denis bei Paris, Venèque zu Ivry (das alte
Haus Milly), Vialon und Comp. zu Lyon, Gebrüder Lanza
in Turin, Liljeholm's technische Fabrik in Stockholm, die
Apollokerzen-Fabrik in Schiedam und die königliche Stearinfabrik in
Amsterdam, die Pommerenzdorfer und Badische Fabrik in Deutschland, die Fabriken am
Petrof in Jelez, Botte in Minsk (Rußland), die Fabrik von
Holmblad in Kopenhagen, die Florafabrik in Pest, die
Siebenbürger Stearinfabrik in Hermannstadt und endlich die zahlreichen
österreichischen Fabriken. Von allen diesen Ausstellern zeichnen sich die
österreichischen nicht allein durch die Größe ihrer Ausstellungsobjecte, was durch
die wesentlich leichtere Ausstellung zu erklären wäre, sondern auch durch die
gleichmäßige Güte ihrer Producte aus. Bei der weiten räumlichen Trennung der
Ausstellungsgegenstände ist es für den einfachen Berichterstatter kaum möglich ein
Urtheil darüber abzugeben, ob eine oder die andere Fabrik bessere, d.h. weißere oder
härtere Waare geliefert. Jedenfalls beweist auch diese Ausstellung, daß Oesterreich
in diesem Industriezweige eine hervorragende Stellung einnimmt. Diese ist nicht
allein auf den Bezug von vortrefflichem Rohmaterial, sehr hartem Talg aus
Oesterreich, Ungarn, den Donaufürstenthümern, Südrußland etc., sondern auch auf eine
sehr intelligente, frühzeitig alle Vortheile erfassende Leitung des Betriebes
zurückzuführen. Das Ausstellungsobject der Sarg'schen
Fabrik in Liesing, ein Postament mit der Büste Milly's
gab in wenigen schlagenden Daten die Geschichte dieser Industrie in Oesterreich, in
welcher jene Fabrik einen Hauptplatz einnimmt.
Es wurde eingeführt in Oesterreich die Kalkverseifung 1838, die Destillation 1850,
die Verseifung unter Hochdruck nach Fouché und Wright 1858, die Verseifung im Autoclav nach Milly 1865, die fabrikliche Gewinnung des Glycerins 1854,
seine Destillation 1867, endlich seine Krystallisation 1872. Vor Allem das
krystallisirte Glycerin verdient unsere Aufmerksamkeit, und es ist geradezu als eine
der bedeutendsten Novitäten der Ausstellung aufzufassen. Nachdem es etwa vor 2
Jahren zufällig bei Winterkälte entdeckt und von Professor A. W. Hoffmann in Berlin näher untersucht worden war, ist es
der Sarg'schen Fabrik gelungen, dasselbe nach Belieben
fabrikmäßig herzustellen. Ueber die Methode der Darstellung ist bisher nichts
Näheres bekannt geworden. Wahrscheinlich wird sehr reines Glycerin im Vacuum
möglichst vollständig entwässert und dann stärkeren Kältegraden ausgesetzt, worauf
man den flüssig bleibenden Antheil von den Krystallen abgießt. Das krystallisirte
Glycerin verflüssigt sich bei circa 15° C.,
konnte daher vom Publicum nur in den ersten Tagen der Ausstellung in fester Form
gesehen werden.
Nicht weit von der Sarg'schen Ausstellung fanden wir die
der ersten Seifensieder-Gewerkschaft, oder, wie die Firma bekannter ist, der
Wiener Apollokerzen-Fabrik. Dieß ist eine der
größten Fabriken der Art, da sie jährlich nahezu 4 Millionen Kilogrm. Talg
verarbeitet, den sie zum Theil selbst aus Australien und Südamerika bezieht. Von der
gewonnenen Oleïnsäure wird über 1 Million Kilogrm. zu Seife verarbeitet, der
Rest verkauft. Wie weit verbreitet das Renommé der Firma ist, beweist der
Umstand, daß im Auslande die besseren Stearinkerzen als Apollokerzen bezeichnet, und
die Verpackungsform (Orangepapier) und der Firmastempel möglichst nachgeahmt wird. 2
Dampfmaschinen, 9
Dampfkessel, 9 Dampfkochkessel, 26 große hydraulische Pressen, ein Robert'scher Vacuumapparat zum Concentriren des
Glycerins, 4 Seifenkessel zu je 5600 Kilogrm. 200 Seifen-Formkästen, 50
Dochtflecht- 10 Kerzenschneid- und Polirmaschinen, 140 männliche und
192 weibliche Arbeiter beweisen genügend die Großartigkeit des Betriebes. Die
Verseifung unter hohem Druck und mit nur 3 Proc. Kalk soll zuerst in dieser Fabrik
angewendet, und dabei als wesentliche Verbesserung gegen den ursprünglichen Apparat
von Mylli nicht directes Feuer, sondern hochgespannter
Dampf zur Erhitzung benutzt worden seyn.
Eine dritte sehr hübsche Ausstellung brachte die Johann Hoffmann'sche Fabrik in Algersdorf bei Graz. Es ist dieß ein sehr
geschmackvoll aus Stearinkerzen und Stearinguß aufgebauter Tempel mit einer
ebenfalls aus Stearin gegossenen Figur der Styria. Die Eleganz der Form und
Decoration würde das Object der Kunstausstellung zuweisen, falls es aus anderem
Material gebildet wäre; dieses Material aber selbst verdient seiner Härte und Weiße
wegen alles Lob. Auch die Fabriken von Semmler und Frenzl in Brunn haben gute Kerzen geliefert, Himmelbauer
in Stockerau als Specialität die sogenannten Helioskerzen, ein Gemisch von weichem
Paraffin und Stearin, das genügend hart ist und wesentlich billiger zu stehen kommt.
Er erzeugt das Paraffin dazu aus galizischem Erdwachse. Alle diese Fabriken arbeiten
fast nur mit Talg, den sie jetzt ohne Ausnahme mit nur drei bis vier Procent Kalk,
aber unter hohem Druck in geschlossenen Kupferkesseln verseifen. Die Kessel müssen
sehr dickwandig sein, um dem nöthigen Druck von circa
acht Atmosphären zu widerstehen, und müssen aus Kupfer gefertigt werden, da das
Eisen sehr rasch von der sauren Kalkseife angegriffen wird. Es kommt noch hinzu, daß
Spuren beigemischten Kupferoxydes, die Säure nur bläulich, Eisenoxyd aber gelblich
färbt und so die gewünschte Reinheit des Weiß stärker beeinträchtigt. Selbst diese
theueren Kupferkessel müssen nach acht bis zehn Jahren Betrieb erneuert werden, weil
sonst ein Zerreissen derselben zu fürchten wäre. Man spart durch diese Methode sehr
wesentlich an Chemikalien; die saure Kalkseife trennt sich sehr bequem im
geschmolzenen Zustande von der wässerigen Flüssigkeit, und diese selbst ist eine
ziemlich concentrirte Lösung von Glycerin, das nach Entfernung des Kalkes durch
Oxalsäure und Entfärbung durch Knochenkohle durch Abdampfen concentrirt und zuletzt
nöthigenfalls mit Dampf destillirt wird. Bei der massenhaften Verwendung, welche das
Glycerin jetzt in den verschiedensten Zweigen der Industrie findet, bildet sein
Werth einen bedeutenden Factor der Rentabilität. Hierdurch hat die Kalkverseifung
wenigstens dort, wo reiner Talg verarbeitet wird, entschieden das Uebergewicht über den
Schwefelsäure-Verseifungs- und Destillations-Proceß gewonnen,
wobei das Glycerin geopfert werden muß. Nur da, wo tropische und Abfallfette die
Hauptmasse des Rohmateriales ausmachen, die mittelst des letzteren Processes eine
größere Ausbeute an festen Säuren ergeben, behauptet er noch das Feld. Die
Schiedamer Fabrik, welche gleichzeitig nach dem Kalk- und
Schwefelsäure-Verfahren dargestellte Producte vorführt, zeigt dadurch recht
deutlich, daß sie beiderlei Rohmaterial gleich bequem beziehen kann. In Frankreich
will man mit dem Kalkzusatze bis auf ein Procent herabgegangen seyn, was indessen
nur bei stark ranzigen Fetten möglich ist. Unter gewissen Umständen geht die
Selbstentmischung z.B. beim Palmöl soweit, daß aus den Fässern bei längerem Lagern
fast reines concentrirtes Glycerin abtropft. Bei so verändertem Material kann in der
That ein solches Minimum von Kalk genügen.
Seife wird fast in allen Ländern der Welt in größerer
oder geringerer Menge producirt und von zahlreichen Ausstellern ausgestellt, von
denen natürlich nur einzelne namhaft gemacht werden können. Es ist leicht zu
erkennen, daß in den Ländern des Mittelmeeres immer noch das Olivenöl in seinen
geringsten, nicht mehr zu anderen Zwecken tauglichen Sorten als Seifenmaterial die
Hauptrolle spielt. Die altberühmte Genueser, Marseiller, spanische Seife findet sich
in unveränderter Art auf der Ausstellung, nur wird sie jetzt wahrscheinlich seltener
mit der Barillasoda, sondern mit solcher aus Kochsalz bereitet. Der Seife aus
Olivenöl steht die aus der Oleïnsäure der Stearinfabriken am nächsten, die ja
fast ausschließlich zur Seife verwendet wird. Die Heimat der eigentlichen
Talg-Kernseifen ist Deutschland und Oesterreich; aus Rußland stammt die
Hanf-, Leinöl-, Thran-, Schmierseife, während England das
Gebiet der Palm-, Cocosnuß-, Palmkern- und Harzseifen ist.
Durch die Entwickelung der Industrie und des Handels vermischen sich diese
Unterschiede, doch sind sie in ihren Umrissen auch noch auf der Wiener Ausstellung
zu erkennen. Nur die Oleïnseife ist universell, wie die Stearinsäure, deren
Nebenproduct sie bildet.
Sehr zu loben ist es, daß die Aussteller fast überall darauf hingearbeitet haben,
eine möglichst neutrale und trockene Seife für Fabrikszwecke herzustellen. Ein
motivirtes Urtheil über die exponirten Seifen wäre nur nach einer großen Anzahl
vergleichender Analysen möglich, da der Werth der Seife geradezu von ihrer
Zusammensetzung abhängig ist. Es wäre zu wünschen, daß die Aussteller genaue
Analysen ihrer ausgestellten Muster beigelegt hätten. Ein einziger Aussteller, L.
Küntzelmann in Dresden, war offen genug, einem
Seifenblock die Aufschrift
„Schwindelseife“ bei- und anzugeben, daß darin auf ein
Kilogrm. Fett 12 Kilogrm. Wasser enthalten sind. Er stellt übrigens auch noch andere
vortreffliche Seifen, so gekörnte Oleïnseife, Leinöl-, Schmierseife,
dieselbe mit Talg combinirt, gekörnte Thranseife, Talg-Kernseife mit
Carbolsäure gefüllt, Bimsstein-, Honig-, Harzleim-Seife aus und
ist überhaupt einer der größten Industriellen in dieser Branche, indem sich sein
Umsatz im Jahre 1871 auf 411,000 Thaler belief. Seine Specialität ist übrigens
Schmierseife, die besonders schön durch Einmengung glimmerartiger Schuppen von
stearinsaurem Natron erscheint. Auch H. Oettinger in
Mannheim mit wöchentlich tausend Centner Seife, F. Gruner
in Eßlingen mit seinen medicinischen und technischen Seifen, Gröger in Mühlhausen (in Thüringen) sind lobend anzuführen.
Die Seifenfabrikanten Hartl u. Sohn in Wien brachten die verdünnte Aetznatron-Lauge in einem
Dampfkessel zur Concentration und verwenden den Dampf zum Betriebe einer
Dampfmaschine, zum Schmelzen des Unschlittes und zum Kochen der Seife. Erwähnen will
ich noch, daß die Masse Glycerinseife, welche jetzt zu Toilettezwecken benutzt wird,
nicht mehr durch Zusatz von Glycerin zu einer alkoholischen Seifenlösung und
Abdestillation des Alkohols, sondern einfach durch Zusammenschmelzen von Seife und
Glycerin hergestellt wird. Freilich ist dann das Freiseyn von überschüssigem Alkali,
was sonst diese Seife für empfindliche Haut so empfiehlt, nicht vollkommen
gesichert. Das Gießen von Büsten, Schalen, und anderen Decorationsstücken aus
solcher Seife erscheint unpassend wegen zu starker Transparenz. Auch die aus
undurchsichtigen Cocos- oder Kernseifen hergestellten Ornamente machen keinen
angenehmen Eindruck. Laurencin in Marseille, der drei
Büsten von Thiers am einmal ausgestellt, gab den Gegnern
dieses Staatsmannes Gelegenheit zu allerlei spöttischen Randglossen. Durch
ausgedehnte Seifenfabrication zeichnen sich noch aus Kaiser u. Goier in Petersburg mit jährlich
200,000 und Soukouff ebendaselbst mit 160,000 Pud
Production. Aus Oesterreich will ich noch F. Fischer in
Simmering mit einem großen Sortiment diverser Seifen, Uiblein u. Sohn in Wien mit Schmierseife, Schellinger ebendahier mit Harzseife erwähnen.
Die Erzeugung von Seife aus bloßem Abfallfett, Küchen- und Walkfett brachten
unter Anderen Houzeau aus Reims, R. Thomson aus Riga und Jungfer aus Görlitz zur
Anschauung. Daß natürlich auch die großen Stearinfabriken fast ohne Ausnahme viele
und gute Seife producirten und ausstellten, ist selbstverständlich.
Beim Kerzenguß ist als Neuigkeit die Anbringung von 4 in der Länge des Lichtes
verlaufenden Durchbohrungen zu erwähnen, die unter Anderen Venèque in Lyon zur Ausstellung brachte. Hierdurch soll das
Ablaufen des geschmolzenen Stearins nach Außen verhindert werden, was aber unserer
Ansicht nach besser durch ein richtig gewähltes Verhältniß zwischen Kerzen-
und Dochtdicke geschieht.
Zu demselben Zwecke empfiehlt J. C. u. J. Field den
Lychnophylax, eine auf das obere Kerzenende aufzusteckende eigenthümliche gläserne
Lichtmanchette, die in dem Maaße, als das Licht abbrennt, hinabssinken soll.
Das letzte Glied dieser Section bilden die Schmieröle und Schmierfette für leichtere
und schwerere Maschinentheile. Während früher hauptsächlich fette Substanzen als
Schmiermittel Verwendung fanden, spielen jetzt die Harzöle und
Harzöl-Kalkschmieren (die sogenannten belgischen Patent-Wagenfette),
ferner die paraffinreichen Solaröle und besonders einige rohe, sehr schwere
Petroleumsorten (Vulcan- und Globeöl), endlich seifenartige Combinationen von
Fettstoffen mit kohlensauren Alkalien, auch Lösungen von trockener Seife in
Theerölen, für sich oder mannichfaltig combinirt, eine wesentliche Rolle. Je mehr
ein solches Schmiermaterial den Kraftverlust durch Reibung vermindert, je länger es
diese Eigenschaft bewahrt, je langsamer es selbst verharzt, je weniger es die
bewegten Metalltheile angreift, desto besser ist es. Ein gewisser Grad von
Zähflüssigkeit ist besonders bei schwerbelasteten Achsen erwünscht, indem sonst das
Schmiermittel zwischen den sich reibenden Theilen herausgepreßt wird. Auch bei
leichten, aber sehr rasch laufenden Achsen ist etwas Dickflüssigkeit rathsam, da
sonst das Schmiermittel durch die Centrifugalkraft zu rasch zerstreut wird. Das
früher allgemein angewendete Baumöl wird jetzt vielfältig durch Rüböl ersetzt (das
man entweder im rohen Zustande nach längerem Ablagern verwendet, oder mit sehr wenig
Schwefelsäure raffinirt und möglichst vollkommen auswäscht. Die beim Raffiniren
nebenbei entstehende freie Oelsäure ist freilich so nicht zu entfernen. Höchstens
durch Digestion mit Alkohol wäre dieß möglich, da dieser wohl freie Oelsäure, aber
kein oder nur wenig neutrales Oel auflöst. Durch Zusatz von Ricinusöl, Harz, Harzöl,
in Oel gelöstem Kautschuk sucht man diesem entsäuerten Oele die nöthige
Dickflüssigkeit oder Cohäsion zu geben, die beim Raffiniren sich vermindert. Solche
Maschinenöle werden von sehr vielen Oelfabrikanten ausgestellt. Die Eigenschaft, in
der Luft zu verharzen, besonders bei Gegenwart von Metallen und bei Erwärmung, tritt
besonders bei fetten Oelen aus dem Pflanzenreiche hervor. Nur das hochgereinigte
Olivenöl, noch mehr das Klauenöl, ein thierisches Fett, sind davon ziemlich frei.
Sie dienen daher als bevorzugtes Schmiermittel für Uhren und Nähmaschinen. Auch von
dieser Art von Oelen
sind verschiedene Muster besonders von Schweizern ausgestellt. Auch Deutschland, und
zwar Württemberg, wo die Uhrenindustrie blüht, hat zwei Aussteller solcher Oele
aufzuweisen.
England und Amerika haben in ihrem Wallrath- und Specköl ebenfalls
vortreffliche Schmieröle. Die Zahl der Aussteller von gemischten Schmieren ist eine
sehr große. Besonders schön und vollständig ist die betreffende Sammlung von Gustav
Wagemann in Wien,