Titel: | Dr. Marey's Chronograph. |
Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. XXII., S. 99 |
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XXII.
Dr. Marey's Chronograph.
Nach dem Scientific American, Juni 1874 S.
387.
Mit einer Abbildung auf Tab. II.
Marey's Chronograph.
Der Gebrauch der Stimmgabel zur Messung sehr kurzer Zeiträume bietet gewisse
Vortheile, welche zu einer ausgedehnten Benützung der Stimmgabel bei neueren
Chronographen geführt hat. In Figur 6 ist ein neues
derartiges Instrument abgebildet, welches eine Verbesserung eines Vorschlages von
Mercadier oder besser eine Zugabe zu letzterem zur
Erzielung größerer Genauigkeit ist. Mercadier's
Erfindung, im oberen Theile der Abbildung sichtbar, besteht aus einer horizontal
liegenden Stimmgabel S; die eine Zinke derselben wird
von einem Elektromagnet E angezogen, unterbricht aber
bei ihrer Bewegung nach dem Kern des Elektromagnetes E
hin den Strom der Batterie B und veranlaßt so den Rückgang der Zinken, bei
welchem der Stromkreis wieder hergestellt wird, indem ein Platindraht am Ständer T mit einem Platinscheibchen auf der Zinke der
Stimmgabel in Berührung tritt. Dadurch kommt die Stimmgabel in sehr schnelle
Schwingungen. Ein passender Registrirapparat wird mit diesem Instrumente verbunden;
doch fand Dr. Marey dessen
Benützung meist schwierig, wegen der äußerst geringen Amplitude der
Schwingungen.
Um diesen Mangel zu beseitigen, schaltete der Erfinder in den Stromkreis des
Elektromagnetes E und der Stimmgabel S einen zweiten Elektromagnet e, welcher natürlich gleichzeitig mit dem ersten magnetisirt und
entmagnetisirt wird. Der zweite Magnet hat nur eine einzige Spule und zieht seinen
Anker 100 mal in der Secunde an. Der Anker bewegt sich in einer zur Polfläche
parallelen Ebene und ist an einer Feder angebracht. Um die beiden Schwingungen
vollkommen übereinstimmend zu machen, wird die Länge der eben erwähnten Feder
mittels einer feinen Schraube genau regulirt. Da der Anker von der Seite angezogen
wird, so braucht er nicht plötzlich zum Stillstande gebracht zu werden, und außerdem
erlangt man eine viel größere Amplitude. Der eine Verlängerung des Ankers und seiner
Feder bildende Schreibstift beschreibt auf einer geschwärzten Fläche eine
Wellenlinie, deren einzelne Wellen Hundertstel-Secunden entsprechen.
Wie die Abbildung zeigt, befindet sich der Elektromagnet e an einem Handgriffe H, durch welchen die
Zuleitungsdrähte nach dem Elektromagnete e gehen. Diese
Drähte sind der Bequemlichkeit halber in ein Seil n n
von beliebiger Länge vereinigt, damit man das Instrument an jeder Stelle des Zimmers
benützen kann.
Wenn man die genaue Umlaufszeit einer Scheibe oder Welle und die Veränderlichkeit der
Geschwindigkeit während einer Umdrehung messen will, so schwärzt man die
Seitenfläche der Scheibe mit Lampenruß und setzt die Schreibspitze des Chronographen
auf sie auf. Die Wellenlinie läßt dann die Drehung während jedes Hundertstels einer
Secunde erkennen und setzt z.B. den Erbauer einer große Genauigkeit in der
Construction erfordernden Maschine in den Stand, Fehler aufzufinden, welche sich
sonst leicht seiner Kenntniß entziehen könnten. Durch dieselben, nur
zweckentsprechend abgeänderten Mittel vermag Dr. Marey auch die Bewegung eines Echappement zu reguliren
und dadurch den Gang eines Triebwerkes, was für Telegraphenapparate von Werth
ist.
E–e.