| Titel: | Ueber das galvanoplastische Verkupfern gusseiserner Walzen für den Zeugdruck, von Theodor Schlumberger; Bericht über dessen bezügliche Abhandlung von Gustav Schäffer. | 
| Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. LXXXII., S. 431 | 
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                        LXXXII.
                        Ueber das galvanoplastische Verkupfern
                           gusseiserner Walzen für den Zeugdruck, von Theodor Schlumberger; Bericht über dessen bezügliche AbhandlungDieselbe wurde im Juli 1871 der Société
                                    industrielle zu Mülhausen eingereicht; die Berichterstattung darüber
                                 mußte aber wegen verschiedener Umstände bis jetzt verschoben werden. von Gustav Schäffer.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société industrielle de Mulhouse, t. XLIV p. 120; März 1874.
                        Schlumberger's Darstellung galvanisch verkupferter
                           Gußeisen-Walzen für den Zeugdruck.
                        
                     
                        
                           Offenbar wäre es für die Zeugdruckfabriken ein großer ökonomischer Vortheil, wenn sie
                              die Walzen aus Kupfer oder Messing durch solche aus Gußeisen ersetzen könnten,
                              welches auf galvanoplastischem Wege mit Kupfer überzogen ist, daher schon längst
                              Versuche zur Erreichung dieses Zieles angestellt wurden.
                           Im J. 1862 unternahm Louis Huguenin das Verkupfern einer
                              Anzahl gußeiserner Walzen, welche man für gewisse Arten von Gravirungen benützte
                              namentlich solcher, die mittels des Pantograph ausgeführt werden konnten; obgleich
                              dieser Versuch nicht mit vollständigem Erfolge gekrönt wurde, setzte das Haus Schlumberger die Bestrebungen Huguenin's mit lobenswerther Ausdauer fort. Mittels einiger
                              Modificationen, welche am ursprünglichen Verfahren angebracht wurden, gelang es nach und nach einige
                              Hundert gußeiserne Walzen zu verkupfern, wovon ein großer Theil 5 bis 6mal gravirt
                              und wieder abgeschliffen und abgedreht wurde, ohne daß dadurch ein Nachtheil
                              entstand. Trotz dieser so aufmunternden Resultate kam das unten mitgetheilte Schlumberger'sche Verkupferungs-Verfahren in den
                              Zeugdruck-Fabriken nicht in Aufnahme, und zwar weil das Verkupfern nach
                              demselben so zahlreiche Vorsichtsmaßregeln erheischt, daß auch bei einer genauen
                              Befolgung der Methode das genügende Gelingen nicht verbürgt
                                 werden kann.
                           Vor 30 Jahren wurden in England die ersten Versuche gemacht, die Galvanoplastik zum
                              Verkupfern der für den Zeugdruck bestimmten Walzen anzuwenden und besonders von Hrn.
                              Lokett, einem der geschicktesten Graveure, mit
                              Ausdauer fortgesetzt; es gelang aber weder diesem, noch anderen ebenso geschickten
                              Graveuren, trotz des Beistandes von Männern der Wissenschaft, durchgreifende Erfolge
                              zu erzielen. Als das Graviren mit dem Pantograph in England eine große Verbreitung
                              erlangt hatte, nahm man mit neuem Eifer das Verkupfern der gußeisernen Walzen wieder
                              auf. Es wurden mehrere Verbesserungen am ursprünglichen Verfahren angebracht, aber
                              die Hauptschwierigkeiten nicht überwunden.
                           Letzterer Umstand und die geringe Sicherheit, die für das
                              Gelingen geboten war, lähmten die Geduld derjenigen, welche mit dem größten Eifer
                              die Lösung eines so interessanten Problems versucht hatten. Dieselben
                              Schwierigkeiten, welche den Eifer der Engländer paralysirten, hemmten auch
                              denjenigen der bedeutenden Ateliers, welche in Berlin und in Prag zum Verkupfern der
                              Walzen errichtet worden waren. Was zum Verlassen des neuen Systems viel beigetragen
                              hat, ist die Mißgunst, in welche das Graviren mit dem Pantograph verfiel. Die
                              Graveure behaupten übereinstimmend, daß bei den neuen Walzen die Adhärenz des
                              Kupfers und des Eisens keine hinreichende ist. Unter dem beträchtlichen Druck,
                              welchen das Molettiren gewisser Arten von Gravirungen erfordert, erleidet die Walze
                              eine Art Streckung, durch welche die zwei Metalle getrennt werden. Die Walzen aus
                              massivem Kupfer sind härter und auch dichter, was sich leicht erklärt, wenn man das
                              aufeinanderfolgende Hämmern und Ziehen berücksichtigt, welchem sie ausgesetzt werden, bevor man sie an die
                              Graveure und Zeugdruckereien abliefert.
                           Man hatte eine große Wichtigkeit dem Vortheil beigelegt, die Walzen aus verkupfertem
                              Gußeisen auf ihrem ursprünglichen Durchmesser erhalten zu können; später fand man
                              aber, daß dieser Vortheil illusorisch ist, da die Kosten des Verkupferns
                              beträchtlich sind und das auf galvanoplastischem Wege erhaltene Kupfer sechsmal so
                              viel kostet als das gewöhnliche Kupfer; dazu kommt noch, daß die Walzen aus Kupfer,
                              nachdem sie durch das wiederholte Abdrehen zur Entfernung der Gravirung zu klein
                              geworden sind, stets einen inneren Werth behalten, während die Walzen aus Gußeisen,
                              welche man umzuschmelzen genöthigt ist, nur einen unbedeutenden Werth haben.
                           
                        
                           Nachtheile der galvanisch verkupferten
                                 gußeisernen Walzen nach den Erfahrungen der Zeugdrucker.
                           Die gewöhnlichen Walzen aus Kupfer ertragen den Druck der Molettirmaschine, während
                              die Walzen aus Gußeisen sich leicht krümmen und manchmal sogar brechen. Wenn eine
                              Walze aus Kupfer beschädigt worden ist, so hilft der Drucker dem Uebelstande leicht
                              ab, indem er entweder den geritzten Theil mit dem Polirstahl bearbeitet, oder einen
                              Pfropf aus Kupfer an der Stelle einführt, wo eine Vertiefung entstanden ist. Diese
                              zwei Operationen bieten aber große Uebelstände für die Walzen aus verkupfertem
                              Gußeisen dar, denn das Kupfer wird durch die Bearbeitung mit dem Polirstahl
                              ausgedehnt und seine vollkommene Adhärenz zerstört. Verschließt man die Löcher durch
                              Pfropfe aus Kupfer, so läßt es sich nicht vermeiden, daß das Eisen verletzt
                              (geritzt) wird, dessen Bloslegung die Farben oder die Beizen verändert, welche man
                              aufdruckt.
                           Man hat dieselben Dessins auf Walzen aus Kupfer und auf Walzen des neuen Systems
                              gravirt und beobachtet, daß auf letzteren die Gravirung weniger gut widerstand, daß
                              die Rakel sich verkupferte und so das Drucken schwieriger machte.
                           
                        
                           Th. Schlumberger's Verfahren zur
                                 galvanoplastischen Verkupferung gußeiserner Walzen behufs deren Verwendung zum
                                 Zeugdruck.
                           Man muß zuerst die gußeiserne Walze mit einer ziemlich concentrirten alkalischen
                              Lösung sehr sorgfältig abbeizen; dann wäscht man mit viel Wasser und feilt mit einer
                              feinen und ganz reinen Feile, so daß durchaus eine metallische Oberfläche erzielt
                              und jede Spur von Oxyd oder Unreinigkeit, welche nach dem Abdrehen zurückgeblieben
                              ist, entfernt wird.
                           Nach dem Feilen muß die Walze ein sehr glänzendes Ansehen besitzen, und man muß es
                              sorgfältig vermeiden, auf ihr die Feuchtigkeit des Athems sich absetzen zu lassen
                              oder sie mit den Fingern zu berühren. Der ganze Erfolg der Operation hängt von
                              dem größeren oder geringeren Grade von Vollkommenheit ab, welcher bei dem Abbeizen
                              erreicht worden ist, weshalb die kleinlichste Sorgfalt auf diese Arbeit verwendet
                              werden muß.
                           Man taucht hierauf die gereinigte und polirte Walze in das alkalische Bad, dessen
                              Zusammensetzung weiter unten angegeben ist. Die Walze bleibt während ungefähr 24
                              Stunden in dem alkalischen Bade dem Einfluß von 4–6 Batterie-Elementen
                              ausgesetzt, bis das Gußeisen sich ganz mit einem sehr dünnen Häutchen anhaftenden
                              Kupfers überzogen hat. Man wäscht, bürstet, reibt mit Bimssteinpulver und bringt,
                              wenn stellenweise das Gußeisen wieder erscheint, die Walze in das Bad zurück, bis
                              sich die ganze Oberfläche derselben mit Kupfer überzogen hat. Diese erste
                              Kupferschicht muß eine vollkommen gleichmäßige aber zugleich auch so dünn als
                              möglich sein, weil sie sonst nicht mehr anhaftend wäre.
                           Nachdem dieses Resultat erreicht ist, streicht man die Walze mit Metallbürsten,
                              wäscht mit vielem Wasser, spült mit schwach saurem Wasser (s.u.) und taucht sie
                              rasch in das Bad von saurem schwefelsaurem Kupferoxyd, worin man sie verweilen läßt,
                              bis der Kupferniederschlag die gewünschte Dicke erreicht hat. Dabei trägt man Sorge,
                              die Walze jeden Tag eine Vierteldrehung machen zu lassen, um die Theile zu
                              verdrängen, welche sich den in das Bad getauchten Kupferblechen gegenüber befinden.
                              Mit einem Strom, welcher durch eine Batterie von vier Elementen und bei einer
                              mittleren Temperatur von 15 bis 18° C. erzeugt wird, sind etwa 3 bis 4 Wochen
                              erforderlich, um eine Ablagerung von drei Viertel-Millimeter Dicke zu
                              erhalten.
                           Um die Batterien, deren Unterhaltung kostspielig ist und welche ungesunde salpetrige
                              Dämpfe entwickeln, theilweise zu vermeiden, wurde eine Anordnung getroffen, bei
                              welcher die zu verkupfernde Walze selbst die eine der Anoden des Stromes bildet.
                              Poröse Gefäße werden in das Bad eingeführt und symmetrisch auf jede Seite der Walze
                              angebracht, welche durch einen Metalldraht verbunden sind und deren jedes eine
                              Zinkbarre und verdünnte Schwefelsäure enthält. Die Auflösung von schwefelsaurem
                              Kupferoxyd (Kupfervitriol) erhält man in concentrirtem Zustande durch Krystalle von
                              Kupfervitriol und durch Schnitzel von Kupferblech, welche letztere verhindern, daß
                              die Säuerlichkeit der Bäder zu groß wird.
                           Alkalisches Bad.
                           
                              
                                 Wasser
                                 12 Theile
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Kupferoxyd
                                   1    „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 16 Theile
                                 
                              
                                 Cyankalium
                                   3    „
                                 
                              
                                 Kohlensaures Natron
                                   4    „
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Natron
                                   2    „
                                 
                              
                           Man mischt die beiden Flüssigkeiten nach vollständiger Auflösung der Salze.
                           
                           Anderes alkalisches Bad.
                           
                              
                                 Wasser
                                 10 Theile
                                 
                              
                                 Ammoniak
                                   3     „
                                 
                              
                                 Essigsaures Kupferoxyd
                                   2     „
                                 
                              
                           
                              
                                 Wasser
                                 16 Theile
                                 
                              
                                 Cyankalium
                                   3     „
                                 
                              
                                 Kohlensaures Natron
                                   4     „
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Natron
                                   2     „
                                 
                              
                           Da das Cyankalium und das essigsauere Kupferoxyd giftig sind, so darf man die Hände,
                              wenn solche wund sein sollten, nicht in die Flüssigkeit tauchen.
                           Saures Bad.
                           Es besteht aus einer Kupfervitriol-Auflösung von 20° Baumé, in
                              welche man einen halben Liter Schwefelsäure per 150
                              Liter Kupfervitriol-Lösung gießt, um den Durchgang des Stromes und die
                              Auflösung der in das Bad tauchenden Kupferbleche zu begünstigen, welche letztere den
                              Zweck haben, die Stärke des Bades aufrecht zu erhalten.
                           
                              D.