Titel: | Das Barytgrün oder der mangansaure Baryt als grüne Farbe; von E. Fleischer. |
Autor: | E. Fleischer |
Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. LX., S. 320 |
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LX.
Das Barytgrün oder der mangansaure Baryt als
grüne Farbe; von E.
Fleischer.
Fleischer, über das Barytgrün.
Der grüne mangansaure Baryt ist vielfach als Farbe vorgeschlagen und wohl auch unter
dem Namen „Casseler Grün“ oder „Rosenstiehl's Grün“ in den Handel gebracht worden. Die
beiden publicirten Methoden der Darstellung desselben bestehen darin, daß man
salpetersauren Baryt mit Manganoxyd oder Superoxyd glüht, oder daß man Aetzbaryt mit
Braunstein und chlorsaurem Kali schmilzt. Der Verfasser hat noch andere Methoden
probirt und theilt über diesen Gegenstand Folgendes mit.
Fällt man eine grüne Lösung von mangansaurem Kali siedend mit Chlorbaryum, so
scheidet sich ein starker, körniger, aber unkrystallinischer Niederschlag von
mangansaurem Baryt ab. Dieser Niederschlag hat eine violette, fast blaue Farbe, läßt
sich ziemlich gut durch Decantiren auswaschen und kann auch zuletzt leicht
abfiltrirt werden. Trocknet man ihn, so verblaßt seine Farbe mit zunehmender
Temperatur immer mehr, und erhitzt man ihn bis zur dunkelsten Rothgluth, so
erscheint er fast vollständig weiß, mit einem Stich in's Graublaue. Erhitzt man dann
unter Luftzutritt stärker, so wird er allmählich vollständig grün, und treibt man
die Erhitzung weiter, so geht seine Farbe zunächst in ein schönes Grünblau über, bis
er endlich in hoher Hitze durch Reduction der Mangansäure eine schmutzig graubraune
Masse bildet.
Fällt man eine Lösung von übermangansaurem Kali mit Chlorbaryum, so entsteht bei
anhaltendem Kochen allmählich ein rothvioletter (pfirsichblüthfarbiger)
Niederschlag, während die Flüssigkeit noch stark violett gefärbt bleibt. Decantirt
man und bringt den mit Wasser verdünnten Schlamm auf ein Filter, so bleibt der
Niederschlag auch hierbei unzersetzt und kann, ohne seine Farbe zu verändern, bei
100° C. getrocknet werden. Erhitzt man alsdann das getrocknete
Barytpermanganat allmählich, so verblaßt dessen Farbe ebenfalls; jedoch zeigt es
beim weiteren Erhitzen andere Eigenschaften, wie das Manganat. Sobald nämlich durch
mäßige Erhitzung die Farbe einmal verschwunden ist, gelingt es auf keine Weise,
weder ein grünes noch ein blaugrünes Präparat durch bloßes Erhitzen bei Luftzutritt
zu erzeugen. Vielmehr geht die Masse bei gesteigerter Temperatur sehr rasch in die
vorher erwähnte graubraune Mischung von Mangansuperoxyd und Baryt, resp.
kohlensaurem Baryt, über.
Was die Farben selbst betrifft, so haben die Versuche Folgendes gezeigt. Das schönste
Barytgrün gibt der geglühte mangansaure Baryt. Weniger schön wird die Farbe nach dem
Rosenstiehl'schen Verfahren (Schmelzen von
Barythydrat mit chlorsaurem Kali und Mangansuperoxyd). Am ungleichmäßigsten, resp.
schmutziggrün, wird sie durch Schmelzen von salpetersaurem Baryt mit
Mangansuperoxyd. Vielleicht läßt die Farbe sich aber verschönern, wenn man sie im
Flammofen unter starker Oxydationsflamme darstellt. Immerhin aber ist das Barytgrün
lange nicht von der Schönheit, wie die blaugrüne, ja fast smalteblaue Verbindung,
über welche bisher noch gar nichts veröffentlicht worden ist.
Die blaugrüne Barytverbindung hat je nach der Bereitung verschiedene Nüancen. Der
Verfasser hat sie fast rein blau mit einem nur geringen Stich in's Grünliche
erhalten. So dargestellt, ähnelt sie am meisten der hellblauen Farbe der
Schwungfedern mancher Papagaien. Je mehr Grün sich dieser Farbe als Nüance
beigesellt, desto stärker wird die Farbe als solche; sie verliert jedoch auch in
demselben Maaße an Feinheit, wenn sie auch immer noch die rein grüne Farbe des
Manganats an Schönheit übertrifft.
Was nun die Entstehung der blauen, resp. blaugrünen Barytfarbe betrifft, so ist
dieselbe von der Alkalität der Masse abhängig; die Höhe der Temperatur (welche
niemals die helle Rothgluth übersteigen darf) ist jedoch ebenfalls von großem
Einfluß. So viel steht fest, daß sowohl der mangansaure als auch der übermangansaure
Baryt, mit etwa 20 Proc. Barythydrat gemischt, beim Rothglühen jedesmal die
blaugrüne Farbe liefert. Daß die blaugrüne Farbe bloß von der Basicität abhängig
ist, geht daraus hervor, daß ihr Pulver in schwachen Säuren zunächst in Grün
übergeht und dann allmählich zersetzt wird.
Die Widerstandskraft der Barytfarben ist ziemlich bedeutend. Selbst ziemlich starke
Schwefelsäure kann bei gewöhnlicher Temperatur Stunden lang darauf einwirken, ehe
die Farbe zerstört wird. Ebenso wirkt auch kochende Potasche so gut wie nicht auf
die grüne Farbe. Jedenfalls erhöht man die Haltbarkeit, namentlich der blauen
Nüance, wenn man derselben einen kleinen Barytzusatz gibt, weil dadurch die
Alkalität vermehrt wird. Die aus salpetersaurem Baryt gewonnenen Farben sind weit
unbeständiger, weil die stets darin enthaltene salpetrige Säure mit der Zeit
reducirend wirkt. Am empfehlenswerthesten erscheinen die Farben für
Fresco-Malerei, weil sie auf Stein und namentlich auf Kalk am feurigsten
hervortreten, und ihre Herstellung nicht wohlfeil ist. (Archiv der Pharmacie.)