Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. , S. 240 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Schmid'sche Wasserdruckmaschine
als kleinste Betriebs- oder Kraft-Maschine.
In Hannover arbeitet gegenwärtig in der dortigen permanenten
Gewerbe-Ausstellung (Bankgebäude, eine Treppe hoch) eine Wasserdruckmaschine, welche der Mechaniker A. Schmid in Zürich, in der Schweizer Abtheilung der Wiener
Ausstellung (Gruppe XIII, Nr. 604) zuerst producirte die dort für Hannover angekauft
wurde und die in der That als die allerkleinste
Betriebs- oder Kraftentwickelungs-Maschine, wahrscheinlich nicht bloß
in der Provinz Hannover, sondern für ganz Deutschland, bezeichnet werden kann.
Ihr Cylinder-Durchmesser beträgt 15 Millimet. und der Kolbenhub 30 Millim. Bei
der in der permanenten Gewerbe-Ausstellung zu Gebote stehenden
Betriebswasser-Druckhöhe von 6 Metern (2/3 Atmosphäre) läuft das
Schwungrädchen (und mit diesem die Schnurscheibe der betreffenden Welle) 240 bis
250mal per Minute um. Zur Zeit wird mit dieser
Lilliput-Wasserdruckmaschine, allen Ernstes, eine Wheeler und Wilson'sche Nähmaschine in
Thätigkeit gesetzt.
Wir können Bedürftige und Freunde von kleinen Triebkräften für unser Kleingewerbe
nicht genug auf diese einfache und wirksame Maschine aufmerksam machen.
Bezüglich der Construction der Schmid'schen
Wasserdruckmaschinen verweisen wir auf Delabar's
Beschreibung derselben im polytechn. Journal, 1872, Bd. CCIII S. 81 und 332.
Die kleinsten wie größeren Schmid'schen
WasserdruckmaschinenInnerhalb des deutschen Zollverbandes fertigt die Schmid'schen Wasserdruckmaschinen der Maschinen- und
Röhrenfabrikant Job. Haag in Augsburg, aus
welchem Etablissement ein 1 1/2pferdiges Exemplar für die königl.
polytechnische Schule in Hannover bezogen und mit 300 Thalern bezahlt
wurde. (bis zu 2 Pferdekräfte) arbeiten völlig geräuschlos, was sowohl durch die
sehr gute Ausführung der Maschinen, sowie auch dadurch erreicht wird, daß ein
verhältnißmäßig großer Windkessel alle Stöße (hydraulische Widder) völlig
vermeidet.
Die Anschaffungskosten einer einpferdigen Schmid'schen
Wasserdruckmaschine betragen 200 Thaler. Dabei richtet sich der Wasserverbrauch nach
der zur Disposition stehenden Druckhöhe. Beispielsweise bedarf in der Stadt Zürich,
woselbst die neue Wasserkunst eine Druckhöhe von 30
Metern zu Gebote stellt, die Maschine von einer Pferdekraft nicht mehr als 12
Kubikmeter Wasser per Stunde, wobei die Schwungradwelle
100 Umläufe per Minute macht. Die Kosten dieses
Aufschlagwassers sind nicht höher als 5 Centimen oder nahe 5 Pfennige per Kubikmeter.
Als Endschluß in letzterer Beziehung lehrt die Erfahrung, daß die Leistung eines
Arbeiters, bei 25 Sgr. Tagelohn, durch eine Schmid'sche
Wasserdruckmaschine ausgeführt, nur 5 Sgr. kostet. (Hannoversches Wochenblatt für
Handel und Gewerbe, 1874 Nr. 5.)
Eine vorzügliche Waage.
Von Hrn. Ph. Phs. geht uns folgende Mittheilung zu:
Gießen, Ende Nov. 1873. Es ist in diesen Tagen ein
Instrument aus der Werkstätte des Hrn. Carl Staudinger
und Franz v. Gehren (Firma: Carl Staudinger und Comp.) an das chemische Institut
der Universität Odessa abgeliefert worden, das im Augenblick wohl einzig in seiner
Art dastehen dürfte, eine Waage nämlich, mit all den Zugaben ausgestattet, die man
an feinen Analysenwaagen zu sehen gewöhnt ist, – also in Glaskasten, mit
Balken- und Schalen-Arretirung, Reiterverschiebung etc., –
jedoch für die sehr bedeutende Belastung von 10 Kil. auf jeder Schale berechnet.
Eine genaue Beschreibung des Instrumentes würde hier zu weit führen; es genüge
Folgendes zu bemerken. Der Balken ist von Endschneide zu Endschneide 72 Centimeter
lang, in der Mitte 11 Centimet. breit. Er ist aus einem Stück Tafelmessing –
was die Verfertiger für jetzt überhaupt als das geeignetste Material zu Waagebalken
ansehen –, durchbrochen, mit mehreren Stegen hergestellt und
selbstverständlich, wie alle übrigen Theile die ihr Gewicht behalten sollen,
vergoldet; er ist rechts- und linksseitig in je 100 Theile getheilt. Die
langen Endschneiden und die Mittelschneide bestehen aus Stahl und spielen auf
Steinen. Die Aushängung der Schalen ist dieselbe wie bei den Waagen geringerer
Belastung aus derselben Werkstätte. Die Höhe der Säule bis zur Oberfläche des
Steines beträgt 57 Centimet. Die Dimensionen des Glaskastens sind 110, 90 und 40
Centimet. Das ganze Instrument gewährt durch seine schöne, geschmackvolle
Ausführung, durch die sehr kräftig, aber dabei doch nicht massig erscheinenden
Theile, einen wirklich imposanten Anblick. Es ist jedoch dieß nicht allein, was den
Sachkenner anzieht; wenn man auch gefällige, elegante Formen und künstlerische
Ausführung bei einem wissenschaftlichen Instrumente mit Recht verlangt, so muß die
Leistungsfähigkeit doch in erster Linie stehen, und gerade diese ist bei der
gedachten Waage eine wohl schwerlich noch zu übertreffende. Wenn die Waage
vollständig, also auf jeder Schale mit 10 Kil. belastet ist und alle
Vorsichtsmaßregeln gewahrt werden, so gibt ein Uebergewicht von 1 Milligrm. noch einen erkennbaren, ein
solches von 2 Milligrm. einen Ausschlag von etwa 1/3 Millimeter. Die Empfindlichkeit
beträgt also ein Zwanzig-Milliontel der Belastung. Diese große
Empfindlichkeit würde nun keinen Werth besitzen, wenn nicht die übrigen
Eigenschaften der Waage derselben gebührend entsprächen. Die
Waage schwingt in der Minute 2 1/2 Mal, also verhältnißmäßig sehr rasch, geht
dabei vollkommen sicher und gibt ohne Belastung einen nur wenig größeren
Ausschlag bei 1 oder 2 Milligrm. Uebergewicht als mit Belastung. Die
Verfertiger, die es selbst nicht für möglich hielten diese große Empfindlichkeit zu
erreichen, erklären dieselbe durch die sehr richtig berechnete Form des Balkens. Die
für wissenschaftliche Untersuchungen so außerordentlich werthvolle Eigenschaft einer
Waage, daß sie bei schwacher und starker Belastung möglichst gleich empfindlich sey,
hängt nämlich von zwei Momenten ab: 1) von der möglichsten Beseitigung der Reibung
auf den Unterlagen; 2) von der durch richtige Form möglichst verhinderten Einbiegung
des Balkens. Beide Momente verursachen nach der Aussage der Verfertiger nicht
geringe Schwierigkeiten, und Nichtbeachtung derselben trägt die Schuld, wenn eine
Waage, die bei keiner oder geringer Belastung eine recht gute Empfindlichkeit zeigt,
diese bei vermehrter Belastung rasch verliert, oder wenn die Empfindlichkeit bei der
normal größten Belastung noch ausreichend ist, sich aber bei geringer Belastung so
steigert, daß die Wägungen unbequem, zeitraubend und unsicher, ja in manchen Fällen
unmöglich gemacht werden.
Die Waage wurde von den hiesigen Universitätslehrern der Physik, der Chemie und der
Mineralogie durchaus auf's Günstigste beurtheilt. Auch ihren Preis fand man, sogar
nach altem Maaßstabe, sehr mäßig. Die HHrn. Staudinger
und v. Gehren gehören zu der, wie man behauptet, nicht
mehr sehr zahlreichen Cohorte von Technikern, die nicht am Lucriren durch ein
möglichst ausgedehntes Geschäft, sondern nur an der Lieferung von Kunstwerken ersten
Ranges Freude findet und deßhalb das Princip festhält, daß jeder einzelne Theil
ihrer Erzeugnisse in allen wichtigen Stadien der Arbeit durch die Hand des
Principals (oder eines der Principale) gehen müsse. Ihre Werkstätte trägt in dieser
Beziehung auf dem Felde der Mechanik einen gleichen Charakter, wie ihn z.B. auf dem
Felde der Optik die Schieck'sche Werkstätte in Berlin
schon eine Reihe von Jahren früher, erworben hat. (Polytechn. Centralblatt).
Der einfachste Pantograph
kann, wie J. Schnauß in den
Industrie-Blättern bemerkt, folgendermaßen leicht hergestellt werden: Eine
feine Gummischnur von beliebiger, am bequemsten von circa, 40 Centimeter Länge, wird an beiden Enden mit kleinen Schlingen
versehen, nachdem vorher eine kleine weiße Perle mit gelinder Reibung darauf
geschoben worden ist. Das eine Ende befestigt man mittelst einer Heftzwinge auf der
Tischplatte, in das andere steckt man die Spitze eines Bleistiftes und zieht mit der
rechten Hand mittelst des letzteren die Schnur straff an, so daß die Bleistiftspitze
auf einem darunter befestigten Bogen Papier ruht. Befestigt man nun dicht unter der
Perle, welche sich z.B. in der Mitte der Schnur befindet, irgend eine kleine
einfache Zeichnung, aus krummen oder geraden Linien bestehend, und führt die Spitze
des Bleistiftes der Art, daß die Perle genau die Umrisse der Zeichnung berührt, auf
dem Papier, so erhält man eine genau doppelt so große Copie des Originals; je nach
der Stellung der Perle gegen den Stift und den Befestigungspunkt kann man das Maaß
der Vergrößerung genau bestimmen. Bei den ein- und ausspringenden Winkeln
wirkt die Elasticität der Schnur, daher man letztere nie schlaff werden lassen darf.
Große Schärfe der copirten Linien kann man allerdings nicht beanspruchen. Das Ganze
ist also eine Art umgekehrter Pantograph (Storchschnabel) und liefert um so bessere
Resultate, je geübter man in dessen Handhabung und je feiner der Punkt markirt ist,
welcher etwas unvollkommen durch eine Perle bezeichnet wird. (Deutsche
Industriezeitung, 1873 Nr. 46.)
Bedingungen zur sicheren Zündung der Döbereiner'schen Platinfeuerzeuge; von Mechaniker Grüel in Berlin.
Der Platinschwamm muß aus chemisch reinem Platin dargestellt seyn und an seinem
vorderen, dem Gasstrom zugekehrten Theil einige frei hervorstehende Kräusel
besitzen, weil diese hervorragenden Theile sofort in's heftigste Weißglühen gerathen
und dadurch eine sichere und schnelle Zündung veranlassen. Das Wasserstoffgas muß
frei von Arsenik- und von Antimon Wasserstoff seyn, daher die Anwendung
reiner Schwefelsäure und reinen Zinkes geboten ist. Da gegenwärtig die meiste
Schwefelsäure nicht mehr aus Schwefel, sondern schwefelhaltigen Erzen, die stets
arsenikhaltig sind, hergestellt wird, so ist es schwer, die gewöhnliche käufliche
Schwefelsäure rein anzutreffen. Auch die Anwendung der Nordhäuser Schwefelsäure zur
Bereitung der Füllungsflüssigkeit ist nicht zu empfehlen, da dieselbe meist
schweflige Säure enthält, welche in Berührung mit Zink die Bildung von
Schwefelwasserstoff, welcher gleichfalls schädlich auf den Platinschwamm wirkt,
veranlaßt. Die Zinkkloben dürfen nicht aus den bei den Klempnern vorhandenen
Abfällen, die mit anhängendem Schnellloth und antimonhaltigem Material verunreinigt
sind, angefertigt werden, sondern müssen aus reinem Plattenzink gegossen werden. Selbst ein größerer Gehalt des Zinkes an Blei
ist nachtheilig, weil sich letzteres als eine schwarze schwammartige Masse
abscheidet, die das saure Wasser in sich aufnimmt und dann auf unangenehme Weise die
Gasentwickelung länger andauern läßt, als es unter normalen Verhältnissen geschehen
soll. Die Ausströmungsöffnung darf nicht zu groß und die Entfernung des
Platinschwammes dagegen nicht zu klein seyn. Die Reinigung der kleinen Oeffnung
geschehe nicht von vorn her, sondern nach abgeschraubter Spitze von hinten mit einer
Perlnadel. Kleine Formen von Zündmaschinen sind verwerflich, weil sie zu häufiger
Erneuerung der Füllung bedürfen, und es andererseits vortheilhaft ist, wenn das Gas
aus feiner Spitze, aber mit etwas starkem Druck ausströmt. Die Zündung der Maschine
versagt endlich häufig in Zimmern, die Schwefelwasserstoffgas oder Ammoniak, wenn
auch nur in geringer Menge, enthalten, so in Zimmern bei Torfheizung und zu frühem
Schluß der Ofenklappe, ferner in der Nähe von Latrinen, Pferdeställen u.s.w. Unter
günstigen Verhältnissen muß die Dauer der Wirksamkeit eines Platinschwammes als eine
fast unbegrenzte bezeichnet werden. Es gehört hierzu noch die Bedingung, daß der
Gasstrom nie so stark seyn darf, daß er über den Platinschwamm hinausschlägt, da
derselbe in diesem Falle eine zu starke Glühhitze erleidet, die seine Structur
verändert. (Industrie-Blätter, 1873 S. 425.)
Heizeinrichtungen in den Cölner Lazarethzelten, welche während
des Krieges von 1870 bis 1871 getroffen waren.
Die Zelte, deren jedes 9 Meter breit, 12,5 Met. lang war, wurden zu je drei Stück
aneinander gestellt, so daß sie einen Raum von 37,5 Met. Länge bilden. Solcher
combinirten Zelte standen mit 2,5 Met. Zwischenraum vier in zwei Reihen bei einander
mit im Ganzen 150 Betten, welche mit den Kopfenden nach den Seitenwänden gerichtet,
und in der Mitte einen durchlaufenden Gang lassend, aufgestellt waren.
Die unteren Enden der Zeltwand waren durch hochkantig gestellte Breter und
angeschüttete Erde gedichtet, und hatte man für den Wasserabfluß einen Graben
gezogen.
Die Erwärmung wurde durch Wasserheizung bewirkt. Es wurde dazu ein disponibler
stehender Kessel benutzt, dessen Rost 0,63 Met. Durchmesser hatte. Von dem Kessel
ging an beiden Seitenwänden der Zelte vorbei ein Doppelrohrstrang ab, von welchem
das obere Rohr etwas unter dem Niveau des Wassers vom Kessel aus das warme Wasser
fortführte, welches dann abgekühlt durch das untere Rohr nach dem Kessel
zurückgeleitet wurde. Die Erwärmung war so vollkommen, daß bei – 15 Grad im
Freien die Temperatur in den Zelten constant auf + 12 Grad gehalten werden
konnte.
Die Seitenwände der Zelte waren aus einfacher, das Dach dagegen aus doppelter
Leinwand. In Folge letzteren Umstandes war die Ventilation zuerst ungenügend, und wurden deßhalb auf
jedem der combinirten 37,5 Met. langen Zelte oben in der First zwölf Fenster aus je
zwei Scheiben bestehend angebracht, welche nach Bedürfniß geöffnet werden konnten.
Die Wirkung entsprach den Anforderungen. Zug war selbst dann nicht vorhanden, wenn
die Kopfenden des Zeltes geöffnet wurden, da die Seitenwände durch ihre große Zahl
kleiner Oeffnungen die Luft in so genügendem Maaße zuführten, daß eine Bewegung
derselben in keiner Weise fühlbar wurde.
Die gesammten Einrichtungen wurden von dem Ingenieur Hrn. Langen in Gemeinschaft mit Hrn. Dr. Lent, dem leitenden Arzte ausgeführt. Die Zelte wurden
für Typhuskranke benutzt, und beschränkte sich die Behandlung der Hauptsache nach
auf Regulirung der Temperatur des Blutes. Die Blutwärme wurde zu bestimmten Zeiten
gemessen, und durch kalte resp. warme Bäder der normale Zustand herzustellen
gesucht. Daß dabei gleichmäßige Temperatur des Krankenraumes und vollkommene
Ventilation von der größten Wichtigkeit waren, leuchtet ein. Die erzielten Resultate
waren überraschend günstig. Von allen Typhuskranken starben nur drei, und bei diesen
war Lungenentzündung hinzugetreten. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
1874, Bd. XVII S. 698.)
Eine Einhüllungsmasse für Dampfrohre,
Dampfdome etc., welche dieselben Dienste leistet wie die bekannte und bewährte Leroy'sche, empfiehlt der Sächsisch-Anhaltische
Verein zur Prüfung und Ueberwachung von Dampfkesseln in Bernburg und der Schlesische
Kesselüberwachungsverein in Breslau, in folgender Weise herzustellen:
120
Pfund
fein
gemahlener Kalkstein,
350
„
„
gemahlene Steinkohle,
250
„
„
Thonmehl,
300
„
„
Flugasche aus den Kesselzügen
werden mit 600 Pfd. Wasser und 10 Pfd. Schwefelsäure von
50° Baumé gut gemischt und nach Hinzufügung von 15 Pfd. Haaren
(Schweinsborsten, Kälber- oder Kuhhaaren etc.) das Ganze möglichst
gleichmäßig gemacht. Von dieser Masse trägt man auf den wo möglich erwärmten
Gegenstand, welcher bekleidet werden soll, in einzelnen, circa 12 Millimet. starken Schichten allmählich bis zur Dicke von 40 bis
50 Millimeter auf. Das Ganze kann schließlich mit einer beliebigen Farbe
angestrichen werden. (Deutsche Industriezeitung, 1873 S. 498.)
Zur Darstellung von reinem Silber.
R. A. Wawrinsky in Upsala hat das im Jahrgang 1872 des
polytechn. Journals Bd. CCIII S. 111 und
292 beschriebene Graeger'sche Verfahren der Darstellung von reinem Silber geprüft und im
Allgemeinen recht gut gefunden. Er fand es jedoch, anstatt die überschüssige
Salpetersäure in der anfänglichen Lösung zu neutralisiren, sicherer, dieselbe zu
verdunsten, und so den größten Theil der Salpetersäure zu verjagen, weil ein großer
Ueberschuß von salpetersaurem Kalk später die Zersetzung des Kupfersalzes beim
Kochen mehr oder weniger verhindert. Er fand ferner, daß bei der Temperatur von 75
bis 85° C. stets auch etwas Silbersalz zersetzt und mit dem kohlensauren
Kupferoxyd gefällt wird, wodurch ein Verlust von Silber entsteht, der allerdings
unbedeutend ist.
Um diesem Verluste von Silber zu entgehen, kann man nach Wawrinsky statt kohlensauren Kalkes kohlensaure
Magnesia zur Ausfällung des Kupfers benutzen. Er fand, daß gewöhnliche Magnesia alba schon bei 40 bis 50° C. das
Kupfersalz zersetzt, während eine Zersetzung des Silbersalzes nicht unter etwa
60° C. bemerkbar wird. Hält man die erstgenannte Temperatur ein, so erhält
man einen Niederschlag von kohlensaurem Kupferoxyd, welcher sich rascher absetzt,
als der durch kohlensauren Kalk bewirkte, und deßhalb höchstens eine ganz geringe
Spur von Silber enthält. Noch besser ist es jedoch, überhaupt keine
Temperaturerhöhung eintreten zu lassen, da das Kupfersalz schon in der Kälte durch
Magnesia zersetzt wird, während dieß mit dem Silbersalze erst in sehr langer Zeit,
wenn längst alles Kupfersalz zersetzt worden, der Fall ist, weßhalb man immerhin den Proceß
nicht zu lange dauern lassen darf. Die Zersetzung ist bei diesem Verfahren
allerdings sehr langsam; aber sie kann durch wiederholtes Umschütteln beschleunigt
werden, wobei das Kupfersalz ebenso rasch wie bei erhöhter Temperatur gefällt wird,
und wobei man den Vortheil hat, keine Spur von Silber zu verlieren. Wendet man
gewöhnliche Magnesia alba an, so ist es zweckmäßig,
dieselbe vor dem Zusetzen zur Silberlösung mit einigen Tropfen Salpetersäure
umzuschütteln, weil sonst selbst in der Kälte etwas Silbersalz zersetzt wird. (Neues
Jahrbuch für Pharmacie, Bd. XL S. 217.)
Émail cloisonné und
champ-levé.
Nicht selten findet sich bei Email-Arbeiten in den Museen etc. die Bezeichnung
„cloisonné“ oder
„champ-levé“
angebracht. Eine kurze Erklärung dieser Ausdrücke ist wohl manchem Leser, welcher
sich für Kunstindustrie interessirt, nicht unerwünscht, und es mag dieselbe hier
nach den Erläuterungen, welche Elkington und Comp. zu Birmingham, die selbst derartige Arbeiten
anfertigen, in einem von ihnen auf die Wiener Ausstellung geschickten Album
geliefert haben, gegeben werden.
Die Emails im Allgemeinen können in zwei Hauptclassen eingetheilt werden, und zwar in
cloisonné und champ-levé. Das Cloisonné ist weitaus das am meisten geschätzte Email, da seine
Erzeugung größere Geschicklichkeit und außerdem mehr Geduld seitens des Arbeiters
erfordert. Nimmt man z.B. eine Platte, die auf diese Weise emaillirt werden soll, so
wird zuerst auf dem Metalle die Zeichnung (Blumen, Vögel u. dergl.) sehr fein
aufgetragen, und dann sehr dünner Gold- oder anderer Draht mit der Hand
vermittelst Zängelchen genau so gebogen, wie die Linien der Verzierung gezeichnet
sind. Der auf diese Weise zu einer Form gebogene Draht wird dann auf die Platte
gelöthet, so daß er der Zeichnung in ihrer ganzen Feinheit folgt, was eine große
Sicherheit der Hand erheischt. Von der Genauigkeit der Drahtlinien hängt das
Zustandebringen des Dessins ab. Die Platte ist nun zum Emailliren fertig; es müssen
alle die kleinen Fächer, welche vermittelst des Drahtes von einander geschieden
wurden, ausgefüllt werden. Die Farben werden zu einem dünnen Brei angerührt und in
die verschiedenen Zellen (cloison = Verschlag,
Scheidewand) eingefüllt. Hiernach wird die Platte in einem besonders dazu
hergerichteten Ofen einem hohen Hitzegrad ausgesetzt, bis alle Farben vollständig
geschmolzen sind, wornach sie alsdann herausgenommen und gekühlt wird. Dieser Theil
des Verfahrens wird viele Male wiederholt; denn es bedarf mehrmaligen Schmelzens,
bis die Zellen ordnungsmäßig ausgefüllt sind. Nachdem man dieß erreicht hat, wird
der Proceß dadurch vollendet, daß man, um eine gleichmäßige Oberfläche des Ganzen
herzustellen, das Email glatt streicht und polirt (the wolle
is stoned down). Beim Champ-levé-Proceß wird kein Draht angewendet, sondern
man schneidet die Felder, welche man mit Email füllen will, mit dem Grabstichel im
Metall aus und verfährt sodann ganz so wie bei dem Cloisonné-Proceß. (Hannoversches Wochenblatt für Handel und
Gewerbe.)
Gewinnung des im Kochsalz enthaltenen Chlors bei der
Sodafabrication mittelst des Ammoniakverfahrens, nach W. Weldon in Putney bei London.
Statt das Chlorammonium, welches bei der Darstellung von Potasche oder Soda nach Solvay's Methode resultirt, mit Kalk zu zerlegen, soll
man nach Weldon zu diesem Zwecke Magnesia oder die Oxyde
von Zink, Kupfer oder Blei anwenden. Das sich ergebende Metallchlorid wird unter
Zutritt von Luft oder von Luft und Wasserdampf erhitzt; es entwickelt sich Chlor
oder bezüglich Salzsäure, und das Metalloxyd wird wieder hergestellt. (Englisches
Patent vom 21. Mai 1872, nicht vollgültig.) (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1873 S. 1323.)
Zur Frage bezüglich der Verdrängung des Krapps durch das
künstliche Alizarin.
Wie sehr man auch die gänzliche Verdrängung der Krappwurzel durch das künstliche
Alizarin betont, so lassen sich doch auch Stimmen hören, welche das Fortbestehen und
sogar eine weitere Entwickelung der Krappcultur als gewiß bezeichnen. Auf eine
Anfrage der Ackerbau-Gesellschaft des Departements Vaucluse (Avignon etc.),
betr. die Aussichten der Krappbauer gegenüber der Einführung des künstlichen
Alizarins, gab die Industrielle Gesellschaft in Mülhausen eine Antwort, welcher wir
Folgendes entnehmen. Man wird allerdings das künstliche Alizarin niemals
unterdrücken können; indessen wird man neben demselben stets so viel Krapp
gebrauchen, daß die Erzeugung dieses Farbmateriales sich nicht nur vermindern,
sondern sogar vermehren muß. Da man künstliches Purpurin noch nicht kennt, so wird man die Extracte aus dem
natürlichen Krapp zur Herstellung eines gelblichen Roth
benutzen müssen, um so alle Krappnüancen erzeugen zu können. Man kann mit
Bestimmtheit auf eine weitere Entwickelung der Krappcultur und Industrie
rechnen.
Der Bericht hebt außerdem noch das Alizarin von Meister,
Lucius und Brüning in Höchst a. M. als das beste
Product seiner Gattung hervor. (Reimann's
Färber-Zeitung, 1873 Nr. 46.)
Färben von Anilingrün auf Wolle.
Zum Färben von Anilingrün auf Wolle empfiehlt Ch. Lauth,
diese in einem Bade vorzubereiten, dem unterschwefligsaures Natron und eine Säure
oder ein saures Salz zugesetzt wird; dabei schlägt sich auf der Wolle Schwefel
nieder, welcher dieselbe zur Aufnahme des Anilingrüns geeignet macht. Die Wolle
verliert dabei, jedenfalls in Folge des Eindringens des weichen, zähen Schwefels in
die Fasern, ihre Elasticität, wird weich und zieht sich stark zusammen; dieß läßt
sich aber dadurch vermeiden, daß man dem Bade eine kleine Menge Alaun oder eines
Zinksalzes zusetzt. Nicht alle Formen des Schwefels besitzen die Eigenschaft, als
Beize für Anilingrün dienen zu können; so ist z.B. eine Lösung von Schwefel in
Schwefelkohlenstoff in dieser Beziehung, ganz wirkungslos. Vor der Behandlung mit
unterschwefligsaurem Natron muß die Wolle entfettet und durch schwache Salzsäure von
allen Metallverbindungen gereinigt werden, die sie beim Spinnen und Weben
aufgenommen haben könnte; wird dieß übersehen, so entstehen im Schwefelbade leicht
braune Flecken in Folge der Bildung von Schwefelmetallen. Das Färben erfolgt einfach
in der Weise, daß man die nach dem Beizen gut ausgewaschene Wolle in eine Lösung von
Anilingrün in warmem Wasser bringt, die allmählich auf ca. 100°C. erwärmt wird. (Deutsche Industriezeitung, 1873, Nr.
41.)
Ueber Pepsinpräparate.
Zur Hebung von Verdauungsbeschwerden sind in letzterer Zeit verschiedene
Pepsinpräparate in den Handel gekommen, wie Pepsin-Essenz, Elixir, Pillen,
Tabletten, Wein, Liqueur. Diese käuflichen Mischungen enthalten das wirksame
Verdauungsferment Pepsin in mehr oder weniger concentrirtem Zustande. Zur
Darstellung gebraucht man den Magen der Schweine, den Labmagen der Rinder, der
Schafe; da die in der Wandung des Magens eingesenkten Labdrüsen den pepsinhaltigen
Verdauungssaft absondern. Von der Wirksamkeit einer Pepsinlösung kann man sich
leicht überzeugen, wenn man zu derselben in einem Reagensglase, welches in Wasser
von 30° Cels. eingetaucht wird, Blutfibrin bringt, das durch ein gutes
Pepsinpräparat bald aufgelöst wird. E. Scheffer
Vergl. Archiv der Pharmacie, Bd. CXLIII S. 164. wendet zur Bereitung des flüssigen Pepsins Glycerin an, welches das Schimmeln verhindert
ohne Beeinträchtigung des Auflösungsvermögens für coagulirte Eiweißstoffe, und
spricht sich entschieden gegen die Anwendung von Wein oder überhaupt alkoholhaltiger
Flüssigkeiten aus, worin ihm auch E. Heintz
Ebendaselbst Bd. CXLVI S. 130. gelegentlich der Besprechung verschiedener Sorten des käuflichen Pepsins
beistimmt, da mit Wein versetzte Pepsinlösung nach Versuchen des letzteren fast ohne
Wirkung ist, weßhalb er auch Pepsin nehmenden Patienten vom Weingenuß während der
Mahlzeit abräth.
Darstellung von kohlensaurem und doppelt-kohlensaurem
Natron, nach E. Solvay in Brüssel.
Die Methode ist die bekannte, dem Erfinder vor einigen Jahren patentirte, welcher
zufolge Kohlensäure in eine mit Ammoniak gesättigte Kochsalzlösung geleitet wird.
Die gegenwärtige Specification schlägt einen veränderten Apparat zur Ausführung der
Operation vor. Während ursprünglich die zu behandelnde Lösung in horizontaler
Richtung sich fortbewegte und in nur dünnen Schichten mit dem Gase in Berührung kam,
läßt man gegenwärtig die Salzlösung in verticalen Cylindern von 35 bis 50 Fuß Höhe
herab fließen, und die Kohlensäure tritt am Boden des Gefäßes unter einem Drucke von
1 1/2 his 2 Atmosphären ein. Der Cylinder enthält mehrere horizontal eingefügte, mit
kleinen Löchern versehene Platten, welche den Gasstrom fein zertheilen. (Englisches
Patent vom 18. Mai 1872.) (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S.
1323.)
Bereitung einer guten Stempelfarbe; von Apotheker Julius Müller in Breslau.
Mehrere Bankgeschäfte Breslau's kauften im Jahre 1872 von einem herumreisenden
Engländer Stempelkissen und die dazu gehörige Stempelfarbe. Dieselbe zeichnete sich
vor der gewöhnlich benutzten dadurch aus, daß sie sehr schnell trocknete und keine
Fettigkeit besaß. Aufgefordert, die Stempelfarbe zu untersuchen, resp. nachzumachen,
fand ich, daß dieselbe aus Anilinviolett, gelöst in gleichen Theilen Weingeist und
Glycerin, bestand. Ich stelle dieselbe nach folgender Vorschrift dar. Ein Theil
krystallisirtes sogenanntes röthliches Anilinviolett wird in 30 Theilen Spiritus
gelöst und zu dieser Lösung 30 Theile Glycerin gefügt.
Die schön gefärbte Flüssigkeit wird auf Stempelkissen gegossen, mit einer Bürste
verrieben und nun wie gewöhnlich zum Stempeln benutzt. Sie gleicht der englischen
Stempelfarbe vollständig und hat für die Benutzenden den bedeutenden Vorzug der
größeren Billigkeit. Der betreffende Engländer ließ sich für 6 Fläschchen à 45 Grm. ein Pfd. Sterl., also über 6 Thaler
bezahlen. (Archiv der Pharmacie, Bd. CCIII S. 535.)
Untersuchung der Milch.
Hr. Sacc, Professor der Chemie in Neuchâtel, hat zu
zeigen gesucht, daß die mit den Namen
„Lacto-Densimeter“, „Rahmmesser“
belegten Instrumente unzureichend seyen, die Reinheit der Milch außer Zweifel zu
stellen, und räth, die Benutzung derselben aufzugeben. Nach seinen Versuchen muß
jede gute Milch, wenn man sie mit dem gleichen Volumen Weingeist von 70° Tr.
vermischt, ein Coagulum geben, welches dasselbe Volumen einnimmt, wie vorher die
Milch. Sobald dieses Coagulum in der Flüssigkeit suspendirt bleibt, statt
entschieden an die Oberfläche derselben zu steigen, ist dieß ein Beweis, daß der
Milch Wasser zugesetzt war. (Le Technologiste, September
1873, S. 404); polytechn. Centralblatt 1874 S. 72).
Reinigung der Salzsäure von Arsen.
Hierzu benutzt man nach Engel mit Vortheil unterphosphorigsaures Kali, welches man der zu
reinigenden Säure in der Menge von 0,4 bis 0,5 Proc. beimischt. Man läßt die
Flüssigkeit so lange stehen, bis das abgeschiedene Arsen sich vollständig abgesetzt
hat, gießt von demselben ab und destillirt schließlich. (Chemisches
Centralblatt).
Ueber die Löslichkeit der arsenigen Säure in Wasser.
Versuche, welche Hr. L. A. Buchner über diesen Gegenstand
angestellt hat, haben folgende Resultate ergeben:
1 Theil krystallisirter Säure löst sich in ungefähr 355 Theilen Wasser von 15°
bei eintägiger Berührung. 1 Theil amorpher Säure braucht bei gleicher Behandlung
nahezu 108 Theile Wasser zur Lösung. 1 Theil krystallisirter Säure ist gelöst in 46
Theilen Wasser, wenn die Lösung in der Siedhitze bereitet und dann 24 Stunden lang
einer Temperatur von 15° überlassen wird. 1 Theil der amorphen Säure bleibt,
auf dieselbe Weise behandelt, in nahezu 30 Theilen Wasser gelöst.
Durch die Versuche Buchner's ist es zur Gewißheit erhoben,
daß die arsenige Säure hinsichtlich ihrer Löslichkeit demselben Gesetze unterworfen
ist, wie andere Körper, welche im amorphen und im krystallinischen Zustande
aufzutreten vermögen, daß nämlich die Körper im amorphen Zustande in den
betreffenden Lösungsmitteln leichter löslich sind, als im krystallinischen Zustande.
(Sitzungsberichte der math.-phys. Classe der Akademie zu München, 1873, Heft
II S. 159).
Mittel gegen Frostbeulen; von Rhien.
Schon vor 20 Jahren hat Berthold in Göttingen
nachgewiesen, daß die Gerbsäure (Tannin) ein Specificum für Frostbeulen ist.
Verfasser kommt jetzt wieder auf dieses Mittel zurück, setzt aber noch Jod hinzu.
Seine Vorschrift lautet: Man löst 30 Grm. Tannin in 200 Kubikcentimeter Wasser,
ferner 3 Grm. Jod in 50 Grm. Weingeist, vermischt beide Lösungen und verdünnt das
Ganze auf 1 1/2 Liter. Die Mischung wird täglich einmal, am besten spät Abends,
folgendermaßen gebraucht: Man gießt sie in eine irdene oder porzellanene Schale,
stellt diese auf ganz gelindes Kohlenfeuer, taucht den leidenden Körpertheil
sogleich hinein und läßt ihn solange darin, als die zunehmende Wärme es gestattet.
Dann entfernt man die Schale vom Feuer und hält über letzterem den Körpertheil
solange, bis er trocken geworden ist. Schon nach einmaligem Gebrauche tritt
bedeutende Erleichterung, und nach 4- bis 5maliger Wiederholung vollständige
Heilung ein. Ein und dieselbe Flüssigkeit kann wiederholt verwendet werden. (Wittstein's Vierteljahrsschrift Bd. XXII S. 602).
Berichtigung.
In Prof. Kick's Bericht „über Maschinen und Apparate der Müllerei und Bäckerei auf der Wiener
Weltausstellung“ – mitgetheilt in diesem Heft – ist.
Seite 168 Zeile 13 von oben zu lesen: Der Belgier Dassonville (St. Hubert, Namur), die Oesterreicher etc. statt
„die Belgier Dassonville“
etc.