Titel: | Ueber das Conserviren hölzerner Telegraphensäulen; von M. Langdon. |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. LXV., S. 252 |
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LXV.
Ueber das Conserviren hölzerner
Telegraphensäulen; von M.
Langdon.
Langdon, über das Conserviren hölzerner
Telegraphensäulen.
Während die Säulen der Trockenfäule nur selten ausgesetzt sind, ist die nasse Fäule
ihr größter Feind. Letztere ist entweder eine Oxydation oder eine Zerstörung. Die
Oxydation ist eine langsame Verbrennung. Die albuminösen und stickstoffhaltigen
Saftbestandtheile gähren unter dem Einflusse der Hitze und Feuchtigkeit und wirken
auf Cellulin und Holzfaser, welche sie zersetzen. Insecten u.s.w. dringen in die
Fasern ein und zerstören das Gefüge derselben durch ihr Wachsthum und ihre
Vermehrung. Der Sauerstoff der Luft veranlaßt dann langsam aber sicher das Verfaulen
der Ueberbleibsel.
Die Telegraphensäulen faulen gerade da, wo sie am stärksten beansprucht werden
– nämlich an der Stelle, wo sie aus dem Boden heraustreten. Dort verdunsten
zugleich immer und
immer wieder die eingedrungenen Feuchtigkeitstheilchen in den äußeren Poren des
Holzes durch die Wärme der Atmosphäre und sprengen dabei die feinsten
Holzfasern.
Als äußere Schutzmittel verwendet man das Austrocknen an der Luft, das Ankohlen und
das Theeren. Als innere Schutzmittel gelten die Einführung von Salzen, welche das
Albumin des Saftes unlöslich machen, oder eines Oeles, welches fäulnißverhindernd
wirkt und zugleich das Holzgefüge für das Wasser undurchlässig macht. In ersterer
Beziehung sind das Burnettisiren, Kyanisiren und Boucherisiren am bekanntesten. In
letzterer Beziehung ist das Kreosotiren zu nennen. Das Kreosot verhindert die
Fäulniß und zerstört zugleich alle im Holze befindliche vegetabilische Keime. Beim
Kreotisiren pflegt man die Stämme in einen luftdichten Cylinder zu legen, die Luft
auszusaugen, dann das Kreosot in den Cylinder zu bringen und unter einem gewissen
Drucke in das Holz einzuführen. Ist das Holz trocken, so ist der Erfolg des
Kreosotirens nicht fraglich; bei feuchtem Holz dagegen wird in nicht ferner Zeit der
Kern verfaulen. Nicht zu übersehen ist, daß die auf die kreosotirten Säulen
wirkenden Sonnenstrahlen das Kreosot zum Theil verdunsten lassen, während der Rest
in der Säule herabsickert und sich am Fußende, wo die Säule aus dem Boden tritt,
ansammelt. Es sollten daher die kreosotirten Säulen gelegentlich noch mit einer
Theerschicht überzogen werden.
Der Werth der verschiedenen Schutzverfahren läßt sich so feststellen:
1) nicht präparirte Säulen halten sich 7 Jahre;
2) burnettisirte ausgewählte fremde Hölzer dauerten 18 bis 20 Jahre;
3) die Dauer des boucherisirten Holzes kann zu 10 bis 14 Jahren angesetzt werden;
4) vor 25 oder 26 Jahren gesetzte kreosotirte Säulen sind noch in vollständig gutem
Zustande.
Alles präservirte Holz wird „brüchig“; es bricht leicht entzwei.
Wenn das Holz durch und durch von dem Stoffe, mit welchem es getränkt wurde,
durchdrungen ist, so leidet seine Festigkeit gegen Biegung.
Aus den Debatten, welche sich in der Sitzung vom 13. Mai d. J. des Vereines von
Telegraphen-Ingenieuren in London an den in der vorhergegangenen Sitzung
gehaltenen Vortrag Langdon's über diesen Gegenstand
knüpfte, mag noch Folgendes angefügt werden.
Langdon theilt mit, er habe Berichte über gleich günstige
Erfahrungen über kreosotirte Säulen von einer größeren Anzahl Eisenbahnen empfangen;
eine derselben war, nachdem sie 28 Jahre im Bett eines der Fluth ausgesetzten
Flusses gestanden hatte, noch ganz gesund. Nur eine ungünstige Meldung war auf seine
Anfragen eingegangen: im kiesigen Boden bei einer Brücke der
Süd-Devon-Bahn waren die kreosotirten Säulen nach 7 oder 8 Jahren
zerstört. – Spagnoletti weist darauf hin, daß
gutes hartes, auf Bergen gewachsenes Lärchenholz ohne jede Präservation 7 bis 10
Jahre dauere, wenn es nur vor der Verwendung gut an der Luft ausgetrocknet sei. Das
Boucherisiren scheine die Dauer des Holzes nicht zu verlängern. Er zeigt eine
Probesäule, welche in der Zeit von 1866 bis 1872 völlig verdorben war, und suchte
eine Ursache davon in den großen Poren des Holzes, welche die Feuchtigkeit
eingesogen hätten, so daß die Kupfervitriollösung ausgewaschen worden sei; letzteres
habe bei vielen Säulen deutlich nachgewiesen werden können. Der Kupfervitriol schade
auch dem an den Säulen vorkommenden Eisenzeug, so namentlich den aus Draht Nr. 16
bestehenden Erdleitungen. Von ihm 1855 auf etwa 56 (englische) Meilen Länge gesetzte kyanisirte
Säulen wären, mit Ausnahme von einigen in kalkigem Boden, zur Zeit noch alle gut.
Doch schädige das Kyanisiren leichtes Eisenwerk gerade so wie das Boucherisiren. Bei
Säulen an Landstraßen und Eisenbahnen sei das Kreosotiren zwecklos, da die
Sonnenwärme das Kreosot auszöge oder vielmehr verursache, daß es nach unten und in
den Erdboden abfließe. Das Kreosot schädige zwar das Eisenwerk nicht; doch habe er
gefunden, daß es in einzelnen Fällen die von dem Träger ausgehende Erdleitung
isolirt habe. Eisensockel hatten sich für Holzsäulen 20 Jahre lang gut bewährt.
– Prof. Abel glaubt nicht, daß die Wirkung des
Kupfersalzes durch Auswaschen beeinträchtigt werden könne, weil es mit den
Albuminstoffen unlösliche Verbindungen eingehe, worauf eben die präservirende
Wirkung beruhe. Das Verfaulen werde mehr dem Zutritt der Luft durch den mehr oder
weniger porösen Boden zuzuschreiben sein. Die von ihm vor etwa 16 Jahren in der
Wagen-Abtheilung in Woolwich angestellten Versuche hätten mehr dem
Boucherisiren günstige Ergebnisse geliefert. Beim Boucherisiren seien die
schützenden Salze schneller aufgenommen worden, und das Holz habe sich länger
gehalten wie bei anderen Verfahren. Boucherie habe ja bei
seinen Versuchen mit sehr verschiedenen Salzen Kupfervitriol als das beste erkannt.
Das im Handel vorkommende Kreosot habe jetzt einen viel geringeren Gehalt an
Carbolsäure und Cresylicsäure wie früher und sei deshalb weniger wirksam; daher
seien die älteren Versuche und Erfahrungen nicht mehr ganz maßgebend. – E.
Rolls schließt sich der guten Meinung Langdon's von der Lärche an; nach 10 bis 15 Jahren zeige
sie nur eine äußere Schicht von verfaultem Holzbrei. Wenn diese bis auf das gesunde
Holz beseitigt und letzteres getheert oder verkohlt und getheert wird, so stehe die
Säule noch unglaublich lange; doch gelte das von
„ausgezeichneter“ Lärche, wie sie für den gewöhnlichen
Preis von Telegraphensäulen kaum zu haben sei. Wenn man eine Säule in ziemlicher
Entfernung vom Feuer schwach röste, so erziele man zunächst eine ähnliche Wirkung
wie beim Trocknen im Ofen oder an der Luft; sodann würden die Albuminstoffe im Holze
unlöslich gemacht und so eine Ursache zu späterer Fäulniß beseitigt, also ähnlich
wie beim Kyanisiren. Bringe man nun die Säule dem Feuer etwas näher, so daß eine
dünne Schicht an der Oberfläche in Holzkohle (nicht in Asche) verwandelt würde, so
bilde diese Schicht ein kräftiges fäulnißabhaltendes Mittel für die Säule. Würde
dieselbe aber noch mit Kohlentheer überstrichen, so träte eine zweite, ihrem
Kreosotgehalt entsprechend noch wirksamere fäulnißabhaltende Schicht hinzu und das
ausgetriebene Pech bilde eine wasserdichte Umhüllung. Nach seinen Erfahrungen sei
das Tränken mit Kupfervitriol erfolgreicher als das Boucherisiren. Bei den
kreosotirten Säulen mache man gewöhnlich die Erfahrung, daß einige in einem einzigen
Sommer ihr Kreosot zum größten Theile verlören, weiß, trocken und mürbe würden; bei
anderen träte dies langsamer ein; noch andere dagegen, von derselben Kreosotirung,
behielten ihr Kreosot, blieben äußerlich schwarz und glänzend, wie mit Pech
bestrichen, und würden mit der Zeit immer härter. Dies rühre wohl von der in jedem
einzelnen Falle verwendeten Sorte Kreosot her; würde wie gewöhnlich bei der
Erzeugung des Kreosots die Destillation zu langsam geführt, so sei das Destillat zu
flüchtig und verdunste durch die Sonnenwärme mehr oder weniger. Erfolge dagegen die
Destillation so rasch, daß eine gewisse Menge Theer in die Vorlage mit übergeführt
würde, so erhielte man ein Kreosot, wie jenes in den harten und schwarzen Säulen. Wo
etwa dieses nicht zu erlangen sei, würde, wie von Langdon
schon angegeben wurde, am besten die Säule mit Theer angestrichen, obgleich dies nur
oberflächlich wirke. Wenn ferner, was die Leiter einiger Kreosotiranstalten
behaupten, Säulen, welche einige Zeit der Sonne ausgesetzt gewesen seien, das Kreosot bei irgend
welchem Druck nur sehr schwer aufnehmen, so müsse allen Ernstes dafür gesorgt
werden, daß die Säulen im Schatten lufttrocken gemacht würden; Langdon theilt mit, daß die englische Regierung jährlich 12000 Pfd. Sterl.
ersparen würde, wenn man die Dauer der Säulen nur um 3 1/2 Jahr verlängern könne;
die vorliegende Frage sei also von großer Wichtigkeit. – Der Vorsitzende,
Latimir Clark, vor 20 Jahren Ingenieur der
„Electric Telegraph Company“, weist darauf hin, daß einige
der in der vorhergegangenen Sitzung besprochenen Methoden der Präservirung von ihm
herrührten nämlich: die Anwendung eiserner Sockel, der Proceß des Theerens und
Verkohlens, das Bohren eines Loches in die Säule und das Ausgießen desselben mit
Kreosot; das letztere Verfahren verdiene einige Beachtung. Nach Walker wären die zwischen Redhill und Croydon stehenden
Säulen meist noch die von Cook 1845 errichteten Säulen;
dieselben bestünden aus burnettisirtem Memel-Holz; die Anwendung von
Zinkchlorid sei also auch beachtenswerth. (Nach dem Telegraphic Journal, 1874 Nr. 32 S.
209 und 217.)
E-e.