Titel: | Ueber eine neue, sehr vereinfachte Methode der Bestimmung des theoretischen Rendements der Rohzucker; von Dr. C. Scheibler. |
Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. LV., S. 277 |
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LV.
Ueber eine neue, sehr vereinfachte Methode der
Bestimmung des theoretischen Rendements der Rohzucker; von Dr. C. Scheibler.
Mit einer Abbildung.
Scheibler's, neue Methode der Bestimmung des theoretischen
Rendements der Rohzucker.
Dr. Scheibler theilt in einer
in der Zeitschrift des Vereins für die Rübenzucker-Industrie des deutschen
Reichs, Bd. XXIII S. 304 u. f., enthaltenen, mit der vorstehenden Ueberschrift
versehenen Abhandlung eine bedeutende Vereinfachung der ursprünglich von ihm
angegebenen, mit einem Preise gekrönten MethodeDiese Methode ist im polytechn. Journal Jahrg. 1872, Bd. CCVI S. 48, eine
Vereinfachung derselben im Jahrg. 1873, Bd. CCVII S. 150 beschrieben. zur Werthbestimmung der Rohzucker mit. Indem wir hinsichtlich der Details
derselben auf die erwähnte Abhandlung selbst verweisen, geben wir hier eine gedrängte
Beschreibung des jetzt von Dr. Scheibler vorgeschlagenen Apparates und der Benutzungsweise desselben.
Die nachstehende bezügliche Skizze (Fig. 1) macht die
Construction des neuen Apparates ersichtlich. Derselbe besteht aus zwei Glaskölbchen
A und B, von denen das
erstere mit einer engen Glasröhre o, s versehen ist. An
dem unteren Ende dieser Röhre, bei s, ist ein kurzes,
gerade abgeschnittenes Glasrohr angesetzt, welches einen solchen äußeren Durchmesser
hat, daß es noch bequem durch den Hals des 50 Kubikcentimeter-Kölbchens
hindurch geht. In diesem angesetzten weiteren Röhrenstückchen befindet sich das
Filter s, bestehend aus einer dicken Filzscheibe, welche
einen etwas größeren Durchmesser hat, als der lichten Weite des Röhrenstückchens
entspricht, so daß sie, in dieses eingeklemmt, fest sitzt. Dieses Filzfilter ragt
unten etwas aus dem Röhrenstückchen hervor, und die Röhre o,
s wird mittelst des Korkes (welcher den Kolben nicht luftdicht verschließt,
sondern einen seitlichen Längsschlitz besitzt) so tief eingesetzt, daß die untere
Filzfläche den möglichst flachen Boden des Kolbens leicht berührt.
Fig. 1., Bd. 211, S. 278
Während der Kolben A sammt Zubehör die Function des
eigentlichen Auswaschapparates hat, dient der Kolben B,
welchen man durch das
Kautschukrohr q mit A in
Verbindung setzt, als Saugapparat. Die Bestimmung erfolgt nämlich auf eine sehr
einfache Weise durch successives Auswaschen des im Kolben A direct abgewogenen Rohzuckers mit den von Scheibler in der früheren Abhandlung (polytechn. Journal Bd. CCVI S. 48) gegebenen Waschflüssigkeiten,
welche der Reihe nach direct aus den Standgefäßen durch die Röhre n eingeführt werden. Nachdem dieselben auf den Zucker
eingewirkt haben, wird durch Saugen bei m und
nachheriges Schließen des Quetschhahnes p in B eine Luftverdünnung hervorgebracht, und dadurch das
Uebersteigen der Waschflüssigkeit aus A durch das Filter
s nach B bewirkt. Der
ausgewaschene Zucker wird zuletzt unter Einhaltung gewisser Vorsichtsmaßregeln
direct in A aufgelöst, verdünnt, geklärt u.s.w.
(Zeitschrift für Zuckerindustrie, 1873 S. 432.)
Aus dem „Bericht der von dem königl. preuß.
Ministerium für Handel etc. eingesetzten Commission
Diese Commission besteht aus den Herren A. W. Hofmann, H. Landolt, H. Wichelhaus und Th.
Schütze in Berlin.
zur Prüfung des Scheibler'schen Verfahrens der Bestimmung des Raffinationswerthes der
Rohzucker“ vom 29. März 1873 theilen wir hier zugleich Folgendes
mit.
„Nach den Ergebnissen unserer Versuche... bleibt uns kein Zweifel darüber,
daß das Scheibler'sche Verfahren eine Raffination im
kleinen Maaßstabe ist, bei welcher die in Arbeit genommenen Proben vollständig
und sicher in krystallisirten Zucker und Melasse zerlegt werden. Es ist demnach
ein Mittel gegeben, innerhalb zwei Stunden, unter Zuhülfenahme der Polarisation,
den Procentgehalt eines Rohzuckers an krystallisirtem Zucker festzustellen; auch
können mehrere Proben gleichzeitig vorgenommen werden, und unsere Versuche haben
dargethan, daß die Methode in verschiedenen Händen hinreichend übereinstimmende
Resultate liefert. Wir stellen nun den Antrag, daß von Neuem Versuche im Großen
veranlaßt werden, bei welchen die ganze Menge des aus bestimmten Rohzuckern,
fabrikmäßig zu gewinnenden krystallisirten Zuckers zuverlässig festgestellt
wird. Wenn nun solche Versuche, wie wir voraussehen, zeigen, daß die Ergebnisse
des Betriebes im Großen nothwendig und erheblich hinter dem mit der kleinen
Probe erhaltenen Resultate zurückbleiben, so wird als wahrer Raffinationswerth
eines Rohzuckers der um eine erfahrungsmäßig festgestellte Größe verringerte
Procentgehalt desselben an krystallisirtem Zucker – wie solcher nach der
von Dr. Scheibler
vorgeschlagenen Methode ermittelt wird – anzunehmen seyn.
Dieser Werth würde unseres Erachtens geeignet seyn, als Maaßstab der Besteuerung, resp.
Ausfuhrvergütung, an Stelle der sämmtlichen Arten der jetzt üblichen
Beurtheilung zu treten. Denn diese Arten der Beurtheilung (Polarisation und
Beurtheilung nach Farbe, Korn etc.) sind ihrem Wesen nach alle mehr oder minder
trügende Schätzungen des in Rede stehenden Werthes, und das Bestehen
verschiedener neben einander führt noch besondere Uebelstände
herbei.“ (Vereins-Zeitschrift für Zuckerindustrie, 1873 S.
457.)