Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. , S. 77 |
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Miscellen.
Miscellen.
Pneumatisches Gegengewicht für Fördermaschinen.
Eine von Ch. F. Owen, Ingenieur in Chesterfield (England),
construirte Fördermaschine hat folgende interessante Vorrichtung, um die variable
Last des überhängenden Seilgewichtes durch eine variable Kraftquelle auszugleichen.
Die cylindrischen Seiltrommeln sitzen an einer gemeinschaftlichen Welle, welche in
normaler Weise durch beiderseitig aufgesteckte Kurbeln mit zwei Cylindern in
Verbindung steht. Von diesen ist aber nur der eine als arbeitender Dampfcylinder
wirksam, der andere hingegen steht – anstatt mit dem Dampfeinström-
und Ausströmrohr – mit je einem Windkessel in Verbindung, so daß er während
des Ganges der Maschine die Luft aus dem einen Windkessel entnimmt und in den
zweiten hineinpumpt. Indem aber die Windkessel mit nach innen sich öffnenden
Ventilen versehen sind, welche die Bildung eines Vacuums nicht gestatten, so ist
leicht ersichtlich, wie gegen Ende eines Aufzuges der eine Windkessel mit Luft von
atmosphärischer Spannung, der zweite Windkessel jedoch mit hoch comprimirter Luft
gefüllt ist. Bei der hierauf erfolgenden Reversirung der Maschine wird sonach die
aus dem letzteren Windkessel durch den Cylinder in den ersteren übertretende
comprimirte Luft eine Arbeit leisten, welche durch Kolben, Kreuzkopf und Schubstange
auf die Welle der Seiltrommeln übertragen, die Arbeit des Dampfcylinders unterstützt
und damit während der ersten Hälfte des Aufzuges die erforderliche Mehrkraft
leistet. Bei der Erreichung der mittleren Stellung der beiden Forderkorbe hat sich
inzwischen die Spannung des einen Windkessels so vermehrt, die des zweiten so
vermindert, daß Gleichgewicht herrscht und bei der nun folgenden letzten Hälfte desdse Aufzuges die überschüssige Arbeit des Dampfcylinders durch Vermittelung
des Luftcylinders in
den ersteren Windkessel aufgenommen und zur Rückgabe während der ersten Hälfte des
nächstfolgenden Aufzuges vorbereitet wird.
Hierdurch kann, bei Wahl geeigneter Dimensionen, ein völlig gleichmäßiger Gang der
Fördermaschine erreicht werden, so daß damit die Anwendung von Gegengewichten oder
conischen Seiltrommeln selbstverständlich entfällt.
Fr.
Untersuchungen über siliciumreiches Roheisen; von Troost und Hautefeuille.
Das Silicium, lange als eine Verunreinigung des Roheisens angesehen, zählt jetzt zu
den nothwendigen Elementen der zum Bessemern bestimmten Roheisensorten. Die
Metallurgen nennen solche siliciumreichen Sorten ganz charakteristerisch
„heißes Roheisen“. Der
heißere Gang des Converters, die größere Temperaturerhöhung, scheint von der
Einführung einer größeren Menge eines brennbaren Stoffes im Roheisen abzuhängen. Das
Silicium entwickelt durch die Verbrennung im Converter eine dreimal größere
Wärmemenge als ein gleiches Gewicht Kohle, die sich in Oxyd verwandelt. Die Erhöhung
des Wärmevermögens erfolgt um so bedeutender, je mehr Kieselsäure die Verbrennung
des Siliciums ergibt – einen festen Körper, welcher im Apparat zurückbleibt,
während Kohle ein Gas liefert, welches beim Entweichen aus dem Ofen einen Theil der
erzeugten Wärme wegführt.
Aber in Wirklichkeit wird die Bezeichnung „heißes Roheisen“
durch die bemerkenswerthen Eigenschaften des Siliciums gerechtfertigt. Diese
Eisensorten können während der Reinigung länger bei höherer Temperatur erhalten
werden wie gewöhnliche Sorten. Durch die ausgezeichnete Reinigungsmethode Deville's mit Sauerstoff konnten wir nachweisen, daß sehr
kieselreiches Roheisen sich bei hoher Temperatur in Gegenwart von oxydirenden oder
reducirenden Gasen, wie sie sich identisch im Converter finden, ganz anders verhält
wie gewöhnliches Eisen.
Kieselreiches Roheisen, in einem Tiegel von ungelöschtem Kalk unter Einwirkung eines
Stromes von Leuchtgas und Sauerstoff flüssig erhalten, bildet ein Bad, welches
selbst bei bedeutendem Sauerstoffüberschuß langsam oxydirt wird. Das Metall, durch
den Gasstrom stets bewegt, bedeckt sich mit einem irisirenden Häutchen, welches die
Badränder in Fluß erhält und sich wie beim Silberabtreiben unausgesetzt erneuert.
Man kann, ohne die Erscheinung zu ändern, bedeutend über die Schmelztemperatur
feuern. Diese Erscheinungen unterscheiden die Reinigung sehr kieselreicher
Roheisensorten von derjenigen gewöhnlicher Sorten vollständig; diese, auf gleiche
Weise behandelt, reinigen sich nur unter Erscheinung lebhafter und glänzender
Funken. Diese Funkenerscheinung ist abhängig von der Entwickelung des Wasserstoffes
und des Kohlenoxydes im flüssigen Bade; diese Gase, welche sich in den heißesten
Theilen entwickeln, bewirken in den weniger heißen Theilen Auswürfe. Während nun
gewöhnliches Roheisen viel solcher Gase entwickelt, geben sehr kieselreiche Sorten
nur Spuren. Dieser Umstand erklärt den Unterschied beim Reinigen von
kohlenstoffreichen und von siliciumreichen Roheisensorten. Wir konnten, nachdem wir
kieselreiches Roheisen ruhig und lange bei sehr hoher Temperatur flüssig erhalten,
dieselben lebhaften Funken erzeugen, indem wir eine passende Menge manganreichen
Roheisens hinzusetzten. Auf ganz gleiche Weise lassen sich die Blasen, die sich bei
dieser Reinigung entwickeln, eben so wie die, welche sich beim Erkalten im Metall
bilden, nicht erklären; ihre Entwickelung ist oft von einer merklichen Aenderung in
der chemischen Zusammensetzung des Roheisens oder des Stahles begleitet, wie dies
die folgenden Versuche zeigen.
Das Kochen des Roheisens oder des
Stahles, wie es die Hüttenleute täglich beobachten, kann im Laboratorium
leicht beobachtet werden. Hierzu genügt, die Masse in feuerbeständigen Apparaten
flüssig zu erhalten; die Erscheinung hält an, so lange das Metall ohne merkbare
Temperaturveränderung flüssig bleibt. Diese Entwickelung ist nicht an eine
Einwirkung des Metalles auf oxydirende Gase der Atmosphäre (Wasserstoff oder
Kohlensäure) gebunden, da sie sich auch in deren Abwesenheit zeigt. Roheisen,
welches 72 Stunden flüssig erhalten wurde in einem wohlverschlossenen Apparat und
unter schwachem Druck, entwickelte noch Gas. Dasselbe Roheisen, in
kohlenoxyd- und wasserstoffreiche Luft gestellt, verhält sich wie in einem
trockenem Raume, und die Analyse zeigte uns, daß das entweichende Gas Kohlenoxyd
ist.
Diese anhaltende Gasentwickelung kann nicht von aufgelösten Gasen herrühren, weil die
Temperatur unverändert bleibt; sie entsteht durch Einwirkung des Roheisens auf die
Porzellanschale, wie die Analyse uns zeigte. Wir fanden nämlich, daß das Roheisen
Kohlenstoff verliert und Silicium aufnimmt; wir konnten die Anreicherung des
Roheisens an Silicium unter Erzeugung von Kohlenoxyd bis zu 8 Proc. Silicium
verfolgen. Bei höherem Gehalt erhöht sich die Schmelzhitze des Metalles so sehr, daß
wir darauf verzichten mußten, die Einwirkung auf Porzellan zu studiren. Diese ersten
Versuche zeigten deutlich, daß bei einer höheren als der Schmelztemperatur des
Roheisens das Kohleneisen die Eigenschaft besitzt, die Kieselsäure zu reduciren;
aber sie gestatteten nicht, das Bestreben zu bestimmen, welches das Kohlenoxyd
ausüben muß, damit soviel Silicium oxydirt werde, als durch die Einwirkung des
Kohlenstoffes und des Eisens auf das Silicium und die Silicate erzeugt wird.
Wir mußten uns vorläufig begnügen, die Anreicherung an Silicium im flüssigen Roheisen
unter einem analogen Druck des Kohlenoxydes, wie er in den metallurgischen Oefen
stattfindet, nachzuweisen. Wir nahmen unsere Zuflucht zu der von Sauvage beschriebenen feuerbeständigen Substanz, der Gaize, welche gleichzeitig sehr kieselreich und sehr
alkaliarm ist. In einem solchen Tiegel von sehr großer Dicke, welcher in einen
Tiegel von Graphit und Kohle gefüllt war, wurde graues Roheisen mit 0,21 Proc.
Silicium und 5,32 Proc. Kohlenstoff erhitzt; die Luft bildete hier in Berührung nur
dem Roheisen Kohlenoxyd und Wasserstoff, wie im gewöhnlichen Coaksofen. Nach
24stündigem Erhitzen fanden wir, daß die Gaize um das Roheisen herum stark
angegriffen war; das Metall war mit Silicium angereichert, und es hatte sich ein
saures Silicat von Eisenoxydul gebildet. Einige Metallkügelchen hatten sich in
Vertiefungen von mehr als 2 Centim. in die kieselige Masse hineingefressen.
Derselbe Versuch mit Stahl wiederholt, gab analoge Resultate, das Roheisen und der
Stahl vor und nach diesen Versuchen analysirt, gaben folgende Zahlen:
Si.
C.
1)
Ursprüngliches Roheisen
0,21
5,32
Roheisen nach 48stündigem Erhitzen im Porzellantiegel
0,87
5,20
Roheisen nach 24stündigem Erhitzen im Gaizetiegel
1,07
3,90
Metallkörnchen, die sich in die Gaize hineingefressen
3,40
–
2)
Ursprünglicher Gußstahl
0,10
1,54
Stahl nach 24stündigem Schmelzen im hessischen Tiegel
0,26
0,74
Stahl nach 24stündigem Schmelzen im Gaizetiegel
0,80
0,70
Diese Einwirkung des Roheisens und Stahles auf kieselige Massen beweist, daß, will
man dem Metall kein Silicium zuführen, man die Schmelzung in Gefäßen aus Kalk oder
Magnesia ausführen muß. Durch Erhitzen von siliciumreichem Eisen im Gaizetiegel
haben wir nachgewiesen, daß eine Mischung von 20 Proc. Silicium, die nur einige
Zehntausendstel Kohlenstoff enthielt, mehrere Tage flüssig erhalten werden konnte
und dabei an Silicium weder merklich verlor, noch gewann. Geringe Mengen von
Kohleneisen genügen demnach, um bei sehr kieselreichen Schlacken die
Siliciumausscheidung zu compensiren. Erhitzt man reines Silicium in einem
Kohlentiegel, so wird es bei seiner Schmelztemperatur langsam durch Kohlenoxyd
oxydirt. Die Oxydation erfolgt nicht schnell, wie man dies durch die Absorption des
Kohlenoxydes nachweist, wenn man die Temperatur erreicht, bei welcher Porzellan
weich wird. Aber bei diesen Temperaturen befindet sich dann Kohlenoxyd großentheils
aufgelöst, so daß die Oxydation hauptsächlich durch freien Sauerstoff bewirkt wird;
unter diesen Umständen bemerkt man kleine Wolken unverbrannter Kohle, welche den
Kohlenstoff in den Flammen vertreten.
Da im Hohofen Kohlenstoff, Eisen und die Silicate sich im Contact befinden, so
beginnt die Zerlegung dieser Silicate durch den Kohlenstoff und das Eisen in der
Rast und im Gestell; sie setzt sich fort im Herd, wenn die Wände sehr kieselreich
sind; sie trägt also zur Anreicherung des Roheisens mit Silicium bei.
Diese Schlüsse schienen uns durch die Beobachtungen bestätigt, welche Jordan nach Veröffentlichung unserer Arbeit bekannt
machte. Nach ihm soll man, um sehr kieselreiches Roheisen zu erzielen, den Hohofen
sehr heiß und sehr langsam gehen lassen; die Reduction der Kieselsäure bei Gegenwart
von Kohlenstoff und Eisen hat unter diesen Umständen Zeit, sich langsam auszuführen.
Auch soll die Beschickung sehr kieselreich sein. Demnach darf man nicht vergessen,
daß andere Ursachen bei Production von kieselreichen Roheisensorten eintreten
können. Die Reaction des Kohleneisens auf die Kieselsäure ist langsam, auch ist die basische Natur
der Schlacken dabei wenig günstig.
Wir haben direct festgestellt, daß kieselreiches Roheisen, in Kalk oder in einem sehr
basischen Kalksilicat erhitzt, Silicium verliert. Eine Ursache zur Erzeugung
siliciumreicher Roheisensorten liegt in der Einwirkung auf die Silicate der
alkalinischen Metalle, die stets in merklicher Menge im Schmelzgut vorhanden sind.
Der Einfluß dieser Alkalimetalle ist leicht deutlich zu machen. Man erhitze in einem
Windofen ein Gemenge von Pottasche, Kohle, Eisenfeilspänen und Kieselsäure; bei
hoher Temperatur erhielten wir so ein Roheisen mit 15,16 Proc. Silicium und 2,94
Proc. Kohlenstoff. Diese Reaction, viel schneller wie die vorige, wirkt theilweise
zur Erzeugung kieselreichen Roheisens während des schnellen Herabsinkens des
Metalles in der heißen Zone des Hohofens. (Annales des mines,
t. IV p. 1 durch die berg- und
hüttenmännische Zeitung, 1874 S. 144.)
Carbonisiren von Thon, Gyps u.s.w.
Nach einem Patent von Smith werden Kunst- und
Decorationsgegenstände aus Thon, Gyps u. dgl. in Theeröl, geschmolzenes Harz und
ähnliche flüssige Kohlensubstanzen getaucht und nachher bei gelinder Wärme gebrannt.
Man macht durch diese Behandlung die Gegenstände dauerhafter, härter und äußerst
politurfähig. Wo Erhitzen bis auf Rothglut erfordert wird, schließt man die
Gegenstände in Kapseln ein, um das Verbrennen der festen Kohle zu verhindern.
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 1297.)
Quantitative Bestimmung von Metallen in Legirungen; von Lockyer.
Eine größere Zahl von verschiedenen Normallegirungen ist auf einer circulären Scheibe
so aufgegeben, daß jede derselben leicht und rasch vor die Spalte eines Spectroskops
gebracht werden kann. Beobachtet man nun das durch Elektricität hervorgerufene
Spectrum einer zu bestimmenden Legirung und gleichzeitig damit das einer
Normallegirung, deren Zusammensetzung genau bekannt ist, so läßt sich aus der
Uebereinstimmung der Spectra die Zusammensetzung der zu untersuchenden Legirung
angeben. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 1297.)
Neue Bestimmungsweise der Metalle oder Oxyde; von E. J. Maumene.
Die größte Schwierigkeit der Bestimmung der Metalle im oxydirten Zustande oder der
Oxyde selbst entspringt aus der Leichtigkeit, mit welcher die bis zum Rothglühen an
der Luft erhitzten Metalle sehr verschiedene und unbestimmte Oxydationsstufen
annehmen. Das Kupfer z.B. kann, als Oxyd bestimmt, fast reines Oxydul (Cu₂O)
hinterlassen, wenn man es einer sehr hohen Temperatur aussetzt und rasch abkühlt,
oder reines Oxyd (CuO), wenn es langsam erkaltet und während des Glühens fein
zertheilt geblieben ist, mithin keine Schmelzung erlitten hat. Ein und dasselbe
Gewicht Oxyd P kann mithin 88,89 bis 80 Proc. Metall enthalten. In der That hat
man
im ersten Falle 64/72 = 8/9 = 88,89 Proc. Kupfer;
im zweiten Falle 32/40 = 4/5 = 80,00 Proc. Kupfer.
Man löst diese Schwierigkeit oft durch Reduction des erhaltenen Oxydes mittels
Wasserstoff; allein eine solche Operation ist umständlich, das reducirte Metall läßt
sich nicht gut unverändert aufbewahren, und wenn man auch noch so wenig in Arbeit
nimmt, so hat doch schon der kleinste Irrthum alle die Uebelstände im Gefolge,
welche man vermeiden will.
Man kann aber diese Schwierigkeiten umgehen, indem man das Oxyd, sobald es bis zur
Zerstörung des Filters geglüht ist, mit einem kleinen Ueberschusse Schwefelsäure
befeuchtet und dann vorsichtig erhitzt, um es in den Zustand von MO, SO₃ (MSO₄) überzuführen, was leicht
ausführbar ist; es handelt sich dann nur darum, das Gewicht des Sulfates genau zu
bekommen, wobei eine neue Schwierigkeit eintritt. Im Allgemeinen zieht das pulverige
Sulfat begierig Wasser aus der Luft an. Man kann allerdings den dadurch entstehenden
Fehler vermeiden, wenn man den Tiegel unmittelbar nach dem Erkalten wiegt; am
sichersten verfährt man jedoch, wenn man dem noch warmen Sulfate eine gewogene Menge
Stearinsäure (oder Paraffin oder sonst ein ähnliches Fett) zusetzt und dann erst
wiegt. (Comptes rendus, t. LXXIX p. 179; Juli 1874.)
W.
Temperaturen beim Bergsteigen.
Ueber die Temperaturen des menschlichen Körpers beim Besteigen von Bergen liegen eine
Reihe von Beobachtungen verschiedener Forscher vor, welche sehr abweichende
Resultate ergeben. Ein Theil hat eine Temperaturerniedrigung beobachtet, während
Andere eine Erhöhung der Temperatur wahrgenommen. Zu letzteren gehörte auch F. A.
Forel, welche wegen des Widerspruches der Angaben
eine neue Untersuchung dieser Frage unternommen und in einer ausführlichen
Abhandlung im Bulletin de la Société
médicale de la Suisse romande veröffentlicht hat.
Er kommt zu dem Resultat, daß die Muskelbewegung des Bergsteigens die Temperatur des
Körpers erhöht. Je größer die Muskelanstrengung, desto größer die Menge der
entwickelten Wärme. Unter sonst gleichen Umständen, bei gleichen äußeren und inneren
Bedingungen, bei gleicher Niveaudifferenz und gleicher Zeitdauer ist die beim
Aufsteigen entwickelte Wärme bedeutend höher als die beim Hinabsteigen. Der
Ermüdungszustand scheint auf diese Temperatursteigerung keinen Einfluß zu haben. Der
Zustand verlängerter Nüchternheit hindert diese Temperaturerhöhung nicht. Der durch
eine heftige gymnastische Uebung über seine Normaltemperatur erhitzte Körper geht
sehr langsam auf seine normale Wärme zurück. Auch auf hohen Bergen von 2000 bis 4000
Meter und mehr Höhe können die Bewegungen der Muskeln die Temperatur des
menschlichen Körpers steigern; in all seinen Versuchen hat eine solche
Temperatursteigerung stattgefunden. (Naturforscher, 1874 S. 380.)
Darstellung von Wasserstoffgas; von Lackersteen.
Ueberhitzter Wasserdampf wird über erhitztes Manganoxyd geleitet. Genaue Einhaltung
der rechten Temperaturen (nicht angegeben welche) und der Zeitdauer der Berührung
des Dampfes mit dem Oxyde soll gute Resultate in Bezug auf Abscheidung von
Wasserstoff geben. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S.
1297.)
Ueber den Durchgang des elektrischen Stromes durch Hölzer; von
Th. Du Moncel.Nach den Comptes rendus, 1874 t. LXXIX p. 41, 110,
154.Im Telegraphic Journal (Nr. XXXVI p. 261 u. Nr. XXXVII p. 275) knüpft Du Moncel an die
Mittheilung seiner Versuchsergebnisse weitere theoretische Betrachtungen. Er
fand bei Ermittelung des Widerstandes der Hölzer namentlich, daß der Einfluß
der Länge und des Querschnittes der Hölzer beim Durchgang der Elektricität
durch dieselben nicht dem Ohm'schen Gesetze
folgt; ausführlicheres über diese Versuche und das bei ihnen
eingeschlagene besondere Verfahren der Widerstandsbestimmung berichtet er in
Comptes rendus, 1874 t. LXXIX p. 295. Auch über den Einfluß
der Größe und Lage der die Elektricität dem Holze zuführenden Platten, sowie
über den Einfluß der Faserrichtung bemühte sich Du
Moncel Klarheit zu verschaffen. (Ebendaselbst p. 365). Endlich untersuchte er das Verhalten
mit Paraffin, mit Firniß oder mit Alkohol getränkter Hölzer, besonders um zu
erfahren, ob sie durch das Tränken bessere Isolatoren und dadurch für
gewisse technische Zwecke werthvoller würden.
Um zu erfahren, ob die von ihm seit längerer Zeit beobachtete Fähigkeit der Hölzer,
einen durch empfindliche Galvanometer nachweisbaren elektrischen Strom
durchzulassen, blos eine Folge der Feuchtigkeit sei, welche auch in als
„trocken“ geltenden Hölzern vorhanden ist, hat Du Moncel zahlreiche Versuche angestellt. Dabei mußten
verschiedene fremde Einflüsse fern gehalten werden; so konnte die Isolirung des
Holzes und der Zuleitungsdrähte, der Grad des Andrückens der den Strom zuleitenden
Platten, die Größe der mit letzteren verbundenen Flächen, der Feuchtigkeitszustand
der Luft im Experimentirzimmer die Versuchsresultate fälschen; ja selbst die Stromstärke
erwies sich als nicht gleichgiltig. Bei dem verwendeten Galvanometer mit 3600
Windungen vermochte z.B. ein von 9° auf 7,5° herabsinkender und dann
auf dieser Stärke erhaltener Strom den letzteren Ausschlag der Nadel nicht
hervorzubringen, wenn in Folge einer Stromunterbrechung die Nadel auf 0°
zurückgegangen war, dann aber der Strom wieder geschlossen wurde; die Nadel blieb
nämlich nach einer kaum merklichen Bewegung auf 0° stehen.
Du Moncel ließ zu den Versuchen aus den verschiedensten
Hölzern Prismen von 10 Centim. Länge, 2 Cm. Breite und 1 Cm. Dicke anfertigen,
schaltete diese mittels zweier Platinplatten, welche durch Bronzepressen scharf an
die Holzprismen angedrückt wurden, in den Kreis von 6 Elementen (mit
doppelt-chromsaurem Kali) ein und notirte die Nadelablenkung 5 Minuten nach
dem Schließen des Stromes. Dann kamen die Prismen erst 1/2 Stunde, darauf 2 Stunden
in einen Trockenkasten, und jedesmal ward ihr Leitungsvermögen bestimmt, während sie
noch warm waren; dann blieben sie über Nacht der Luft ausgesetzt und wurden abermals
geprüft; endlich kamen sie in einen geschlossenen Kasten, welcher mit Feuchtigkeit
gesättigt war, da auf seinem Boden eine Schale mit Wasser stand; der
Feuchtigkeitsgrad wurde notirt und das Leitungsvermögen wieder gemessen. Die
Contactflächen der Platinplatten überstiegen 6 Quadr. Centim. nicht und der
Zwischenraum zwischen den beiden Platten betrug 6 Centimeter.
Ein solches Prisma aus Eichenholz, welches der Tischler als sehr trocken bezeichnete,
gab 55° Ausschlag; nachdem es 2 Stunden im Trockenkasten gewesen war, gab es
keinen Ausschlag; mehrere Tage in einem der Sonne ausgesetzten Zimmer aufbewahrt,
wurde es nicht leitungsfähiger; nachdem es in einer hellen und trockenen Julinacht
der Luft ausgesetzt worden war, gab es am Morgen 13° Ausschlag.
Ein großer, allerdings eine Wand berührender, aber seit mehr als 10 Jahren
ausgetrockneter Tisch zeigte 9° oder 12° Ablenkung, je nachdem eine
Länge von 2 Meter oder 50 Centim. in den Stromkreis eingeschaltet wurde.
Der Druck der Platinplatten gegen das Holz beeinflußte die Stromstärke so, daß beim
stärksten Druck 12°, bei einem schwächeren nur 5° Ausschlag erschien
und die Nadel 0° zeigte, wenn die Platten ihrem eigenen Gewichte überlassen
wurden. Wenn aber die Platten einfach auf eine mit einem Tropfen destillirtem Wasser
befeuchtete Stelle gelegt wurden, so erhielt man sofort das Maximum des Ausschlages
– genau so, wie wenn die Platten mittels der Presse angedrückt worden
wären.
Ein Eichenholzprisma von 10 Centim. Länge und 2 Cm. Breite und Dicke wurde mittels
Guttapercha-Drähten und 4 Platinplatten, welche an seinen Enden scharf
angepreßt wurden, in den Stromkreis eingeschaltet und das Ganze mit 2
Guttapercha-Haken an einem vor dem Fenster des Experimentirzimmers
ausgespanntes Guttapercha-Seil gehängt; vom Mittag bis zum Sonnenuntergang
war es den Sonnenstrahlen ausgesetzt. Da zeigte sich die Leitungsfähigkeit C, der Hygrometerstand H und
der Thermometerstand T:
Fünftägiges Mittel
An einem ganz heitern Tage
C.
H.
T.
C.
H.
T.
6 Uhr Nachmittags
7,5°
28,9°
22,5°
9,0°
34,0°
22,0°
9 „ „
8,6
42,4
19,6
11,0
49,0
18,0
Mitternachts
10,8
48,9
17,4
15,0
51,5
17,5
3 Uhr Morgens
13,9
50,0
16,2
18,0
50,0
16,2
6 Uhr Morgens
16,9
45,9
18,4
22,0
51,5
16,0
9
„
„
15,0
36,7
21,1
19,0
32,0
22,5
Mittags
12,1
24,9
24,2
13,5
19,0
25,0
3 Uhr Nachmittags
9,9
21,2
25,3
14,0
17,5
26,0
Die Leitungsfähigkeit zeigt also dieselben Schwankungen wie das (Haar-)
Hygrometer, doch treten bei ihr Maxima und Minima viel später auf als jene der
Feuchtigkeit der Luft. Die Feuchtigkeit der Nacht speichert eine größere Menge
Wasser im Holze auf und vergrößert so die Leitungsfähigkeit, bis die Sonne das Holz
wieder austrocknet. Die Temperatur äußert neben dem Austrocknen noch einen Einfluß
durch Erhöhung des Leitungsvermögens der vom Holz aufgenommenen Feuchtigkeit; daher
zeigt sich in der obigen Tabelle rechts ein größerer Ausschlag bei steigender
Temperatur von Mittags bis 3 Uhr Nachmittags.
Der Wechsel in der Luftfeuchtigkeit läßt sich also auch bei den Hölzern erkennen,
welche scheinbar ganz trocken sind; wenigstens erreichen diejenigen, welche die
Luftfeuchtigkeit schnell aufnehmen können, kurz nach Sonnenaufgang und kurz vor
Sonnenuntergang ihr Feuchtigkeits-Maximum und Minimum.
Die folgende Tabelle zeigt die Versuchsresultate bei verschiedenen Hölzern und zwar
in der Spalte C in dem Zustande, wie der Tischler sie
lieferte, in Spalte B nach Mündigem Aufenthalt in der
Trockenkammer, in Spalte A und D nach einem Aufenthalte von 2 bezieh. 5 Stunden in dem feuchten Kasten,
zwischen zwei Decken von feuchter Leinwand; die Feuchtigkeit der umgebenden Luft in
diesem Kasten entsprach 42° des Haar-Hygrometers, eine Viertelstunde
nach dessen Einführung. Die Spalte E endlich enthält die
Ablenkung nach einem abermaligen 2stündigen Aufenthalte in der Trockenkammer und
einem Aufenthalte von 15 Stunden in dem feuchten Kasten.
A
B
C
D
E
Schwarzes Ebenholz (Diopyros ebenum)
75°
0°
86°
80°
14°
Falsches Ebenholz (Cytise des Alpes)
10
0
79
16
8
Calcedra (Sorte Eisenholz)
23
0
71
37,5
14
Gemeiner Buchsbaum
22
5 dann 0
76
35
17
Akacie
14
0
55
18,5
10
Pappel
27
0
85
44
17
Weide
10
5 dann 0
50
21
15
Linde
10
0
87
24
43
Kastanie
9
5 dann 0
85
12,5
48
Rothtanne
12
0
62
20
18
Nußbaum
9
4 dann 0
45
12
15
Weißtanne
8
5 dann 0
32
11
25
Ulme
9
0
48
13
35
Eibe
8
4 dann 0
46
9
10
Buche
7,5
0
38
10,5
30
Platane
6
5 dann 0
56
10
11
Virginische Ceder
6
5 dann 0
51
7
9
Steineiche
5
60 dann 0
90
7
17
Apfelbaum
3
4 dann 0
86
3
10
Gemeine Eiche
3
5 dann 0
32
3
9
Nachdem die Hölzer nochmals 2 1/2 Stunden in der Trockenkammer getrocknet worden
waren, ließ sich nach zweistündigem Aufenthalt in dem erwähnten feuchten Kasten kein
Ausschlag nachweisen, und erst nach 15stündigem Aufenthalte im feuchten Kasten
wurden die Zahlen der Spalte E erhalten, welche einem
wirklichen Einsaugen zugeschrieben werden müssen. Die Zahlen dieser Spalte E lassen einen Gegensatz zu den Zahlen der anderen
Spalten hervortreten, im Verhalten der harten Hölzer und gewisser weicher. Es
scheint, daß die harten Hölzer die von lange her in ihnen aufgespeicherte
Feuchtigkeit schwerer abgeben, und daß dieselbe nach einem ersten oberflächlichen
Austrocknen nach einer gewissen Zeit der Ruhe wieder auftritt; dafür nehmen sie,
vollständig ausgetrocknet, die Feuchtigkeit der sie umgebenden Luft langsamer auf
als die weichen; sie können sich aber, da diese Aufnahme stetig ist, im Verlauf
eines langen Zeitraumes mit einer hinreichenden Menge Feuchtigkeit anfüllen und
dieselbe auf Dauer behalten, selbst in einem trockenen Raume. So war es bei. dem zum
Versuche benützten schwarzen Ebenholze, welches mehr als 40 Jahre in einem sehr
trockenen Schranke eingeschlossen gewesen war; ebenso bei dem Buchsbaum, der
Calcedra und der Steineiche.
Textabbildung Bd. 214, S. 84
Datum; Leitungsvermögen des
Ebenholzes; Hygrometer; Thermometer; Juli; Mittel; Leitungsvermögen des
Lindenholzes
Eine Vergleichung des Ganges der Feuchtigkeitsaufnahme bei harten und weichen Hölzern
gestattet beistehende Tabelle.
Bei Beginn des Versuches kam das Ebenholz und das Lindenholz aus der Trockenkammer
und beide ergaben keine Nadelablenkung.
Du Moncel dehnte diese Versuche noch weiter aus und fand
im Momente des Empfanges bei Pockholz (Guajak) 63,5°, bei chinesischem
Eisenholz 66°, bei Palissander 16°, hei Acajou 8°, bei polirtem
Elfenbein 50°, bei polirtem Horn 72°, bei Knochen 10°, bei
Schildkrot und Ebonit 0° Ausschlag. Als diese Stoffe aus der Trockenkammer
kamen, war der Ausschlag 0°, und nach 15 Stunden in dem feuchten Kasten
7° beim Pockholz, 10° beim Palissander, 8° beim Acajou,
5,5° beim Elfenbein; mit den anderen Stoffen wurden die letzten beiden
Versuche nicht vorgenommen. Während des Aufenthaltes in der Trockenkammer gaben
mehrere dieser Stoffe harzige und ölichte Producte aus; so das Guajac, Palissander,
Elfenbein, bezüglich dessen namentlich wir auf unsere Quelle (p. 157) verweisen.Du Moncel vermuthet, daß diese harzigen und
ölichten Stoffe Isolatoren seien und beim Erkalten die Poren des Guajak und
Elfenbeins verstopften, der feuchten Luft dann den Zutritt verwehrten und so
diese Körper selbst isolirend machten. Andere Körper (z.B. polirtes
Schildkrot) werden besser isolirend, wenn sie in einer Weise geknetet
werden, daß sie eine nicht poröse Masse bilden. So bilden namentlich
Sägespäne von hartem Holze, wenn sie mit Blut angemacht und einem so
beträchtlichen Drucke ausgesetzt werden, daß sie eine feste und zähe Masse
bilden (wie die künstlichen harten Hölzer „bois durcis“ von Latry)
einen sehr guten Isolator für die galvanischen Ströme. Diese Eigenschaft
macht dieses Holz sehr werthvoll für den Bau von
Präcisions-Instrumenten, so daß es in vielen Fällen das Ebonit
ersetzen kann. Von diesem Gesichtspunkte aus stellte Du Moncel gerade die schon erwähnten Versuche mit den mit Paraffin
getränkten Hölzern an, und erkannte aus einer anderen Versuchsreihe, daß ein
starkes Zusammendrücken der Hölzer diese anfangs in Folge der Verdichtung
besser leitend, später durch Abhaltung der äußeren feuchten Luft besser
isolirend macht. (Vergl. Comptes rendus t. LXXIX
p. 591.)
Um den Einfluß des Thaues kennen zu lernen, unterwarf Du
Moncel mehrere isolirende Substanzen dem Versuch. Dieselben wurden 9 Uhr
Abends (bei 45° des Haar-Hygrometers) auf isolirenden Unterlagen der
Luft ausgesetzt und blieben es während der ganzen Nacht, in welcher die Feuchtigkeit
von 45° auf 48, 39 und 30 sich änderte. Um Mitternacht wurde der erste
Versuch gemacht, mittels zweier breiter Stücke Zinnfolie, welche 6 Centim. von
einander entfernt, auf jede der Probeplatten gelegt wurden; es erschien keine
Wirkung im Galvanometer, außer beim straff gespannten Papier, welches durch die
Feuchtigkeit schlaff wurde und 28° Ausschlag gab. Am anderen Morgen um 8 Uhr
fand sich bei der gefirnißten Porzellanplatte 6° Ausschlag, bei der
Fensterglastafel 8°, beim Harzkuchen 5°, bei der Guttaperchaplatte
5,5°, bei der Ebonitplatte 5°, bei dem straffen Papierblatt
22°. Die an der Oberfläche verdichtete Feuchtigkeit ergibt also nur eine
schwache Wirkung, wenigstens so lange sie nicht Tröpfchen bildet. Zur Zeit dichten
Nebels dagegen (wie am 19. Juli) erweisen sich beiderlei Hölzer gleich; sie
erreichten 6 Uhr Morgens 40° Ablenkung, welche bis Morgens 9 Uhr nur um
3° sank.
E–e.
Gummi-Ueberschuhe für Pferde.
Der Amerikaner A. J. Dean in Newark N. J. (Nesbitt Street
Nr. 266) hat nach einer Meldung des Scientific American
(September 1874, S. 166) auf „Gummischuhe für Pferde“ ein
Patent erhoben. Diese Schuhe werden in ähnlicher Weise verfertigt wie die
Gummi-Ueberschuhe für Menschen – und zwar aus Kautschuk bester
Qualität. Sie sollen die Hufeisen ersetzen und dadurch mannigfachen Krankheiten,
denen der Huf der Pferde unterworfen ist, vorbeugen; ja nach Angabe des Erfinders
sollen schon zahlreiche hufleidende Pferde durch Anwendung der Gummischuhe statt
Hufeisen currirt worden sein.
Der Gummischuh kann leicht angelegt und abgezogen werden, so daß das Pferd im Stall
oder auf der Weide unbeschuht gelassen wird. Im Vergleich zu Hufeisen stellen sich
die Kosten der Gummischuhe um 1/3 höher; das Gewicht der letzteren ist um 40 Proc.
niedriger. Es werden die Schuhe in 16 verschiedenen Größen hergestellt, so daß
dieselben gut paffend jederzeit zu beziehen sind.
Schädlichkeit des Gaswassers für die Fischzucht; von Prof. A.
Wagner.
In Folge einer Beschwerde der Münchener Fischer über das Einschütten des Gaswassers
in die Isar hat der polytechnische Verein (bayerisches Industrie- und
Gewerbeblatt, August 1874 S. 248) ein von Prof. A. Wagner
verfaßtes Gutachten erstattet, in welchem auch über Versuche berichtet wird, welche
Prof. A. Wagner angestellt hat, um die Schädlichkeit des
Gaswassers für Fische zu ermitteln. Es wurde Brunnenwasser mit verschiedenen Mengen
von Gaswasser versetzt und darin mit je zwei kleinen Fischen nachfolgende
Beobachtung gemacht.
In Wasser, welches 1 Proc. Gaswasser zugesetzt enthielt, wurden die hineingegebenen
Fische sofort sehr unruhig, suchten herauszuspringen, lagen nach 1 Minute am Rücken
und waren nach 6 Minuten leblos.
In Wasser, welches 1/2 Proc. Gaswasser zugesetzt enthielt, wurden die hineingegebenen
Fische sofort unruhig, lagen nach 5 Minuten am Rücken und waren nach 30 Minuten
leblos.
In Wasser, welches 1/4 Proc. Gaswasser zugesetzt enthielt, wurden die hineingesetzten
Fische nach einiger Zeit unruhig, lagen nach 1 Stunde am Rücken und waren nach 1 1/2
Stunde leblos.
In Wasser, welches 1/10 Proc. Gaswasser zugesetzt enthielt, blieben die Fische ruhig;
einer derselben ließ nach 3 1/2 Stunden keine Veränderung erkennen, war aber nach 6
Stunden leblos; ein anderer (ein kleiner Hecht) zeigte selbst nach 7 Stunden keine
Veränderung, war aber am anderen Morgen todt.
Um nun die schädliche Einwirkung des Gaswassers zu vermindern, empfiehlt Prof. Wagner, statt wie bisher Fässer voll Gaswasser mit circa 30 Ctr. Inhalt in den Fluß zu gießen, das
Gaswasser vielmehr in dünnem Strahl so langsam einfließen zu lassen, daß für das
Ablaufen des jeweilig producirten Tagesquantums auch 24 Stunden aufgewendet werden,
so daß beim Maximum der Münchener Tagesproduction in der Minute 5, beim Minimum 1
Liter Gaswasser auszufließen hätten. Diese geringen Mengen würden sofort so stark
verdünnt und durch chemische Umsetzungen zwischen den Bestandtheilen des Gas-
und Flußwassers unschädlich werden, daß ein Schaden für die Fischzucht nicht mehr zu
befürchten ist.
Darstellung farbloser krystallisirter Phenylsäure; von Dr. H. Schnitzler in
Wesseling bei Cöln.
Die Darstellung von Phenol von untadelhafter Qualität wird noch immer von nur wenigen
Fabriken betrieben. In einer Theerdestillation thätig, welche bedeutende Mengen
Theer verarbeitet, halte ich es daher für zweckmäßig, folgende von mir gefundene
Darstellungsweise völlig farbloser Phenylsäure zu veröffentlichen; vielleicht wird
dadurch eine allgemeinere Verwerthung der sogen. carbolhaltige Oele ermöglicht.
Trübes schwarzes sogenanntes Carbolnatron wurde in einer kupfernen Blase über starkem
Feuer so lange (15 Kilogrm. etwa 10 Stunden) erhitzt, bis das Destillat milchig
wurde. Das Gesammtdestillat bestand aus Wasser, Naphtalin, Theerölen und Phenol. Die
Hauptmenge des Phenols blieb mit dem Natron verbunden als eine nach dem Erkalten
feste Masse zurück. Die Maximaltemperatur des Dampfraumes war 170°; die
Temperatur der flüssigen Masse wurde nicht bestimmt, muß aber bedeutend höher
gewesen sein. Die Masse wurde im Kessel in Wasser gelöst und ungefähr auf das 3fache
des ursprünglichen Volumens verdünnt. Nach einigen Tagen hatte sich ein Schlamm
abgesetzt; eine Probe der klaren Lösung wurde durch Wasser getrübt. Aus der Lösung
wurde das Phenol durch verdünnte Schwefelsäure abgeschieden und aus einer
Glasretorte destillirt. Nach Beseitigung des zuerst übergegangenen Wassers wurde ein
farbloses flüssiges Phenol von Honiggeruch erhalten, welches durch ein Körnchen
Chlorcalcium oder krystallisirten Phenols in wenigen Minuten erstarrte, so daß die
Krystallmasse nur eben feucht erschien. Nur das zuletzt Uebergehende zeigte etwas
mehr füssige Theile; der letzte Rest war schwach gelb gefärbt. Die Krystalle sind
durch eine Bunsen'sche Pumpe, bei welcher die Luft durch
Baumwolle und Chlorcalcium gereinigt ist, ohne Verlust trocken zu erhalten. Die
zwischen Papier gepreßten trockenen Krystalle blieben im wohlverschlossenen Glase
bei mäßigem Tageslicht monatelang weiß; im offenen Glase erhielten sie bald einen
violettröthlichen Schein und lösten sich schließlich zu einer gelbrothen
Flüssigkeit. Die Färbung wird hier offenbar durch Einwirkung auf Staubtheilchen der
Luft hervorgerufen. Auf Papier der Sonne ausgesetzt, waren die Krystalle bald
spurlos verschwunden; sie besitzen demnach in trockener Luft ein starkes
Verdunstungsvermögen.
Im Großen wäre die Destillation in einer schmiedeisernen Blase mit Zinn-,
vielleicht auch Blei- oder Kupferrohr auszuführen. Bei Abscheidung der
Phenole durch Salzsäure muß die Neutralisation besonders sorgfältig geschehen, etwa
bis zum beginnenden starken Aufbrausen, da ein Eisengehalt des Kühlrohres eine
Färbung hervorrufen könnte. Damit die geschmolzene Masse bei anfangs hoher Füllung
des Kessels schließlich leicht von den letzten Dämpfen befreit werde, um also an
Zeit, Feuerung und Kesselreparatur zu sparen, ist es empfehlenswerth ein zweites
Abzugsrohr mit Ventil entsprechend tiefer anzubringen. Nicht genügend erhitztes
Carbolnatron liefert ein gelbgefärbtes, unangenehm riechendes Phenol.
Selbst bei größerem Gehalte an flüssigen höheren Phenolen wird man auf diese Weise
oder auch durch vorherige partielle Fällung einen großen Theil des krystallisirten
Phenols erhalten können. Die Angabe, daß geringe Mengen flüssiger Phenole die
Krystallisation dauernd hindern können, scheint nur Muthmaßung zu sein; sie werden
nur einen dem Lösungsvermögen entsprechenden Theil flüssig erhalten.
Das Wesentliche dieser Methode beruht also auf der Möglichkeit des völligen Verjagens
resp. Unlöslichmachens oder Verkohlens der die spätere Färbung hervorrufenden
Verunreinigungen.
Ein Versuch mit phenylsaurem Kalk (mit überschüssigem Kalk) lieferte ein ungünstiges
Resultat, da die
Masse schwammig wurde und deshalb die Hitze schlecht leitete, so daß die oberen
Partien theerige Bestandtheile zurückhielten und mit Naphtalinblättchen durchdrungen
waren. Vielleicht war der überschüssige Kalk daran schuld.
Ueber die Verfälschungen des Bienenwachses mit dem japanischem
Wachse; von Ch. Mène.
Seit einer Reihe von Jahren erscheint unter dem Namen Japanisches Wachs
Wir besitzen über diese Substanz in chemischer Beziehung nur eine Notiz von
Oppermann (Annales de
Chimie et de Physique, 1832), eine deutsche von Sthamer und Meyer,
nach welcher dieselbe viel Palmitin enthält, und noch eine andere deutsche
Notiz von Brandes. auf den Märkten unserer Hafenstädte Havre und Bordeaux regelmäßig ein
Product, welches per Kilogramm für 1 3/4 bis 2 Franken
verkauft wird. Da man dasselbe gegenwärtig in bedeutender Menge zum Verfälschen des
Bienenwachses, welches per Kilogrm. durchschnittlich 3
3/4 bis 4 Fr. kostet, anwendet, und diese Fälschung den Handel mit Wachs stark
verdächtigt, so hat Verf. sich bemüht, ein leicht und schnell auszuführendes
Verfahren zur Entdeckung dieses Betruges zu ermitteln. Am geeignetsten zur
Erreichung dieses Zweckes schien die Vergleichung der Dichte, des Schmelzpunktes und
des Erstarrungspunktes der beiden reinen Waaren und ihrer Gemische zu sein; die
darüber angestellten Versuche lieferten folgende Resultate. Zur Bestimmung des
specifischen Gewichtes wurde Weingeist angewendet, und dann auf das Wasser = 1,00000
umgerechnet.
Dichtigkeit.
Schmelzpunkt.
Erstarrungspunkt.
Reines japanisches Wachs
1,00200
52–54° C.
45–46°
C.
Reines Bienenwachs
0,96931
64–65
63–64
Mischung von 50 jap. Wachs und 50 Bienenwachs
0,93518
64–65
61–62
„ „
60 „
„
40 „
0,92785
64–65
61–62
„ „
65 „
„
35 „
0,90730
64–65
61–62
„ „
70 „
„
30 „
0,90452
63–64
61–62
„ „
75 „
„
25 „
0,90164
63–64
62–63
„ „
80 „
„
20 „
0,88703
63–64
62–63
„ „
90 „
„
10 „
0,85100
63–64
62–63
Aus diesen Zahlen geht hervor, daß man nur durch das specifische Gewicht im Stande
ist, einen derartigen Betrug zu entdecken, denn weder der Schmelzpunkt noch der
Erstarrungspunkt liefern brauchbare Anhaltspunkte. Verf. beschäftigt sich jetzt
damit, das Verhalten zu den verschiedenen Lösungsmitteln zu studiren. (Comptes rendus, t. LXXVIII p. 1544; Juni 1874.)
W.
Zur einheitlichen Garnnumerirung.Ueber den gegenwärtigen Stand der Garnnumerirungsfrage und der noch zu
lösenden Aufgaben hat – als Vorlage für den Brüsseler Congreß
– Dr. Max Weigert eine empfehlenswerthe Broschüre: „Die
einheitliche Garnnumerirung“ herausgegeben. (Verlag von
Leonhard Simion. Berlin 1874.)
Im Anschluß an unseren Bericht über den Wiener Congreß für einheitliche
Garnnumerirung bringen wir nachstehend die Beschlüsse des Congresses, welcher vom
21. bis 24. September d. J. in Brüssel tagte und sich vornehmlich mit der Bestimmung
eines Normal-Haspels beschäftigte.
Die Beschlüsse des Brüsser Congresses lauten:
„In Erwägung, daß die vielen verschiedenen Systeme der Garnnumerirung,
welche gegenwärtig in Kraft sind, ein Hinderniß für Handel und Verkehr bilden,
wie dies bereits der Wiener Congreß 1873 anerkannt hat;
in Berücksichtigung der allgemein anerkannten Nothwendigkeit, alle Arten von Garnen
nach einem einzigen einheitlichen System zu numeriren;
in der Annahme, daß das metrische System im Begriff das allein geltende für Maß und
Gewicht zu werden und daher das einzige ist, welches für die beabsichtigte Reform
zulässig erscheint;
in der Voraussetzung, daß es zwar möglich ist, für alle Sorten Garne Haspel von
gleichem Umfang anzuwenden, daß aber die bestehenden Gebräuche und die Schwierigkeit
diese abzuändern berücksichtigt werden müssen;
in Anbetracht, daß unter diesen Verhältnissen keine Veranlassung gegeben ist, die
Haspelumfänge für jede Art von Garn gesetzlich festzustellen;
in Erwägung indessen, daß der Umfang des englischen Haspels für Baumwolle von 1,37
Meter (1 1/2 Yards) derjenige ist, dessen Annahme die meiste Aussicht bietet,
England zur Anerkennung des metrischen Systemes zu veranlassen, beschließt der
Congreß:
1) Die internationale Garnnumerirung gründet sich auf das
metrische System.
2) Die Nummer des Garnes wird durch die Anzahl von Metern
ausgedrückt, welche auf ein Gramm gehen; für die rohe und gezwirnte Seide findet
eine Ausnahme laut Artikel 5 und 6 statt.
3) Die Länge des Strähns (Schnellers, Echeveau) wird für alle
Arten gehaspelter Garne auf 1000 Meter mit Decimal-Unterabtheilungen
festgesetzt.
4) Jede Art von Haspelung ist gesetzlich zulässig, insoferne sie
tausend Meter Garn auf den Strähn (Schneller, Echeveau) ergibt.
5) Die Numerirung der rohen und gezwirnten Seide ist auf die
unveränderliche Einheit der Länge von 1000 Meter und die veränderliche Einheit
des Gewichtes von einem Decigramm begründet.
6) Für die Nummern-Scale der Seide wird, um den
Handels-Usancen aller Seide cultivirenden Länder Rechnung zu tragen, das
veränderliche Gewicht einer unveränderlichen Längeneinheit angenommen und die
Sortir-Probe auf Längeneinheiten von 500 Meter zu 50 Milligramm Gewicht
zugelassen.
Als nützlich und jedem anderen vorzuziehen empfiehlt der Congreß die Annahme des
englischen Haspelumfanges von 1,37 Meter, bemerkt aber, daß nachstehende
Haspelumfänge, welche gleichfalls im Gebrauch sind, dem metrischen System angepaßt
werden können:
für
Streichgarn
1,50
Meter
mit
67
Umgängen
„
Kammgarn
1,37
„
„
73
„
„
Vigogne
1,37
„
„
73
„
„
Baumwolle
1,37
„
„
73
„
oder
1,4285
„
„
70
„
„
Flachs und Hanf
2
„
„
50
„
oder
1,25
„
„
80
„
„
Chappe (Bourre de
soie
Floretseide)
1,25
„
„
80
„
oder
1,37
„
„
73
„
Zum Schluß sprach der Congreß einstimmig den sehr berechtigten Wunsch aus: diejenigen
Regierungen, welche bereits das metrische System angenommen haben, möchten mit der
größten Konsequenz und Energie darauf sehen, daß dasselbe auch bei allen
Gelegenheiten in Handel und Verkehr streng durchgeführt und veraltete Usancen, die
sich nicht damit vereinigen lassen, verpönt werden.
Berichtigung.
In Dr. L. Erdmenger's
Abhandlung über „Portlandcement aus dolomitischem Kalk“ ist im
Nachtrag 2 auf S. 46 dieses Heftes zu lesen: „Ein Stück eines völlig
erhärteten Gußstückes, das mit 0,5 Maß Wasser auf 1 Maß Cement angemacht worden
war, erlitt bei obigem 20 Proc. Magnesia enthaltenden
Cement in schwacher Rothglut einen Verlust von 7,46 Proc., bei Cement u.s.f.“