Titel: | Chemische Notizen; mitgetheilt von Julius Löwe. |
Autor: | Julius Löwe [GND] |
Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XXXVIII., S. 192 |
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XXXVIII.
Chemische Notizen; mitgetheilt von Julius Löwe.
Löwe, chemische Notizen.
I. Zur Analyse des
Bleiglanzes.
Sehr viele natürliche Bleiglanze zeigen bei der Untersuchung einen bald geringeren,
bald größeren Gehalt an schwefelsaurem Blei und in den mehr verwitterten Stücken
genannten Minerales kann man selbst gewichtlich leicht die Menge des schwefelsauren
Bleies bis zu mehreren Procenten constatiren. Für hüttenmännische Zwecke genügt es
vielleicht in manchen Fällen nur den Bleigehalt des Minerales quantitativ
festzustellen; allein bedingungslos bleibt in doppelter Beziehung dabei die genaue
Prüfung der Gangart (Bergart) sobald die Bestimmung des Bleigehaltes auf nassem Wege
und zwar mittelst Salpetersäure zur Ausführung kam, wie ich dieses bereits in diesem
Journale, Bd. CCIX S. 139, angegeben habe.
In mineralogischer oder in analytischer Beziehung kann es von Interesse oder
Bedingung seyn, den Gehalt des natürlich vorkommenden schwefelsauren Bleies in
dieser oder jener Sorte Bleiglanz qualitativ oder quantitativ festzustellen und
erfüllt für diesen Fall eine Lösung von umkrystallisirtem unterschwefligsaurem
Natrium auch hier den gewünschten Zweck.
Man darf nur das feingepulverte Mineral mit einer kalten Lösung von
unterschwefligsaurem Natrium ein- bis zweimal unter Umrühren zusammenstellen,
dann den natürlichen Rückstand des so gereinigten Bleiglanzes auf einem Filter
sammeln und mit kaltem Wasser gut aussüßen, um diesen von jeder Spur schwefelsauren
Bleies auf angegebene Art befreit zu haben, während das letztere Salz in der Lösung
des unterschwefligsauren Natriums entweder qualitativ oder quantitativ aus der
Gegenwart des Bleies zu bestimmen ist (man s. polytechn. Journal Bd. CCIX S. 139.)
Für die quantitative Feststellung des schwefelsauren Bleies dürfte hier in manchen
Fällen das Verfahren genügen, nämlich die Menge des genannten Salzes aus dem
Gewichtsverluste festzustellen, welchen eine feingepulverte, getrocknete und
gewogene Probe fraglichen Minerales vor und nach der Behandlung mit der Auflösung
des unterschwefligsauren Natriums erlitten.
Somit käme die Auflösung des unterschwefligsauren Natriums bei der Analyse des
Bleiglanzes in manchen Fällen mit Vortheil zur doppelten Anwendung, nämlich einmal
vor der Zersetzung des Minerales zur Ermittelung des Gehaltes des natürlich vorkommenden schwefelsauren Bleies, das
zweitemal hingegen nach der Zersetzung und Auflösung mittelst Salpetersäure zur
Extraction des bei der Oxydation entstandenen schwefelsauren Bleies aus der meist
restirenden Gangart.
II. Zur Darstellung des
Wasserstoffgases.
Bei der Bereitung des Wasserstoffgases aus metallischem Zink und hinreichend
verdünnter Schwefelsäure tritt bekanntlich häufig als Verunreinigung des
Wasserstoffgases eine Beimengung von Schwefelwasserstoffgas auf, dessen Gegenwart
öfters schon durch den Geruch, in geringerer Menge meist mit Sicherheit beim
Anstreichen des Gases an Bleipapiere in kürzerer oder längerer Zeit an der Bräunung
derselben zu beobachten ist. Da das Zink des Handels oft nicht hinlänglich rein zu
diesem Zwecke ist und eine Nachreinigung mittelst Granulirung desselben oft nur
theilweise ihren Zweck erfüllt, so ist man meist genöthigt das Wasserstoffgas,
selbst oft mehr technischen Zwecken dienend, von dem Gehalt an
Schwefelwasserstoffgas in der Art zu befreien, daß man es vor dem Gebrauche
alkalischen Bleiauflösungen u. dgl. passiren läßt. Recht zweckdienlich zur
Vermeidung des freien Auftretens von Schwefelwasserstoffgas, mag nun das zur
Verwendung kommende Zink oder selbst die Schwefelsäure nicht völlige Garantie für
Reinheit bieten, erwies sich in solchem Fall ein Zusatz von Kupfervitriollösung zu
der die Action einleitenden verdünnten Schwefelsäure. Der Schwefelwasserstoff wird
durch die anwesende Kupferauflösung innerhalb des Entwickelungs-Apparates in
der Art zersetzt, daß Schwefelkupfer zur Ausscheidung kommt. Ein Theil des Kupfers
der Kupfervitriolauflösung wird nun allerdings durch den metallischen Contact mit
dem Zink als metallisches Kupfer ausgeschieden und entgeht somit dieser Theil seinem
Zwecke das Schwefelwasserstoffgas bei der ferneren Entwickelung zu zersetzen,
wodurch natürlich ein größerer Verbrauch an Kupferlösung erfolgt, als zur
Beseitigung des Schwefelwasserstoffgases allein erforderlich gewesen wäre. Man muß
deßhalb Bedacht nehmen,
daß das Säuregemisch bei fortgesetzter Entwickelung eine bläuliche Farbe behält und
somit bei längerer Dauer der Gasbereitung den Zusatz der Kupfervitriollösung mit
einigen Tropfen erneuern. Eine Auflösung von schwefelsaurem Cadmium verhält sich der
Kupferauflösung analog, nur läßt sich hier weniger leicht die Erschöpfung der
zugesetzten Salzlösung erkennen, wie an der blauen Farbe der Kupferlösung.
Der Zusatz genannter metallischer Salzlösungen erfüllt bekanntlich noch den weiteren
Zweck: nämlich eine lebhaftere Gasentwickelung zu bewirken.
III. Zur Darstellung des
Sauerstoffgases.
Zur Bereitung des Sauerstoffgases dient bis heute noch das chlorsaure Kalium als
bequemster Ausgangspunkt und ist die Darstellung desselben auf diesem Wege bei
einiger Vorsicht, so wenig gefahrvoll und mühsam, daß man mit einfachen
Vorrichtungen sich größere Mengen eines reinen Gases in Kürze bereiten kann. Statt
der eine leichtere Zersetzung des erwähnten Salzes bei niederer Temperatur
bewirkenden Zusätze von Kupferoxyd oder Braunstein, bediene ich mich seit lange mit
günstigem Erfolge des frisch ausgeglühten billigen Eisenoxydes (caput mortuum), welches in nahe der gleichen
Gewichtsmenge innig mit dem chlorsauren Kalium verrieben wird. Vortheilhaft erwies
sich: das chlorsaure Kalium vor dem Gebrauche zu schmelzen und nach dem Erstarren
und Erkalten darauf mit dem caput mortuum innig zu
verreiben und dieses Gemisch für die Darstellung des Sauerstoffgases erst in
Anwendung zu bringen. Einestheils wird durch Beachtung dieses die Mischung beider
wasserfrei und dadurch minder gefahrvoll für das Entwickelungsgefäß, anderentheils
aber auch compacter und dadurch weniger Raum erfüllend und besser wärmeleitend
erhalten, wodurch die Gasentbindung zeitiger eintritt und deren Unterhaltung bei
mäßiger Temperatur gleichmäßig von statten geht. Die Gegenwart von Feuchtigkeit hat
noch den weiteren Nachtheil im Gefolge, daß vor der eigentlichen Entwickelung des
Sauerstoffgases ein Theil der Mischung verstäubt und in den Hals ja selbst bis zu
den Zuleitungsröhren der Retorte geführt wird. Als Entwickelungsgefäß dient für
Darstellung nicht allzugroßer Mengen des Gases wohl am besten eine untubulirte
Glas-Retorte, über deren offenen Hals ein weiter etwa 1/2 Meter langer
Kautschukschlauch gezogen wird, welcher als Gasleitungsröhre dient und beliebig
durch gleichweite Ansatzröhren von Glas je nach Bedürfniß verlängert werden kann.
Als Unterlage für die Retorte dient ein auf einem Dreifuß ruhender dünner Thondeckel
mit feinen Oeffnungen, welch' letzterer sich für viele Zwecke als Ersatz für ein Sandbad,
Drahtnetz u. dgl. höchst brauchbar zeigt, und schon der Empfehlung werth ist, und
außerdem ein an beiden Enden offener Thoncylinder in welchen die Retorte für das
Zusammenhalten der Wärme eingesetzt wird und der gleichzeitig als Ersatz für den
Retortenhalter dient. Als Wärmequelle für den Thondeckel genügt eine Gasflamme eines
Bunsen'schen Brenners, um in Kürze die
Gasentwickelung einzuleiten und vereinigt genannte Einrichtung noch den weiteren
Vortheil, daß nach Beendigung der Entwickelung die Retorte sich nur langsam abkühlt,
wodurch dieselbe für viele gleiche Operationen brauchbar bleibt. Wurde die
Gasentwickelung vor völliger Zersetzung des Retorteninhaltes unterbrochen, so läßt
sich der noch unzersetzte Antheil des Gemisches leicht von dem bereits zersetzten
und fest zusammengesinterten durch leichtes Abklopfen trennen wie ausgießen und so
für eine spätere Darstellung aufbewahren. Durch Auslaugen der zersetzten in der
Retorte haftenden Masse mit heißem Wasser gewinnt man gleichfalls für eine neue
Bereitung das caput mortuum wieder.
Frankfurt a. M. December 1873.