Titel: | Neuer Personenwagen mit Coupé-Abtheilung und Intercommunication durch Seitengang; von Oberingenieur Heusinger von Waldegg in Hannover |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. XCI., S. 359 |
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XCI.
Neuer Personenwagen mit
Coupé-Abtheilung und Intercommunication durch Seitengang; von
Oberingenieur Heusinger von Waldegg in HannoverNach einem vom Verfasser gefälligst eingesendeten Separatabdruck aus dem Organ
für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1874, 5. und 6. Heft.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Heusinger von Waldegg's neuer Personenwagen mit
Coupé-Abtheilung etc.
Wie aus dem Grundrisse (Fig. 5 Tab. VI)
hervorgeht, ist bei diesen WagenEntstehungs-Geschichte. Bekanntlich ist
seitens des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen schon seit
einigen Jahren die Einführung eines größeren Ladeprofils auf den
Vereinsbahnen beschlossen, in Folge dessen durch die geschäftsführende
Direction des Vereins von sämmtlichen Bahnen die Einsendung der
Minimal-Durchfahrtsprofile mit genauer Angabe der das Normalprofil
verengenden Bauobjecte und deren Lage (ob in einer Curve und in welcher
Bahnstrecke), sowie Mittheilung der Gleisentfernungen auf freier Bahn und in
den Bahnhöfen nachgesucht wurde. Dieses Material wurde von der technischen
Commission des Vereins dem Verfasser mit dem Auftrage übergeben, diese
Minimal-Durchfahrtsprofile nach einem einheitlichen System zum Zwecke
der Veröffentlichung umzeichnen zu lassen, übersichtlich zusammen zu stellen
und die einzuführenden neuen Maximal-Ladeprofile in Vorschlag zu
bringen.Nachdem dieses geschehen, wurde in der am 16. Januar 1873 in Hannover
abgehaltenen Sitzung der technischen Commission beschlossen, folgende
Normal-Ladeprofile auf den Vereinsbahnen einzuführen:1) Für diejenigen Bahnen, welche das Normalprofil des lichten Raumes und die
Gleisentfernung nach den obligatorischen Vereinsbestimmungen durchgeführt
haben,
hat ein sich demselben anschließendes Normal-Ladeprofil von 3,2 Meter
Breite und 4,65 M. Höhe unter Festhaltung des oberen polygonalen Abschlusses
(mit 150 Mm. Abstand vom Normalprofil des lichten Raumes) Giltigkeit.2) Für diejenigen Bahnen, welche nur 3,45 M. Gleisentfernung haben, oder wo
Verengungen des Normalprofils dies bedingen, soll das
Maximal-Ladeprofil 3,15 M. Breite und 4,50 M. Höhe mit
halbkreisförmigem Abschluß nach oben betragen.3) Für einzelne wenige Bahnlinien und Strecken (namentlich die Theißbahn, die
älteren Linien der württembergischen Staatsbahn, die Zweigahn
Orawitza-Steierdorf der österreichischen
Staatsbahn-Gesellschaft, die Bahnlinien Wien-Mürzzuschlag,
Steinbrück-Triest, Nabresina-Cormons und Kufstein-Ala
der österreichischen Südbahn, wo die Verengungen des Normalprofils so
beträchtlich sind, daß auch letzteres Ladeprofil (von 3,15 M. Breite) nicht
anwendbar ist, wird ein Maximal-Ladeprofil von 3,0 M. Breite und 4,4
M. Höhe mit halbkreisförmigem Abschluß nach oben eingeführt, welches gegen
das frühere allgemein zulässige Ladeprofil um 200 Mm. höher ist. Außerdem
wurde noch für die Strecke Zabern-Avricourt der
elsaß-lothringischen Bahnen wegen der dort vorkommenden engen Tunnele
ein abweichendes Maximal-Ladeprofil von 3,0 M. Breite und 4,13 M.
Höhe festgesetzt.Hiernach kann also ohne Bedenken mit den angeführten geringen Ausnahmen auf
sämmtlichen Vereinsbahnen den Personenwagen ohne Seitenthüren eine
Maximalbreite von 3,15 M. gegeben werden, wenn die beweglichen Fenster der
Art vergittert werden, daß ein Herausstrecken der Köpfe über 100 Mm. nicht
möglich ist, da bei Bestimmung obiger Dimensionen angenommen wurde, daß die
Ladung mindestens 150 Mm. von dem Mimmal-Durchfahrtsprofile abstehen
müsse, indem ein solcher Zwischenraum durch die mögliche Verschiebung der
Ladung und durch die Ueberhöhung des äußeren Schienenstrangs in den Curven
nothwendig sei.Unter den erwähnten Verhältnissen mußte mir der Gedanke nahe liegen, die
obige zulässige Maximal-Breite der Wagen ohne Seitenthüren auf das
von mir seit 4 Jahren in Vorschlag gebrachte Coupé-Wagensystem mit Seitengang in Anwendung zu
bringen, indem dieses System, besonders wegen der bisherigen beschränkten
Kastenbreite, ungeachtet der augenscheinlichsten Vortheile, bis jetzt keine
Einführung erlangen konnte.Als ich bald darauf in der Wiener Weltausstellung mit den HH. Reichsrath v.
Cramer-Klett, Besitzer der
Maschinen-Bauanstalt Nürnberg, und Commerzrath Kempf, Generaldirector dieses Etablissements, zusammentraf und bei
Gelegenheit der Besprechung der in Wien ausgestellten Eisenbahnwagen mein
Bedauern aussprach, daß mein Wagensystem noch nicht ausgeführt sei, luden
mich die genannten Herren ein, meine Rückreise nach Hannover über Nürnberg
einzurichten, und versprachen mir, im Falle ihre Ingenieure meine
Wagenconstruction günstig beurtheilen würden, dieselbe probeweise zur
Ausführung zu bringen, so daß dieselbe zur nächsten
Eisenbahn-Techniker-Versammlung vorgeführt und zu Probefahrten
benützt werden könnte.Sehr dankbar nahm ich diesen Vorschlag an, und die technischen Directoren der
Maschinenbau-Anstalt Nürnberg, die HH. Werder und Reuschlein, bezeichneten
meine durch Skizzen erläuterte Construction als einen wichtigen Fortschritt
im Eisenbahn-Wagenbau. Hiernach habe ich auf meinem Bureau die
Zeichnungen mit allen Details ausführen lassen und nachdem solche in allen
Theilen festgestellt waren, wurden die Werkzeichnungen in der
Maschinenbau-Anstalt Nürnberg entworfen.Mittlerweile hatte hiervon Hr. Ober-Maschinenmeister Thomas in Mainz Kenntniß erhalten und bei der
Direction der hessischen Ludwigsbahn den Antrag gestellt, den in Ausführung
begriffenen Wagen nach meinem System für die Ludwigsbahn zu erwerben. Dieser
Antrag wurde nicht allein von dem Verwaltungsrathe der hessischen
Ludwigsbahn genehmigt, sondern zugleich noch ein zweiter Wagen desselben
Systems in Bestellung gegeben. Hr. Obermaschinenmeister Thomas wünschte jedoch, die Anfangs auf 3,10 M.
bestimmte Kastenbreite auf 3,0 M. zu beschränken, auch in verschiedenen
anderen nebensächlichen Theilen einige Abänderungen zu treffen, und einigten
wir uns in einer Anfangs April in Nürnberg abgehaltenen Conferenz über
alle
diese Punkte, wonach die Ausführung nach den hergegebenen Zeichnungen
beschlossen wurde.Zwei Wagen vorstehender Construction sind jetzt vollendet, der eine mit
Bremse und der andere ohne Bremse. Letzterer war auf der diesjährigen 6.
deutschen Eisenbahn-Techniker-Versammlung in Düsseldorf
vorgeführt und hatten die von fast sämmtlichen deutschen und
österreichischen Bahnen dort abgeordneten obersten Techniker Gelegenheit,
theils auf der Fahrt von Mainz nach Köln, theils bei einer Excursion von
Düsseldorf nach Essen, wo dieser Wagen mit 30 Personen belastet war und mit
Schnellzuggeschwindigkeit fuhr, Gelegenheit sich von der zweckmäßigen
Einrichtung und den großen Annehmlichkeiten, welche derselbe bietet, zu
überzeugen.Das allgemeine Urtheil lautete sehr günstig. – Sowohl bei
vollständiger, als nur theilweiser Besetzung war eine Störung der sanften
Fahrt durch ungleiche Belastung nicht zu bemerken; ebenso fand man allgemein
in der nothwendigen Vergitterung der beweglichen Fenster nichts
unangenehmes, indem die Aussicht nicht beschränkt, sondern nur angedeutet
wird, daß Vorsicht beim Herausstrecken des Kopfes nöthig ist. In dem
Seitengang können sehr gut zwei corpulente Personen einander ausweichen;
auch ist die beschriebene Einrichtung an den Scharnierthüren längs des
Ganges, daß dieselben entweder stets ganz geöffnet oder geschlossen stehen
bleiben, mittels geneigter Ebenen sehr schön ausgeführt. Dennoch ist es bei
geöffneten Thüren nicht zu vermeiden, daß dieselben durch das Federspiel
stets etwas bebern; um dies zu verhindern, müssen an diesen Thüren noch
Einfallhaken angebracht werden. Außerdem dürfte es sich empfehlen, daß die
nächsten derartigen Intercommunicationswagen an den
Coupé-Eingängen Schiebethüren anstatt der Scharnierthüren
erhalten, indem die ersteren viel dünner ausgeführt werden können und
weniger stark hervortretende Theile wie Thürgriffe etc. erhalten, wodurch
die Communication auf dem Seitengang mehr oder weniger leicht gestört werden
kann. Solche Schiebethüren lassen sich mit festem Fenster in einer Stärke
von 30 Mm. schon sehr solide ausführen, können in soliden Führungen,
außerhalb der Coupés, dicht an der Thürwand geführt, mit
Kautschukstreifen gedichtet und so zugleich verhindert werden, zu klappern.
Das an der Thürwand erforderliche bewegliche Fenster läßt sich dann an
demjenigen Seitenfenster, welches von der geöffneten Thür nicht gedeckt
wird, anbringen. Diese Schiebethüren können ebenso gut wie die bisherigen
Scharnierthüren mit Schloß mittels Olivendrücker und Nachtriegel, der von
außen mittels Conducteurschlüssel zu öffnen ist, versehen werden.Bei den beiden beschriebenen Wagen sind die Sitze in der I. Classe sehr
bequem und reichlich bemessen, in der II. Classe dagegen (dadurch, daß die
Wagen um 150 Mm. schmäler ausgeführt wurden, als dies nach dem neuen
Ladeprofil zulässig ist) für vier corpulente Personen auf einer Bank etwas
beschränkt. Da jedoch für gewöhnlich auch die Coupés II. Classe nur
mit 6 Personen besetzt werden, so dürfte es sich empfehlen, bei einer
Kastenbreite von 3,0 M. in der Mitte der Sitzbänke entweder die Ohrenkissen
sowie Armlehnen ganz wegzulassen oder beide zum Aufklappen so einzurichten,
daß der in der Mitte der Bank sitzende Passagier durch diese Theile nicht
belästigt wird.Die beiden beschriebenen Wagen haben durch die 4 Mm. starken Blechwände und
den sehr hohen Wagenkasten ein beträchtliches Gewicht erhalten, was an und
für sich nicht nachtheilig ist, jedoch die Herstellungskosten etwas erhöht
hat. Es hat sich herausgestellt, daß die Blechstärke der Seitenwände auf 3
Mm. und die Höhe der Wagenlasten um 150 Mm. ohne Nachtheil vermindert werden
kann. Die etwas kostspieligen und in der Mitte der Decke nicht anders als
durch Betreten der Sitze zugänglichen Fecht'schen
Ventilationsapparate dürften zweckmäßiger durch einen sattelförmigen Aufbau
längs der Mitte des Daches mit festen Jalousien an der Seite – welche
durch herabhängende Schnüren nach Erforderniß leicht geöffnet und
geschlossen werden können – ersetzt werden. Dieser Aufbau läßt sich
dann sehr vortheilhaft noch zum Aufhängen von Hüten, Schirmen etc.
verwenden. – Als Heizeinrichtung für solche Wagen würde ich die Thamm-Rothmüller'sche Luftheizung oder
eine regulirbare Dampfheizung empfehlen, und ist die Einrichtung der Art zu
treffen, daß der Seitengang mitgeheizt wird. – Bei dem oben erwähnten
Bremswagen ist die Bremskurbel an dem Geländer des einen Endperrons
angebracht, und wird hierbei ein besonderer bedeckter Bremsersitz
entbehrlich, indem der Bremser bei gutem Wetter auf einem Klappsitze des
Endperrons der Kurbel gegenüber seinen Platz findet, und bei ungünstiger
Witterung von dem nächsten Klappsitze in dem verschlossenen Seitengang längs
des ganzen Zuges Hinsehen und die Bremse von hier auch leicht erreichen
kann.Hannover, Ende September 1874. H. v. W. die bisher bei uns vorzugsweise in Anwendung befindliche
Coupé-Eintheilung ganz beibehalten und die Intercommunication in der
Art hergestellt, daß ein geschlossener Seitengang A mit
offenen Endperrons B
und Einsteigtreppen C, C nach beiden Seiten anschließt. Der Seitengang hat
eine solche Breite (725 Mm.), daß zwei Personen in demselben einander ausweichen, und die
Passagiere während der Fahrt daselbst promeniren, ihn auch als Rauchperron benützen
können, zu welchem Zweck derselbe mit Aschenbechern in den Fensternischen und mit fünf Klappsitzen a ausgestattet ist. Letztere sind derart eingerichtet,
daß sie, sobald sie nicht mehr benützt werden, durch ein Gegengewicht von selbst
aufklappen, um die Passage stets frei zu halten; ebenso haben die Thüren nach den
Coupés eine solche Einrichtung, daß sie durch Federkraft von selbst
zuschlagen oder ganz geöffnet sich dicht an die Längswand ganz anlegen, also nicht
auf halber Tour stehen bleiben und die Communication in dem Seitengang sperren.
Diese Wagen sind vierrädrig, haben 5 Meter Radstand, und enthalten in der Mitte ein
Coupé I. Classe D à 6 Sitze in Sesselform,
zu beiden Seiten je ein Coupé II. Classe E, E
à 8 Sitzplätze auf Sophas und an dem einen Ende ein halbes
Coupé II. Classe F mit 3 Sitzplätzen, sowie am
anderen Ende eine Waschtoilette G mit Retirade H.
Bei diesen sämmtlichen Coupés sind die Thüren nur an der Seite des
Seitenganges angebracht, während die andere Seite eine feste Wand von großer
Widerstandsfähigkeit bildet, wobei oberhalb die entsprechende Anzahl Fenster in
jedem Coupé, ebenso wie in der Thürwand angebracht sind, und da beim
Seitengang die Außenwand gleich der Coupé-Außenwand, unterhalb der
Fenster als geschlossene Tragwand construirt und den Coupé-Fenstern
gegenüber mit einer gleichen Zahl Fenster ausgestattet ist, so wird auch nach dieser
Seite hin die Aussicht von den Wagen-Coupés aus in keiner Weise
beeinträchtigt. Die Anbringung der Thüren in den Coupés blos an einer Seite,
nach dem Seitengang hin, bietet den großen Vortheil, daß in den Coupés
weniger Zug entsteht als bei der bisherigen Einrichtung, daß dieselben im Winter
viel wärmer sind und im Sommer durch Oeffnen der Thüren nach dem Seitengang eine
angenehme Lüftung hergestellt werden kann. Dabei kann ebenso gut als bei den Wagen
mit Mittelgang nach beiden Seiten hin bequem aus- und eingestiegen werden, da
von den Endplatformen B, B nach beiden Längsseiten hin
die Treppen C, C herabführen. Das Aus- und
Einsteigen wird bedeutend schneller als bei den Coupé-Wagen vor sich
gehen können, wenn seitens des Wagenaufsichts-Personales streng darauf
gehalten wird, daß die eine Endplatform nur zum Einsteigen und die andere zum
Aussteigen benützt wird, zu welchem Ende überall, wo dies nöthig ist, der
Ein- und Ausgang durch deutliche Aufschriften angezeigt ist. Die Passagiere können vor
dem Einfahren des Zuges in die Station mit dem Handgepäck beladen in den Gang treten
und vollständig vorbereitet beim Halten des Zuges an dem Ende des Ausganges auf
bequemen Treppen sehr rasch den Perron erreichen, während gleichzeitig an dem
anderen mit „Eingang“ bezeichneten Endperron die neu
hinzukommenden Passagiere einsteigen können, wogegen das Ein- und Aussteigen
bei den bisherigen Coupé-Wagen auf den steilen unsicheren Tritten,
wenn auch an mehreren Thüröffnungen möglich, doch nur langsam vor sich geht.
Die Construction des Wagenkastens ist ganz abweichend von den bisherigen
Kastenconstructionen der Eisenbahnwagen eingerichtet, indem die beiden äußeren
Seitenwände von dem Fußboden bis zur Fensterhöhe aus einer 4 Mm. starken Blechtafel
bestehen, die sich von einem bis zum anderen Ende der Platformen erstrecken, am Fuße
durch ein kräftiges ⊤-Eisen c, worauf der Fußboden ruht, und oberhalb durch
angenietete Profileisen der Fensterwasserschenkel eingesäumt sind; an den Enden und
den Stellen der Scheidewände der einzelnen Coupés sind die verticalen ⊔-Eisen b
innerhalb angenietet, welche vom Boden bis zum Dach reichen und in deren Rinnen die
End- und Scheidewände eintreten. An dieses kräftige Gerippe ist innerhalb
eine nur 25 Mm. starke Holzverschalung angeschraubt, welche an den beweglichen
Fenstersäulen auf 55 Mm. verstärkt ist; zwischen Blechwand und Holzverschalung liegt
noch eine dünne Filzplatte, welche einen schlechten Wärmeleiter bildet und zugleich
das Dröhnen der Wände verhindert.
Da die Seitenwände Hauptträger bilden, konnte das Untergestell wesentlich leichter
als bei den bisherigen Eisenbahnwagen construirt werden. Es besteht aus den beiden
Langschwellen dd von 165 Mm. hohem ⊏-Eisen, den beiden Diagonalstreben ee von eben solchem Profileisen, aus 8 Querschwellen f von 135 Mm. hohem ⊏-Eisen, welche auf ersteren ruhen, an den Lagerstellen mit den
Flanschen vernietet und außerdem durch angenietete kräftige Eckwinkel i mit den Langschwellen verbunden sind; die
Querschwellen f sind 3 M. lang (gleich der Kastenbreite)
und an den Enden mit den ⊢-förmigen
Kastenschwellen c am Steg vernietet, so daß die sonst
üblichen Consolen zur Unterstützung der Kastenschwellen entbehrlich werden und ein
sehr steifes und solides Rahmenwerk gewonnen wird. An den Enden der Langschwellen
und Diagonalstreben sind die ⊏-förmigen
Kopfschwellen g von 300 Mm. Höhe mittels kräftiger
Winkel vernietet und außerdem durch die mit den Diagonalstreben vernieteten
Kopfstreben h aus ⊏-Eisen von 165 Mm. Höhe in der Mitte versteift.
Der in gewöhnlicher Weise eingerichtete Zugapparat K ist
in der Mitte des Wagens zwischen den Diagonalstreben gelagert, während die
Stoßapparate L aus doppelten Bufferfedern k und l nach Reiffert's System bestehen, wovon die eine Schneckenfeder
k in den schmiedeisernen Bufferhülsen vor den
Kopfschwellen, die andere l als
Reserve-Schutzfeder hinter den Kopfschwellen zwischen den Langträgern und
Diagonalstreben gelagert ist, welch letztere erst dann in Wirksamkeit tritt, wenn
die gewöhnlichen Bufferfedern tiefer eingedrückt werden, als dies beim Rangiren oder
Einhalten der Wagenzüge der Fall ist.
Die sehr einfachen Achsenhalter bestehen aus 2 geraden Flacheisen-Schienen m, m mit angeschweißten Streben n, n und sind mit dem verticalen Steg der Langträger vernietet und
außerdem durch besonders aufgenietete Winkel o, o mit
dem unteren Flansch der Langträger verbunden. Die aus 9 Blättern bestehenden
Tragfedern haben eine Länge von 2 Meter; die Spannschrauben p haben zur Verhinderung des Durchbiegens am Kopfe noch einen
Schleifbacken, welcher auf der abgerichteten unteren Fläche der Federstützen q schleift. Die eisernen Einsteigtreppen C, C haben eine Breite von 850 Mm. und je 4 Trittstufen
von 262 Mm. Stufenhöhe, sowie Handleisten r am Geländer,
so daß das Ein- und Aussteigen in bequemster und sicherster Weise erfolgen
kann, während die bisherigen Einsteigtritte von den gewöhnlichen
Coupé-Wagen eine Stufenhöhe von 350 bis 400 Mm. haben und das
Ersteigen der Wagen sehr beschwerlich und unsicher machen.
Das Uebertreten von einer Platform zu derjenigen des nächstfolgenden Wagens wird
durch eine Oeffnung in der Mitte des Geländers und die in Scharnieren hängende
Blechbrücke s ermöglicht; letztere greifen mit ihren
Enden übereinander und schließen durch die bewegliche Klappe t auch bei verschiedener Belastung stets an das Niveau der Platformen an.
Mittels einer Kette u kann die Brücke s aufgezogen und durch den Vorreiber v am Geländer angeschlossen werden, um die
Uebergangsöffnung von einem Wagen zum anderen abzusperren. Die Platformen sind, um
im Trockenen ein- und aussteigen zu können, überdacht. Diese Vordächer bilden
die Verlängerung der Dachverschalung und werden durch die schmiedeisernen Säulen w unterstützt.
Die Decke des Seitenganges ist doppelt verschalt mit einer Luftschicht als
Zwischenraum, und ebenso auch die Decken der Coupés mit einer polirten
Holztäfelung mit Luftschicht-Zwischenraum bekleidet, um diese Räume im Winter
warm und im Sommer kühl zu halten. Bei dem Fußboden laufen die Dielen der Länge nach
und werden diese sehr gut durch die Querschwellen unterstützt; zwischen den
Querschwellen ist eine Verdoppelung des Fußbodens mit einer Luftschicht dazwischen angebracht, wobei die
Dielen quer laufen.
Da die Wandstärke bei der beschriebenen Kastenconstruction auf 30 Mm. beschränkt
werden konnte, so ergibt sich bei 2,25 Meter Breite excl. Seitengang die Sitzbreite
ohne Polsterung in der I. Classe zu 730 Mm. und in der II. Classe zu 547 Mm.,
während die bisherigen Coupé-Wagen bei 2,6 M. Kastenbreite und circa 100 Mm. Wandstärke eine Sitzbreite in der I.
Classe von 800 Mm. und in der II. Classe von 600 Mm. haben, daher jene nur um 53
resp. 70 Mm. schmäler sind, welcher Raum, als zu reichlich bemessen, ohne Nachtheil
entbehrt werden kann. Wird dagegen die Kastenbreite auf 3,1 M. angenommen, was, wie
Eingangs nachgewiesen, ohne Anstand möglich ist, so reducirt sich diese Differenz in
der Sitzbreite nur auf 25 resp. 40 Millimeter.
Ohne besondere Kosten können bei diesen Wagen in jedem Coupé I. und II. Classe
5 bequeme Schlafplätze eingerichtet werden, indem hierzu nur die gepolsterten Sitze
und Rückwände verwendet werden, welche zu dem Ende in ganz eigenthümlicher Weise zu
verschieben resp. zu bewegen sind.
Diese Einrichtung geht aus den Fig. 7–9 (Tab. VI)
hervor, welche ein Coupé I. Classe im Längs- und Querschnitt, sowie
Grundriß darstellen.
Eine Lagerstelle wird an der geschlossenen Längswand dadurch hergestellt, daß die
beiden gegenüber befindlichen Sitzkissen A, A bis zur
Berührung herausgezogen werden; bei dieser Bewegung werden sie gleichzeitig mittels
der hinteren gelenkartigen Stützen a, a und der vorderen
Füße b, b mit Kniegelenken (deren untere Glieder bei der
Sitzlage der Kissen sich in Vertiefungen des Fußbodens einlegen) um 210 Mm. über die
gewöhnliche Sitzhöhe gehoben, und in dieser Stellung durch den Haken c an der vorderen Seite, sowie durch einen ähnlichen
Verschluß an der hinteren Seite erhalten. Da außerdem beide Sitzkissen an den
Rückwänden durch Gurten e, e befestigt sind, welche
letztere in der hervorgezogenen Lage angespannt sind und auf der einen Seite eine
Unterlage für ein aus einem beweglichen Armpolster hergestelltes Kopfkissen f bilden, während auf der anderen Seite eine leichte
Roßhaarmatratze d, welche am Tage über den Sitzen liegt,
das Bett von 2 M. Länge und 720 Mm. Breite vervollständigt. Die zweite und dritte
Lagerstelle wird dadurch gewonnen, daß die beiden zusammenhängenden Sitzkissen B, B und C, C jeder Seite
auf den Boden niedergelegt werden, wodurch dieselben mittels der scharnierartigen
Füße i, i bis unter die Mitte der ersten Lagerstelle AA vorgeschoben werden, und da diese Sitzkissen
ebenfalls mit der
Thürwand durch Gurten s verbunden sind, welche wiederum
als Unterlage für die Kopfkissen k, k dienen, so werden
hier zwei bequeme Betten von 1,75 M. Länge und 750 Mm. Breite gewonnen, bei denen
die Passagiere, welche sich ihrer bedienen, mit den Füßen unter die Lagerstelle AA zu liegen kommen. Die weiteren Lagerplätze, Nr. 4 und
5, werden dadurch hergestellt, daß die beiden Rückwandpolsterungen D und E auf kräftigen Rahmen
angebracht sind, welche mittels starker Scharniere an beiden Rückwänden hängen und
sich in der in Fig.
7 und 8 gezeichneten Lage horizontal stellen, sowie durch kräftige eiserne in
die Thürsäulen eingeschobene Riegel in dieser Stellung befestigen lassen. Außerdem
werden die an der Decke befestigten starken Lederriemen l,
l an die Rahmen D und E angeschnallt, wodurch einestheils die letzteren noch in der Mitte
unterstützt werden, anderentheils auch die in diesen Betten ruhenden Passagiere an
dem Herunterfallen verhindert werden.
Die gewöhnlich an den Rückenpolsterungen angebrachten Ohrenkissen sind für die
Umwandlung der Rückenpolster in Betten nicht hinderlich, wenn das Holzgerippe der
Ohrenkissen, wie Fig. 8 bei m, m zeigt, an der Rückwand
festsitzt und die Rückenpolster in Form von gepolsterten Taschen jene umschließt.
Bei der Horizontalstellung der Rückenpolster D und E legen sich dann die gepolsterten Ohrenkissen n, n flach nieder und werden die Unebenheiten der
gepolsterten Rückwände als Lagerstelle durch darübergelegte dünne
Roßhaar-Matratzen o, o ausgeglichen, sowie durch
die beweglichen gepolsterten Armlehnen p als Kopfkissen
die beiden Betten D und E
von je 2, 2 M. Länge und 750 Mm. Breite vervollständigt werden. Um bequem die beiden
letzteren Lagerstellen erreichen zu können, wird die Leiter F, welche am Tage unter einer der Sitzbänke liegt, mittels einer eisernen
Querstange in unterhalb der Rahmen D, E angebrachte
Oefen eingelegt; die treppenartigen flachen Stufen dieser Leiter sind mit
Teppichstoff überzogen.
Bei dieser Schlafeinrichtung werden, wie bemerkt, in jedem 6sitzigen Coupé 5
bequeme Betten gewonnen, und wird daher nur ein einziger Sitzplatz geopfert; dabei
sind die Kosten der Herstellung, da keine neuen Polsterungen erforderlich sind, sehr
gering, und jeder kann seine Lagerstelle und das Coupé ungehindert der
übrigen Passagiere zu jeglicher Zeit verlassen und sein Lager wieder aufsuchen,
während bei den bisherigen Schlafeinrichtungen mit Benützung der gewöhnlichen
Sitzpolster in jedem Coupé entweder nur 2 Schlafstellen in der Querrichtung
(auf jeder Bank durch Aufklappen der Armlehnen nur eine) oder 3 Lagerstellen in der
Längenrichtung (durch Herausziehen der Sitzkissen) gewonnen werden, wobei jedoch der
in der Mitte und hinten liegende Passagier an ihr Lager gebannt sind, wenn sie nicht mit vieler Mühe
über die vordere Lagerstelle wegklettern oder den hier liegenden Passagier aufstören
wollen.
Soll dieses Wagensystem für die III. Classe Anwendung finden, so können bei einem
4rädrigen Wagen auf eine Kastenlänge von 8 M. 4 ganze Coupés à 10 Sitzplätze, und 2 halbe Coupés à 4 Sitzplätze eingerichtet werdenBei einer Kastenbreite von 3,1 M. und einer Seitengangbreite von 700 Mm.
ergibt sich hier eine Sitzbreite von 468 Mm., während diese bei den
bisherigen Coupéwagen III. Classe 480 Mm. beträgt, jene also nur um
12 Mm. geringer ist, was nicht in Betracht kommt. Statt des einen halben
Endcoupés mit 4 Sitzplätzen werden auch bei einer Anzahl
Personenwagen III. Classe ein Coupé mit Toilette und Retirade
einzurichten sein. Nach Abzug dieser 4 Sitzplätze würde ein solcher Wagen
immer noch 50 Plätze enthalten., wozu noch außerdem 6 Klappsitze in dem Seitengang kommen, zusammen also 54
Sitzplätze. Es gehen daher bei diesem Wagensystem nicht im Geringsten Plätze
verloren; im Gegentheil wird der Raum viel besser ausgenützt, und dabei den
Passagieren viel mehr Bequemlichkeit und Sicherheit geboten. Sämmtliche beweglichen
Fenster sind durch horizontale Gitterstäbe z, welche in
Entfernungen von 130 Mm. von Mitte zu Mitte angeschraubt und nach außen um 50 Mm.
abgekröpft sind, vergittert, damit die Passagiere wohl dem Wagen entlang
hinaussehen, den Kopf aber nicht weiter hinausstecken und in keiner Weise durch
Unachtsamkeit in Gefahr kommen können. Diese Vergitterung hat bei diesem Wagensystem
jedoch nichts gefängnißartiges, da man die Coupés zu jeder Zeit verlassen und
überhaupt in diesen Wagen sich frei bewegen kann.
Die Beleuchtung erfolgt bei diesen Wagen durch Laternen x, welche in der Längsscheidewand oberhalb der festen Fenster im Seitengang
angebracht sind und sowohl die Coupés als den Seitengang ausreichend
beleuchten; dieselben sind bequem zugänglich und ist dabei das Besteigen der Dächer
wie bisher nicht nöthig.
In jedem Coupé ist in dem höchsten Punkte der gewölbten Decke ein Fecht'scher Ventilationsapparat y mit verstellbarem Kreisschieber angebracht, wobei frische Luft unter dem
doppelten Boden eintreten kann und die verdorbene Luft durch Ansaugen während der
Fahrt an der Decke entweicht, ohne daß Luftzug die Passagiere belästigt.
Die ungleichmäßige Belastung durch den Seitengang, welches hauptsächlich meinem
Wagensystem vorgeworfen wurde, wird durch ein Federblatt mehr in beiden Tragfedern
auf der Seite des Ganges ausgeglichen. Die etwa stattfindende ungleiche Vertheilung
der Passagiere in den Wagen hat nach den Erfahrungen auf der Rheinischen und
Nassauischen Bahn, wo bei den Bahnlinien längs des Rheines vorzugsweise stets die
Plätze an der Rheinseite
besetzt, während die übrigen häufig leer sind, keinen Einfluß auf den sanfteren Gang
der Wagen, da das Gewicht der Passagiere im Vergleich zum Wagengewicht zu gering
ist.
Vortheile meines Wagensystemes. Die beschriebenen
Coupé-Wagen mit Seitengang bieten die größtmögliche Bequemlichkeit,
Annehmlichkeit und Sicherheit für die Reisenden, indem man auf den breiten, bis in
die Nähe des Erdbodens herabreichenden und mit Handleisten versehenen Treppen bequem
und sicher aus- und einsteigen kann, sowie ungestört von dem übrigen Verkehr
in die einzelnen Coupés sich zurückziehen, dort unbelästigt von der durch den
Seitengang vermittelten Intercommunication ausruhen und schlafen kann. Zugleich ist
aber auch jedem Passagiere bei dieser Einrichtung die Möglichkeit geboten, während
der Fahrt ohne große Störung für die Mitreisenden seinen Platz verlassen, im Freien
auf den Seitengängen und Platformen promeniren, sich in der Toilette waschen und
sonstige Bedürfnisse befriedigen zu können. Bei im Wagen etwa entstehendem Brande
oder sonstigen Unfällen, bei Ungehörigsten, welche sich Mitreisende erlauben
sollten, kann man zu jeder Zeit die Hilfe des Zugpersonales anrufen. Die vielen
Gefahren, welchen Passagiere durch das Oeffnen der Wagenthüren während der Fahrt und
Schaffner durch die Billetcontrole auf den Wagentritten ausgesetzt sind, werden
beseitigt. Zu jeder Zeit ist eine directe Verständigung des Zugpersonales unter
einander und ohne Belästigung der Passagiere möglich und der Fahrdienst wird durch
Einführung dieser Wagen eine nie gekannte Sicherheit und Regelmäßigkeit erlangen.
Durch die bequemen Schlafeinrichtungen, welche bei diesen Wagen in größerer Zahl mit
geringen Kosten gewonnen werden können, werden die besonderen so außerordentlich
kostspieligen Schlafwagen vollkommen ersetzt.
Außerdem bietet die steifere und solidere Construction der Seitenwände bei einem
etwaigen Zusammenstoß eine ungleich größere Widerstandsfähigkeit und Sicherheit als
die bisherigen durch die vielen Seitenthüren geschwächten Coupé-Wagen.
Bei jenen ist ein erleichterter Verkehr in den Bahnhöfen dadurch möglich, daß kein
Zug den Verkehr hemmt, weil jeder Wagen ohne Gefahr bequem überstiegen werden kann.
Endlich sind die Wagen im Winter wärmer und dichter, in der heißen Jahreszeit lassen
sie sich besser lüften als die bisherigen Coupé-Wagen, auch findet bei
jenen ein schnelleres Leeren und Füllen der Züge statt.