Titel: | Ueber essig-salpetersaures Chromoxyd als Mordant für die Färberei; von Gros-Renaud. |
Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. LXV., S. 237 |
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LXV.
Ueber essig-salpetersaures Chromoxyd als
Mordant für die Färberei; von Gros-Renaud.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle
de Rouen, Januar 1874 S. 56.
Gros-Renaud, neuer Chromoxyd-Mordant für die
Färberei.
Unseren Färbereien und Druckereien fehlte bisher ein Chromoxydsalz, welches in allen
Fällen nach Art der allgemein gebräuchlichen Thonerde- und Eisenbeizen auf
Baumwolle die Rolle eines Mordant spielen kann. Die Bemühungen und Versuche der
Coloristen sind in dieser Hinsicht fast ganz erfolglos geblieben; von den bis jetzt
bekannten Chromsalzen vermochte keines, satte und lebhafte Farben auf Baumwolle zu
geben, besonders mit dem Krapp und dessen Abkömmlingen.
Welchem Grunde sind diese Mißerfolge zuzuschreiben?
Man nimmt allgemein an, daß das Eisen, damit es sich vortheilhaft mit den Farbstoffen
in einem Färbebad verbinden kann, mit der Baumwollfaser im Zustande von Eisenoxyduloxyd verbunden sein muß. Allerdings enthält
die fast allgemein gebräuchliche Eisenbeize das Metall auf dem Minimum der Oxydation
(als Oxydul), aber ebenso gewiß ist, daß es in diesem Zustande auf dem Gewebe nicht
verbleibt, sondern in eine höhere Oxydationsstufe übergeht.
Was mit dem Eisen leicht zu realisiren ist, bietet hinsichtlich des Chroms ernstliche
Schwierigkeiten dar, denn es existirt kein dem Eisenoxyduloxyd entsprechendes
Chromsesquioxyd. Andererseits existirt kein Chromoxydul, welches hinsichtlich seiner
Beständigkeit dem Eisenoxydul einigermaßen gleichkäme.
Bisher hat man die Aufmerksamkeit noch nicht auf die Anwendung der Salze des
Chromoxyduloxydes (Chromsesquioxydes Cr₂O₃) in der Kattundruckerei
gerichtet. Ich habe einige Gründe zu glauben daß mein essig-salpetersaures Chromoxyd ein derartiges Salz ist, das heißt
ein Nitrat von chromsaurem Chromoxyd oder ganz einfach eine Lösung von chromsaurem
Chromoxyd in Salpetersäure oder einer sonstigen Säure – ähnlich den
arsenigsauren Chromoxydsalzen, welche man in Salzsäure, Schwefelsäure oder
Salpetersäure auflöst, um den grünen Grund in den Meubles zu machen.
Ich bereite die Chromlösung, welche als Mordant für die zu
färbenden Stücke dient, folgendermaßen:
Man bringt in einen Topf von Steinzeug:
3 Kil. Kali-Bichromat;
5 Liter heißes Wasser;
3 1/3 Kil. Salpetersäure von 36° B.
Man setzt allmälig folgendes Gemisch zu:
4 Liter Wasser;
3/4 Liter Glycerin von 28° B.; nach der Reaction erhält
man:
10 1/2 Liter Flüssigkeit, welche 30° B. zeigt.
Diese Lösung ist braungelb gefärbt, und nach einiger Zeit scheidet sich daraus
krystallisirtes salpetersaures Kali ab.
Um die Farbe zu machen, womit die zu färbenden Stücke bedruckt
werden, nimmt man für
1 Liter Lösung von 30° B.
300 Gramm dunkel gefärbte geröstete Stärke.
Man bedruckt die Stücke mit der Farbe und nachdem dieselben trocken geworden sind,
passirt man sie durch ammoniakalisches Wasser, welches ein Zehntel Salmiakgeist
enthält; in demselben verbleibt man 1 bis 2 Minuten; dann färbt man wie gewöhnlich
in Farbholz oder in Extract, oder auch in natürlichem oder künstlichem Alizarin.
Für das Glattfärben genügt es, die Stücke auf der Grundirmaschine mit dem Mordant zu
imprägniren, zu trocknen und hernach durch ammoniakalisches Wasser zu passiren, zu
waschen und zu färben.
D.