Titel: | Ueber Constructionsfehler an Dampfkesseln; von Chateau. |
Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XLVIII., S. 254 |
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XLVIII.
Ueber Constructionsfehler an Dampfkesseln; von
Chateau.
Vortrag des Verf. im Pfalz-Saarbrücker
Ingenieurverein. – Aus der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
1874, Bd. XVII S. 701.
Chateau, über Constructionsfehler an Dampfkesseln.
Einleitend hob der Vortragende hervor, daß ihm als Ingenieur des pfälzischen
Dampfkesselrevisions-Vereines vielfach Gelegenheit geboten sey, die Fehler,
besonders an den im Betriebe befindlichen Dampfkesseln, kennen zu lernen.
Zu dem einfachsten System von Dampfkesseln gehören die Cylinderkessel. Als Constructionsfehler, welcher sich auch sehr oft bei
allen anderen Kesselsystemen wiederholt, steht eine zu kurze Feuerplatte in erster
Linie. Dieselbe sollte nie unter 2 Met. Länge haben, damit nicht eine Nietreihe
direct mit der Stichflamme in Berührung komme, was leicht ein Aufreißen der
Nietlöcher und hierdurch ein Undichtwerden des Kessels zur Folge haben kann; aus
denselben Gründen muß der Blechstoß an dem vorderen Kopf des Kessels vollständig
gegen das Feuer geschützt seyn.
Ein weiterer Uebelstand ist der, daß, namentlich bei kleineren Kesseln, kein
Wasserablaßhahn angebracht, und die Folge davon, daß der Kessel bei hohem Druck
durch die von oben in den Kessel einmündende Speiseleitung abgeblasen wird, was in
den meisten Fällen zu Undichtheiten an dem Kessel Veranlassung gibt.
An Cylinderkesseln mit einem unterhalb liegenden Vorwärmer
finden sich hauptsächlich folgende Constructionsfehler:
Der Verbindungsstutzen zwischen Ober- und Unterkessel sitzt nicht an der
höchsten Stelle des Vorwärmers und hat der letztere gewöhnlich zu wenig Steigung.
Die Folge davon ist, daß hinter dem Stutzen an der höher gelegenen Stelle sich eine
Luft- und Dampfblase bildet, wodurch die Bleche an dieser Stelle nach und
nach durchbrennen; ebenso sammeln sich schon bei zu geringem Ansteigen des
Vorwärmers hinter den Blechstößen Luft- und Dampfblasen an.
Der Unterkessel muß demnach stets eine stärkere Steigung haben, als die Summe aller
Blechstöße ausmacht; ferner muß der Theil des Unterkessels, welcher sich hinter dem
Stutzen befindet, conisch seyn, so daß alle Luft und der sich im Unterkessel
entwickelnde Dampf durch den Verbindungsstutzen nach dem Hauptkessel entweichen muß.
Es pflegt außerdem häufig vorzukommen, daß der Verbindungsstutzen wegen des
bequemeren Transportes aus zwei Theilen gemacht wird, um dann an Ort und Stelle
zusammengeschraubt zu werden. In den meisten Fällen ist dann diese Verschraubung
nicht vollständig dicht, was ein Durchrosten des Unterkessels in kurzer Zeit zur
Folge hat.
Bei diesem System kommt es zuweilen vor, daß Mannloch, Speise- und Ablaßhahn
unter dem Aschenfall angebracht sind. Die Folge davon ist, daß sehr selten das
Mannloch geöffnet und der Unterkessel gereinigt wird, weil es sehr schwierig ist, an
dieser Stelle das Mannloch wieder dicht zu verpacken. Die Speiseleitung bringe man
seitlich an, und nicht tiefer als an der Mitte des Rohres, den Ablaßhahn dagegen so
tief als möglich.
Um genannte Uebelstände zu beseitigen ist es zu empfehlen, den Unterkessel hinten mit
einem, das Mannloch enthaltenden Gußkopf zu versehen, welcher theilweise in der
Mauer liegt und theilweise vor dem Mauerwerk vorspringt. An der höchsten Stelle
dieses Kopfes wird an einen dort angebrachten Flansch das Uebergangsrohr
angeschraubt und dieses mit dem am hinteren Kopfe des Oberkessels befindlichen
Stutzen verbunden.
Vor allen Dingen sollten auch sämmtliche Feuerzüge behufs einer bequemen und
gründlichen Reinigung mit den erforderlichen Putzöffnungen versehen seyn, wodurch
gleichzeitig eine leichte Revision des Kessels ermöglicht wird.
Ein drittes System bilden die Cylinderkessel mit zwei
seitlichen Vorwärmern. Dieses System ist namentlich in der Pfalz sehr
verbreitet und hat sich, richtig ausgeführt, sehr gut bewährt, zumal es auch eine
sehr bequeme Reinigung ermöglicht. Auch hier wird besonders gegen die Regel gefehlt,
daß die Uebergangsverbindungen der einzelnen Rohre stets an der höchst gelegenen
Stelle angebracht werden müssen. Eine Nichtbeachtung dieser Regel kann namentlich
bei diesem System leicht gefährlich werden und zwar in dem Falle, wenn die Feuerthür
längere Zeit offen bleibt. Es wird dadurch der Hauptkessel schnell abgekühlt,
während bei den Vorwärmern, die mit heißer Flugasche bedeckt sind, dieß nicht der
Fall ist. Die in den Vorwärmern sich ansammelnden Dampfblasen bekommen dann eine
höhere Spannung als der Dampf im Hauptkessel, wodurch das in den Vorwärmern
enthaltene Wasser in den Hauptkessel gedrückt wird, so daß es den Anschein hat, als
ob der ganze Kessel mit Wasser gefüllt sey. Wird nun trotzdem gespeist, so schlägt
plötzlich das Wasser wieder zurück und zwar so heftig, daß, wenn die Vorwärmer sich
nicht in gutem Zustande befinden, leicht ein Unglück entstehen kann.
Ein anderer, häufig vorkommender Constructionsfehler an diesen Kesseln ist der, daß
der Hauptkessel mit dem oberen Vorwärmer durch einen horizontal liegenden
Blechstutzen verbunden ist. Die im Vorwärmer sich bildenden Dampfblasen können
alsdann, auch bei noch so starker Steigung desselben, nicht entfernt werden, wodurch
die Bleche an dieser Stelle sehr schnell durchbrennen; letzteres wird noch dadurch
beschleunigt, daß gerade an der Stelle, wo der Stutzen sitzt, die Gase sehr heiß von
dem Hauptkessel herüber kommen. Diese Anordnung wird nun zuweilen noch dadurch erst
recht schlecht ausgeführt, daß man des bequemen Transportes wegen und um an Ort und
Stelle keine Niete schlagen zu müssen, den Stutzen aus zwei Theilen macht und später
zusammenschraubt. Ein Lecken an dieser Stelle ist alsdann fast unausbleiblich.
Die Anwendung der Cornwall- oder Feuerrohrkessel, namentlich bei Dimensionen unter 1,5
Met., ist vollständig zu verwerfen, indem der Abstand zwischen Feuerrohr und
Hauptkessel an der unteren Stelle zu gering wird, und der Kessel alsdann an dieser
Stelle nicht mehr gereinigt werden kann.
Die Folge davon ist, daß bei Unterfeuerung die Feuerplatte in kurzer Zeit defect wird und nur sehr
mangelhaft reparirt werden kann, so daß in den meisten Fällen alsdann nichts weiter
übrig bleibt, als eine neue Platte einzuziehen, was nach kurzer Zeit wiederholt
werden muß. Liegt das Feuer innerhalb des Rohres, so ist die Anordnung weniger
schädlich, indem es längere Zeit dauert, bis der Raum zwischen Feuerrohr und
Hauptkessel mit Schlamm oder Kesselstein angefüllt ist, auch kann ein Durchbrennen
der unteren Platten nicht mehr so leicht erfolgen, da die Verbrennungsgase beim
Bestreichen des Hauptkessels schon bedeutend abgekühlt sind. Das Anbringen
sogenannter Schlammsäcke, Vorwärmer und dergleichen vermindert zwar den Uebelstand,
kann ihn jedoch nicht vollständig verhüten.
Diese Kessel können mit Vortheil nur dann angewendet werden, wenn der Durchmesser
derselben mindestens 2 Met. beträgt. Dabei müssen alle verticalen Blechstücke soviel
als möglich umgebörtelt und durch einen Flacheisenring verstärkt seyn; ferner müssen
alle horizontalen Blechstöße unten liegen, damit dieselben nicht vom Feuer
bestrichen werden; außerdem wird dadurch ein etwa nothwendig werdendes Nachstemmen
bequemer gemacht. Werden Verstärkungsringe um die Rohre gelegt, so dürfen dieselben
nicht fest anschließen, sondern müssen mindestens einen Abstand von 15 Millimet. von
dem Rohre haben, damit fortwährend Wasser zwischen Ring und Rohr circulirt. Damit
die Feuerrohrkessel mit innerer Feuerung wirklich leistungsfähig werden, ist vor
allen Dingen erforderlich, daß dieselben sehr oft gereinigt, und namentlich die
Feuerrohre von Flugasche befreit werden, weßhalb auch für die erforderlichen
Putzöffnungen bestens Sorge getragen werden muß.
Die in neuerer Zeit mehrfach in Anwendung gekommenen Field'schen Kessel entsprechen durchaus nicht den von ihnen gehegten
Erwartungen, da sich die Annahme, es lagere sich in den Röhren derselben kein
Kesselstein ab, als vollständig falsch erwiesen hat, weßhalb es bei
kesselsteinhaltigem Wasser sich erforderlich zeigte, die Rohre nach je 14 Tagen
herauszunehmen und zu reinigen, um ein Durchbrennen zu verhüten. Das Einschrauben
der Field'schen Röhren ist daher auch vollständig zu
verwerfen, weil dieselben nach kurzer Zeit nicht mehr herausgeschraubt werden
können.
Eine einfache und solide Befestigung der Röhren kann dadurch erzielt werden, daß man
an den Kopf einen Conus andreht, welcher genau in die Feuerbuchsdecke paßt und
eingeschliffen ist. Billiger und einfacher läßt sich eine sehr gute Dichtung der
Rohre in der Feuerbuchsdecke in der Weise herstellen, daß man den Conus in ein
Zinkbad taucht und dann das Rohr mit dem Hammer in die Deckplatte eintreibt.