Titel: | Einige Vorschläge zu eisernen Telegraphensäulen. |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. LI., S. 199 |
Download: | XML |
LI.
Einige Vorschläge zu eisernen
Telegraphensäulen.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Eiserne Telegraphensäulen.
Den Nummern 31, 32 und 33 des II. Bandes des Journal télégraphique Nummer 31, 32
und 33, II. Band entlehnen wir folgende Vorschläge
zur Herstellung von eisernen Tragsäulen für Telegraphenleitungen.
1) Eiserne Träger von J. de la
Taille. (Fig. 31–36.)
Für Haupttelegraphenlinien hat der französische
Leitungsinspector J. de la Taille, nachdem sich ihm der
Unternehmer für Schlosserarbeiten Calla in Orleans zur
Lieferung von Tragsäulen aus einfach ⊤förmigen
Eisen erboten hatte, nach vorausgegangener Prüfung folgende Anordnung derselben
gewählt. Die ⊤förmigen Tragsäulen sind mit
horizontalen Querstäben von 1,24 Meter Länge aus quadratischem Eisen von 25 Millim.
Seite versehen, welche durch die Rippe des ⊤
hindurch gehen und mittels zweier Bolzen an den beiden, den Kopf des ⊤ bildenden Theilen oder Wangen befestigt, wie es
der Aufriß Fig.
31 und der Grundriß Fig. 32 zeigt. Jeder
Querstab trägt 4 Isolatoren, deren Achsen 40 Centim. von einander abstehen. Die
Stützen, an welchen die Isolatoren aufgekittet sind, haben am unteren Ende zunächst.
einen quadratischen Theil von 1 Centim. Seite, welcher in ein entsprechendes Loch
des Querstabes eingesetzt wird, und darunter ist eine Schraube angeschnitten, auf
welche die Mutter kommt. Die Stütze wird auf diese Weise auf dem Querstabe
befestigt, ohne daß sie irgend eine seitliche Bewegung machen kann.
Drei solche Säulen stehen seit einem Jahre in Orleans auf einem hohen Damme, welcher
das Thal der Loire durchschneidet und dem Winde sehr ausgesetzt ist. Sie sind nach
denselben Grundsätzen construirt, wie die auf der Linie München-Augsburg
verwendeten Säulen. Sie unterscheiden sich jedoch davon 1) insofern als die deutsche
Säule aus Doppel-⊤-Eisen ist anstatt
aus einfachem ⊤-Eisen; da aber die letztere
Form die Isolatoren nahezu in die Achse der Säule zu legen gestattet, so ist sie
gefälliger; sie bietet selbst für Stadtleitungen eine sehr hübsche Verzierung. Das
Bild einer ganzen Säule gibt Fig. 33. Die
französischen Säulen unterscheiden sich ferner 2) auch durch die für ihre
Aufstellung getroffenen, ganz neuen Maßregeln. Der Fuß des ⊤-Eisens wird nämlich in einen Beton-Block gesetzt,
welcher seinerseits in einer Form gegossen ist. Dieser in Fig. 34 und 35 im Aufriß
und im Grundriß abgebildete Block hat eine etwas pyramidale Gestalt und ist übrigens
in der zur Drahtrichtung senkrechten Richtung verbreitert, weil dies die einzige
Richtung ist, in welcher ein Umstürzen zu befürchten ist. Der Körperinhalt der
Blöcke schwankt zwischen 50 und 200 Liter, je nach ihrer Beanspruchung und der Höhe
der Säulen, sowie je nach dem Gewicht der Isolatoren und der Drähte, welche sie zu
tragen bekommen. Oben ist der Beton durch einen umgelegten eisernen Ring rr geschützt, welcher verhütet, daß der Beton Risse
bekommt, wenn die Säule unter der Wirkung des Windes hin und her schwingt; man läßt
den Ring ein wenig über den Boden herausstehen, um ihn im Anstrich gut unterhalten
zu können.
Die Verwendung von Beton bietet den doppelten Vortheil, daß er den unteren, in der
Erde befindlichen Theil der Säule gegen Oxydation schützt, und daß er für die Säule
als Ballast dient, dessen Gewicht man ganz nach Belieben verändern kann, welcher
aber den Holzsäulen gänzlich fehlt. Die Eisensäulen der Linie
München-Augsburg sind mit Blei in starke Granitwürfel vergossen. Diese Art
der Aufstellung kostet ungefähr 25 Franken für jede Säule, während der Kubikmeter
Beton je nach der Oertlichkeit nur 20 bis 30 Fr. kostet, und daher die von J. de la
Taille angewendeten Blöcke je nach ihrer Größe nur
auf 1,5 bis 5 Fr. zu stehen kommen. Dabei sind die Blöcke vielleicht noch
widerstandsfähiger als die Granitwürfel, weil in ihnen das ⊤-Eisen fast ganz herabreicht, indem es bis auf 0,15 Meter
vom Fuß herabgeht, während man es in den Granit nur bis zu einer Tiefe von 0,25 M.
hat einlassen können.
Um die Blöcke und die Säulen gegen Blitzschläge zu schützen, denen ja die Leitungen
nur zu häufig ausgesetzt sind, wird im Innern eines jeden Blockes ein Draht an den
Fuß der Säule angelöthet; dieser Draht tritt am oberen Ende des Blockes heraus und
wird mit seinem Ende in die Erde gelegt. Außerdem werden die Säulen auf wichtigen
Linien mit einer Blitzableiter-Auffangstange (Fig. 36) versehen. So
gebaute Linien scheinen besonders vortheilhaft für Gebirgsgegenden sein zu müssen,
welche den Stürmen sehr ausgesetzt sind.
J. de la Taille hat, während seines Wissens eiserne Säulen
nur für Linien mit vielen Drähten in Vorschlag gebracht worden sind, neuerdings auch
mit Erfolg Versuche selbst bei den kleinsten Linien
angestellt und gefunden, daß man Linien aus einfachem ⊤-Eisen herstellen kann, von denen der laufende Meter nur
2,45 Kilogrm. wiegt. Trotz ihrer geringen Maße (35 Millim. in jedem Sinne) sind
diese Eisen doch steif
genug, daß ein Mann auf einer Leiter an ihnen in die Höhe steigen und in
gewöhnlicher Weise an ihrer Spitze arbeiten kann. Es haben die fraglichen Säulen
nicht nur einen 3 Millim. dicken Draht tragen können, sondern es ist sogar möglich
gewesen, drei solche Drähte auf sie zu legen, indem man sie mit einem an der Rippe
durch Bolzen befestigten Querträger mit 2 Isolatoren ausgerüstet hat. Ein Versuch
damit wurde in einer Biegung von 900 Meter Krümmungshalbmesser gemacht; die Säulen
standen dabei 70 M. von einander und waren wie die Holzsäulen ohne Betonblock
gesetzt; die urtheilsfähigsten Personen erachteten die Ergebnisse dieses Versuches
für befriedigend.
Dies hat aber eine ganz besondere Wichtigkeit für die
Militärtelegraphie. Die für deren Dienst bestimmten Säulen sollen ja
leicht, fest und sehr dauerhaft sein, wenig Raum wegnehmen, sich leicht im Magazin
aufbewahren lassen und eine sehr lange Unterbrechung im Gebrauche gestatten. Es ist
kaum nöthig zu bemerken, daß die eisernen Säulen allen diesen Anforderungen
entsprechen. Der Versuch, über welchen so eben berichtet wurde, zeigt, daß die
Eisenträger, auch wenn sie wie die Holzsäulen gesetzt werden, eine ausreichende
Sicherheit bieten, wenn nur der Boden widerstandsfähig ist. De la Taille hat für sehr lockeren Boden Säulen herstellen
lassen, welche unten mit 60 Centim. langen dreieckigen Flügeln aus dickem Eisenblech
ausgerüstet waren; diese Flügel kehrten dem Säulenfuße ihre Spitze zu und waren am
Rande 15 Centim. breit; die mit ihnen ausgerüsteten Säulen boten in jeder Gattung
von Boden eine mehr als ausreichende Sicherheit, weil das Erdreich sich stets in den
von den Flügeln gebildeten Winkeln häuft.
Sehr schwache eiserne Säulen, wie man sie für Militärzwecke anwenden würde, lassen
sich übrigens viel schneller aufstellen als die bis jetzt bei kriegerischen
Unternehmungen benützten Holzsäulen. Ein enges Loch, welches mit einem Rammeisen
oder Visitireisen in 10 Minuten gemacht werden kann, reicht gewöhnlich zu ihrer
Aufstellung aus.
Man hat die Befürchtung ausgesprochen, daß die ausschließliche Anwendung metallener
Säulen bei deren Verbindung mit dem Erdboden zu kleinen Stromverlusten Anlaß geben
könnte, zu stärkeren aber im Falle des gänzlichen oder theilweisen Bruches eines
Isolators. Der Telegraphen-Inspector Trotin in
Nevers hat darauf hingewiesen, daß man diesem Uebelstande dadurch begegnen könne,
daß man die Isolatoren auf hölzernen (eichenen) Querstäben anbringt, welche mit den
Wangen der Säulen verbolzt werden.
Auch die Herstellungskosten und die Unterhaltungskosten der eisernen Säulen sind viel geringer als die der
hölzernen. Die nachfolgende Tabelle gestattet eine Vergleichung der Anschaffungskosten
der eisernen Säulen mit ihren Sockeln aus Beton und der imprägnirten hölzernen, für
die verschiedensten Linien.
Preis der Säulen pro Kilometer
Bei einer Linie
bei Eisen
bei Holz
mit 3 Drähten
98 Franken
120 Franken
„ 5 „
136 „
156 „
„ 7 „
206 „
204 „
„ 9 „ „ 11 „ „ 14 „ „ 18 „
280 „322 „357 „443 „
490 „
„ 22 „ „ 26 „
490 „536 „
698 „
Die Preise der Holzsäulen sind unter der Annahme berechnet, daß man nicht mehr als 8
Drähte auf eine Reihe Säulen legt. Die Tabelle zeigt, daß das Ersparniß durch die
Verwendung des Eisens um so beträchtlicher wird, je wichtiger die Linien sind. Die
Verminderung der Kosten entspringt z. Th. dem Umstande, daß man nicht allgemein
genöthigt sein wird, die Säulen aus Eisen in den Krümmungen der Linie zu verdoppeln,
wie man es bei den hölzernen thut.
Sollte die hier besprochene Art und Weise der Herstellung eiserner Säulen durch eine
noch bessere ersetzt werden, so können die bei jener verwendeten ⊤-Eisen und Querstäbe leicht eine
anderweite Verwendung finden. Also auch von diesem Gesichtspunkte aus empfiehlt sich
der Vorschlag zu einer Probe in größerem Maße. Die französische
Telegraphenverwaltung hat einen solchen auf der 7 Kilometer langen eindrähtigen
Linie von Sully sur Loire nach dem Bahnhofe gleichen Namens anbefohlen, sich auch
zur Herstellung einer Linie mit 30 Drähten beim Uebergang der Bahnhöfe von Orleans
entschlossen. Ebenso wurden die Linien in der Stadt Blois mit schwächeren
Eisensäulen derselben Art erneuert. Diese letztere Sorte sieht sehr leicht aus und
deshalb befriedigend, weil ihre Abmessungen mit den leichten Drähten, die sie zu
tragen haben, in Einklang gesetzt worden ist.
2) Schnell aufzustellende Eisensäulen
von Lemasson für die Militärtelegraphie. (Fig. 37–39.)
Am 28. April 1874 wurde dem französischen Telegraphenstationsvorstande Lemasson für Frankreich eine ausschließlich auf die
Verwendung bei der Militärtelegraphie berechnete Eisensäule patentirt. Diese Säulen
setzen sich aus zwei oder drei in einander steckenden Abschnitten zusammen, was gestattet, sie bis
auf die Hälfte oder ein Dritttheil ihrer größten Länge zu verkürzen. Diese
Abschnitte sind aus Eisenröhren mit angelöthetem Falz oder einfach in einander
gesteckt. Bei den Säulen aus drei Abschnitten hat der untere 40, der mittlere 30,
der obere 22 Millim. Durchmesser; bei den Säulen aus zwei Abschnitten der untere 30,
der obere 22 Millim.; die letzteren setzen sich also aus den beiden oberen
Abschnitten der ersteren zusammen. Die Gesammthöhe der letzteren mißt 4,25 Meter;
die der Säulen aus drei Abschnitten 6,40 M. Das Gewicht der ersteren beträgt 5
Kilogrm., ihr Preis 10 Fr.; die letzteren wiegen 10 Kilogrm. und kosten 22 Franken.
Der untere Abschnitt ist mit einer verstählten Spitze ausgerüstet, damit er bei der
Aufstellung leichter in den Boden eindringen kann; der obere Abschnitt trägt einen
aufgeschraubten Ebonit-Isolator mit Klemmschraube von neuer Form, welcher in
Fig. 37
abgebildet ist; mittels des Isolators werden die Drähte an jeder Säule befestigt.
Festliegende Ringe von Stahl, mit Preßschraube, verbinden die einzelnen Abschnittte
der Säulen unter einander und gestatten, die Höhe derselben zu reguliren, wie es der
Dienst gerade verlangt. Aus Fig. 38 und 39 läßt sich
erkennen, wie die Abschnitte in einander stecken und wie die Ringe beschaffen sind.
Das Loch in dem Boden, welches die Säule aufnehmen soll, wird mit einem Werkzeuge
gemacht, dessen Spitze aus gehärtetem Stahl und dessen Körper aus weichem Eisen ist.
Dasselbe dringt mittels einiger kräftiger Schläge in den Boden ein.
Diese Säulen bieten 1) den Vortheil, daß man auf dem Marsche die Säulen theilen und
so theils ihre praktische Handhabung, theils ihren Transport bequemer machen kann,
welcher bei schwierigen und für Wagen nicht zugänglichen Wegen auf dem Rücken von
Maulthieren bewirkt werden kann. Beim Bau einer Linie auf einem dem Feuer
ausgesetzten Terrain kann man auch 2) die Drähte blos in Manneshöhe ausspannen,
wobei man also weder Leitern nöthig hat, noch die mit dem Bau der Linie betraute
Mannschaft veranlaßt, auf eine Höhe von 5 bis 6 Meter zu steigen, wodurch sie die
Aufmerksamkeit des Feindes viel leichter auf sich ziehen würden. Ist die Linie in
der neuen Lage einmal hergestellt, so kann man die verschiedenen
Röhren-Abschnitte mit der Hand allmälig emporschieben und sie mittels der
Preßringe an der Stelle feststellen, wo man es wünscht; auf diese Weise kann man
schnell den Draht in eine Höhe bis zu 4,25 Meter bei den Säulen aus zwei Abschnitten
und bis zu 6,40 M. bei den Säulen aus drei Abschnitten emporbringen. Ebenso braucht
man beim Reißen des Leitungsdrahtes nur die Preßschrauben der Ringe der beiden der
Bruchstelle zunächst liegenden Säulen einmal umzudrehen, um den Draht der Erdoberfläche zu
nähern und so die Wiederverbindung der gerissenen Enden zu erleichtern.
Die mit solchen Säulen angestellten Versuche haben gezeigt, daß man mehr als 2
Kilometer Linie in einer Stunde zu errichten vermag, was vollkommen genügt, wenn man
dem Marsche eines Armeecorps bei der Ausführung seiner Bewegungen folgen will.
Außerdem hatten die einmal aufgestellten Säulen alle wünschenswerte Festigkeit und
Beständigkeit.
3) Holländische Sockel für eiserne
Säulen.
In Holland hat man in der ersten Hälfte des Jahres 1873 eine 10 bis 14 Drähte
enthaltende Telegraphenlinie auf eisernen Säulen entlang der Eisenbahn von Breda
nach dem etwa 25,5 Kilomet. entfernten Roosendaal gebaut. In Betreff der Eisentheile
hat man bei diesen Säulen das bayerische, auf der Linie München-Augsburg
benützte Modell gewählt. Da aber in Holland harte Steine theuer sind und das
Vergießen in Blei auch kostspielig ist, so hat man die Sockel aus in Formen
gegossenem Beton hergestellt. Dieselben haben 1,25 Meter Höhe und einen
quadratischen Querschnitt von 0,45 M. Seitenlänge. Ihre obere Fläche besitzt eine
schwache Neigung und ist in ihrer Mitte mit einem 0,5 M. tiefen Loch versehen,
dessen Querschnittsmaße die Maße der Wangen und des Steges der Doppel-⊤-förmigen Säule übersteigen. In diesem
Loche werden die Säulen nach dem Einsetzen mittels Cement befestigt.
Jene Linie Breda-Roosendaal steht also schon über ein Jahr, und bis jetzt hat
sich bei ihr in Bezug auf die Aufrichtung der Säulen noch kein Mangel fühlbar
gemacht. Die Form der für diese Linien verwendeten Sockel ist höchst einfach; und
bis jetzt spricht nichts dagegen, daß diese Form nicht allgemein für die Betonblöcke
gewählt werden könnte. Doch scheint die von J. de la Taille gewählte Form wirkliche Vorzüge in Betreff der Festlegung der
Sockel in der Erde zu besitzen.
E–e.