Titel: | Schwefelkohlenstoff-Stickoxydgaslampe und ihre Anwendung auf Photographie; von B. Delachanal und A. Mermet. |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. CXXII., S. 484 |
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CXXII.
Schwefelkohlenstoff-Stickoxydgaslampe und
ihre Anwendung auf Photographie; von B. Delachanal und A.
Mermet.
Nach dem Comptes rendus, 1874, t. LXXIX
p. 1078.
Delachanal und Mermet, über die
Schwefelkohlenstoff-Stickoxydgaslampe.
Mit Hilfe dieser Lampe, deren Flamme ganz besonders für photographische Operationen
geeignet erscheint, ist es dem Photographen Franck zu
Villecholle gelungen, Copien und Reproductionen in bedeutender Vergrößerung
herzustellen.
Wenn man in einer Flasche ein Gemenge von Stickoxydgas und Schwefelkohlenstoffdampf
entzündet, nimmt man bekanntlich eine blendende Feuererscheinung wahr. Die
Schwefelkohlenstofflampe, welche diese Flamme ununterbrochen erzeugt, besteht nun
einfach aus einer mit zwei Tubulen versehenen Flasche von 500 Kubikcentimeter
Rauminhalt. Diese Flasche wird mit Schwamm- oder Coaksstücken, oder noch
besser mit ausgetrocknetem Bimsstein gefüllt, die man mit Schwefelkohlenstoff
tränkt. Durch den mittleren Tubulus erstreckt sich ein Rohr abwärts bis auf 1/2
Centim. Abstand vom Boden der Flasche. Der andere Tubulus nimmt ein zweites ungefähr 20
Centim. langes Glas- oder Metallrohr von größerem Durchmesser auf, welches
mit Hammerschlag dicht gefüllt ist. Der Hammerschlag, welcher die Stelle der
Sicherheitsdrahtgewebe vertritt, verhütet das Zurückschlagen der Flamme nach dem
Gasbehälter und beugt somit der Explosionsgefahr vor. Man leitet zunächst
Stickoxydgas in die Flasche und sodann das gasförmige Gemenge durch ein
Kautschukrohr in eine Art von Bunsen'schen Brenner, bei
welchem die Luftöffnung und der kleine conische Ansatz zur Regulirung des
Gaszutrittes fehlt. Dieser Brenner ist gleichfalls mit Hammerschlag gefüllt.
Das Stickoxyd wird in einem großen Apparate nach Deville's
Methode auf kaltem Wege durch Einwirkung von Eisen auf Salpetersäure und
Schwefelsäure, welche in geeignetem Verhältnisse mit einander gemengt sind,
dargestellt. Eine der Flaschen enthält eine Schicht von Porzellanscherben und
darüber Bruchstücke von Stabeisen; die andere ist mit dem Säuregemenge gefüllt.
Beide Flaschen sind durch ein dickes, an die unteren Tubulaturen befestigtes
Kautschukrohr verbunden. Der Gasaustritt wird durch einen Hahn regulirt, welcher an
dem das Eisen enthaltenden Gefäß angebracht ist.
Mit einem Apparate von geeigneten Dimensionen erhält man eine blendende Flamme von
nicht weniger als 25 Centim. Höhe. Mit dieser Flamme wurden in dem Laboratorium des
Photographen Franck folgende Versuche angestellt.
1) Die Flamme wurde in einem Blechkasten erzeugt, in dessen einer Wand eine Linse
eingesetzt war, und das Bild eines Glaspositives auf eine empfindliche Platte
projicirt; in 10 Secunden erhielten wir eine um 1/4 des Originales vergrößerte
Copie.
(Der nämliche Versuch, mit einer Magnesiumlampe, worin zwei bandförmige
Magnesiumdrähte brannten, angestellt, gelang nicht so gut; überdies läßt sich bei
dieser Lampe die Beleuchtung nicht so leicht reguliren.)
2) Die Lampe wurde 2 Meter von einem Kupferstich entfernt aufgestellt. Man erhielt
das Negativ, ohne Einschaltung von Linsen und ohne Anwendung von Reflectoren, in 5
Secunden.
3) Als sich Franck in eine Entfernung von 2 Meter von der
Flamme aufstellte, lieferte die Camera sein Porträt in 14 Secunden.
Bei diesen verschiedenen Versuchen wurden die Verbrennungsproducte –
schwefelige Säure und Kohlensäure – durch einen Rauchfang beseitigt, ohne daß
sie auf die empfindlichen Platten eine auffallende Wirkung ausübten.
Die photogenische Kraft der beschriebenen Lampe scheint jene des Magnesiums zu
übertreffen; sie ist zweimal so groß als die des
Hydro-Oxygen-Gaslichtes, und dreimal so groß als die des elektrischen
Lichtes. Die Flamme ist nicht intermittirend wie jene des elektrischen Lichtes, und
verlischt nicht von selbst wie Magnesiumlicht. Ihre Größe gestattet die Beleuchtung
großer Flächen, die Augen können ihren Glanz ohne Nachtheil ertragen, und ihre
Anschaffungskosten sind im Vergleich mit anderen Beleuchtungsapparaten geringer.
Diese vereinigten Vortheile berechtigen zur Hoffnung, daß die
Schwefelkohlenstofflampe bei photographischen Vergrößerungen und bei Reproductionen,
sowohl mikroskopischer als auch anderer naturwissenschaftlich interessanter Objecte,
praktische Anwendung finden werde.
Bei der Zerlegung dieses Lichtes in einem Spectroskop mit vier Prismen erhielt man
ein Spectrum, welches von einem System glänzender, sehr nahe bei einander liegender
Linien durchzogen war. Mit einem einzigen Prisma wurde die Beobachtung schwieriger;
wenn aber der Spalt des Instrumentes eng ist, so beobachtet man in den verschiedenen
Theilen des Spectrums helle Streifen. Lockyer, in dessen
Gegenwart dieser Versuch angestellt wurde, findet eine große Analogie zwischen
diesem Spectrum und jenem des Schwefels.
P.