Titel: | Westinghouse's atmosphärische Eisenbahnbremse, in Anwendung bei der englischen Midland-Eisenbahn. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. VI., S. 9 |
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VI.
Westinghouse's atmosphärische Eisenbahnbremse, in Anwendung bei der
englischen Midland-Eisenbahn.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Westinghouse's atmosphärische Eisenbahnbremse.
Die in den letzten Jahren oft genannte, mit comprimirter Luft betriebene
Eisenbahnbremse des Amerikaners Westinghouse beginnt
allmälig auch in England weitere Verbreitung zu finden und festen Fuß zu fassen.
Diese Thatsache kann auch für diejenigen, welche – wie der Referent dieses
Journals – die außerordentlich rasche und sichere Wirksamkeit dieser Bremse
kennen gelernt haben, nicht überraschend erscheinen, obwohl die complette
Einrichtung dieses Systemes bei einer größeren Eisenbahn einen nicht unbedeutenden
Kostenaufwand bedingt. Dabei sind aber doch noch vielfache Vereinfachungen möglich
und es mag daher, obwohl diese Bremsvorrichtung schon ausführlicher besprochen
wurdeVergleiche Dingler's polytechn. Journal, 1872 Bd.
CCV S. 180. nicht uninteressant erscheinen von Zeit zu Zeit auf neuere Details
aufmerksam zu machen, umsomehr als in nicht ferner Zeit gewiß auch in Deutschland Versuche mit dieser
atmosphärischen Eisenbahnbremse unternommen werden dürften.
Die englische Midland-Eisenbahn – eine der
größten englischen Bahnen – hat sich nun (wie Engineering, Mai 1874 S. 320 meldet) nach zahlreichen günstig
ausgefallenen Versuchen gleichfalls zur Einführung der Westinghouse-Bremse entschlossen und wendet dabei eine sehr
gelungene Verbindung der Bremsklötze an, welche auch für andere Bremsvorrichtungen
empfehlenswerth ist, und hier mit Hilfe der Figuren 24 und 25 (Ansicht
und Grundriß des auf der rechten Seiten abgebrochenen Wagenuntertheiles) näher
beschrieben werden soll.
Zweck der ganzen Anordnung ist die Vertheilung des gesammten Druckes gleichmäßig auf
alle vier gebremsten Räder. Zu dem Ende greift die Kolbenstange des
Luftdruckcylinders a, dessen Kolben eben mittels
comprimirter Luft bewegt wird, die ihm in bekannter Weise durch ein durchgehendes
Röhrensystem zuströmt, in dem Punkte d eines frei
beweglichen Hebels bf an, von welchem aus die
Zugstange ff' zum vorderen, und die Zugstange cd zum hinteren Räderpaare hinführt.
Indem nun die Zugstange cd im Punkte d mit einem einarmigen Hebel verbunden ist, welcher um
den festen Punkt e schwingt und an seinem Ende die
Zugstange gg' angelenkt hat, so wird sich der von dem
Bremscylinder a ausgeübte Druck vollkommen gleichmäßig
auf beide Zugstangen ff' resp. gg' vertheilen, sowie nur das richtige Hebelsverhältniß bc : cf = ed : dg
besteht.
Auf die einzelnen Räder aber wird der so ausgeübte Zug dadurch gleichmäßig
übertragen, daß die Zugstangen in den Punkten f' resp.
g' gleichfalls an frei bewegliche Hebel angreifen,
die an ihrem oberen Ende eine in Führungen laufende Rolle tragen und dadurch vor dem
Herabsinken geschützt sind. Am unteren Ende dieses Hebels sind in den Punkten i und j je zwei Zugstangen
angebracht, welche, wie aus dem Grundrisse Figur 25 ersichtlich,
schief zu den beiden mit einer Querstange verbundenen Bremsklötzen führen. Es ist
klar, daß auf diese Weise alle Bremsklötze, auch bei verschieden eintretender
Abnützung, nahezu gleichstark an die Räder angepreßt werden, wodurch einseitiges
Festklemmen einzelner Räder, dadurch verursachte Abnützung und Unrundlaufen der
Tyres vermieden wird.
Die Bremsklötze sind aus Gußeisen und sitzen beweglich in gußeisernen Gehäusen,
welche an den Wagenrahmen mittels Hängestangen aufgehängt sind und im Punkte l mit den von dem gekrümmten Hebel ki ausgehenden Zugstangen il und jl
verbunden sind.
Fr.