Titel: | Ueber die zum Prägen der Goldmünzen verwendeten Legirungen; von Eugen Peligot. |
Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. XV., S. 38 |
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XV.
Ueber die zum Prägen der Goldmünzen verwendeten
Legirungen; von Eugen
Peligot.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Mai 1874 S. 229.
Peligot, über die zum Prägen der Goldmünzen verwendeten
Legirungen.
Die der (französischen) Akademie von mir unterbreiteten Versuche betreffen eine
heikle Frage, deren nähere Erörterung ich lange beanstandete: ich meine die Münzeinigung.
Die Gelehrten, welche am Ende des vorigen Jahrhunderts das metrische System schufen,
sahen das mit der Existenz einer Universalmünze verbundene hohe Interesse voraus und
hatten zu diesem Zwecke durch Verknüpfung der französischen Münzeinheit (Frank) mit
dem neuen Maß- und Gewichtssysteme einen ersten Versuch gemacht, welcher in
Folge der Ereignisse lange fruchtlos bleiben mußte. Seit ungefähr den letzten
zwanzig Jahren aber ist durch die außerordentlich gesteigerten Verkehrsmittel, durch
die Handelsverträge und die durch diese Factoren herbeigeführte großartige
Entwicklung der Industrie bei den verschiedenen Völkern eine Solidarität der
Interessen geschaffen worden, welche die Einführung und Annahme gleichmäßiger Mittel
zum Wägen, Messen und Bezahlen der Handelserzeugnisse immer Wünschenswerther
macht.
Hinsichtlich der Maße und Gewichte gilt jetzt das metrische System im Allgemeinen als
den für eine gemeinsame Annahme günstigsten Bedingungen entsprechend. Von seinem
Ursprunge an internationaler Natur – denn an seiner Schaffung nahmen auch
nichtfranzösische Gelehrte lebhaften Antheil – findet dieses System durch die
Wirksamkeit berühmter, die „internationale
Meter-Commission“ zusammensetzender, den verschiedensten
Ländern angehörender Gelehrten eine definitive Sanctionirung und seine allgemeine
Annahme kann von nun an als vollendete Thatsache betrachtet werden.
Für die Münzeinigung gilt dagegen keineswegs ein Gleiches. Dieselbe ist von der
Maß- und Gewichtsfrage in solchem Grade verschieden, sie setzt Interessen von
so ganz abweichender Art in Bewegung, die sie mit jener Frage verknüpfenden Bande
sind so locker, und selbst die Nothwendigkeit einer Erhaltung der letzteren ist so
anfechtbar, daß die Metercommission sich mit diesem Gegenstande zu beschäftigen gar
nicht die geringste Absicht zu hegen scheint.
Inzwischen waren seit etwa zehn Jahren von Abgeordneten fast sämmtlicher
handeltreibenden Staaten beschickte Münzcommissionen wiederholt versammelt; allein
als Resultat der von denselben, namentlich von der i. J. 1867 in Paris unter Vorsitz
von Mathieu tagenden internationalen Maß-,
Gewichts- und Münzcommission und von der in demselben Jahre daselbst unter
de Parieu's Leitung versammelten internationalen
Münzconferenz gepflogenen Verhandlungen ergab sich nur die Bestätigung der mit
dieser Frage verknüpften großen Schwierigkeiten – ein Resultat, welches zu
einer Einigung durchaus nicht führen konnte.
Nur in Bezug auf zwei, allerdings sehr wesentliche Punkte stimmten fast sämmtliche
Abgeordnete überein – darin nämlich, daß einer möglichst allgemeinen
Münzeinigung die Goldwährung zu Grunde zu legen sei, und
ferner in dem Verlangen, daß alle Münzen zukünftig mit einem Feingehalte von neun Zehntheilen ausgeprägt werden sollten.
Betreffs der Einführung einer Münze, welche zur Circulation in allen Ländern bestimmt
sein soll, scheint der erste dieser beiden Punkte außer aller Anfechtung zu stehen;
doch dürfen wir dabei nicht außer Acht lassen, daß die vor kurzem so vielfach
erörterte Frage einer einzigen oder aber einer zweifachen Währung sich – für
Frankreich wenigstens – mit neuen, durch die Ereignisse der letzten Jahre
geschaffenen Elementen darbietet – mit Elementen, welche für die zu Zeiten
aus der gleichzeitigen Existenz der beiden Edelmetalle in der Münzcirculation eines
Landes entspringenden Vortheile sprechen.
Ich will mich hier über das Verlangen nach einem Feingehalte von neun Zehnteln näher
aussprechen. Meiner Ansicht nach ist die Aufrechterhaltung dieses Feingehaltes ein
ernstliches Hinderniß für die Einführung einer allgemeinen Münze, ist dieselbe nur
von untergeordneter Bedeutung, und es würde meinem Dafürhalten nach mit einer
zweckentsprechenden Auswahl von geeigneten, jetzt cursirenden Goldmünzen möglich
sein, Münzstücke zu schaffen, welche decimal sind in
Bezug auf ihr Schrot (Gewicht), nicht aber decimal
hinsichtlich ihres Korns (Feingehaltes) und die für eine
allgemeine Münzeinigung ersprießlicher sein würden als die gegenwärtig circulirenden
Goldstücke.
Bei der Anregung einer Erörterung dieses Punktes täusche ich mich keineswegs
hinsichtlich der möglichen Ergebnisse der letzteren; sicherlich werde ich mehr
Widersacher als Anhänger finden. Ebenso halte ich es, da ich seit langen Jahren mit
der Verwaltung der französischen Münzstätten betraut bin, für ernste Pflicht zu
erklären, daß meine derzeitige amtliche Stellung dieser Abhandlung, für welche ich
die volle Verantwortlichkeit auf mich allein nehme, gänzlich fremd ist. Das
chemische Studium der Edelmetalle würde keinen Fortschritt machen, wenn eine allzu
rücksichtsvolle Berücksichtigung der gesetzlichen Feingehalte ein Hinderniß sein
sollte für die experimentellen Untersuchungen, welche zu dem Zwecke ausgeführt
wurden, festzustellen, ob es nicht möglich sein wird – abgesehen von jenen
Feingehalten – Legirungen herzustellen, welche zu den diesen Metallen
bestimmten Verwendungen ebenso gut oder noch besser geeignet sind. Auch mache ich
keineswegs den Anspruch, eine Lösung der so sehr verwickelten Aufgabe einer
allgemeinen Münzeinigung darbieten zu wollen. Ich möchte lediglich den damit
Beauftragten einige technische Thatsachen vorlegen, welche der in Rede stehenden
Frage über das allzu ausschließliche Bereich der ökonomischen Grundsätze, auf das
sie bisher beschränkt war, hinwegzuhelfen geeignet sein dürften. Mit diesen
Vorbehalten gehe ich zu dem eigentlichen Gegenstande dieser Untersuchungen über.
Die meisten Nationen haben für ihre Münzen den Feingehalt von neun Zehntel
angenommen; derselbe bildet bekanntlich eine der Grundlagen unseres Münzsystemes,
insofern unser (französischer) Münzfuß von 5 Gramm in 1000 Theilen 900 Theile
Feinsilber enthält.Gleich den deutschen Vereinsthalern, den österreichischen und den
süddeutschen Gulden, den griechischen 5, 1, 1/2 und 1/4
Drachmen-Stücken, sämmtlichen spanischen Silbermünzen, den
nordamerikanischen 50, 25, 10 und 5 Cents-Stücken, den römischen
Scudi und Paoli; die Bremer Halbthaler (36 Grot-Stücken) haben 986
1/2, die englischen Silbermünzen 925, die holländischen 2 1/2, 1 und 1/2
Gulden-Stücke 945, sämmtliche portugiesische Silbermünzen 916 2/3,
die ostindischen 1, 1/2, 1/4 und 1/8 Rupien-Stücke ebenfalls 916 2/3
Tausendtel Feingehalt.H. H. Wenn unsere Goldmünze, welche denselben
Feingehalt hat, in Bezug auf ihr Gewicht ein einfaches Verhältniß darböte, welche
eine engere oder fernere Annäherung an das metrische Maß- und Gewichtssystem
gestattete, so würde die Annahme des letzteren, wie es scheint, in einer von selbst
sich ergebenden Weise zur Schaffung einer allen handeltreibenden Völkern gemeinsamen
Münze führen können.
Allein unsere (französische) wichtigste Goldmünze, das Zwanzigfrankenstück, wiegt 6,451 Gramm; einer so wenig decimalen
Gewichtsgröße gegenüber läßt sich begreiflicher Weise nicht hoffen, daß dieses Münzstück als Basis zu
einem allgemeinen Uebereinkommen verwendet werden könnte. Da überdies keine andere,
nichtfranzösische Goldmünze mit dem metrischen Systeme, überhaupt mit irgend
welchem, auf wissenschaftliche Elemente gegründeten Gewichts- und Maßsysteme
im Einklange steht, so wird die Frage einer baldigen Lösung wohl nicht
entgegengehen; dieselbe kann nur mit Hilfe von Compromissen und gegenseitigen
Concessionen, deren zur gemeinsamen Genugthuung der Münzkunde und gleichzeitig einer
jeden der betheiligten Partheien erfolgende Regelung sehr schwierig erscheint, zu
einem guten Ende geführt werden.
Bei einer Münze sind drei, unter sich solidarische Dinge in Betracht zu ziehen: das
Gewicht (das Schrot), der Feingehalt (das Korn) und der Werth
(Curs- oder Handelswerth). Von dem Gepräge rede
ich nicht; dieses würde natürlich in den verschiedenen Ländern verschieden bleiben
müssen und die gesetzliche Bürgschaft für die Authenticität, die Echtheit des
Stückes bilden.
Das Schlagen einer Goldmünze, welche der dreifachen Bedingung genügte, daß
gleichzeitig ihr Gewicht, ihr Feingehalt und ihr Werth dem Decimalsysteme
entsprächen, dies ist ein Problem, dessen Lösung nicht möglich ist. Um den
Anforderungen des Decimalsystemes Genüge leisten zu können, muß eines dieser drei
Elemente den beiden anderen geopfert werden.
Eine Veränderung des Werthes ist nicht zulässig, obschon
hervorragende Männer eine Modification desselben in Vorschlag gebracht haben,
insofern sie die Einführung eines 10 Gramm schweren Goldstückes von dem jetzt (in
Frankreich) gesetzlichen Goldgehalte empfahlen. Der Werth dieser Münze würde einunddreißig Franken (8 Thlr. 8 Sgr.) betragen. Die
Gesetzgeber des Jahres III (der ersten französischen Republik) hatten das Ausprägen
derselben auch wirklich decretirt; da aber die erste zur erfolgreichen Einführung
einer neuen Münze zu erfüllende Bedingung diejenige ist, daß dieses Geldstück einen
Werth repräsentirt, der sich leicht in die bis dahin gangbare Münze also, namentlich
zu jener Zeit, in Silbergeld übertragen, sich in der letzteren (ohne Bruchtheile)
glatt ausdrücken läßt, so hat dieses 10 Gramm schwere Goldstück das Tageslicht nie
gesehen. Etwas später betrat man den Weg der Assimilation, der Werthannäherung; man
nahm nämlich das Verhältniß des Goldwerthes zum Silberwerthe, welches damals = 15,5
: 1 war, zur Grundlage. Vom Frank als Einheit ausgehend, schuf man durch das Gesetz
vom 7. Germinal des Jahres XI das Zwanzigfrankenstück – und zwar von
demselben Feingehalte wie das Silberstück, von welchem 155 Stück auf 1 Kilogrm.
gehen, so daß, wenn das Kilogramm geprägtes Silber 200 Fr. gilt, die gleiche
Gewichtsmenge Gold den Werth von 3100 Fr. hat. In diese Werthe sind die Prägkosten
mit eingeschlossen.Da diese Prägkosten dem Metallwerthe nicht proportional sind (1,50 Fr. pro Kilogrm. Silber und 6,70 Fr. pro Kilogrm. Gold), so ist das oben angegebene
Verhältniß von 15,50 : 1,00 nicht ganz genau; es ist vielmehr – 15,58
: 1,00. Bekanntlich hat dieses Verhältniß sehr häufig, den Zeiten und den
Ländern entsprechend, noch weit beträchtlichere Schwankungen gezeigt.
Die von den californischen und den australischen Goldbergwerken gelieferte Ausbeute
hat seit ungefähr zwanzig Jahren die Münzwirthschaft der bedeutendsten Handelsvölker
vollständig umgestaltet. Das früher seltene Gold ist jetzt zu dem, wenn auch nicht
gebräuchlichsten, so doch wenigstens zum gesuchtesten und zu dem zur Erfüllung der
Bedingungen einer Gleichförmigkeit des Münzwesens am besten geeigneten Tauschmittel
geworden.Nach Angabe des Nordamerikaners S. Rugglas sind
aus den californischen und australischen Goldlagerstätten in den Jahren von
1851 bis 1866 mehr als für zehn Milliarden
(Frank?) Gold nach den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich
geflossen.
Das Gewicht einer Münze ist ein Gegenstand von solcher
Bedeutung, daß einem jeden Staate, welcher das Decimalsystem eingeführt hat, daran
gelegen sein muß, auch jenes Gewicht diesem System anzupassen oder es wenigstens so
zu vereinfachen, daß Jedermann es leicht seinem Gedächtnisse einprägen kann. Denn es
ist gerade das Gewicht, welches eine wirkliche Verification der Echtheit und des
wahren Werthes der Münzstücke ermöglicht. Wenn bei der angestrebten Verwirklichung
einer allgemeinen Münzeinigung das Silber zum Ausgangspunkte genommen würde, oder
wenn das Gewicht der Goldstücke dem Decimalsysteme entspräche, so würde in Folge der
directeren Beziehungen unseres (französischen) Geldes zum metrischen Systeme die
früher oder später erfolgende Einführung des französischen Systemes von Seiten
anderer Länder manches Wahrscheinliche für sich haben; diese Einführung würde
hauptsächlich aus dem Grunde stattfinden, weil der französische Frank vermittels
alter und ziemlich einfacher Beziehungen dem englischen Pfund Sterling, dem
amerikanischen Dollar, dem österreichischen Gulden, dem russischen Rubel, dem
portugiesischen Milreis u.s.w. nahe steht.Diese in so bestimmter Weise aufgestellte Behauptung des Verfassers erweist
sich bei näherer Betrachtung – bis auf das Verhältniß des Frank zum
Pfund Sterl. (= 25 Fr.), allenfalls auch zum österreichischen Gulden (= 2,5
Fr.), zum portugiesischen Milreis Rechnungsmünze
(= 5,5 Fr.) und zur portugiesischen Corôa
d'oro oder Goldkrone (= 10 Milreis Gold
= 56,25 Fr.) – als unrichtig. Denn der
Dollar der Vereinigten Staaten ist = 43 Silbergr. (= 5,375 Fr.), der
russische Silberrubel = 32 Sgr. 4,7 Pf., das portugiesische Milreis Silber = 41 Sgr. 3 Pf., und die portugiesische
Silberkrone = 48 Sgr. 10,5 Pf. 1 deutscher
Reichsthaler ist bekanntlich = 4,25 Fr.H. H. Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, daß jedwede
Veränderung des Münzfußes, welcher Art dieselbe auch sei, nur dann möglich ist, wenn
der Werth der neuen Münze von demjenigen des zur Zeit der Einführung einer solchen
Veränderung cursirenden Geldes wenig abweicht. Feer-Herzog, dem wir mehrere sehr beachtenswerthe Schriften über
diesen Gegenstand verdanken, erinnert mit Recht, wie die Geschichte uns lehrt, daß
alle Neuerungen im Münzwesen nicht Revolutionen waren, sondern
Adaptationen und Anpassungen an das ihnen vorangegangene
Münzwirthschaftssystem. Dies sind die Beweggründe, welche mich in Verbindung mit Dumas, dem damaligen Präsidenten der Münzcommission,
veranlagen, die Einführung des Fünfundzwanzigfrankenstückes als eine erste Anbahnung der Schaffung einer
internationalen Münze in Vorschlag zu bringen.Seit einigen Monaten läßt Oesterreich Goldstücke von dem Gewichte oder
Schrote (3,2258 Grm.) und dem Feingehalte oder Korne des französischen Zehnfrankenstückes (900 Tausendtel) prägen.
Gehen wir jetzt auf die Frage bezüglich des Feingehaltes
ein. Läßt sich derselbe mit Vortheil in der Weise abändern, daß das Gewicht der neuen Münze, bei gleichbleibendem Werthe derselben, den Anforderungen des metrischen
Systems entspricht?
Es wird Niemand einfallen, die Vorzüge des in Frankreich durch das Gesetz vom 23.
Thermidor vom Jahre III eingeführten, heutzutage als eine Art von internationalem
Feingehalt von fast allen Nationen angenommenen Korns oder Feingehaltes von 900
Tausendtheile in Abrede zu stellen. Die alten Goldmünzen waren freilich reicher an
Gold, da sich dieses Metall um so leichter bearbeiten läßt, je feiner es ist; allein
die nach und nach in der Münzfabrikation, zunächst in Folge der Verdrängung des
Hammers durch den Hebel und dann in Folge der Anwendung der Presse an Stelle des
Hebels, eingeführten Verbesserungen ermöglichten eine Herabsetzung des Feingehaltes,
der jedoch niemals unter den oben angegebenen Betrag hinabging. Uebrigens muß man
bei dieser Frage bezüglich des Feingehaltes einem gewissermaßen instinktiven Gefühle
genügende Rechnung tragen, welches in den mannigfachen Verfälschungen seinen
Ursprung hat, welche das französische Geld, namentlich im XVI. Jahrhundert, zu
erleiden hatte, in Manövers der „Kipper und Wipper“ , denen
auch die zahlreichen deutschen Souveräne und die englischen Könige nicht fremd
blieben. Dieses Gefühl hat zu der Annahme geführt, daß – abgesehen von der
rationellen Bestimmung des Werthes – die besten Münzen diejenigen sein
müssen, welche den größten Feingehalt haben.
Diese Erinnerungen sowie die Schwierigkeiten, welche schon das Ausmünzen einer doch
nur ein Zehntel Kupfer enthaltenden Legirung darbietet – einer Legirung, die
sich „trocken“ und spröde erweist, wenn sie nicht von sehr
geübten Händen bearbeitet wird, machen den Vorzug, welchen die Münzconferenzen dem
Feingehalte von neun Zehnteln einstimmig gegeben haben, ganz erklärlich und
rechtfertigen dieses Verfahren vollkommen. Bis jetzt hat auch Niemand daran gedacht,
ihn abzuändern. Dennoch habe ich mir das Ziel gesteckt, dies selbst zu thun und habe
zu diesem Zwecke mich mit eingehenden Untersuchungen über verschiedene neue
Legirungen beschäftigt, welche, obschon sie von geringerem Feingehalte sind, mir
gleichwohl zur Fabrikation ganz vorzüglicher Goldmünzen sehr geeignet zu sein
scheinen.
Ich habe wohl nicht nöthig, hier besonders zu bemerken, daß die Verwendung dieser
Legirungen zum Vermünzen den wirklichen, inneren Werth
dieser Münzen in keiner Hinsicht modificiren würde. Jedes
Stück würde vielmehr genau dieselbe Menge Feingold enthalten wie bei dem
gegenwärtigen Systeme. Es ist durchaus nicht die Rede von einer Nachahmung
dessen, was kraft der in Frankreich promulgirten Gesetze von 1864 und 1866 in Bezug
auf die kleinen Silbermünzen (Silberscheidemünzen) geschah, deren Feingehalt
– unter Beibehaltung des früheren Gewichtes und Nennwerthes – auf 835
Tausendtheile herabgesetzt wurde. Dies wird aus den im Nachstehenden näher zu
erörternden Einzelnheiten klar hervorgehen.
Meiner Meinung nach hat der Ausdruck des Feingehaltes einer Münze durch eine
Decimalzahl, wie z.B. der Feingehalt von 900 Tausendtheilen, nicht ganz die
Wichtigkeit, welche man ihm zuschreibt. Das Wesentliche an der Sache besteht darin,
daß dieser Feingehalt, sobald er einmal festgestellt worden, wahr ist, d.h. daß er
die gesetzliche Zusammensetzung der Münzmaße, des Münzmetalles, ganz genau, ohne
jede Abweichung nach oben oder nach unten, also ohne jedes Plus noch Minus,
repräsentirt und sich bei jedem einzelnen Münzstücke innerhalb der engen Grenzen des
vom Gesetze den Münzmeistern nothgedrungen bewilligten Remediums (d.h. der Abweichungen im Schrot und Korn, welche Münzen zeigen
dürfen, ohne unrichtig zu sein) hält. Zur Erreichung dieses Zieles darf keine Mühe,
keine Sorgfalt gespart werden. Der Feingehalt ist in der That das unveränderliche
Element eines Münzstückes, dessen Gewicht und wirklicher Werth in Folge der durch
den Verkehr unvermeidlich herbeigeführten Abnützung verändert werden, und das nach
längerer Circulation nichts anderes mehr ist, als ein seinem Feingehalte nach genau
bestimmtes Metallplättchen, welches der Staat zurückkauft für einen Preis, welcher mit Hilfe einer Wage
festgestellt wird.
Hat aber das Publicum wirklich ein ernstes Interesse daran, daß dieser Feingehalt ein
decimaler ist? Offenbar nicht. Derselbe ist ein
latentes Element, welches sich jeder Kontrolle entzieht und dessen Kenntniß
lediglich für denjenigen, welcher die Münze prägt und für denjenigen, der sie zum
Umschmelzen in den Tiegel wirft, von Interesse ist. So lange das Geldstück
circulirt, ist der Feingehalt nur eine Frage des guten Rufes und des Vertrauens,
– allerdings sicherlich eine Frage von hoher Bedeutung, denn der geringste
gegründete oder auch nicht begründete Zweifel rücksichtlich seiner Identität kann
wohl zur Ursache oder zum Vorwande für ernstliche commercielle Störungen werden.
Dies zugestanden, ist die Frage gestattet, ob es wirklich sehr nothwendig ist, die
Decimalität des Gewichtes, wie es gegenwärtig geschieht, der Decimalität des
Feingehaltes zum Opfer zu bringen. Für den Fall einer verneinenden Antwort wird man
darauf geführt, zu untersuchen, welche Zusammensetzung ein Kilogramm Münzgold haben
müßte, dessen Werth, anstatt bei dem gegenwärtigen Feingehalte 3100 Fr. zu betragen,
bei anderen Feingehalten 3000, 2500 oder 2000 Fr. sein würde.
Zum Zwecke dieser Untersuchung genügt es, die Verzeichnisse der
Marktpreise der verschiedenen Gold- und Silbersorten zu Rathe zu
ziehen, aus denen der Werth dieser Metalle bei einem bestimmten Feingehalte zu
erfahren ist; diesem Werthe werden dann die Prägekosten hinzugerechnet. Diese
letzteren betragen gegenwärtig in Frankreich 6,70 Fr. per Kilogrm. Gold von 900 Tausendtheilen Feingehalt; sie können übrigens
ohne große Nachtheile um einen geringen Betrag erhöht oder herabgesetzt werden.
Das den Werth von 3000 Fr. repräsentirende Kilogramm Gold würde unter diesen
Bedingungen dem Feingehalte von 871 Tausendtheilen entsprechen. Das Gold mehrerer
älterer Münzen, namentlich der neapolitanischen Unzen, der unter Don Carlos geprägten Dukaten, der dänischen
Courantdukaten, der alten tuneser Zecchinen, hatten genau diese Zusammensetzung.
Demzufolge kann kein Zweifel obwalten darüber, daß eine derartige Legirung wirklich
für das Vermünzen geeignete Eigenschaften besitzt; allein sie eignet sich schlecht
zum Theilen, indem 5 Grm. derselben einen Werth von 15 Fr., 2 1/2 Grm. einen solchen
von 7,50 Fr. u.s.w. repräsentiren. Demnach ist es meinem Dafürhalten nach ohne
Interesse, diese Legirung eingehender zu berücksichtigen. Die per Kilogramm einen Werth von 2500 Fr. vertretende Goldlegirung entspricht
dem Feingehalt von 725 Tausendtheilen nebst etwa 8 Fr. Prägekosten. Die in Frankreich angefertigten
Schmucksachen haben einen dem eben erwähnten sehr nahe kommenden Feingehalt von 750
Tausendtheilen; allein der nur in Kupfer bestehende Zusatz zum Golde gibt eine zur
leichten Verarbeitung zu harte Legirung. Das sogen, rothe Gold oder Rothgold der
Goldarbeiter, unter den im Handel vorkommenden Sorten dieses Edelmetalles die an
Kupfer reichste, enthält immer eine kleine Menge Silber, gewöhnlich 30
Tausendtheile. Am häufigsten ersetzen die Münzmeister, um ihr Metall geschmeidiger
zu machen und ihm die Farbe des Feingoldes zu geben, einen Theil des Kupfers durch
eine gleiche Gewichtsmenge Silber – und zwar im Betrage von 100 bis 125
Tausendtheilen. Für das Vermünzen würde es angemessen sein, auch dem Werthe dieses
letztern Metalles Rechnung zu tragen, wodurch der Goldgehalt auf ungefähr 720
Tausendtheile vermindert werden würde.
Bei Verwendung dieser Legirung, welche ohne Zweifel zu schönen und brauchbaren Münzen
verarbeitet werden könnte, würde das Fünfundzwanzigfrankenstück 10 Grm. wiegen und
somit ziemlich genau den Werth des englischen Pfund Sterling (oder vielmehr des
Sovereign), einer der am meisten verbreiteten Goldmünzen, haben – ein Punkt
der seine Bedeutung hat.Das Gold der englischen Sovereigns hat 916, das der österreichischen Dukaten
986, das der holländischen Dukaten 982, das der preußischen Friedrichsd'or
und der sächsischen Augustd'or 902, das der Goldkronen des
deutsch-österreichischen Münzvereins und der nordamerikanischen
Goldstücke 900 Tausendtheile Feingehalt. Der Feingehalt der neuen deutschen
Gold- (Zehn- und Zwanzigmark') Stücke ist bekanntlich
ebenfalls 900 Tausendtel.H. H. Das aus dem in Rede stehenden Metalle
geprägte Zwanzigfrankenstück würde 8 Grm., das Fünffrankenstück 2 Grm. wiegen.
Bis auf die aus dem Versatze mit Silber sich ergebende Complication, die sich
indessen vielleicht durch die Verwendung anderer Metalle von geringerem Werthe,
namentlich des Nickels, beseitigen lassen könnte, würde sich diese Legirung ziemlich
gut zum Theilen der Münzen eignen.
Die einen Werth von 2000 Fr. per Kilogrm. repräsentirende
Goldlegirung ist diejenige, auf deren eingehendes Studium ich die größte Sorgfalt
verwendet habe. Dieselbe enthält in 1000 Th. Metall 580 Th. Gold; die Kosten ihrer
Vermünzung belaufen sich auf 6,57 Fr. per Kilogramm. Der
Marktpreis des diesen Feingehalt besitzenden Goldes ist in der That auf 1993,43 Fr.
per Kilogramm festgesetzt.
Mit den gegenwärtig üblichen Feingehalten verglichen, ist dieser Feingehalt ein sehr
geringer. Dessen ungeachtet steht er demjenigen des in fast ganz Deutschland,
England und Holland zur Anfertigung von Goldwaaren üblichen 14karätigen Goldes sehr nahe.In Deutschland enthalten die Goldwaaren gewöhnlich
583, zuweilen auch 750 Tausendtheile
Feingold.H. H. Die in diesen Ländern fabricirten
Goldwaaren weichen in ihrem äußern Ansehen und in ihrer Haltbarkeit von den
französischen Bijouterien wenig ab und sind allem Anscheine nach nicht weniger
gesucht als die letzteren.
Nehmen wir an, daß ein solches Metall die zum Zwecke des Vermünzens wünschenswerthen
Eigenschaften besitzt, so werden wir auch durch die Verhältnisse bestochen, in
welchem sein Gewicht und sein Werth zum Gewichte und zum Werthe des Silbers stehen
– Verhältnisse, welche so einfach und dem Decimalsysteme so entsprechend
sind, als sich dies nur wünschen läßt, denn wir haben es hier in der That mit dem
Verhältnisse 10 : 1 zu thun; nämlich:
Gold
Silber (900/1000)
1000 Grm.
haben
in
ausgemünzten
Stücken
den
Werth
von
2000 Fr.
200 Fr.
10 „
„
„
„
„
„
„
„
20 „
2 „
5 „
„
„
„
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„
„
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10 „
1 „
2,5 „
„
„
„
„
„
„
„
5 „
0,50 „
Besitzt aber die in Rede stehende Legirung jene wünschenswerthen Eigenschaften auch
wirklich? Nachstehende Experimente berechtigen zu dieser Annahme.
Nach den von mir anfänglich gemachten, jedoch erfolglos gebliebenen Versuchen, aus
Gold und Kupfer allein eine geschmeidige und dehnbare binäre Legirung von schöner Farbe und wünschenswerther Dauer herzustellen,
stellte ich eine ternäre Legirung auf dem Wege dar, daß
ich einen Theil des Kupfers durch Zink ersetzte. Schon früher (in einer im Jahre
1864 veröffentlichten Abhandlung) hatte ich die günstigen Resultate nachgewiesen,
welche man durch Versetzung verschiedener Silberkupferlegirungen mit Zink zu erzielen vormag, insofern dieses letztere Metall
jenen Legirungen eine größere Geschmeidigkeit und eine größere Homogenität
erheilt.Man vergleiche die Mittheilung „über die Legirungen von Silber und
Zink und deren Anwendbarkeit in der Münzkunst“, von Eug. Peligot, in Dingler's
polytechn. Journal, 1864 Bd. CLXXII S. 433.
Indessen lagen keinerlei Beobachtungen vor, welche darauf hindeuteten, daß
Goldlegirungen ein ähnliches Verhalten gegen Zink zeigen; es schien im Gegentheil
aus den einzigen bekannt gewordenen Versuchen, welche von Hatchett und Cavendish nach dieser Richtung hin
im Anfange dieses Jahrhunderts in der Londoner Münze ausgeführt worden waren,
hervorzugehen, daß das Zink die Ductilität des Goldes vernichtet. Denn nachdem Hatchett die eben erwähnten Versuche zur Darstellung
geschmeidiger Goldzinklegirungen beschrieben, schließt er seine Mittheilungen mit den
nachstehenden Worten:
„Es steht demnach fest, daß das Zink die Geschmeidigkeit des Goldes
aufhebt; daß man es mit Hilfe von Wärme leicht vom letzteren Metalle abscheiden
kann, daß beim Legiren größerer Goldmengen mit angemessenen Quantitäten von Zink
sich nur ein Theil des letztern rasch verflüchtigt, während sich dasselbe beim
Operiren mit kleinen Mengen gänzlich abscheidet und das Gold in reinem Zustande
zurückläßt. Wendet man das Zink mit Kupfer verbunden – im Zustande von
Messing – an, so wird es durch die Wärme
nicht so leicht verflüchtigt, als wenn es mit dem Golde durch directe Schmelzung
zugesetzt wird, weil das in Fluß befindliche Gold einen Theil des Zinks
absorbirt und zurückhält, sobald es den Dämpfen dieses letztern Metalles
ausgesetzt ist, selbst in offenen Gefäßen.“
Den Ergebnissen meiner Versuche zufolge können diese Bemerkungen nur für die viel
Gold enthaltenden Legirungen Giltigkeit haben. Denn nach meinen Beobachtungen erhält
man durch Versetzung eines Goldes selbst noch von 725 Tausendtheilen Feingehalt mit
50 Theilen Zink ein spröderes Metall, als durch Zusatz von Kupfer allein; anders
aber verhält sich ein Gold von 580 bis 600 Tausendtheilen. Eine derartige Legirung,
welche bei bloßem Kupfergehalte sich hart und spröde erweist, wird durch den Zusatz
von 50 bis 70 Tausendtheilen Zink hämmerbar und zeigt zugleich die Farbe des Goldes
von hohem Feingehalte. Bezüglich der Haltbarkeit dieser Legirung und ihrer
Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkung der Luft, des Wassers, der schwachen
Säuren etc. habe ich Grund zu der Annahme, daß das in Rede stehende Metall diese
Eigenschaften in demselben Grade besitzen würde wie dasjenige der jetzigen
französischen Goldmünzen, namentlich nach dem Färben
derselben, durch welchen Proceß die Bildung eines Häutchens von reinem Edelmetall an
der Oberfläche der Legirung vermittelt wird. Uebrigens kann diese Frage nur auf dem
Wege des Experimentes gelöst werden; jedoch ist es, da Ergebnisse praktischer
Versuche noch nicht vorliegen, wohl anzunehmen gestattet, daß eine etwa 60 Procent
nicht oxydirbares Metall enthaltende Legirung nicht leicht unansehnlich und
unbrauchbar werden kann, wenn sie in Form von Münzen dem täglichen Verkehre
übergeben wird. Diese Annahme erhält nun andererseits dadurch eine Stütze, daß wir
in Uebereinstimmung mit den Ansichten von Henri Ste.-Claire Deville das mehr oder minder rasche Verderben der Metalle
hauptsächlich den Einwirkungen des Schwefels und seiner
Verbindungen zuschreiben müssen, das Zink aber bekanntlich eine nur geringe
Affinität zum Schwefel besitzt, so daß ein Zinkgehalt die Legirungen gegen die
zerstörenden Wirkungen des Schwefels sogar schützt.
Ich bemerkte weiter oben, daß durch die in Rede stehende Herabsetzung des
Feingehaltes der Goldmünzen durch Zusatz von Kupferzinklegirung der innere Werth der
Münzen in nichts vermindert wird. Um in Bezug auf diesen Punkt jeden Zweifel zu
beseitigen, kann ich nicht umhin, auf einige Einzelnheiten betreffs der zur
Herstellung der Proben (welche der Akademie vorgelegt wurden) angewendeten
Verfahrungsweisen näher einzugehen. Diese sämmtlichen Proben rühren von
Zwanzigfrankenstücken her, welche ich mit solchen Quantitäten von Kupfer und Zink
umschmolz, daß die erhaltene Metallmasse einem Gewichte von 10 Grm. per Stück entspricht.
Das Zink wird in Form von Messing oder aber einer vorher genau analysirten
Kupferzinklegirung dem Golde zugesetzt; dieses letztere Verfahren ist vorzuziehen,
da das im Handel vorkommende Messing meistentheils einen geringen Bleigehalt hat,
welcher die Qualität der erhaltenen Legirung leicht beeinträchtigen könnte. Unter
diesen Bedingungen und immer nur in sehr geringen Mengen angewendet, verflüchtigt
sich das Zink nicht merklich; denn in dem erhaltenen Regulus oder Zain findet man
die Gewichtsmenge der angewendeten Materialien beinahe vollständig wieder. Ich
stelle indessen keineswegs in Abrede daß die Anwendung eines flüchtigen Metalles zu
einem ziemlich ernstlichen Hindernisse für die Herstellung einer Legirung von ganz
genau bestimmter Zusammensetzung werden kann; ich bin aber ebenso fest überzeugt
davon, daß eine längere Praxis dieser Schwierigkeit gerecht zu werden im Stande sein
wird.Um dem Einwurfe bezüglich der Anwendung eines flüchtigen Metalles zur
Production einer Legirung, welche einen genau bestimmten Feingehalt haben
muß, begegnen zu können, stellte ich, seitdem ich die vorliegende Abhandlung
in der betreffenden Sitzung der Akademie vorgetragen, verschiedene
Legirungen aus Gold, Kupfer und
Nickel dar. Dieses letztere Metall muß man aber
in geringeren Quantitäten verwenden wie das Zink, da es die Eigenschaft
besitzt, Legirungen von blasserer Färbung zu geben. Nimmt man nur 10
Tausendtheile Nickel, so erhält man ein gut gefärbtes Metall von geeigneter
Geschmeidigkeit.
Zum Einschmelzen bedeckt man die im Tiegel befindlichen Metalle zur Verhütung einer
theilweisen Oxydation derselben mit einigen Holzkohlenstückchen, oder man
verschließt, was noch besser ist, den Schmelztiegel mit einem aus Gasretortengraphit
angefertigten Deckel.
Nachstehend gebe ich die Einzelnheiten mehrerer von diesen Versuchen.
I
Zwanzigfrankenstück
6,450
Grm.
Messing (mit 33 Proc. Zink)
2,000
„
Kupfer
1,550
„
–––––––––––
10,000
Grm.
Der erhaltene Regulus war geschmeidig und zeigte eine hübsche Goldfarbe.
II
Zwanzigfrankenstück
6,456
Grm.
Kupferzinklegirung mit 65 Proc. Zink
0,894
„
Kupfer
2,650
„
–––––––––––
10,000
Grm.
Der erhaltene geschmeidige Metallkönig ließ sich, ohne nachgelassen werden zu müssen,
zu dünnem Blech auswalzen.
III
Goldstücke von 20 Franken
6,450
Grm.
Legirung vom Versuche II
0,746
„
Kupfer
2,804
„
–––––––––––
10,000
Grm.
Der Abbrand betrug 0,015 Grm.; der Regulus wurde ausgewalzt; ein nochmaliges
Einschmelzen verursachte einen Gesammtverlust von 0,020 Grm.
IV
Zehn Goldstücke
64,515
Grm.
Legirung vom Versuche II
9,230
„
Kupfer
26,255
„
–––––––––––
100,000
Grm.
Das Metall wurde in eine gußeiserne Zainform gegossen; der kleine 8 Millim. starke
Zain gab nach dem Anwärmen oder Anlassen eine 3 Millim. starke Platte.
Die Zusammensetzung dieser ternären Legirungen ist demnach die folgende:
I
II
III
IV
Gold
580
581
580
580
Kupfer
354
361
372
360
Zink
66
58
48
60
––––
––––
––––
––––
1000
1000
1000
1000
Die Dichtigkeit oder das specifische Gewicht dieser Legirungen ist = 12,8, die des
Goldes von 900 Tausendtheilen Feingehalt = 17,1.
Durch ein bis zwei Procent Zink mehr oder weniger wird die Farbe dieser Producte in
bemerkenswerther Weise abgeändert. So ist der procentale Unterschied zwischen dem
Zinkgehalte der Legirungen I und III geringer als 2 Procent; die erstere zeigt eine
weit gelbere Färbung als die letztere, wie man bei näherer Betrachtung der beiden
Münzen (welche ich der Akademie vorlege) deutlich wahrnehmen kann. Das die
entschiedenste Gelbfärbung zeigende Stück, dessen Farbe in der Praxis nicht zulässig
ist, habe ich nur in der Absicht, diese Differenz nachzuweisen, prägen lassen.Bei verschiedenen später abgeführten Versuchen wurden Münzen geprägt aus
Abfällen (Schnittlingen) von Schrötlingen oder Münzplatten, welche zur
Herstellung von 10 Grm. schweren Goldstücken gedient hatten. Der Guß gelang
gut; das Auswalzen der Zaine bot keine Schwierigkeit dar und erfordert kein
Anlassen oder Anwärmen. Das Ausschlagen der Schrötlinge erfolgte glatt und
bei der Prägung zeigten sie sich sehr weich.
Bei einem Gehalte von 10 bis 12 Proc. Zink wird das Metall spröde und brüchig und
nimmt die Farbe des sogenannten grünen Goldes der
Goldarbeiter an.
Ersetzt man das Zink durch gleiche Mengen Silber, so fällt
die Legirung hellgelb aus und gleicht in ihrer Farbe dem um das Jahr 1815 zum Prägen
der Goldmünzen verwendeten Metalle. Bei einem Silbergehalte von 60 Tausendtheilen
ist sie ductil; bei nur 30 Tausendtheilen Silber ist ihre Geschmeidigkeit weit
geringer.
Das Zinn vermag ungeachtet seiner weit größeren Ductilität
das Zink nicht zu ersetzen. Ein mit Zusatz von 0,600 Grm. Zinn und 2,960 Grm. Kupfer
eingeschmolzenes Zwanzigfrankenstück gab einen sehr spröden Regulus von
gelblichgrauer Farbe.
Zum Schlusse stelle ich die im Vorstehenden mitgetheilten Ergebnisse meiner Versuche
und die aus denselben sich ergebenden Schlußfolgerungen kurz zusammen.
Bei Verwendung ternärer Legirungen von 725 bis ungefähr 580 Tausendteln Feingehalt
ist es möglich, eine dem Gewichte nach decimale Münze herzustellen, welche die bei
den jetzt circulirenden Goldstücken gesuchten Eigenschaften aller Wahrscheinlichkeit
nach besitzt und den vollen Werth derselben hat.
Wenn auch sicherlich Niemand daran denken kann, eine so radicale Veränderung in
unseren Münzgewohnheiten ohne Weiteres einführen zu wollen, so dürfte es dennoch
wohl gestattet sein, von einem rein objectiven Standpunkte aus zu untersuchen,
welche Vortheile eine Münze von der vorstehend besprochenen Art, z.B. eine solche
von 580 Tausendteln Feingehalt darbieten könnte.
Zu diesem Behufe wird es angemessen sein, an die Anforderungen zu erinnern, denen
eine gute Münze genügen muß. Nach Mongez, einer Autorität
in diesem Fache, müssen die zu dem fraglichen Zweck zu verwendenden Materialien
folgende Eigenschaften besitzen:
Dieselben müssen 1) bei dem möglichst kleinen Volum das größtmögliche Gewicht haben;
2) eine leichte Theilung zu lassen; 3) eine möglichst lange Haltbarkeit und Dauer
besitzen; 4) eine möglichst oft wiederholte Veränderung ihrer Form mit dem möglichst
geringen Verluste gestatten; 5) in den Ländern, wohin sie durch den Handel gelangen,
die am wenigsten häufig vorkommenden sein.
Zu diesen Eigenschaften ist meiner Ansicht nach die folgende hinzuzufügen. Das Gold,
das Silber und das Kupfer müssen in ihren zum Vermünzen bestimmten Legirungen die
wesentlichen Eigenschaften des vorwaltenden, der Münze die allgemeine Bezeichnung
(Goldmünze, Kupfermünze etc.) und ihren Werth verleihenden Metalles beibehalten. Man muß es sonach
vermeiden, aus Gold Geldstücke herzustellen, welche nicht die Farbe dieses Metalles
zeigen, aus Silber Stücke zu prägen, welche das Ansehen des Kupfers besitzen (wie
dies öfters bei gewissen Sorten von Silberscheidemünzen vorgekommen ist), und man
darf selbst mit Kupfer zusammengesetzte weiße Legirungen nicht zum Schlagen von
Geldstücken benützen, welche der eigenthümlichen Charaktere von Verderben und
Abnützung entbehren, welche diesem Metalle seine untergeordnete Stellung in der
Münzscale anweisen. Gibt man zu, daß die Goldlegirung von dem oben angegebenen
Feingehalte diese verschiedenen Bedingungen erfüllt, so ist man berechtigt,
nachzuforschen, welche Beweggründe zur Zurückweisung einer aus jener Legirung
geprägten Münze geltend gemacht werden können, abgesehen von den moralischen
Betrachtungen und den Gewohnheiten, welche hinreichend sind, für jetzt eine so
beträchtliche Abänderung des Feingehaltes abzulehnen. Ich muß gestehen, daß ich
derartige Motive von wirklich ernster Art aufzufinden nicht vermocht habe.
Von den Vortheilen, welche aus der Einführung der gedachten Goldlegirung resultiren
würden, führe ich nur die nachstehenden an:
1. Das decimal gewordene Gewicht würde die in Rede stehende Münze mit dem metrischen
System verknüpfen.
2. Da das Volum dieser Goldstücke beträchtlich größer ausfallen mühte, so würden sie
im Gebrauche bequemer sein. Als die Metallcirculation (in Frankreich) lebhafter war,
hörte man allgemeine Klage über die Dimensionen des Fünffrankenstückes, welches als
Silbermünze zu groß, als Goldmünze zu klein gefunden wurde.
3. Die Einführung dieser einen Werth von 20 Fr. besitzenden zehn Gramm Gold würde,
wenn sich ihre Rolle auf die einer internationalen Münze beschränkte, das
Einschmelzen der existirenden Goldstücke keineswegs nach sich ziehen; sie könnten,
ohne daß dadurch Verwirrung entstehen würde, neben diesen letzteren circuliren,
indem es dazu hinreichend sein würde, wenn die neuen Goldstücke eine etwas größere
Dicke (Metallstärke) erhielten.
4. Bei gleicher Oberfläche und gleicher Härte würde diese Münze weniger durch
Abnützung verlieren.
5. Endlich würde die neue Münze, da sie keiner der jetzt circulirenden Goldmünzen
gleicht, alle nationalen Empfindlichkeiten, welche gleichfalls zu den am
schwierigsten zu vermeidenden Klippen gehören, die heutzutage einer Münzeinigung
entgegentreten, ganz unberührt lassen.
H.
H.