Titel: | Neuer Umsteuerungsschieber mit einem Excenter ohne Coulisse; von Georg Wellner in Prag. |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. LXVIII., S. 277 |
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LXVIII.
Neuer Umsteuerungsschieber mit einem Excenter
ohne Coulisse; von Georg
Wellner in Prag.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Wellner, über einen neuen Umsteuerungsschieber mit einem Excenter
ohne Coulisse.
Neben den vielen Umsteuerungen, welche die Umkehrung der Steuerbewegung durch
Coulissen oder rotirende Knaggenwellen bewirken, gibt es eine ganze Reihe von
Mechanismen, wo die Umkehrung der Dampfvertheilung direct durch einen eigenen
Zwischenschieber mit entsprechend geformten Dampfcanälen oder durch Verstellung des
Dampfschiebers selbst erzielt wird; und diese letztere Kategorie verdient eine
lebhafte Beachtung und Entwickelung, zumal der Gegensatz positiver und negativer
Schieber sich zur Verwendung für den Vorwärts- und Rückwärtsgang der Maschine
naturgemäß zu eignen scheint.
In Folgendem soll ein neuer ganz einfacher Umsteuerungsschieber mit einem Excenter
ohne Coulisse für Zwillingsmaschinen, wie er soeben von der Prager
Maschinenbau-Actiengesellschaft (vormals Ruston
und Comp.) in Prag für ein Dampfkabel in Ausführung
gelangt ist, näher beschrieben werden.
Wie aus Fig.
10 bis 14 ersichtlich, besitzt der Dampfschieber eine doppelte Muschelhöhlung,
während die Dampfcanäle in der gewöhnlichen Weise angeordnet sind. Das Umsteuern
geschieht durch einen weiter unten beschriebenen Hebel in der Weise, daß man den
Schieber längs seiner Bewegungsrichtung verschiebt, resp. den Abstand zwischen dem
Schiebermittel und dem Angriffspunkte der Excenterstange verkürzt oder
verlängert.
Fig. 10
versinnlicht die Schiebermittellage für den Rückwärtsgang der Maschine. Der Schieber
arbeitet hier negativ, d.h. die Dampfeinströmung erfolgt von unten her und die
Innenkanten der zwei Schieberhöhlungen bewirken die Absperrung. Wenn sich der
Schieber aus der gezeichneten Lage im Sinne des angedeuteten Pfeiles rechts hin
bewegt, tritt Dampf durch den rechten Dampfcanal auf die rechte Seite des
Kolbens.
Die Skizze in Fig.
11 zeigt uns die Schiebermittelstellung für den. Vorwärtsgang der
Maschine. Der Schieber ist gegen früher um das Stück s
nach rechts verschoben und oscillirt nun von dieser neuen Lage nach beiden Seiten um
den gleichen Hub wie vorher; er arbeitet positiv, indem die Außenkanten seiner
ersten Muschelhöhlung, genau so wie es bei gewöhnlichen Vertheilungsschiebern
gebräuchlich ist, die Oeffnung und Sperrung der Dampfcanäle besorgen; seine zweite
Muschelhöhlung ist für diesen Fall außer Function. Wenn sich der Schieber aus der
gezeichneten Lage Fig. 11 im Sinne des angedeuteten Pfeiles rechtshin bewegt, tritt Dampf
durch den linken Dampfcanal auf die linke Seite des Kolbens; die Steuerung wirkt
also gerade umgekehrt wie im Falle Fig. 10.
Fig. 12
repräsentirt die Zwischenlage zwischen den zwei vorhergehenden und entspricht dem
Stillstand der Maschine. Während nämlich der Schieber aus der gezeichneten
Mittelstellung nach rechts oder nach links seine Bewegung fortsetzt, bleibt die
linke Kolbenseite durch den linken Dampfcanal und die erste Schieberhöhlung stets
mit dem Auspuff, dagegen die rechte Kolbenseite stets mit dem Dampfraum in
Communication, woraus eine constante Ruhelage für die Kurbeln der Zwillingsmaschine
resultirt.
Aus dem Wesen der Anordnung erhellt, daß das Excenter senkrecht zur Kurbel gestellt
sein muß, also Voreilung nicht ermöglicht ist, und deshalb die Ueberdeckungen auf
ein Minimum beschränkt sind.
Es erübrigt noch, die Vorrichtung zu beschreiben, mittels welcher die zum Umsteuern
erforderliche Schieberverstellung auf einfachste Weise durch den gewöhnlichen
Reversirhebel bewerkstelligt wird. Hierzu dienen die beiden Figuren 13 und 14, welche für
die todte Kurbellage, resp. für die Mittelstellung des Excenters gelten.
Die gemeinschaftliche Steuerwelle a, beiderseits auf dem
Frame in l gelagert, hat in der Mitte den Reversirhebel
r festgekeilt und trägt an beiden Enden
gleichgestellte kurze Kurbeln b, deren Zapfen c einem ungleicharmigen Doppelhebel dce als Drehpunkt dient. Bei d greift die Excenterstange, bei e die
Schieberstange an. Wenn nun der Reversirhebel und mit ihm die Kurbel b aus der gezeichneten linksgeneigten Stellung (Fig. 13),
welche dem Rückwärtsgang (Fig. 10) entspricht, in
die symmetrische rechtsgeneigte Stellung gebracht wird, verschiebt sich, da die
Länge der Excenter- und Schieberstange unveränderlich ist, die
Schiebermittellage um das erforderliche Wegstück s und der Vorwärtsgang der Maschine
(Fig. 11)
ist eingeleitet. Die mittlere Stellung des Reversirhebels gilt für den Stillstand.
(Berg- und
hüttenmännisches Jahrbuch etc., 1874 S. 416.)