Titel: Der elektrische Gas-Anzünder von William W. Batchelder in New-York; mitgetheilt vom Professor Dr. A. Kurz in Augsburg.
Autor: A. Kurz
Fundstelle: Band 212, Jahrgang 1874, Nr. VII., S. 39
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VII. Der elektrische Gas-Anzünder von William W. Batchelder in New-York; mitgetheilt vom Professor Dr. A. Kurz in Augsburg. Mit Abbildungen auf Tab. I. Kurz, über Batchelder's elektrischen Gas-Anzünder. Im hiesigen technischen Vereine wurde jüngst ein elektrischer Gas-Anzünder vorgezeigt, welcher durch den Patentinhaber William W. Batchelder auf der Wiener Weltausstellung exponirt war. Das Wesentliche dieses hübschen Apparates besteht aus einer kleinen Metallglocke, in welcher unmittelbar über dem anzuzündenden Gashahne etwas Gas – mit atmosphärischer Luft gemengt – aufgefangen wird, und aus einem sehr einfach zu handhabenden Elektrophor, durch welchen ein Funke erzeugt und das Gasgemisch in der Glocke und in Folge dessen das dem geöffneten Hahne entströmende Gas entzündet wird.Dieser Apparat erinnert an das schon lange bekannte, sast schon vergessene elektrische Feuerzeug, bei welchem Wasserstoffgas durch einen elektrischen Funken entzündet wurde; später erst brachte man statt des Elektrophors Platinschwamm (Platinmohr) an. (Vergl. Precht's technolog. Encyklopädie, Bd. VI S. 73 u. ff.) Dieser Gas-Anzünder ist in Figur 7 und 28 in zwei Ansichten und in Figur 29 in Detail dargestellt. Der elektrische Funke wird durch Trennung des Deckels b vom Elektrophor a hervorgerufen, dessen Oberfläche durch Verdrehen (Reiben) der Hartgummischeibe a gegen das anliegende Lederkissen b negativ elektrisch gemacht wurde. Die negative Elektricität in a bindet im Metalldeckel b (aus Neusilber) die positive Elektricität, während die abgestoßene negative Elektricität dieses Deckels durch den an demselben anliegenden Bügel k (Fig. 27) und den Griff s, welchen man mit der Hand erfaßt hat, zur Erde abfließt. Zieht man aber, mit dem Finger den Bügel k erfassend, die Scheiben a und b auseinander, so wird die positive Elektricität in b frei, ihr Abfluß zur Erde aber sowohl bei dem Handgriff s als auch am oberen Ende des Drahtes c durch isolirende Hartgummistücke n und m (Figur 29) gehindert. Sie kann nur bis zum Draht f gelangen und von da auf die nahestehende Metallglocke e als Funke überspringen, welche durch einen elastischen Spiraldraht l, den Bügel k und die Hand des Experimentators mit der Erde in leitender Verbindung steht. Die bei f durchlochte Glocke e wird in einigen Centimeter Höhe über den anzuzündenden Gashahn gehalten, indem man den Apparat bei dem Griff mit einer Hand hält, vor dem Anzünden den Hahn eventuell mit dem Schlüssel d aufdreht und durch Herabziehen des Bügels k mit dem Zeigefinger der den Griff erfassenden Hand einen Funken bei f zum Entzünden des in der Glocke sich fangenden Gases überspringen läßt. Daß man nach vorangegangenem leichten Reiben der Scheiben a, b mehrere Funken ziehen kann, beim Versagen auch wieder nach kurzer Pause, alles dieses ist vom Elektrophor her bekannt. Der beschriebene Gas-Anzünder dürfte eine allgemeinere Anwendung in Fabriken (z.B. Spinnereien) finden, wenn derselbe zum gleichzeitigen Entzünden mehrerer Flammen modificirt werden könnte.

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