Titel: | Ueber die Wirkung der schwefligen Säure auf das Stickstoffoxyd und über die Anwendung des Stickstoffoxydes zur Regeneration des Mangankupferoxydes aus den Manganlaugen; von Fr. Kuhlmann. |
Autor: | Friedrich Kuhlmann [GND] |
Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. IX., S. 25 |
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IX.
Ueber die Wirkung der schwefligen Säure auf das
Stickstoffoxyd und über die Anwendung des Stickstoffoxydes zur Regeneration des
Mangankupferoxydes aus den Manganlaugen; von Fr. Kuhlmann.
Kuhlmann, über die Wirkung der schwefligen Säure auf das
Stickstoffoxyd.
Hr. C. F. Kuhlmann, Fabrikant in Lille, welcher Mitglied
der internationalen Jury der Wiener Weltausstellung in der Section für chemische
Großindustrie war, hat in einer Sectionssitzung der Gruppen-Jury Folgendes
vorgetragen:
„Die nachfolgenden Untersuchungen hatten den Zweck: 1) die Wirkung der
schwefligen Säure auf das Stickoxyd oder die salpetrigen Dämpfe bei der
Schwefelsäure-Fabrication festzustellen, und 2) ein Verfahren
aufzufinden, das Stickoxyd zur Regeneration des Braunsteines aus den
Manganlaugen zu benutzen.
I. Nichts ist unbestimmter als die Ursachen, welche eine so große Verschiedenheit
in der Quantität des Salpeters oder der Salpetersäure, die man in verschiedenen
Fabriken benutzt, veranlassen. Man ist dabei nicht über Vermuthungen hinaus
gekommen. Wohl hat man angenommen, daß dabei ein Theil des Stickoxydes in
Stickoxydul übergeht; aber die Verhältnisse, unter welchen diese Reduction vor
sich geht, sind unbekannt geblieben.
Um zu präciseren Resultaten zu gelangen, hielt ich es für angemessener, statt die
aus der Kammer austretenden Gase zu analysiren, direct die Wirkung der
schwefligen Säure auf Stickoxyd zu untersuchen. Ich benutzte hierzu den
Platinschwamm, dessen charakteristisches Verhalten gegen reactionsfähige Gase
ich schon vor langer Zeit nachgewiesen habe. Bei diesen Versuchen hat sich ganz
unzweifelhaft herausgestellt, daß die schweflige Säure, sogar bei gewöhnlicher
Temperatur, das Stickoxyd bis zu freiem Stickstoff reduciren kann. Diese
Reduction wird sehr erheblich gesteigert durch die Wärme.
Die Reduction des Stickoxydes bleibt überhaupt nur sehr schwer bei der Bildung
von Stickoxydul stehen. Dieselben Resultate werden, obgleich schwieriger, auch
ohne Platinschwamm erhalten. Für die Fabrication der Schwefelsäure ergibt sich
daraus die wichtige Regel, die schweflige und die salpetrige Säure bei den
niedrigsten Temperaturen zusammen zu bringen, bei welchen die Bildung der
Schwefelsäure noch erfolgt. Die Zersetzung des Salpeters im Feuer des
Kies- oder Schwefelofens ist daher unbedingt zu verwerfen, und wendet man
Glover-Thürme an, so ist nur eine schwach
mit salpetrigen Dämpfen gesättigte Kammersäure zu benutzen.
II. Bei den Versuchen, das Stickoxyd zur Oxydation des aus den Chlorrückständen
durch Kalk gefällten Manganoxyduls zu verwenden, mußte ich zunächst feststellen
ob das Manganoxydul unter Umständen auch eine Reduction des Stickoxydes zu
Stickstoff bewirken könne. Zahlreiche Beobachtungen haben es außer Zweifel
gestellt, daß bei dieser Reaction weder Stickoxydul noch Stickstoff gebildet
wird. Damit ist denn der Industrie ein unbegrenztes Mittel gegeben, den
Sauerstoff der Luft auf das Manganoxydul zu übertragen.
Erhitzt man das salpetersaure Manganoxydul auf 200° so hinterbleibt reines
Mangansuperoxyd. Werden die entweichenden Gase, genügend mit Luft vermischt,
gefälltem Manganoxydulhydrat zugeführt, so entsteht eine neue Menge Nitrat, welches bei
200° Mangansuperoxyd hinterläßt und sämmtliche salpetrigen Dämpfe, auf's
Neue verwendbar, wieder ausgibt. So wäre theoretisch die stete Ueberführung des
Sauerstoffes der Luft auf das Manganoxydul festgestellt, und ich bin
augenblicklich damit beschäftigt die Schwierigkeiten, welche einer technischen
Anwendung des neuen Princips im Wege stehen, allmählich wegzuräumen. Ich habe
viel Zuversicht zu dem Gelingen dieser Arbeiten. (Aus der empfehlenswerthen
Schrift: „Die chemische Großindustrie auf
der Weltausstellung zu Wien im Jahr 1873,“ von F. Beilstein, Professor am technologischen Institute in
St. Petersburg, Mitglied der internationalen Jury.“ Leipzig, Verlag
von Quandt und Händl.