Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. , S. 472 |
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Miscellen.
Miscellen.
Härten des Stahles.
Eine der am meisten Vortheil verheißenden und sicherlich vortrefflichsten patentirten
Stahlhärtungen ist die von der Stahl-Raffinir- und
Härtungs-Compagnie Boston Mass. durch Garman und
Siegfried acquirirte Methode. Der Congreß hat 10,000 Dollars für die
Berechtigung zu zahlen, von dieser Methode in den Regierungswerkstätten Gebrauch zu
machen. Es wird behauptet, daß selbst den geringsten Stahlsorten dadurch eine ganz
außerordentliche Härte und Dauerhaftigkeit ertheilt werde. Die folgende Beschreibung
des Processes ist speciell aus Siegfrieds Patent vom 16.
Juli 1871 entnommen.
Ich erhitze den Stahl zunächst bis zur Kirschrothgluth in einem ganz reinen
Schmiedefeuer und bedecke dann den Stahl mit Chlornatrium, dabei auch das Feuer
durch Einstreuen von Salz reinigend. Ich bearbeite dann den Stahl in diesem Zustande
und unterwerfe denselben dieser Behandlung, so lange, bis er hinsichtlich seiner
Form fast ganz vollendet ist. Dann substituire ich statt des Salzes eine Mischung
der folgenden Ingredienzien nach beigefügten Verhältnissen, nämlich 1 Gewichtstheil
von jeder der nachfolgenden Substanzen: Chlornatrium, schwefelsaures Kupferoxyd,
Ammoniaksalz und Soda, zusammen gemischt, mit einem halben Gewichtstheil reinem
Kalisalpeter, nachdem Alles gehörig zerkleinert worden. Ich erhitze dann unter
Bedeckung mit dieser Mischung den Stahl abwechselnd mit darauffolgendem Hämmern, bis
er durch und durch raffinirt und in seiner Form vollkommen vollendet ist. Dann
bringe ich ihn wieder in's Feuer, erhitze ihn langsam zur Kirschrothgluth und tauche
ihn in ein Bad aus folgenden Ingredienzien und nach den angegebenen Verhältnissen
zusammengesetzt: 1 Gallon Regenwasser, 1 1/2 Unzen Alaun, 1 1/2 Unzen Soda, 1 1/2
Unzen schwefelsaures Kupferoxyd zu 1 Unze Kalisalpeter und 6 Unzen Chlornatrium.
Diese Quantitäten und deren Verhältnisse habe ich praktisch als die besten
herausgefunden, aber es ist bewiesen, daß kleine Abänderungen vorgenommen werden
können, ohne daß das Hauptprincip meiner Erfindung darunter leidet. (Berg-
und hüttenmännische Zeitung, 1873, Nr. 50.)
Beobachtungen über den auf dem Zink-Kupferpaar
gebildeten schwarzen Niederschlag; von J. H. Gladstone
und A. Tribe.
Der Niederschlag, welcher auf einer Zinkplatte entsteht, wenn man sie in eine Lösung
von Kupfervitriol taucht, besteht lediglich aus Kupfer, ohne Beimengung von Zink und
zwar so lange, als sich noch Kupfer in der Lösung befindet. Läßt man aber, nachdem
alles Kupfer gefällt ist, das Zink noch in der Flüssigkeit stehen, so bedeckt sich
das Kupfer mit metallischem Zink, welches aus zwei aufeinanderfolgenden Reactionen
hervorgeht: es entsteht nämlich unter dem Einflusse des im Wasser gelösten
Sauerstoffes Zinkoxyd, welches sich auf dem Kupfer absetzt; gleichzeitig aber
reducirt der durch die Zersetzung des Wassers mittelst des Zinkkupferpaares
entstandene Wasserstoff jenes Zinkoxyd wieder zu Metall.
Ein solcher Absatz läßt unter dem Mikroskope Krystalle von Kupfer und Zink erkennen.
Die letzteren verschwinden, wenn man den Absatz mit einer Lösung von Kupfervitriol
wäscht. Man sieht also, daß der Absatz, welcher das Zinkkupferpaar constituirt,
selbst Zink enthalten kann. Die Berührungspunkte zwischen den beiden Metallen werden
dadurch zahlreicher und es folgt daraus, daß die Thätigkeit eines ähnlichen Paares
eher erhöht als vermindert wird.
Die Reduction des Chlorsilbers durch Zink zeigt analoge Erscheinungen. Dieselbe
Bemerkung ist anwendbar auf das Zink-Platinpaar und auf das
Zink-Goldpaar; diese besitzen, wie vorauszusehen, eine energischere chemische
Activität als das Zinkkupferpaar. (Aus dem Journal of the
chemical Society vom Mai 1873, t. XI p. 452 durch den Bulletin de la
Société chimique de Paris vom 5. Oct. 1873, t. XX. p. 261.)
Löthen des Aluminiums; von Bablon.
Man bringt eine dünne Schicht Kupfer auf das wohlgeputzte Stück Aluminium; diese
Schicht dient als Befestigungspunkt für ein Löthkorn, durch welches das Stück auf
irgend einen metallischen Gegenstand befestigt werden kann. Diese Löthung würde
vielleicht keiner starken Ziehkraft widerstehen, weil das galvanische Kupfer dem
Aluminium nur schwach
adhärirt; aber wenn die Stücke nur Druckkräfte oder Querziehungen zu bestehen haben,
so leistet das Verfahren gute Dienste. (Aus den Comptes
rendus de la Société d'Encouragement, 1873 p. 59 durch den Bulletin de la
Société chimique de Paris, vom 5 Oct. 1873, t. XX p. 317.)
Künstliche Steine.
Die Fabrication künstlicher Steine hat in der letzten Zeit bedeutende Fortschritte
gemacht und die Erfolge scheinen wirklich dazu angethan zu seyn, die Ziegel-
und Sandsteine, wenn auch nicht zu verdrängen, so doch denselben eine bedeutende
Concurrenz zu machen. Wir wollen unseren Lesern nun verschiedene Methoden zur
Fabrication künstlicher Ziegel- und Sandsteine mittheilen und gleichzeitig
über einen Versuch berichten, welcher betreffs der relativen Festigkeit eines
künstlichen Sandsteines angestellt wurde.
Einen sehr guten Kunststein liefert der Engländer Allen,
und zwar durch Mischung von 1 Theil Kohlenstaub oder feiner Asche mit 5–6
Theilen gutem Portland-Cement. Was Härte, Wasserdichtheit und
Feuerbeständigkeit anbetrifft, so sind dieselben sehr zu empfehlen und haben daher
auch in England vielfache Anwendung gefunden. Diese Ziegel werden entweder auf die
hier gebräuchliche Art gestrichen und in Meilern gebrannt oder in netten, glatten
Formen gepreßt, so daß sie schön kantig, glatt und eben sind und für die Außenseite
der Wände benutzt werden können. Hr. Berndt in Deuben bei
Dresden stellt die Cementziegel auf folgende Weise her. Er rührt Kalkbrei und
Steinkohlenasche zu einem ziemlich dicken Brei zusammen, füllt damit die Ziegelform
und läßt den Ziegel aus der Form auf die geebnete Erde oder Breter gleiten, wie bei
Lehmziegeln. Diese Ziegel besitzen allerdings keine genügende Tragkraft, und es ist
besser, die angefeuchtete Mischung, welche aus Steinkohlenasche und Kalkbrei
besteht, recht tüchtig zu stampfen und so eine innige Verbindung zwischen den
einzelnen Theilen herzustellen. Die Form dieser letzteren Steine, welche sehr fest
sind, ist dann auch glatt und schön, und werden dieselben nach dem Trocknen in
verdünntes Wasserglas gelegt, so können sie ohne Bewurf vermauert werden und haben
ein sehr schönes Aussehen.
Die Methoden zur Herstellung des Sandsteines sind sehr zahlreich; folgende Verfahren
dürften jedoch bis jetzt die besten seyn. Man mischt 1 bis 5 Theile Sand, 1 Theil
Staubkalk und 1 Theil Cement mit wenig Wasser zusammen, damit kein Brei entsteht,
aber doch Cement und Kalk sich lösen. Die Masse wird nun in dünnen Schichten
besonders aber an den Ecken und Wandungen gestampft, damit sich diese Theile recht
fest zusammenlagern. Die geformten Stücke läßt man an der Luft trocknen und stellt
sie dann in verdünntes Wasserglas, worin sie 2 bis 3 Tage bleiben. Nach dem Trocknen
sind die Gegenstände steinhart. Zu Simswerk und Ornamenten eignet sich dieser Stein
sehr und dürfte vielleicht den sogenannten Ransome'schen
Steinen ebenbürtig zur Seite stehen. Diese letzteren werden durch Mischung von
Cement, Schlämmkreide und Sand, welche mit Wasserglas zu einem dickflüssigen Teige
angerührt werden, hergestellt. Unter den 3 Mischungsverhältnissen, welche man als
vortheilhaft befunden hat, ist die nachfolgende die beste: 6 Theile Cement, 12
Theile Schlämmkreide, 6 Theile feiner Sand, 1 Theil Kieselguhr. Die Erhärtung
erfolgt bei diesen Steinen bald.
Die Cementwaaren-Fabrik von F. A. Rößler in
Chemnitz beschäftigt sich mit Herstellung eines künstlichen Steines zu
Treppenstufen, welcher aus einer Mischung von 3 Theilen Cement und 5 Theilen
Quarzsand (Freiberger Pochsand) besteht. Die zur Untersuchung der Festigkeit dieses
Steines angestellten Versuche haben die günstigsten Resultate ergeben, und wollen
wir auf dieselben hier näher eingehen.
Der zur Prüfung dienende Apparat bestand einfach aus zwei in einiger Entfernung von
einander aufrecht gestellten Sandsteinquadern, über welche die zu prüfende Stufe, in
Kalkmörtel gebettet und gut gemauert, horizontal gelegt wurde. Dieselbe, 1,70 Meter
lang, lag auf 1,41 Meter frei, hatte 18,5 Centimet. Höhe, 36,5 Centimet. obere
Breite (incl. Rundstab) und war unterhalb in üblicher Weise abgeschrägt. Ihre
Querschnittsfläche betrug 455,24 Quadratcentimet. und ihr Gewicht 176,5 Kilogrm. Vor
drei Monaten war sie angefertigt worden und bestand aus der obengenannten Mischung. Rechtwinkelig
über die Mitte der freien Länge dieser Stufe wurde eine eiserne Wagenachse (von etwa
3 Centimet. im Quadrat Stärke) gelegt, deren Enden eine mittelst Ketten angelegte
starke Pfoste als Waagschale trugen, die zur Aufnahme der eisernen Gewichtsstücke
bestimmt war. Einige Vorsichtsmaßregeln gegen die starken Erschütterungen beim Bruch
und gegen das Herabstürzen der Stufenbruchstücke vervollständigten den Apparat. Die
Stufe brach nun bei einem nach und nach aufgelegten Gewichte von 834 Kilogrm., mit
Hinzurechnung von 97 Kilogrm. für Wagenachse, Ketten und Pfoste, sonach bei 931
Kilogrm. ruhiger Belastung in der Mitte. – Die Bruchfläche war sehr eben,
fast genau rechtwinkelig zur Länge der Stufen, 7,2 Centimet. von der Belastungsachse
entfernt, und zeigte bei näherer Untersuchung ein ganz gleichmäßiges Gefüge.
Es berechnet sich sonach das Widerstandsmoment dieses Stufenquerschnittes auf rund
993 Kilogrm. und der Festigkeitscoefficient für die vorliegende Cementmasse zu 33
Kilogrm. pro Quadratcentimeter.
Eine Treppenstufe von Chemnitzer Porphyrtuff (sogenannter Thonporphyr), die aus einem
der bestrenomirten Brüche seit zwei Monaten ausgeliefert und gut ausgetrocknet war
und ähnliche Dimensionen hatte, brach bei einer Belastung von 714,5 Kilogrm. in der
Mitte. Die Bruchfläche, gleichfalls ziemlich eben, war gleichmäßig rechtwinkelig zur
Länge der Stufe und 10 Centimeter von der Belastungsachse (nach rechts) entfernt.
Bei dieser Stufe berechnet sich das Widerstandsmoment des Querschnittes auf 969 und
der Bruchcoefficient auf 26 Kilogrm. pro
Quadratcentimeter. Man sieht also, daß die aus künstlichem Stein hergestellten
Stufen die aus natürlichem Stein sogar noch an Festigkeit übertrafen. Die
vorstehenden Angaben dürften genügen, um unsere Leser auf die Vorzüglichkeit dieser
künstlichen Steine aufmerksam zu machen, bei deren Anwendung eine erhebliche
Geldsumme gespart wird. (Deutsche Töpfer- und Ziegler-Zeitung.)
Löslichkeit des schwefelsauren Bleioxydes in einer Solution
von essigsaurem Natron; von H. C. Debbits.
Bekanntlich wird das schwefelsaure Bleioxyd von einer großen Anzahl Ammoniaksalze
z.B. von dem Sulfate, Acetate, Tartrate, ferner vom essigsauren Kalk aufgelöst. Auch
das essigsaure Natron gehört hierher, denn es lösen
100 Theile Wasser, worin 2,05 Th. wasserfreies essigsaures Natron nebst einem Tropfen
Essigsäure 0,054 Th. PbO + SO³.
100 Theile Wasser, worin 8,2 Th. wasserfreies essigsaures Natron nebst einem Tropfen
Essigsäure 0,90 Th. PbO + SO³.
100 Th. Wasser, worin 41,0 Th. wasserfreies essigsaures Natron nebst einem Tropfen
Essigsäure 11,20 Th. PbO + SO³.
Die Temperatur scheint dabei wenig Einfluß zu haben.
Die Solution wird ebenso gut durch Schwefelsäure wie durch essigsaures Bleioxyd
niederschlagen; ferner durch die Salze des Baryts und im Allgemeinen durch alle
Reagentien, welche in den Bleisalzen eine Fällung hervorrufen.
Um zu entscheiden, ob diese Lösung essigsaures Natron und schwefelsaures Bleioxyd
oder essigsaures Bleioxyd und schwefelsaures Natron enthält, vermischte der
Verfasser dieselbe mit ihrem siebenfachen Volum Weingeist von 92 Proc. Der dadurch
erzeugte Niederschlag enthielt wasserfreies schwefelsaures Natron in größter Menge,
und zwar wurden einmal darin gefunden:
89,4 Proc. NaO + SO³ und 10,6 Proc. PbO + SO³;
ein andermal:
96,0
„
„
„ 4,0
„
„
Auch in essigsaurem Mangan, – Zink, – Nickel und – Kupfer löst
sich das Bleisulfat, jedoch nicht in essigsaurem Quecksilber und essigsaurem
Silber.
Essigsaurer Baryt setzt sich mit schwefelsaurem Bleioxyd bei gewöhnlicher Temperatur
theilweise in essigsaures Bleioxyd und schwefelsauren Baryt um: das Umgekehrte
findet nicht statt. (Aus dem Maandblad voor
Natuurwetenschappen vom 28. Mai 1873, t. III,
p. 127 durch den Bulletin de
la Société chimique de Paris vom 5. Oct. 1873, t. XX p. 258.)
Durch Gold gefärbte Gläser und Krystalle; von Payard.
Bekanntlich dient in den Krystallglasfabriken das Gold zum Färben des Glases in Roth
und Rosa. Der Verf. suchte sich von den ungewöhnlichen Umständen, unter denen diese
Farben in's Blaue nüancirten und auch wohl ganz verschwanden, Rechenschaft zu geben.
Gießt man das gefärbte Glas in eine Form oder auf eine Metallplatte, so bemerkt man,
daß es bald rosaroth, bald mehr oder weniger blau, und bald farblos wird. Beim
Wiedererwärmen kehrt die ursprüngliche rothe Farbe immer wieder vollständig zurück.
Diese Erscheinungen sind bedingt: 1) von der Temperatur, auf welche die geschmolzene
Masse gebracht worden ist, und 2) von dem Material, in oder auf welches sie gegossen
worden ist. Ein nicht unwichtiger Wink für Fabrikanten. (Aus den Comptes rendus de la Société
d'Encouragement, 1873, p. 100, durch den Bulletin de la Société chimique de Paris
vom 5. Oct. 1873, t. XX p.
316.)
Ueber eine eigenthümliche Reaction der Benzoësäure und
Hippursäure.
Wenn man Benzoësäure und Traubenzucker (Glykose) in dem Verhältniß von 1 : 3
mischt, einen großen Ueberschuß von concentrirter Schwefelsäure hinzufügt und die
Mischung mäßig erwärmt, so wird diese, nach einer Beobachtung T. L. Phipson's, blutroth, nach einiger Zeit braun und zuletzt
schwarz. Benzoësäure für sich gibt diese Reaction nicht. Salicylsäure verhält
sich ganz ähnlich. Hippursäure gibt unter gleichen Umständen zuerst eine braune
Mischung, dann wird die ganze Masse schwarz und stößt eine große Menge eines
geruch- und farblosen Gases aus; letzteres wird weder durch Wasser, noch
durch Kalilauge absorbirt, ist mit blauer Farbe brennbar und wird vom Verfasser für
Kohlenoxyd gehalten. (Aus Chemical News, durchs
chemisches Centralblatt, 1873, S. 603.)
Neues Verfahren der Fabrication des Schwefelcyankaliums; von
W. Skey.
Der Verf. hat sich bemüht, die Kosten der Herstellung dieses Salzes dadurch zu
vermindern, daß er es direct auf nassem Wege aus Cyankalium und Schwefel producirt.
Damit sich der Schwefel schon bei gewöhnlicher Temperatur leicht verbinde, läßt man
ihn einige Minuten mit Wasser kochen, und fügt nach dem Erkalten das Cyankalium in
der aequivalenten Menge hinzu. Noch besser ist es, die Schwefelblüthe feucht und in
Säckchen eingeschlossen in der Lösung des Cyankaliums zu suspendiren. Nach einigen
Tagen ist die Reaction beendigt, und die Reinheit des erzeugten Productes hängt nur
von derjenigen des angewandten Cyankaliums ab. Während der Operation muß man den
Zutritt der Luft abhalten; ferner darf das Cyanid kein freies (ätzendes) Alkali
enthalten, widrigenfalls auch Schwefelkalium entstehen würde. (Aus den Chemical News vom 10. April 1873, t. XXVII p. 179, durch den Bulletin de la Société chimique de Paris
vom 5. Oct. 1873, t. XX p.
316.)
Bildung von Wasserstoffsuperoxyd bei der langsamen Oxydation
des Terpenthinöles.
Hr. N. Menschutkin hat beobachtet, daß beim Schütteln des
Terpenthinöles mit Wasser unter gleichzeitiger Einwirkung kräftigen Sonnenlichtes,
nach ca. dreitägiger Einwirkung das vom Terpenthinöl
befreite Wasser geringe Mengen von Wasserstoffsuperoxyd zu erkennen gegeben.
Bittermandelöl mit Wasser auf gleiche Weise behandelt, verhielt sich gleich dem
Terpenthinöle.
Ueber die salzigen Absätze der indischen Seen; von Wallace.
Diese Absätze sind sehr verschieden zusammengesetzt, wie die nachstehende Uebersicht
zeigt.
Löslicher Theil.
I.
II.
III.
IV.
kohlensaures Natron (wasserfrei)
65,26
7,24
35,61
24,64
überschüssige Kohlensäure
7,35
0,54
3,75
2,25
kohlensaures Kali
0,27
–
0,13
–
Chlornatrium
0,60
86,68
39,21
20,17
Chlormagnesium
0,67
Spur
Spur
Spur
schwefelsaurer Kalk
Spur
Spur
Spur
Spur
Thonerde und phosphorsaurer Kalk
0,50
0,60
0,50
0,30
Unlöslicher Theil.
CaO + CO², MgO + CO², Fe² O³,
Al²O³Kieselerde
1,80
1,13
3,95
15,71 14,45
organische Materie
0,35
0,23
0,80
2,35
Krystallwasser
23,20
3,60
16,05
20,13
––––––––––––––––––––––––––––––––
100,00
100,00
100,00
100,00
I. Dulla Khar. – Harte,
meist braune, zuweilen grünliche Krystalle.
II. Nummuk dulla. – Rosenrothe
Krystalle.
III. Papree. Nicht krystallinischer Absatz.
IV. Bhoskee. Grauer erdiger Absatz.
Die ägyptische Trona besteht bekanntlich wesentlich aus
anderthalb-kohlensaurem Natron; das Salz der indischen Seen enthält nahezu
gleiche Mengen einfach- und anderhalb-kohlensauren Natrons. (Aus den
Chemical News, t. XXVII p. 205 durch den Bulletin de la
Société chimique de Paris vom 5. Oct. 1873, t. XX. p. 263.)
Zusammensetzung und Nahrungswerth des Hafermehles; von Dujardin-Beaumetz und Hardy.
Die Analyse des Mehles lieferte folgende Bestandtheile in 100:
Wasser
8,7
fette Materien
7,5
Stärkemehl
64,0
stickstoffhaltige Materien
11,7
mineralische Materien
1,5
Cellulose und Verlust
7,6
Dieses Mehl enthält 2 Proc. Stickstoff, während Payen in
dem des Weizens nur 1,64, des Roggens 1,75 und des Reises 1,08 fand. Ferner enthält
es nach Boussingault 0,0131 Proc. Eisen, während das
Muskelfleisch und das Weizenbrod nur 0,0048 Proc. Eisen gaben. Auch enthält es mehr
Kohlenstoff als der Weizen.
Diese Zusammensetzung zeigt, daß die Ernähung durch Hafermehl, in England und seinen
Colonien sehr verbreitet, gerechtfertigt ist, besonders soll es, mit Milch
zubereitet, kleinen Kindern gut bekommen. (Aus der Union
médicale, April 1873 durch den Bulletin de la
Société chimique de Paris, 5. Oct. 1873, t. XX, p. 313.)
Beitrag zur Prüfung der Milch auf einen Gehalt an
Stärkemehl.
Es divergirten die Angaben zweier Chemiker bei Untersuchung einer Milch, welche mit
Stärkemehl verfälscht war, von welcher der eine Chemiker aber behauptete, daß sie
kein Stärkemehl enthalte. Da die Untersuchung der Milch auf Stärkemehl öfter an den
Chemiker herantritt, so macht Dr. Hager auf ein eigenthümliches Verhalten der Milch gegen Jod aufmerksam,
obgleich er diesen Gegenstand bezüglich der Darstellung des Lac jodatum schon früher erwähnt hat.
Die Lactoproteïnkörper haben die Eigenthümlichkeit, sich schnell mit freiem
Jod zu verbinden und die Jodlösung zu entfärben. Erst nach Sättigung der Milch mit
Jod wird weiter zugesetztes Jod für die Reaction auf Stärkemehl disponibel.
In dem oben erwähnten Falle hatte wahrscheinlich der eine Chemiker alsbald einen
Ueberschuß, der andere eine ungenügende Menge Jodlösung der Milch zugesetzt. Das
Ergebniß der Prüfung war also nur dem Zufalle zuzuschreiben. (Pharmac.
Centralhalle.)
Ueber Bierbereitung aus Runkelrüben und Malz.
Der Zuckerreichthum der Runkelrüben hat schon seit lange den Gedanken nahe gelegt,
dieselben als Material zur Bierbereitung zu verwenden. Die praktische Ausführung
dieser Idee scheiterte bisher an der Erfahrung, daß das so gewonnene Getränk einen
unangenehmen, bisher nicht zu beseitigenden Beigeschmack zeigte. Ein Engländer,
Namens A. Pryor, hat durch Versuche ein Verfahren zur
Bereitung eines schmackhaften Bieres aus Rüben gefunden, und neuerdings hat sich ein
englischer Landwirth, Fr. Coales, eine Bierbereitungsart
patentiren lassen, bei welcher er ebenfalls Futterrunkelrüben als Material zur
Herstellung eines nicht nur schmackhaften, sondern namentlich auch sehr haltbaren
Bieres verwendet. Das Verfahren ist in seinen Einzelheiten zur Zeit noch Geheimniß
des Erfinders, doch vermag der Berichterstatter P. Smith
wenigstens so viel zu berichten, daß die Rüben gewaschen, zerquetscht und mit siedendem Wasser extrahirt und mit gleichen
Gewichtstheilen gedarrten Malzes zur Bereitung der süßen Würze versetzt werden;
Hopfenzusatz und weitere Behandlung sind dieselben, wie bei dem gewöhnlichen
Brauverfahren; die Rübenreste werden als Viehfutter verwendet. (Wiener
landwirthschaftliche Zeitung, 1873, S. 91.)
Das Salzen der Butter.
Das von der k. württembergischen Centralstelle für Landwirthschaft herausgegebene
„Wochenblatt für Land- und Forstwissenschaft“
publicirt über die Frage, ob Salzen oder Nichtsalzen der Butter für Producenten und
Consumenten vortheilhafter sey, einen bei Gelegenheit der Molkereiausstellung in
Wien von H. Martini gehaltenen Vortrag, den wir uns
seinem wesentlichen Inhalte nach mit einigen Abänderungen und Zusätzen im Folgenden
zu reproduciren erlauben.
Bekanntlich pflegt man in Norddeutschland, Holland, England und im ganzen übrigen
nördlichen Europa sämmtliche Butter, von der feinsten Tafelbutter bis zur geringsten
Faßbutter sogleich bei der Bereitung zu salzen, während in den südlicheren Ländern
alle Butter, die auf Feinheit Anspruch macht, ungesalzen zum Verkaufe und Verbrauche
gestellt und hier unter gesalzener Butter immer nur Butter geringerer Qualität,
insbesondere Dauerbutter verstanden wird.
Welche dieser Verfahrungsweisen ist die richtige?
Zur Beantwortung dieser Frage ist es nothwendig, den Einfluß zu erforschen, den das
Salz auf die Butter ausübt.
Durch das Salzen wird das Gewicht der fertigen Butter nicht vermehrt; es wird vielmehr bei der auf das Salzen erfolgenden
Bearbeitung der Butter ungefähr das gleiche Gewicht an Flüssigkeit wieder aus der
Butter herausgearbeitet, wie vorher an Salz zugesetzt worden war.
Hieraus folgt, daß der Fettgehalt gesalzener und
ungesalzener Butter bei sonst gleichem Materiale und gleicher Herstellungsweise nahezu derselbe ist, wie dieß auch Untersuchungen von
Prof. Müller, die einzigen, die wir besitzen, ergeben.
Gesalzene und ungesalzene Butter nach holsteiner Art.
ungesalzen
gesalzen
Wasser
13,00
9,59
Fett
85,69
86,92
Käsestoff
0,62
0,46
Milchzucker
0,49
0,36
Asche
0,20
2,67
––––––––––––––––––
100,00
100,00
Man ersieht aus diesen Analysen, daß der Fettgehalt der gesalzenen Butter nur ein
weniges (1,3 Procent) höher ist, und daß dieselbe reiner von Käsestoff und
Milchzucker ist (0,82 Proc. gegen 1,11 Proc. in der ungesalzenen Butter). Die
Vermehrung des Aschengehaltes durch das Salzen (um 2,47 Procent) wird vollständig
paralysirt durch den geringen Gehalt an Wasser. Es enthält nämlich an beiden Stoffen
in Summa die ungesalzene Butter 13,20 Proc., die gesalzene dagegen nur 12,26 Proc.
Die nach dem Salzen aus der Butter herausgearbeitete Flüssigkeit besteht aus Wasser,
Käsestoff, Milchzucker und etwas von dem zugesetzten Kochsalz. Käsestoff und
Milchzucker aber sind diejenigen Stoffe, welche unter Gegenwart von Wasser die
Zersetzung der Butter, das Ranzigwerden derselben, bedingen. Auf dieser Erkenntniß
beruht die Bereitung von Schmelzbutter (auch Butterschmalz oder Rindschmalz
genannt), wobei das Butterfett von sämmtlichem demselben anhaftenden Wasser,
Käsestoff und Milchzucker vollkommen rein abgeschieden wird.
Durch Verminderung des Gehaltes der Butter an diesen nichtfetten Stoffen erhöht das
Salzen deren Haltbarkeit und dieß in um so höherem Grade, als das in der Butter
zurückbleibende Kochsalz auf dieselbe noch weiter seinen bekannten antiseptischen
Einfluß ausübt.
Da nun fast alle Speisen, zu deren Bereitung Butter dient, auch gesalzen werden, und
die meisten Leute, welche rohe Butter genießen, diese ebenfalls zu salzen Pflegen,
hierbei aber die Vertheilung des Salzes keine so gleichmäßige seyn kann, wie wenn
die Butter gleich bei der Bereitung mit der erforderlichen Menge Salz wiederholt
durchgearbeitet wird, so erscheint die in den südlichen Ländern bestehende
Geringschätzung gesalzener Butter um so mehr ats ein unbegründetes Vorurtheil,
welches im Interesse der Consumenten zu bekämpfen ist, als gerade dort die Butter
sich schwerer, als in dem kälteren Norden conserviren läßt.
Doch auch für den Producenten hat das Salzen seinen Vortheil, den nämlich, die Butter
leichter ausarbeiten zu können. Martini glaubt diese
Erscheinung auf den bekannten Umstand zurückführen zu dürfen, daß das Kochsalz in
der Milch eine Scheidung des Käsestoffes vom Butterfett bewirkt. Reine Milch
filtrirt sehr schwer, setzt man derselben aber etwas Kochsalz hinzu, dann geht die
Filtration rasch von statten; man erhält in dem Filtrat Käsestoff und Milchzucker,
während das Fett mit noch etwas Käsestoff auf dem Filter zurückbleibt. Ganz ebenso
wirkt das Salz in der Butter. Läßt man gesalzene Butter eine Zeit lang ruhig stehen,
bis alles Salz aufgelöst ist, dann bewirkt dasselbe eine theilweise Aufhebung der
zwischen dem Käsestoff und Milchzucker einerseits und dem Butterfett andererseits
stattfindenden Molecular-Attraction, und man kann dann leichter und
vollkommener diese nichtfetten Milchbestandtheile aus der Butter herausarbeiten, die
sonst nur schwer und zum kleineren Theile daraus zu entfernen möglich gewesen wäre.
(Würzb. Gemein. Wochenschr.)
Ueber die Anwendung des Schwefelkohlenstoffes zum Entfetten
der Wolle; von Jean.
Der Schwefelkohlenstoff übt in der Kälte keinen schädlichen Einfluß auf die Wolle
aus, und diese wird dadurch sehr leicht entfettet; nur dauert es sehr lange, bis
aller Schwefelkohlenstoff durch einen kalten Luftstrom ausgetrieben ist, und es geht
dadurch viel von dem Lösungsmittel verloren. Deßhalb sieht man sich genöthigt, zum
Wasserdampf oder zum warmen Luftstrom seine Zuflucht zu nehmen; alsdann verliert
jedoch die Wolle ihre Weichheit und Elasticität und nimmt einen Stich in's Gelbliche
an, von dem sie nicht wieder zu befreien ist. Aus diesem Grunde verdient das
Entfetten der Wolle mittelst Schwefelkohlenstoff keine Empfehlung und das Benzin
demselben zu diesem Zwecke vorgezogen zu werden. (Aus dem Moniteur de la Teinture, t. XVII p. 142 durch
den Bulletin de la Société chimique de
Paris vom 5. Oct. 1873, t. XX p. 322.)
Beschleunigtes Bleichverfahren.
Man sucht seit einiger Zeit die Zahl der zum Bleichen der Faserstoffe erforderlichen
Operationen zu vermindern, und zwar dadurch, daß man in ein und derselben Operation
das alkalische Bad mit dem Chlorbade verbindet.
Zu diesem Zweck taucht man die gewaschenen Stoffe in ein schwaches Bad, welches auf
100 Liter Wasser 2 1/2 bis 3 1/3 Kilogrm. Chlorkalk enthält. Nach 6 bis 12 Stunden,
je nach der Beschaffenheit der Stoffe, wäscht man aus, und kocht hierauf 2 bis 4
Stunden lang in einem Sodabade, welches per 100 Liter
650 Grm. Soda enthält. Wenn die Fasern sehr hart sind, so taucht man sie vor dem
Kochen in dem alkalischen Bade in ein saures Bad, welches in 100 Litern Wasser 3
Kilogrm. Schwefel säure enthält, und läßt sie erst gut abtropfen. Nunmehr (nach der
Behandlung im Sodabade) wäscht man, bringt alsdann den Stoff in ein warmes oder
kaltes Bad, worin sich auf 100 Liter 2 1/2 bis 3 1/2 Kilogrm. Chlorkalk und 700 Grm.
Soda befinden, und wäscht nach 4 bis 6 Stunden.
Ein anderes Verfahren besteht darin, ein alkalisches Chlorbad anzuwenden, welches
überschüssiges Aetzkali enthält, z.B. 5 Proc. für Leinen, Hanf und Baumwolle, und 25
Proc. für Jute und sonstige schwer zu bleichende Fasern; diese Verhältnisse variiren
im umgekehrten Verhältniß der angewandten Temperatur, welche nicht über 400 R.
(50° C.) gehen darf. Dieses Bad läßt sich herstellen durch unvollständiges
Sättigen einer Alkalilauge mit Chlor oder durch Zersetzen des Chlorkalkes mit
überschüssigem kohlensaurem Alkali. (Aus dem Moniteur de la
Teinture t. XVII p. 130 durch den Bulletin de la Société chimique de Paris
vom 5. Oct. 1873, t. XX p.
322.)
Frictions-Siegellack.
Unter dem ausgestellten Sortiment von Siegellacken H. van der Moolens in Geldern (Rheinpreußen) auf der
Wiener Weltausstellung finden sich auch elegante Schachteln mit Reibzündfläche und
der Aufschrift „Frictions-Siegellack.“ Diese Schachteln sind gefüllt mit
Streichhölzern, deren Zündmischung statt auf Schwefel auf einem cylindrischen,
gepreßten Wulst von verschieden gefärbtem Siegellack sitzt. Beim Anstreichen des
„Siegelhölzchens“ an der Reibfläche der Schachtel bringt
die entstammte Zündmischung den Siegellackwulst zur Entzündung und Schmelzung, so
daß man das Siegeln in größter Bequemlichkeit vornehmen kann, also keiner anderen
Flamme zum Schmelzen des Lackes bedarf, kein Abtropfen des Siegellackes an
ungehörigen Stellen und keine Verschwendung an Material stattfindet. Die Menge des
auf einem Stäbchenende befindlichen Siegellackes genügt für ein gewöhnliches oder
für zwei kleine Siegel.
Berichtigungen.
In Ferdinand Fischer's Abhandlung „über Trinkwasseruntersuchung“ in diesem Bande des polytechn. Journals S. 287 (zweites
Novemberheft 1873) ist: Seite 292 Zeile 3 von oben hinter
„Stärkekleister“
einzuschalten: 1 Kub. Cent. verdünnte Schwefelsäure; Seite 296 Zeile 3 von unten 5,6 statt 4,6 zu
lesen.