Titel: | Ueber die directe Verbindung der Chromsäure mit der Wolle und der Seide, und ihre Anwendung in der Färberei; von G. Jacquemin. |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. XV., S. 76 |
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XV.
Ueber die directe Verbindung der Chromsäure mit
der Wolle und der Seide, und ihre Anwendung in der Färberei; von G. Jacquemin.
Aus den Comptes rendus, 1874 t. LXXIX p. 523; August
1874.
Jacquemin, über die Verbindung der Wolle und Seide mit
Chromsäure.
Ich habe gefunden, daß die Chromsäure, ungeachtet ihres kräftigen
Oxydationsvermögens, die Eigenschaft besitzt, sich direct mit der Wolle und mit der
Seide zu vereinigen und mit diesen Fasern thierischen Ursprunges, ohne dieselben zu
verändern, eine Verbindung zu bilden, welche dem Waschen und Seifen widersteht,
daher sie in der Färberei benützt werden kann.
Um reines Gelb auf weißer Wolle zu erhalten, passire ich die Wolle in einem Bade von
beiläufig 60° C., welches ungefähr den fünften Theil seines Gewichtes an
kohlensaurem Natron enthält, um so der Wolle die letzten Spuren von schwefliger
Säure zu entziehen; nach dem Waschen bringe ich sie dann in ein lauwarmes Bad von
Chromsäure, welches per Kilogrm. zu färbender Wolle
besteht aus:
Kali-Bichromat
60 Grm.
Schwefelsäure von 66°
Baume
60 Grm.
Wasser
40–50 Liter.
Bei einer Temperatur des Bades von 30° C. sind einige Minuten hinreichend, um
ein Strohgelb von sehr schöner Nüance zu erhalten. Um die dunklen Nüancen zu
erreichen, unterhalte ich das Bad, indem ich die Strähne fortwährend drehe, 20
Minuten lang auf einer Temperatur von höchstens 60°. Man wäscht dann im
fließenden Wasser.
Die Baumwolle färbt sich unter den gleichen Umständen nicht. Wenn man daher ein
Gewebe von weißer Wolle oder Seide in verdünnter und lauwarmer Chromsäure passirt,
so kann man nach dem Waschen die Fäden pflanzlichen Ursprunges unterscheiden, welche
in dasselbe etwa eingeführt wurden.
Die Chromsäure, welche mit der Wolle verbunden ist, behält einige ihrer
charakteristischen Eigenschaften bei. Sie vereinigt sich, durch Passiren in der
Kälte, mit dem Bleioxyd des Bleiessigs, ohne die thierische Faser zu verlassen, und
die gelbe Nüance dieses Bleichromats weicht von derjenigen des Chromgelbes ab. Sie
wird durch die schweflige Säure zu Chromoxyd reducirt, welches die Wolle zurückhält,
während die Lösung Schwefelsäure enthält.
Die Chromsäurewolle wirkt nicht auf ein Cochenillebad; sie absorbirt die
Anilinfarben, ohne daß die Uebereinanderlagerung des Roth oder des Blau auf dem Gelb
für die dunklen Farben eine auffallend verschlechterte Nüance hervorzubringen
scheint.
Wenn man die mit Chromsäure gefärbte Wolle in einem Bad von Gelbholz passirt, so
erhält man beim Sieden eine echte Resedefarbe. – Mit dem Krapp gibt sie eine
Farbe, welche ich nicht besser als durch den Ausdruck Granat-Catechu bezeichnen kann.
Die Farbe der Orseille fixirt sich direct auf der Verbindung der Wolle mit der
Chromsäure, wobei aber die Orseille-Nüance ein wenig verschlechtert zu werden
scheint.
Mit dem Brasilienholz erhält man nur eine dunkle Weinhefenfarbe. Das Campecheholz gab
mir Braun anstatt Schwarz, welches ich erwartete; dies rührt daher, daß die geringe
Menge auf der thierischen Faser fixirter Chromsäure nicht im Stande ist, ein
hinreichendes Verhältniß von Hämatin zu modificiren. Ein Gemenge von
Campeche- und Brasilienholz liefert ein Eisengrau, welches sich dem Schwarz
nähert, das aber zu viel Blau enthält.
D.