Titel: | Anlage zum Schleifen von Holzstoff zur Papierfabrikation; nach Waissnix und C. A.Specker. |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 31 |
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Anlage zum Schleifen von Holzstoff zur
Papierfabrikation; nach Waissnix und C.
A.Specker.
Mit Abbildungen auf Taf.
I [d/1].
Waißnix und Specker, Schleifen von Holzstoff zur
Papierfabrikation.
Zur Ergänzung der in diesem Journal (1874 214 1)
beschriebenen Holzschleifmaschinen möge nachstehend das von Gebrüder Waißnix und C. A. Specker in
Wien patentirte und schon mehrseitig ausgeführte System beschrieben werden, nach
welchem die in Fig.
18 bis 21 skizzirte Anlage einer Holzschleiferei eingerichtet ist. Das
Wesentliche dieses Systems besteht in der Vereinfachung der Zerfaserung und
Sortirung, indem der
Raffineur ganz weggelassen und der Cylindersortirapparat durch eine einfache und
leicht zu behandelnde Sortirmaschine mit geraden Sieben ersetzt ist.
Dem vorliegenden Verfahren liegt das beim Verkleinern des Getreides durch die
Flachmüllerei repräsentirte Princip zu Grunde. Bekanntlich wird hier zwischen eng
gestellten Steinen eine rasche Verkleinerung der Körner erzielt und zuletzt ein
Sortiren der Mahlproducte durchgeführt – im Gegensatz zur Hochmüllerei, in
welcher das Getreide stufenweise verkleinert wird bei jedesmaliger Sichtung der
Producte.
Analog wird auch bei dem Waißnix-Specker'schen
Schleifverfahren das Holz bei größerer
Steingeschwindigkeit, sanfterem Anpressen und unter Zuführung von reichlichem Wasser
geschliffen, und der Holzstoff ohne weitere Zwischenoperationen sogleich in die
verschiedenen Nummern sortirt. Durch Beseitigung des Raffineur und durch
Vereinfachung der Sortirapparate wird aber die ganze Schleiferei so einfach, daß
eine nähere Beschreibung und Darstellung derselben wohl gerechtfertigt erscheint
– um so mehr, als manche Holzschleifer durch bloße Beseitigung des Raffineur
ungünstige Erfahrungen in ihrer Fabrikation gemacht und deshalb ein absprechendes
Urtheil über das Waißnix-Specker'sche System
gefällt haben. Es kann aber dies Urtheil darum nicht als maßgebend betrachtet
werden, weil die wesentlichsten Bedingungen des vereinfachten Verfahrens dabei
unbeachtet geblieben sind. Hinsichtlich der rationellen und nutzbringenden
Durchführbarkeit desselben beschränken wir uns lediglich auf die in günstigem
Betriebe stehenden Holzschleifereien nach Waißnix-Specker in Görlitz, Reichenau, Erlach, Türkheim hinzuweisen
und nachstehend eine Anlage mit zwei Maschinensortimenten kurz vorzuführen.
Das Holz wird auf einem vertical rotirenden Stein geschliffen unter reichlichem
Zufluß von Wasser. Der sehr stark verdünnte Holzstoff geht direct vom Defibreur auf
die nebenan (parallel oder senkrecht zu demselben) gestellte Sortirmaschine und von
dieser zur Stoffpresse, um entweder als Holzstoff für die weitere Verarbeitung zu
Papier verpackt oder – wie dies in verschiedenen Fabriken geschieht –
um sofort auf einer sogen. „Deckelmaschine“ (d. i. eine
Stoffpresse mit Deckelapparat statt Schabcylinder) zu Pappdeckel verarbeitet zu
werden.
Der Schwerpunkt der vorliegenden Maschinerie liegt in der Sortirmaschine, weshalb
dieselbe in Fig.
21 [b/2] im Längenschnitt besonders angedeutet
ist. Dieselbe besteht aus drei über einander liegenden (leicht auszuhebenden)
geraden Sieben f, h und k,
welche der Reihe nach engere Maschen besitzen und durch welche der im Canal e vom Defibreur zufließende Holzstoff nach und nach passirt. Die Siebe
sind in einem soliden gußeisernen Gestelle beweglich aufgehängt und erhalten durch
Zugstangen und Kurbeln eine rüttelnde Bewegung. Dadurch werden die Fasern horizontal
auf dem Sieb geschichtet, und gleiten alle gröberen Fasern, deren Länge die Weite
der Sieböffnung übertrifft, einfach herab in einen vorgestellten Kasten m, n resp. o. Nach m gelangen die gröbsten Fasern und Holzsplitter; die
durchgehende Masse bildet den Holzstoff Nr. 3, welcher auf den unterhalb gelegenen
schrägen Tisch g gelangt und von diesem je nach Bedarf
entweder direct abgezogen und entwässert oder aber auf das zweite feinere Sieb h abgegeben wird. Hier werden die gröberen Fasern in den
Kasten n abgeschieden, der feinere Holzstoff Nr. 2 aber
gelangt auf den Tisch i, eventuell auf das feinste Sieb
k, durch welches die Nummer 1 in den Kasten l, der übrig bleibende Stoff jedoch in den Kasten o abgegeben wird.
Erfahrungsgemäß fällt die Menge der sich in den Kästen n
und o ansammelnden Fasern (welche als Holzstoff Nr. 4
und 5 Verwendung finden) so gering aus, daß es sich in der That nicht lohnt,
dieselben auf einem Raffineur weiter zu verarbeiten; dieselben können direct den
gröbsten Papiersorten beigesetzt werden.
Je nach Wahl der Siebe kann also der Holzstoff bis zu fünf verschiedenen Sorten
gesichtet werden. Allerdings erhält man bei weniger sorgfältigem Schleifen des
Holzes nach Waißnix-Specker's Verfahren gegen
gewöhnlich eine etwas geringere Menge feinsten Stoffes Nr. 1; allein dieses Ergebniß
kann diesem System doch nicht als ein Nachtheil angeschrieben werden. Einem feineren
Papier muß man feineren Stoff zusetzen als einer gröberen Papiersorte, letzterer
aber nicht feineren Stoff in größerer Menge. Da jedoch ziemlich mehr gröbere Papiere
wie feinere consumirt werden, so ist ein naturgemäßer Bedarf von Holzstoffsorten
verschiedener Feinheitsgrade vorhanden. Und das beschriebene Verfahren liefert auch
mindestens ebensoviel Holzstoff Nr. 1, als die übrigen Nummern zusammen genommen
ausmachen; es scheint somit kein Mißverhältniß in dieser Hinsicht vorhanden zu sein,
von ausnahmsweisen örtlichen Bedürfnissen abgesehen.
Unbestritten bleibt bei Allem die einfache und leichte Bedienung und Reinigung der
Sortirmaschinen mit geraden Sieben, und nach der ganzen Darlegung darf man wohl das
Waißnix-Specker'sche Verfahren nur als
Fortschritt in der Holzstofffabrikation bezeichnen.
G. M.