Titel: | Lambert's Feuerspritze mit Differentialkolben. |
Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XIX., S. 84 |
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XIX.
Lambert's Feuerspritze mit Differentialkolben.
Aus der Revue industrielle, December 1873, S.
674.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Lambert's Feuerspritze mit Differentialkolben.
Diese Feuerspritze, welche in Fig. 13 zum Theil im
Aufrisse, zum Theil im Verticaldurchschnitte dargestellt ist, besitzt zwei
Pumpenstiefel A, A. In jedem der letzteren befindet sich
ein zweiter, concentrisch festgeschraubter Stiefel B,
dessen Länge und Querschnitt halb so groß ist, als die des Hauptstiefels. P und p sind zwei durch eine
Stange fest mit einander verbundene Kolben mit Lederliderung, wovon der erstere mit
aufwärts sich öffnendem Ventil S im Stiefel A, der letztere massive im Stiefel B sich bewegt. Dieses Differentialkolbenpaar steht durch
eine Stange F mit dem Balancier der Pumpe in
articulirender Verbindung. Wenn nun das von dem Kolben P
während eines vollständigen Hubes beschriebene Volumen durch 2 bezeichnet wird, so
ist das durch den Kolben p unter den nämlichen
Bedingungen beschriebene Volumen durch 1 dargestellt. Die beiden Hauptstiefel A, A sind durch ein Rohr T
mit dem Windkessel O verbunden, von dem das Ausgußrohr
sich erstreckt. Wir wollen nun annehmen, die Pumpe sey im Gang, der Stiefel A mit Wasser gefüllt, die beiden Differentialkolben P und p befinden sich an der
tiefsten Stelle ihres Hubes und seyen im Begriff in die Höhe zu steigen: so schließt
sich das Ventil S, das Ventil S' öffnet sich und der Kolben P saugt im
Verlauf seines vollständigen Hubes ein Wasservolumen aus dem Spritzenkasten,
welches, wie gesagt, durch 2 dargestellt seyn mag. Wären nun alle Wände des Stiefels
A fest, so würde auch ein Wasserquantum 2
hinausgedrückt; da aber der Kolben p in der nämlichen
Richtung sich verschiebt und dadurch für das Wasserquantum 1 Raum schafft, so wird
die Quantität das durch die Röhre T gedrückten Wassers
durch 1 repräsentirt seyn. Beim Niedergang der Kolben schließt sich das Ventil S' und öffnet sich das Ventil S; das unterhalb des Kolbens P befindliche Wasser tritt über
denselben und der Kolben p drückt ein Wasservolumen = 1
aus dem Stiefel. Also kurz gesagt: beim Aufsteigen der Kolben ist die gesaugte
Wassermenge = 2, die gedrückte = 1, beim Niedergang derselben ist die gesaugte =
Null, die gedrückte = 1. Demgemäß bildet jeder der Stiefel A,
A für sich allein eine Saug- und Druckpumpe, deren Strahl in Folge
der Wirkung des zwischen den beiden Stiefeln A und B enthaltenen ringförmigen Luftraumes ein
ununterbrochener ist. Aus der vereinigten Wirkung der beiden Stiefel und des großen
Windkessels O resultirt ein weit regelmäßigerer
Wasserstrahl von größerer Tragweite, als bei allen anderen Systemen.
Beide Pumpenstiefel nebst Windkessel sind auf ein Bodenstück X aus Messingguß festgeschraubt. Jeder Theil des letzteren enthält da, wo
die Pumpenstiefel aufliegen, einen Sitz für die Ventile S,
S'. In der Mitte des Bodenstückes befindet sich die Saugöffnung U, an die sich eine Tförmige
Röhre schließt, deren einer Schenkel zum Saugen im Kasten, der andere zum Saugen
außerhalb des Kastens dient. Von seinem Eintritt durch das Ventil S' an, bis zu seiner Ankunft im Windkessel O hat das Wasser die Richtung nicht zu ändern, und das
Rohr T besitzt einen sehr großen Querschnitt. Die
Reibungen sind daher auf ein Minimum reducirt. Durch vorstehende Einrichtung werden
jene heftigen Stöße vermieden, welche bei anderen Systemen als Folge der plötzlichen
Richtungsänderungen auftreten. Diese Stöße wirken doppelt nachtheilig, insofern sie
einen großen Theil der aufgewendeten Kraft absorbiren und die Solidität der
sorgfältigsten Construction beeinträchtigen.