Titel: Das Wassertonnengebläse angewendet als Generatorgaspumpe; von M. Koppmayer, Betriebsassistent der Bessemer-Stahlfabrication in Ternitz.
Autor: M. Koppmayer
Fundstelle: Band 212, Jahrgang 1874, Nr. XVIII., S. 133
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XVIII. Das Wassertonnengebläse angewendet als Generatorgaspumpe; von M. Koppmayer, Betriebsassistent der Bessemer-Stahlfabrication in Ternitz. Mit Abbildungen auf Tab. III. Koppmayer, über das Wassertonnengebläse  als Generatorgaspumpe. Bei dem Umstande, daß gegenwärtig in dem hiesigen Fabriksetablissement Leuchtgas noch nicht als Beleuchtungsmaterial in Verwendung steht, wohl aber Generatorgas aus Braunkohlen zum Betriebe der Siemens-Oefen erzeugt und benützt wird, um das Rohmaterial für den Bessemer-Proceß umzuschmelzen, lag der Gedanke nahe, dasselbe als Gas für die Bunsen'schen Brenner (statt den mit vielen Unannehmlichkeiten zu handhabenden Spirituslampen) in das Laboratorium einzuführen. Da aber einerseits die hiesigen Generatoren ohne Unterwind, also blos durch Ansaugen des Schornsteines betrieben werden, andererseits auch noch das Gas eine mehrere Hundert Fuß lange Röhrenleitung vom Generator bis zum Laboratorium zu passiren hat, mußte ein geeigneter Apparat gefunden werden, welcher nicht nur das Generatorgas in ein Vorrathsgefäß schafft, sondern dasselbe auch wieder mit einem gewissen Druck in die Bunsen'schen Brenner treibt. Diese beiden Bedingungen, habe ich nun durch nachstehend beschriebene und in Figur 26 und 27 mit einfachen Strichen verzeichnete Anordnung des Wassertonnengebläses erreicht. Die aus je einer feststehenden, mit Wasser gefüllten Tonne A und einer in derselben im verticalen Sinne auf und ab verschiebbaren Glocke B bestehenden Tonnensysteme I und III dienen sowohl zum wechselseitigen Ansaugen des Generatorgases als auch zur Weiterbeförderung desselben in das als Gasreservoir und Druckregulator dienende Tonnensystem II. Das Rohr C steht in Verbindung mit dem Gaserzeuger, resp. mit einer zu den Siemens-Oefen führenden Rohrleitung. Die von dem Rohre C abzweigenden, mit den Absperrhähnen e und d versehenen Röhren E und D dienen als Gaszuleitung für die Systeme I und III, während die ebenfalls mit den Absperrhähnen f und g versehenen Rohrleitungen F und G zur Weiterbeförderung des durch I und III angesaugten Gases in das System II dienen. Von hier gelangt das Gas endlich durch das Rohr H in die einzelnen Rohrstränge, welche zu den Bunsen'schen Brennern führen. Oberhalb der drei Apparate sind an Balken gut befestigte Rollen angebracht, um welche von jeder Glocke B aus Seile laufen, an denen Gewichte aufgehängt werden können. Soll nun Generatorgas angesaugt werden, so wird, nachdem man sich früher wohl überzeugt hat, daß sowohl die Rohrleitungen als auch die Tonnensysteme gasdicht sind, auf folgende Weise verfahren. Soll das System I in Thätigkeit gesetzt werden, so werden die Hähne f, g und d geschlossen, während der Hahn e geöffnet wird. Sodann hängt man an das Seil a ein Gewicht P, welches nicht nur die im Wasser hängende Glocke ausbalancirt sondern noch mit etwa ein Centner Ueberlast zu heben sucht.Behufs bequemer Manipulation setzt man das Gewicht P aus einzelnen bis etwa 50 Pfund schweren Stücken zusammen. Um aber die Gefahr hintanzuhalten, die Glocken B aus dem Wasser zu heben, so wählt man die Länge des Seiles a derart, daß die Gewichte P rechtzeitig auf dem Boden aufliegen. In analoger Weise wird das Gas auch mit dem Tonnensysteme III nach vorausgegangener richtiger Hahnstellung angesaugt. Soll das durch Hebung der Glocken angesaugte Gas jetzt seiner Verwendung zugeführt werden, so wird es in das System II einfach dadurch geschafft, daß man den Hahn e resp. d schließt, dagegen den Hahn f bezieh. g öffnet und die betreffenden Gewichte P abhängt. Durch das Eigengewicht der Glocke B wird nun das in derselben angesammelte Gas in das Tonnensystem II getrieben. Das Gewicht der in dem Systeme II befindlichen Glocke B ist durch ein Gegengewicht Q so weit ausgeglichen, daß das Gas unter einem gewissen Drucke, etwa 3/4 bis 1 Zoll Wassersäule, durch das Leitungsrohr H entweicht. Um Störungen bei dem Betriebe dieses Apparates zu vermeiden, wird man selbstverständlich immer abwechselnd eines der beiden Systeme I oder III saugen lassen, während man gleichzeitig von dem anderen das früher angesaugte Gas in den Regulator II drücken läßt. Die Arbeit des Ein- und Aushängen der Gewichte sowie das Stellen der Hähne kann, wenn der Verbrauch an Generatorgas mit dem Fassungsraume der Glocken und dem Querschnitte der Rohrleitungen im richtigen Verhältnisse steht, leicht von dem Laboranten neben seinen andern Arbeiten besorgt werden. Das anstrengendere Ein- und Aushängen der Gewichte kann dort, wo ein genügend hoch gelegenes Wasserreservoir zur Verfügung steht, leicht umgangen werden. Es lassen sich alsdann verschiedene automatische Vorrichtungen treffen, auf welche jedoch der Verf. hier einzugehen unnöthig findet. Das Generatorgas brennt im Bunsen'schen Brenner auch ohne Luftzutritt mit nicht leuchtender Flamme, welche in ihrer Wirkung einer gleichgroßen Spiritusflamme entspricht. Da das Generatorgas immer bedeutende Mengen von leicht condensirbaren Theerdämpfen mit sich führt, welche die Röhren, Hähne u.s.w. bald verlegen, so hat man bei der Anlage der Rohrleitung darauf zu achten, dieselbe mit einem genügenden Gefälle zu versehen und an Ecken kleine Theersammler anzubringen, ebenso auch das ganze Röhrennetz und die Hähne behufs leichter und rascher Reinigung bequem zugänglich und zerlegbar zu machen.

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Tafel Tab.
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Tab. III