Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. , S. 233 |
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Miscellen.
Miscellen.
Kann die Verbrennung der Kohlen durch Zuführung von Wasser
befördert werden?
Bekanntlich werden die Kohlen nicht nur im Freien gelagert und so dem Regen und
Schnee ausgesetzt, sondern noch sehr oft stark genäßt, in der Meinung, durch
Wasserzusatz die Verbrennung zu befördern und Brennmaterial zu ersparen. Die hohen
Kohlenpreise und die allgemeine Verbreitung dieser AnsichtMan s. polytechn. Journal, 1872, Bd. CCIII S. 150. mögen es rechtfertigen, daß hier das Irrige derselben kurz dargelegt
wird.
Kommt Wasser mit lebhaft glühenden Kohlen zusammen, so wird dasselbe zersetzt; es
bilden sich Kohlenwasserstoff, Kohlenoxyd, Kohlendioxyd (Kohlensäure) und
Wasserstoff. Da die schließlichen Verbrennungsproducte wieder Kohlendioxyd
(CO²) und Wasser (H²O) sind, so kann man der Einfachheit wegen
annehmen, daß sich bei der Zersetzung des Wassers durch Kohle nur Kohlendioxyd und
Wasserstoff bilden, also:
C + 2H²O = CO² + 4H
12 + 36 = 44 + 4
Beim Verbrennen des Kohlenstoffes zu Kohlendioxyd werden
bekanntlich 8080 Wärmeeinheiten (W. E.) frei, bei der des Wasserstoffes 34000 W. E.
Dieselbe Wärmemenge wird latent, wenn diese Verbindungen in ihre Bestandtheile
zerlegt werden. 12 Kil. Kohlenstoff geben also 12. 8080 = 96960 W. E.; die dazu
nöthigen 36 Kil. Wasser erfordern aber zu ihrer Zersetzung 4. 34000 = 136000 W. E.;
es werden also 39040 W. E. d.h. so viel Wärme verloren, um 390,4 Kil. Wasser von
0° auf 100° zu erwärmen.
Kommen diese 4 Kil. Wasserstoff nun mit überschüssiger Luft zusammen, so verbinden
sie sich mit dem Sauerstoff derselben zu 36 Kil. Wasser, unter Entwickelung von 4.
34000 = 136000 W. E. Werden hiervon die an der
Zersetzungsstelle des Wassers verlorenen 39040 W. E. in Abzug gebracht, so
bleiben 96000 W. E. übrig, also genau dieselbe Wärmemenge, als wenn Kohle direct in
atmosphärischer Luft verbrannt wäre. Von einem Wärmegewinn
kann also überhaupt nicht die Rede seyn.
Da das zugesetzte Wasser jedenfalls in Wasserdampf verwandelt werden muß, so werden
für jedes Kil. desselben (von 0°) 636 W. E. latent. Wenn demnach Kohlenstoff
mit dem gleichen Gewicht Wasser versetzt ist, so können nur 8080 – 636 = 7444
W. E. erhalten werden. Entweichen die Verbrennungsgase mit einer Temperatur von
200°, so gehen mit jedem Kil. Wasserdampf (spec. Wärme = 0,475) noch weitere
47,5 W. E. verloren. Diese 683,5 W. E. gehen selbstverständlich auch für jedes Kil.
Wasserdampf fort, das dem Dampfkessel entnommen und in die Feuerung geleitet wird.
Dem Brennmaterial zugesetztes Wasser bedingt also stets
einen Wärmeverlust.
Noch bedeutender ist der Einfluß des zugesetzten Wassers auf die
Verbrennungstemperatur.
Die Verbrennungstemperatur ist bekanntlich gleich der in Wärmeeinheiten angegebenen
Heizkraft dividirt durch die Summe der Gewichtsmengen sämmtlicher
Verbrennungsproducte, multiplicirt mit der specifischen Wärme derselben. Da nun 1
Th. Kohlenstoff 2,667 Sauerstoff erfordert, um 3,667 Kohlendioxyd (spec. Wärme =
0,216) zu bilden, so kann die Verbrennungstemperatur des Kohlenstoffes im Sauerstoff
berechnet werden:
Textabbildung Bd. 210, S. 234
Beim Verbrennen in der Luft kommen noch 9 Th. Stickstoff (spec. Wärme 0,244) hinzu,
daher:
Textabbildung Bd. 210, S. 234
In Wirklichkeit muß aber etwa doppelt so viel Luft zugeführt werden, wenn die
Verbrennung vollständig seyn soll, folglich (spec. Wärme der Luft = 0,238):
Textabbildung Bd. 210, S. 234
Die 20fache Luftmenge würde ergeben:
Textabbildung Bd. 210, S. 234
die Kohle würde offenbar verlöschen, sie wäre
„ausgeblasen.“
Kohlenstoff mit dem gleichen Gewicht Wasser versetzt gibt beim Verbrennen im
Sauerstoff:
Textabbildung Bd. 210, S. 234
statt: 10202°, in atmosphärischer Luft:
Textabbildung Bd. 210, S. 234
statt 2704°, wenn kein Wasser zugeführt ist. Mit der
12fachen Gewichtsmenge Wasser:
Textabbildung Bd. 210, S. 234
die Kohle würde verlöschen, sie wäre
„ausgegossen.“ Daß auch zugeleiteter Wasserdampf die
Verbrennungstemperatur erniedrigt, liegt auf der Hand. Außerdem werden bei Zuführung
von Wasser wohl stets mehr Gase der Verbrennung entgehen, als bei Anwendung
trockener Kohle.
Durch Wasser wird daher unter jeder Bedingung sowohl die
Wärmemenge als auch die Temperatur eines Feuers erheblich verringert. Es
ist demnach eine Verschwendung von Brennmaterial, Kohlen vor dem Verbrennen mit
Wasser zu begießen, es sey denn, um feinen Kohlengruß zu nässen, damit derselbe
leichter eine compacte Masse bilde und so den Zutritt der Luft weniger hindere, als
wenn der Staub trocken aufgeschüttet wird; gewiß dürfte es sich empfehlen, diesen
möglichst gesondert zu verwenden. Staubfreie Kohlen sollen stets trocken gebrannt werden.
Ferd. Fischer.
(Hannoversches Wochenblatt für Handel und Gewerbe, 1873, Nr.
44.)
Die einzige Nickelgrube der Vereinigten Staaten.
Wenigen Personen ist es bekannt, daß das Nickelmetall aus einer einzigen Grube kommt,
die in diesem Lande allein nur im Betriebe steht. Diese Grube liegt in der
Grafschaft Lancaster, Pennsylvanien. Sie ist seit 17 Jahren bebaut und bis zu einer
Tiefe von 200 Fuß gebracht. Die Ausdehnung liegt zwischen 2 bis 3000 Fuß, und ihre
Production beträgt von 400 – 600 Tonnen monatlich, wobei 175 Bergleute
beschäftigt werden. Für die Industrie ist Nickel schnell im Werthe gestiegen, da es
sich statt des Silbers zum Ueberziehen der Stahlplatten, des Eisens und anderer
Metalle substituiren läßt. Daher ist denn auch die Nachfrage im Handel sehr
gestiegen, und da es weit wohlfeiler als Silber ist, so wird es ohne Zweifel noch
bei der Darstellung vieler Artikel als Substitut jenes werthvollen Metalles in
Anwendung kommen. Im Jahre 1850 – 1855 war auch noch eine Grube, Mine la Motte, Missouri, im Betriebe, deren Erz ein Blei
und Kupfer führendes Schwefelmetall gewesen. Etwa 10000 Dollars sind aus der
Ausbeutung genannter Grube gewonnen; auch sind Nickelspuren zu Madison, Missouri,
gefunden. Das raffinirte Metall hat einen Werth von 3 Doll. pro Pfund. (Min. and Scient. Press; durch
berg- und hüttenmännische Zeitung.
Gegossene Nickelplatten.
Seit etwa 3 Jahren hat sich, wie früher schon in Nordamerika, auch bei uns die
Aufmerksamkeit auf das galvanische Vernickeln von Metallen, vornehmlich von eisernen
Gegenständen, in erhöhtem Maaße gewendet, und ist damit das Bedürfniß nach größeren
Platten metallischen Nickels für die Anoden der galvanischen Nickelsalzbäder
gewachsen. Die außerordentliche Strengflüssigkeit des reinen Nickelmetalles war
bisher ein großes Hinderniß für den Guß größerer Platten; um so erfreulicher ist die
Thatsache, daß es Hrn. C. H. Borchert (in Firma C. H. Borchert u. Sohn,
Messing-, Tombak- und Neusilberwerk und Metallgießerei, Berlin, alte
Jacobsstraße 110) gelungen ist, Nickel in Platten bis zu 45 Centimet. Länge, 38
Centimet. Breite und 4 Millimet. Stärke zu gießen. Das hierzu verwendete Nickel,
sächsisches Würfelnickel von 98–99 Proc. Gehalt, wird in Tiegeln im einfachen Gelbgießerofen bei Kohksfeuer geschmolzen. Das
Schmelzen selbst erfordert eine beständige peinliche Aufmerksamkeit; das Metall ist
nach mindestens sechsstündiger Feuerung im Fluß; sobald das Nickel fließt, muß es
ohne Säumen in die Sandformen gegossen werden, da, sobald das Feuer kleiner wird,
ein Wiedererstarren des Nickels zu einem compacten Klumpen ein erneutes
Flüssigwerden im einfachen Schmelzofen unmöglich macht. Die derzeitig hohen
Nickelpreise sind Veranlassung, daß das Pfund des gegossenen Nickels von genannter
Firma zur Zeit nicht unter 8 Thaler abgegeben werden kann. (Industrieblätter 1873,
S. 349.)
Stahlartige Legirung.
Eine solche erhält man nach H. A. Levallois in Paris (rue de Chabrol, 26), indem man Eisen, Wolfram und Nickel
mit einem Flußmittel in einem Tiegel zusammenschmilzt. Für die erste Qualität der
Legirung nimmt man 93 Theile weiches Eisen, 6 1/2 Th. Wolfram und 1/2 Th. Nickel;
für die zweite Qualität 95 Th. weiches Eisen, 4 1/2 Th. Wolfram und 1/2 Th. Nickel,
für die dritte Qualität 97 Th. weiches Eisen, 2 1/2 Th. Wolfram und 1/2 Th. Nickel.
Der Fluß wird durch Zusammenschmelzen von 36 Th. Borsäure, 32 Th. calcinirtem Quarz
und 32 Th. kohlensaurem Kalk dargestellt. (Franz. Patent.) (Iron.)
Hartblei.
Bekanntlich ist das Hartblei ein Gemenge, zusammengeschmolzen aus Blei und Bleiglanz
(Schwefelblei). Auf andere Weise wird das Blei gehärtet durch Legiren mit einigen Procenten von
Antimonmetall. Eine neue Bereitungsweise von Hartblei, welche beide Methoden
combinirt, besteht darin, daß man 5 Gewichtstheile Blei mit 1 Gewichtstheil
Schwefelantimon (sogenanntem Antimonium crudum)
zusammenschmilzt. Man erhält so einen hellen, harten Regulus, durch dessen
beliebigen Zusatz zu gewöhnlichem Weichblei man alle Arten von Hartblei erzeugen
kann.
Schmilzt man 2 Theile Bleiglätte mit 1 Theil Schwefelantimon zusammen, so erhält man
unter Entwickelung von schwefliger Säure und Abfall einer neapelgelben, aus Bleioxyd
und Antimonoxyd bestehenden Metallasche gleichfalls einen, dem oben erwähnten
ähnlichen Regulus von Hartblei, der aus Schwefelblei und Antimonblei besteht.
(polytechnisches Notizblatt, 1873 Nr. 16.)
Große Tragkraft eines Magneten.
Der Versammlung der französischen Akademie der Wissenschaften wurde, einer Notiz der
„Nature“ zufolge, von Hrn.
Jamin ein von ihm selbst construirter Magnet
vorgelegt, welcher mehr als sein 22faches Eigengewicht zu tragen im Stande war; der
Magnet wog 2, und trug 45 Kilogrm. Bis jetzt betrug die höchste, bei künstlichen
Magneten erreichte Tragkraft das 4- bis höchstens 5-fache ihres
eigenen Gewichtes. Jamin hat diesen beispiellosen Erfolg
dadurch erzielt, daß er statt der früher für Magnete in Anwendung gebrachten dicken
Stahllamellen eine hinreichende Anzahl solcher von sehr geringer Stärke gebrauchte,
alle stark magnetisirt und mit den gleichnamigen Polen auf einander gelegt. Das
nächste Resultat dieser Entdeckung dürfte seyn, daß das Volumen und das Gewicht der
elektromagnetischen Apparate in bedeutendem Maaße wird verringert werden können, ein
bedeutsamer Fortschritt in der Frage der praktischen Verwendbarkeit der
elektromagnetischen Maschinen.
Ueber ein Substitut für die Oelbeize der Türkischrothfärber;
von Armand Müller in Hard bei Zürich.
Der Verf. geht von der Voraussetzung aus, daß die zum Ausfärben in der Krappflotte
fertige Baumwollfaser Alaun, Gerbstoff und Sämisch-, d.h. Oelleder in
geeigneter Menge und passendem Verhältniß in ihren Poren niedergeschlagen enthalte.
(Auf eine Analogie der Gerberei- und Rothfärberei-Processe hat schon
R. Wagner in seinem Handbuch der chemischen Technologie
hingewiesen.) Wenn auch nicht anzunehmen ist, daß die Niederschläge, welche durch
Leim, Albumin u.s.w. und Gerbstoff, Alaun, Oel erhalten werden, eigentliches Leder
sind, so animalisiren sie doch die Faser ungemein stark und sind unlöslich in
schwachen Säuren und Laugen, wie gewöhnliches Leder. Behalten wir also den Ausdruck
„Lederniederschläge“ bei.
Es ist bekannt, daß die Rothfärber ihren Oel-Emulsionen Kuhkoth zusetzen, welcher eine nicht unbedeutende Menge Leim und
Proteinstoffe enthält. Ohne diese Substanzen ist keine eigentliche Weißbeize
denkbar, was direct durch Färbeversuche bewiesen werden kann.
1) In der Oelbeize muß Leim vorhanden seyn. Der Grund nun davon, daß sich durch eine
einzige Beizung nur sehr wenig oxydirtes Oel (Sämischleder) bildet, ist nur in der
relativ geringen Menge des Leimes im Mordant zu suchen. Es ist dadurch angezeigt,
daß wir eine gewisse Quantität zusetzen, da die Baumwollfaser sich an der Reaction
nicht betheiligt, oder nur insofern, als sie als poröses Material
sauerstoffabsorbirend ist. Wir wissen, daß bei der Sämischgerberei, wie bei der
Rothfärberei, das Oel (durch längeres Aufeinanderliegenlassen, an die Luft hängen
und Trocknen bei höherer Temperatur) „oxydirt“ wird; den
Chemismus des Vorganges, wie sein Endproduct kennen wir allerdings nicht; dieß thut
indessen nichts zur Sache. Durch Versuche hat sich ergeben, daß die Oxydation
künstlich ohne Wärme durch unterchlorigsaure Alkalien (nicht aber durch
übermangansaures Kali) herbeigeführt werden kann. Es bildet sich schon beim Stehen
einer solchen Flüssigkeit ein schmieriger, weißer, specifisch leichter, mordirender
Körper von indifferenten Eigenschaften, löslich in Aether, Terpenthinöl und
Aceton. Mit Leim, Thonerde und Tannin behandelt, färbt er sich durch künstliches
Alizarin scharlachroth. Es ergibt sich daraus:
2) Kalte Lösungen von unterchlorigsauren Alkalien vermögen nach kurzer Zeit die
Oxydation des Oeles auf der Faser zu bewirken.
Aus diesen beiden Sätzen folgt, daß wir ein Substitut für die Oelbeize in folgender
Weise erhalten können: Man bereitet sich eine Emulsion von gewöhnlichem Olivenöl (es
braucht natürlich nun kein schleimiges Tournantöl zu seyn) in einer passend starken
Leimlösung, was ungemein leicht gelingt, bringt dann die Lösung eines
unterchlorigsauren Alkalis (z.B. Eau de Javelle) hinzu,
läßt die stark schäumende Masse höchstens zwei bis vier Stunden lang stehen, beizt,
trocknet bei gewöhnlicher Temperatur ein bis zwei Mal, gibt ein Lauterbad, wäscht,
alaunirt, kreidet, schmackirt und färbt endlich aus.
Der Verf. hat auf diese Weise schöne, wenn auch noch nicht völlig befriedigende
Resultate erhalten und wird die Versuche fortsetzen. Die quantitativen Verhältnisse
kann er jetzt noch nicht angeben. (Chemisches Centralblatt, 1873 Nr. 34.)
Lichtdruck ohne Anwendung einer Presse; von Richard Jacobsen.
Man verfertigt auf einer Glasscheibe ein Kohlebild nach bekannter Manier und umgibt
das Bild mit einem Holzrahmen, der sich genau der Glasscheibe anschließt. Hierauf
gießt man in den Rahmen eine nicht zu warme Masse bestehend aus 1 Theil Gelatine, 1
Theil arabischem Gummi und 2 Theilen Glycerin. Dieselbe muß die Eigenschaften der
bekannten Buchdruckerwalzenmasse besitzen. Ist diese Masse in dem Rahmen erstarrt,
so entfernt man letzteren vorsichtig mit einem Messer von derselben und kehrt ebenso
vorsichtig die Gelatineplatte, welche sich mit dem Kohlebilde verbunden, um. Zum
Druck, resp. Einschwärzen des Bildes bedient man sich einer außen mattgeschliffenen
Glaswalze, und geschieht das Einschwärzen am besten auf einer gleichen elastischen
Unterlage, wie die erwähnte Buchdruckerwalzenmasse.
Die Druckerschwärze, welche sehr consistent seyn muß, löst man zur leichteren
Vertheilung zuvor in Terpenthinöl oder Benzol auf und gießt von dieser Lösung ohne
Zufügung von Firniß auf die Platte und vertheilt dieselbe mit der Glaswalze. Hierauf
schwärzt man die Platte ein, legt einen nicht coagulirten Eiweißbogen von
entsprechender Größe auf das eingeschwärzte Kohlebild, streicht mit einem
Gummistreicher sanft über den Bogen und zieht denselben von der Platte ab.
Das Eiweißpapier, welches durch das Aufliegen Feuchtigkeit aufnimmt, darf nicht zu
lange auf der Platte liegen bleiben, weil sich sonst die Eiweißschicht ablöst und
die Platte verunreinigt. Eine Anfeuchtung der Platte mit Wasser ist nicht nöthig, da
die Platte hinreichend Feuchtigkeit besitzt, um einige Dutzend Bilder abdrucken
lassen zu können. Natürlich erschöpft sie sich zuletzt, ist aber hygroskopisch
genug, Feuchtigkeit in einigen Stunden aus der Luft aufzunehmen, so daß man dann
wieder zu drucken vermag. Während bei den anderen Lichtdruckverfahren das Bild tief
liegt und die Schwärze gewissermaßen eingedrückt wird, hat diese Methode den
Vortheil, daß ein erhabenes Relief gebildet und somit der Druck erleichtert wird.
Nach diesem Verfahren lassen sich ferner auch runde Gegenstände wie Flaschen, Vasen
u.s.w. bedrucken, vielleicht auch mit Farben, die eingebrannt werden können. (Dr. E. Jacobsen's
chemisch-technisches Repertorium, 1872, 2. Halbjahr. S. 144.)
Schwedisches Filtrirpapier; von Dr. F. Mohr.
Das schwedische Filtrirpapier mit dem Wasserzeichen J. H. Munktell genießt unter den Chemikern noch immer die günstige Meinung, als
sey es mit destillirtem Wasser oder einem fast reinen Quellwasser hergestellt,
obgleich schon Fresenius in seiner Anleitung zur
quantitativen Analyse (5. Aufl. S. 81) eine Analyse der Asche mitgetheilt und darauf
aufmerksam gemacht hat, daß viele deutsche Filtrirpapiere besser sind, als dieses
schwedische, welches als Monopolartikel den enormen Preis von 1 Thaler per Buch in Anspruch nimmt.
Das schwedische Filtrirpapier ist zum Theil aus gefärbten, mit Chlor stark
gebleichten Lumpen dargestellt und davon rührt der ansehnliche Gehalt an
ausziehbarer Thonerde her, die von der Alaunbeize der gefärbten Stoffe stammt. Da
sogar Essigsäure Kalk auszieht, so ist klar, daß zur Reinigung des Papieres nichts
geschehen ist, und daß gar kein Grund vorhanden ist, diesem Papiere irgend einen
Vorzug zu geben. Es ist ferner so schwach an Cohäsion, daß der Strahl einer
Spritzflasche leicht ein Loch hineinstößt, und man ein nasses Filter mit
Niederschlag kaum unzerrissen vom Trichter wegnehmen kann. Man hat also nichts
gewonnen, da man dieses theure Papier doch vorher noch mit Säuren ausziehen muß.
(Zeitschrift für analytische Chemie, XII Jahrgang S. 148.)
Ueber den Weingeistgehalt des Marsalaweines; von G. C. Wittstein.
Der um Marsala im westlichen Sicilien gebaute Wein gehört bekanntlich zu den
feurigsten Gewächsen, aber die Angaben über seinen Gehalt an Weingeist erschienen
mir so zweifelhaft – in W. Th. Brande's
„Handbuch der Chemie für Liebhaber, Leipzig 1820“ ist von 25
bis 26 Proc. die Rede – daß ich beschloß, ihn selbst darauf zu prüfen. Dazu
dienten mir Proben der rothen und der weißen Sorte, welche beide direct von den
Producenten bezogen worden waren.
Der rothe Marsala enthielt 17,910, der weiße 17,600 Gewichtsprocente absoluten
Alkohols.
Der rothe Marsala war auch reicher an Extract als der weiße; ersterer lieferte
nämlich 4,310 Proc., letzterer 3,520 Proc. Extract (bei 110° Cels.
getrocknet).
Von einem Weinhändler, der sein Geschäft sehr im Großen betreibt, erfuhr ich, daß die
südlichen Weine, wie Marsala, Xeres, Malaga, Madeira, Portwein, nicht selten mit
Spiritus versetzt werden. Ich schließe hieraus, daß die früheren
Weingeistbestimmungen des Marsala mit solchen „verschnittenen“
Producten ausgeführt worden sind. (Archiv der Pharmacie, Bd. III Heft 4, October
1873.)
Ueber das Verhalten des Paraffins bei der vereinigten Wirkung
von Hitze und Druck.
T. E. Thorpe und J. Young haben
in den Chemical News eine Untersuchung mitgetheilt über
die vereinigte Wirkung von Hitze und Druck auf verschiedene Paraffinsorten. Sie
fanden, daß dieselben unter geringer Gasentwickelung nahezu vollständig in bei
gewöhnlicher Temperatur flüssige
Kohlenwasserstoffe verwandelt werden, wenn sie in
geschlossenen Gefäßen bei hoher Temperatur wiederholt destillirt werden. Zur
Umwandlung größerer Mengen bedienten sich Thorpe und Young eines Apparates, der aus zwei schmiedeeisernen
Quecksilberflaschen bestand, die durch eine gebogene, mit Hahn und Ventil versehene
eiserne Röhre in Verbindung standen. Eine der Flaschen wurde mit dem Paraffin
beschickt und über gewöhnlichem Kohlenfeuer erhitzt und die Hitze so geregelt, daß
ein Druck von 20–25 Pfund in dem Apparate herrschte. Die verflüchtigten
Producte destillirten in die zweite Flasche über, die als Condensator diente. In
etwa 4 bis 5 Stunden war die Operation beendet. Es scheint unerläßlich, daß das
Paraffin in bezeichneter Weise überdestillirt und condensirt werde. Durch bloßes
Erhitzen in einer Röhre und Zurückfließenlassen der verdichteten Dämpfe wird niemals
die Verflüssigung des Paraffins erreicht. Es scheint auch, daß nur Paraffine, die
einen außerordentlich hohen Siedepunkt haben und unter gewöhnlichen Bedingungen fest
sind, in dieser Weise zersetzt werden können. Bei etwa 255° C. siedende
Paraffine konnten ohne Zersetzung wiederholt in einer geschlossenen Schenkelröhre
hin und her destillirt werden. Das zur Darstellung größerer Mengen der
Zersetzungsproducte verwandte Paraffin war aus Schieferkohle gewonnen, schmolz bei
46° C., erstarrte bei 43° C. und besaß ein specifisches Gewicht von
0,906 bei 13° C., wenn es unter Ueberdruck von 0,75 Meter Quecksilbersäule
erstarrt war.
Ueber Sumachgerbsäure; von Jul. Löwe.
Nach den Versuchen Löwe's scheint die Identität der
Gerbsäure des sicilianischen Sumachs mit der Gallusgerbsäure kaum mehr in Zweifel
gezogen werden zu können. Es ergibt sich aus denselben, daß man sich zur Darstellung
des Tannins mit günstigem Erfolge des sicilianischen Sumachs wird bedienen können,
da der Gehalt dieses Materiales an Gerbsäure kein unerheblicher ist, jedenfalls dem
der Galläpfel gleich kommt, wenn nicht sogar noch größer ist. Zur quantitativen
Feststellung des Gerbstoffgehaltes des sicilianischen Sumachs, welcher in der
Gerberei bekanntlich eine starke Verwendung findet, kann nach vorliegenden
Erfahrungen allerdings das Tannin, resp. die Galläpfelgerbsäure, zur
Titerherstellung verwendet werden. Zur Gewinnung des Sumach-Tannins dürfte
die Methode wohl ausreichend seyn, daß man den Sumach mit Wasser erschöpft, die
Lösungen zur Klärung durch Flanell schlägt und dann aus ihnen durch Schütteln mit
Essigäther den Gerbstoff auszieht, welcher darauf auf dieser Auflösung nach dem
Abziehen des Essigäthers nach Art wie bei dem Tannin fest zu gewinnen wäre. Da der
Essigäther aus dem abgezogenen ätherischen Theile, sowie aus der erschöpften
rückständigen wässerigen Lösung durch Destillation fast ohne erheblichen Verlust
wieder zu gewinnen ist, so kommt der höhere Preis des Extractionsmittels dabei wenig
in Anschlag, und es wäre dieses immerhin dem flüchtigeren, leichter entzündlichen
Aether, resp. Aetherweingeiste, für diesen Zweck vorzuziehen, da es angenehmer bei
der Verwendung und weniger gefährlich beim Aufbewahren ist. (Zeitschrift für
analytische Chemie, Jahrg. XII S. 128.)
Borax als Waschmittel.
In einigen Wäschereien gebraucht man jetzt anstatt der Soda Borax, und erzielt damit
die günstigsten Erfolge; es wird nämlich gereinigter Borax (eine starke Hand voll
auf 40–50 Liter) auf kochendes Wasser gebracht, gleich der Soda angewendet,
und wird hierdurch die Hälfte an Seife erspart. Für Spitzen und andere feine Stoffe
wird etwas mehr Borax in Anwendung gebracht. Da Borax ein neutrales Salz ist, so
greift er auch die Wäsche nicht im Geringsten an und besitzt die Eigenschaft, das
härteste Wasser weich zu machen. Er ist daher jedem Toilettetische sowie Wäschereien
zu empfehlen. Manche im Handel vorkommende Schönheitsmittel enthalten nur eine
schwache Lösung von Borax mit einem Zusatze von Glycerin und Benzol. Er wird
außerdem zur Reinigung des Haares gebraucht und gibt auch ein vortreffliches
Zahnpulver ab, da sein Geschmack nicht unangenehm und Borax nicht schädlich ist.
(Musterzeitung).
Giftfreies Fliegenpapier.
Dasselbe wird bereitet, indem man 1 Pfund Quassiaholz mit 5 Pfund Wasser übergießt,
eine Nacht warm stehen läßt und dann so lange kocht, bis die abgeseihte Flüssigkeit
ungefähr 2 Pfund beträgt. Das Holz wird dann abermals mit 2 Pfund Wasser gekocht,
bis 1 Pfund zurückbleibt. In den abgeseihten und gemischten Flüssigkeiten wird 1/2
bis 3/4 Pfund Zucker gelöst. Das Papier wird nun durch diese Flüssigkeit
hindurchgezogen, ablaufen gelassen und auf Leinen zum Trocknen angehängt. Gewöhnlich
wählt man rothes ungeleimtes, etwas starkes Fließpapier, das man vorher erst
bedrucken läßt. Das Papier bezieht man entweder direct aus der Fabrik,Bedrucktes braunes Löschcanonpapier zu giftfreiem Fliegenpapier liefert die
Papier- und chemische Fabrik von Eugen Dietrich in Helfenberg bei Dresden. oder von Händlern, z.B. Ferdinand Flinsch in
Leipzig. Das Drucken besorgt nach vorhandenen Mustern jede Druckerei und läßt man
die ganzen Bogen am zweckmäßigsten drucken und zerschneidet erst nach dem Trocknen.
Auch läßt man sich gleich eine möglichst große Quantität auf einmal drucken, weil
dann der Druck um vieles wohlfeiler kommt. (Industrieblätter, 1873 S. 322.)
Ursache des Leuchtens des faulenden Holzes.
Das Leuchten des faulenden Holzes suchte man durch die Annahme eines mit der
Verwesung eintretenden eigenthümlichen Verbrennungsprocesses zu erklären. In neuerer
Zeit wurde jedoch an solchem Holze das Vorhandenseyn eines, jedenfalls von dem Moder
angelockten Pilzes nachgewiesen, von welchem auch das
Leuchten ausgeht. Dieser Pilz läßt sich, ohne seine Leuchtkraft einzubüßen, von dem
Holze abschaben und selbst auf ein anderes übertragen. Sein Leuchten ist von seinem
Lebensprocesse abhängig, und hört sofort auf, wenn er selbst durch den Einfluß von
Hitze oder Gasen getödtet oder ihm auch nur der nothwendige Grad von Feuchtigkeit
entzogen wird. Dieser Pilz siedelt sich übrigens auch auf anderen faulenden
Pflanzentheilen unter dem Einflüsse von Feuchtigkeit, dumpfer Luft und einer mäßigen
Temperatur, ja sogar auf sich zersetzenden animalischen Stoffen an, und macht
dieselben leuchtend.
Neue amerikanische Methode Aepfel aufzubewahren.
In einer landwirthschaftlichen Versammlung in New-York wurde mitgetheilt, daß
im letzten Herbste nicht weniger als 30,000 Fässer Aepfel nach Europa verschickt
worden seyen, und einer der Ausführer gab an, daß er seine Aepfel unter Umständen
bis in den März in Glasgow liegen lasse, um günstige Preise zu erzielen, und daß
dieselben keiner Verderbniß unterworfen seyen.
Als Mittel zur Aufbewahrung gibt die „Ill. Deutsch. Amer. Farm.
Ztg.“ Folgendes an: Fein gemahlener Gyps hat sich durch vielfache
Erfahrung als eine vortreffliches Mittel erwiesen, um Aepfel einen längeren Zeitraum
gut und in vollem Wohlgeschmack aufzubewahren. Der immerhin ziemlich bedeutende
Aufwand an Arbeit und Material läßt es gerathen erscheinen, daß man nur gute,
werthvolle Früchte dazu verwendet, die vollkommen ausgereift, trocken und
unbeschädigt seyn müssen. Ist ihre Schale mit einem feuchten oder klebrigen Hauche
bedeckt, so wische man sie mit einem trockenen Tuche ab, das wird einem die Mühe
ersparen, sie beim Herausnehmen mit größerer Schwierigkeit reinigen zu müssen, da an
der vorher glatt geriebenen Schale der feine Gypsstoff nicht so fest haftet, als
wenn dieselbe feucht, klebrig und rauh war beim Einpacken. Nunmehr bringt man auf
den Boden des Gefäßes, das man zum Einmachen bestimmt, einer Kiste, eines Fasses,
welches man durch ein paar untergelegte Querhölzer noch vor der directen Berührung
des vielleicht feuchten Fußbodens des Kellers schützt, eine etwa zollhohe Schicht
Gyps, legt auf diese die Aepfel regelmäßig, mit den Stielen nach oben, und so daß
keiner den anderen direct berührt, doch aber der Raum gut wahrgenommen wird und
füllt, nachdem eine Lage vollendet ist, so viel Gyps darüber bis die Zwischenräume
gefüllt und die Früchte gleichmäßig bedeckt sind, worauf man wieder eine neue Lage
Aepfel aufbringt und damit fortfährt, bis das Gefäß voll oder die Früchte alle
verpackt sind. Der Gyps wirkt dabei rein mechanisch durch Ausschluß des Druckes der
einzelnen Früchte auf einander, der Feuchtigkeit und besonders der
Temperaturveränderungen der äußeren Atmosphäre, und halten sich in dieser Weise
conservirte Aepfel frisch und wohlschmeckend bis in's Frühjahr. Ein trockener Keller
oder eine frostfreie Kammer ist der beste Platz, die Gefäße aufzustellen.
(Industrieblätter.)