Titel: | Untersuchungen über Metall-Legirungen; von Alfred Riche. |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. XXXVII., S. 153 |
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XXXVII.
Untersuchungen über Metall-Legirungen; von
Alfred
Riche.
Aus den Annales de Chimie et de Physique; 4. série,
t. XXX p. 351.
(Fortsetzung von S. 523 des zweiten
Septemberheftes.)
Riche, Untersuchungen über Metall-Legirungen.
F. Reines
Kupfer. Durchdringbarkeit desselben für Flüssigkeiten. Legirung von Kupfer mit
Eisen.
Zu den nachstehenden Versuchen verwendete ich theils ein ziemlich reines Kupfer,
welches mir zu den im Vorhergehenden beschriebenen Untersuchungen diente, theils ein
sehr schönes Kupfer in Platten, welches in der pariser Münze zum Prägen der
Medaillen benützt wird.
a) Abwechselndes Härten und
Anlassen bei Luftabschluß.
23. Dichtigkeitstabelle.
I.
II.
G = 101,561
Grm.
G = 100,892
Grm.
Kupfer nach dem Walzen
8,921
8,923
„
„ „
Anlassen
8,888
8,891
„
„ „
Härten
8,868
8,856
„
„ „
Anlassen
8,852
8,853
„
„ „
Härten
8,828
8,831
„
„ „
Anlassen
8,812
8,809
„
„ „
Härten
8,788
8,785
„
„ „
Anlassen
8,781
8,783
Verminderung der Dichtigkeit
0,140
0,140
III.
IV.
G = 102,987
Grm.
G = 102,104
Grm.
Nach dem Walzen
8,915
8,919
„
„ Härten
8,908
8,911
„
„ Anlassen
8,858
8,865
„
„ Härten
8,834
8,840
„
„ Anlassen
8,833
8,840
„
„ Härten
8,806
8,819
„
„ Anlassen
8,797
8,810
„
„ Härten
8,773
8,785
Abnahme der
Dichtigkeit
0,142
0,134
b) Abwechselndes Anlassen oder
Härten und Walzen bei Luftabschluß.
24. Dichtigkeitstabelle.
I.
II.
G = 79,835 Grm.
G = 79,765 Grm.
Kupfer nach dem Walzen
8,877
Nach dem Walzen
8,874
„ „ „
Anlassen
8,767–8,770
„ „ Härten
8,786–8,791
„ „ „
Walzen
8,831
„ „ Walzen
8,841
„ „ „
Anlassen
8,751–8,756
„ „ Härten
8,816
„ „ „
Walzen
8,825
„ „ Walzen
8,850
„ „ „
Anlassen
8,758
„ „ Härten
8,839
„ „ „
Walzen
8,868
„ „ Walzen
8,876
„ „ „
Anlassen
8,744–8,755
„ „ Härten
8,849
Diese Experimente beweisen, daß die Dichtigkeit des Kupfers durch die Einwirkung
der Wärme beträchtlich vermindert wird; denn selbst nach einem sehr kräftigen
Auswalzen – von 9 auf 1,5 Millim. Dicke herab – wurde die
Dichtigkeit bedeutend verringert.
c) Porosität des Kupfers.
Seine Durchdringbarkeit für Flüssigkeiten.
Es wird bei näherer Betrachtung der vorstehenden Tabelle auffallen, daß die
Dichtigkeit nach dem Anlassen und dem Härten durch mehr als eine einzige Zahl
ausgedrückt wird. Dies rührt daher, daß das Gewicht des Kupfers zunimmt, wenn
es, selbst nur kürzere Zeit mit Wasser in Berührung bleibt, nachdem es entweder
direct in Holzkohlenlösche oder in einem leeren, von letzterer umgebenen Kasten
erhitzt worden ist.
Jedermann, der mit Kupfer zu thun oder es bearbeitet hat, wird bemerkt haben, daß
man nur selten dergleichen findet, welches ganz frei ist von kleinen Höhlungen,
und es ist eine den Schmelzern wohlbekannte Thatsache, daß es sehr schwer hält,
eine ganz „gesunde“ Kupferplatte zu erhalten. Marchand und Scheerer
suchen den Grund dieser Erscheinung in dem Umstande, daß das geschmolzene Kupfer
Sauerstoff enthält, welcher im Augenblick des Erstarrens in Folge eines dem
Spratzen des Silbers analogen Vorganges frei wird. Von dieser einzigen Ursache
allein wird die Durchdringbarkeit des Kupfers nicht bedingt; denn gewalztes,
durchaus nicht poröses Kupfer wird durch Anwärmen in Holzkohlenpulver oder in
einem mit Holzkohlenlösche umgebenen leeren Kasten porös.
Diese Durchdringbarkeit wird durch noch verschiedene andere Ursachen bedingt
– zunächst dadurch, daß gegossenes Kupfer, selbst wenn es mit Holzkohle
eingeschmolzen wurde, eine geringe Menge Kupferoxyd enthält, welcher in Folge
der reducirenden Wirkung der Kohle bei der Temperatur des Anlassens zersetzt
wird.
25. Tabelle.
GewichteinesKupferstabs.
20 Stunden lang inBenzin eingelegt,
absorbirter von demselben:
Nach dem 1. Anlassen durch Erhitzen in
einem von Holzkohlen umgebenen
leeren Kasten
73,692 Grm.
0,027 Grm.
Nach dem 2., unter denselben
Verhältnissen erfolgten
Anlassen
73,685 „
0,020 „
Nach dem 3., ebenso ausgeführten Anlassen
73,681 „
0,012 „
Diese Gewichtszunahme rührt von einer einfachen Absorption der Flüssigkeit in das
Innere des Metalles her; denn sie findet bei Flüssigkeiten der verschiedensten
Beschaffenheit statt und das Metall erhält durch bloßes Liegen an der Luft sein
ursprüngliches Gewicht wieder.
26. Tabelle
Gewicht der benützten Probe von Kupfer
101,141
Grm.
„
dieser Probe nach zweitägigem Liegen in
Wasser
101,168
„
„
„
„
„ „ „
„
trockener Luft
101,143
„
„
„
„
„ „ „
„
Benzin
101,155
„
„
„
„
„ „ „
„
trockener Luft
101,142
„
„
„
„
„ „ „
„
Wasser
101,160
„
„
„
„
„ „ „
„
trockener Luft
101,145
„
„
„
„
„ einmaligem Anlassen in
Holzkohle
101,139
„
„
„
„
„ zweitägigem Liegen in
Wasser
101,226
„
„
„
„
„ „ „
„
trockener Luft
101,144
„
Man nimmt dem Kupfer diese Porosität durch Auswalzen desselben.
27. Tabelle.
Eingeschmolzenes und dann bei wenig hoher Temperatur gegossenes Kupfer.
Gewicht der Probe in der Luft
78,442
Grm.
„
„
„ nach eintägigem Liegen in
Wasser
78,500
„
„
„
„
„
„ „ an
der Luft
78,443
„
„
„
„
„ dem Auswalzen
78,439
„
„
„
„
„ dreitägigem Liegen in
Benzin
78,439
„
Ein geschmolzenes und dann bei sehr hoher Temperatur gegossenes Kupfer besitzt
diese Durchdringbarkeit nicht.
Gewicht einer Probe von sehr heiß gegossenem
Kupfer
123,740
Grm.
Gewicht dieser Probe nach dreitägigem Liegen im
Wasser
123,738
„
Die Dichtigkeit dieser bei hoher Temperatur gegossenen Probe war = 8,939, während
diejenige der in der obenstehenden Tabelle auf ihre Durchdringlichkeit
geprüften, bei verhältnißmäßig niedrigerer Temperatur gegossenen Probe 8,039
betrug. Hieraus erklären sich die Differenzen in den Angaben verschiedener
Autoren bezüglich des specifischen Gewichtes des geschmolzenen Kupfers. Nach Marchand und Scheerer kann
diese Dichtigkeit von 7,720 bis 8,921 variiren. Kürzlich wurde eine noch höhere Zahl als diese
letztere angegeben, nämlich 8,939. Die vorhin gedachte niedrigste Zahl läßt sich
unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht beobachten. Im Allgemeinen schwankt die
Zahl für die Dichtigkeit des gegossenen Kupfers zwischen 8,0 und 8,8.
d) Das Kupfer zeigt die im Vorstehenden näher
erörterte Porosität nicht, wenn es bei Luftzutritt, also unter den gewöhnlichen
Verhältnissen der Verarbeitung dieses Metalles bei der Medaillenfabrikation
angewärmt (angelassen) wird.
28. Dichtigkeitstabelle.
I.
II.
G = 87,193 Grm.
G = 80,077 Grm.
Kupfer nach dem Walzen
8,920
8,903
„
„ „
Anlassen
8,921
8,905
„
„ „
Härten
8,924
8,906
„
„ „
Anlassen
8,927
8,907
„
„ „
Härten
8,926
8,899
„
„ „
nochmal. Härten
8,922
8,903
„
„ „
Anlassen
8,930
8,903
III.
IV.
G = 88,637 Grm.
G = 79,049 Grm.
Kupfer nach dem Auswalzen
8,921
8,919
„
„ „
Härten
8,922
8,921
„
„ „
Anlassen
8,924
8,923
„
„ „
Härten
8,923
8,921
„
„ „
Anlassen
8,922
8,922
„
„ nochmaligem Anlassen
8,927
8,922
„
„ dem Härten
8,926
8,920
Während die Dichtigkeit des Kupfers durch das Anlassen oder das Härten
beträchtlich vermindert wird, wenn man bei Luftabschluß arbeitet (s. Tabelle Nr.
23), wird der Zustand dieses Metalles durch jene Operationen nicht merklich
modificirt, wenn man bei Luftzutritt arbeitet, wie auch aus der nachstehenden
Tabelle hervorgeht.
29. Dichtigkeitstabelle.
Wirkung der mit dem Erhitzen abwechselnden mechanischen
Bearbeitung des Kupfers bei Luftzutritt.
I.
II.
G = 80,930 Grm.
G = 81,044 Grm.
Kupfer nach dem Walzen
8,916
8,919
„
„ „
Härten
8,925
8,926
„
„ „
Walzen
8,920
8,920
„
„ „
Härten
8,922
8,919
„
„ „
Walzen
8,911
8,909
I.
II.
G = 80,930 Grm.
G = 81,044 Grm.
Kupfer nach dem Härten
8,915
8,912
„
„ „
Walzen
8,912
8,913
„
„ „
Härten
8,913
8,915
„
„ „
Walzen
8,912
8,913
„
„ „
Härten
8,913
8,914
Abnahme der
Dichtigkeit
0,003
0,005
III.
IV.
G = 80,672 Grm.
G = 81,038 Grm.
Kupfer nach dem Walzen
8,923
8,923
„
„ „
Anlassen
8,925
8,829
„
„ „
Walzen
8,913
8,889
„
„ „
Anlassen
8,910
8,910
„
„ „
Walzen
8,902
8,890
„
„ „
Anlassen
8,902
8,896
„
„ „
Walzen
8,890
8,889
„
„ „
Anlassen
8,900
8,902
„
„ „
Walzen
8,894
8,887
„
„ „
Anlassen
8,886
8,901
Verminderung der Dichtigkeit
0,037
0,022
Die Dicke dieser Kupferplatten wurde von 9 auf 1 Millim. reducirt und zwar unter
ganz gleichen Umständen. Vergleicht man diese Resultate mit den in der Tabelle
Nr. 24 verzeichneten, welche die durch das Erhitzen des Metalles bei
Luftabschluß erzielten Resultate angibt, so läßt sich ein vollständiger
Gegensatz constatiren. Während nämlich in vorliegendem Falle die Dichtigkeit
durch das Anlassen, bezieh, das Härten vermehrt wird, vermindert sie sich im
früheren Falle. Eine andere augenfällige Thatsache ist die, daß bei Luftzutritt
die durch Einwirkung von Wärme vermittelte Erhöhung der Dichtigkeit durch das
Härten beinahe ganz ausgeglichen wird, so daß die Platte nach einer
beträchtlichen Verdünnung durch das Walzen dieselbe Dichtigkeit zeigt, wie vor
ihrer Bearbeitung. In Folge der Einwirkung der Wärme findet eine solche
Ausgleichung weniger regelmäßig statt, indem sich die Dichtigkeit merklich
vermindert.
Ich ließ in der Werkstatt der pariser Münze aus Kupfer eine Denkmünze schlagen,
wobei dieselbe an der Luft angewärmt wurde; ich erhielt nachstehende
Resultate:
30. Dichtigkeitstabelle.
Kupfermedaille mit starkem Relief.
G = 40,430 Grm.
Schrötling nach dem Walzen
8,909
„
„ „
1. Schlage des Prägwerks
8,918
„
„ „
1. Härten
8,918
G = 40,430 Grm.
Schrötling nach dem 2.
Schlage
8,915
„ „ „ 2.
Härten
8,916
„ „ „ 3.
Schlage
8,908
„ „ „ 3.
Härten
8,912
Im Ganzen genommen, verhält sich das Kupfer, an der Luft erhitzt, dann abgelöscht
(gehärtet) und darauf im Stoßwerke geschlagen, wie angelassener und dann
geprägter Stahl (vergl. Tabelle Nr. 8, zweites Augustheft S. 349). Die
Dichtigkeit beider Metalle nimmt ab, wenn man sie einer mechanischen Einwirkung
unterwirft. Die Wärme führt ihre Dichtigkeit ziemlich auf ihr ursprüngliches Maß
zurück, so daß es erklärlich ist, warum man sie in der Praxis zur Anfertigung
der Prägestempel und der Medaillen mit Vortheil verwendet.
Die einander entgegengesetzten Resultate, welche das Kupfer gibt, wenn es bei
Luftzutritt und wenn es bei Luftabschluß erhitzt wird (vergl. Tab. Nr. 24 und
29) tragen den einander widersprechenden Ergebnissen der Experimente von O'Neil und derjenigen von Marchand und Scheerer Rechnung; der erstere
hatte bei Anwendung von starkem Druck eine Verminderung, die beiden letzteren
dagegen hatten bei dieser Behandlung eine beträchtliche Zunahme der Dichtigkeit
beobachtet.
Bei dem Anlassen an der Luft oxydirt sich das Kupfer stark. Als die vier Proben,
welche zu den in der Tabelle Nr. 28 verzeichneten Versuchen gedient hatten, in
Kohlenstaub verpackt, zu zwei wiederholten Malen vier bis fünf Stunden lang zum
Rothglühen erhitzt wurden, zeigten sie in dieser Hinsicht das nachstehende
Verhalten:
Vor dem Glühen.
Nach dem Glühen.
Sauerstoff gebunden.
Gewicht von Probe 1
76,100 Grm.
75,977 Grm.
0,123
Grm.
„
„
„ 2
69,537 „
69,488 „
0,049 „
„
„
„ 3
75,851 „
75,760 „
0,091 „
„
„
„ 4
68,078 „
68,025 „
0,053 „
und diese Sauerstoffmenge ist nur ein Minimum.
Nach dieser Reduction war das Kupfer wiederum für Flüssigkeiten durchdringbar
geworden.
e) Durch den Versatz des Kupfers mit geringen Mengen
fremder Substanzen, z.B. kleiner Quantitäten von Eisen, wird dem ersteren diese
Porosität genommen. Das Kupfer gewinnt durch einen solchen Eisenzusatz an
Zähigkeit und Elasticität, wobei es noch eine gewisse Streckbarkeit oder
Schmiedbarkeit behält. Die Frage, ob sich das Kupfer mit dem Eisen wirklich
legirt, ist schon häufig erörtert worden.
Ich selbst habe über diesen Punkt nachstehende Versuche angestellt.
1) Bei einer zum Schmelzen des Roheisens hinreichenden Temperatur wurden
zusammengeschmolzen: 90 Th. Kupfer und 10 Th. Roheisen. Der erhaltene Zain
enthielt am oberen oder Kopfende nicht verbundenes Eisen.
2) Ferner wurden sehr stark erhitzt und eine Zeitlang im Flusse erhalten 90 Th.
Kupfer und 10 Th. schmiedeiserne Niete.
Der aus diesem Metallgemisch erhaltene Zain enthielt am Kopfende 16,00 und am
Fußende 3,65 Th. Eisen.
3) Ebenso wurde sehr stark erhitzt und eine Zeitlang im Flusse erhalten ein
Gemenge von 94 Th. Kupfer und 6 Th. schmiedeiserner Niete.
Das erhaltene Metall erschien sehr homogen. Seine Dichtigkeit, an Proben von zwei
verschiedenen Stellen bestimmt, ergab sich zu 8,881 8,876.
Die Substanz schmiedet sich leicht, läßt sich ausziehen und ganz zusammenbiegen.
Sie läßt sich mit solcher Leichtigkeit auswalzen, daß ein Stab von 9 Millim.
Stärke, ohne angelassen werden zu müssen, zu Platten
von 1 Millim. Dicke gebracht werdenmerden kann. Die Legirung besitzt eine größere Zähigkeit als das Kupfer
selbst.
Untersucht man die eben erwähnten 1 Millim. dicken Platten mit der Loupe, so
bemerkt man an manchen Stellen graue Punkte. Die Analyse derselben ergab in der
Zusammensetzung derselben keine merkliche Differenz von der der übrigen Theile.
Ich fand in ihnen als Eisengehalt: 5,383 5,258 5,236.
In der Muffel stark erhitzt, gab diese Legirung einen Regulus mit einem
Eisengehalt von 0,167 Proc.
4) Die beiden in Rede stehenden Metalle wurden in verschiedenen Verhältnissen mit
einander legirt und in Thonröhren von 15 Centim. Länge eingegossen, und nachdem
die Legirung drei Stunden lang in Fluß erhalten worden war, ließ man sie langsam
erkalten. Der erhaltene Guß zeigte folgende Zusammensetzung:
Textabbildung Bd. 214, S. 159
Procentaler Eisengehalt; Am
Kopf des Gusses; Am Fuß des Gusses; Dichtigkeit; Die Länge des Gußstückes
betrug 6 bis 8 Centimeter
Da das Metall mit 4,5 Proc. Eisen homogen zu sein schien, so führte ich mit
demselben Versuche aus, um sie mit jenen des Kupfers zu vergleichen.
32. Tabelle.
Textabbildung Bd. 214, S. 160
Der Versuch wurde hier wegen einer in dem Probestücke vorhandenen Blase
abgeschlossen.
Auf dem Bruche zeigten sich Blasen.
Bei 1600 Kilogrm. Belastung riß das Probestück an einem Ende aus.
Das Probestück zerreißt, ohne daß die beiden Bruchstücke vollständig von
einander getrennt werden.
Bezeichnung des Metalles;
Querschnitt, Qu.-Millimet.; Ausdehnung des Probestückes entsprechend
einer Belastung von; Geschmolzenes Handelskupfer; Gewalztes Handelskupfer;
Reines gegossenes Kupfer; Kupfer und 2 Proc. Roheisen; Kupfer und 4,5 Proc.
Roheisen; Reines Walzkupfer; Kupfer und 4,5 Proc. Walzeisen; Gebrochen unter
der Belastung von; Festigkeit per Quadr.-Millimeter; Dichtigkeit;
Kilogr.
Bemerkungen. – Das geschmolzene Kupfer (Nr. 1,
3, 4) schließt Blasen ein, welche ihm alle Zähigkeit benehmen.
Es dehnt sich unter geringen Belastungen aus, und es reißt
auch unter einer geringen Belastung.
Durch das Walzen erhält das Kupfer einen gewissen Grad von
Zähigkeit.
Während die Festigkeit des gegossenen Kupfers 10 bis 12
Kilogramm per Quadr.-Millimeter beträgt, ist
die desselben Kupfers, nachdem es ausgewalzt worden, = 25 bis 28 Kilogramm.
Die Ductilität ist geringer, die Ausdehnung wird erst unter
Belastungen von 1800 Kilogramm und darüber bemerkbar.
Der Zusatz von Eisen zum Kupfer führt beträchtliche
Veränderungen in den mechanischen Eigenschaften des Kupfers herbei.
a) Ist die Legirung einfach gegossen worden, so
behält sie ihre Ductilität und dehnt sich schon bei geringen Belastungen aus,
besonders wenn der Eisengehalt 2 Procent nicht übersteigt.
Ihre Festigkeit erreicht jene des Kupfers, wenn dieses durch
Auswalzen bis auf seine halbe Dicke ausgestreckt wird.
b) Ist die Legirung dagegen ausgewalzt worden, so
zeigt sie eine nur geringe Ductilität, dagegen eine bedeutende Festigkeit,
welche 39 bis 40 Kilogrm. per Quadratmillimeter
zeigt.
31. Dichtigkeitstabelle.
I.
II.
G = 98,452 Grm.
G = 89,481 Grm.
Metall nach dem
Schmelzen
8,879
Nach dem
Walzen
–
„
„ „
Härten
8,874
„ „
Anlassen
–
„
„ „
Walzen
8,884
„ „
Walzen
8,891
„
„ „
Härten
8,878
„ „
Anlassen
8,892
„
„ „
Walzen
8,887
„ „
Walzen
8,894
„
„ „
Härten
8,884
„ „
Anlassen
8,894
„
„ „
Walzen
8,888
„ „
Walzen
8,896
„
„ „
Härten
8,880
„ „
Anlassen
8,894
Das eisenhaltige Kupfer verhält sich demnach wie das bei Luftzutritt erhitzte
Kupfer oder wie der Stahl. Die Wirkung des mit dem Walzen abwechselnden
Erhitzens bringt das erstere ziemlich zu demselben Volum zurück. – Für
Flüssigkeiten ist das eisenhaltige Kupfer (cuivre
ferreux) ganz undurchdringbar.
Gleichwohl ist diese Substanz keine homogene Legirung, denn als ich den aus
derselben gegossenen Zain 4 1/2 Stunden lang zu einer sehr hohen Temperatur
erhitzte, gab er nach dem Erstarren bei der Analyse am oberen Ende 6,50, am
unteren Ende dagegen 4,00 Proc. Eisen.
Da dieses Metall eine unvergleichlich größere Zähigkeit gezeigt hatte, wie das
Kupfer, so stellte ich, um seine mechanischen Eigenschaften zu bestimmen, die in
Tab. 32 S. 160 und 161 zusammengestellten Versuche an.
Textabbildung Bd. 214, S. 162
Diese Versuche wurden mit sorgfältig dargestellten und gegossenen 2 Kilogrm.
schweren Zainen angestellt, welche so bearbeitet wurden, daß sie die
beistehend dargestellte Form erhielten.
Zur Bestimmung der Widerstandsfähigkeit oder Festigkeit des Metalles wurde
dieses Stück mittels eines eisernen, bei A
angebrachten Hakens solid befestigt. Ein anderer in B befestigter Haken war an einem Waagebalken befestigt, an dessen
anderem Ende eine zur Aufnahme der Gewichte bestimmte Schale angebracht war.
Diese Versuche wurden in der Werkstätte zu Graffenstaden (bei Straßburg)
unter der Direction des Hrn. Brauer
ausgeführt.
Die größere Widerstandsfähigkeit des eisenhaltigen Kupfers ist nicht etwa der
Dichtigkeit der Substanz zuzuschreiben; denn das legirte Kupfer, welches den
größten Widerstand darbot, hatte eine Dichtigkeit von 8,891 – also
weniger als gewalztes reines Kupfer, dessen spec. Gewicht 8,904 betrug. Mit
Ausnahme der mit den Nummern 1 und 2 bezeichneten Metalle waren die übrigen Proben sämmtlich aus
derselben Kupfersorte geschmolzen, von demselben Arbeiter bis zu derselben Dicke
ausgewalzt, kurz in vollkommen gleichmäßiger Weise behandelt worden.
Die Härte des geschmolzenen, des gewalzten und des eisenhaltigen Kupfers zeigt
Differenzen derselben Art. Nachstehend sind die mit dem Magna'schen Apparate (zweites Juliheft S. 158) erhaltenen Resultate
verzeichnet:
Tiefe der durch denselben Stoßhervorgerufenen
Eindrücke.
Geschmolzenes Kupfer
2,50 Millimeter.
Gewalztes Kupfer
1,50 „
Kupfer mit 3 Proc. Gußeisen
1,10 „
Kupfer mit 3 Proc. Walzeisen
0,90 „
Fassen wir das Gesagte zusammen, so finden wir, daß das Kupfer in Folge der
Verbindung mit ganz geringen Mengen Eisen seine große Weichheit und Porosität
verliert, wohingegen seine Zähigkeit und seine Härte bedeutend zunimmt, ohne daß
seine Schmiedbarkeit (Hämmerbarkeit) beeinträchtigt wird.
Bobierre taucht zu einer annähernden Bestimmung der
Widerstandsfähigkeit der verschiedenen Metalle gegen Corrosion die letzteren in
eine wässerige Lösung von Alaun, Kochsalz und gereinigtem Weinstein. In diese
Flüssigkeit stellte ich zwei Platten von ganz gleichen Dimensionen, die eine von
reinem Kupfer, die andere von Kupfer mit 2 Proc. Eisengehalt. Die Kupferplatte
wurde augenscheinlich stärker angefressen als die andere Platte, namentlich war
die Menge des aufgelösten Kupfers bedeutender. Die von dem eisenhaltigen Kupfer
herrührende Flüssigkeit war grün gefärbt anstatt blau. Nach Verlauf von 14 Tagen
hatte von zwei Platten gleicher Oberfläche und etwa 15 Grm. Schwere die Platte
aus reinem Kupfer 0,3 Grm. mehr an Gewicht verloren als die Platte von
eisenhaltigem Kupfer.
(Fortsetzung folgt.)