Titel: | Bremsvorrichtung für Dampfmaschinen-Schwungräder; von Engel-Gros in Mülhausen. |
Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. XIV., S. 102 |
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XIV.
Bremsvorrichtung für
Dampfmaschinen-Schwungräder; von Engel-Gros in
Mülhausen.
Nach dem Bulletin de la
Société industrielle de Mulhouse 1874, t. XLIV p. 30 und 87.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Engel-Gros, Schwungrad-Bremse.
In Fabriken wie Spinnereien, Webereien u.a.m. werden die Arbeitspausen zum Putzen und
Schmieren der Lager, zu kleinen Reparaturen an der Transmission oder an den
Dichtungen der Dampfmaschine etc. benützt und da nun diese Zeit gewöhnlich eine
knapp bemessene ist, so beginnen die betreffenden Leute sofort nach dem Haltsignal
und kaum, daß die Dampfmaschine abgestellt wurde, ihre hastig auszuführende
Arbeit.
Nun ist es gar nicht selten, daß die Dampfmaschine – sei es, daß die
Einstellung derselben bei ungünstigem Stand der Kurbel stattfand oder daß der im
Cylinder verbliebene Dampf sich condensirt oder endlich, was wohl zumeist die
Ursache sein wird, daß das Dampfventil schlecht schließt – nach dem
Abstellen unvermuthet wieder in Gang kommt und das
Schwungrad ein viertel bis zu einer vollen Umdrehung ausführt. Die an der
Transmission etc. beschäftigten Arbeiter sind alsdann großen Gefahren ausgesetzt,
welche um so nachdrücklicher behoben werden müssen, als den Arbeitern jeder Anhalt
zur Erkennung derselben entzogen ist.
Einige vorgekommene Unglücksfälle führten in dem Etablissement von Dollfus-Mieg und Comp.
in Mülhausen zur Einführung der in Figur 13 bis 15 skizzirten
Bremsvorrichtung für das Schwungrad nebenbei bemerkt an einer 450pferdigen Woolf'schen Dampfmaschine, – welche
Sicherheitsvorrichtung seit dem J. 1871 mit bestem Erfolge angewendet ist.
Die ganze Bremsvorrichtung besteht aus zwei, rechts und links der Hähne am
Schwungrade V angebrachten hölzernen Bremsbacken a, welche durch Drehung des Handrades f fest auf den Radkranz aufgepreßt werden können. Die
Bremshölzer sind in eiserne Klammern b eingeschraubt und
diese Klammern durch eine Querwelle c verbunden, in
welche das Ende der Druckschraube e, wie in Figur 14
deutlicher herausgezeichnet wurde, eingelassen ist. Das kugelförmige Ende der
Druckschraube e ist mit einer kreisförmigen Nuth
versehen, in welche die Spitzen der Schrauben g
eingreifen und die Querachse c nöthigen, ohne dabei die
Drehung der Bremsschraube e zu hindern der vor-
oder zurückgehenden Bewegung der letzteren zu folgen. Eine Unterstützung erhalten
die Bremsbacken b durch die Arme h, welche an dem Support A angebolzt sind.
Oben ist im Support A eine Bronce-Mutter d für die Schraube e
eingelassen; der Support selbst wird an der eisernen Traverse B festgeschraubt.
Die Commission des Mülhauser industriellen Vereines, welcher die Bremsvorrichtung zur
Begutachtung vorgelegt wurde, hat sich sehr günstig für dieselbe ausgesprochen,
zugleich aber hierbei die Anregung gegeben, einen Lufthahn mit dem Dampfcylinder
dergestalt in Verbindung zu setzen, daß derselbe beim Schließen des Dampfventiles
geöffnet wird. Dadurch wäre nämlich jede Gefahr in ihrem Entstehen beseitigt, ob nun
die Nachdrehung des Schwungrades derzeit durch Condensation des im Cylinder noch
zurückgebliebenen Dampfes oder durch eine Undichtheit des Dampfventiles
hervorgerufen würde.