Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. , S. 401 |
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Miscellen.
Miscellen.
Anwendung geschwefelter Bleiröhren zu Wasserleitungen; von Willm.
Bei Gelegenheit der Vorlegung des Aufsatzes von Fordos
„Ueber die Einwirkung des lufthaltigen Wassers auf Blei“ in der
Sitzung der Société chimique de Paris am
21. November 1873, theilte Willm einige Versuche mit,
welche er mit Bleiröhren angestellt hat, die nach dem Verfahren von Dr. Heinrich Schwarz inwendig
mit einer durch Einwirkung von Schwefelnatrium-Lösung erzeugten Schicht
Schwefelblei überzogen waren. Sie wurden, gleichzeitig mit anderen, nicht
geschwefelten Bleiröhren, dem Regenwasser, Schneewasser, destillirten Wasser und dem
in der Stadt vertheilten Wasser ausgesetzt. Schon vom nächstfolgenden Tage an
zeigten sich die durch die nicht geschwefelten Bleiröhren gelaufenen Wässer merklich
bleihaltig, ausgenommen das in der Stadt vertheilte Wasser, worin sich erst nach
einigen Tagen Spuren von Blei fanden. Dagegen gaben die geschwefelten Röhren an
keines der genannten Wässer innerhalb drei Monaten und bei Gegenwart von Luft eine
Spur Blei ab. Der Verfasser schließt daraus, daß eine Schicht Schwefelblei das
Metall sehr kräftig gegen die Angriffe aller solcher Wässer schützt. (Bulletin de la Société chimique de Paris.
20. December 1873 p. 529).
Volumetrische Bestimmung des Wismuths; von Buisson und Ferray.
Das Verfahren der Verfasser gründet sich auf die vollständige Präcipitation des
Wismuths durch Jodsäure aus einer essigsauren Lösung. Das jodsaure Wismuthoxyd ist
ein weißes wasserfreies Pulver von der Formel BiO³ + 3JO⁵, unlöslich in Wasser und Säuren, namentlich
nimmt Essigsäure keine Spur davon auf. Obgleich das Verfahren auf alle
Wismuth-Verbindungen anwendbar ist, so haben sich doch die Verfasser
desselben vorzugsweise bei dem häufig stark verunreinigten oder verfälschten
Subnitrate bedient.
Da das käufliche Magisterium Bismuthi nicht selten
Oxychlorid enthält, so ist es von Wichtigkeit zu ermitteln, wie viel Subnitrat sich
darin befindet. Diesen Zweck erreicht man durch Behandeln mit Essigsäure, worin sich
das Subnitrat, aber nicht das Oxychlorid, löst; die essigsaure Lösung erleidet durch
Wasser keine Trübung.
Zur Prüfung des Subnitrates auf seinen Gehalt an Oxyd löst man 0,5 Grm. in
Salpetersäure, verdünnt mit ein wenig Wasser, setzt solange kohlensaures Natron
hinzu, bis eine bleibende Trübung eintritt, und übersättigt hierauf mit Essigsäure,
wodurch die Trübung wieder verschwindet. (Bei Gegenwart von Oxychlorid entsteht
natürlich keine völlige Klärung.) Nun erhitzt man die Flüssigkeit zum Kochen,
beseitigt etwa vorhandenes Oxychlorid und Eisenoxyd durch Filtriren, fügt 25 K. C.
Jodsäure und soviel Wasser, daß Alles 250 K. C. ausmacht, hinzu, schüttelt um, läßt
absetzen und sammelt den entstandenen Niederschlag auf einem Filter. Zu 100 K. C.
des Filtrates setzt man verdünnte Schwefelsäure und Jodkalium, um die überschüssig
angewandte Jodsäure zu zersetzen und das dabei freiwerdende Jod wieder in Lösung zu
bringen; das Ende dieser Reaction erkennt man daran, daß auf der Oberfläche der
Flüssigkeit keine Jodpartikelchen mehr schwimmen. Der Proceß verläuft wie folgt:
JO⁵ + 5KJ + 5SO³ = 5(KO + SO³) + 6J.
Nun läßt man in die Flüssigkeit aus einer in Zehntel-Kubikcentimet. getheilten
Bürette solange unterschwefligsaure Natronlösung laufen, bis sie ihre gelbe Farbe
vollständig verloren hat. Die Differenz zwischen der Titration von Jodsäure allein
und von solcher, welche ein bekanntes Gewicht reinen Wismuths gefällt hat setzt in
den Stand, den Gehalt des in der zur Prüfung angewandten Verbindung enthaltenen
Wismuths zu ermitteln.
Bei der Untersuchung des Subnitrates ziehen die Verfasser vor, die gefundene Menge Metalloxyd, statt
als Subnitrat, als Metall auszudrücken, weil dessen Zusammensetzung bekanntlich eine
schwankende ist. Sie fanden bei ihren Versuchen darin 68,94 Proc. Wismuth.
Blei und Baryt können, wenn sie zugegen seyn sollten, als Sulphate bestimmt werden;
Zinn und Antimon als Zinnoxyd und Antimonsäure nach vorheriger Behandlung mit
Salpetersäure.
Es ist kaum nöthig zu bemerken, daß die Reagentien frei von Chloriden seyn müssen, um
die Bildung von basischem Chlorwismuth zu verhüten; ferner daß das Jodkalium kein
jodsaures Salz enthalten darf. Die Jodkaliumlösung wird im gesättigten Zustande
angewandt. Die titrirte Lösung der Jodsäure bereitet man durch Auflösen von 30
Grammen der krystallisirten Säure in 1 Liter Wasser, und Bestimmung ihrer Stärke
vermittelst reinen Wismuths; die Lösung des unterschwefligsauren Natrons hat die
rechte Concentration, wenn man 30 oder 40 Kub. Centimet. davon bedarf, um das aus
10. Kub. Cent. Jodsäurelösung frei gemachte Jod zu binden. (Moniteur scientifique, t. III p. 900.)
Verfahren zur Gewinnung schöner Phosphorkrystalle; von
Lawrence Smith.
In eine Glasröhre von 10 bis 15 Millimeter Durchmesser, welche an einem Ende
verschlossen ist, bringt man ein Stück trockenen Phosphor, zieht die Röhre etwa 20
Centimeter von ihrem Ende entfernt aus, macht sie luftleer, schmilzt sie an der
Lampe zu, und legt sie, nachdem man dem Phosphor seinen Platz an einem der beiden
Enden gegeben hat, an einen dunkeln Ort. Nach einigen Wochen wird man an dem
entgegengesetzten Ende der Röhre sehr schöne glänzende Phosphorkrystalle finden,
welche im Dunkeln vollkommen farblos bleiben. (Bulletin de la
Société chimique de Paris, 20. December 1873, pag. 530).
Fabrication alkalisch-erdiger Permanganate; von Tessié du Mothay.
Bei diesem Verfahren handelt es sich besonders um Ersparung an Natron oder Kali.
Zunächst wird mangansaurer Baryt dargestellt entweder durch Präcipitiren wässeriger
Lösungen des mangansauren Natrons oder Kalis mit Aetzbaryt, wobei ersterer unlöslich
herausfällt, oder auch direct durch Behandeln von Braunstein mit Barythydrat in
dunkler Rothgluth bei Gegenwart eines Luftstromes. Zur Ueberführung des mangansauren
Baryts in übermangansauren kann man entweder einen Strom Kohlensäure oder
Schwefelsäure anwenden; es entsteht schwefelsaurer Baryt und Uebermangansäure,
welch' letztere an Kalk oder Magnesia gebunden werden kann. (Bulletin de la Société chimique de Paris, 5. Januar 1874 t. XXI p. 46).
Anwendung der Zinkküpe in der Wollfärberei.
Die von Leuchs eingeführte Indigküpe mit Zinkstaub hat
sich in der Baumwollfärberei bereits völlig eingebürgert. Aber auch Wollfärber
finden, daß die Zinkküpe oder sogenannte Präparatküpe in vielen Fällen sehr
vortheilhaft ist. Die warme Zinkküpe entspricht allen Anforderungen, wenn man sie
mit Ammoniak ansetzt. Folgender Küpenansatz hat sich bereits in einigen größeren
Wollfärbereien bewährt. Auf eine Küpe von 500 Liter löst man 30 Pfd. krystallisirte
Soda in Wasser auf, rührt 2 Pfd. angeriebenen Indig hinzu, wirft 15 Pfd. Zinkstaub
in diese Flüssigkeit, rührt gut durch und vervollständigt den Ansatz mit 15 Pfd.
Salmiakgeist und der Auflösung von 1 1/2 Pfd. kohlensaurem Ammoniak. Diesen Ansatz
bringt man in die Küpe, rührt gut durch, läßt absetzen und erwärmt nun auf 50 bis
62° C. Man kann auf der klaren Küpe sofort färben. (Reimann's Färberzeitung.)
Verfahren zur Gewinnung von Indigo; von C. W. Smith in Highfield bei Stroud (England).
Da die gewöhnliche Art der Indigo-Extraction die Pflanze nicht vollständig
erschöpft, so wird der folgende Proceß vorgeschlagen: Die Pflanze wird, behufs der
Entfernung des Chlorophylls, mit einer Lösung eines Alkalicarbonats von 1/2 bis
1° Baumé Stärke gekocht, die erhaltene, von Indigo ganz freie Lösung
abgezogen, und der Rückstand mit einer 2 bis 5° Baumé starken
Kalkmilch behandelt. Man nimmt am besten auf 10 Theile der getrockneten Pflanze 1
Theil Kalk. Wenn die Mischung im Kochen ist, so setzt man 1 bis 3 Proc. vom Gewichte
des Rohmateriales Zinnchlorür oder Zinnoxydul oder ein Gemenge von beiden zu. Man
fährt mit Kochen fort bis eine herausgenommene Probe der Pflanze keinen Farbstoff
weiter abgibt. Die Lösung läßt man nach dem Absetzen in Kufen fließen; aus derselben
wird dann der Indigo in üblicher Weise niedergeschlagen und gesammelt.
Der Proceß läßt sich ganz gut auch auf die unerschöpften Rückstände des gewöhnlichen
Fermentationsverfahrens anwenden. (Englisches Patent vom 15. Juni 1872. (Berichte
der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1476.)
Lilafärben von Baumwolle, nach Sauvage in Rouen.
Die Specification des dem Genannten am 13. Juni 1872 in Frankreich ertheilten
Patentes beschreibt folgendes Verfahren zum Lilafärben von Baumwolle, welches
hauptsächlich zum Färben der sogenannten Taschentücher von Bolbec angewendet werden
soll; dasselbe hat vor dem alten den Vortheil, bedeutend weniger Zeit (eine Woche
statt sechs) zu erfordern; ferner kann Baumwolle von schlechterer Qualität
angewendet werden. Die Baumwolle (50 Kil.) wird folgenden Operationen unterworfen:
Das Gewebe erhält zuerst einen Indigogrund und wird gewaschen, durch ein schwaches
Gerbsäurebad und darauf durch ein Bad von Kalibichromat (1,5 Kil.) gezogen. Ist die
erste Operation vollendet, so wäscht man das Gewebe, bringt es in ein aus 7,5 Kil.
Sandelholz und 3,5 Kil. Campecheholz zusammengesetztes Bad und läßt es eine Stunde
in der Kälte und ebenso lange bei Siedhitze darin verweilen. Nach dieser Zeit nimmt
man es heraus, um dem Bade 4 Kil. Alaun und 4 Liter Salzsäure zuzusetzen, und bringt
es von neuem in das Bad. Endlich wäscht man, ringt aus, bringt in ein aus
Campecheholz und Alaun zusammengesetztes Bad, wäscht nach 12 Stunden und zieht durch
ein Oelbad, um dem Stoff Geschmeidigkeit zu geben. (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1479.)
Ueber die Desorganisation, welche die Baumwoll- und
Flachsfaser nach der Behandlung mit gewissen Oxydationsmitteln durch Alkalien
erleidet; von P. Jeanmaire.
Baumwolle oder Flachs, welche man mit Chromsäure, einer Mischung von chromsaurem Kali
und einer Säure oder übermangansaurem Kali imprägnirt und nach eingetretener
Reduction der Chromsäure oder Uebermangansäure gewaschen hat, und welche in diesem
Zustande keine sichtbare Veränderung zeigen, verlieren sehr an Festigkeit, wenn man
sie mit irgend einer alkalischen Flüssigkeit behandelt.
Man kann den Versuch z.B. machen mit einer Lösung von zweifach-chromsaurem
Kali, die per Liter 10 Grm. dieses Salzes enthält und
mit Schwefelsäure angesäuert ist. Man taucht in dieselbe ein Baumwollgewebe und läßt
dasselbe einige Zeit darin, oder man kann es auch sogleich wieder herausnehmen und
der Luft aussetzen, bis es nicht mehr gelb ist, sondern die grünliche Farbe des
Chromoxydsalzes (welches beim Waschen herausgeht) zeigt. Nachdem man es dann
gewaschen hat, bringt man es in Wasser, welches mit einem kohlensauren oder
caustischen Alkali oder auch nur mit Seife alkalisch gemacht und auf 50 bis 60° Cels.
erwärmt ist. Man bemerkt dann bald die nachtheilige Veränderung der Faser, welche um
so schneller eintritt, je concentrirter die Lauge ist, in sehr schwachen Lösungen
(z.B. eine Ammoniaklösung von 1 : 1000) aber erst mit der Zeit bemerkbar wird.
Es ist für die Reaction nicht nöthig, daß die oxydirend wirkende Flüssigkeit sauer
ist. So bewirkt eine schwache, mit ein wenig Alkali versetzte Lösung von
übermangansaurem Kali, wenn man das Gewebe in dieselbe taucht, darauf einige
Augenblicke an der Luft liegen läßt (oder statt dessen in ein Säurebad bringt) und
dann wäscht, eine Schwächung desselben, welche zunimmt, wenn man das Gewebe nachher
mit einer alkalischen Flüssigkeit behandelt.
Die Reaction findet auch, obschon viel weniger kräftig, statt, wenn man eine Mischung
von Ferridcyankalium (rothem Blutlaugensalz) und Alkali als oxydirend wirkendes
Agens anwendet.
Die nachtheilige Veränderung des Leinenzeuges, welche man manchmal wahrnimmt, wenn
dasselbe mehreremale mit Seife oder Lauge behandelt ist, sowie gewisse unangenehme
Erscheinungen beim Bleichen rühren von einer ähnlichen Reaction her. Wenn man ein
Gewebe, auf welchem chromsaurer Baryt oder chromsaures Bleioxyd, fixirt ist, ein Bad
passiren läßt, das Schwefelsäure oder eine andere Säure, welche die Chromsäure zu
verdrängen im Stande ist, enthält, so kann dieß auch durch eine solche Reaction
nachtheilig wirken.
Der Verf. getraut sich nicht das erwähnte Verhalten der vegetabilischen Faser zu
erklären. Es hat den Anschein, als ob aus derselben, indem sie oxydirt (oder ihr
Wasserstoff entzogen), wird, ein neuer Körper entsteht, welcher unter dem Einfluß
eines Alkalis desorganisirt wird.
Mittelst dieses Verhaltens der Faser kann man übrigens erkennen, ob ein Weiß oder
Gelb auf einem Grunde von Küpenblau durch Anwendung einer Reservage oder durch
Aufdrucken einer Säure auf das mit chromsaurem Kali imprägnirte Gewebe erzeugt ist.
Im letzten Falle wird das Gewebe nämlich, wenn man es in eine alkalische Flüssigkeit
taucht, an den weißen Stellen mürbe. Wenn das Aetzen jedoch mit Ferridcyankalium und
Alkali geschehen ist, so tritt ein solcher Erfolg nicht ein, weil die Wirkung dieser
Stoffe eine verhältnißmäßig sehr langsame ist. (Bulletin de
la Société industrielle de Mulhouse, August 1873, S.
334.)
Anwendungsweise des Gummis zum Appretiren; von Laffitte.
Das zu diesem Zwecke dienende Präparat, welches eine zitternde Gallerte bildet, wird
bei Geweben von Leinen. Baumwolle und Seide angewandt. Da es in kaltem Wasser
unlöslich ist, so vermeidet man damit die Wasserflecken auf den appretirten
Stoffen.
Zu seiner Anfertigung gibt man in einen Eimer destillirtes oder Flußwasser zwei bis
drei Handvoll Kleie, rührt um, läßt absetzen, zieht die Flüssigkeit klar ab, gießt
dieselbe in einen Kessel, gibt das Gummi hinzu, erhitzt unter beständigem Umrühren
zum Kochen, fährt damit fort, bis der Inhalt fadenziehend erscheint, und fügt ihn
dann den Gummibädern zu; die Gewebe erlangen darin Festigkeit, Geschmeidigkeit,
Glanz und Zartheit. (Aus dem Moniteur de la Teinture,
20. October 1873 durch den Bulletin de la Soc. chim. de
Paris, 8. Januar 1874, t. XXI p. 40.)
Ueber neue färbende Materien; von E. Croissant und L. Bretonnière.
Die Verfasser haben sich ein Verfahren zur Umwandlung organischer Körper in wirklich
färbende Materien patentiren lassen, nach welchem zahlreiche Substanzen, von welchen
bisher mehrere weder einen Werth, noch eine Verwendung hatten wie z.B. Sägespäne,
vermodertes Holz, Horn, Kleie, Stärkemehl, Kleber, Moose, Abfälle von Baumwolle und Papier,
Gerbestoffe, Aloë etc. etc., äußerst nutzbar gemacht werden können. Dasselbe
beruht auf der Deshydrogenation dieser Substanzen vermittelst des Schwefels bei
hoher Temperatur. Die dadurch erhaltenen Producte nennen die Verfasser organische Sulphüre, worin der Wasserstoff durch Schwefel
ersetzt sey. An der Luft oxydiren sie sich, und durch Behandlung mit Säuren
entwickeln sie Schwefelwasserstoff.
Vom praktischen Standpunkte aus betrachtet, scheint das Verfahren höchst einfach zu
seyn. Angenommen man wolle Kleie in einen Farbstoff verwandeln, so schüttet man
dieselbe in einen Kessel von Eisenblech mit vorspringendem Rande, setzt Aetznatron
und Schwefelblumen in bestimmten Verhältnissen zu, verarbeitet das Ganze zu einer
gleichförmigen Pasta, schließt den Kessel mit einem Deckel, stellt ihn in einen Ofen
und erhitzt auf 250 bis 300° Cels. Es entsteht dabei Schwefelnatrium, dieses
wirkt auf die organische Substanz, gibt an dieselbe Schwefel ab und gleichzeitig
entweicht viel Schwefelwasserstoff, den man anderweitig benutzen kann. Nach
beendigter Operation findet man in dem Kessel eine schwarze, zerreibliche
hygroskopische, in Wasser vollständig und mit schöner saftgrüner Farbe lösliche
Masse. Die Lösung riecht knoblauchartig und besitzt eine außerordentlich große
Affinität zu organischen Fasern, welche dadurch ohne Beizmittel gefärbt werden.
Bemerkenswerth ist, daß ein und derselbe Körper, je nach den Mischungsverhältnissen
und der eingehaltenen Temperatur mehrere Nüancen gibt, und daß gewisse Materien, wie
die Extracte der Farbehölzer, Aloe etc. schon in der Kochhitze Farben liefern,
während andere, wie Holzfaser, Kleie etc. eine höhere Temperatur dazu erfordern.
Hier zwei derartige Beispiele:
1)
Aloë
3 Kilogrm.
Aetznatronlauge von 40° Baumé
10 Liter
Wasser
10 Liter
Schwefelblumen
3 Kilogrm.
Man operirt in der Siedhitze und erhält Graulila. In höherer Temperatur entsteht
Dunkelbraun.
2)
Humus
20 Kilogrm.
Normales Sulphür
40 Liter.
Dieses normale Sulphür enthält 70 Liter Natronlauge von 40° Baumé, 65
Liter Wasser und 30 Kilogrm. Schwefel.
Um Baumwolle oder Garn zu färben, löst man von dem Producte in 60° warmem
Wasser auf, und behandelt dieselben darin auf gewöhnliche Weise. Dann läßt man
zweifach-chromsaure Kalilösung kochend darauf einwirken, wodurch der
Farbstoff fixirt und unlöslich gemacht wird. (Aus dem Moniteur de la Teinture, 20. October 1873 durch den Bulletin de la Société chimique de Paris, 5. Januar 1874,
t. XXI pag. 42.)
Darstellung der kohlensauren Alkalien vermittelst der Sulphate
auf nassem Wege; von Lawrence Smith.
Man löst z.B. 5 Theile schwefelsaures Kali in Selterswasser, setzt 7 Theile
präcipitirten kohlensauren Baryt hinzu und rührt fleißig um. Nach vier bis fünf
Stunden enthält die Flüssigkeit keine Spur von Schwefelsäure mehr, sondern bloß
kohlensaures Kali. (Chemical News, vol. XXVII, p. 316).
Herstellung weicher und brillanter Photographien; nach Engelmann.
Es handelt sich hier darum Porträts herzustellen, die mit der möglichsten Schärfe der
Contouren eine große Fülle von Halbtönen repräsentiren und der Totalansicht alsdann
eine Weichheit verleihen, welche bei dem gewöhnlich angewendeten Verfahren zu
produciren beinahe unmöglich ist. Dieselben sind bis jetzt stets durch congruentes
Uebereinanderlegen zweier gleich aufgenommenen Negative erzeugt worden, wobei
indessen die übergroße Präcision der Manipulationen einen permanenten Gebrauch für
den Photographen unmöglich macht.
Engelmann bringt nun, um obige Resultate zu erzielen, ein
einfacheres Verfahren in Anwendung, welches von der jetzigen Art und Weise im
Princip vollständig abweicht, indem der Schwerpunkt nicht in dem positiven
Druckverfahren, sondern in der Anfertigung der Matrize liegt. Folgendes ist die
Herstellung derselben.
Auf der am Apparat befindlichen Stellscheibe wird das Modell wie gewöhnlich scharf
eingestellt. Darauf wird an die Stelle, wo sich der Ausschnitt für die Größen
befindet, eine matte Glastafel, welche durch Provenceröl etwas durchsichtiger
gemacht ist, befestigt, und die präparirte Platte mit der Hälfte der zu nehmenden
Zeit belichtet. Ist dieß geschehen, so wird die interimistische Mattscheibe
entfernt, und die Platte während der zweiten Hälfte der Zeit exponirt. Auf dieser
Weise werden auf derselben Collodiumschicht zwei über einander liegende Negative
erzeugt, und man hat es in der Macht, durch die gewöhnliche Verstärkungsweise
denselben mehr oder weniger Brillanz zu geben. Im Allgemeinen ist eine etwas kürzere
Belichtungszeit anzurathen, da durch die Brechung des Lichtes bei der ersten
Exposition auf die Schatten eine Vertheilung der Lichter stattfindet, die, ähnlich
wie der bekannte Schleier, den Tiefen schon einen matteren Ton gibt. Obige Art und
Weise zu manipuliren hat nicht nur den Vorzug, der Photographie eine größere
Vollendung in der technischen Ausführung zu verleihen, sondern bietet dem
Photographen auch eine wesentliche Ersparniß an Geld und Zeit, da sowohl die
Positiv- als auch die Negativretouche fast gänzlich erspart wird. (Photogr.
Correspondenz.)
Ueber das Patchouli.
Patchouli oder Pucha-pat ist der hindostanische Name der Pflanze, von welcher
das bekannte Parfum gewonnen wird, und die in der Botanik den Namen Pogostemon Patchouli führt. Sie gehört zu den
Labiaten, einer Familie, welche uns so viele aromatische Gewächse liefert wie
Salbei, Thymian, Majoran, Rosmarin, Lavendel, Münze etc. Das Patchouli ist hoch und
staudenartig, ungefähr vom Habitus unserer Gartenmünze, hat eiförmige,
entgegengesetzte, etwa 3 Zoll lange Blätter und dichte, aus kleinen weißpurpurnen
Blüthen bestehende Aehren. Es ist einheimisch in Penang, Silhet und der malayischen
Halbinsel, in Indien allgemein als Parfüm gebräuchlich, auf allen Bazars zu haben,
wird auch statt Tabak geraucht, und die Weiber räuchern ihre Haare damit. Nach
England gelangte es zuerst im Jahre 1844, und wurde per
Pfund zu 6 Schillingen ausgeboten, fand aber damals keine Abnehmer, und erst eine
spätere Sendung von New-York, wohin die Pflanze von China aus gebracht seyn
soll, veranlaßte, daß man aufmerksamer darauf wurde und daß das Kraut Liebhaber
fand. Die Pflanze ward auch bald in privaten und botanischen Gärten Europa's
cultivirt. In früheren Jahren konnte man die ächten indischen Shawls an einem
eigenthümlichen Geruche erkennen, dessen Ursache lange verborgen blieb, bis
französische Fabrikanten herausbrachten, daß derselbe vom Patchouli herrührt; sie
verschafften sich nun die Pflanze, und ertheilten damit ihren eigenen Fabricaten den
Geruch der indischen. Derselbe Geruch haftet auch der indischen Tinte (Tusche) an.
Eingeführt wird das Patchouli bei uns als halbpfundschwere Bündel, welche aus den
Stengeln und Blättern bestehen. Die Patchouli-Säckchen, welche man bei uns in
den Läden feilbietet, enthalten das grob gepulverte Kraut untermengt mit Baumwolle,
und werden in Schränke und Schubläden gelegt zur Vertreibung von Motten und anderen
Insecten.
Das Patchouli steht in größtem Ansehen bei den Arabern, welche davon mehr als jede
andere Nation gebrauchen, und es sogar auf ihren Pilgerreisen mitführen und ihre
Betten damit ausstopfen in der Meinung, dadurch ansteckende Krankheiten abzuhalten
und das Leben zu verlängern.
Der Träger des Aroms der Pflanze ist natürlich ein ätherisches Oel, welches auch
schon in Indien daraus destillirt wird. Es ist gelblichgrün und besitzt nahezu das
specifische Gewicht des Wassers. 100 Pfund liefern circa
28 Unzen Oel. (Aus dem Journal of applied Science durch
das Pharmaceutical Journal and Transacions, November
1873, S. 362.)
Ueber den in den Blättern des Weinstockes enthaltenen Zucker;
von A. Petit.
In einer früheren Notiz habe ich angegeben, daß die Blätter des Weinstockes pro Kilogrm. 20 bis 30 Grm. Glykose und 13 bis 16 Grm.
Säure enthalten.
Bei weiterer Verfolgung dieser Untersuchungen fand ich, daß von der Gesammtmenge der
Säure die Weinsteinsäure etwa ein Drittel ausmacht, und daß der größte Theil dieser
Säure als doppelt-weinsteinsaures Kali zugegen ist.
Der Zucker der Trauben ist nur intervertirter, ohne Beimischung von Rohrzucker. Buignet fand sein Drehungsvermögen gleich –
26°.
Die Blätter dagegen enthalten, außer dem intervertirten Zucker, noch eine sehr
merkliche Menge nicht reducirenden Zuckers, und dieser ist Rohrzucker. Nach seiner
Behandlung mit Säuren zeigt er gleichfalls das Drehungsvermögen von –
26°.
Durch Behandeln der Auszüge der Blätter mit Thierkohle erhielt ich vollkommen
farblose Flüssigkeiten, aus denen auch aller Gerbstoff, welchen die Blätter
abgegeben hatten, verschwunden war. Eine solche Flüssigkeit gab per Kilogr. Blätter 9,2 Grm. Rohrzucker und 26,55 Grm.
Glykose; eine zweite Extraction lieferte 15,80 Grm. Rohrzucker und 17,49 Grm.
Glykose.
Die Blätter des Kirschbaumes und des Pfirsichbaumes enthalten ebenfalls beide
Zuckerarten. 1 Kilogrm. Pfirsichblätter gab 33 Grm. Rohrzucker und 12 Grm. Glykose.
(Journal de Pharmacie et de Chimie, Januar 1874, t. XIX, p. 41.)
Schätzung des Eisens durch Färbung; von T. T. Morrell.
Personen, welche Eisenerze für den Hohofen aussuchen, wird es angenehm seyn zu
erfahren, daß die Menge des Eisens in denselben annähernd durch leicht auszuführende
colorimetrische Methoden bestimmt werden kann. Am besten eignet sich zu diesem
Zwecke eine dunkelgefärbte Lösung von Jod, welche durch Versetzen von Eisenchlorid
mit Jodkalium entsteht.
Man löst demgemäß 0,100 Gramm oder mehr von dem Erze in Salzsäure, filtrirt in eine
Proberöhre, stumpft die freie Säure nahezu mit Kali ab, führt das etwa vorhandene
Eisenchlorür vermittelst übermangansauren Kalis in Chlorid über, erhitzt zur
Zerstörung des überschüssig angewandten Permanganats, läßt erkalten, setzt einige
Krystalle Jodkalium hinzu, verschließt die Röhre, erwärmt kurze Zeit gelinde, und
vergleicht nach dem Erkalten die Farbe der Flüssigkeit mit einer Scale von normalen
Farben (Britton's Colorimeter) oder mit Glasstreifen von
derselben Farbentiefe.
Am besten nimmt man zu jeder Probe ein und dieselbe Quantität Jodkalium, und normirt
jede Röhre des Colorimeters durch Versuche mit verschiedenen Quantitäten einer
Eisenchlorid-Solution.
Kleine Mengen von Chlorcalcium, Chlormagnesium, Chlormangan und Chloraluminium wirken
nicht störend.
Bei einiger Sorgfalt erhebt sich der Fehler nie über 1 Proc. (American Chemist, Februar 1874, S. 289).
Wirkung verschiedener Substanzen auf das Conserviren der
Eier.
Es ist bekannt, wie leicht Eier verderben und in Fäulniß übergehen, ohne daß bisher
die Ursache dieser Zersetzung sicher ermittelt worden. Hr. F. C. Calvert hat dieser Frage dadurch näher zu kommen gesucht,
daß er den Einfluß verschiedener Gase und Lösungen auf die Eier durch lange Reihen
von Experimenten untersuchte, welche zu nachstehenden Ergebnissen führten:
Der Sauerstoff wirkt sehr verschieden, je nachdem er trocken oder feucht ist: wenn
man in trockenen Sauerstoffe in ganzes Ei setzt, so wird es in keiner Weise
verändert; wenn dieses Gas jedoch feucht ist, sieht man nach kurzer Zeit, drei
Wochen oder einem Monat,
das Ei sich mit Schimmel bedecken; beim Zerbrechen des Eies zeigt sich jedoch der
Inhalt ganz unzersetzt. Hat man aber dem Ei vorher mit einer sehr feinen Nadel ein
kleines Loch gemacht, so zersetzt sich dasselbe auch in trockenem Sauerstoff; es
entwickeln sich mehr Stickstoff und Kohlensäure, an der Oberfläche erscheint etwas
Schimmel, und der Inhalt ist faulig geworden, enthält sehr viel Vibrionen. Im
feuchten Sauerstoff zersetzt sich das Ei viel schneller und vollständiger.
In feuchtem Stickstoff können die ganzen, wie die angebohrten Eier sich drei Monate
lang erhalten. Die ganzen Eier bedecken sich mit einem leichten Flaum von Penicillium, aber das Innere bleibt gesund. Bei
durchbohrten Eiern wird der Inhalt etwas zersetzt, und man findet in ihm Vibrionen,
aber kein fremdes Gas.
In Wasserstoff bedecken sich die ganzen, wie die angebohrten Eier mit einem leichten
Flaum, aber der Inhalt bleibt gesund.
Unverletzte wie durchbohrte Eier haben sich in Kohlensäure vollständig conservirt.
Auf der Oberfläche erschien keine Spur von Penicillium.
Das Resultat war gleich, ob die Kohlensäure trocken oder feucht war. Leuchtgas
verhielt sich so wie Kohlensäure,
In einer Lösung von Chlor (1/500) haben sich Eier vom 18. April bis 12. December
innerhalb eines verschlossenen Gefäßes vollkommen gut erhalten, sie zeigten keine
sichtbare Veränderung, als sie aber wieder in dieselbe Flüssigkeit getaucht und die
Flasche offen gelassen wurde, hatten sie sich bis zum 19. desselben Monats mit Penicillium glaucum bedeckt.
Eine gleich verdünnte Lösung von unterchlorigsaurem Kalk konnte selbst für 10 Tage
keinen Schutz ausüben; nach dieser Zeit waren die Eier mit Schimmel bedeckt und am
8. Juni (die Versuche mit den Flüssigkeiten waren sämmtlich am 18. April begonnen)
war auch das Innere mit Penicillium erfüllt. Eine Lösung
von Kalkwasser zeigte nach 10 Tagen die Eier unverändert; hingegen war schon am 8.
Mai im Inhalt Zersetzung und Schimmelbildung zu erkennen. Der schwefligsaure Kalk
hat dieselben Resultate ergeben.
Die in Carbolsäurelösung (1/500) getauchten Eier haben bis zum 8. Juni keine
Aenderung gezeigt. Zu der Zeit waren sie leicht mit Penicillium bedeckt, aber das Innere war vollkommen gesund. (Comptes rendus t. LXXVII p.
1024.)
Zur Kenntniß der Fulgurite; von C. Scholz.
Die Fulgurite, auch Blitzröhren, Blitzsinter, Donnersteine genannt, wurden bisher
immer für durch den Blitz plötzlich geschmolzene Kieselerde gehalten. Der Verfasser hat aber eine solche Masse untersucht
und gefunden, daß diese wesentlich aus Erdcarbonaten
bestand; die procentische Zusammensetzung war nämlich folgende:
2,49
Wasser
0,01
Empyreuma
0,83
Kieselerde
0,09
Thonerde mit einer Spur Eisen
0,38
kohlensaure Magnesia
11,41
kohlensaurer Strontian
84,79
kohlensaurer Kalk
––––––
100,00.
(Archiv der Pharmacie, December 1873, Bd. III S. 541).