Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. , S. 435 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die „Dayton-“ und die
„Niagara-“ Dampfpumpe.
Die in der Erfindung neuer direct wirkender Dampfpumpen gradezu unerschöpflichen
Amerikaner haben in jüngster Zeit wieder zwei neue Systeme auf den Markt gebracht,
die sich auch schon in Deutschland mehrfach Eingang verschafft haben. Hauptsache ist
dabei der billige Anschaffungspreis und die unvermeidliche
„Compactheit“, Einfachheit und Verläßlichkeit der neuen
Erfindung – Eigenschaften, welche übrigens von allen ihren Vorgängern in
gleichem Maße und mit gleichem Rechte reclamirt werden.
Die Dayton-Pumpe hat einen eigenthümlichen Antrieb
ihres Dampfvertheilungsschiebers mittels eines Hebels, der auf den entsprechend
gekrümmten Schlitz einer mit der Kolbenstange fest verbundenen Scheibe einspielt,
und dadurch dem Dampfschieber eine Bewegung ähnlich der eines um 90° vor der
Kurbel aufgekeilten Excenters ertheilt.
Die Niagara-Pumpe erhält die Dampfvertheilung
mittels eines patentirten Schiebers, welcher mit der Kolbenstange in fester
Hebelverbindung steht und das Angehen der Pumpe bei jedem Stande des Kolbens
ermöglicht. Außerdem hat die letztere Dampfpumpe einen Plungerkolben angewendet, der
in zwei hinter einander liegenden Cylindern arbeitet und auf diese Weise den Effect
einer doppeltwirkenden Pumpe erzielt.
Fr.
Michelsen's
Patent-Stopfbüchsen-Packung.
Die von C. H. Michelsen in Grohn-Vegesack
(Hannover) patentirte Stopfbüchsen-Packung ist aus allerfeinstem Hanf
hergestellt, welcher zu einem elastischen und dauerhaften Gewebe in Ringform verarbeitet und mit dem Schmiermaterial – gut
gereinigtem Talg – imprägnirt ist. In Folge der gleichmäßigsten Vertheilung
der Hanffasern erhält diese Packung eine erhöhte Elasticität und Dauerhaftigkeit und
schmiegt sich auf
das genaueste der Büchse und der Stange an. Die nach den betreffenden Maßen zu
beziehenden Ringe werden an einer Stelle durchschnitten, behutsam aufgebogen, um die
Stange gelegt und in die Büchse niedergedrückt in der Weise, daß die
durchschnittenen Stellen versetzt über einander liegen.
Der Vertreter Moriz Holfert in Chemnitz notirt uns
folgende Preise:
1 Kilogrm.
Packungsringe für Lochdurchmesser
unter 50 Millim.
4 Mark
desgleichen
„
„
über 50 „
3 „
Die vom Referenten vorgenommenen Proben mit dieser Packung ergaben sehr günstige
Resultate.
O. H.
Ueber Regeneration der Oelgemälde.
Hierüber hielt Dr. Weigelt in
dem naturwissenschaftlichen Verein in Carlsruhe einen Vortrag, in welchem derselbe
– nach dem polytechnischen Notizblatt 1874 S. 130 – die bekannte Pettenkofer'sche MethodeBeschrieben in diesem Journal, Jahrg. 1863, Bd. CLXX S. 77 und Jahrg. 1864.
Bd. CLXXIII S. 215., dann eines Regenerationsverfahrens gedachte, wonach warme Alkoholdämpfe
direct auf das Bild geleitet werden, und endlich sein eigenes Verfahren mittheilte.
Dasselbe wirke nicht so intensiv wie das vorhergehende, gestatte aber im Gegensatz
zu dem erstgenannten Verfahren den Verlauf unmittelbar – ohne Abheben und
Umkehren des Bildes – zu verfolgen und nach Bedarf zu leiten. Es soll nämlich
in ein mit Alkohol gefülltes, gelinde erwärmtes Gefäß mittels eines Blasebalges Luft
eingetrieben und die mit den Dämpfen imprägnirte Luft durch einen Schlauch direct
auf das Bild geleitet werden, wodurch eine weit geringere Menge von Alkohol auf das
Bild wie nach dem zweiten Verfahren gelange.– Referent bemerkt hierzu, daß
das Pettenkofer'sche Verfahren seit langem schon so
praktisch ausgebildet ist, daß kein Sachverständiger von den anderen Vorschlägen
Gebrauch machen wird. Ueberhaupt ist es nach unseren Erfahrungen zu empfehlen, sich
bei Regenerationen von Gemälden nur an erfahrene
Fachmänner zu halten, indem die Behandlung nach den sehr verschiedenen Arten der
Oelmaltechnik, welche sich bekanntlich nicht blos mit Leinöl und Siccativ begnügten,
modificirt werden muß.
r.
Das Blocksystem der
London-Southwestern-Bahn.
Die Beobachtungen, welche zu dem jetzt gebräuchlichen Blocksysteme geführt haben,
wurden zu Southampton und Bishopstoke und den zwischenliegenden Signalstationen
gemacht. Die Entfernung jener beiden Stationen von einander beträgt 5 englische
Meilen und ist in 7 Theilstrecken getheilt, von denen die ersten vier etwa 400 Yard,
die letzten drei etwa 1 1/2 Meilen lang sind. So kurze Theilstrecken erfordert der
übermäßig starke Verkehr auf dieser Bahn, sowie die vielen Weichen und die
Dorchester-Zweigbahn, welche an zwei Stellen mit der Hauptbahn verbunden ist.
Auf irgend einer Signalstation, z.B. Northam Junction (zwischen Southampton und
Bishopstoke) sind die Vorgänge folgende. Die erste Anzeige, welche der Signalwärter
der Station Northam Junction erhält, daß sich ihm ein Zug von Southampton nähert,
besteht in einem Weckersignal, welches von dem nächsten rückwärts (nach Southampton
hin) gelegenen Signalwärter auf der Glocke gegeben wird und meldet, der Zug sei in
die zwischen den genannten beiden Signalwärtern liegende Theilstrecke eingefahren.
Das Signal bedeutet: „der Zug kommt; paß auf“ und weist den
Wärter an der Junction an, darauf zu sehen, daß die Linie für den Verkehr frei ist,
und daß beide elektrische Signale am Apparate vor der Station und die Außensignale
der Bahn bei der Junction für den vorbeifahrenden Zug niedergelassen sind. Wenn die
Strecke so für sein Nahen frei gemacht ist, wird die Einfahrt des Zuges in die
Theilstrecke, welche unter der Controlle des Signalwärters in Northam Junction
steht, durch ein zweites Glockensignal vom vorhergehenden Wärter angezeigt. Der
elektrische Semaphorenflügel und der ihm entsprechende Außensignal-Flügel
werden dann zugleich hinter dem Zuge aufgezogen, um ihn gegen irgend einen nachfolgenden
Zug zu schützen, und diese Signale bleiben gehoben, solange sich der Zug auf dieser
Theilstrecke befindet. Hat der Zug die Theilstrecke verlassen, so wird erstens durch
Herablassen des elektrischen Semaphorenflügels und zweitens durch ein besonderes und
deutliches Glockensignal angezeigt, daß die Linie wieder frei ist. Dann wird das
Außensignal herabgelassen und es kann nun ein zweiter Zug folgen. Die Züge werden
also nach vorwärts angemeldet, nach rückwärts sorglich geschützt.
Zur Erzielung zuverlässiger Bedienung ist es erforderlich, daß jedes Signal anerkannt
wird, und kein Signal gilt als vollständig, bevor es anerkannt ist. Es ist sehr
wesentlich, daß der eine Signalwärter weiß, nicht nur der Arm am nächsten Apparate
sei herabgelassen oder gehoben, sondern auch der Wärter an diesem Apparate habe das
Signal gesehen und berücksichtigt. Dies wird durch eine automatische Einrichtung
erreicht, welche ein Mißverständniß einfach unmöglich macht. Es besteht dies in
einem Wechsel in der Richtung des abgesendeten Stromes, welcher durch den Apparat
selbst, ganz unabhängig von dem Signalwärter vollzogen wird, so daß, wenn letzterer
auf ein Signal antwortet, die automatische Wirkung des Signals ihn die Thatsache,
daß der Apparat richtig gewirkt hat, dadurch anzeigen läßt, daß er die Worte
„auf“ oder „ab“ rückwärts signalisirt,
welche an dem Empfangsapparate erscheinen. Diese Wiederholung der Signale ist einer
der wesentlichsten Merkmale eines vollkommenen Blocksystemes.
Bei Northam Junction fahren die Züge der Weymouth-Bahn in die Hauptbahn
Southampton-London. An allen solchen Stellen muß durch ein weiteres
Schutzmittel verhütet werden, daß zwei Züge zugleich der Junction sich nähern. Saxby und Farmer's
Arretirungs-Vorrichtungen, welche jüngst in der Times beschrieben wurden,
sind an den Außensignalen angewendet worden, um zu verhüten, daß von diesen Signalen
den Zugführern falsche Signale gegeben werden; wenn die Flügel der Hauptbahn
herabgelassen sind, sind jene der Nebenbahn arretirt. Genau dieselbe Einrichtung hat
Preece in sein Blocksystem aufgenommen, so daß, wenn
das Hauptgeleise dem Zuge freie Fahrt bietet, das Nebengeleis blockirt und arretirt
ist.
Um den Schutz des Zuges wirksam zu machen, muß der Signalmann nicht allein wissen,
daß das elektrische Flügelsignal der nächsten Station pünktlich erschienen ist,
sondern auch daß das vorgeschobene Signal, welches er selbst bewegt, pünktlich
gestellt ist. Dieses Signal – obschon weniger als 1000 Yard von seinem
Apparate entfernt – kann, besonders bei nebeligem Wetter, ihm unsichtbar
sein; ebenso bei Nacht. Daher ist es nöthig, daß der Wärter sich überzeugen kann, ob
es pünktlich gestellt ist. Deshalb ist diesen Signalen eine elektrische Einrichtung
beigegeben, welche dem Signalwärter angibt, daß das Signal richtig gestellt ist,
– bei Tage durch Bewegung eines kleinen Signals (Flügel oder dergl.), bei
Nacht aber durch einen Wecker und durch Hervortreten einer Scheibe mit den Worten
„Lampe aus“, wenn einmal das Licht in der Lampe durch einen
Zufall auslischt. Das letztere wird durch die Ausdehnung oder Zusammenziehung eines
Metallstückes in der Lampe ermöglicht, welche auftritt, wenn das Licht in oder aus
der Lampe ist, und einen elektrischen Contact herstellt oder beseitigt, wodurch eben
das Signal im Apparate gegeben wird.
Das Blocksystem als Ganzes, wenn es vollkommen sein soll, erfordert drei Leitungsdrähte, und dann ist fast jeder Zufall
ausgeschlossen, welchem Telegraphen ausgesetzt sind. Sparsamkeitsrücksichten
nöthigen oft zur Benützung von Blockapparaten, welche blos einen Draht brauchen. Dann kann man den störenden Einflüssen der
atmosphärischen Elektricität, der Erdströme u.s.w. nicht entgehen.Diesen Einflüssen sind die Blockapparate von Siemens und Halske, über welche wir in
einem der nächsten Hefte eine Mittheilung bringen werden, nicht unterworfen,
obwohl sie nur einen einzigen Draht erfordern. D. Red. Dadurch ist die Zuverlässigkeit der Blocksignale merklich vermindert; durch
eine sinnreiche Verbesserung jedoch, welche jüngst Preece
an den Blocksignalen angebracht hat, ist selbst diese Ursache möglichen Versagens
entfernt worden. Dies ist ihm dadurch möglich geworden, daß er das Herablassen des
Flügels, welches das Zeichen der Sicherheit ist, von einer zustimmenden Thätigkeit
der beiden Wärtern an den verschiedenen Enden der Theilstrecke abhängig macht, so
daß kein zufälliger elektrischer Strom, welcher Blitzen oder Erdströmen oder
Berührungen seine Entstehung verdankt, ein falsches Signal hervorbringen kann. Der
Apparat dazu ist eine der neuesten und schönsten Leistungen der Mechanik und
Elektricitätslehre und wird auf allen Linien des Southwestern Eisenbahnsystemes
eingeführt werden.
Die Eisenbahnverwaltungen, welche das Blocksystem im ausgedehntesten Maßstabe zur
Anwendung gebracht haben, schätzen seinen Werth um so höher, je länger sie es
benützen und widersprechen auf das bestimmteste der Ansicht, daß das Blocksystem die
gefahrbringenden menschlichen Irrungen bedeutend zahlreicher auftreten ließen, daß
sie die Verantwortung vom Locomotivführer auf den Signalwärter abwälze und daß es
für den Verkehr Verzögerungen mit sich bringe. (Nach der Railroad Gazette, April 1874 S. 127). E–e.
Die Eichlaub fressenden Seidenraupen Yamamaya, Pernyi und
Cecropia.
Anschließend an die in diesem Journal (erstes Maiheft, S. 253) gegebene Notiz theile
ich mit, daß der Schmetterling der Mississippi-Raupe Cecropia ein
prachtvolles Thier ist. Es trägt in schöner Zeichnung die Farben chocoladegrau,
schwarz, zimmetbraun, blutroth, blaßlila und namentlich viel weiß in Streifen und
Rändern. Jeder der 4 Flügel trägt einen Halbmond; die Vorderstügel zeigen an ihrer
Spitze außerdem noch ein Pfauenauge. Einer der ausgeschlüpften Schmetterlinge hat
eine Flügelspitzenweite von 155 Millimeter erreicht.
Die Cocons der Cecropia sind im rohen Zustande bräunlich gefärbt, äußerst seidenreich
und enthalten einen sehr starken Faden.
Die in Amerika einheimischen neuen Seidenraupen Polyphemus und Prometheus sind mir
zugesagt.
Schließlich möchte ich meine frühere Mittheilung dahin ergänzen, daß auch die
Pernyi-Cocons vollkommen abhaspelungsfähig
sind.
Karl Heinrich Ulrichs.
Ueber die Fabrikation des im Horsford'schen Backpulver gebrauchten sauren Calciumphosphates: von Adolf
Ott in Bern.
Das Horsford'sche Backpulver besteht bekanntlich aus zwei
Präparaten in Pulverform, einem Säurepulver und einem Alkalipulver. Das eine ist
saures Calciumphosphat, das andere Natriumbicarbonat. Dem Teige zugesetzt, wird
durch das Phosphat die Kohlensäure ausgetrieben, welche wie die bei der Gährung
bildenden Gase dem Teige die erforderliche Beschaffenheit ertheilt, so daß die Laibe
gleich in den Ofen geschoben werden können.
Im vorigen Jahre hatte ich Gelegenheit, die Darstellung des Calciumphosphates in den
Rumford Chemical Works in Providence, Rhode Island,
einem den HH. Horsford und Wilson gehörigen großartigen Etablissement, kennen zu lernen und gebe hier
eine Beschreibung der betreffenden Operationen.
Die Darstellung erfolgt in Verbindung mit derjenigen von Beinschwarz und
Calciumsuperphosphat. Die hierzu verwendeten Knochen werden zerstampft und in
eisernen Retorten verkohlt und hierauf gesiebt; die zwei größten Sorten als
Beinschwarz verkauft, während die zwei nächstgrößten zur Fabrikation des
Phosphorsäurepulvers und die feinste Sorte zur Darstellung von Superphosphat dienen.
Das zum sauren Calciumphosphat verwendete Beinschwarz wird nochmals – aber
unter Luftzutritt – gebrannt und in emaillirten Gefäßen mit Anwendung eines
Rührwerkes 18 Stunden mit Schwefelsäure digerirt. Nachdem sich das gebildete
Calciumsulfat abgesetzt hat, wird die Lösung durch Filzsäcke filtrirt und in
gußeisernen, ebenfalls emaillirten Schalen abgedampft. Hat die Flüssigkeit das
gewünschte specifische Gewicht erreicht, so wird sie über Nacht in hölzernen Kufen
erkalten gelassen. Die ausgeschiedene käseartige hygroskopische Masse wird alsdann
mit reinem Stärkemehl vermischt (zuerst mit der Hand und dann unter Granitwalzen),
hierauf 8 bis 10 Tage auf einem Trockenboden ausgebreitet und schließlich in einem
Trockenzimmer vollständig von Feuchtigkeit befreit. Endlich wird das Präparat
gemahlen, gesiebt und verpackt.
Zur Fabrikation dieses Präparates allein dient ein dreistöckiges Gebäude von 20 Meter
Front und Tiefe; 8 männliche und 45 weibliche Arbeiter werden darin beschäftigt. Es
werden jährlich 600 Tonnen (à 1000 Kilogrm.),
1500 bis 2000 Tonnen Superphosphat und andere Artikel dargestellt. – Die
Ausgaben der Firma für Flugblätter und Anzeigen, deren Druck drei Pressen besorgen,
betragen pro Jahr 10,000 Dollar.
Feigenkaffee.
Ein besseres Kaffeesurrogat als der Cichorienkaffee ist unstreitig die geröstete Feige, welche unter dem Namen Feigenkaffee in den Handel gebracht wird. Aus
Oesterreich, wo der Feigenkaffee sich seit ungefähr 10 Jahren geltend gemacht hat,
haben wir uns Proben zuschicken lassen; auch haben wir zu verschiedenen Zeiten
Proben aus der Feigenkaffeefabrik von Otto E. Weber
(Berlin, Schmidstraße 31) entnommen, und ökonomisch, physikalisch und chemisch
untersucht. Die ökonomische Prüfung ergab im allgemeinen Resultate, welche nicht zu
Ungunsten des Surrogates sprachen, abgesehen von dem gustibus
non est disputandum. Jedenfalls ist der Feigenkaffee ein dem
Geschmackssinne angenehmeres Kaffeesurrogat als der Cichorienkaffee.
Die physikalische Prüfung ergab in dem Weber'schen
Fabrikat eine braune, mit gelblichen Partikeln durchsprengte grobpulverige, beim
gelinden Drücken mit den Fingern zusammenbackende, schwach klebrige Masse von
süßlich bitterem caramelartigem, an die Röstung von Zuckersubstanz erinnernden
Geschmack und angenehmem entsprechendem Geruch. Die Fabrikate aus Oesterreich
erwiesen sich als ähnliche Massen, jedoch um ein geringes pulvriger oder etwas
weniger klebrig und von säuerlichem Geschmack. Aus dieser Vergleichung ergibt sich,
daß die Firma Otto E. Weber in Berlin eine sehr gute
Feigensorte, wie z.B. die Levantische oder Kranzfeige verarbeitet, wogegen die
österreichischen Fabriken billigere und schlechtere, vielleicht auch verdorbene
Sorten heranziehen, denn in anderer Weise läßt sich der säuerliche Geschmack nicht
erklären.
Die chemische Untersuchung ergab weitere Beweise, daß die österreichischen Fabriken
eine weniger zuckerreiche, sogenannte magere Feige, wahrscheinlich Dalmatiner Sorte,
verarbeiten. Schädliche Verunreinigungen wie Kupfer oder Blei sowie sonst ungehörige
oder fremde Beimischungen waren in keiner der untersuchten Sorten aufzufinden.
(Industrieblätter 1874, S. 90.)
Bestimmung des Kohlenstoffes und des Schwefels im Gußeisen;
von Ch. H. Piesse.
Man behandelt ungefähr 3,5 Grm. des Metalles mit 35 K. C. Kupferchlorürlösung, welche
bereitet worden ist durch Auflösen von 500 Grm. Kupferchlorür in 900 Grm.
gesättigter Kochsalzsolution, der man noch 50 K. C. Salzsäure von 1,16 spec. Gew.
und 50 K. C. Wasser zugefügt hat. Diese Mischung muß das Eisen ohne Entwickelung von
Kohlenwasserstoffgas angreifen; erfolgt eine solche, dann ist zu viel Säure darin.
Nach zwei- bis dreistündiger Einwirkung in gelinder Wärme ist das Metall
gelöst und der Kohlenstoff hat sich mit reducirtem Kupfer abgesetzt. Der Absatz wird
noch zwei- bis dreimal mit neuer Kupfersolution behandelt, um sicher zu sein,
daß alles Eisen gelöst ist. Nun sammelt man den Absatz, wäscht ihn erst mit
Kochsalzlösung, dann mit reinem Wasser, hierauf mit heißer Salzsäure, schließlich
nochmals mit Wasser, trocknet ihn bei 100°, mischt ihn mit Kupferoxyd und
verbrennt ihn in einer Glasröhre nach Art der Elementar-Analyse.
Als Filter benützt Piesse einen Glastrichter, in welchem
eine etwa 2 Centimeter im Durchmesser haltende Scheibe sich befindet, auf welcher
eine Schichte fein gezupften Asbestes von 1 bis 2 Centim. Dicke, die vorher mit
gesättigter Kochsalzlösung befeuchtet ist, liegt. Das Trocknen geschieht im Trichter
selbst, den man zuletzt mit Kupferoxyd auswischt.
Zur Bestimmung des Schwefels behandelt der Verfasser 3,5 Grm. Metall mit 35 bis 40 K.
C. starkem Königswasser (aus 2 Th. Salzsäure und 1 Th. Salpetersäure gemischt)
anfangs bei gewöhnlicher Temperatur, dann in der Kochhitze, verdunstet in einer
Porzellanschale zur Trockne, nimmt wieder in Salzsäure auf, verdünnt mit Wasser,
filtrirt und fällt mit Chlorbarium. (Chemical News, t.
XXVIII, p. 198 und 248.)
W.
Chemische Natur des in den Meteoreisen-Massen
enthaltenen Schwefeleisens (Troilit).
St. Meunier hat schon vor mehreren Jahren die Ansicht
ausgesprochen, daß der Troilit nicht, wie Lawr. Smith,
Rammelsberg u.a. meinen, Einfach-Schwefeleisen (FeS), sondern Breithaupt's Pyrrhotin (Magnetkies = Fe₇S₈)
ist, und jetzt bringt er noch einige Beweise dafür vor. Ein sehr gutes
Unterscheidungs-Merkmal zwischen den beiden genannten Sulfiden ist ihr
Verhalten zu einer kalten wässerigen Lösung von Kupfervitriol. Während nämlich aus
dieser Lösung durch das FeS sofort metallisches Kupfer ausgeschieden wird, verhält
sich der Troilit ganz indifferent dagegen. Jannettaz hat
gefunden, daß durch Einwirkung einer wässerigen Lösung von
zweifach-schwefelsaurem Kali auf Protosulfide (Bleiglanz, Blende) eine
deutliche Entwickelung von Schwefelwasserstoff auftritt, nicht aber bei Sulfiden
anderer Zusammensetzung. Nun geben aber der Troilit und der Magnetkies mit jener
Kalisalzlösung keine Spur von Schwefelwasserstoff. (Comptes
rendus, März 1874, p. 763.)
W.
Ueber den rothen Farbstoff des Blutes.
Nach Bechamp wird derselbe vollkommen rein und mit
Beibehaltung seiner Löslichkeit auf folgende Art erhalten. Das von seinem Fibrin
befreite Blut wird mit Bleiessig ausgefällt, der Niederschlag (welcher fast ganz
albuminfrei ist) gewaschen, das Filtrat hierauf mit ammoniakalischem Bleiessig
versetzt, wodurch abermals ein starker (diesmal albuminreicher) Niederschlag
entsteht, und dieser bei möglichstem Ausschluß der Luft ebenfalls gewaschen. Das
nunmehrige Filtrat enthält noch sämmtlichen rothen Farbstoff des Blutes. Man
vermischt es mit der Hälfte seines Volums Weingeist von 50 Grad, fällt abermals mit
ammoniakalischem Bleiessig aus, wäscht den entstandenen ziegelrothen Niederschlag
bei Luftabschluß mit Weingeist von 40 Grad, welcher ihm nur Spuren von Farbstoff
entzieht, vertheilt ihn in Wasser, das ein wenig kohlensaures Ammoniak enthält, und
zersetzt ihn durch Zuleiten von Kohlensäure. Der dadurch von Blei befreite und
wieder in Lösung gegangene rothe Farbstoff muß bei sehr mäßiger Wärme eingetrocknet
werden, denn seine Solution gerinnt schon bei 61° C. (Comptes rendus, März 1874, p. 850.)
W.
Zinkbleche auf chemischem Wege zu schwärzen.
Diese von Puscher empfohlene vereinfachte
Darstellungsweise einer Flüssigkeit zum Schwärzen von Zinkblechen erzielt man, indem
man gleiche Gewichtstheile chlorsaures Kali und Kupfervitriol in 36 Gewichtstheilen
Wasser löst. Senkt man die mit verdünnter Salzsäure und feinem Quarzsand blank
gescheuerte Zinkblechtafel in diese Solution nur auf wenige Augenblicke ein, so
überzieht sie sich mit einem locker darauf haftenden sammetschwarzen Ueberzuge;
wäscht man sie hierauf schnell oberflächlich mit Wasser ab, läßt sie trocknen und
taucht sie sodann, den Beobachtungen von Böttger zufolge,
am besten in eine verdünnte Lösung von Asphalt in Benzol, schleudert die
überschüssige Flüssigkeit davon ab und reibt schließlich das Blech nach erfolgtem
Trocknen mit einem Bäuschchen Baumwolle, um die schwarze Farbe zu fixiren und haltbarer zu machen,
dann erhält man ein Zinkblech, welches sich besonders für Dachbedeckungen und dgl.
im hohen Grade empfehlen dürfte.Vergl. dieses Journal, Jahrg. 1858, Bd. CXLVIII S. 368 und Jahrg. 1869 Bd.
CXCII S. 479. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt, 1873 S. 21.)
Verhalten des Wismuthes bei seinem Uebergange aus dem
flüssigen in den festen Zustand.
Das Wismuth, welches sich durch seine leichte Krystallisirbarkeit und sein
blätteriges Gefüge auszeichnet und wahrscheinlich auch dadurch zu einem so wirksamen
thermoelektrischen Erreger wird, besitzt bekanntlich in einem hohen Grade die
Eigenschaft, während des Erstarrens oder Krystallisirens einen größeren Raum als im
flüssigen Zustande einzunehmen und mit einer starken Gewalt sich auszudehnen. Es
behält diese Eigenschaft selbst in Verbindung mit anderen Metallen bei und theilt
sie verschiedenen Legirungen, z.B. dem sogenannten Rose'schen leichtflüssigen Metalle (aus 2 Th. Wismuth, 1 Th. Blei und 1 Th.
Zinn bestehend) in einem höheren oder geringeren Grade unter eigenthümlichen, für
jede Art der Zusammensetzung bestimmten Modificationen mit. In dieser Beziehung ist
dieses Metall sonach dem Wasser ganz ähnlich, welches
bekanntlich bei circa 4° C. seine größte
Dichtigkeit erlangt und von da aufwärts wie abwärts sich ausdehnt. Diese auffallende
Erscheinung des Wismuthes kann man durch verschiedene leicht anzustellende
belehrende Versuche bewahrheiten. Taucht man z.B. eine lange Glasröhre in einen
Tiegel, worin Wismuth oder die Rose'sche Metalllegirung
in dünnem Flusse sich befindet, und saugt dann mit dem Munde oder besser mit einer
kleinen Saugspritze einen Metallfaden, der oft 1/4 bis 1/2 Meter betragen kann, auf,
so sieht man die Glasröhre wenige Minuten, nachdem man sie flach auf den Tisch
hingelegt oder in die Luft gehalten hat, nicht selten mit einem heftigen Knall
zerspringen und zwar so der Länge nach, daß sich lange und parallele Glasfäden, wie
sie nicht wohl auf anderen Wegen zu erlangen sein möchten, abtrennen, so daß
augenscheinlich die ausdehnende Kraft gleichförmig und senkrecht auf die
Längenrichtung der Röhre wirkt. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu
Frankfurt, 1873 S. 16.)
Experimentelle Untersuchungen über das
Schwefelsäure-Bihydrat; von J. Pierre und C. Puchot.
In Folge der Bildung einer bedeutenden Quantität Krystalle des
Schwefelsäure-Bihydrats in einer großen Flasche voll ordinärer concentrirter,
nur etwas schwächerer Schwefelsäure während längeren Stehens sahen wir uns
veranlaßt, die bis jetzt noch nicht genau genug bekannten Eigenschaften jenes
Hydrates näher zu studiren.
Stellt man eine, Schwefelsäure-Bihydrat und einen Thermometer enthaltende,
Flasche in ein Bad von 5 bis 6° unter Null, so bemerkt man, daß das Hydrat
gewöhnlich die Temperatur von + 7,5° annimmt und fortwährend Krystalle
ansetzt. So lange die Flüssigkeit noch nicht völlig erstarrt ist, bleibt die innere
Temperatur stationär, während die äußere des Bades fortwährend steigt. Die
Temperatur der Säure SO₃ + 2 HO hält sich noch lange auf demselben Punkte,
wenn die des äußeren Bades schon + 10° und darüber erreicht hat.
Wenn die Säure SO₃ + 2 HO in einem unter Null stehenden Bade fest wird und so
lange die Temperatur von + 7,50 behält, so rührt dies daher, weil sie beim Erstarren
eine beträchtliche Menge latenter Schmelzwärme entwickelt, welche die Flüssigkeit
bei dieser Temperatur erhält. Letztere kann erst dann sinken, wenn, nachdem alles
Fluidum erstarrt ist, die Krystalle selbst erkalten. Ferner, wenn die Temperatur des
äußeren Bades über + 7,5° steigt, so dient die an die Krystalle tretende
Wärme zu ihrer Schmelzung, und die Temperatur der Säure erhebt sich erst merklich,
wenn die Krystalle
geschmolzen sind, d.h. die Erscheinung, welche bei 7,5° bei der Säure
SO₃ + 2 HO eintritt, ist von derselben Art wie diejenige, welche wir am
Wasser während seines Gefrierens und Aufthauens beobachten.
Wir haben in einem Wasserbade, dessen Temperatur fortwährend zwischen 8 und 9°
zeigte, 48 Stunden lang krystallisirtes Bihydrat stehen gelassen, welches am Ende
dieser Zeit nur erst eine anfangende Schmelzung erlitten hatte; das mitten in den
Krystallen befindliche Thermometer stand auf 7,5°. Mithin erfolgt bei
7,5° die Schmelzung des festen Hydrates und die Erstarrung derselben
flüchtigen Säure.
Das flüssige Bihydrat ist einer von den Körpern, an welchen man die Erscheinungen der
Ueberschmelzung am leichtesten beobachten kann; denn wir haben 5 bis 600 Grm. davon
der Temperatur des schmelzenden Eisens aussetzen können, ohne daß eine Spur davon
krystallisirte, und selbst Umrühren war erfolglos. Als aber einige Stückchen des
krystallisirten Hydrates hineingeworfen wurden, entstanden sogleich Krystalle. Die
Form der Krystalle des Bihydrates scheint das schief rhomboidische Prisma zu
sein.
Beim Vermengen des Bihydrates mit gestoßenem Eise entsteht eine bedeutende
Erniedrigung der Temperatur; am tiefsten sank sie bei dem Verhältniß von 3 Säure und
8 Eis, und zwar zeigt das mit der krystallisirten Säure bereitete Gemenge –
26,25° und das mit der flüssigen Säure bereitete – 19,5°. (Im
Auszug aus den Comptes rendus, April 1874, p. 940.)
W.
Verwendung wasserfreien Chlorcalciums zur Conservirung von
Dampfkesseln.
Die große Zahl von Reservekesseln, welche bei Industriellen und namentlich bei
Eisenbahn- und Dampfschifffahrtsgesellschaften lange Zeit außer Betrieb
stehen, leiden oft während dieser Zeit durch Verrostung nicht viel weniger als bei
einem rationellen Gebrauche derselben.
Bekanntlich erhält sich Eisen in vollkommen trockener Luft durch fast unbegrenzte
Zeit ohne zu rosten. Da nun Dampfkessel vollkommen abschließbare Räume sind, so ist
damit der Fingerzeig gegeben, wie man sie vor unnützer Verrostung schützen könnte.
Wenn man nach einem Vorschlage von Burstyn in Pola in dem
entleerten Kessel an mehreren Punkten Gefäße mit trockenem Chlorcalcium aufstellt
und hierauf den Kessel schließt, so muß nach kurzer Zeit alles Wasser an das
Chlorcalcium getreten und sowohl die Wände des Kessels als die Luft in demselben
vollkommen trocken sein. Dadurch wäre der Verrostung bald eine Grenze gesteckt. Nach
einiger Zeit müßte man das Chlorcalcium erneuern, welches dann natürlich leicht
wieder brauchbar gemacht werden kann. (Nach dem Polytechnischen Notizblatt, 1874 S.
113.)
Gaswasser zur Vertilgung von Insekten.
Gaswasser zur Vertilgung von Insekten, welche der Vegetation schädlich sind, wird von
J. Fries sowie von A. Rommier
dringend empfohlen. Zu diesen Insekten gehört natürlich auch die Weinstocklaus Phylloxera. (Comptes rendus,
März 1874 p. 897 und April 1874 p. 958.)
Ueber kosmischen Staub, der mit atmosphärischen Niederschlägen
auf die Erdoberfläche herabfällt.
Nordenskiöld hat durch Untersuchung des Schnees von
verschiedenen Orten Schwedens, Spitzbergen u.a. gezeigt, daß geringe Quantitäten von
einem kosmischen Staube, enthaltend metallisches Eisen, Kobalt, Nickel,
Phosphorsäure und einen kohlenähnlichen organischen Stoff, mit atmosphärischen
Niederschlägen auf die Erdoberfläche fallen. So gering und unbedeutend die Menge
dieses Stoffes im Verhältniß zu dem gleichzeitig herabfallenden Schnee oder Wasser
auch immerhin sein mag, so dürfte er dennoch in dem Haushalte der Natur eine wichtige Rolle
spielen z.B., um mit seinem Phosphorgehalt der von wiederholten Ernten ausgesogenen
Erde ihre Fruchtbarkeit wieder zu geben. Von großer Wichtigkeit dürfte diese
Beobachtung auch für die Theorie der Sternschnuppen, des Nordlichtes, des
Sonnenrauches u.s.w. sein. Es dürfte auch verdienen untersucht zu werden, ob man
nicht in einem solchen Phänomene die Erklärung des in den Meteoriten häufigen
Auftretens der so reichlich vorkommenden Magnesia in gewissen, bestimmten
geologischen Horizonten suchen müsse, und ob nicht eine zwar geringe aber doch
unaufhörlich stattfindende Vergrößerung der Masse der Erde sehr wesentliche
Abänderungen bewirken müsse in den jetzt geltenden geologischen Theorien, welche von
der Annahme ausgehen, daß schon seit dem ersten Auftreten der Pflanzen und Thiere
der Erdball in quantitativer Hinsicht so ziemlich unverändert geblieben sei, daß die
geologischen Veränderungen immer auf einer Veränderung in der Vertheilung der Masse
auf der Erdoberfläche, niemals aber auf Hinzukommen von neuem Baumaterial von Außen
auf unseren Erdball beruht haben.
Wenn man vorurtheilsfrei die Berichte prüft, welche über Ruß-, Blut-,
Schwefel- u.s.w. Regen geschrieben sind, so glaube ich, daß man auch die
Richtigkeit der Ansicht Chladni's anerkennen muß, daß
diese Naturphänomene oft auf dem Herabfallen einer größeren Menge eines kosmischen
Staubes beruhten, welcher oft gleich gewesen ist dem von mir beschriebenen, bei
Hessle gefundenen, d.h. bestehend als unverbrannt aus einem schwarzen kohlehaltigen
Stoffe, gemischt mit Meteorgruß und metallischen Partikeln, aber nach der
Verbrennung in der Luft vor dem Herabfallen ein braunrothes, von Eisenoxyd gefärbtes
Pulver bildend. In früheren Tagen gaben diese „Wahrzeichen“
Anlaß zu Aberglauben, dessen Hinwegräumung eine Pflicht der Wissenschaft war. Dieser
Pflicht ist auch Genüge geleistet worden; aber man könnte vielleicht erwarten, daß
die Forscher des neunzehnten Jahrhunderts sich nicht damit begnügt haben würden,
ohne nicht nur mikroskopische, sondern auch chemische Detail-Untersuchungen
des auf diese Weise herabgefallenen Staubes anzustellen. Dieses ist gleichwohl nicht
der Fall, und dennoch zeigt eine Menge von Beobachtungen, daß man es hier keineswegs
immer mit einem von dem Winde herbeigeführten irdischen Staube oder mit einem Stoff
von organischem Ursprunge, sondern vielmehr sehr oft mit kosmischen Stoffen von
äußerst wechselnder Zusammensetzung zu thun hatte. (Nach Poggendorff's Annalen der Physik, 151 S. 154.)
Versuche über die Uebertragung von Pocken.
Um die Wege zu ermitteln, auf denen die bekanntlich so ansteckende Pockenkrankheit
sich verbreitet, hat Dr. W. Zülzer nachstehende Versuche an Affen angestellt.
Eine Quantität von etwa 3 bis 4 Gramm Blut von einem Falle sehr heftiger Pocken und
etwa ebensoviel Eiter aus den eben reifenden Pusteln eines leichteren Pockenfalles
wurde mit Brodkrumme zu kleinen Kugeln geformt. Hiermit wurden zwei kleine Affen
gefüttert; beide blieben gesund.
Auf dem Rücken des einen dieser Thiere wurden 10 Tage später an einer begrenzten
Stelle die Haare gekürzt ohne Verwundung der Haut, auf welcher ein Stück mit
Pocken-Eiter getränkte Charpie etwas verrieben und etwa 3 Stunden lang unter
einem Uhrglase geschützt liegen gelassen wurde; dann wurde alles entfernt und die
Stelle abgewaschen. Auch hier erfolgte keine Ansteckung.
Derselbe Affe wurde 12 Tage später mit frischem Blute eines Falles heftiger Pocken
durch mehrere Stiche am Rücken und der inneren Fläche des Oberschenkels geimpft. Am
6. Tage nach der Impfung begann die Temperatur schnell zu steigen und blieb bis zum
11. Tage fieberhaft; das Thier verlor die Freßlust, die aber schon am 9. Tage
wiederkehrte. Auf dem Schwanz, auf dem Rücken, an der inneren Fläche der
Oberschenkel und auf der Rachenschleimhaut entwickelten sich Pockenpusteln.
Zum letzten Versuche wurden eine große Menge abgelöster Schorfe von Pockenkranken und
kleine Leinwandstückchen, die mit Blut und Eiter von verschiedenen Kranken getränkt
waren, benützt. Diese Massen wurden in mehrere kleine Beutel aus Gazegewebe gefüllt,
in den Käfig gelegt und sehr häufig stark geschüttelt; ein kleiner mit derselben Masse gefüllter
Drahtkorb wurde dem Affen zum Spielen gegeben. Das Thier erkrankte am 15. Tage
danach unter denselben Erscheinungen wie der vorige Affe.
Zülzer zieht aus diesem Versuche folgende Schlüsse: Das
Blut der Pockentranken ist ansteckend. Die Ansteckung findet nicht statt durch
Vermittelung des Verdauungsapparates und wahrscheinlich auch nicht durch die
unversehrte Haut. Die Uebertragung erfolgt hingegen durch die Einimpfung und durch
die Respirationsluft, wenn diese in genügender Weise mit dem Krankheitsgift
imprägnirt ist. (Centralblatt für die medicinischen Wissenschaften, 1874 S. 82.)
Künstliches Alizarin von Meister,
Lucius und Brüning in Höchst bei Frankfurt a.
M.
Gereinigtes, zwischen 207° und 210° schmelzendes Anthracen wird in
Thongefäßen oder emaillirten Eisengefäßen mit einem Viertel seines Gewichtes
Kaliumbichromat und zwölf Gewichtstheilen Salpetersäure von 1,05 spec. Gewicht etwa
drei Stunden lang erhitzt. Das resultirende rohe Anthrachinon wird in 6 Theilen
kochender Salpetersäure von 1,5 spec. Gewicht gelöst; man ist vollständiger Lösung
sicher, wenn eine Probe nach Abkühlen kein Anthrachinon absetzt. Die Lösung enthält
nunmehr Mononitroanthrachinon, welches durch Zusatz von Wasser als gelber
Niederschlag abgeschieden wird.
Das gewaschene und getrocknete Mononitroanthrachinon wird mit 9 bis 12
Gewichtstheilen Aetznatronlösung von 1,3 bis 1,4 spec. Gewicht in geeigneten Gefäßen
auf 170 bis 220° C. erhitzt. Das Erhitzen wird eingestellt, wenn eine
herausgenommene Probe auf Zusatz von Salzsäure keine weitere Vermehrung an
Niederschlag mehr zeigt. Die abgekühlte Masse wird in kochendem Wasser gelöst,
filtrirt und der Farbstoff aus dem heißen Filtrate durch eine Säure
niedergeschlagen. Der braungelbe Niederschlag kann nach Auswaschen sogleich zu
Färbereizwecken verwendet werden.
Reines Alizarin kann man durch Extraction mit Aether u.s.w. erhalten.
Der am Filter bleibende Rückstand der alkalischen Masse, hauptsächlich aus
Anthrachinon bestehend, kann wieder nitrirt und so weiter verarbeitet werden.
Die saure Mutterlösung des Mononitroanthrachinons und die Säure, welche durch
Condensiren der beim Oxydiren des Anthracens zu Anthrachinon sich verflüchtigenden
Dämpfe gewonnen wird, können natürlich wieder benützt werden. (Engl.
Patent-Specification Nr. 2649 vom 6. September 1872; Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1874 S. 662.)
Ueber ein außerordentliches Beförderungsmittel der Keimkraft
schwer keimender Samen.
Nicht blos die schon früher hiezu empfohlene verdünnte Ammoniakflüssigkeit, sondern
eine mäßig concentrirte Lösung von Aetzkali oder Aetznatron scheint nach Böttger in noch höherem Grade die Keimkraft, insbesondere
der so außerordentlich schwer keimenden Kaffeebohnen, zu befördern. Ueberschüttet
man nämlich, etwa in einem Trinkglase, eine Handvoll gewöhnliche Kaffeebohnen mit
einer schwachen Aetzkalilösung, so sieht man, oft schon nach Ablauf weniger (2 bis
3) Stunden, an sämmtlichen Bohnen 1 bis 2 Millimeter lange schneeweise Wurzelkeime
hervortreten. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt, 1873 S.
25.)