Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. , S. 530 |
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Miscellen.
Miscellen.
Stahlblech zu Dampfkesseln; von Josef Schmidhammer.
Blecke aus Bessemerstahl (und aus dem ihm gleichstehenden
Siemens-Martin-Stahl) zeigen Eisenblechen
größere absolute Festigkeit (166 : 100), so daß Kesselbleche aus Stahl um 1/4 bis
1/3 dünner gewählt werden können, wenn die Minimalgrenze von 3 Linien (6,6 Millim.)
nicht überschritten wird. Der absolute Preis des Stahlbleches bei mittlerer Größe
ist entweder gleich oder sogar beträchtlich geringer. Kesselbleche von Stahl können
in allen Größen um einen gleich billigen Preis hergestellt werden, nicht so die
Eisenbleche; dies begünstigt eine rationellere Herstellung von Kesseln aus möglichst
wenigen großen Blechen, also mit weniger Nietnähten. Geringere Kesselwanddicke und
weniger Nähte erhöhen die Verdampfungsfähigkeit der Stahlkessel und gewähren größere
Sicherheit gegen das Anbrennen durch die Stichflamme. Die Stahlbleche sind fast
absolut frei von Blasen und Fehlern, und Locomotivkessel aus Stahlblech endlich
haben den großen Vorzug der Leichtigkeit, was bei sehr hohen Spannungen von
9–10 Atm. besonders wichtig ist. Zur Erzielung guter Stahlbleche bedarf es
kaum größerer Vorsicht als bei Eisenblech; eine Cylinderplatte kann mit der
Biegemaschine kalt gebogen werden; stärkere Bleche biegt man am besten im
dunkelrothglühenden Zustande; das Umborden geschieht zweckmäßig mittels Pressen bei
einer einzigen gleichmäßigen Erhitzung des Bleches auf einmal mit nachheriger
Abkühlung im trockenen Sande. In der Regel werden die Bleche nur stückweise
umgebordet, indem man nur einen Theil des Randes auf einmal in einem Schmiedefeuer
erhitzt. Das fertig umgebordete Blech wird in einem Flammofen gleichmäßig rothwarm
gemacht, im Allgemeinen ausgerichtet und langsam erkalten gelassen. In Neuberg
wurden seit Mitte d. J. 1865 bis 1873 108000 Ctr. Stahlbleche erzeugt und davon
75000 Ctr. zu Locomotiv- und Stabilkesseln verwendet.Vergl. Haswell: Verwendung von Stahl zu
Locomotivkesseln, in diesem Journal, 1873 Bd. CCVII S. 337.D. Red. (Nach der österr. Zeitschrift für
Berg- und Hüttenwesen.)
Wetterfeste Zinkanstriche.
Bekanntlich haftet Oelfarbe schlecht auf Zinkblech und schützt dasselbe nicht vor der
Oxydation. Das Bedürfniß nach einem in Wind und Wetter haltbaren Anstrich des
Zinkbleches ist aber oft schon aus ästhetischen Rücksichten wünschenswerth, wenn
– wie z.B. bei monumentalen Gebäuden – die Gestalt des Daches eine
Eindeckung mit Zink wünschenswerth macht und das hellgraue glänzende Metall nicht zu
dem Gesammtbilde paßt. Puscher in Nürnberg hat sich
längere Zeit mit dem Gegenstande beschäftigt und ist es demselben gelungen, ein äußerst
einfaches Verfahren zu finden, welches einen sehr haltbaren, verschieden gefärbten
Anstrich auf Zinkblech auszuführen ermöglicht. Dasselbe beruht auf der Anwendung des
basisch essigsauren Bleioxydes. Einer Lösung des Salzes kann man z.B. Eisenoxyd (Caput mortuum) zusetzen, so daß man einen sehr angenehm
wirkenden braunrothen Anstrich erhält. Ein solcher ist auf den fünf Kuppeln der
Nürnberger Synagoge, von Baurath Wolff erbaut, angewendet
worden, und hat sich bis jetzt nach länger als Jahresfrist zur größten Zufriedenheit
bewährt. – Durch Zusatz anderer Farbstoffe kann man hellere, dunklere und
graue Farben hervorbringen, auch gelbliche Nüancen erzielen und damit Anstriche für
in Zinkguß ausgeführte Architekturen erhalten, um ihnen das Ansehen von
Steinhauerarbeit zu geben. Um auf blankem Zinkblech eine tiefschwarze, sehr haltbare
Schrift hervorzubringen, bedient man sich nach Puscher
einer Auflösung von gleichen Theilen chlorsaurem Kali und Kupfervitriol in der
36fachen Menge heißen Wassers. Schreibt man mit dieser schwach grün gefärbten Lösung
auf Zinkblech, so tritt nach kurzer Zeit die Schrift sehr schön und haltbar hervor.
Nach einigen Minuten kann man das Blech abwaschen und trocknen. Man kann sich zum
Schreiben einer Stahlfeder bedienen. Für Gartenbesitzer oder Forstleute dürfte
dieses Verfahren manche Vortheile bieten. (Aus den Mittheilungen des bayerischen
Gewerbemuseums, 1874 Nr. 2.)
Ausgezeichnete Lichtentwickelungen beim Schleifen harter
Steinarten.
Meine Beobachtungen über die merkwürdigen Lichterscheinungen beim Schleifen harter
Steinarten sind in den Achatschleifereien zu Oberstein und Idar im Fürstenthum
Birkenfeld gemacht worden. Ehe ich sie mittheile, muß ich nothwendig die dort
vorhandenen Schleifapparate kurz beschreiben, da diese bei den Erscheinungen, als
durch die große Geschwindigkeit der Bewegung einwirkend, wesentlich in Betracht
kommen. Die Schleifereien liegen an einem Wasserlauf, welcher ein unterschlächtiges
Wasserrad betreibt, dessen Achse in die Schleifstube reicht, und hier durch
Vermittlung zweier Kammräder eine horizontale Welle bewegt, an welcher sich vier
oder fünf Schleifsteine befinden, die vertical von oben nach unten rotiren. Ueber
jedem Schleifstein ist ein Gerinne in der Weise angebracht, daß ein fließender
kleiner Wasserstrom sich über den rotirenden Schleifstein und zwischen diesem und
dem zu schleifenden Stein ergießt.
Die Schleifsteine bestehen aus einem festen feinkörnigen Sandstein aus der Formation
des bunten, und werden in der benachbarten rheinischen Pfalz gewonnen. Sie müssen
durchaus fehlerfrei sein, ohne Sprünge, Thongallen u. dgl., da sie sonst bei der
schnellen Bewegung dem Zerspringen leicht unterworfen sind. Man hat viele Beispiele
und selbst aus späterer Zeit, daß Schleifsteine, welche unbemerkt gebliebene Kehlen
hatten, bei der Rotation zersprangen und in Stücken auseinandergeflogen sind,
Arbeiter getödtet und große Zerstörungen im Arbeitsraum angerichtet, selbst das
Dach- und Mauerwerk der Schleiferei zertrümmert haben. Die Schleifsteine
haben 5–5 1/2 Fuß Durchmesser und sind auf der Schleifbahn 14 Zoll dick. Die
Geschwindigkeit der Umdrehung ist durchschnittlich dreimal in der Secunde, also
180mal in der Minute, somit 10800mal in der Stunde. Die Schleifbahn legt daher an
dem wider dieselbe gehaltenen Schleifobject in der Stunde eine Strecke von 169646
bis 186613 Fuß oder 7 bis 8 geographische Meilen zurück.
Der Schleifer verrichtet das Schleifen des Steines in liegender Stellung; er liegt
mit dem Bauche und zum Theil mit der Brust auf einem halbcylinderförmig
ausgehöhlten, genau nach dem Schleifstein etwas schräg aufgerichteten Schemel, die
Füße nach hinten ausgestreckt und die Fußsohlen gegen einen auf dem Boden
befestigten Balken gelehnt. In dieser Lage drückt er den zu schleifenden Stein mit
beiden Händen fest gegen die Bahn des Schleifsteines. Mit etwas aufgerichtetem Kopfe
kann er dabei auf das Aufliegen des Schleifobjectes auf dem Schleifsteine sehen und
die ganze Operation zweckmäßig verrichten. Durch diese Lage gewinnt der Schleifer
die nöthige Kraft, das Schleifobject stark gegen den Schleifstein zu drücken. Da die
Muskelkraft der Arbeiter dadurch sehr angestrengt wird, so geschieht, das Schleifen
mit Unterbrechungen, so daß mit den Arbeitsstunden gleichlange Ruhestunden wechseln,
in. welchen sich die Arbeiter meist mit dem vorbereitenden Zuschlagen der
Achatsteine beschäftigen.
Meine Versuche über die Lichterscheinungen beim Schleifen verschiedener Steinarten
habe ich am hellen Tage um die Mittagszeit bei einer Lufttemperatur von etwa +
17° C. angestellt. Die Phänomene, welche ich beobachtete, sind wesentlich
zweierlei Art, die ich von einander unterscheiden muß. Sofort wie ein Stein von
beiläufig Quarzhärte an den umlaufenden Schleifstein gedrückt wird, entwickelt sich
zwischen dem schleifenden Stein und dem Schleifstein ein starkes rothes Licht,
welches zugleich um das Schleifobject in einem schmalen Streifen ausstrahlt und
viele Funken von sich ausgehen läßt. Bei allen harten Steinen war diese Erscheinung
gleichartig.
Das andere Phänomen tritt mit jenem gleichzeitig, aber nur bei durchscheinenden und
durchsichtigen Steinen ein, nicht bei völlig undurchsichtigen. Die Steine von der
ersten Beschaffenheit leuchten prachtvoll roth, mit einem Stich ins Gelbliche. Sie
sehen meist wie rothglühendes Eisen aus, und es hat das Ansehen, als müsse der
Schleifer, der sie in den Händen hält, dieselben stark verbrennen. Alle versuchten
Steine, auch die völlig undurchsichtigen, wurden beim Schleifen warm; nach dem
Gefühl in der Hand glaubte ich die Zunahme der Temperatur auf 12 bis 15°
schätzen zu können.
Die Steine, welche ich in dieser Weise versucht habe, waren folgende:
Chalcedon von gelblichgrauer Farbe, ein wenig durchscheinend, von Uruguay in
Südamerika; ein zwei Zoll dickes Stück wurde prachtvoll feuerroth und dabei
durchsichtig.
Chalcedon von weißer Farbe und milchig durchscheinend, angeblich aus dem Orient,
verhielt sich wie beim vorigen Versuch.
Chalcedon von röthlicher Farbe, durchscheinend, gab dasselbe Resultat.
Chrysopras aus Schlesien, ein dickes, sehr wenig an den Kanten durchscheinendes Stück
von blaßgrüner Farbe, als Schmuckstein kaum brauchbar, gab wenig rothes Licht.
Bergkrystall, farblos, vollkommen durchsichtig, aus Brasilien. Die Lichterscheinung
war sehr prachtvoll, aber die feuerrothe Farbe gegen die obigen Versuche sehr
gemildert, fast rosenroth.
Bergkrystall, rauchgrau, durchsichtig (sogenannter Rauchtopas), aus den Schweizer
Alpen. Ziemlich das vorige Resultat, nur etwas weniger schön.
Carneol, von schöner rother Farbe, stark durchscheinend, aus Indien, gab das
prachtvollste rothe Licht, da sich die Farbe derselben mit der Naturfarbe des
Carneols sättigte.
Amethyst, Krystalle, stark durchscheinend, von Idar. Das Licht war blaßviolett, indem
auch hier die schöne violblaue Farbe des Steins mit der feuerrothen des Lichts sich
mischte, schön durchsichtig.
Von ganz undurchsichtigen Steinen wurden geprüft: Achatjaspis von Idar, schwarzer
Lydit mit weißen Quarzstreifen (Geschiebe), künstlich schwarz gefärbter Chalcedon
von Uruguay, undurchsichtiger Heliotrop aus Indien und zuletzt noch unverwitterter
Melaphyr vom Bahnhof Oberstem. In allen diesen Steinen war kein Licht bemerkbar, nur
das Licht auf der Schleiffläche blieb constant.
Fragt man nach den Grundursachen des Phänomens der Erleuchtung auf der Schleiffläche,
so können diese wohl keine anderen sein, als die Combination von Friction und
Elektricitäts-Entwickelung, wovon die Temperaturerhöhung des sich reibenden
Steines eine Folge ist. Der rothe Hof um den erleuchteten Stein und das
Funkensprühen kann nur von den erleuchteten Steinstücken herrühren, welche sich beim
Schleifen von dem Schleifobject und dem Schleifstein abreiben.
Das zweite Phänomen des prachtvoll feuerroth erleuchteten Steines scheint eine bloße
Folge der Lichtdurchstrahlung von der Berührungsfläche des zu schleifenden Steines
und des Schleifsteines zu sein, obgleich durchsichtige und durchscheinende Steine
von 5–6 Zoll Länge ganz gleichförmig das rothe Licht verbreiten. Daher ist
auch kein Licht in den völlig opalen Steinen zu bemerken.
Ich war nicht in der Lage nähere Untersuchungen anstellen zu können. Es wäre bei
meinen Versuchen von physikalischer Seite noch sehr vieles zu fragen; zunächst
möchten mit den Steinen unmittelbar nach dem Schleifen elektroskopische Versuche,
sowie Prüfungen ihrer Temperaturzunahme anzustellen sein; auch wäre die
Spectralanalyse des Lichtes von Wichtigkeit; endlich wären meine Untersuchungen noch
mit solchen von vielen andern Steinarten zu vervollständigen Ich erlaube mir,
Physiker auf die ausgezeichnete Gelegenheit aufmerksam zu machen, welche die
zahlreichen Achatschleifereien von Oberstein und Idar für die in Rede stehenden
Zwecke darbieten. Es ist
wirklich auffallend, daß, so viel ich weiß, noch niemand früher diese merkwürdigen
Phänomene näher untersucht und beschrieben hat, da die Achatschleifereien jener
Gegend schon seit sehr alter Zeit betrieben werden und jedem zugänglich sind.
Nöggerath.
Lichtentwickelung beim Schleifen von Diamanten. Die oben
erwähnte Erscheinung erinnert mich an eine Beobachtung beim Schleifen des Diamanten.
Mein verstorbener Bruder beschäftigte sich mehrfach mit dem Schleifen von Diamanten,
nicht zu luxuriösen, sondern zu industriellen Zwecken. Als ich eines Tages bei ihm
in Berlin beim Besuch war, rief er mich, da er eben eine Diamantenspitze schliff,
mit den Worten herbei: „Paß mal auf!“ Ich bemerkte, daß bei
mäßiger Geschwindigkeit des Rades und bei geringem Druck mit der Hand der Diamant
dunkel blieb, daß aber bei beschleunigter Geschwindigkeit
und bei verstärktem Druck es in dem Diamanten
„blitzte.“ Dabei ist zu bemerken, daß Diamant an Diamant
sich rieb, und der Diamantstaub in leichten Wölkchen sichtbar wurde; auch zeigte
sich die Lichterscheinung nur in dem einen von beiden, während der andere, wie es
mir schien, dunkel blieb. Lag es daran, daß der durchleuchtete mehr Volumen hatte?
Er hatte die Größe einer guten Erbse, während der andere eben nur sich mit einer
Spitze, wie sie die Lithographen und Kupferstecher gebrauchen, vergleichen ließ. Die
Farbe des Lichtes erinnerte an die Farben des Regenbogens, violett, gelb, roth, und
war bei natürlichem Tageslicht sowohl, wie auch bei künstlichem Lampenlicht im
Diamant hervorzulocken. Ließ die Drehgeschwindigkeit des Rades und der Druck mit der
Hand nach, so verschwand das Licht mit seinen Farben. Hiernach muß die Temperatur
des Steines eine ansehnliche gewesen sein. Die Länge der Drehbank betrug etwa 0,8
Meter und sie wurde mit dem Fuß getreten. Diesen Umstand glaube ich anführen zu
müssen, damit man nicht auf die Vermuthung gerathe, als ob jenes
„Blitzen“ oder „Leuchten“ sich nur bei
so großen Vorrichtungen, wie im obigen angegeben, wahrnehmen lasse; es genügt dazu
wohl jede Drehbank mit der nöthigen festen Einrichtung
und mit Support versehen, wenigstens für Diamanten. S.
(Ausland, 1874 S. 512 und 619.)
Ueber den atmosphärischen Staub; von G. Tissandier.
Meine Untersuchungen über den in der Luft suspendirten Staub bezweckten die
Ermittelung der in einem bestimmten Volum Luft enthaltenen Quantität fester Materien
und die Bestimmung der chemischen Zusammensetzung derselben. Der dazu verwendete
Apparat war ein mit Wasser gefüllter Aspirator. welcher die äußere Luft –
Blase für Blase – durch eine mit chemisch reinem Wasser gefüllte Liebig'sche Kugelröhre und durch eine Uförmige, einen Pfropf Schießbaumwolle enthaltende Röhre
zog. Der Staub wurde auf diese Weise in dem destillirten Wasser zurückgehalten.
Der Versuch geschah am 28. Juli 1870 an einem Fenster der Straße Michel-le-Comte, 3 Meter über dem Boden.
Die Witterung war schön, die Luft klar; Tags zuvor hatte es etwas geregnet und die
Luft enthielt wenig feste Theile. Binnen drei Tagen hatte ein Kubikmeter Luft die
beiden Röhren passirt. Das Wasser der Kugelröhre wurde in einer bis auf 1/2
Milligrm. tarirten Platinschale bei 100° eingetrocknet. Der Rückstand wog
0,0060 Grm. Die Schießbaumwolle hinterließ beim Auflösen in Aether keine Spur eines
Rückstandes. – Derselbe Versuch wurde noch mehrmals wiederholt. Einige der
dabei erhaltenen Resultate waren:
Gewicht des in 1 Kubikmeter Pariser Luft
enthaltenen Staubes.
Nach Tags zuvorgefallenen Regen(Juli
1870)
Nach acht Tagentrockenen Wetters.(Juli
1872)
Unter normalen
atmosphärischenBedingungen(Juni bis Juli 1870,April bis Nov.
1872)
–
–
0,0060 Grm.
–
–
0,0075 „
0,0060 Grm.
0,0230 Grm.
0,0080 „
Die Quantität des Staubes in 1 Kubikmeter dieser Luft schwankt mithin von 6 bis 23
Milligrm. Um den Werth dieser Zahlen würdigen zu können, wollen wir uns an die
niedrigste halten, und eine über das Marsfeld, welches 500000 Quadratmeter
Oberfläche hat, verbreitete Luftsäule von 5 Meter Höhe annehmen. Diese Luftmenge
enthält mithin nicht weniger als 15 Kilogrm. feste Materie. Auf ganz Paris
berechnet, würden sich Hunderte von Kilogramm ergeben.
Die Messung der einzelnen Staubtheilchen geschah mit einem Glas-Mikrometer.
Theilchen von Geweben, Holz, Kohle zeigten eine Länge bis zu 1/10 Millim.,
mineralische Materien, Kieselerde etc. eine Länge von 1/100 bis 1/1000 Millimeter.
Dieser Staub kann nur durch die Bewegung der Luft schwebend darin erhalten werden;
der feinste bleibt natürlich am längsten suspendirt, aber es schlägt sich doch
fortwährend ein gewisser Antheil nieder.
Ich habe darüber in und bei Paris Beobachtungen angestellt. Es wurde ein Blatt
geleimtes glattes Papier von 1 Meter Quadratfläche, welches in einem Rahmen
befestigt war, horizontal der Luft ausgesetzt, und zwar auf einem ganz freien Dache
in 10 bis 15 Meter Höhe während einer ganzen ruhigen Nacht. Am folgenden Morgen
kehrte man die mit bloßem Auge sichtbaren Stäubchen mittels eines zarten Pinsels
zusammen, und obgleich dabei ein kleiner Verlust nicht ganz zu vermeiden war, so
betrug das Gesammelte doch 0,0015 bis 0,0035 Grm. Nimmt man als Mittel davon 0,002
Grm. an, welche während 12 Stunden auf einen Quadratmeter fallen, so würde das für
die Fläche des Marsfeldes während 24 Stunden 2 Kilogrm. betragen.
Die chemische Zusammensetzung wurde sowohl aus dem durch den Aspirator, als auch aus
dem durch freiwilligen Absatz gesammelten Staube ermittelt. Man erhielt:
Organische Materie, mit Flamme verbrennend
25 bis 34
Mineralische Materie (Asche)
75 bis 66
––––––––––
100 bis 100
Die mit einigen Milligramm ausgeführten Reactionen gestatteten keine quantitative
Bestimmungen. Der in Wasser lösliche Theil der Asche enthielt Chlor, Schwefelsäure
und Spuren von Salpetersäure (?). In dem in Salzsäure löslichen Theile fand sich
Eisen, Kalk und Kieselerde.
Es wurde noch Staub untersucht, der in einer ansehnlichen Höhe, u.a. in 60 Meter Höhe
von einem der Thürme der Kirche Notre Dame, wohin seit Jahren Niemand gekommen war,
gesammelt wurde. Die dortigen Stufen zeigten sich mit einer sehr feinen graulichen
Staubschicht von wenigstens 1 Millim. Dicke bedeckt. Dieser Staub konnte nur mit
Hilfe der Luft durch die engen Fugen der Fenster gedrungen sein, seine
Zusammensetzung gibt daher ein sehr gutes Bild von der Natur des Luftstaubes. Die
Analyse, mit 5 Grm. ausgeführt, lieferte:
Textabbildung Bd. 213, S. 534
Organische Materie, leicht
brennbar, reich an Kohlenstoff, unter Leuchten verbrennend; Mineralische
Materie; Löslich in Wasser (alkalische und alkalisch-erdige Chloride und
Sulfate, salpetersaures Ammoniak; Löslich in Salzsäure; Eisenoxyd; Kohlensaurer
Kalk; Kohlensäure Magnesia, Spuren von
Phosphaten, Thonerde etc.; Unlöslich in Salzsäure (wesentlich Kieselerde)
Andere Proben gaben wesentlich dieselben Resultate in Bezug auf die Natur der
Bestandtheile. Eisen war stets in bedeutender Menge zugegen.
Die Quantität der in der Luft suspendirten oder daraus sich absetzenden festen
Materien ist mithin beträchtlich genug, um in der Physik des Erdballes eine
wirkliche Rolle zu spielen. Wie ich nachgewiesen habe, bestehen dieselben zu etwa
1/3 aus organischen und zu 2/3 aus mineralischen Substanzen. Von letzteren verdient
die verhältnißmäßig beträchtliche Menge Eisen noch besonders hervorgehoben zu
werden, denn dasselbe ist ganz bestimmt kosmischen Ursprungs. (Comptes rendus, 1844 t.
LXXVIII, p. 821.)
W.
Die kaukasische Kardendistel-Seidenraupe und ihre
Züchtung in Deutschland; von K. H. Ulrichs in
Stuttgart.
Die Seidenraupe, welche die Blätter der Kardendistel (Karde, Rauhkarde) frißt, Saturnia Cynthia, ist vor 20 Jahren (1854) von der
Acclimatisationsgesellschaft zu Paris in Europa eingeführt worden. Schon nach einer
Beobachtung von nur wenig Jahren hat man jedoch – voreilig und mit Unrecht
– in Deutschland ihre Züchtung für unpraktisch erklärt. Im Laufe dieses
Sommers begann ich selbst diese Raupe zu züchten; zugleich unterrichtete ich mich
über dieselbe auch anderweitig. Ehe ich das Thier und seine Behandlung, sowie die
großen Vorzüge seiner Züchtung mittheile, will ich sogleich die beiden Einwände,
welche gegen die Zucht der Cynthia erhoben worden, widerlegen.
Der erste Einwand ist: „Die Cocons der Cynthia könnten nicht abgehaspelt
werden.“ Nun ist dies unwahr; aber selbst das Gegentheil angenommen,
bleibt ja die vorzügliche Seide noch immer brauchbar zur
Floretseide-Fabrikation, welche bekanntlich eine große Ausdehnung gewonnen
hat. – Da die Cocons am Kopfende eine Oeffnung besitzen, um welche herum der
Faden gewunden ist, so kommt es bisweilen vor, daß beim Abhaspeln (wenigstens nach
bisheriger Manier) der Faden an dieser Oeffnung reißt. Um forthaspeln zu können, muß
dann am Cocon ganz einfach das abgerissene Ende auf's neue gesucht werden, was zwar
hin und wieder einige Verzögerung verursacht, sonst aber keinen Nachtheil bringt, am
wenigsten die Abhaspelung unmöglich oder auch nur unthunlich macht. Dies ergibt sich
auch noch speciell aus folgender Thatsache. Auf der Wiener Ausstellung waren die
Tscherkessen mit den prächtigsten Seidenwaaren von Cynthia-Seide massenhaft
vertreten. Und in dieser tscherkessischen Ausstellung, so wird ausdrücklich
berichtet, war die Cynthia-Seide nicht nur als gesponnene Floretseide
ausgestellt (Handgespinnst), sondern eben so sehr auch als Seidenzwirn, d. i. als
erst abgehaspelte und dann gezwirnte Seide – ein Beweis, daß das Abhaspeln
weder unmöglich noch unpraktisch und mit erheblichen Schwierigkeiten verknüpft
ist.
Der zweite Einwand: „Die beiden Futterpflanzen der Cynthia (Wunderbaum und
Götterbaum – ricinus communis und ailanthus glandulosa) gedeihen bei uns nicht überall
und ihr Laub werde vom ersten Herbstfroste zerstört, so daß im Spätjahr
vorzeitiger Futtermangel eintrete“, wurde zu einer Zeit erhoben, als
man noch keine Kenntniß davon hatte, daß diese Raupen ebenso gern das Laub einer
Pflanze fressen, welche bei uns (und noch weithin nordwärts) einheimisch ist, und
daß sie dabei ebenso gut gedeiht, ja noch besser als bei jenem Futter. Diese Pflanze
ist eben die Kardendistel, Weberkarde, Rauhkarde (carduus oder dispacus fullonum), deren
Samengehäuse bekanntlich zum Rauhen in der Tuchfabrikation benützt wird. Diese ist
bei uns als die eigentliche Futterpflanze der Cynthia anzusehen. Ihr Laub ist
frosthart genug, um sogar bis in den Januar hinein im Freien grün und
fütterungsfähig zu bleiben. Es kann demnach von Futtermangel in Folge von
Herbstfrost keine Rede sein. Die Pflanze ist im mittleren Europa fast überall leicht
zu haben. Fast überall wächst sie wild. In der Pfalz, in Frankreich u.s.w. wird sie
für die Verwerthung in der Tuchfabrikation auf Aeckern angepflanzt. Ihren Samen
versendet jede größere Samenhandlung zu einem kaum nennenswerthen Preise (beisp. Haage und Schmidt in Erfurt
für 1 Sgr. 20 Gramm Samen). Uebrigens gibt es eine Varietät der Cynthia, Cynthia ricini, welche nur
Ricinus frißt. Die Hauptvarietät, welche ich züchte, frißt Götterbaum und Karde
(nicht auch Ricinus).
Die Vorzüge der Cynthia-Zucht sind folgende:
a) Die Raupe ist nur eine äußerst kurze Zeit lang zu
hegen und zu füttern. In meiner Zucht erfolgte (Juni und Juli 1874) die Einspinnung
schon nach 26 Tagen, seitdem das Räupchen das Ei verlassen hatte, während z.B. die
Yamamayaraupe 60–70 Tage lang gehegt und gefüttert werden muß. Im Kaukasus
soll sie sogar schon nach 21 Tagen sich einspinnen. (Sie ist übrigens auch in Assam
heimisch.)
b) Außerordentliche Vermehrung und Ertragsfähigkeit
trotz der nur geringen Größe der Cocons. Die Cynthia gestattet nämlich –' in
unserem Klima – bei guter Fütterung 2, ja 3
Generationen im Jahre. Denn auch die übrigen Entwickelungsperioden sind sehr kurz:
Puppenzeit etwa 35 Tage; Eizeit etwa 14 Tage. In der niedrigeren Temperatur des
Spätjahres sind die Entwickelungsperioden, auch die Raupen- bez.
Fütterungszeit etwas länger als im hohen Sommer.
c) Vorzügliche Qualität der Seide. Die Seide ist
elastisch, fest, sehr glänzend und von außerordentlicher Feinheit. Sie ist befähigt,
die feurigsten Farben sowie die zartesten Nüancen anzunehmen, wie von der
tscherkessischen Ausstellung berichtet wird.
d) Nicht gering möchte ich auch den Umstand anschlagen,
daß in meiner Zucht nur wenig Raupen starben, in vortheilhaftem Gegensatz zu meiner
gleichzeitigen Zucht von Yamamaya und Pernyi.
e) Endlich ist die Cynthia weit leichter im Freien, ganz
sich selbst überlassen, zu züchten, als Yamamaya und Pernyi. Kardensamen kann man ja
leichter in den Gärten oder in Töpfen säen, als Eichbüsche ausgraben und
einpflanzen. Auch die Ueberspannung der Karden mit Netzen zum Schutz gegen Vögel ist
leichter als jene der Eichbüsche. –
Cynthia überwintert nur als Cocon, nicht als Ei. Die Cocons der letzten Züchtung des
Jahres bringt man in ein kaltes Zimmer, in welchem man sie, an einer Schnur
aufgehängt, den Winter über beläßt. Wünscht man im nächsten Jahre 3 Generationen zu
erzielen, so bringt man die Cocons um die Mitte des März in Zimmerwärme, damit die
Schmetterlinge zeitiger ausschlüpfen. Will man nur 2 Generationen erzielen, so läßt
man sie in der Kälte, bis die Temperatur sich von selbst erhöht.
Der Schmetterling ist prachtvoll; olivengrün und violett mit weißen Binden, bei
schlanker Flügelform und schöner Zeichnung: 4 Halbmonde, 2 Pfauenaugen und
verschiedene geschwungene Linien. Die Raupe ist erheblich kleiner als die beiden
Eichlaubraupen; die Flügel des Schmetterlings dagegen sind fast eben so groß, als
jene der beiden Eichlaubschmetterlinge. Seit dem 26. August habe ich Schmetterlinge;
seit dem 1. September hat das Legen der Eier begonnen. Vom 15. Sept. an erwarte ich
somit wieder junge Räupchen, eine Herbstzucht, die ich mit Leichtigkeit noch bis zum
Einspinnen zu bringen hoffe.
Nachtrag. Seit einigen Tagen hat schon meine
Cynthia-Herbstzucht begonnen. Die jungen Räupchen beginnen den Eiern zu
entschlüpfen. Auch jetzt wieder entwickeln sie sich ausfallend rasch. Sehr
erleichtert wird die Spätzucht dadurch, daß der im August reifgewordene Same der
Karde, nachdem er bald gesäet ist, schon nm die Mitte des Septembers keimt. Ich
säete ihn in Töpfe, welche jetzt mit keimenden Pflanzen angefüllt sind. Wenn man die
jungen Raupen einfach auf diese Pflanzen setzt, so ist man der ganzen Mühe der
Fütterung und des Futterwechsels überhoben – so wie der Sorge, daß die Raupen
nicht welke (oder auch nur zu welken beginnende) Blätter vor sich haben, was
durchaus nicht der Fall sein darf. Die Zucht im Zimmer (auf Karden in Töpfen)
scheint sich für die Frühjahrs- und Herbstzüchtung sehr zu empfehlen. Für die
Sommerzüchtung ist die Zucht im Freien, auf Karden im Garten oder Felde)
vorzuziehen. Die herbstliche Ei-Dauer (Eiperiode, Eiruhe) betrug bei mir, bei
ziemlich kühler Witterung, etwa 18 Tage. – Stuttgart, 24 September.
Unterscheidung der Faser des neuseeländischen Flachses (Phormium tenax) von der Flachs-, Hanf-
etc. Faser; nach E. Vitrebert.
Man taucht die Faser oder das daraus verfertigte Gewebe in eine wässerige
Anilinlösung – im Liter etwa 12 Decigramm – läßt darin bei
gewöhnlicher Temperatur einige Stunden oder bei 70 bis 80° einige Minuten
liegen und wäscht hierauf mit reinem Wasser, besser noch mit Seifenwasser aus. Die
Faser des Phormium ist nun stark gefärbt, die
Flachs- und Hanffaser ungefärbt. Tiefe Prüfungsweise ist empfindlicher als
die mit Salpetersäure (D. p. J. 1847 Bd. CIV S. 357); der vorausgegangene
Bleichproceß wirkt nicht nachtheilig.
Im Papier läßt sich durch diese Methoden das Phormium
nicht so leicht erkennen, weil die Fasern hier weit inniger mit einander vermengt
sind. (Bulletin de la Société Chimique de
Paris, t. XXI, p. 545; Juni
1874.) W.
Feuchtigkeitsmessungen an Leinen- und Wollstoffen; von
Dr. A. Kurz in
Augsburg.
Der Verfasser theilt im bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt (Juli 1874, S.
196 u.s.f.) Wägungen mit von genetzten Leinen-, Woll- und
Baumwollstoffen, welche nach dem Vorgange von v. Pettenkofer (Zeitschrift für Biologie, 1865) unternommen wurden, um das
hygroskopische Verhalten jener Bekleidungsstoffe unter einander zu vergleichen.
Es ist bereits länger bekannt, daß Leinwand weniger als ihr Eigengewicht –
ungefähr 3/4 – Flanell und Baumwollstoffe mehr und zwar beziehungsweise das 2
bis 1 fache des Eigengewichtes an Wasser zurückbehalten können.
Wenn nun beim Trocknen gleich großer Stücke von Leinwand und Baumwollstoff ein
geringer, wir wollen hier sagen, gar kein Zeitunterschied sich ergibt, so. hat der
letztere Stoff offenbar eine größere hygroskopische Thätigkeit entwickelt als der
Leinenstoff.
Wenn man aber beide Stücke mit gleich großem Wasserquantum (welches also die
Aufnahmsfähigkeit der Leinwand nicht überschreitet) genetzt denkt, so fühlt sich die Baumwolle schon am Anfange trockener an als
das Leinwandstück; mit Beibehaltung obiger Zahlen könnte man sagen, die
Baumwolle sei 3/4 naß, während das Leinwandstück ganz (1) naß ist.
Wenn man endlich noch dazu in Anschlag bringt, daß der Trocknungsproceß beider Stücke
sich stetig verlangsamt (daß die Abgabe der Feuchtigkeit an die Luft um so rascher,
je nässer der Stoff ist), so ist die Menge des vom Baumwollstücke in bestimmter Zeit
abgegebenen Wassers geringer als die betreffende Menge beim Leinwandstücke;
wenigstens in den ersteren (intensiveren) Stadien des Trocknungsprocesses.
Man kann dies so ansehen, daß bei der Baumwolle das Wasser mehr im Innern, bei der
Leinwand mehr auf der Oberfläche sich befindet, daher hier die raschere Verdunstung
stattfindet. In den späteren Stadien, wenn auch auf der Oberfläche der Leinwand das
Wasser mehr und mehr verdunstet ist, kann das Umgekehrte eintreten, daß nämlich der
mehr poröse (für die Luft permeable) Baumwollstoff reichlicher von seinem
Wassergehalt verliert als gleichzeitig der Leinenstoff. In den ersteren Stadien
finden wir, was v. Pettenkofer betonte; in den letzteren
kommt die mehr hygroskopische Natur des Baumwollstoffes wieder zum Vorschein.
Gerbsäuregehalt nordamerikanischer Hölzer.
McMurtrie in Washington hat sich längere Zeit mit der
genauen Bestimmung der Gerbsäure in Hölzern, von denen man glaubt, sie als
Substitute oder zur Aushilfe bei den jetzt zum Gerben am meisten gebräuchlichen
Borken verwenden zu können, beschäftigt. Es scheint, daß diese Hölzer, welche große
Wälder im Süden und Südwesten der Vereinigten Staaten bilden, ebenso reich an
Gerbstoff sind als die jetzt gebrauchten Gerberrinden. Bestätigt sich die Erwartung,
daß mit den Gerbstoffen dieser Hölzer ebenso gutes Leder hergestellt werden kann,
als mit den bisher gebrauchten Borken, so wird man nicht ermangeln, jene Hölzer zur
Extractbereitung zu verwenden, da ohnehin der Transport des Holzes in Blöcken auf
größere Entfernungen billiger zu stehen kommt, als der Transport der sperrigen
Borken. Die Versuche wurden hauptsächlich mit den Holzproben des Mesquite (Algarobia gladulosa), des Gelbholzes, Osage orange (Maclura
aurantiaca) und der grünen Eiche, Live Oak (Quercus virens) aus verschiedenen Grafschaften von Texas
gemacht.
Der Gehalt an Gerbsäure wurde gefunden:
Gruͤne
Eiche,
weißes Holz
0,30
Proc.
„
„
hartes Holz
0,125
„
Mesquite,
hartes Holz
6,21
„
„
weißes Holz
0,50
„
„
Borke
0,50
„
Osage
orange
hartes Holz
5,87
„
„
„
weißes Holz
0,30
„
„
„
Borke
0,10
„
(Aus dem Shoe and Leather Reporter
durch die Gerberzeitung, 1874 S. 140.)
Darstellung und Eigenschaften des Glycerins; von Director E.
Schering in Berlin.
Rohglycerin wird bei der Darstellung von Stearin als Nebenproduct gewonnen; früher
ließ man die dünnen Glycerinlaugen weglaufen, jetzt thut dies aber wohl keine Fabrik
mehr, der Artikel ist ein zu werthvoller und viel gefragter geworden. Es werden
verschiedene Methoden die Fette zu zersetzen angewendet:
1) vollständige Verseifung mittels Aetzkalks; Glycerin scheidet sich ab, und wird
eingedampft mit dem überschüssigen Kalk.
2) die Fette werden mit einigen Procenten Schwefelsäure einer höheren Temperatur
ausgesetzt: das sich hierbei ausscheidende Glycerin enthält viel
Glycerinschwefelsäure.
3) Die Fette werden ohne jeglichen Zusatz durch überhitzte Wasserdämpfe zersetzt und
die Stearinsäure sowohl wie das Glycerin abdestillirt.
Zum Reinigen sowohl wie zum Destilliren eignet sich das schon einmal destillirte
Glycerin am besten; es enthält wenig Fett und Buttersäure, und hat den süßlichen
Geruch des Glycerins; man hat nicht erst die fremden organischen Säuren, den
Aetzkalk oder die Schwefelsäure zu beseitigen. Um nun aus dem rohen Glycerin
gereinigtes (Glycerin. depuratum album) darzustellen,
wird dasselbe, wenn es kalkhaltig ist, mit Kohlensäure, dann mit überhitztem
Wasserdampf, um die Buttersäure auszutreiben, behandelt und zuletzt auf Thierkohle
gebracht und nach vollständiger Entfärbung, was oft, je nach Qualität der Rohwaaren,
2–3 Wochen dauert, im Vacuum eingedampft. Hat man mit Glycerin zu thun, worin
Schwefelsäure enthalten, so muß man dasselbe verdünnen und heiß mit kohlensaurem
Barit behandeln; die Glycerin-Schwefelsäure zersetzt sich nicht so leicht,
gibt eine lösliche Verbindung mit Barit. Das Glycerin
depur enthält immer mehr oder weniger große Mengen von Chlor,
Schwefelsäure, Fettsäure, Kalk etc. und hat meistens einen Nebengeruch; es ist daher
zu medicinischen Zwecken nicht anzuwenden; wird hauptsächlich zum Vermischen der
Seifen, des Bieres, zum Füllen von Gasuhren und zu verschiedenen technischen Zwecken
verwendet.
Glycerin pur. destillat. Rohes Glycerin wird in einer
Destillirblase mit überhitztem Wasserdampf übergetrieben, wobei man die größte
Aufmerksamkeit verwenden muß; sind die Wasserdämpfe nicht heiß genug, dann
destillirt es zu langsam; sind sie zu heiß, so geht das Glycerin gefärbt über und
nimmt den Geruch nach Acrolein an; dabei ist es sehr schwer zu vermeiden, daß ganz
geringe Mengen von Chlor oder Kalk mit übergerissen werden. Genug es bietet dies
Präparat unendlich viel Schwierigkeit dar, und selten gelingt es dasselbe so rein zu
erhalten, daß es selbst den strengsten Anforderungen der Pharmacie entspricht;
entweder ist es nicht ganz farb- oder geruchlos, oder es enthält ganz geringe
Spuren von Chlor oder von Kalk. Dazu kommt noch, daß die Pharmakopöe
Prüfungsmethoden angibt, die zu irrigen Schlüssen führen können.
1) „Mit verdünnter Schwefelsäure versetzt und abgedampft, soll sich nach
Vorschrift der Pharmakopöe das Glycerin. pur. nicht
schwärzen.“ Wie lange soll eingedampft werden? Dampft man so lange
ein, bis das Wasser der verdünnten Schwefelsäure verjagt ist, also concentrirte
Säure zur Wirkung kommt, dann wird selbstverständlich das Glycerin – eine
organische Substanz – verkohlt und schwarz; will man bei dieser
Prüfungsmethode auf Zucker fahnden, oder worauf sonst?
2) „Aus einer mit Salmiakgeist versetzten Lösung des salpetersauren Silbers
scheidet Glycerin kein metallisches Silber ab.“ Jedes Glycerin,
welches destillirt ist, und nur aus solchem kann man reines darstellen, reducirt
Silber – in der Kälte nach kurzer Zeit, gekocht sofort – einen
prachtvollen Silberspiegel gebend. Den durch die Ueberhitzung gebildeten
reducirenden Körper im Glycerin war Verf. nicht möglich zu entfernen; das Glycerin
wurde mit einem großen Ueberschuß von Quecksilberoxyd gekocht, letzteres wurde
reducirt, aber das abfiltrirte Glycerin zeigte dasselbe Verhalten gegen Silber.
3) Die Probe der Pharmakopöe mit Aetzkali und schwefelsaurem Kupfer, nach welcher das
Glycerin „nicht roth werden darf,“ hält der Verfasser für
angemessen, die Fehling'sche Lösung, die eigentlich das
empfindlichste Reagens auf Zucker ist, darf hier nicht angewendet werden; denn diese
könnte leicht Täuschungen herbeiführen, da dieselbe mit Glycerin einen schmutzig gelbrothen
Niederschlag gibt (die Weinsäure der Fehling'schen Lösung
scheint bei dieser Reaction eine Rolle zu spielen).
Die Differenz im specifischen Gewicht 1,23–1,25 ist eine sehr große, wie sie
die Pharmacie nie zuläßt; diese Differenz entspricht einem Gehalt von 7 Proc. und
Preisunterschied von 3–4 Thlr. pro 30 Kilogrm.
Ist das Glycerin sehr concentrirt, so verursacht es auf der Haut, noch mehr auf
wunden Stellen einen großen Reiz und zwar dadurch, daß es im hochconcentrirten
Zustande mit Begierde Wasser aufnimmt, es ist daher nicht zweckmäßig ein solches
Glycerin anzuwenden, besser das weniger concentrirte 1,23. Die chemischen Reactionen
wurden mit Glycerinsorten aus verschiedenen und den renommirtesten Quellen
vorgenommen und nur sehr geringe Abweichungen in qualitativer Richtung dabei
beobachtet – ein Beweis, daß die bis jetzt angewendeten Reinigungsmethoden
nicht im Stande sind, ein anderes Glycerin zu liefern. (Industrieblätter, 1874 S.
237.)
Prüfung auf den in artesischen Brunnenwässern aufgelöst
befindlichen Sauerstoff; von A. Gerardin.
Der artesische Brunnen zu Grenelle fördert, nachdem er die Kreide-Formation
des Pariser Beckens vollständig durchdrungen hat, aus einer Tiefe von 548 Meter
Wässer, welche aus dem grünen Sandstein kommen und mit einer Temperatur von 27,70 C.
zu Tage gelangen. (Vergl. dies Journal. 1841 Bd. LXXIX S. 80 und 466). Aufgefordert
von Belgrand, die Reservoirs der Stadt Paris zu
untersuchen, war Verf. in der Lage, auch zahlreiche Versuche am
Greneller-Brunnen anstellen zu können. Vermittels einer heberförmig
gekrümmten Röhre wurde das Wasser 4 Meter unterhalb seiner Mündung geschöpft und
nach einer früher (im Journal, 1872 Bd. CCVI S. 208) beschriebenen Methode auf
gelösten Sauerstoff geprüft. Die ersten Tropfen Hydrosulfit-Lösung
veränderten die blaue Farbe des schwach gefärbten Wassers in Bechern von 1, 2 und 6
Liter Inhalt. Das aus solcher Tiefe aufgestiegene Wasser enthält mithin sicherlich
keinen Sauerstoff aufgelöst, und werden dadurch die früher von Peligot in derselben Richtung angestellte Versuche bestätigt.
Auch das Wasser von vier 60 bis 140 Meter tiefen Brunnen in St. Denis und des 11
Meter tiefen artesischen Brunnens bei Gonesse enthielt keine Spur Sauerstoff.
Aus vorstehenden Versuchen ist zu schließen, daß man in den unterirdischen Wässern
niemals Sauerstoff aufgelöst finden wird, wenn man die Vorsicht gebraucht, sie
vorher nicht mit der Luft in Berührung zu bringen. Daher fand Payen, welcher diese Vorsicht außer Acht ließ, in dem Wasser des
artesischen Brunnens von Grenelle Sauerstoff und zwar 4 Kubikcentimeter im
Liter.
Der Verf. hat oft innerhalb der Aufsteigröhren lange weiße opalisirende Fäden
bemerkt, welche in der aufsteigenden Flüssigkeit schwammen und mit einem Ende an der
Wand der Röhre hafteten. Diese Algen besitzen die merkwürdige Eigenschaft, daß sie
so lange weiß bleiben, als das Wasser sauerstofffrei ist, und augenblicklich grün
werden, wenn das Wasser an die Luft tritt. Ihre Empfindlichkeit für den Sauerstoff
gibt derjenigen der feinsten Reagentien nichts nach. Das Verhalten dieser Algen
bestätigt also die Versuche mit dem unterschwefligsauren Natron, und wir besitzen
damit ein neues äußerst feines Reagens auf im Wasser eines artesischen Brunnens
vorkommenden freien Sauerstoff. (Comptes rendus, t.
LXXVIII p. 1704; Juni 1874.)
W.
Zur Analyse der holzessigsauren Kalke; von R. Fresenius.
Die essigsauren Kalke, welche durch Neutralisation rectificirten oder auch rohen
Holzessigs mit Kalkhydrat erhalten werden und die bekanntlich unentbehrliche
Zwischenproducte zwischen dem Holzessig und der reinen Essigsäure oder reinen
essigsauren Salzen darstellen, kommen in Masse in den Handel und müssen somit, da
ihr Gehalt an Essigsäure ein wechselnder ist, zur Beurtheilung ihres Werthes stets
auf ihren Gehalt an Essigsäure geprüft werden.
Der holzessigsaure Kalk des Handels besteht aus essigsaurem Kalk, dem kleine Mengen
propionsauren, buttersauren Kalkes etc. beigemischt sind, aus Verbindungen
empyreumatischer Stoffe mit Kalk und aus beim Behandeln mit Wasser ungelöst zurück
bleibenden empyreumatischen Substanzen, denen meist etwas kohlensaurer Kalk, etwas
Thon etc. beigemischt ist. Außerdem enthalten die holz essigsauren Kalke wechselnde
Mengen Wasser. Fügt man zu dem mit Wasser bis zur Lösung des Löslichen behandelten
Präparate Oxalsäure im Ueberschuß, so erhält man im Niederschlage allen Kalk als
oxalsauren Kalk, einen Theil der empyreumatischen Stoffe, ferner Thon, Kieselsäure,
Sand etc., während die Lösung an sauer reagirenden Substanzen enthält: die
Essigsäure sammt den geringen Mengen ihrer Homologe und den Ueberschuß der
Oxalsäure, d.h. den Antheil derselben, welcher nicht mit Kalk in Verbindung getreten
ist; – von nicht sauer reagirenden Stoffen finden sich in der Lösung außerdem
empyreumatische Substanzen, welche die Lösung mehr oder weniger gelb bis braun
färben.
Bestimmt man somit in der Lösung einerseits die Acidität mit Normalalkali,
andererseits die Menge der Oxalsäure durch Fällen mit essigsaurem Kalk, so hat man
nur die der letzteren entsprechende Normallauge abzuziehen von der im Ganzen
verbrauchten, um aus der Differenz die Menge der Essigsäure (sammt Propionsäure,
Buttersäure etc.) berechnen zu können. (Zeitschrift für analytische Chemie, 1874 S.
153.)
Lenkbarer Luftballon.
In Woolwich wurden vor der englischen Militärverwaltung kürzlich Versuche mit einem
neuen lenkbaren Luftballon – System Bowdler
– gemacht. Die beliebige Direction des Ballons sollte dabei erzielt werden:
durch ein verstellbares Segel, ferner durch zwei Schrauben, wovon die erste um eine
horizontale und die zweite um eine verticale Achse rotirt.
Die Schrauben – in ihrer Gestalt den Propellerschrauben der Schiffe ähnlich
– sind aus dünnem Blech hergestellt und werden mittels
Zahnräder-Uebersetzung von Menschenkraft bewegt bis zu 600 und 700
Umdrehungen pro Minute. Dabei soll die um die verticale
Achse rotirende Schraube die senkrechte Bewegung des Ballons ermöglichen, die andere
Schraube aber zur Vorwärts- und Rückwärtsbewegung dienen.
Bei der von dem Erfinder selbst vorgenommenen officiellen Erprobung gelang auch, bei
günstiger luftstiller Witterung, der erste Programmpunkt vollständig, indem der
Ballon mehrmals, ohne Veränderung des Ballastes nur unter dem Einflusse der Schraube
auf- und abwärts stieg, bis endlich der Mechanismus brach, was bei dessen
schwächlichen Dimensionen nicht Wunder nehmen konnte. Der Versuch der Bewegung in
horizontaler Richtung mittels der zweiten Schraube hatte zwar auch einen günstigen
Erfolg; gleichzeitig aber ward es auch unzweifelhaft, daß einer stärkeren
Windströmung mit den leichten Dimensionen dieses Apparates und der geringen
disponiblen Kraft unmöglich Widerstand geleistet werden könne.
Berichtigungen.
In diesem Bande von Dingler's polytechn. Journal ist zu
lesen:
Im ersten Augustheft S. 224 (Priwoznik, über Bildung von Sulfaten bei Gasflammen) g. 4 von oben statt
„0,2175 Grm. oder 60,4 Proc. Schwefelsäure“ :
„0,2175 Grm. schwefelsauren Barit oder 60,4
Proc. Schwefelsäure.“
Im zweiten Augustheft (Riche,
Untersuchungen über Metall-Legirungen) S. 345, Tab. 4, Colonne II statt der
unteren Zahl „8,952“
„–“; desgleichen S. 347, Tab. 5 statt der fünf untersten
Zahlen „8,947“ in Col. I; statt der vier untersten Zahlen 8,932
in Col. II; statt der fünf untersten Zahlen „8,930“ in Col. III
„–“; desgleichen S. 352, Tab. 12 Col. II statt der
drei untersten Zahlen „8,924“
„–“.
Im ersten Septemberheft S. 444 (Kraftbedarf etc.) Z. 18 v.
u. statt „1/20“
„1/200“.