Titel: Apparat zum Talg-Ausschmelzen; von Lockwood und Everett in New-York; mitgetheilt von Adolf Ott in Bern.
Autor: Adolph Ott
Fundstelle: Band 213, Jahrgang 1874, Nr. CXX., S. 493
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CXX. Apparat zum Talg-Ausschmelzen; von Lockwood und Everett in New-York; mitgetheilt von Adolf Ott in Bern. Mit einer Abbildung auf Tab. VI. Lockwood und Everett's Apparat zum Talg-Ausschmelzen. Der vorliegende Apparat zum Ausschmelzen von Talg besteht aus zwei Theilen, nämlich aus dem Ausschmelzkessel (Fig. 26) und aus einem Ofen zur Verbrennung der sich entwickelnden Gase und Dämpfe; Kessel und Ofen sind durch eine Röhre J mit einander verbunden. Der Kessel oder Digerator, welcher das auszulassende rohe Fett aufnimmt, besteht aus einem dampfdichten cylindrischen Behälter A von Kesselblech, welcher mit einem Mantel B umgeben ist. Zur Erzielung einer größeren Festigkeit – der Kessel muß beiläufig 7 Atmosphären hydraulischen Druck ertragen können – sind die Kesselböden durch Zugstangen DD und der Mantel mit der inneren Kesselwand durch Stehbolzen verbunden; auch tragen die Dampfröhren C, C, welche zunächst zur gleichmäßigen Erhitzung der Fettmasse dienen, zur Versteifung des Kessels bei. Unterhalb des auf Füßen ruhenden Kessels ist eine Feuerung angebracht, von welcher aus die Verbrennungsgase durch Züge G im Mauerwerk eine möglichst große Kesseloberfläche bestreichen, und zuletzt durch einen Schornstein abziehen. Die Füllung des Ausschmelzkessels erfolgt durch das Mannloch II, das Ausziehen der häutigen Rückstände, der sogen. Grieben, durch die Oeffnung bei S. Zum Ausschöpfen des flüssigen Fettes dient die um einen Drehring P drehbare Röhre R, an deren Ende ein Seiher angebracht ist, um das Mitreißen der fremden Theile zu verhüten. Mit R communicirt das Ablaßrohr O, von welchem die Fettflüssigkeit durch den im Kessel A herrschenden Druck nach beliebigen Orten hinbefördert werden kann. Die beim Ausschmelzen des rohen Fettes sich bildenden Gase und Dämpfe entweichen durch das Verbindungsrohr J nach dem Argand-Ofen, wie die Patentinhaber den Verbrennungsapparat benennen; hier durchziehen die Gase zunächst das erhitzte Röhrensystem K und treten unten durch vier im Kreise symmetrisch angeordnete Brenner M aus, wo sie mit atmosphärischer Luft gemischt, entzündet und verbrannt werden. Die Verbrennungsgase bestrichen beim Aufwärtssteigen die Röhren K und entweichen durch den Kamin N. Die zur Verbrennung dienliche atmosphärische Luft strömt im oberen Theil des Ofens bei E in eine im Mauerwerk ausgesparte Luftkammer, um sich hier zu erwärmen und unten in die Brenner M einzutreten. Um den Zug im Kessel zu befördern, führt ein Röhrchen Q erhitztes und gespanntes Gas in den Raum unterhalb des Rostes I. Nach der gegebenen Beschreibung ist die Behandlung des Apparates mit wenigen Worten zu erledigen. Nachdem man den Kesselmantel B bis zum höchsten Punkt der Feuerzüge mit Wasser gefüllt und den Kessel angeheizt hat, beschickt man den Digerator A mit dem auszulassenden Fett, trägt jedoch vorher Sorge, den Abzugsseiher R in seiner höchsten Lage festzustellen. Nach dem Schließen des Füllloches heizt man auch den Argand-Ofen an. Sobald sich nun am Kesselmanometer ein mäßiger Druck zu erkennen gibt, öffnet man den Hahn im Ausflußrohr J, und die Gase und Dämpfe finden ihren Ausweg nach dem Verbrennungsofen, welcher in der Zwischenzeit die genügende Hitze erreicht haben muß, um ein vollkommenes Verbrennen der unangenehm riechenden Dämpfe zu sichern. Beim Ausschmelzen des Talges soll man die Dampfspannung im Kesselmantel nicht über 4 Atmosphären und den Druck im Digerator nicht über 2 1/2 Atmosphären steigern. Durch eine Ablaßröhre kann man von Zeit zu Zeit Proben aus dem Kessel ziehen, um den Moment des vollendeten Ausschmelzens zu erkennen. Sollen die Rückstände als Futter verwendet werden, so trocknet man sie im Kessel selbst bei schwach angeheiztem Argand-Ofen über Nacht. Die Vorzüge des beschriebenen Apparates liegen hauptsächlich in der vollkommenen Zerstörung der gesundheitsschädlichen Dämpfe und in der Sicherheit des Apparates gegen Explosion, indem die Fettmasse im Digerator nur allmälig in's Schmelzen gerathen kann. Der Fassungsraum des Digerators ist für gewöhnlich auf 15000 Pfund berechnet. Ueber die Wirksamkeit des Apparates liegen von der New-Yorker Sanitätsbehörde sowie von Fabrikanten die günstigsten Zeugnisse vor. Bezüglich der europäischen Patente ertheilt Verfasser auf bezügliche Anfragen bereitwilligst Auskunft.

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