Titel: | Ueber Portlandcement aus dolomitischem Kalk; von Dr. L. Erdmenger. |
Autor: | L. Erdmenger |
Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. VI., S. 13 |
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VI.
Ueber Portlandcement aus dolomitischem Kalk; von
Dr. L. Erdmenger.
(Fortsetzung der Abhandlung des Verf. im
polytechn. Journal Bd. CCIX S. 286; zweites
Augustheft 1873.)
Erdmenger, über Portlandcement aus dolomitischem Kalk.
Es soll in Folgendem von der absoluten Festigkeit verschiedener Cemente im Vergleich
zu der von Kalkmagnesia-Portlandcement die Rede seyn.
Der Grad der Festigkeit wächst bei den Portlandcementen mit der Abnahme des
Wasserzusatzes, wie folgende Tabellen zeigen:
Tabelle II.
a) Marke Nr. 3
(renommirte deutsche, s. S. 287 der früheren Abhandlung).
Zu 1 Maaßtheil Cement wurden folgendeMaaßtheile
Wasser gesetzt:
Absolute Festigkeit nach Kilogrm. pro Quadratcentimeter
nach 4 Tagen
nach 20 Tagen
0,4615
–
14,0
0,4555
10,5
–
0,4333
10,8
–
0,3846
12,8
20,1
0,3333
14,9
21,4
0,2941
16,416,7
22,3
b) Marke Nr. 6
(eine gangbare englische).
Zu 1 Maaßtheil Cement wurden folgendeMaaßtheile
Wasser gesetzt:
Absolute Festigkeit nach Kilogrm. pro Quadratcentimeter
nach 4 Tagen
nach 20 Tagen
0,4615
8,6
9,98
0,3846
9,4
12,44
0,3333
11,9
13,98
0,2941
13,4
19,98
c) Marke Nr. 7
(eine gangbare deutsche).
Zu 1 Maaßtheil Cement wurden folgendeMaaßtheile
Wasser gesetzt:
Absolute Festigkeit nach Kilogrm. proQuadratcentimeter
nach 4 Tagen
nach 20 Tagen
0,4615
5,5
9,97
0,3846
8,5
15,8
0,3333
10,0
16,3
0,2941
11,3
17,0
Wie man sieht, ist die Marke Nr. 7 nach den ersten 4 Tagen in der Festigkeit hinter
Marke 6 noch zurück, überholt dieselbe aber nach 20 Tagen in den mittleren
Wassermengen.
Die steigende Festigkeit bei abnehmendem Wassergehalt erklärt sich leicht dadurch,
daß bei geringerem Wasserzusatz in einem bestimmten Volumen des Mörtels mehr Cement,
also mehr erhärtende Substanz vorhanden ist.
Derber als mit etwa 0,3846 Maaßtheilen Wasser auf 1 Maaßtheil Cement wird der Cement
in der Praxis selten verarbeitet. Meistens hat der Cementmörtel sogar eine
Consistenz, die etwa 0,4615 Maaßtheilen Wasserzusatz auf 1 Maaßtheil Cement
entspricht. Dem Mörtelbereiter auf dem Bau würde es sehr zeitraubend und
beschwerlich seyn, Cement mit nur 0,3333 oder gar nur mit 0,2941 Wasserzusatz zu
homogenem Mörtel durchzuarbeiten. Die Masse mit 0,2941 Wasser ist nach dem
Durcharbeiten nicht mehr teigig wie bei reichlicheren Wasserzusätzen, sondern
gleicht angefeuchteter Erde. In den Fällen, wo so derber Mörtel verwendbar ist (bei
Gußsachen z.B., wo er in die Form gedrückt werden kann), und wegen des höheren
Festigkeitsgrades gewünscht wird, werden wohl am besten geeignete
Mörtelbereitungsmaschinen in Anwendung zu bringen seyn.
Die Verminderung des Wasserquantums zum Zwecke der Erzielung größerer Festigkeit hat
übrigens ihre Grenze, wie aus folgender Tabelle ersichtlich ist.
Tabelle III.
a) Obige Marke
Nr. 3 (deutsche renommirte).
Zu 1 Maaßtheil Cement wurden folgendeMaaßtheile
Wasser zugesetzt:
Absolute Festigkeit nach Kilogrm. proQuadratcentimeter, nach 4 Tagen
0,2941
16,416,7
0,2666
15,0
0,2500
14,3
0,2000
13,6
b) Obige Mark
Nr. 7 (deutsche gangbare).
Zu 1 Maaßtheil Cement wurden folgendeMaaßtheile
Wasser zugesetzt:
Absolute Festigkeit nach Kilogrm. proQuadratcentimeternach 4
Tagen
0,2941
11,3
0,2666
9,5
0,2500
9,1
0,2000
4,5
Wiegt man ein Gefäß einmal voll Wasser, das andere Mal voll Cement, der bis zu einem
bestimmten Grade zusammengerüttelt wurde, zieht hierauf (ohne Rücksichtnahme auf das
Gewicht der Luft im leeren Glase sowohl als auf das der zwischen den
Cementpulvertheilen befindlichen Luft) das Gefäßgewicht in beiden Fällen ab, setzt
das Gewicht des obigen Volumens Wasser = 1, so verhalten sich die Gewichte der
obigen 3 Cemente (Nr. 3, 6 und 7) zu einander wie 1,40 : 1,28 : 1,13. Die specif.
Gewichte der vorliegenden 3 Cemente werden demnach ein ähnliches fallendes
Verhältniß bilden. Wie ein Blick auf die obigen Tabellen zeigt, überragt hier die
Festigkeit des specifisch schwersten Cementes (Marke Nr. 3) diejenige der beiden
anderen Marken.
Das Gewicht derjenigen Menge Cement von Nr. 3, welche das Gefäß ausfüllt, ist, wie
angegeben, = 1,40. Das zulässige Minimai-Wasserquantum dieses Cementes ist =
0,2941. Ein Maaßtheil Wasser erfordert demnach bei Mörtel von so derber Consistenz
1/0,2941 = 3,4 Maaßtheile Cement d. i. = 3,4 . 1,4 = 4,76 Gewichtstheile Cement. Der
Mörtel besteht also dann aus 1 Gewichtstheil Wasser und 4,76 Gewichtstheilen Cement,
enthält demnach in 5,76 Gewichtstheilen seiner Masse 1 Gewichtstheil Wasser, d. i.
100/5,76 = 17,3 Proc. Wasser. Dieß ist aber etwa die Wassermenge, die man gewöhnlich
als chemisch gebunden im erhärteten Cement annimmt. Mehr Wasserzusatz braucht der
Cement also von vornherein nicht. (Dieß gilt zunächst nur für den reinen Cement,
also ohne Sandzusatz.) Die Festigkeit ist bei so wenig Wasser gerade am größten,
sorgfältigste Durcharbeitung vorausgesetzt. Nimmt man zu wenig Wasser, so reicht
dasselbe nicht mehr aus, alle Kalkverbindungen zu zersetzen und in den
Erhärtungsproceß überzuführen. Die Festigkeit muß darnach wieder geringer
werden.
Man ersieht aus Gesagtem, daß man bei Festigkeitsangaben diverser Cemente eigentlich
auch stets die beim Anmachen angewandte Wassermenge angeben muß, um die Resultate
mit einander vergleichbar zu machen.
Es wird also ein jeder Cement sein eigenes Minimalwasserquantum haben; dasselbe fällt
zusammen mit der zum chemischen Binden nothwendigen Wassermenge.
––––––––––
Mit der Festigkeit der angeführten Cemente wurde die Festigkeit von dolomitischem
Portlandcement verglichen, der im Wesentlichen folgende Zusammensetzung hatte: (s.
S. 287 der früheren Abhandlung).
Kalk
52,4
Proc.
Magnesia
20,6
„
Sesquioxyde
10,9
„
Kieselsäure
16,7
„
Es ergaben sich nachfolgende Resultate:
Tabelle IV.
Zu 1 Maaßtheil Cement wurden folgendeMaaßtheile
Wasser zugesetzt:
Absolute Festigkeit nach Kilogrm. proQuadratcentimeter.
nach 4 Tagen
nach 20 Tagen.
0,8666
–
2,96
0,7454
–
3,18
0,6666
1,72,0
3,63
0,5714
–
4,74
0,5454
–
5,18 5,12
0,5000
–
5,85
0,4615
2,3
5,90
0,3846
4,4
6,50
0,3333
6,5
10,03
0,2941
4,4
–
0,2666
2,20
–
0,2500
2,12
–
0,2000
2,03
–
Das Minimalwasserquantum beträgt also hier 0,3333.
Bei einer Vergleichung der eben angeführten Festigkeiten mit den Festigkeiten der
Cemente Nr. 3, 6 u. 7, von gleichem Wasserzusatz, zeigt sich, daß der dolomitische
Cement selbst hinter den Nr. 6 und 7 noch ganz erheblich zurückbleibt. Ein erster
Grund dieser Erscheinung fällt sogleich in die Augen. An Stelle von 21 Proc.
Kalkverbindungen der Cemente Nr. 3, 6 und 7 stehen nämlich in dem Kalkmagnesiacement
etwa 21 Proc. Magnesia. Setzt man die Menge der Kalkverbindungen in den Cementen Nr.
3, 6 und 7 = 100, und nimmt man an, daß die Magnesia gar keine Rolle im
Erhärtungsproceß spiele, so würde die Festigkeit des Kalkmagnesiacementes 100
– 21 = 79 Proc., also etwa 4/5 der Festigkeit der gewöhnlichen
Portlandcemente betragen. In Wahrheit ist aber die Festigkeit kaum = 1/2 und zwar
findet dieß seine Begründung zum Theil darin, daß der Kalkmagnesiacement beim Anmachen
mit Wasser aufquillt. Da dieser Cement dabei ein mageres Aussehen behält, nicht in
die Augen fallend gedeiht wie etwa sich löschender Kalk, so entgeht Einem diese
Thatsache leicht.
Rührt man gewöhnlichen Portlandcement und dolomitischen Cement mit einer gleichen
Wassermenge an, so zeigt sich, daß der Kalkmagnesiacementmörtel stets viel steifer
ist als der Mörtel von gewöhnlichem Portlandcement. Macht man z.B. obige Marke Nr. 3
mit 0,2941 Maaßtheilen Wasser an und dann Kalkmagnesiacement mit soviel Wasser, daß
ein Mörtel von gleicher Consistenz entsteht, so beträgt das letztere Wasserquantum
annähernd 0,3846 Maaßtheile. Um von diesen beiden Cementen Mörtel von gleicher
Consistenz zu erhalten, bedarf man also auf 1 Maaßtheil Wasser von Marke Nr. 3
1/0,2941 = 3,4 Maaßtheile Cement; dagegen von Kalkmagnesiacement nur 1/0,3846 = 2,6
Maaßtheile Cement. Stellt man ganz in ähnlicher Weise wie oben bei Marke Nr. 3 das
Gewicht eines Maaßtheiles Kalkmagnesiacementes fest, das Gewicht des gleichen Maaßes
Wasser = 1 gesetzt, so ergibt sich jenes zu 1,47. Die 2,6 Maaßtheile
Kalkmagnesiacement wiegen demnach 2,6 . 1,47 = 3,822. Diese 3,822 Gewichtstheile
Cement erfordern 1 Maaßtheil = 1 Gewichtstheil Wasser zu einem Mörtel von in Frage
stehender Consistenz. In 4,822 Gewichtstheilen Mörtel ist demnach 1 Gewichtstheil
Wasser enthalten, d. i. 100/4,822 = 20,74 Proc. Wasser. Diese Wassermenge berechnet
sich theoretisch wie folgt. In dem Kalkmagnesiacement sind nur 79 Proc.
Kalkverbindungen enthalten gegenüber 100 Proc. im gewöhnlichen Portlandcemente. Die
zum Zersetzen der Kalkverbindungen, also auch die zum Erhärten nothwendige
Wassermenge wird demnach zunächst auch nur 79 Proc. von der bei Marke Nr. 3 nöthigen
Wassermenge betragen, d. i. 17,3 . 0,79 = 12,11 Proc. Es erfordern aber 20
Gewichtstheile Magnesia, um in Magnesiahydrat überzugehen, 9 Gewichtstheile Wasser,
mithin bedürfen 21 Gewichtstheile Magnesia zur Hydratisirung 21/20 . 9 = 9,45
Gewichtstheile Wasser. Diese 9,45 Gewichtstheile zu obigen 12,11 Gewichtstheilen
hinzuaddirt, ergibt 9,45 + 12,11 = 21,56 Proc. Wasser. Die Differenz zwischen dieser
theoretisch berechneten und der durch den Versuch gefundenen Wassermenge beträgt
demnach nur 21,56 – 20,74 = 0,82 Proc. Bei der Schwierigkeit, Mörtel von
genau gleicher Consistenz herzustellen, ist diese Uebereinstimmung wohl genügend, um
von Neuem darzuthun, daß die Magnesia in dem dolomitischen Portlandcement von oben gegebener
Zusammensetzung in der That nur als freie Magnesia vorhanden ist und nicht etwa als
Silicat oder anders, trotz der hohen angewandten Temperatur.
Machte man mit der nämlichen Quantität Wasser einmal dolomitischen Cement an, das
andere Mal gewöhnlichen Portlandcement, stellte in beiden Fällen gleiche Consistenz
des Mörtels her, drückte hierauf die Masse in Formen, so ergab sich daß beide Massen
das nämliche Volumen ausfüllten. Von dem gewöhnlichen Cementmörtel gingen also in
die Form 1 Maaßtheil Wasser und 3,4 Maaßtheile Cement, von dem gleich steifen
Dolomitcementmörtel aber 1 Maaßtheil Wasser und nur 2,6 Maaßtheile Cement. Es
verhalten sich demnach bei gleicher Mörtelconsistenz die in gleichem Volumen
befindlichen Cementmengen wie 2,6 : 3,4 = 0,765, die Wassermengen aber wie 1 : 1 =
1. Die Wassermengen, welche auf je 1 Maaßtheil Cement erforderlich sind, um gleiche
Steifigkeit der Mörtel zu erzeugen, verhalten sich (s. oben) wie 0,3846/0,2941 =
1,307 = 1/0,765, welches Verhältniß die Umkehrung des vorigen ist. Die zu einer
bestimmten Steifigkeit erforderlichen Wassermengen verhalten sich demnach bei den
beiden in Rede stehenden Cementen, beidemale auf dasselbe Maaß Cement bezogen,
umgekehrt wie die Cementmengen, welche – mit gleichen Wassermengen zu Mörtel
angemacht – ein bestimmtes Volumen ausfüllen. Das Verhältniß 1/0,765 für
welches wir der Einfachheit halber 4/3 setzen wollen, gründet sich auf das
Vorhandenseyn der 21 Proc. Magnesia. Es drückt die Festigkeitsverminderung aus,
welche der Cement durch das Aufquellen, veranlaßt durch die Magnesia, erleidet
– abgesehen von der Festigkeitsverminderung, welche im bis zur annähernd
Weißgluth erbrannten Dolomitcement die Magnesia außerdem als auflockernde, inerte
Beimischung zu verursachen scheint. Das Verhältniß 4/3 könnte man demnach das
Quellungsverhältniß von Porlandcement nennen, welcher 21 Proc. Magnesia enthält.
Dieses Verhältniß wird mit weiterer Zunahme von Magnesia wachsen, mit deren Abnahme
kleiner werden. In entsprechender Weise wird die Festigkeit des Cementes sich
verringern oder größer werden.
Wollte man versuchen, wenigstens einigermaßen die Festigkeit des dolomitischen
Portlandcementes aus der des gewöhnlichen Cementes zu berechnen, so könnte man etwa
folgendermaßen verfahren. In 1 Volumen des Dolomitcementmörtels sind 2,6 Maaßtheile
Cement enthalten. Auf je 1 Gewichtstheil dieses Cementes kommen 0,21 Gewichtstheile
Magnesia. Da bei der angewandten hohen Temperatur durch die Magnesia das specifische Gewicht des
Cementes nicht herabgestimmt wird, kann man annehmen, daß annähernd im trockenen
Cementpulver die Magnesia denselben Raum einnimmt wie die Kalkverbindungen. Es wären
demnach in obigen 2,6 Maaßtheilen des Cementes nur 2,6 . 0,79 = 2,0 Maaßtheile
Kalkverbindungen respect. die Erhärtung bedingende Substanz vorhanden. Da alle 4
Gußstücke denselben Raum einnehmen, würde sich hiernach die Festigkeit des
Dolomitcementes zur Festigkeit der drei anderen Cemente zunächst verhalten wie 2,0 :
3,4, also 0,6 von der Festigkeit der letzteren betragen. Unter sonst gleichen
Umständen wächst aber die Festigkeit mehr oder weniger annähernd proportional mit
der Dichtigkeit desselben. Im Mörtelvolum des Dolomitcementes sind 2,6 Maaßtheile,
d. i. 2,6 . 1,47 = 3,8 Gewichtstheile Cement enthalten, ferner 1 Maaßtheil, d. i. =
1 Gewichtstheil Wasser, zusammen also 4,8 Gewichtstheile. In den anderen drei
Cementgußstücken kommen
auf 1 Volumen
4,764,353,84
(Cement)„„
+ 1+ 1+ 1
(Wasser)„„
===
5,765,354,84
Gewichtstheile„„
Mörtel„„
Die Dichtigkeit des Gußstückes aus Dolomitcement im Verhältniß zur Dichtigkeit jedes
einzelnen Gußstückes der drei anderen Cemente würde demnach ausgedrückt durch
folgende drei Brüche:
4,82/5,76, 4,82/5,35, u. 4,82/4,84.
Diese Verhältnisse mit der oben gefundenen Zahl 0,6 multiplicirt, ergeben die Werthe:
0,50; 0,54 und 0,60.
Diese Zahlen 0,50; 0,54 und 0,60 würden also die Festigkeit von Kalkmagnesiacement
mit 21 Proc. Magnesiagehalt ausdrücken im Verhältniß zur Festigkeit der anderen drei
Cemente; und zwar gelten diese gefundenen Werthe für Mörtel gleicher Consistenz.
Darnach würde die Festigkeit des Dolomitcementes von der Festigkeit des Cementes der
Marke Nr. 3 etwa 0,50 betragen, von derjenigen des Cementes der Marke Nr. 6 etwa
0,54 und von der des Cementes der Marke Nr. 7 etwa 0,60. Um aber Mörtel von gleicher
Consistenz zu erzielen, stellen sich in den beiden fraglichen Arten Cement etwa
folgende Wassermengen gegenüber:
Wassermengen nach Maaßtheilen auf 1 Maaßtheil Cement:
Dolomit-Portlandcement mit 21 Proc.
Magnesia:
Gewöhnlicher Portlandcement:
0,6666
0,4615
0,4615
0,3846
0,3846
0,2941
0,3333
0,2500
0,2666
0,2000
Die Zahlen rechts ergeben sich annähernd aus den Zahlen links, wenn man die linken
Zahlen mit dem umgekehrten Quellungsverhältniß, also mit 3/4 multiplicirt.
Vergleicht man nun in den gegebenen Tabellen die Festigkeit von domolitischem
Portlandcement mit 0,666 Wasser, mit der von gewöhnlichem Portlandcement mit 0,4615
Wasser, und so in ähnlicher Weise jeden einzelnen der obigen Posten mit seinem
gegenüberliegenden, so zeigt sich, daß die Festigkeit des Kalkmagnesiacementes noch
erheblich hinter der nach obiger Rechnung sich ergebenden Festigkeit zurückbleibt,
daß dieselbe noch nicht 1/2 von der Festigkeit gewöhnlicher Portlandcemente
ausmacht. Selbst dann, wenn man die Festigkeiten bei gleichen Wassermengen einander
gegenüberstellt, spricht die Sache immer noch sehr zu Ungunsten des magnesiahaltigen
Cementes. Trotz dessen der Mörtel desselben dann viel derber ist als der von
gewöhnlichem Portlandcement mit gleicher Wassermenge, bringt man doch bei gleich
angewandten Mengen von Cement und Wasser nicht soviel Masse in die Form als von dem
gewöhnlichen Cement. Es läßt auch dieß sich annähernd durch Rechnung zeigen. Bei
gleicher Consistenz waren von dem magnesiahaltigen Cement in 1 Volumen des
Gußstückes
1 Maaß Wasser + 2,6 Maaß Cement = 3,6 Maaßtheile.
Bei gewöhnlichem Cement waren
1 Maaß Wasser + 3,4 Maaß Cement = 4,4 Maaßtheile
in 1 Volum des Gußstückes. Sollen nun vom Kalkmagnesiacement
zu 1 Maaßtheil Wasser auch 3,4 Maaßtheile Cement gegeben werden, so bilden 1 + 3,4 =
4,4 Maaßtheile desselben ein bestimmtes Volumen Mörtel. Von diesen 4,4 Maaßtheilen
gehen aber nur etwa 3,6 Maaßtheile in die Form, 4,4 – 3,6 = 0,8 Maaßtheile
müssen also noch übrig bleiben, die als Mörtel natürlich ein anderes, durch das
Quellen größeres Volumen repräsentiren als 0,8 Maaßtheile der Bestandtheile. Vorher
enthielt das Gußstück 2,6 Maaßtheile Cement. Jetzt enthält es 3,6/4,4 . 3,4 = 2,78
Maaßtheile Cement. Die Festigkeit wird also entsprechend größer seyn.
––––––––––
Das Quellungsverhältniß bei 21 Proc. Magnesia war etwa 4/3. Um 1/3 vergrößert sich
also das Volumen bei 21 Proc. Magnesia, bei 1 Proc. Magnesia demnach um etwa 1/21,3
= 1/63 und bei 31 1/2 Proc. Magnesia um etwa 1/2. Die Festigkeit des Cementes mit 31
1/2 Magnesia wird von der
Festigkeit des Cementes mit 21 Proc. Magnesia rücksichtlich hierauf 1/3/1/2 =
0,333/0,5000 = 0,666 betragen.
Ferner sind aber im Cement mit 21 Proc. Magnesia 100 – 21 = 79 Proc., im
Cement mit 31 1/2 Proc. Magnesia nur 100 – 31 1/2 = 68 1/2 Proc.
Kalkverbindungen vorhanden, so daß die Festigkeit des magnesiareicheren Cementes
etwa 0,666 . 685/790 = 0,58 von der Festigkeit des Cementes mit 21 Proc. Magnesia
betrüge.
––––––––––
Es braucht wohl kaum bemerkt zu werden, daß alle ausgeführten Berechnungen und
gegebenen Zahlen der ganzen Natur der Sache nach nur mehr oder weniger
Annäherungswerthe repräsentiren können. Immerhin erfüllen dieselben ihren Zweck, die
starke Abnahme der Festigkeit der Portlandcemente bei steigendem Magnesiagehalte
lebhafter zu verdeutlichen, als es durch bloße Worte möglich ist.
––––––––––
Der Portlandcement aus dolomitischem Kalk steht also dem aus gewöhnlichem Kalk
erzeugten in der Festigkeit sehr erheblich nach, und kann nicht gleichen Rang mit
letzterem beanspruchen. Der Maurer stellt sich beim Verarbeiten einen bequemen
dünnflüssigen Zustand des Mörtels her. Er wird zur Erzielung desselben bei
magnesiahaltigem Kalk mehr Wasser zugeben müssen als bei gewöhnlichem
Portlandcement. Da schon bei gleichem Wasserzusatz der Kalkmagnesiacement ähnlich
wie mit Sand gemischter Cement hinter der Festigkeit des gewöhnlichen
Portlandcementes zurückbleibt, kommt er durch den höheren Wasserzusatz noch ein
zweites Mal in Betreff der zu erzielenden Festigkeit in Nachtheil. Hierzu tritt nun
noch das Quellen, welches abermals die Festigkeit herabstimmt. – Bekanntlich
erhält man aus dolomitischen Kalken durch schwaches Brennen und Beimischung von Thon
(um etwaigem Treiben durch Kalk vorzubeugen) ganz vorzügliche Mörtel. Durch das
Brennen bis zu annähernd Weißgluth erzielt man zwar ein viel dichteres Pulver; da
aber der Cement als Mörtel nicht entsprechend dicht bleibt, sondern dieser Mörtel
durch das Quellen der Magnesia weniger dicht ist als der Mörtel von gewöhnlichem
Portlandcement, geht der durch die hohe Temperatur erzielte Vortheil des hohen
specifischen Gewichtes beim Anmachen mit Wasser wieder verloren. Die Anwendung so
hoher Temperatur ist demnach zwecklos, kann vielmehr die Ursache nachtheiliger
Erscheinungen werden. Es wird hiervon später noch die Rede seyn. Es wird bei dieser
Gelegenheit auch darauf
zurückgekommen werden, daß unter Umständen doch die Festigkeit des abgehandelten
Cementes nach ziemlich kurzer Zeit auf 20 Kilogrm. pro
Quadratcentim. (s. S. 287 der früheren Abhandlung) steigen kann. Es sollen dann auch
einige Berichtigungen und Erläuterungen einzelner bisher nur flüchtig berührter
Eigenschaften des Dolomitportlandcementes ihre Erledigung finden.