Titel: | Boureau und Eisenmenger's neues System der Kettenbewegung. |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. XXII., S. 98 |
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XXII.
Boureau und Eisenmenger's neues System der Kettenbewegung.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Boureau und Eisenmenger's neues System der
Kettenbewegung.
Es ist bekannt, daß bei der Anwendung von Ketten für Hebevorrichtungen mancherlei
Uebelstände durch die früher allgemein üblichen Kettentrommeln hervorgerufen wurden.
Es sind darunter in erster Linie anzuführen: die während der Aufwickelung variirende
Zugrichtung, ferner die beim Aufwickeln mehrerer Lagen stattfindende Vergrößerung
des Hebelarmes der Last, endlich die durch das Aneinanderpressen der einzelnen
Kettenglieder nothwendig hervorgerufene Abnützung. Um diesen Uebelständen zu
entgehen, war man schon lange zu der bekannten Construction der sogenannten
„Nuß“ geschritten – einer kleinen entsprechend
geformten Rolle, auf deren Umfang sich die Kettenglieder genau so einlegen wie ein
Modell in seine Form, so daß die Kette gezwungen ist, an der Drehung der Scheibe
theilzunehmen und somit die der letzteren mitgetheilte Bewegung auf die Last zu
übertragen. An diese Construction anknüpfend sind nun (nach einer Mittheilung der
Revue industrielle, September 1874 S. 285) Boureau und Eisenmenger zur
Anwendung zweier derartigen Kettenscheiben geschritten, welche sich an ihren Rändern
genau berühren und durch beiderseitig angebrachte Zahnräder gleichzeitig in
entgegengesetzter Richtung bewegt werden, wie aus den Skizzen in Fig. 9 und 10 sofort zu ersehen ist.
Dadurch wird stets ein Kettenglied vollkommen umschlossen und festgehalten und somit
die Hebung oder Senkung der Last bewerkstelligt. Die ablaufenden Kettenglieder
schlingen sich nicht um die Nuß herum, sondern können in gerader Richtung weiter
geführt werden, zur Aufbewahrung in einem Schachte oder zum Aufwickeln auf eine
entsprechende Kettentrommel. Auch ist in leichter Weise die Anwendung einer endlosen
Kette möglich, welche nur an beiden Enden der Bahn über Laufscheiben geführt zu
werden braucht.
Die Erfinder beanspruchen für ihr neues System vor der früher gebräuchlichen
Nußbewegung den wesentlichen Vorzug, daß die Kette nicht mehr um die Nuß
herumgewunden wird, wodurch sie sich bedeutend abnützte und einen Zug quer gegen
ihre normale Inanspruchnahme erleiden mußte. Ferner soll durch den Wegfall des
früher gebräuchlichen Kettenführers eine Verminderung der Reibung erzielt, und
selbstverständlich sollen auch alle Vortheile beibehalten werden, welche die
Nußbewegung überhaupt vor
den Kettentrommeln voraus haben. Gerechter Weise muß aber auch angeführt werden, daß
das neue System einen großen Uebelstand mit dem alten theilt – nämlich, daß
bei der unausbleiblich eintretenden Ausnützung und Verlängerung der Kettenglieder
der Eingriff gestört und schließlich unmöglich wird und zur Auswechslung der
Kettenscheiben nöthigt.
M.