Titel: | Ueber farbiges Bleiweiss; von Dr. G. G. Wittstein. |
Autor: | G. G. Wittstein |
Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. XXXV., S. 224 |
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XXXV.
Ueber farbiges Bleiweiss; von Dr. G. G. Wittstein.
Wittstein, über farbiges Bleiweiß.
Die Ursache der mitunter vorkommenden röthlichen Färbung des Bleiweißes ist
verschieden gedeutet worden. Baker wollte gefunden haben,
daß sie auf einem Gehalte an Silber herrühre. Dagegen kamen A. Bannow und G. Krämer, (Dingler's polytechn. Journal Bd. CCV S. 271) sowie Lorscheid (Dingler's polytechn. Journal Bd. CCVII S. 217) zu dem Schlusse,
daß der färbende Körper eine ähnliche Verbindung von Bleisuboxyd mit Bleioxyd sei,
wie die aus Oxyd und Superoxyd bestehende Mennige, und daß seine Entstehung auf
einem mangelhaften Fabrikations-Processe (nach Lorscheid Mangel an Kohlensäure) beruhe.
Damit ist übrigens dieser Gegenstand noch keineswegs erschöpft. Mir wurde eine Probe
Bleiweiß zur Untersuchung gebracht, welches im Großen bezogen war und nicht die dem
untadeligen Präparate eigne, rein weiße Farbe, sondern einen schwachen Stich in's
Grauröthliche besaß. Dasselbe löste sich in 20procentiger Essigsäure unter gelinder
Erwärmung bis auf einen Rückstand von 2,25 Procent auf; die Lösung war farblos, gab
mit Kalilauge im Ueberschuß versetzt eine ganz klare Lösung, aus der sich binnen 24 Stunden
keine Spur eines Absatzes abschied, und die nach dem Ausfällen mit verdünnter
Schwefelsäure erhaltene Flüssigkeit wurde durch Schwefelwasserstoff,
Schwefelammonium und Kaliumeisencyanür nicht verändert. Die Solution enthielt mithin
weiter nichts als Bleioxyd.
Der von der Essigsäure ungelöst gebliebene, 2,25 Proc. des Bleiweiß betragende
Rückstand hatte ein grauröthliches Ansehen. Wasserhelle Salzsäure damit erhitzt,
färbte sich rasch gelb, nahm jedoch nur einen kleinen Theil davon auf; was
zurückblieb, sah nunmehr ganz weiß aus und war Kieselerde. Die gelbe Flüssigkeit
wurde durch Kaliumeisencyanür tief blau gefärbt und gefällt, gab aber auch mit
Baryumchlorid eine schwache Reaction auf Schwefelsäure.
Der in Essigsäure unlösliche Theil jener Bleiweiß-Probe bestand also aus
Kieselerde, schwefelsaurem Bleioxyd und Eisenoxyd; es muß
demnach letzteres für die Ursache seines nicht ganz weißen Ansehens erklärt
werden.