Titel: | Decker's Patent-Dampfpumpe; ausgeführt von Gebrüder Decker und Comp. in Canstatt (Württemberg). |
Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. XLV., S. 177 |
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XLV.
Decker's Patent-Dampfpumpe; ausgeführt von Gebrüder Decker und Comp. in
Canstatt (Württemberg).
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Decker's Patent-Dampfpumpe.
Von den vielen verschiedenartig gebauten Dampfpumpen, welche wir heute besitzen,
dürfte die in Figur
1 bis 7 dargestellte, von Gebrüder Decker und Comp. in Canstatt (nach amerikanischem Vorbild)
ausgeführte Patent-Dampfpumpe in so ferne einen Vorzug verdienen, als
dieselbe in allen ihren Theilen sehr compendiös und zweckmäßig gebaut ist, sich
hauptsächlich durch ihre einfache Art der Dampfvertheilung auszeichnet, schon bei
ganz geringer Dampfspannung zu arbeiten im Stande ist und es auf die einfachste Art
ermöglicht, den Hub – also auch das zu liefernde Wasserquantum zu verändern.
Betrachten wir näher die Einrichtung der Pumpe, so besteht dieselbe aus 3
Haupttheilen: dem Dampfcylinder A, dem
Steuerungscylinder B und der doppelwirkenden Pumpe C.
Der Dampfcylinder
A ist durch ein muldenförmiges Zwischenstück (zum
Auffangen des Oeles, welches von den Stopfbüchsen abläuft) fest mit dem
Pumpengehäuse verbunden und stehen beide auf einem gemeinsamen Fundamente. Die
beiden Dampfcanäle D, D₁ führen den Dampf vor und
hinter den Kolben. Derselbe besteht aus 2 gußeisernen Platten a, a₁, welche mittels einer Metallmutter zusammengehalten werden;
zwischen diesen 2 Platten befindet sich der aufgeschlitzte Kolbenring b, welcher durch einen eingelegten Stahlring im
ausgespannten Zustand erhalten wird. Am anderen Ende der Kolbenstange sitzt der
Pumpenkolben, welcher aus Metall und sonst ganz analog dem Dampfkolben eingerichtet
ist. Der aus dem Cylinder A abzuführende Dampf wird
durch die die Canäle D, D₁, durch welche er
zugeleitet wurde, wieder entfernt. Die mit Gewinde versehenen Löcher d, d₁ dienen zum Einschrauben von Ablaßhähnen für
das Condensationswasser im Cylinder A, welche beim
Anlauf der Pumpe geöffnet werden müssen.
Der Steuerungscylinder
B ist doppelwandig, um durch Herumführen des Dampfes um
den Cylinder eine möglichst gleichmäßige Erwärmung desselben zu erzielen und dadurch
einer nachtheiligen Ausdehnung vorzubeugen, welche sich entweder durch zu leichten
oder zu schweren Gang des Steuerungskolbens bemerkbar machen würde. Der
Dampfeintritt erfolgt durch die Oeffnung f, in welcher
das Dampfzuleitungsrohr oder ein Absperrventil eingeschraubt wird. Durch die Löcher
g, g₁ (Figur 3) tritt bei jeder
Stellung des Steuerungskolbens der Dampf in das Innere des Steuercylinders B (in den Raum V zwischen
den Kolbentheilen p und p₁) und von da durch den Canal h oder h₁ entweder hinter oder vor den Kolben im
Dampfcylinder A. Die Durchbrechungen i, i₁ haben den Zweck, den aus dem Cylinder A kommenden Abdampf fortzuleiten – von der
Hinterfeite des Cylinders durch i, von der Vorderseite
durch i₁ und von hier in's Freie durch ein bei
k oder bei k₁
(Figur 3)
angeschraubtes Ableitungsrohr, je nachdem es nämlich locale Verhältnisse bedingen,
letzteres links oder rechts anzubringen. Hiernach muß eine der Oeffnungen k oder k₁ verschraubt
werden.
Die Canäle l, l₁, welche mit den in Figur 5
ersichtlichen Bohrungen c, c₁ communiciren,
ermöglichen es, daß von dem abgehenden Dampf aus dem Dampfcylinder A ein Theil vor oder hinter den Steuerungskolben
gelangt. Es wird dadurch beim Annähern dieses Kolbens gegen die Deckel des
Steuerungscylinders ein Dampfkissen gebildet, welches jeden stoßenden Anschlag
verhindert. Um jedoch eine solche Zusammenpressung des Dampfkissens hintanzuhalten,
welche den Steuerungskolben hindern könnte, seinen ganzen Weg zurückzulegen, so sind
nahe den Deckeln kleine Oeffnungen m, m₁ (Fig. 7), durch welche ein
Theil des Dampfes entweichen kann, so lange sie nicht
durch den Steuerungskolben selbst überdeckt sind. Der durch diese Oeffnungen m oder m₁
entweichende Dampf gelangt durch die Bohrung n oder n₁ zu dem Canal i
resp. i₁, beziehungsweise durch das
Ableitungsrohr in's Freie.
Der völlig entlastete Steuerungskolben (Fig. 7) besteht aus vier
ringförmig eingedrehten Kolbentheilen o, o₁ und
p, p₁, welche – um möglichste
Leichtigkeit zu erzielen – durch ein Prisma von kreuzförmigem Querschnitt
fest mit einander verbunden sind. Die beiden Kolbentheile p,
p₁ bedingen durch ihre Stellung gegenüber den Dampfzuleitungscanälen
h, h₁, ob der in den Raum V (zwischen p und p₁) frisch eingetretene Dampf durch den Weg D₁ vor den Dampfkolben oder durch den Weg D hinter denselben geführt wird. Durch die Räume V' und V'' (zwischen den
Kolbentheilen o und p
beziehungsweise o₁ und p₁ erfolgt die Wegleitung des Abdampfes hinter oder vor dem Kolben – und zwar
durch die Canäle i, i₁ und den Abzug k oder k₁.
Zur völligen Umstellung des Steuerungskolbens dienen die in den Kolbentheilen o, o₁ eingedrehten Rinnen q, q₁, ferner die Bohrungen r,
r₁, welche von q, q₁ aus nach links
bezieh. rechts gegen die Steuercylinder-Deckel gerichtet sind. Die Rinnen q, q₁ sind gegenseitig so gestellt, daß der in
dieselben aus dem Cylinder A – durch die Wege c und l resp. c₁ und l₁
– gelangende Volldampf durch die Bohrungen r oder
r₁ hinter oder vor den Steuerungskolben
geführt wird; sowie dies geschieht, erfährt dieser Kolben sofort eine rasche
Verschiebung in seine entgegengesetzte Stellung, d.h. es wird umgesteuert. Die weiters in den Kolbentheilen eingedrehten ringförmigen
Ruthen s, s (Fig. 7) haben den Zweck
durch Aufnahme von Schmieröl den Steuerungskolben stets zu dichten – selbst
bei etwas zu leichtem Gang desselben. In dieser Absicht führen aus den Dampfräumen
V' und V'' feine
Bohrungen nach den Rinnen s.
Auf der Verlängerungsstange t des Steuerungskolbens,
welche durch die Stopfbüchse u austritt, sitzen zwei
Knaggen v und v₁, von
welchen letztere verstellbar ist. Zwischen diesen Knaggen gleitet das Auge w eines Hebels x, welcher
auf der Kolbenstange verstellbar aufgeschoben ist und zur Umsteuerung, ferner im
Vereine mit der Stellknagge v₁ zur Veränderung des Hubes
dient.
Bewegt sich nämlich der Dampfkolben nach irgend einer Seite hin, so wird nach einem
gewissen zurückgelegten Weg das Auge w an eine der
Knaggen v oder v₁
anschlagen und alsdann den Steuerungskolben mitnehmen – und zwar solange, bis
letzterer jene Stellung einnimmt, in welcher umgesteuert, die Bewegung des Kolbens
und des Hebels x also umgekehrt wird.
Die Pumpe selbst ist eine doppelwirkende mit 4
Kautschukplatten-Ventilen, welche durch Federn in ihrem Gang während des
Pumpens regulirt werden. Das Saugrohr mündet bei S, das
Ausflußrohr bei S₁ (Fig. 6) ein. Der
Sicherheits- und Probirhahn bei F (Fig. 2) hat den
Zweck durch sein Oeffnen ein Zersprengen des Pumpengehäuses zu verhüten, ferner die
Möglichkeit zu bieten, sich von dem Arbeiten (Speisen) der Pumpe augenscheinlich
überzeugen zu können.
Um nun das Spiel der Dampfpumpe
im Zusammenhange zu übersehen, so verfolgen wir den Gang derselben von der in den
Abbildungen angenommenen Stellung der Theile. Der Kesseldampf kommt durch die
Oeffnungen g, g₁ in den Raum V und von hier durch den Canal h₁ D₁ vor den Dampfkolben und treibt diesen nach rückwärts. Auf der anderen
Seite des Kolbens hingegen entweicht der Abdampf durch die Wege D, h nach dem Raume V' und
von hier durch den Canal i zum Ableitungsrohr bei k oder k₁. Ein Theil
dieses Dampfes gelangt aber durch die Bohrung n und m in den Raum R hinter den
Steuerungskolben zur Bildung eines Dampfkissens. Hat der Kolben im Dampfcylinder
jenen Weg zurückgelegt, daß der Hebel x mit seinem Auge
w an der Knagge v
anliegt, so wird von da ab der Steuerungskolben mit der Maschinengeschwindigkeit
mitgenommen – und zwar so lange, bis derselbe in jene Stellung gelangt, daß
die im Kolbentheil o₁ eingedrehte Nuth q₁ über der Bohrung l₁ steht. Sofort tritt gespannter Cylinderdampf durch die Wege c₁, l₁, q₁ und r₁ vor den Steuerungskolben (dessen anderes Ende mit der
Atmosphäre communicirt), in Folge dessen seine Verschiebung und die umgekehrte
Dampfvertheilung fast momentan eintritt. Analoges erfolgt gegen Schluß des
Vorwärtsganges des Dampfkolbens. Das Anschlagen des Steuerungskolbens gegen die
Deckel seines Gehäuses wird, wie oben hinlänglich beschrieben wurde, wirksam durch
ein Dampfkissen verhütet.
Die gegebene Beschreibung dürfte dahin genügen, über die ingeniöse Einrichtung der
Decker'schen Patent-Steuerung, welche auch bei
den direct wirkenden Gebläsemaschinen dieser Firma – vergl. dies Journal,
zweites Juniheft 1874 S. 451 – angebracht ist, in's Klare zu kommen. Bei der
weiten Verbreitung der Patent-Dampfpumpen halten wir eine Aufzählung ihrer
Vortheile, die Jedermann kennt, für überflüssig.
Gg.