Titel: Morland's Dampf-Ziegelmaschine; ausgestellt in Wien von Thomas S. Derham in Leeds.
Fundstelle: Band 211, Jahrgang 1874, Nr. V., S. 10
Download: XML
V. Morland's Dampf-Ziegelmaschine; ausgestellt in Wien von Thomas S. Derham in Leeds. Mit einer Abbildung auf Tab. I. Morland's Dampf-Ziegelmaschine. Mit Bezug auf S. 2 geben wir in Fig. 7 die aus Engineering, November 1873, S. 413 entnommene Abbildung der Morland'schen Dampf-Ziegelmaschine. Die Arbeit dieser Maschine hat insofern mit dem Handbetrieb Aehnlichkeit, als jeder einzelne Ziegel in eine besondere Form eingedrückt, in dieser gepreßt und endlich ausgehoben wird.Auf ähnlicher Grundlage beruht die im polytechn. Journal 1872, Bd. CCIII S. 427 beschriebene Hick'sche hydraulische Ziegelpreßmaschine.A. d. Ref. Die eigentliche Ziegelmaschine und die Dampfcylinder sind, wie aus der Abbildung zu entnehmen ist, an einem verticalen Hohlgußgestelle montirt. Die beiden Dampfcylinder haben je 8 1/2 engl. Zoll (216 Millim.) Durchmesser und 12 Zoll (305 Millim.) Hub. Beide entwickeln zusammen 8 Pferdekräfte, wie sie zum Betriebe der Ziegelmaschine für eine Leistungsfähigkeit von 15000 bis 20000, sogar für Ziegel kleiner Dimensionen von 25000 Stück per Tag als erforderlich angegeben werden. Die Dampfcylinder übertragen die Bewegung auf die ganz oben auf dem Ständer gelagerte Hauptwelle, auf welcher ein Schwungrad eine Schnecke und eine Riemenscheibe aufgekeilt sind. Von der Schnecke wird die Drehung auf die Welle des vertical aufgehängten Thonschneiders A übertragen; die Riemenscheibe dagegen leitet die Bewegung herab auf die horizontal und parallel zur Hauptwelle gelagerte Hülfswelle B, welche den runden Formtisch C durch Schraubengetriebe in Gang setzen muß. Der Thonschneider A reicht bis dicht herab zur Formplatte C, welche als ein beweglicher Boden des Thonschneidecylinders angesehen werden kann. Neben dem Thonschneider sieht man noch die Druckplatte D, wie dieselbe fest am Gestelle angeschraubt ist und ebenfalls sehr wenig vom Formtisch absteht. Der runde Formtisch C enthält gleichmäßig vertheilt eine Anzahl, in unserem speciellen Falle, sieben leicht auswechselbare Formen, welche bei Drehung des Tisches C, dessen Drehachse seitlich von dem Mittel des Thonschneiders gelegen ist, successive unter den unten offenen Thoncylinder A gelangen. Der Boden der Formen ist vertical beweglich und trägt an seiner unteren Fläche in einem angegossenen Bügel eine Rolle, welche auf einem verschieden hohen Ring E – unterhalb des Formtisches – herumläuft. Unmittelbar unterhalb des Thonschneiders nehmen die beweglichen Bodenplatten der Formen, in Folge der eigenen Schwere, den tiefsten Stand ein. Die Formen werden der Reihe nach mit Thon gefüllt und das Ueberflüssige an dem scharfen Rande des Thonschneiders abgeschnitten. Sofort gelangen die gefüllten Formen unter die feste Druckplatte D neben dem Thonschneider und da der Ring E ansteigt, und die Formenböden daher sich erheben müssen, so wird der Thon verdichtet und genöthigt die Kanten genau auszufüllen. Es wird ein Druck von etwa 50 Pfund pro Quadratzoll, also circa 3 1/2 Atmosphären, gegeben und der eventuell zuviel gegebene Thon hat Gelegenheit durch zwei in der Druckplatte D angebrachte Löcher abzugehen. Im Verlauf der weiteren Drehung des Formtisches steigen die Formenböden immer höher und drücken den gepreßten Ziegel vollends aus der Form, worauf derselbe diametral gegenüber dem Thonschneider durch ein hin- und herschwingendes Abstreichbret auf das weiterführende endlose Transporttuch abgegeben wird. Alle auf dem Formtisch zurückbleibenden Thonklümpchen werden durch feste Bürsten in die entleerte Form gekehrt, welche zugleich entsprechend eingefettet wird, um hierauf zum Thonschneider zurückzukehren, bis wohin der bewegliche Boden vollkommen zurückgesunken ist. Die Abschiebvorrichtung ist auf unserer Abbildung nicht ersichtlich, da dieselbe durch den Ständer verdeckt ist. An diesem ist rückwärts eine verticale Spindel eingelagert, welche oben, über der Formplatte C, das Abstreichbret hält und am unteren Ende mit einem Arm versehen, welcher unterhalb des Schneckenrades am Formtisch abgesetzt durch vortretende Anschlagstifte getroffen wird und dadurch Spindel und Abstreichbret, letzteres zum Abschieben des fertigen Ziegels auf das Transporttuch, in Bewegung setzt. Selbstverständlich stimmt die Zahl der Anschlagstifte mit jener der Formen überein. Ein am Abstreichbret und am festen Gestelle befestigtes Kautschukband führt den Abnehmapparat stets in seine Ruhelage zurück. Dr. H. Seger erwähnt in seinem Bericht über die vorliegende Ziegelmaschine (Notizblatt des deutschen Vereines für Fabrication von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk, Cement etc.) Folgendes: „Wenn auch die angewendeten Principien als höchst vortheilhaft angesehen werden, so sind die Einzelheiten der Maschine doch nicht so in Harmonie, daß dieselbe unbedingt für den Gebrauch anzurathen ist. Jedenfalls ist die Maschine sehr verbesserungsfähig und deßhalb dem besonderen Studium unserer Maschinenfabrikanten zu empfehlen.“ „Die von dieser Maschine gelieferten Steine sind sehr sauber und in einem Zustand der Festigkeit, daß dieselben in mehreren Reihen hochkantig aufeinander gesetzt werden können. Wegen der vielen schleifenden Theile wird die Maschine aber einer starken Abnutzung unterworfen seyn und dürfte nur für sehr mildes, sandfreies Rohmaterial sich bewähren. Auch hat das Schmieren mit Fetten seine großen Schattenseiten und wäre wohl besser durch ein Einpudern von Thonstaub oder Formsand in die leeren Formen zu ersetzen. Schließlich ist bei der vorliegenden Ausführung der Fehler hervortretend, daß alle Thonkrümel, welche auf den Tisch gelangen und aus den engen Zwischenräumen an der Thonschneider-Oeffnung und der Druckplatte hervordringen und nothwendiger Weise durch die Fettbürste berührt werden müssen, durch einen Streichapparat in die leeren Formen gekehrt und so in die Unterfläche der Steine eingedrückt werden.“ „Jedenfalls dürfte es eine ersprießliche Aufgabe für unsere Ziegelmaschinenfabrikanten seyn, die in Morland's Maschine niedergelegten Principien weiter auszubilden.“

Tafeln

Tafel Tab. I
Tab. I