Titel: | Neues Kaolinvorkommen bei Göppersdorf (Kreis Strehlen in Schlesien); dessen pyrometrisches Verhalten nebst chemischer Analyse des rohen wie geschlämmten Materiales; von Dr. Carl Bischof. |
Autor: | Carl Bischof [GND] |
Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. XVII., S. 60 |
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XVII.
Neues Kaolinvorkommen bei
Göppersdorf (Kreis Strehlen in Schlesien); dessen
pyrometrisches Verhalten nebst chemischer Analyse des rohen wie geschlämmten Materiales;
von Dr. Carl
Bischof.
Bischof, über ein neues Kaolinvorkommen bei
Göppersdorf.
Die Fundstätte dieses Rohkaolins befindet sich auf dem Rittergute Göppersdorf,
nordwestlich vom Rummelsberg, in einer Entfernung von 1/4 Meile von der Haltestelle
Steinkirche der Breslau-Mittelwalder Eisenbahn. In südlicher Richtung grenzt
das Thonlager unmittelbar an Granit, der sehr feinkörnig und fest ist und eine
plattenförmige Lagerung zeigt. Der Flächenraum, auf welchem das Vorkommen bis jetzt
nachgewiesen wurde, beträgt circa 25
Meter-Morgen. Das Lager ist von einer 1/2 bis 2 Fuß (157 bis 628 Millim.)
starken thonigen, fruchtbaren Ackererde bedeckt. Die Mächtigkeit wurde noch nicht
genau festgestellt, ist aber eine bedeutende, da bei stattgefundenen Bohrversuchen
bis zur Tiefe von 50 Fuß (15,7 Meter) das Thonlager noch nicht durchstoßen war. Mit
Bezug auf den unten gefundenen sehr geringen Kalkgehalt dürfte es nicht
uninteressant sein, daß etwa 1000 Fuß (314 Met.) südöstlich von dem Kaolin Marmor
sich findet, der gleichfalls zu Göppersdorf gehörig in zwei Oefen gebrannt wird.
Mineralogische Beschreibung.
Bildet eine, theils klumpige, theils zu Erde zerfallene Masse mit einem Stich in's
Graue. Gelbe Färbungen sind nur selten zu bemerken.
Fühlt sich körnig an und färbt ab. Glimmerblättchen treten häufig auf sowie einzelne
organische Reste, Wurzeln etc. und Pflanzenfasern.
Zerreibt sich leicht und dabei bedeutend knirschend.
Zerdrückt man das Material, so wird neben feinem Mehl ein klarer, körniger Quarzsand bis zu 1 Millimeter Dicke gefunden. Durch ein
feines Messingsieb ist letzterer von dem Thonmehl ohne Weiteres abzusondern. Aus circa 5 Pfund Material eine Durchschnittsprobe
sorgfältig dargestellt, gibt ein fast rein weißes Pulver mit einem schwachen Stich
in's Graue, aber ohne irgend welche gelbliche
Färbung.
Concentrirte Salzsäure längere Zeit damit digerirt, zieht nur sehr wenig Eisen, merklich Kalk und sehr wenig Magnesia aus. Das
Bindevermögen bestimmt, ist = 3, d.h. ein geringes.
Das Durchschnittspulver geschlämmtDas Schlämmen wurde in einfacher Weise vorgenommen durch starkes Aufrühren
des in einem 14 Centimeter hohen und 10 Centimeter weiten Becherglas mit
Wasser übergossenen Rohkaolins und Stehenlassen: das erste Mal 4 Minuten,
dann 3 und später 2 Minuten und so lange fortgesetztem Abgießen, als noch
eine merkliche Trübung sich zeigte., gehen 42,6 Proc. Thon über, welcher sehr zart, graulich weiß und fast
glimmerfrei ist, und es bleibt ein Rückstand von 57,4 Proc. eines hellgrauen, sehr
reichlich funkelnden, meist feinen Staubsandes.
Pyrometrische Bestimmung.
Eine Probe des bezeichneten Durchschnittspulvers bis zur controllirten
Platin-Schmelzhitze erhitzt:
ist unter völliger Erhaltung der Form außen nicht glänzend, (es
zeigen sich nur glänzende Pünktchen) und innen körnig mit glänzenden Punkten; ist
weiß und fast fleckenlos.
Eben so heftig den geschlämmten Thon geglüht:
bleibt Form vollkommen erhalten, außen nicht irgendwie glänzend und
innen dicht porzellanartig; ist weih mit einem Stich in's Graue.
Die größere Schwerschmelzbarkeit des geschlämmten Kaolins gegenüber dem rohen ist
deutlich zu erkennen und verhält sich ersterer mit dem besten geschlämmten
Zettlitzer Normalkaolin pyrometrisch völlig gleich.
Den obigen Schlämmrückstand auch so stark geglüht:
bildet sich eine rein weiße, körnige Masse, deren Körper durch
einen leisen Schmelz fest verkittet sind.
In 100 Theilen des bei 110° getrockneten Materiales wurde gefunden:
Rohkaolin:
Derselbe geschlämmt:
Thonerde
21,35
37,67
Kieselsäure chem.
gebunden als Sand
20,44 49,00
69,44
36,46 10,90
47,36
Magnesia
sehr wenig
sehr wenig
Kalk
0,23
0,17
Eisenoxyd
0,61
0,67
Kali
0,84
0,91
Natron
0,68
0,68
Glühverlust
7,08
12,82
–––––––––
–––––––––
100,23
100,28
Die berechnete chemische Zusammensetzung gibt:
6,54 (Al₂O₃, 3,72 SiO₃) + RO
11,38 (Al₂O₃, 1,44 SiO₃) + RO
und Feuerfestigkeitsquotient
= 1,76
= 7,90.
Zusammenfassung.
Der in Rede stehende weiße, abfärbende und bereits dem äußern Habitus nach sich als
Rohkaolin erweisende Thon, ist gemäß seiner chemischen Zusammensetzung den eigentlichen Kaolinen primärer Lagerstätte und
pyrometrisch den bestbekannten darunter gleichzusetzen.
Derselbe ist charakterisirt durch den hervorragenden Thonerdegehalt des
Schlämmproductes, welcher mit dem früher untersuchtenDingler's polytechn. Journal, 1871 Bd. CXCIX S.
307., aus demselben Kreise, von einem anderen etwa 1 1/2 Meilen entfernten Punkte
stammenden Kaolin fast völlig übereinstimmt.
Er enthält im Ganzen wenig Flußmittel und zeichnet sich durch einen verhältnißmäßig
unbedeutenden Eisengehalt aus.
Unter bekannten Kaolinen übertrifft er den von Pilsen und sehr bedeutend den von
Halle und den aus Algier, welches Resultat die berechneten bezüglichen
Feuerfestigkeitsquotienten ganz evident nachweisen.
Vergleicht man die gefundenen Feuerfestigkeitsquotienten für den Rohkaolin im
Gegensatz zu dem geschlämmten, so macht sich zu Ungunsten des ersteren ein weit
bedeutenderer Abstand geltend als die pyrometrischen Bestimmungen ergeben. Diese
Differenz erklärt sich einfach, wie ich bereits früherDingler's polytechn. Journal, 1871 Bd. CC S.
116. eingehender dargethan habe, aus dem sehr beträchtlichen körnigen Sandgehalt
(49 Proc.) des Rohmateriales. Damit diese Sandmenge zur vollen Wirkung gelange, wäre
es erforderlich denselben vorher auf das allerfeinste zu zerreiben, und käme alsdann
eine länger andauernde völlige Prüfungshitze hinzu, so würde das pyrometrische und
analytische Resultat übereinstimmen d.h. die Beobachtung im Feuer fiele stritte
zusammen mit dem berechneten Feuerfestigkeitsquotienten.
Umgekehrt zeigt die Analyse recht evident die
außerordentliche pyrometrische Verbesserung durch das Schlämmen in der damit
erzielten sehr großen Vermehrung der Thonerdemenge, während die Menge der Flußmittel
fast völlig constant geblieben ist.
Während in dem Rohkaolin 6,54 Th. Thonerde, kommen in dem geschlämmten Material 11,38
Thonerde auf 1 Theil Flußmittel und anderseits kommen auf gleichviel Flußmittel
24,33 Kieselsäure und hier nur 16,39 Kieselsäure.
Wiesbaden, Ende Juni 1874.