Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. , S. 349 |
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Miscellen.
Miscellen.
Sicherheits-Dampfkessel; von T. und T. H. Mitchell in New-York.
Wir finden im Scientific American April 1874, S. 239 eine
ausführlichere Beschreibung und Abbildung eines Dampfkessels, dessen ganz
eigenthümliche Disposition und Construction eine kurze Erwähnung verdient.
Derselbe besteht aus einem um zwei horizontale Achsen langsam (mit etwa 2 Umdrehungen
pro Minute) rotirenden
Blechcylinder, in welchen das Speisewasser durch ein central eingesetztes Siebrohr
in fein vertheiltem Zustand eingepumpt wird. Indem dieses Wasser nun mit den heißen
Blechwandungen in Berührung kommt, bildet sich Dampf und da durch eine selbstthätige
Speisevorrichtung nur so viel Wasser in den Kessel gelangt, als verdampft wird,
ferner gerade nur so viel Dampf erzeugt werden kann als durch das Dampfrohr
abgenommen wird, so soll der Kessel inexplosibel sein.
Mitchell's Dampfkessel sind unserer Quelle nach sogar
schon in Thätigkeit und sollen bei geringer Raumerforderniß eine beachtenswerthe
Brennmaterial-Ersparniß erzielen. Uns genügt diese Novität hier registrirt zu
haben.
L.
Hydropneumatische Pumpe als Beispiel der Transmission einer
Triebkraft auf größere Entfernungen.
Wir theilen als Auszug aus dem Berichte von Haton über die
hydropneumatische Pumpe des Ingenieurs Jarre folgende
kurze Notiz mit.
Jarre bedient sich als Mittel zur Transmission einer
Triebkraft auf große Entfernungen der comprimirten Luft, welche er ohne Anwendung
eines Kolbens direct auf das Wasser wirken läßt. Zur Comprimirung dient eine in
beträchtlicher Entfernung von dem zu hebenden Quellwasser aufgestellte Druckpumpe.
Da der Druck in dem Luftleitungsrohr ziemlich unveränderlich ist, so mußte ein
besonderes Organ eingeschaltet werden, durch dessen Vermittelung dieser Druck in dem
Wasserhebeapparat eine alternirende Wirkung ausübt, um den letzteren in Stand zu
setzen, sich durch das Einlaßventil zu füllen und durch das Auslaßventil zu
entleeren. Dieser Zweck wurde durch eine Art hydraulischen Kataraktes erreicht,
welcher sich auf das physikalische Princip des intermittirenden Brunnens gründet.
Ein oscillirender Balancier hebt abwechselnd die Einwirkung der comprimirten Luft
auf die Oberfläche des in die Höhe zu fördernden Wassers auf und stellt sie wieder
her – und zwar nach Maßgabe der Gewichtsveränderungen, welche in den beiden
beweglichen Theilen des Apparates eintreten, je nachdem diese in's Wasser tauchen
oder in der Luft sich befinden, d.h. je nachdem das Niveau sich hebt oder senkt. In
diesem Sinne setzt der Wasserhebeapparat seine Bewegung fort, so lange eine
hinreichende Luftspannung vorhanden ist.
Mehrere solche Pumpen arbeiten seit wenigstens zwei Jahren mit Erfolg. Eine
derselben, deren Entfernung vom Motor 150 Meter beträgt, hebt in 1 Minute 75 Liter.
Die comprimirte Luft gelangt in den Apparat durch ein Rohr von nur 2 Centimeter
Durchmesser mit nicht weniger als 23 rechtwinkeligen Biegungen. (Publication industrielle, 1873 p. 438.)
P.
Gußstahl; von A. Levallois in
Paris.
Der in der englischen Patent-Specification Nr. 2389 vom 10. August 1872
beschriebene Gußstahl soll dem Rosten minder unterworfen sein, als alle anderen
Sorten, und wird diese gute Eigenschaft durch Zusatz von Nickel und Wolfram
erreicht. Je nach der verlangten Qualität werden die folgenden Gewichtsmengen
zusammengeschmolzen:
Nr. 1.
Nr. 2.
Nr. 3.
Eisen
93
95
97
Wolfram
6 1/2
4 1/2
2 1/2
Nickel
1 1/2
1 1/2
1 1/2.
Die beiden dem Eisen zuzusetzenden Metalle werden mit einem Flußmittel gemengt, in
Patronen von dünnem Eisenblech gepackt und so in das geschmolzene Eisen gebracht.
Das Flußmittel ist ein feingepulvertes Gemenge von 36 Borax, 32 calcinirtem
Feuerstein und 32 geschlämmter Kreide; es wird vor dem Eintragen geschmolzen, und
man nimmt auf 100 Metall 1/2 bis 2 Theile. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1874 S. 602.)
Spiegeleisenanalysen.
Die in den Jahren 1868, 1869 und 1873 nach New-York eingeführten besten
deutschen Spiegeleisensorten enthielten in Procenten ausgedrückt:
1868
1869
1873
Eisen
85,570
84,455
84,122
84,869
–
–
Mangan
9,142
10,625
10,568
10,223
11,130
10,22
Kupfer
0,032
0,034
0,036
0,031
0,279
0,20
Kobalt und Nickel
0,005
0,005
0,004
0,002
–
–
Silicium
0,068
0,368
0,286
0,384
–
–
Kohlenstoff
5,048
4,304
4,907
4,461
–
–
Schwefel
–
0,002
–
0,001
–
–
Phosphor
0,037
0,044
0,014
0,027
0,039
0,06
Aluminium
0,082
0,045
0,032
0,012
–
–
Calcium
0,015
0,016
0,021
–
–
–
(Engineering and Mining Journal,
1874, Nr. 9.)
Vorschriften für Faßglasuren; von A. Kanitz.
170 Grm. Schellack, 170 Grm. Dammarharz (scharf getrocknet), 375 Grm. Kolophonium, 2
Kilogr. Spiritus von 90 Proc.; die Harze werden gröblich gestoßen, dann mit dem
Spiritus übergossen und im Sandbade gelöst. An den trockenen Gefäßen nimmt man den
Boden heraus, treibt die Reifen fest und streicht mit einem Pinsel innen an. Nach
einer Stunde kann der zweite Anstrich erfolgen; ist dieser trocken, so wird der
Deckel eingezogen, das Faß zugeschlagen und die Gurgel von außen angestrichen.
Zu alten schon ausgepichten Fässern bedient man sich eines zweiten Lackes, welcher
aus 250 Grm. Kolophonium, 250 Grm. Dammarharz, 275 Grm. Terpentinöl, 750 Grm.
Alkohol besteht und im Sandbade gelöst wird.
Das Glasiren wird im Freien vorgenommen; die Glasur wird, ohne das alte Pech
herauszuschneiden, einmal mit dem Pinsel aufgetragen. Wenn das geschehen ist, legt
man das Faß rasch aufanf einen Balken wie beim Pichen. Man läßt die Glasur nicht trocknen, sondern
gießt noch 3 Eßlöffel voll Glasur in das Faß und brennt dieselbe an, stellt aber
auch gleich das Faß aufrecht. Die ganze Glasur kommt in Brand und löst zugleich das
alte Pech. Bevor die Flamme erlöscht, wird der Deckel eingezogen, und wenn die
Reifen angetrieben sind, wird das Faß gerollt. Ist das geschehen, so wird Gurgel und
Zapfen mit Glasur angestrichen. Nun wird das Faß mit Wasser ausgeschwenkt und dann
ist es zum Füllen mit Bier brauchbar. Die Pinsel müssen nach dem Gebrauch mit
Spiritus benetzt in die Blechbüchse mit Glasur gesteckt werden, welche dann fest
verschlossen wird. (Industrieblätter 1874, S. 139.)
Drucken von Schmelzfarben auf Porzellan und Steingut.
Für das Drucköl sowohl für Druck unter als auch auf Glasur
wird nachstehende Composition bestens empfohlen. 100 Grm. Minium, 18 Unzen Leinöl,
12 Unzen Rüböl, 80 Grm. Schiffstheer und 150 Grm. Kolophonium.
Soll diese Mischung unter Glasur angewendet werden, dann
muß dieselbe mindestens 3 1/2 bis 4 Stunden gekocht werden und zwar möglichst
langsam. Will man sehen, ob die Mischung, fertig d.h. genügend eingekocht sei, so
läßt man einen Tropfen derselben auf ein Stück Fensterglas tropfen. Ist der Tropfen
Oel auf dem Glas erkaltet, so muß derselbe sich, wenn man ihn mit dem Finger
berührt, zu einem blos zwirnsdicken Faden ziehen lassen.
Die Benützung obiger Mischung auf Glasur bedingt ein nur
ungefähr 2stündiges Einkochen derselben. Hierbei ist vorausgesetzt, daß man dem zu
bedruckenden Gegenstand einen dünnen Anstrich von Kopalfirniß gibt, welcher nach
genügendem Trocknen des Druckes durch Abwaschen mit Weingeist wieder beseitigt wird.
(Sprechsaal; Organ für die Porzellan-, Glas- und
Thonwaaren-Industrie, 1874, Nr. 20.)
Porzellan-Kitt.
Mittels Essigsäure bringt man Milch zum Gerinnen, so daß sich ein dicker Niederschlag
von Cassëin bildet. Derselbe wird mit reinem Wasser mehrere Male gewaschen
und sodann in kalt gesättigter Boraxlösung aufgelöst. Das Product ist eine dickliche
und ganz klare Flüssigkeit, welche sich durch große Klebkraft auszeichnet und darin
wie in der Farblosigkeit Gummi arabicum übertrifft. Den
Kitt stellt man her, indem man dem Klebstoff feinen ungelöschten Kalk zufügt. Die
Bruchränder werden gut mit dem Kitte eingerieben, fest verbunden und in gelinder
Wärme getrocknet. (Sprechsaal; Organ für die Porzellan-, Glas- und
Thonwaaren-Industrie, Nr. 19.)
Zur Theorie der Verwesung; von Dr.
Traube und Dr.
Gscheidlen.
In der am 13. Februar abgehaltenen Sitzung der medicinischen Section der
„Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur“
sprach Dr. Moriz Traube über
die in Gemeinschaft mit dem Privatdocenten Dr. Gscheidlen angestellten Versuche über „Fäulniß
und den Widerstand der lebenden Organismen gegen dieselbe.“ Ueber die
Ursache der Fäulniß sind zwei Hypothesen aufgestellt worden: 1) von Liebig, welcher sie davon herleitet, daß, wenn die
Lebenskraft die organischen Verbindungen zu beherrschen aufgehört hat, der
Stickstoff der Eiweißkörper vermöge seiner Affinität zum Wasserstoff das Wasser
unter Ammoniakbildung zersetzt; 2) von Schwann, welcher
die Fäulniß der Wirkung mikroskopischer Organismen zuschreibt, die man in allen
fauligen Stoffen findet.Vergleiche Dingler's polytechn. Journal 1873, Bd.
CCX S. 122. Obgleich die erste namentlich unter den Chemikern noch viele Anhänger zählt,
so ist doch nur die letztere als die allein richtige zu betrachten. Es erleiden
nämlich die leichtest zersetzbaren Körper wie Blut, Muskeln, Speichel, Harn, Eiweiß,
Eigelb, Eiter, auch ohne vorher gekocht zu sein, selbst bei Anwesenheit von
Sauerstoff keine Fäulniß, wenn man Sorge trägt, den Zutritt organischer Keime von
außen her abzuhalten – ein Beweis, daß den Eiweißkörpern an sich die
Fähigkeit der Selbstzersetzung abgeht. Es wurde näher auf die Burdon-Sanderson'schen Versuche eingegangen, welche darthun, daß
die die Fäulniß der Thierstoffe verursachenden Mikrozoen – die Bakterien
– nicht, wie man bisher annahm, hauptsächlich aus der Luft stammen, sondern
vorzugsweise im Wasser vorhanden sind und an der Oberfläche aller Gegenstände
haften.
Auf Grund dieser Erfahrungen haben die Verfasser ein sehr einfaches, für ihre
weiteren Untersuchungen sehr förderliches, vom Referenten näher beschriebenes
Verfahren aufgefunden, Blut direct aus den Blutgefäßen unter Abhaltung von außen
zutretender Bakterienkeime in Glasröhrchen aufzufangen. In solchen Glasröhrchen
fault normales Blut selbst nach Monaten nicht. Nachdem festgestellt ist, daß die
Fäulniß nur von der Einwirkung von Mikrozoen herrührt, ist auch die oft
aufgeworfene, bisher unbeantwortet gebliebene Frage nach der Ursache der
Widerstandsfähigkeit lebender Organismen gegen die Fäulniß – die Frage:
„Animal cur vivit et non
putrescit?“ – in ein neues Stadium getreten. Diese
Widerstandsfähigkeit kann nur dann ihren Grund haben, daß die der beständigen
Einwirkung jener überall verbreiteten Bakterien ausgesetzten Thier-Organismen
antiseptiche Eigenschaften, d.h. die Fähigkeit besitzen, jene mikroskopischen Wesen
und deren Keime zu vernichten. Während man bisher meist von der Voraussetzung
ausgegangen war, daß faule Stoffe auch auf die Organismen septisch wirken müßten,
haben die Verfasser umgekehrt die Frage zu beantworten gesucht: ob und inwieweit die
lebenden Thier-Organismen in ihrem Leibe Fäulniß-Bakterien zu
vernichten im Stande sind. Die Versuche ergaben folgendes:
1) Warmblüter (Kaninchen und Hunde, namentlich letztere) vertragen die Injection
erheblicher Mengen bakterienhaltiger Flüssigkeiten ins Blut ohne dauernden
Nachtheil. Durch diese Thatsache allein schon ist erwiesen, daß lebende Organismen
sich gegen Fäulnißbakterien wesentlich anders verhalten als todte, welche durch die
kleinsten Mengen jener Mikrozoen durch ihre ganze Masse hindurch in Fäulniß versetzt
werden.
2) Arterielles Blut nach der oben erwähnten Methode einem Kaninchen entnommen,
welchem 24 oder 48 Stunden vorher 1 1/2 K. C. bakterienhaltiger Flüssigkeit in die
Ingularis injicirt
worden waren, faulte selbst nach Monaten nicht – ein Beweis daß die
injicirten Bakterien innerhalb der kurzen Zeit bereits vernichtet waren.
3) Die Fähigkeit Fäulnißbakterien unwirksam zu machen besitzt das circulirende Blut
nur bis zu einem gewissen Grade. Injection sehr großer Bakterienmengen ins Blut
überdauern Kaninchen und Hunde meist kaum 24 bis 48 Stunden. In dem kurz vor dem Tod
entnommenen Blut sind dann nach obiger Methode Keime von Fäulnißbakterien
nachzuweisen.
4) Welchen Bestandtheilen oder Eigenschaften das lebende Blut die Fähigkeit verdankt
Fäulnißbakterien zu vernichten, gelang den Verfassern trotz zahlreicher Versuche
nicht zu ermitteln. Vermuthlich ist es der ozonisirte Sauerstoff der Blutkörperchen,
welchem (ähnlich wie dem energisch wirkenden Sauerstoff des übermangansauren Kalis)
diese Eigenschaft zukommt. Gewöhnlicher (inactiver) Sauerstoff befördert, wie darauf
bezügliche Versuche ergaben, die Fäulniß ungemein.
5) Nach den mitgetheilten Versuchen sind die Fäulnißbakterien nicht jene inficirenden
Giftstoffe, die man bisher für so gefährlich ansah. Sie sind ihrer Wirkung nach
wesentlich verschieden von den contagiösen Bakterien, welche z.B. den Milzbrand, die
Pocken, die Pyämie verursachen. Die Fäulnißbakterien wirken nicht inficirend
sondern, da sie sich im lebenden Organismus nicht vermehren können, nur so weit, als
ihre chemische Thätigkeit reicht. Contagiös wirken nur jene Bakterien, die sich im
lebenden Organismus vermehren können, und deren kleinste Menge deshalb hinreicht,
eine specifische Entwickelung hervorzurufen. Nach Davaine
genügt schon der 100,000ste Theil eines Tropfens Milzbrandblut, das bekanntlich eine
Bakteridie (Bacillus anthracis) enthält, um in einem
gesunden Thier Milzbrand hervorzurufen. Auf dem Umstand, daß die Fäulnißbakterien,
wenn sie nicht in zu großer Menge in den Organismus gelangen, in diesem zu Grunde
gehen, beruht der Bestand der gesammten organischen Welt. Vermehrten sie sich in den
lebenden Thieren ebenso leicht wie in den todten oder wie die
Milzbrand-Bakterien in den lebenden Warmblütern, so würden die Thiere bei der
enormen Verbreitung der Fäulnißkeime der Fäulniß zu keiner Zeit entgehen können, und
ein Thierleben wäre überhaupt undenkbar.
6) Der Gegensatz der Fäulnißbakterien gegen die contagiösen zeigt sich auch darin,
daß erstere die letzteren vernichten. Es ist durch zahlreiche Beobachtungen
erwiesen, daß contagiöse Stoffe durch Fäulniß unschädlich gemacht werden.
7) Auch in dem Magensaft besitzen die höheren Thiere ein mächtiges Antisepticum.
Fäulnißbakterien, seiner Wirkung ausgesetzt, werden getödtet, wie daraus hervorgeht,
daß sie sich dann in Pasteur'scher Lösung, einem ihre
Entwickelung höchst begünstigenden Medium, nicht mehr vermehren. (Beilage der
Allgem. Ztg. 1874.)
Goldene und silberne Tressen zu putzen.
Wenn goldene Tressen, Spitzen, Spangen, Knöpfe so abgenützt sind, daß an ihnen der
weiße Untergrund hervorsieht, nimmt man 3 Loth Schellack, 1/2 Quint Drachenblut, 1/2
Quint Curcumaewurzel, läßt diese Species in starkem Weingeiste ausziehen, und gießt
dann die rubinroth gefärbte Flüssigkeit ab. Alsdann taucht man einen feinen
Haarpinsel in diese Farbe, überstreicht dann die zu erneuernden Gegenstände, und
fährt dann mit einem heißen Bügeleisen in einer Höhe von einer Hand breit darüber,
daß die Tressen etc. nur die Wärme verspüren. Gleicher Weise verfährt man auch mit
Goldstickereien. Abgeschnittene goldene Knöpfe werden auf eine Gabel gesteckt, mit
dem Goldlacke bestrichen, und im entsprechenden Abstande über glühenden Kohlen
getrocknet.
Silberne Tressen etc. oder Stickerei reinigt man mit Alabaster, der im Kohlenfeuer
stark geglüht und dann in Kornbranntwein abgelöscht wird. Hiedurch zerfällt der
Alabaster zu einem weißen Mehle, welches man über einer Weingeistflamme wieder bis
zur vollständigen Trocknung abrauchen läßt und dann in ein Säckchen von weißer
Leinwand bringt. Man bestaubt nun die Tressen etc. und bürstet dieselben mit einer
Sammtbürste ab, worauf die Arbeit wieder rein und glänzend wird. (Aus Ackermann's illustrirter Gewerbe-Zeitung durch das
Gewerbeblatt aus Württemberg, 1874 S. 225.)
Ueber die titrirten Lösungen des übermangansauren Kalis; von
Berthelot.
Bei öfterem Gebrauche dieser Lösungen habe ich gefunden, daß es am besten ist, ihren
Gehalt vermittelst titrirter Oxalsäurelösung festzustellen, nicht vermittelst
Eisenvitriol oder metallischem Eisen.
Der Eisenvitriol verändert sich zu leicht, namentlich in Lösung. Das schwefelsaure
Eisenoxydul-Kali und das analoge Ammoniaksalz unterliegen beinahe ebenso
rasch der Veränderung. Selbst im trockenen Zustande ist die Anwendung dieser
Doppelsalze nicht sicher, namentlich wegen ihres Wassergehaltes welcher leicht um
1/2 Proc. differirt; ferner unbequem, weil man jedesmal eine Wägung vornehmen
muß.
Was das zu solchen Titrirungen zuerst benützte metallische Eisen betrifft, so gibt
es, abgesehen davon daß es ebenfalls jedesmal eine Wägung erfordert, keineswegs sehr
genaue Resultate, weil selbst im besten Eisen immer Spuren Kohlenstoff enthalten
sind. Nun nimmt 1 Gewichtstheil Eisen beim Uebergange von Oxydul zum Oxyd 0,142 Th.
Sauerstoff auf, während 1 Th. Kohlenstoff zur Bildung von Kohlensäure (welche
Bildung durch das saure Permanganat nach und nach erfolgt) 2,67 Th. Sauerstoff
bedarf. Ein Tausendtel Kohlenstoff im Eisen ist mithin 19 Tausendtel Eisen d. i.
einem Fünfzigstel des Gesammtgewichtes äquivalent – eine Quantität, welche
gewiß nicht vernachlässigt zu werden verdient; 2 bis 3 Zehntausendtel Kohlenstoff
üben schon einen merklichen Einfluß aus. (Bulletin de la SociétéSocété
chimique de Paris, 20. Jan. 1874, t. XXI, p. 58.)
W.
Ein Variationsbarometer; von Prof. F. Kohlrausch.
Zur schnellen Ermittelung der Luftdruckschwankungen hat Prof. F. Kohlrausch sich ein Barometer hergestellt aus einem
luftleeren Metallring, der einerseits an einem Halter fest angeschraubt ist und am
anderen freien Ende mit einem Vorsprung gegen ein Spiegelchen stößt, welches an
einer kleinen Stahlfeder aufgehängt ist. Die Bewegungen dieses letzteren werden
mittels Fernrohr und Scala abgelesen, an welcher 25 Theile 1 Millimeter Quecksilber
entsprechen.
Nachdem Kohlrausch den Stand dieses Instrumentes mit einem
Quecksilberbarometer im Verlauf eines Monats verglichen und die Temperaturcorrection
ermittelt, hat er hin und wieder Beobachtungsreihen angestellt, aus denen
hervorgeht, daß der Luftdruck – wie zu erwarten – selten auch nur
kurze Zeit constant bleibt. Meistens finden die Aenderungen bis auf sehr kleine
Schwankungen stetig statt. Zu Zeiten bewegter Luft sind hingegegen, wie an einer
verzeichneten Curve sichtbar, die Aenderungen sehr häufig und plötzlich. Während
heftiger Gewitter konnte ein Zusammenhang der Schwankungen mit Blitzschlägen nicht
entdeckt werden. (Poggendorff's Annalen der Physik, Bd.
150, S. 423.)
Bestimmung des Arsens; von C. Rammelsberg.
Es wird in der Regel empfohlen, die arsensaure Ammoniak-Magnesia bei 100 bis
110° zu trocknen, und man behauptet, sie enthalte dann 1/2 Mol. Wasser.
Indessen verliert das Salz bei dieser Temperatur, wie auch bereits Parnell beobachtet hat, wirklich schon etwas Ammoniak.
Bei mehrfachen Versuchen erhielt ich durch Glühen des so getrockneten Niederschlages
eine Quantität Mg₂As₂O₇ (AsO₅, 2MgO), welche zwischen den aus dem
Hydrat berechneten 81,6 Proc. und den aus MgAmAsO₄ = 85,6 Proc. in der Mitte
lag. Es ist nach meiner Erfahrung am besten, den bei 120° getrockneten
Niederschlag, wie Levol zuerst vorgeschlagen hat, mit den
gehörigen Vorsichtsmaßregeln zu glühen, wobei von Arsen nichts reducirt wird. Bei
Anwendung gewogener Mengen arseniger Säure erhält man genaue Resultate.
Auch die volumetrische Bestimmung der Säuren des Arsens (der Arsensäure nach
Reduction durch schweflige Säure) nach dem Uebersättigen der sauren Flüssigkeit mit
Kaliumbicarbonat, Zusatz von Stärkekleister und einer titrirten Jodlösung ist sehr
brauchbar. Nur bei Prüfung der geglühten Mg₂As₂O₇ habe ich
öfter ein zu niedriges Resultat erhalten. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1874 S. 544.)
Reaction für Gerbsäure; von H. R. Proctor.
Vermischt man Lösungen von Gerbsäure und von arsensaurem Kali oder Natron, so
absorbirt die Mischung Sauerstoff aus der Luft und wird intensiv grün. Säuren
wandeln diese Farbe zu violett-roth, oxydirende Agentien zu braun. Pyrogallol
hindert die obige Reaction. Die grüne Flüssigkeit gibt, wenn mit Aether, Benzol oder
Schwefelkohlenstoff geschüttelt, an diese ihre Farbe nicht ab. (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 599.)
Zerlegung gewisser Schwefelmetalle durch
Chlorwasserstoffsäure; von C. Rammelsberg.
Schwefelblei und Erze oder Steine (Blei- und Kupfersteine), welche jenes
enthalten, lassen sich bekanntlich in Salpetersäure nicht auflösen, ohne daß
schwefelsaures Blei abgeschieden wird, das bei Gegenwart von Antimon auch
antimonsaures Blei enthält. Man pflegt sich in solchen Fällen des Chlors zur
Zersetzung zu bedienen, einer etwas umständlichen und nicht immer leicht
ausführbaren Methode. Die Metallbestimmung ist in solchen Fällen eine leichte, wenn
die Verbindung durch Kochen mit Chlorwasserstoffsäure
aufgelöst wird, und selbst kupferreiche Steine lösen sich vollständig auf. Indem man
die heiße Auflösung in verdünnte Schwefelsäure fließen läßt, vermeidet man die
Abscheidung von Chlorblei, im Fall die Menge des Bleies überhaupt bedeutend ist.
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 544.)
Ueber die Anwendbarkeit des Cörulignons im Zeugdruck; von
Professor Dr. Marx in
Stuttgart.
Schon in der Mitte der dreißiger Jahre wurde Reichenbach
auf einen Körper aufmerksam, welchen er aus einem Oel des Theeres von Buchenholz
durch Einwirkung von doppeltchromsaurem Kali und Weinsäure oder einer Lösung des
schwefelsauren Eisenoxyds erhielt. Dieser Körper wurde von ihm in Form eines rothen
krystallinischen Niederschlages erhalten, der sich in concentrirter Schwefelsäure
mit indigblauer Farbe, in Kreosot mit Purpurfarbe löste; er wurde von Reichenbach
„Cedriret“ genannt, blieb aber
seither ohne weitere Beachtung, bis in neuerer Zeit der Fabrikant Lettenmeyer in Königsbronn, welcher ihn beim Verarbeiten
seiner Producte der trockenen Destillation des Holzes als ungesuchtes und nicht
verwerthbares Nebenproduct erhielt, die Aufmerksamkeit wieder auf ihn lenkte. Diesen
Körper hat nun in neuester Zeit Prof. Liebermann in
Berlin einer genaueren Untersuchung unterworfen und aus ihm verschiedene neue Körper
abgeleitet. Er nannte den röthlich-blau aussehenden Körper, weil er sich mit
blauer Farbe in Schwefelsäure löst, „Cörulignon“. Mit solchem Cörulignon wurden im
chemisch-technischen Laboratorium des Stuttgarter Polytechnikums von C. Fischer Versuche auf die Verwendbarkeit desselben für die
Färberei oder den Zeugdruck angestellt, durch welche sich ergab, daß sich mit ihm
ein lebhaftes Orange auf Seide und auf Wolle sehr einfach herstellen läßt. Man
stellt das von Liebermann beschriebene Hydrocörulignon in
Teigform dar, z.B. durch Auflösen desselben in heißem Weingeist und Ausfällen mit
Wasser, und verdickt diesen Teig mit druckrechtem Gummiwasser, druckt auf Seide oder
Wolle, trocknet und dämpft. Nach dem Dämpfen erscheinen die bedruckten Stellen
farblos, während sie vor dem Dämpfen wohl durch an der Luft gebildetes Cörulignon
schwach gefärbt aussahen. Wäscht man hierauf das Verdickungsmittel weg, so läßt sich
rasch an den bedruckten Stellen eine lebhafte Orangefärbung durch ein Bad mit
doppeltchromsaurem Kali oder Eisenchlorid hervorrufen. Das Zeug wird darauf
gewaschen und fertig gemacht. – Versuche, den Farbstoff auch auf Baumwolle zu
befestigen, auf welche er sich nicht direct fixirt, werden von C. Fischer gegenwärtig angestellt. (Gewerbeblatt aus Württemberg, 1874 S. 85).
Bestimmung des Sonnen-Durchmessers.
Auf der Sternwarte zu Turin hat Hr. Giuseppe Mazzola vom
16. Februar bis zum 6. Juli v. J. 75 Messungen des Sonnendurchmessers mittels des
Meridian-Instrumentes angestellt in der Absicht, bei seinen Bestimmungen die
Fehlerquellen zu vermeiden und zu beseitigen, welche nach seiner Auseinandersetzung
allen bisherigen Passagen-Beobachtungen anhaften und den Sonnendurchmesser
größer erscheinen lassen, als er in Wirklichkeit ist. Diese Fehlerquellen sind
zweierlei Art: einmal rühren sie her von der Unvollkommenheit des Auges und zwar im
speciellen von der Irradiation und von der Persistenz jedes Lichteindruckes. Die
zweite Reihe von Fehlerquellen werden durch die brechenden und spiegelnden Medien
erzeugt, und es können diese in vielfach verschiedener Weise einwirken; ihr
Gesammtresultat ist jedoch stets, daß das Bild eines leuchtenden Punktes auf der
Netzhaut eine Figur wird.
Mazzola hat nun für sein Auge und sein Instrument diese
verschiedenen Fehlerquellen durch besondere Vorversuche ermittelt und ging dann zur
Bestimmung des Sonnendurchmessers. Das Resultat dieser Untersuchung war, daß der
Durchmesser der Sonne bezogen auf die mittlere Entfernung der Erde bedeutend kleiner
ist als der, welcher gegenwärtig von den Astronomen angenommen wird; er ist sehr
nahe gleich 31' 57,3''. Dieser Werth kommt merkwürdig nahe demjenigen, welchen Enke aus der Discussion der Beobachtungen der
Venusdurchgänge in den Jahren 1761 und 1769 abgeleitet hatte, nämlich 31' 56,84'';
hingegen unterscheidet er sich sehr bedeutend von dem des Nautical Almanac, welcher
nach den Beobachtungen zu Greenwich gleich 32' 3,64'' angegeben ist. (Atti della R. Accademia delle Science di Turino, Vol.
VIII, p. 587 durch den Naturforscher, 1874 S. 126.)
Die Wirkungen des Blitzschlages auf Bäume; von D. Colladon.
Die Wirkungen der Blitzschläge auf die Bäume sind nach dem französischen officiellen
Journal Gegenstand interessanter Untersuchungen des schweizerischen Gelehrten Colladon gewesen. In dem Becken des Genfer See's, wo
dieselben stattgefunden haben, ist es die Pappel, welche am wenigsten vom
Blitzstrahl zu leiden hat; sie wird nur wenig gegipfelt und scheint überhaupt den
Strom leicht fortzuleiten. Die Eiche, die vom Blitz getroffen wird, verliert ihre
Krone. Bei der Ulme findet das gleiche wie bei der Pappel statt.
Colladon hat gefunden, daß die jungen Birnbäume sich nach einem Blitzstrahl wieder erheben, und daß die
alten absterben, was ein Beweis zu sein scheint für
die größere Leitungsfähigkeit der jungen Zweige.
Der praktische Schluß, welchen der Beobachter aus diesen Dingen zieht, ist der, daß
er den Pappelbaum als Blitzableiter in der Nähe der Wohnungen angewendet sehen will,
indem man Sorge trägt, den unteren Theil des Stammes durch eine starke Metallplatte,
die in den Boden eingegraben ist, mit einer Quelle oder einem feuchten Terrain in
Verbindung zu setzen; ohne diese Vorsichtsmaßregel könnte es sich leicht ereignen,
daß der Blitzstrahl den Pappelbaum verläßt, um eine andere Richtung zu nehmen. Dies
ist in einem Fall geschehen, wo er in schiefer Richtung quer durch ein Haus ging, um
eine benachbarte Pfütze zu erreichen. Liegt das Grundwasser nicht sehr tief, so ist
diese Vorsichtsmaßregel entbehrlich, also z.B. in Thälern, an Flußufern etc.
(Gewerbeblatt aus Württemberg, 1874 S. 234.)
Luftechtes Reseda auf Wolle.
(Auf 5 Kilogrm.) Man siedet drei Viertelstunden mit 1 Kilogrm. Alaun und 0,25 Kilogrm. Weinstein und färbt auf
derselben Flotte mit Gelbholz, Rothholz und Indigcarmin nach Muster. Soll
die Farbe echter sein, so verwendet man Gelbholz, Indigcarmin und Blauholz.
(Färber-Zeitung 1874 S. 76.)