Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. , S. 255 |
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Miscellen.
Miscellen.
Wärmeverluste eingemauerter Dampfkessel.
Aus den an einer 110pferdigen Dampfmaschine und Kessel angestellten Untersuchungen
(ausführlich mitgetheilt in der Revue universelle des
Mines, 1873 p. 439) entnehmen wir als besonders
bemerkenswerthe Resultate folgende:
Die Heizkraft von je einem Kilogramm der verbrannten Steinkohlen betrug 8147 W. E.
Davon gelangten in dem Gegenstromkessel mit untergelegter Feuerung:
1)
Zur Verdampfung
4855
W. E.
oder
59,50
Proc.
2)
Verlust an unverbrannten Kohlentheilchen
743
„
„
9,10
„
3)
Verlust durch die mit 150° vom Schornsteinabziehenden
Brenngase
444
„
„
5,43
„
4)
Verlust durch unvollständige Verbrennung
413
„
„
5,07
„
5)
Verlust durch die 1 1/2 Proc. betragende Wasserhaltigkeit der
Kohlen
10
„
„
0,12
„
6)
Verluste durch Ausstrahlung der Heißgaswärmedurch das Rauchgemäuer
und andere Ursachen
1682
„
„
20,52
„
––––––––––––––––––––––––––
zusammen
8147
W. E.
oder
99,83
Proc.
Die Verdampfung betrug bei 4,3 Atmosphären
Ueberdruck
7,45
bis
8
Kilogrm.
Der Dampfverbrauch pro Stunde und indicirte Pferdestärke
8,530
„
pro Stunde und
effective Pferdestärke
9,39
„
Der stündliche Kohlenverbrauch pro Quadratmeter Rostfläche
37
bis
41,34
„
pro „
Heizfläche
1
„
1,14
„
(Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1874 S. 44.)
Guattari's patentirter
pneumatischer Telegraph.
Der pneumatische Telegraph von Guattari breitet sich in
England aus; so wurde in dem „Alexandra Palace“ eine
vollständige Anlage zur Communication mit den Ställen hergestellt, auf eine
Entfernung von 780 Yard. Bei diesem Telegraph wird mittels eines klein n Blasbalges ein kleiner Luftstoß oder
„Strahl“ durch ein Rohr gesendet. Am Ende des Rohres
befindet sich ein kleiner elastischer Sack aus sehr dünnem Kautschuk; dieser Sack
wird durch eine Feder zwischen zwei Platten leicht zusammengepreßt; wenn der
Blasbalg geschlossen wird, so wird der Sack aufgeblasen und entfernt die Platten von
einander; da nun die eine Platte auf einem Hebel sitzt, so schlägt dabei der Hebel
entweder mit einem Hammer an eine Glocke, oder er bewegt ein kleines Echappement,
welches bei jeder Bewegung ein Zahnrad um einen Zahn fortrückt und so den Zeiger auf
einer Buchstabenscheibe um ein Feld weiter rückt.
Bei den kleinen Haustelegraphen, welche für Entfernungen unter 175 Yard bestimmt
sind, kann der Schlüssel 4 verschiedene Stellungen einnehmen, rechts zwei, nämlich
zum Geben und Empfangen mittels der Glocke, und links zwei, nämlich zum Geben und
Empfangen mittels des Zeigers. Diese Haustelegraphen enthalten kein Triebwerk.
Bei den mit Triebwerk versehenen Telegraphen führt das vom Blasbalge kommende Rohr
nach einem Hahn, aus dessen Gehäuse noch ein Rohr l nach
der zweiten Station und zwei andere Rohre m und p, welche beim Empfangen den Luftstrahl aus dem eben
erwähnten Rohre entweder nach dem Empfangsapparat mittels der Glocke oder mittels
des Zeigers führen. Die letzteren beiden Rohre enden in ein weiteres Mundstück,
welches mit einem sehr dünnen Häutchen oder Diaphragma aus Kautschuk geschlossen
ist. Dieses Kautschukhäutchen bläht sich auf, so oft die Luft in dem Rohre l mittels des Blasbalges der zweiten Station verdichtet
wird, und schiebt dann mittels einer auf dem Kautschukdiaphragma aufliegenden
Scheibe eine kleine Stange vorwärts, welche dann entweder (beim Rohr m) auf einen Fortsatz am Echappement, oder (beim Rohr
p) auf die Ausrückung des Wecker- oder
Glocken-Mechanismus wirkt, so daß im ersten Falle der Zeiger fortrückt, im
anderen der Wecker läutet oder die Glocke ertönt. Bei Telegraphen, die für
Entfernungen über 400 Yard bestimmt sind, setzen die Blasbälge ein von einer Feder
oder einem Gewicht getriebenes Triebwerk in Gang; der Telegraph wird dadurch
empfindlicher. Der Schlüssel hat dann blos 2 verschiedene Stellungen, nämlich rechts
zum Geben und Empfangen von Glockensignalen, links zum Telegraphiren mittels des
Zeigers, und bleibt für gewöhnlich in der ersteren Stellung. Wird der Blasbalg, bei
der anderen Stellung des Schlüssels, in Thätigkeit gesetzt, so bewegen sich die
Zeiger auf den Buchstabenscheiben der beiden zusammenarbeitenden Apparate
zugleich.
Die für Gasthöfe bestimmten Telegraphen, welche für Entfernungen bis 150 Yard ohne
Triebwerk, bei Entfernungen bis 400 Yard mit Triebwerk arbeiten, enthalten im
Hauptapparate ein Zeigerinstrument ohne Triebwerk und eine Tafel mit den Nummern
oder Namen der Orte, nach welchen telegraphirt werden soll und an denen daher die
eben erwähnten anderen Apparate stehen. Die Glocke des Hauptapparates erregt die
Aufmerksamkeit des an diesem sitzenden Telegraphisten und gleichzeitig erscheint an
der Tafel die Nummer oder der Name des rufenden Apparates; darauf dreht der
Telegraphist eine Kurbel des Hauptapparates auf die telegraphirte Nummer und stellt
so die Verbindung zwischen dem Zeigerapparat des rufenden und des Hauptapparates
her. Am Ende des Telegramms bewegt der Telegraphist eine zweite Kurbel um
Hauptapparate, läßt so die telegraphirte Nummer wieder verschwinden und öffnet im
Hauptapparate der Luft wieder den Weg nach dem Glockenapparate.
Guattari erzeugt mittels seines pneumatischen Telegraphen
auch Morse-Schrift auf dem Papierstreifen eines
von einer Feder getriebenen Farbschreibers, welcher ebenfalls mit einer Weckerglocke
ausgerüstet ist. Der Hebel zur Entsendung der Luftstöße hat dabei eine ganz ähnliche
Gestalt wie der Morse-Taster. (Nach dem Engineer, Mai 1874 S. 342.)
E–e.
Ausgezeichnete Leistungen einer Bessemer-Anlage.
Die größte Production, welche jemals bei einem 5 Ton-Converter auf den
Bessemer-Stahlwerken in 24 Stunden erlangt worden ist, wurde auf den
amerikanischen Werken des John A. Griswold und Comp. zu Troy (New-York) am Freitag den 13.
Februar erzielt, wo 50 Chargen mit 268 Tons Eingüssen erfolgten. Die Arbeit wurde
ohne irgend eine vorhergehende Vorbereitung vollführt; sie beeinträchtigte auch
nicht den gewöhnlichen Betrieb des Werkes – weder vorher noch nachher, so daß
die übliche Sonnabends-Leistung von 10 Hitzen an diesem Tage doch noch
erfolgte. Das Gebläse bei den Kupolöfen wurde Freitag Morgens 6 Uhr 30 in Thätigkeit
gesetzt, die erste Charge erfolgte 7 Uhr 30 Morgens, und die 50ste wurde am
Sonnabend Morgens 6 Uhr 30 vollendet, so daß das Endresultat innerhalb der erwähnten
Zeit von 24 Stunden erreicht wurde. Die ersten 25 Chargen wurden in 11 Stunden 5
Minuten vollendet, sie hatten also am wenigsten Zeit bedurft. Zwei Kupolöfen waren
in dieser Zeit meistens im Betriebe. Der Gebläsewind wurde durch einen Nr. 8
Sturtevant-Bläser (dies Journal, 1869 Bd. CXCII S. 346) beschafft. (Aus Engineering and Mining Journal durch die berg-
und hüttenmännische Zeitung, 1874 S. 283.)
Patent-Anti-Fouling-Composition; von Jesty.
Die Kupferhaut der Schiffsböden der beiden englischen königlichen Jachten Alberta und
Elfin wurde bei der Dockung im vergangenen Herbste auf Befehl der Admiralität mit
Jesty's
Patent-Anti-Fouling-Composition bestrichen, um das Ansetzen von
Seegras und anderen Substanzen zu verhindern; Ende April wurden diese beiden Schiffe
wieder in Portsmouth gedockt, nachdem sie die ganze Zeit über im Hafen vertäut
gelegen waren. Das hierbei ersichtliche Resultat stellte sich als sehr
zufriedenstellend heraus. Alle Theile der Kupferhaut zeigten sich frei von Algen
oder irgend anderem Ansatze gerade so wie zur Zeit, als die Schiffe nach dem
Anstriche den Dock verließen, mit Ausnahme von einigen sehr kleinen Stellen unter
dem Buge nahe am Steuer, wo sich ein gründlicher Schleim in der Dicke eines
Schreibpapierblattes angesetzt hatte. (Aus der Times durch die
„Mittheilungen aus dem Gebiete des Seewesens.“ Pola 1874,
S. 494.)
Wiedergewinnung von Gold aus goldarmen Flüssigkeiten.
Nach Professor Böttger bringt man die goldarmen
Flüssigkeiten in Porzellangefäßen zum Sieden, versetzt sie dann mit einer Lösung von
Zinnoxydulnatron, und erhält sie so lange im Sieden, bis alles Gold – in
Verbindung mit Zinn – als ein feiner, intensiv schwarz gefärbter Niederschlag
sich ausgeschieden hat. Dieser wird etwas ausgesüßt und dann in Königswasser gelöst.
Die hierbei erscheinende Flüssigkeit besteht aus einem Gemisch von Goldchlorid und
Zinnchlorid; dampft man diese vorsichtig etwas ab, verdünnt sie mit destillirtem
Wasser und versetzt sie mit einer hinreichenden Quantität von weinsaurem Kalinatron
(sogen. Seignettesalz) und erwärmt das Ganze, so scheidet sich jede Spur Gold in
Gestalt eines sehr zarten bräunlichen Pulvers ab, während das Zinn gelöst
bleibt.
Neues Verfahren auf Kupfer zu graviren; von Bouquet.
Dieses Verfahren, welches gegenwärtig zum Zweck der Gravirung von Seelarten Anwendung
findet, und sich durch rasche und billige Ausführung empfiehlt, besteht dem Wesen nach darin, daß man 1)
die Kupfertafel mit einer dünnen Silberschicht überzieht und über diese einen
gefärbten Firniß ausbreitet; 2) die topographische ZeichnungZeichunng und die Schrift – wie bei der Diamantgravirung auf Stein –
mit trockener Radirnadel ausführt; 3) die Zeichnung mit Hilfe von Eisenchlorid
ätzt.
Handelt es sich um eine Reproduction in vergrößertem oder verkleinertem Maßstab, so
kann man das Abziehen (décalgage) vermeiden,
indem man auf der Silberschicht einen Daguerre'schen
Abdruck macht.
Vorstehende Andeutungen mögen genügen, um zu zeigen, daß von dem originalen Theile
der Graveurarbeit, soweit diese eine Künstlerhand verlangt, nichts verloren geht.
Die Darstellung der Zeichnung mit Aetzwasser wird insofern verbessert, als die
Adhäsion des Silbers die Striche nach dem Aetzen in der ganzen Reinheit ihrer
Ausführung erscheinen läßt; und die „Trockenheit“ des Striches,
welche bei Portraits nachtheilig wirken würde, ist bei kartographischen Arbeiten
eine absolute Nothwendigkeit. (Comptes rendus, 1874 t. LXXVIII p. 1535.)
P.
Langen's
„Wasserwaage“ und deren Anwendung bei der Filterabsüßung;
von A. Gawalovski in Prag.
Verfasser glaubt durch seine Arbeiten die Unbrauchbarkeit der Langen'schen Wasserwaage zu Absüßzwecken
(vergl. dies Journal, 1872 Bd. CCIV S. 423) dargethan zu haben, und bemerkt, daß in
Fällen, wo man angewiesen ist die Absüßwässer zu polarisiren, das Schmidt und Hänsch'sche
Polarisations-Instrument mit 400 Mm. langem Beobachtungsrohr empfehlenswerth
ist. da man, die Drehung halbirend, hierbei den Einstellungsfehler auf ein Minimum
reduciren kann, was bei so gering polarisirenden Lösungen, wie es Absüßwässer sind,
von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ist. (Organ des Vereins für
Rübenzucker-Industrie. 1874 S. 416.)
Ueber Fäcalsteine; von Dr. Petri.
Nach Angabe des Verfassers (in der „Allgem. deutschen polytechnischen
Zeitung,“ 1874 S. 325) rührt der unangenehme Geruch der menschlichen
Fäces von einer organischen Säure her (vergl. dies Journal, 1873 Bd. CCX S. 133),
welche sich namentlich beim Genusse von fetthaltigen Nahrungsstoffen bildet, dagegen
bei Abwesenheit derselben auch ganz fehlt, wie dieses z.B. in den Auswurfstoffen
einiger französischer Nonnenklöster wegen der vorwiegenden Weißbrodnahrung der Fall
sei (?). Petri liefert nun zu den Tonnen, Eimern oder
Closets ein Desinfectionsmittel (vorwiegend Torf), welches mit den menschlichen
Fäcalien zusammengerührt wird und dieselben geruchlos macht. Die lehmartige dunkle
Masse wird abgefahren, noch einmal gerührt, in viereckige Ziegel gepreßt und an der
Luft getrocknet. Angeblich ist es gelungen selbst Küchenabfälle, Küchenwässer jeder Art durch dieses Verfahren vollständig
zu desinficiren, indem dieselben in eine Tonne mit doppeltem Rost geführt werden, wo
sich die Zusatzstoffe zwischen den Rosten befinden und die Wässer alsdann aus einer
unterhalb des zweiten Rostes befindlichen Seitenöffnung klar und desinficirt
abfließen. Die Abgänge lassen sich alsdann gleichfalls als Fäcalsteine – wenn
auch von etwas magerer Qualität – verarbeiten, so daß wir also in dieser Tonne mit doppeltem Rost ein Mittel haben, um alle unbequemen Wirthschaftsabgänge geruchlos zu
desinficiren (?) und als Fäcalstoffe wieder zu gewinnen. Bezüglich der Verwerthung
der Fäcalsteine legt Verf. das Hauptgewicht darauf, sie
als Brennmaterial und die Asche zum Düngen zu verwenden. Die Fäcalsteine enthielten
zwar auch den vollen Dungwerth der menschlichen Excremente, und das Material könnte
auf Schrotmühlen grob gemahlen und wie Poudretten ausgesäet werden, aber ihn hätten
praktische Landwirthe versichert, daß menschliche Abfuhrstoffe
überhaupt keinen so großen Dungwerth hätten, daß es sich etwa lohnen würde, sie
mit Pferd und Wagen weiter als zwei Drittel Meile zu transportiren, denn
selbst der für die Landwirthschaft so überaus werthvolle Pferdedünger würde bei
einem weiteren Transporte als zwei Meilen schon durch die Transportkosten seinen
Werth verlieren.
Von anderer Seite (a. a. O. S. 335) wird dagegen hervorgehoben, daß – selbst
wenn in Berlin täglich 900000 Kilogrm. Fäces gesammelt würden (aber völlig
unmöglich, da ein Mann täglich nur 150 Grm. liefert; vergl. dies Journal, 1873 Bd.
CCX S. 144) – der tägliche Ertrag dieser Fäcalienbriquettes nur 348 Mark
betragen, der dazu erforderliche Torf aber schon 675 Mark kosten würde.
In der That ist die Anwendung der menschlichen Auswurfstoffe als Brennmaterial die
denkbar schlechteste, da der werthvollste Bestandtheil derselben – die
Stickstoffverbindungen – hierbei verloren gehen. Für größere Städte wird eben
nichts weiter übrig bleiben als gut angelegte Kanalisation mit Berieselung. (Vergl.
dies Journal, 1874 Bd. CCXI S. 222.)
F.
Behandlung von Cloakenstoffen; nach E. Hills.
Die Cloakenflüssigkeit fließt in eine luftdicht verschließbare Kufe, in welche von
einer Seite Aetzkalk (v. d. I. 1874, Bd. CCXI S. 211) eingeführt, von einer zweiten
ein Luftstrom durch das Schlammgemenge getrieben wird. Das durch den Kalk frei
gesetzte Ammoniak wird gleichzeitig mit Schwefelwasserstoffgas durch eine zweite mit
der ersten in Verbindung stehende Kufe geführt, welche mit wässeriger Lösung von
Schwefligsäure oder mit dünner Salzsäure gefüllt ist; in beiden Fällen wird das
Ammoniak fixirt und Schwefel aus dem Schwefelwasserstoff abgeschieden. (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 1032.)
Guano.
Die bereits gemeldete Auffindung großartiger Guanolager im Süden der Provinz Tarapaca
ist jetzt durch den Bericht der unter Leitung des Ingenieurs Jos. Hindle ausgesendeten englischen Kommission bestätigt. Die
Hindle'sche Kommission hat die Fundstellen zweimal
explorirt und sie fand die Angaben der von der hiesigen Regierung betrauten
Kommission unter Ingenieur Thierry durchaus
wahrheitsgetreu. Die englische Kommission spricht in ihrem Berichte d. d. Ilo, 25.
März die Ueberzeugung aus, daß Thierry's Schätzung der
Mächtigkeit der Lager auf 7 1/2 Millionen Kubikmeter nicht zu hoch gegriffen sei. Da
Guano aus den unteren Schichten in folge seiner größeren Dichtigkeit per Kubikmeter 1 1/3 Tonne wiegt, dürfte der Fund schon
jetzt auf nicht weniger als 10 Millionen Tonnen zu veranschlagen sein, also ein
Quantum, welches, selbst wenn davon eine tägliche Schiffsladung von 300 Tonnen
entnommen würde, in 100 Jahren nicht zu erschöpfen ist. Proben der verschiedenen
Fundorte sind vom Professor Ramondi analysirt worden und
ergaben mehr Phosphor- und Ammoniaksalze als der beste Guano der
Chincha-Inseln. (Engineering d. A.; 1874 S. 293.)
Neues Verfahren zur Untersuchung und quantitativen Bestimmung
des Alkohols der Weine; von Duclaux.
Wenn man einem gewissen Volumen Wasser nach und nach immer mehr Alkohol zusetzt, so
vermindert man damit zugleich die Dichtigkeit und die oberflächliche Tension der
erhaltenen Mischungen, und man sieht folglich die Zahl der Tropfen zunehmen, welche
dieselben liefern, wenn man sie langsam durch eine bestimmte Oeffnung ausfließen
läßt. Gibt man dieser Oeffnung constante Weiten, so ist die Zahl der jeder
alkoholischen Mischung entsprechenden Tropfen gleichfalls constant, und die von
einer Mischung zur anderen sich ergebenden Unterschiede sind groß genug, um darauf
ein alkoholometrisches Verfahren zu gründen, welches sehr
empfindlich ist und sich noch in Grenzen bewegt, wo das gewöhnliche
Alkoholometer träge und unsicher erscheint.
Das Instrument, welches Verf. in Vorschlag bringt, ist eine sehr einfache Tropfen-Zähl-Pipette von 5 K. C. Inhalt.
Man füllt dieselbe mit dem zu prüfenden Weingeist an, läßt ausfließen, indem man dabei
die Tropfen zählt, und schließt daraus auf die Stärke des Weingeistes mit Hilfe von
Tabellen, welche für verschiedene Temperaturen entworfen wurden. Aber darauf
beschränkt sich der Nutzen des kleinen Apparates noch nicht.
Verf. bedient sich desselben zunächst zur ziemlich genauen und die Destillation
umgehenden Ermittelung des Alkoholgehaltes der Weine. Die Dichtigkeit der Weine
variirt bekanntlich sehr wenig unter einander und nähert sich immer sehr der des
Wassers. Andererseits fand Verf., daß ihre oberflächliche Tension einzig allein von
ihrem Weingeistgehalte abhängt. Es reicht also hin, sie durch den Tropfenzähler
fließen zu lassen, um ihren Alkoholgehalt zu erfahren, und auch dafür sind Tabellen
mit Rücksicht auf verschiedene Temperaturen gegeben. Endlich wenn man zu einem
Weingeist oder zu Wasser Spuren einer Substanz von hohem organischem Aequivalent und
folglich schwacher oberflächlicher Tension, wie z.B. Essigäther, Butylalkohol,
Amylalkohol etc. setzt, so nimmt die Zahl der Tropfen jenes Weingeistes oder des
Wassers erheblich zu. Man kann z.B. schon mit 1/4000 Essigäther einen meßbaren
Effect hervorbringen. Der Tropfen-Zähler setzt in den Stand, Reactionen zu
studiren und zu verfolgen, welche zwischen äußerst geringen Quantitäten eintreten,
oder auch die Mengen gewisser Materien zu ermitteln, welche kein anderes Mittel
anzeigen würde, und diese Mengen annähernd zu messen.
Verf. hat sich dieses Verfahrens zur Prüfung der aus den Weinen durch Destillation
erhaltenen Alkohole bedient und vermag schon unter Anwendung einiger Kubikcentimeter
Flüssigkeit zu erkennen, ob sie mehr oder weniger andere Materien als Weingeist
enthalten. Es zeigte sich dabei, daß das Fremdartige wahrscheinlich in Alkoholen
höherer Grade bestand. (Comptes rendus, 1874 t. LXXVIII p. 951.)
W.
Bier- und Malzanalysen; von Ch. Mène.
Gelegentlich einer Ausstellung von Nahrungs- und Genußmittteln hat Ch. Mène nachstehende in den Comptes rendus, 1874 t. LXXIX p. 65 mitgetheilte Analysen durchgeführt.
1. Bieranalysen:
Bauereien
Specif.Gewicht
AlkoholProc.
Extractper
Liter
AscheProc.
StickstoffProc.
Detalle u. Co. in Ham (Somme)
1,0100
3,6
50,120
1,920
0,785
„
„
0,9973
4,4
48,000
1,080
0,785
„
„
1,0106
4,5
57,120
1,520
0,722
„
„
1,0113
4,0
48,600
1,600
0,760
Lux u. Co. in Paris
1,0106
3,3
42,480
1,800
0,620
Schmidt u. Co. in Paris
1,0255
4,3
51,400
2,600
0,770
„ „
1,0182
4,4
57,210
2,400
0,800
Wattebleed in Vernelles (Pas-de-Calais)
1,0050
4,5
39,440
1,280
0,800
„ „
1,0078
4,5
35,800
1,440
0,710
Meesemäcker in Dunkerque (Nord)
1,0130
5,5
73,120
3,700
0,840
„
„
1,0127
5,2
68,960
1,200
0,840
Pollet in Coutrai (Belgien)
1,0080
4,5
48,160
1,195
0,750
Hauthyssen in Hannut (Lüttich)
1,0115
4,7
51,105
1,310
0,715
Wie aus obiger Tabelle ersichtlich ist, hat der Verfasser nicht angegeben, ob die
Werthe für Asche und Stickstoff in Procenten des Bieres – wie man doch
zunächst annehmen sollte – oder in Procenten des Bier-Extractes
berechnet sind. Nimmt man das erstere an, so sind die Werthe für die Asche viel zu
hoch, als daß sie auch nur annähernd richtig sein könnten. Die Bieraschen sind
äußerst higroskopisch und ziehen, wenn sie nach dem Glühen nicht unter dem
Exsiccator abgekühlt und dann rasch gewogen werden, leicht ein Procent Wasser an.
Auch der Stickstoffgehalt würde bei ersterer Annahme 10mal zu groß ausfallen. Sind aber
beide Werthe in Procenten des Bierextractes berechnet, was für die Stickstofftabelle
sogar gewiß ist, so sind sämmtliche Aschengehalte (mit Ausnahme von Nr. 10) um die
Hälfte zu gering. Auch die Stickstoffgehalte sind sehr gering und berechnen sich
daraus Eiweißstoffprocente, welche etwa um die Hälfte geringer sind wie in unseren
Bieren. Jedoch läßt sich dieser geringe Gehalt an Proteinen sehr leicht auf die
Verwendung von Traubenzucker oder Syrup – zumal im Zusammenhalte mit dem
auffallend hohen Alkoholgehalt obiger Biere – zurückführen.
2. Malzanalysen.
Schmidt u. Co.in Paris
WattebleedPas-de-Calais
Lux und Co.in Paris
Malengreauin St. Ghislain(Belgien)
Wasser
9,82
9,98
9,550
10,030
Dextrin
5,69
5,52
5,615
5,490
Stärke
48,43
45,95
47,800
46,450
Cellulose
10,11
9,89
10,200
10,580
Stickstoffhalt. Substanzen
9,20
8,78
8,715
8,550
Asche
2,62
2,42
3,300
2,415
Fett. andere Substanzen
14,13
17,46
15,820
16,485
–––––––––––––
––––––––––––
––––––––––
–––––––––––––
100
100
100
100
Die Werthe, welche hier für Fett und andere Substanzen berechnet sind, haben nicht
die geringste Brauchbarkeit. Wenn unter den „anderen
Substanzen“ die Extractivstoffe gemeint sind, – und es bleibt
keine andere Annahme übrig, so kann man nur 1 bis 2 Procent dafür zugestehen, und es
würde sich daher für Fett der enorme Betrag von 12 bis 15 Procent ergeben, während
doch nur 2 bis 4 Procent zu erwarten sind.
V. G.
Ueber den rothen Farbstoff des Weines; von E. Duclaux.
Der rothe Farbstoff des Weines erscheint, so lange er der Einwirkung der Luft noch
nicht ausgesetzt gewesen ist, als eine durchsichtige Substanz von der Farbe und
Consistenz des steifen Johannisbeer-Gelée. Er löst sich in Wasser und
in Weingeist mit kaum merklicher Flachsblüthenfarbe, die durch eine Spur Säure in
lebhaftes Roth übergeht. Einige Zeit der Luft ausgesetzt – namentlich unter
dem Einflusse der Wärme – absorbirt er Sauerstoff, wird im Wasser immer
unlöslicher und setzt Häutchen ab, welche bei vollständiger Eindampfung einen
zusammenhängenden matten Ueberzug hinterlassen, der sich nach dem Erkalten in
Schuppen ablöst. Der jetzt in Wasser unlösliche Farbstoff hat aber seine Löslichkeit
in Weingeist beibehalten, und diese Solution erscheint, selbst bei Abwesenheit von
Säuren, schön Purpurroth. Versetzt man dieselbe mit noch so viel Wasser, so entsteht
doch nicht gleich eine Trübung; erst allmälig scheidet sich der Farbstoff aus,
sofort aber auf Zusatz einer Spur Säure. Er ist also in diesem Zustande in sauren
Flüssigkeiten weniger löslich als in neutralen, während man bis jetzt das Umgekehrte
geglaubt hat.
Der durch Einwirkung der Zeit oder der Säuren entstandene Absatz trocknet zu einer
harten, festen, muschelig brechenden, schwach metallisch glänzenden Masse ein; dies
ist die letzte Grenze der Umwandlungen, welche der Farbstoff erleiden kann, ohne
zerstört zu werden. Der Sauerstoff der Luft spielt hierbei keine Rolle. Wenn man ihn
nun nach dem Zerreiben mit einigen Tropfen concentrirter Kalilauge erwärmt, so
bemerkt man, daß er anfangs grün und dann wieder roth wird, worauf er in Lösung
geht. Diese Solution läßt durch Säuren den Farbstoff in halb-gelatinösem
Zustande wieder fallen, der demjenigen ähnlich ist, welchen derselbe vor der
Behandlung mit dem Alkali hatte; aber die Löslichkeit in Weingeist ist
wiedergekehrt, und kann durch die Zeit oder die Säuren neuerdings verloren gehen.
Die alkalische Lösung des Farbstoffes hält sich übrigens nicht lange; sie absorbirt rasch den Sauerstoff
der Luft und der Farbstoff wird zerstört.
Die vorstehenden Beobachtungen erklären die Farbenveränderung der Weine im Alter,
worüber man sich bis jetzt keine Rechenschaft geben konnte. Wie bekannt, bedient man
sich besonders dreier Materien, um hellen Rothweinen eine dunklere Farbe zu
ertheilen oder Zusätze von Wasser zu verdecken, nämlich der Malve, der Phytolacca decundra und der
Cochenille. Man erkennt ihre Gegenwart im Weine auf
folgende Weise.
Der Farbstoff der Malve wird – entgegen dem des
Weines – durch die Einwirkung des Sauerstoffes immer löslicher in Wasser.
Auf den Farbstoff der Cochenille prüft man am besten
vermittels des Spektroskops. Seine Absorptions-Linien sind wesentlich
verschieden von denjenigen des Weinfarbstoffes.
Der Farbstoff der Phytolacca wird durch nascirenden
Wasserstoff augenblicklich entfärbt, der reine Wein dagegen nur sehr langsam.
Enthält jedoch der Wein von jenem Farbstoffe, so zieht der letztere den des Weines
mit in die rasche Zerstörung hinein, dergestalt daß bei 1/5 Phytolacca-Farbstoff der Wein zehnmal
rascher, als wenn er rein ist, entfärbt wird. (Comptes
rendus, 1874 t. LXXVIII p. 1195.)
W.
Bestimmung des Chinins in Chinarinde; von Perret.
Diese Bestimmung beruht darauf, daß kieselsaures Natron (Wasserglas) die Alkaloide
auszieht, ohne sie zu verändern. Man erhitzt 10 Grm. Rinde in Pulverform mit 50 Grm.
90grädigem Alkohol, dem man 5 Grm. stark alkalischen kieselsauren Natrons
(40° B.) zugesetzt hat, filtrirt nach 10 Minuten und wiederholt dieselbe
Operation noch zweimal, zuerst mit 30 Grm. Alkohol und 2,5 Grm. Wasserglas und
endlich mit 20 Grm. Alkohol. Die vereinigten Filtrate werden bis zur Consistenz des
Honigs eingedampft und der Rückstand zuerst mit 30 Grm., darauf mit 20 Grm. und
endlich mit 10 Grm. Aether behandelt, die ätherische Lösung abgedampft und der
Rückstand mit verdünnter Schwefelsäure angesäuert. Das gebildete Chininsulfat kann
als solches, oder durch Ammoniumoxalat als oxalsaures Salz niedergeschlagen und
gewogen werden. Das Chininsalz enthält nur Spuren Chinidin und Cinchonin. (Berichte
der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 735.)
Das künstliche Alizarin.
In der letzten Sitzung der „Niederrheinischen Gesellschaft für Natur und
Heilkunde“ sprach Professor Kekulé
über das künstliche Alizarin, dessen Entdeckung auch weiteren Kreisen von Interesse
sein dürfte, weil es in schlagendster Weise den Beweis führt, daß die Lösung eines
rein wissenschaftlichen Problems im Verlaus weniger Jahre einen neuen und
großartigen Industriezweig hervorrufen kann. Der Vortragende gab zunächst eine kurze
Geschichte des Krapps, der schon seit den ältesten Zeiten seines Gehaltes an
Alizarin wegen zum Färben und namentlich zum Rothfärben verwendet worden ist; er
erwähnte, daß den zuverlässigsten Nachrichten zufolge, die jährliche Production
einen Werth von 15 bis 20 Millionen Thaler repräsentirt und daß etwa 3 bis 400000
Morgen Land durch Bau von Krapp in Anspruch genommen werden. Der rothe Farbstoff des
Krapps – das Alizarin – ist von der Chemie vielfach untersucht worden,
aber erst 1866 stellte Strecker die chemische Formel des Alizarins =
C₁₄H₆(OH)₂O₂ fest und sprach die Vermuthung aus,
es stehe zu einem im Steinkohlentheer in geringer Menge enthaltenen festen
Kohlenwasserstoff, dem Anthracen, in näherer Beziehung. Gelegentlich seiner schönen
Untersuchungen über das Chloranil und die Chinone wurde dann Gräbe zu der Ansicht geführt, das Alizarin sei ein dem Chinon ähnlicher
Körper; es gelang ihm, das Alizarin durch Erhitzen mit Zinkstaub in Anthracen
umzuwandeln und die von Strecker schon ausgesprochene
Vermuthung thatsächlich
zu begründen. Das weitere Problem, den bisher von der Natur durch Pflanzenthätigkeit
bereiteten Farbstoff künstlich auf chemischem Wege aus dem Anthracen zu erzeugen,
fand bald darauf durch Gräbe und Liebermann (dies Journal, 1870 Bd. CXCVI S. 359 und 585; Bd. CXCVII S.
285) seine Lösung. Da man hoffen durfte, die zunächst zu rein wissenschaftlichen
Zwecken im chemischen Laboratorium zur Anwendung gebrachten Methoden würden sich in
den Großbetrieb der chemischen Technik übertragen lassen, hielt man es für geeignet,
die Methode zur künstlichen Darstellung von Alizarin aus Anthracen durch ein Patent
zu sichern (18. November 1868). Zwei wesentliche Schwierigkeiten, die sich der
Einführung in die Praxis zu widersetzen schienen, wurden bald gehoben. Das Anthracen
war bislang nur selten und stets in kleiner Menge dargestellt worden, es war in den
wenigsten chemischen Sammlungen vertreten und ist nur in sehr geringer Menge, zu
etwa 1/2 Proc. in rohem Steinkohlentheer enthalten. Sobald es ein Gegenstand der
Nachfrage geworden war, fand die Technik geeignete Methoden zu seiner Darstellung,
und die Berechnung ergab, daß in den jährlich producirten etwa 5 Millionen Centner
Steinkohlentheer ein mehr als genügender Vorrath an Anthracen enthalten ist.
Andererseits hatten die ersten Vorschriften zur Darstellung des künstlichen
Alizarins Brom in Anwendung gebracht, einen Körper von beschränktem Vorkommen und
hohem Preise; da zeigten die Fabrikanten Meister, Lucius
und Brüning in Höchst (dies Journal, 1873 Bd. (NIX S. 238
und 1874 Bd. CCXII S. 444) durch eine am 15. Mai 1869 gerichtlich deponirte Methode,
daß das theure Brom, mit Vortheil sogar für der technischen Betrieb, durch die
billige Schwefelsäure ersetzt werden kann. Dadurch wurde, für Deutschland
wenigstens, die Fabrikation des künstlichen Alizarins vom Zwange des Patentes
befreit, während sie in Frankreich und England durch Patente geschützt ist. Außer
den Patentinhabern, der badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen und
der schon genannten Höchster Firma, beschäftigten sich bald auch Gebrüder Gessert (dies Journal, 1871 Bd. CC S. 421) in
Elberfeld (jetzt Aktiengesellschaft für chemische Industrie) und F. Bayer und Comp. in Barmen mit
der Fabrikation von künstlichem Alizarin, und es schlossen sich rasch weitere
Fabrikanten an. Der technische Betrieb hatte im Jahre 1870 begonnen. Im Jahre 1873
sind etwa 900000 Kilogrm. einer 10procentigen Alizarinpaste producirt worden (von
der Höchster Firma allein 520000 Kilogrm.) im Werthe von 3 Millionen Thaler. In
letzter Zeit haben sich alle Fabriken vergrößert, das Etablissement in Ludwigshafen
in besonders hervorragender Weise; weitere Fabriken sind neu entstanden. Im
Augenblicke beträgt die monatliche Gesammtproduction etwa 200000 Kilogrm. im Werthe
von 600000 Thaler; schon jetzt wird also 1/3 des Krapps durch künstliches Alizarin
ersetzt. Für das Jahr 1874 dürfte der Werth des künstlich producirten Alizarins die
Summe von 6 bis 7 Millionen jedenfalls erreichen; im folgenden Jahre wird sie
voraussichtlich auf 10 bis 12 Mill. steigen, und man nimmt an, daß spätestens im
Jahre 1876 das künstlich fabricirte Alizarin für die Bedürfnisse der Färberei und
Druckerei ausreichen. Dann wird also alles Alizarin, welches vor wenigen Jahren noch
der Krapppflanze entnommen wurde, künstlich aus Steinkohlentheer dargestellt werden,
und alles Areal, welches jetzt durch Cultur von Krapp in Anspruch genommen wird, ist
für andere landwirthschaftliche Zwecke verwendbar. (Musterzeitung, 1874 S. 190.)
Deacon's Bleichflüssigkeit.
Anstatt Aetzkalk und Wasser zur Absorption des Chlores zu benützen, wird (in der
engl. Patent-Specification Nr. 3309 vom 7. November 1872) kohlensaurer Kalk
und Wasser für diesen Zweck vorgeschlagen, und zwar wird entweder fein vertheiltes
Carbonat, wie solches in der Causticirung von Soda und Potasche erhalten wird,
genommen, oder es werden Klumpen von Kalkstein in Thürmen aufgeschichtet,
fortwährend mit Wasser benetzt und so einem Chlorstrome ausgesetzt. (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 1030.)
Uebermangansäure als Entzündungsmittel.
Mengt man in einem Porzellanschälchen (mittels eines massiven Glasstabes) 2 G. Th.
vollkommen staubtrockenes feingepulvertes übermangansaures Kali mit ungefähr 2 bis 3
G. Th. concentrirter Schwefelsäure, so erhält man (nach Professor Boettger in Poggendorff's
Annalen für Physik) ein Gemisch, welches in folge momentaner Entstehung und
Zerlegung von Uebermangansäure in steter Zersetzung begriffen ist. Bekanntlich läßt
sich Uebermangansäure im isolirten Zustande nicht darstellen und aufbewahren, weil
dieselbe im Entstehungsmomente schnell in Sauerstoffgas und Mangansupexoxydhydrat
zerfällt; aber aus diesem Grunde zeigt nun der hierbei im status nascendi auftretende Sauerstoff die allerenergischsten
Oxydationswirkungen – und zwar in einem noch weit höherem Grade, als ein
Gemisch von doppelt chromsaurem Kali und Schwefelsäure. Schon beim bloßen Contact
dieses Gemisches mit einer großen Anzahl von Stoffen, insbesondere mit ätherischen
Oelen, treten bei gewöhnlicher mittlerer Temperatur nicht selten die heftigsten
Explosionen meist unter Entflammung der betreffenden Stoffe ein – besonders
leicht, wenn man etwa 10 bis 12 Tropfen solcher Oele in ein Schälchen bringt und sie
dann mit so viel von genanntem Gemisch berührt, als an dem einen Ende eines in
dasselbe eingetauchten massiven Glasstabes hängen bleibt.
Darstellung von Sauerstoffgas; von J. A. Wanklyn, London.
Verfasser hat beobachtet, das Kupferoxyd seinen Sauerstoff leicht an Aetzbarit, der
hierdurch in Bariumperoxyd übergeht, abgibt. Es wird nun (in der engl.
Patent-Specification Nr. 8261 vom 2. November 1872) vorgeschlagen, diese
Eigenthümlichkeit in Gemeinschaft mit der Eigenschaft des metallischen Kupfers, bei
höherer Temperatur Sauerstoff zu binden, zur Abscheidung des Sauerstoffes aus der
atmosphärischen Luft zu benützen. Aetzbarit wird mit wenigstens seinem halben
Gewichte Kupferoxyd gemengt in einer eisernen Retorte auf Rothglut erhitzt, und
nachher Dampf über die rothglühende Masse geführt, wodurch das gebildete Peroxyd
seinen Sauerstoff abgibt. Wenn aller entbindbare Sauerstoff so fortgenommen worden
ist, wird die Dampfzufuhr abgesperrt und etwas atmosphärische Luft durch die Retorte
geleitet, worauf dann wieder die Behandlung mit Dampf folgt u.s.w. Statt des
Aetzbarits mag Aetzkalk oder Manganoxyd, oder eine Mischung des letzteren mit
Aetzbarit oder Aetzkalk in Verwendung kommen. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1874 S. 1033.)
Putzpulver; von A. Viedt in
Braunschweig.
Nach mehrjährigen Erfahrungen ist die Asche der „Bogheadkohle“
ein ganz ausgezeichnetes Putzpulver für sämmtliche Metalle – weit besser als
Wiener Kalk, Prager Putzstein etc. Man reibt die Bogheadkohlen-Asche der
Gasanstalten durch ein entsprechend feines Sieb, befeuchtet sie' beim Gebrauch mit
Wasser oder Weingeist und putzt schließlich mit dem trockenen Pulver nach. Da diese
Asche für die Gasfabriken ohne jeden Werth, ist dieses vortreffliche Pulver nur zu
empfehlen. Eine Analyse ergab: 42 Procent Kieselsäure, 39,5 Thonerde, 0,8 Eisenoxyd
und 17,7 Wasser, organische Stoffe und Verlust.