Titel: | Nachweis von Terpentinöl oder Rosmarinöl in Maschinenölen; von M. Burstyn, Chemiker im k. k. Seearsenale Pola. |
Autor: | M. Burstyn |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. LXXX., S. 300 |
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LXXX.
Nachweis von Terpentinöl oder Rosmarinöl in
Maschinenölen; von M. Burstyn,
Chemiker im k. k. Seearsenale Pola.
Burstyn, über den Nachweis von Terpentinöl oder Rosmarinöl in
Maschinenölen.
Bekanntlich versetzt man oft Olivenöl, welches als Schmiermaterial verwendet werden
soll, mit Terpentinöl oder Rosmannöl in der Absicht, es für die Arbeiter ungenießbar
zu machen. Ob Terpentinöl auch zur Verfälschung des Olivenöles benützt wird, ist
wenigstens nicht bekannt. An den Chemiker tritt daher nicht selten die Aufgabe
heran, den Nachweis zu liefern, ob in einem gegebenen Olivenöle solche Zusätze
vorhanden sind oder nicht. Die gewöhnlichen Reactionen genügen nicht, da die
zugesetzten Mengen immer nur sehr geringe sind, und etwa auftretende Erscheinungen
durch die Gegenwart des Fettes verdeckt werden. Selbst die nach meiner Ueberzeugung
empfindlichste Reaction auf Terpentinöl – nämlich Bläuung von Jodkaliumstärke
– versagt ganz, wenn das Terpentinöl nur einige Zeit mit dem Olivenöle in
Berührung war, da der Ozongehalt des ersteren eine Oxydation des fetten Oeles
herbeiführt und natürlich nicht mehr zersetzend auf das Jodkalium einwirken kann.
Einige Stunden nach erfolgtem Zusatz tritt indessen die Reaction noch recht deutlich
hervor, wenn man das fragliche Oel mit einer Lösung von Jodkaliumstärke schüttelt,
und der Gehalt desselben an Terpentinöl nicht weniger als 0,5 Volumprocente beträgt.
Oft vorgekommene Fälle veranlaßten mich, nach einer schärferen Methode zu suchen,
welche ich hier mittheile, nachdem sie sich bei wiederholter, sorgfältiger Prüfung
als vollkommen zuverlässig erwiesen hat.
Versetzt man nämlich Olivenöl mit dem gleichen Volumen 90procentigem Alkohol und
schüttelt tüchtig durch, so gehen neben einer ganz geringen Menge des fetten Oeles
nur die vorhandenen freien Säuren in die alkoholische Lösung über.Vergl. meine Mittheilung in diesem Journal, 1873 Bd. CCVIII S. 151. Ist jedoch in dem vorliegenden Olivenöle Terpentinöl oder Rosmannöl
enthalten, so gelangen auch diese zum weitaus größten Theile in die Lösung. Nach
einigen Stunden Ruhe scheidet sich die alkoholische Lösung vollkommen klar über dem
Oele ab und kann nun abgehoben und weiter untersucht werden. Um das Terpentinöl etc.
von den gelösten Säuren zu trennen, unterwirft man die alkoholische Lösung einer
Destillation im Wasserbade. Mit den Alkoholdämpfen gehen auch Dämpfe des flüchtigen
Oeles mit über, und es findet sich dessen größte Menge namentlich in den ersten
Destillationsproducten. Von der gelösten Oelsäure und den fetten Säuren geht, wie
vorauszusehen war, nichts in das Destillat über, wovon man sich durch die Reaction
desselben überzeugen kann, die vollkommen neutral ist, während der
Destillationsrückstand stark saure Reaction zeigt. Man hat es also im Destillate mit
einer reinen alkoholischen Lösung des flüchtigen Oeles zu thun, dessen Gegenwart nun
leichter nachgewiesen werden kann. Versetzt man nämlich die alkoholische Lösung mit
Wasser, so erfolgt Trübung, wenn nicht weniger als 0,1 Volumprocente des flüchtigen
Oeles im Alkohol gelöst sind. Bei Gegenwart geringerer Mengen desselben tritt keine
Trübung mehr ein. Gibt man aber zu einer solchen verdünnten
Lösung von Terpentinöl oder Rosmarinöl in Alkohol einige Tropfen concentrirter
Schwefelsäure, so zeigt sich an der Trennungsschichte beider Flüssigkeiten
sofort eine deutlich rosenrothe Färbung, welche man am besten wahrnimmt,
wenn man das Probirgläschen gegen ein weißes Papier hält. Die letztere Reaction ist
sehr empfindlich und ist noch ganz entschieden wahrnehmbar, wenn die alkoholische
Lösung nicht mehr als ein Zehntausendstel Terpentinöl
oder Rosmarinöl enthält. Bei Gegenwart größerer Mengen des flüchtigen Oeles fällt
die Schwefelsäure als rosenrothe Flüssigkeit zu Boden.Auch bei frisch bereiteten Lösungen von ozonreichem Terpentinöle in Alkohol
versagt die Reaction mit Jodkaliumstärke, da in diesem Falle sogleich
Essigsäurebildung eintritt. Ein Unterschied in der Reaction konnte wenigstens bei dem Rosmarinöle, das
mir bei den Versuchen zu Gebote stand, nicht beobachtet werden; höchstens eine etwas
schwächere Nüancirung des Roths. Das Rosmarinöl enthielt eben eine nachweisbare
Menge Terpentinöl.
Zur Erprobung der Methode wurden reines Olivenöl und solches, das mit Terpentinöl
oder Rosmarinöl in mehrfach abgeänderten Verhältnissen versetzt war, in der oben
angegebenen Weise behandelt. Das alkoholische Destillat, welches von der Waschung
reiner Oele herrührte, zeigte weder eine Trübung auf Zusatz von Wasser, noch
erfolgte mit Schwefelsäure die oben beschriebene Reaction. Dagegen gab das
Destillat, welches von der Waschung solcher Oele herrührte, die zuvor mit
Terpentinöl oder Rosmarinöl versetzt waren, bei Verdünnung mit Wasser eine Trübung,
wenn die zugesetzte Menge des flüchtigen Oeles nicht weniger als 0,3 Volumprocente
des fetten Oeles betrug; bei Anwesenheit geringerer Mengen des flüchtigen Oeles
blieb die Trübung zumeist aus; es erfolgte aber die Reaction mit Schwefelsäure noch
ganz deutlich, wenn das
Oel 0,05 bis 0,02 Volumprocente Terpentinöl oder Rosmarinöl enthielt. Die letztere
Menge ist so ziemlich als Grenze der Reaction anzusehen. Es wird in diesem Falle die
Reaction auch nur bei den ersten Destillationsproducten von Erfolg sein.
Welches von den flüchtigen Oelen vorliegt, muß durch den Geruch entschieden werden,
welcher besonders deutlich hervortritt, wenn man die ersten Destillationsproducte
reichlich mit Wasser versetzt.
Daß auch die Gegenwart anderer flüchtiger Oele in Olivenöl auf demselben Wege
nachgewiesen werden kann, ist selbstverständlich.