Titel: | Ueber die Conservation des Holzes durch Kupfervitriol; von M. Boucherie. |
Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XCVII., S. 480 |
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XCVII.
Ueber die Conservation des Holzes durch
Kupfervitriol; von M.
Boucherie.
Aus den Comptes rendus, t. LXXVIII, p. 487; Februar
1874.
Boucherie, über die Conservation des Holzes durch
Kupfervitriol.
Hatzfeld hat der Akademie eine Arbeit über die
antiseptischen Eigenschaften des gerbsauren Eisenoxyduls
mitgetheilt, worin er diesem den Vorzug vor dem auch conservirenden Kupfervitriol
gibt.Polytechn. Journal, 1873, Bd. CCX S. 77. Ich glaube daß es nicht überflüssig ist, wenn ich im Interesse der
Wissenschaft und Industrie einige wenige Bemerkungen darüber mir erlaube.
Der Werth des Gerbstoffes als Antisepticum ist zu bekannt, um eines weiteren Beweises
zu bedürfen; aber wirkt derselbe auf animalische und vegetabilische Materien in
gleicher Weise? Man nimmt an, sagt Hatzfeld, daß, wenn
das Holz der Kastanie und der Eiche besser als andere Hölzer der Zerstörung
widerstehen, sie dieß ihrem großen Gehalte an Gerbstoff verdanken. Welche Versuche
beweisen das? Mir ist nichts davon bekannt.
Das gerbsaure Eisenoxydul wird das Holz vor dem Angriffe der Termiten und Würmer zwar
entschieden schützen; wird es aber auch unter der Erde gute Wirkung äußern? Ich
zweifle daran, weil ein Eisenoxydulsalz, wenn es in das Gefäßgewebe des Holzes
gelangt, sich rasch in Eisenoxydsalz verwandelt, und dieser Act stets von der
Desorganisation des Holzes selbst begleitet wird. Als ich, um Holzblöcke (billes) schwarz zu färben, dieselben mit Lösungen von
Eisenvitriol und Gerbstoff oder Campecheholzextract tränkte, fand ich, daß jene sich
nur dann hielten, wenn sie vor der Feuchtigkeit des Bodens geschützt waren.
Ein Salz, welches weit kräftigere antiseptische Eigenschaften zu besitzen schien und
mit welchem mein Vater seine ersten Holzimprägnirungsversuche anstellte, nämlich das
holzessigsaure Eisen, gab in Bezug auf Conservirung nur sehr mittelmäßige Resultate.
Was kann man hiernach von dem gerbsauren Eisenoxydul erwarten?
Die an dem Kupfervitriol gemachten Ausstellungen sind wenig haltbar. Hatzfeld glaubt „daß dieses Salz wegen seiner
leichten Löslichkeit theilweise durch den Regen und die Feuchtigkeit des Bodens
weggespült werden, und deßhalb nach einer gewissen Zeit seine conservirende
Wirkung verschwinden müsse.“ Er übersieht aber dabei, daß zwischen
den verschiedenen Elementen des Holzes und dem Kupfersalze eine sehr beständige
Verbindung entsteht, welche allen Waschungen widersteht. Wenn man weiße Hölzer nach
der Imprägnirung mit einer 1procentigen Kupfervitriollösung, mit viel Wasser wäscht,
so gelingt es doch nicht, ihnen das mit den Bestandtheilen vereinigte antiseptische
Agens wieder zu entziehen. Wir, mein Vater und ich, haben ähnliche Versuche
wiederholt angestellt und gewaschene Hölzer im Boden vergraben, wo sie sich sehr gut
hielten. Ich lege hier Hölzer vor, welche vor 25 Jahren imprägnirt worden sind; sie
lassen nichts zu wünschen übrig, und die Untersuchung hat ergeben, daß ihr Gewebe
eine bedeutende Menge Kupfersalz enthält.
In gewissen Fällen erhält man allerdings wenig befriedigende Resultate, allein das
ist leicht zu erklären. Oft ist das Holz krank, wie ich mich wiederholt überzeugt
habe; es ist dann nicht möglich, selbst mit Hülfe eines Druckes von 3 bis 4
Atmosphären, dasselbe mit farbigen oder salzigen Flüssigkeiten zu imprägniren, denn
es dringt davon nichts in den kranken Theil ein, aber auch nichts in den
angrenzenden gesunden, und die mikroskopische Prüfung des kranken Theiles zeigt, daß
die Gefäße des Holzes mehr oder weniger desorganisirt sind.
Es gibt auch noch andere Ursachen des Mißerfolges, auf welche ich später zurückkommen
werde. Eine der schwerwiegendsten ist, wie auch Hatzfeld
angibt, die Unreinheit des Kupfersalzes. Ein Vitriol, der über 5 bis 6 Procent
Eisenvitriol enthält, eignet sich gar nicht zum Imprägniren. Man trifft aber im
Handel selbst Vitriole mit 10 bis 12 Proc. Eisenvitriol. Folglich darf man nur
solchen Kupfervitriol anwenden, welcher wenigstens nahezu rein ist.
Hatzfeld citirt in seiner Notiz als Beispiel der
conservirenden Wirkung des gerbsauren Eisens das Pfahlwerk einer in Rouen 1150
erbauten Brücke. Diese Pfähle waren, wie die Analyse dargethan, durch gerbsaures
Eisenoxyd gewissermaaßen metallisirt. Aber gerade deßhalb hege ich zu der antiseptischen
Kraft des gerbsauren Eisenoxydules gar kein Vertrauen, denn dieses Salz geht leicht
in den Zustand höherer Oxydation über und wirkt dadurch zersetzend auf die Elemente
des Holzes.
Ich schließe mit der von Payen ausgesprochenen Ansicht
über die antiseptischen Eigenschaften des mit Kupfervitriol imprägnirten Holzes:
„Der reine Kupfervitriol ist ein gutes Conservationsmittel, weil er die
Fähigkeit besitzt, sich mit der Cellulose, der Holzfaser und verschiedenen, dem
Holzgewebe anhängenden stickstoffhaltigen organischen Materien so zu verbinden,
daß er sie schützt und selbst nicht wieder weggewaschen werden kann, wie eigens
angestellte Versuche uns überzeugt haben; ferner weil seine Giftigkeit genügt,
die kleinen Thiere vom Zernagen des Holzes abzuhalten, aber nicht so weit
reicht, Menschen, welche mit so behandelten Hölzern zu thun haben, Nachtheil zu
bringen.“
Payen, Mémoires de la
Société impériale et centrale d'Agriculture,
Paris 1856.